STORM & STRESS lassen ihre selbstbetitelte EP mit einem netten kleinen Intro starten, bevor es in die Vollen geht – und beim Basslauf stark an einen RED HOT CHILLI PEPPERS-Song erinnert. Etwaige Verwirrung ist aber nach wenigen Sekunden vorbei, wenn der Rest der Combo klarmacht, dass hier melodischer Hardcore angesagt ist. Treibend, schnell und mit ausgezeichnetem Songwriting verstehen es die Typen, in knapp zwölf Minuten ordentlich Arsch zu treten. Die Produktion ist Güteklasse A und gibt jedem Instrument gleichberechtigt viel Platz, was besonders der Rhythmusabteilung zugute kommt, aber auch die sehr gute Gitarrenarbeit glänzen lässt. Sänger stehen ja eh immer im Rampenlicht, aber nur wenige haben es so verdient wie dieser junge Mann, der den Großen seiner Zunft (und des Genres) in nichts nachsteht. Kurz: wer COMEBACK KID, THIS IS HELL und Metalriffs in Kombination mag, wird mit STORM & STRESS glücklich. Feine Scheibe, der hoffentlich bald ein komplettes Album folgt!
Rein theoretisch könnte ich hier das Review von Kollege Memme zum Vorgänger “When The Ravens Fly Over Me“ eins zu eins übernehmen, denn nahezu alle Fakten und Stilbeschreibungen treffen auch auf „Call Of The Broken Souls“, das zweite Album des Quartetts, zu. Die spanischen Black Metaller stehen in ihrer Heimat so gut wie alleine da, doch dafür machen sie einen wirklich guten Job! DANTALION klingen einerseits musikalisch und auf Progressivität, Anspruch und Atmosphäre ausgerichtet, auf der anderen Seite aber auch ausreichend böse und authentisch. Stilistische Vergleiche mit Bands wie DARK FORTRESS oder NAGLFAR sind daher nicht ganz von der Hand zu weisen, denn auch auf pompöse Keyboard-Orgien legen die Spanier keinen Wert, sondern beziehen ihren Bombast einzig aus der hymnischen Ausrichtung der Stücke. Das einzige Problem dieser Scheibe ist das noch nicht ganz ausgereifte Songwriting, das die Songs trotz ihres durchweg hohen Niveaus nicht im Ohr haften lassen will. Auch nach dem fünften Durchlauf hat sich kein herausragendes Stück bemerkbar gemacht, was „Call Of The Broken Souls“ dann zwar zum empfohlenen Anspieltipp, aber nicht zum Hammerwerk macht. Wenn die Spanier hier in Zukunft noch etwas mitreißender zu Werke gehen, ist vielleicht beim nächsten Mal der „Tipp“ drin. Keine große Steigerung zum Debüt, aber auf alle Fälle eine sehr hörenswerte Angelegenheit!
Katzen haben dem Volksmund nach neun leben, CREMATORY scheinen den putzigen Vierbeinern nicht nach zu stehen: Seit Jahren wird mit jedem Album eine Anknüpfung an alte Zeiten oder der großen Schritt nach vorn versprochen. „Pray“ reiht sich ein, und nach dem letzten „Klagelieder“-Experiment mit deutschen Texten gibt’s nun wieder englische Brecheisenlyrik. Und CREMATORY machen weiter das was sie schon immer tun: Einfach aufgebaute, knappe Songs, mehr oder weniger eingängig, mehr oder weniger unspektakulär. Felix grunzt, nicht mehr ganz so kraftvoll wie in jungen Tagen und völlig im Schatten des -bisweilen durchaus beachtlichen- cleanen Gesangs ihres Gitarristen Matthias, und beschert uns reihenweise solche ulkige Passagen wie „ ...touch the skies, just like butterflies ...“ (aus „Left The Ground“). Einzig auffällig in ihrer musikalischen Welt ist vielleicht, dass das Keyboard kaum mehr tragende Melodieparts übernimmt – denkt man an ihre Gassenhauer zurück beinahe ein kleiner Bruch. Der Titelsong „Pray“, „Left The Ground“, „When Darkness Falls“ oder „Burning bridges“ sind die in den letzten Jahren typisch gewordenen Standard-CREMATORY Tracks mit recht kräftigen Gitarren und schnell durchschautem Songaufbau bei mehr („When Darkness Falls“) oder weniger („Burning Bridges“) gelungenem Chorus. Die Produktion setzt auf druckvolle Drums („Remember“) und klaren Sound und untermauert den Eindruck, viele einzelne Songs vor sich zu haben denen das große ganze Flair fehlt. Gothic Metal typische Atmosphäre kommt so bei mir nicht auf, Emotionen werden keine geweckt. „Pray“ hat bei den härteren Songs Durchschnitt, bei den ruhigeren Songs aber auch echte Durchhänger am Start – und so ist „Pray“ einmal mehr kein Album das ein nicht-CREMATORY Fan hören muss.
VERGE kommen aus dem schönen Nürnberg und demonstrieren, dass die Stadt sich auch in punkto musikalischem Nachwuchs nicht zu verstecken braucht. Mit "From Now On..." legt das Quintett seine erste, sechs Tracks umfassende Veröffentlichung vor, und die rockt. Stilistisch am ehesten in New Metal angesiedelt, gibt das Werk mit dem ersten Song "Torn Into" gleich mal ordentlich Gas; die ganze CD kommt ausgesprochen druckvoll daher. Von der allgemeinen Tendenz her könnte man sagen, dass "From Now On..." von Song zu Song zunehmend melodischer wird. "Lie" weist durchaus ziemlich harte Passagen auf, ohne dabei ins Krachige abzurutschen, "Voices" kommt etwas verhaltener daher und kann sich respektabler Bass-Passagen rühmen. "Broken Ladder" wirkt im Vergleich zu den vorangehenden Songs ruhig, ist hochgradig melodisch und, zumindest nach der bescheidenen Meinung der Rezensentin, der stärkste Track des Albums. Freunde modernen Metals aufgepasst, die Jungs könnten noch von sich hören lassen!
WITH BLOOD COMES CLEANSING begeben sich auf ihrem Zweitwerk „Horror“ auf die Spuren von THE BLACK DAHLIA MURDER, besonders beim Gesang und der Gitarrenarbeit. Allerdings können die christlichen Musiker nicht wirklich überzeugen und liefern in den zwölf Songs nur Durchschnitt ab. Die ersten zwei, drei Tracks wissen noch zu gefallen, aber danach verliert das Album an Flair und schleppt sich ohne Überraschungen dem Ende entgegen. Von Highlights gar nicht erst zu reden, die hat „Horror“ nicht zu bieten. Einige Parts sind zwar durchaus gelungen, ebenso wie die Produktion, aber das rettet den Silberling nicht vor dem Absturz in die Bedeutungslosigkeit des Durchschnitts. Nicht wirklich gut, nicht wirklich schlecht, da bleibt einzig der coole Bandname im Gedächtnis.
Aus Nordrhein-Westfalen stammt diese Band, die 2004 von Gitarrist und Sänger Kain als Ein-Mann-Projekt unter dem Namen KÄLTETOD gegründet wurde, doch bereits 2005 aufgrund von Verwechselungsgefahr den Namen THYRGRIM bekam. Zwischenzeitlich als Trio (das auch den ersten Longplayer „Winterhall“ eingespielt hat) unterwegs, sind nur noch Kain und Drummer Sturmgeist übrig geblieben, die auch für den neuesten Streich „Niedergang“ verantwortlich zeichnen. Das in Eigenregie produzierte Werk bietet von vorn bis hinten puren, unverfälschten und sehr rohen, aggressiven Black Metal der alten Schule. Keyboards, weibliche Hochdrehzahl-Heulsusen oder gotisches Rotwein- und Rasierklingenambiente sucht man hier zum Glück vergebens. THYRGRIM sind auch keine Freunde von BPM-Orgien und rasendem Blastspeed, sondern braten uns ihre räudigen Riffs und das minimalistische Drumming zumeist mit angezogener Handbremse (selbst bei den schnelleren Parts, die allerdings flottes Midtempo nicht überschreiten) um die Ohren, was ihnen fast schon einen doomigen Anstrich verpasst. Dabei kommen allerdings geschickt platzierte Breaks und das trotz der aufs Allernötigste reduzierten Instrumentierung durchdachte, bisweilen sogar progressive Songwriting nicht zu kurz, was Songs wie der vertrackte, lässig nach vorne peitschende Opener „Mit Blut Geschrieben“, das düster-schleppende „Aus Ruinen“ oder der sehr geile Achtminüter „Dorthin Wo Alles Begann“ eindrucksvoll unter Beweis stellen. Wer die essentiellen Bestandteile des Schwarzmetalls zu schätzen weiß und Bands wie DARKTHRONE, BURZUM (rein musikalisch, versteht sich!), aber auch alte VENOM oder SODOM gerade wegen ihrer fiesen Sound-Grundgerüste und ruppigen Produktionen liebt, sollte sich diesen Underground-Brocken reinziehen und einen der stärksten Newcomer seit Langem in diesem Genre für sich entdecken!
LIGHT PUPIL DILATE sind ein weiterer Beweis für die These, dass Bandnamen nicht wirklich oft Sinn machen. Das US-Trio hat sich aber insofern einen passenden Namen gegeben, als dass ihre Musik ähnlich verwirrend ist. Genregrenzen fröhlich ignorierend, wursteln sich die Herren durch neun Songs und alles, was in Sachen Stromgitarrenmusik so zu finden ist – klassischer Metal, Grunge, Hardcore, moderner Metal, Noise. You name it, we play it. Manchesmal wirkt das Ergebnis wenig nachvollziehbar und noch weniger durchdacht, aber oft genug ergibt sich aus dem wilden Mix ein ganz eigener Stil, der etwas an charmantere (weil weniger brutal) MASTODON erinnert („Selfless“). Beim Gesang wird selten aggressiv vorgegangen, meistens gibt es eine recht hohe Stimme, wie sie IGNITE auch haben. „Snake Wine“ (auch Plattentitel sind viel zu oft herrlich bescheuert) ist kein einfach zu beschreibendes Album, aber für aufgeschlossene Musikfreunde einen Probedurchlauf wert.
Sie hören auf mit dem Headbangen, wenn sie tot sind. Soso, das schreiben die Koreaner (nein, keine Inder) also. Da wollen wir doch alle mal die Daumen drücken, dass sie noch fleißig mit der Rübe rotieren …. Was auch ein bisschen an der Musik liegt. Vielleicht sind die Jungs mittels Exotenbonus an ihren Vertrag gekommen, schlecht sind die Asiaten aber keineswegs. Allenfalls ein wenig hektisch in ihrem Bemühen um einigermaßen eigenständigen Thrash Metal. Letztlich klappt es auch nicht, irgendwie scheint in diesem Metier alles gesagt. Dennoch handelt es sich bei „Perseverance“ um ein professionelles Album der bereits seit 1993 existenten Kapelle, wobei die Musiker weitestgehend auf zu stumpfe Anbiederung an die 80er-Jahre auskommen. Das äußert sich dann in einem modernen, trockenen Sound und in immer wieder zitierbaren Ähnlichkeiten mit Genregrößen wie Slayer oder Death Angel. Und dann gehen MAHATMA einen anderen Weg als LOTD und nehmen gelegentlich auch mal die Füsschen vom Gaspedälchen. So gibt es pureren Metal der stampfenden Variante und sogar einen ruhigen, balladesken Rausschmeißer. Nicht zu vergessen: Das Cover von Priests „Painkiller“ – weder ein sonderlich spektakulärer Song zum Nachspielen, noch sonderlich spannend umgesetzt. Alles in allem stimmt hier vieles in Einzelteilen, nur spannend, das sind MAHATMA in der Gesamtheit irgendwie nicht. Trotzdem: Weitermachen mit Kopfschütteln, abgemacht?
Die schwedische PEST. Machen old-school Black Metal ohne Weibergesang und Keyboards. Soweit so gut? Naja. In der Tat machen Necro und Equimanthorn das ziemlich kompromisslos aber eben auch recht beliebig. Seit elf Jahren krawallt sich das Duo durch mal verkackte, jetzt wieder angesehenere Labels, immer mit dem Mut zur Musik von gestern und vorgestern. Auch die Songtitel sind mächtig alte Schule, das ist viel „possessed“, es gibt viele „Beasts“, „Hellfire“ und vieles mehr, Hauptsache gegen den blöden Jesus. Das ist einerseits ganz charmant, andererseits aber auch ein bisschen ausgenudelt. Was auch für die Musik selbst zutrifft. Nicht, dass PESTs neue Scheibe nervt, aber „Rest In Morbid Darkness“ macht es eben wie Darkthrone und viele andere: Metal wird zu Thrash, wird zu Black Metal…. Es poltert an allen Ecken und Enden, manchmal doomen sie auch noch herum vieles riecht nach frühen Bathory, manches stinkt nach Burzum, vor allem der mehr als 14-minütige Rausschmeisser „The Lust For Cruelty“. Kutten und Spikes im Schrank? Dann braucht ihr diese Scheibe auch noch, ist ja auch besser als Cholera. Sonst allerdings wohl eher nicht.
Aus Thamuz entstand 2004 TERHEN, eine finnische Doom-Band, melancholisch selbstverständlich. Doom meint hier nicht nur Melancholie, sondern auch Brutalität, was dann häufig zum Begriff Doom-Death führt. Allerdings scheuen sich die Soumis nicht vor einem gerüttelt Maß an Keyboard-Einsatz, schaffen es dabei aber dennoch, ihre Emotionen nicht zu verwässern. Herausgekommen sind fünf lange Epen, zwei davon mehr als 13 Minuten lang. Vergleiche mit Bands wie Swallow The Sun keimen beinahe automatisch auf, gegen ihre Landsmänner haben TERHEN auch nicht den hauch einer Chance – was dennoch nicht an einem mehr als gelungenen Debüt-Album ändert. Ein Unterschied ist der gelegentlich eingesetzte Frauengesang, mit dem die Skandinavier mal wieder auf die „Gut gegen Böse“-Strategie setzen und damit streckenweise ein bisschen langweilen. Aber selbst diese Abstriche verhindern weder die beinahe schon depressiven Stimmung noch die gelungen-düstere Atmosphäre, die das bisweilen fast hypnotische Scheibchen transportiert.