Anlässlich des Reunion-Konzerts und des Best Of-Doppelalbums „Mothership“ wurde jetzt auch der Kinofilm „The Song Remains The Same“ aus den Archiven gekramt und neu auf DVD veröffentlicht. Die Band-Mitglieder persönlich haben dabei das Remastering des Sounds und die neue Abmischung in Dolby 5.1 überwacht. Im Mittelpunkt des Films steht das LED ZEPPELIN-Konzert in New York im Jahr 1973, das eingerahmt und z. T. auch unterbrochen wird von etwas merkwürdigen sowie größtenteils ziemlich sinnfreien Fantasy-Sequenzen, aber auch von Backstage-Szenen. Erstere kann man zum Glück umgehen, indem man die Songs direkt über das Menü anwählt, nur leider wird auch während der Songs an einigen Stellen von der Live-Performance zu Video-Clip-artigen (Pseudo-)Handlungssequenzen übergeblendet, was einen jedes Mal aus der Konzertatmosphäre herausreißt. Diese allerdings kommt genial und absolut authentisch rüber. Wenn man die Band auf der Bühne sieht, einschließlich des damals noch lebenden John Bonham, und sie Songs wie “Black Dog”, “No Quarter” oder natürlich auch das titelgebende „The Song Remains The Same“ vom Leder lässt, ist Gänsehaut pur angesagt. Die Kamera ist dabei immer nah an den Musikern, so dass man irgendwann das Gefühl hat, mit auf der Bühne zu stehen und unmittelbar am Geschehen teilzuhaben. Der Sound ist ebenfalls großartig und ist so sensibel geremastered worden, dass er den heutigen Hörgewohnheiten angepasst wurde, aber trotzdem noch nach 70s klingt. Auf der zweiten DVD gibt es dann auch noch ein paar nette Specials, wie ein Interview mit Robert Plant und dem LED ZEPPELIN-Manager, Nachrichtenberichte und vor allem zusätzliche Songs aus dem Konzert, darunter auch das geniale „The Ocean“. Für alle LED ZEPPELIN-Fans ist die DVD eh ein Muss, aber auch wer auf Bands wie WOLFMOTHER oder MOTORPSYCHO steht, bekommt hier anschaulich vorgeführt, wo die musikalischen Wurzeln dieser Bands liegen. Trotz der oben erwähnten Handlungssequenzen ist dieser Film alles in allem ein tolles Zeitzeugnis einer der größten Bands der Rockgeschichte.
Gitarrist Bill Menchen (ansonsten noch mit Seventh Power und Final Axe unterwegs) hat mit seiner noch seetüchtigen TITANIC nach den beiden Alben „Maiden Voyage“ (1995) und „Screaming In Silence“ (2002) mit „Full Steam Ahead“ ein neues Album vom Stapel gelassen. Dabei segeln die 10 Songs im Bereich des traditionellen Metals, mit etwas NWOBHM-Affintät versehen und trotz guter Produktion und massentauglichen Parts mit leichtem Underground Flair. Ganz groß dabei an Bord – David St. Martins als neuer Mann am Mikro, der mit seiner klar rauen Stimme wohl jeder Metalband gut zu Gesicht stehen würde und immer wieder an den alten Dampfer RUNNING WILD erinnert (gleich der Opener „Shovel The Coal“ sei da mal angemerkt). Zwei Bonus Tracks mit STRYPER-Drumer Robert Sweet gibt es dann auch noch, wobei vor allem das abschließende „Come Home“ mit seiner kraftvollen Performance zu überzeugen weis. Beide Songs stammen vom Debüt „Maiden Voyage“ und sind mit dem damaligen Sänger Simon Tyler am Mikro. Über das Cover und über White Metal kann man nun gerne streiten (wobei hier kaum missionarisches auszumachen ist) – unbestreitbar liefern TITANIC mit „Full Steam Ahead“ aber eine solide Metalscheibe für Traditionalisten ab. Anspieltipps: das mit einem klasse Riff gesegnete „Sons Of Thunder“, den rhythmische Kopfnicker „Upon The Cross” und den sofort ins Ohr gehende Schunkelsong „Wisdom“.
ULTIMATUM starteten in 1992 in den Staaten, veröffentlichten 1995 ihr Debüt „Symphonic Extremities“ und nun mit „Into The Pit“ ihr viertes Album. Musikalisch gibt es den altehrwürdigen Thrash ohne Schnörkel, mit ansprechenden Soli und oft im Midtempo. Sänger Scott Waters klingt dabei mehr als räudig genug um auch hier Erinnerungen an alte Bay Area Tage aufkommen zu lassen. Wie das Label schon erahnen lässt, fühlen sich die fünf schweren Jungs (siehe Homepage) neben dem Metal auch den christlichen Werten verbunden. Wer damit keine Probleme hat, bekommt auf „Into The Pit“ unter anderem mit dem zäh treibenden „Blood Covenant“, der heftigen Double-Bass getragenen und mit starkem Riffing versehene „Heart Of Metal“ und „Blind Faith” mit seinen sich sofort festsetzenden Gitarrenpart gutes Futter für Magen und Nacken. Mit dem Maiden-Cover „Wrathchild“ kann ich mich, trotz cooler Umsetzung, aber nicht so toll anfreunden (vielleicht hänge ich da doch zu arg am Original). Sei’s drum! Für Old-School-Thrash Freaks mit Open Mind durchaus mal reinhörenswert.
Die Finnen scheren sich um nix, weder um Trends noch um Veröffentlichungspolitik. Sie geben alle paar Jahre mal eine Scheibe auf den „Markt“ (dies ist die dritte), und die ist dann so traditionell, dass sich nicht wenige fragen werden: Was soll so eine Scheibe? Der Versuch einer Erklärung: BEHEXEN schaffen es, aus vollkommen reaktionären Zutaten ein überaus atmosphärisches Werk zu kreieren. Dabei verzichten sie auf Keyboards (zum Glück) und klinischen Super-Sound, und dafür schaffen sie es, mit den Gitarren beinahe immer sehr hymnisch im Namen Satans zu attackieren. Sie nutzen ihre eigene Seele dabei genauso wie gelungene Tempowechsel und unendlich monotone Parts. Aber egal ob hasenfickerig schnell oder lavadesk – immer haben die Soumis Gespür für den Song, für das Erleben eines wahrhaftig antichristlichen Statements. Hier könnt ihr nicht nur hören, hier könnt ihr auch fühlen, was echter Black Metal sein kann. Und wenn dann gelegentlich sogar noch epische Bathory-Zitate in gelungener Weise dazu gesellen, dann gibt es eigentlich nicht viel zu kritteln. Oder um es mit den Worten des Font-Krächzers Torog, zuständig für „Worship Incantantions“, zu sagen: ,Let The Horror And Chaos Come’ – das soll diese Scheibe. BEHEXEN sind dabei gern behilflich.
Atlanta, Georgia – anstatt schwarzer Koffein-Limonade nehme er sich eine Büchse Bier, Hut auf und zerschlissene Jeans an - ab in den Großstadtschungel. Da gibt es dann Whisky und Kräuterzigaretten und dazu dann ein Konzert dieser Rock’n’Roller. Früher betrieben die vier die Südstaatenrocker Fight Paris, heute grooven ganz traditionell. Klar, Aerosmith, ZZ Top oder auch Guns And Roses lassen grüßen, aber Innovation ist in einem Mix aus Hardrock, Blues, Boogie und Haarspray-Metal eh nicht gefragt. Das beweist auch das voll coole Cover vom Nazareth-Klassiker „Hair Of The Dog“ Zu dieser Musik schließt er am besten die Augen, wippt mit dem Körper und nickt mit dem Kopf. Bis ihm schwindlig wird. Und wenn er dann nicht weiß, ob die Dröhnung von der Spaßzigarette kommt oder vom harten Rock, dann hat der STONERIDER sein Ziel erreicht. Fazit: Gut gemachte Rockmusik und wesentlich authentischer als die unsäglichen Wolfmother und andere Trendreiter… Auf nach Georgia und Prost.
Die Schnellsten sind DARK SUNS nicht, alle drei Jahre ein neues Album ist für Fans eine fast schon zu lange Wartezeit. Aber komplexe Musik wie des Leipziger Trios schreibt sich nicht mal eben so, da muss gewerkelt, verfeinert und neu gestaltet werden, bis es hundertprozentig passt. Diese Detailverliebtheit und der hohe Anspruch an sich selber findet sich auf „Grave Human Genuine“ zu jeder Sekunde – kein Part wirkt unpassend, keine Stimmung zufällig entstanden. Beschreiben lassen sich die acht Songs sehr schwer, dazu sind sie zu vielschichtig und bedienen sich aus zu vielen Genres, von Progressive bis Black Metal. OPETH, KATATONIA und natürlich DISILLUSION (deren Sänger bei den Growls aushalf) können als Orientierungspunkte auf der musikalischen Landkarte hilfreich sein. Es hilft nur, einfach mal reinzuhören und die Musik auf sich wirken zu lassen. Die zerbrechliche Stimme Nicos, sein anspruchsvolles Drumming, die wunderschöne Gitarrenarbeit und die immer wieder hervorbrechenden Bassläufe. Die Stimmung, die von aggressiv bis melancholisch (ganz besonders in den letzten beiden Tracks) reicht. Und zu die sehr gute Produktion, die auch den Randinstrumenten wie den Flöten und den Techno-artigen Beats genug Platz gibt. „Grave Human Geunine“ ist das lange Warten wert, definitiv. DARK SUNS haben ein kleines Meisterwerk des progressiven Metals geschaffen, das ihr letztes Album übertrifft und sich auf Augenhöhe mit der Konkurrenz befindet. Gratulation dazu!
Nach der lezten SCARGOD-EP vollzog Bandkopf Martin Moser einen radikalen Schnitt und entschied, künftig als Einziger Songs unter dem Namen zu schreiben. Auf der neuen EP „Schmerz“ finden sich derer drei, dazu ein gesprochenes Intro. Insgesamt sieben Gastmusiker hat er sich dafür ins Studio geholt, damit seine Vision dunkler Musik kompetent umgesetzt werden kann. Nach dem auf deutsch gesprochenen Intro, das textlich den Rahmen setzt, geht es mit „Cold“ melancholisch los. Hier sticht der weibliche Gesang hervor, der sich mit dem männlichen Counterpart viele Duelle liefern wird – und auch wenn die sich im Engelsstsimme vs. Growls-Schema bewegen, können sie überzeugen, da jeder Stimme auch abseits der Duelle viel Raum zur Entfaltung gegeben wird und der männliche Gesang ebenfalls seine klare Stimme einsetzt. Die Gitarrenfraktion fährt düster-rockige Riffs auf, was vom Schlagzeuger aufgenommen wird und den Songs bei aller Melancholie ordentlich Druck gibt. Kurzum, hier stimmt alles: das Songwriting ist gut, die Musiker verstehen ihr Handwerk und die Produktion ist erstklassig. Düsterrock-Fans und Schwarzkittel sollten ruhig mal ein Ohr riskieren.
Die Ruhrpottler BLACK FRIDAY 29 haben sich für den Nachfolger von „The Escape“ viel Zeit genommen und auch gleich mal das Label gewechselt. In den fast drei Jahren hat sich an der grundlegenden Ausrichtung der Musik nichts geändert, Hardcore gibt noch immer den Ton, irgendwelchen Trends wurde sich nicht gebeugt. Am Gesang werden sich weiterhin die Geister scheiden, für die einen wird er charismatisch, für die anderen schlicht nervig sein. Immerhin passt er vom Aggressionslevel perfekt zur kraftstrotzenden treibenden Musik, die dem Hörer selten einmal eine Pause gönnt. Grundlage dafür bildet noch immer der New Yorker Hardcore-Sound, den BLACK FRIDAY 29 um einige neue Ideen erweitert haben. So wird zum einen die Klon-Falle umgangen, zum anderen klingen die zwölf Songs frischer und überraschender. „Forgive Me“ kann mit einem sehr coolen Chorus aufwarten, währen „Sinking Ship“ eine starke Metal-Schlagseite hat (ohne in Metalcore abzugleiten) und der Rausschmeißer eine rotzige Streetpunk-Nummer ist. Die Platte kann ein durchweg hohes Niveau aufweisen, mit dem jeder Fan zufriedengestellt werden wird. „The Pursiut Of Happiness“ ist der Beweis, dass Weiterentwicklung und Festhalten an Trademarks gelingen können, wenn die Band was auf der Pfanne hat. Haben BLACK FRIDAY 29 definitiv und mit diesem Album einen echten Kracher hingelegt. Respekt!
CARRY THE TORCH machen auf ihrer ersten EP keine Gefangenen und mit „Sepatating The Genus“ schnell auf den Punkt: heftiger, schneller Hardcore, der bei gleichermaßen ins Ohr geht wie in die Fresse haut, wird geboten. Ganz so, wie es THIS IS HELL so schön können. CARRY THE TORCH haben sich für einen anstrengenderen Sound entschieden, der viel auf Breaks und langsame Parts setzt. Die melodische Seite kommt dabei aber genausowenig zu kurz wie die schlicht heftigen Abschnitte. Einziges Manko der EP ist der dumpfe Sound, der zu undifferenziert ist und oftmals die gute Gitarrenarbeit in den Hintergrund drängt. Dafür ist Sänger Brian durchgehend gut zu vernehmen und kann mit seiner kraftvollen Stimme einige Akzente setzen, auch wenn er sich nur in Genre-üblichem Gekeife bewegt. Die Band aus Sacramento hat eine gelungene erste EP vorgelegt, die zwar noch einige kleine Schwächen hat, die beim ersten Album aber sicher ausgemerzt sein werden. Bis dahin macht „Dead Weather“ Spaß.
Nach fünf Jahren Dauer-Touren mit kurzen Zwischenstopps im Studio hat sich das Trio um Bandkopf und Namensgeber Danko Jones Ende 2006 eine Pause verschrieben. Aber natürlich haben die Jungs keinen Urlaub gemacht, sondern nutzten die Zeit, um das nächste und mittlerweile vierte Album ausnahmsweise mit langem Vorlauf vorzubereiten. Und noch etwas ist neu: Die Kasse scheint mittlerweile zu stimmen, denn für den Job hinter den Reglern wurde ein vermutlich recht teurer Produzent namens Nick Raskulinecz verpflichtet, der auch schon für die FOO FIGHTERS, RUSH, STONE SOUR und VELVET REVOLVER tätig war. Wenn man sich die neue Scheibe ein paar Mal angehört hat, wird einem allerdings klar: Zu viel Zeit und ein zu professioneller Produzent tun der Band offenbar nicht gut. Denn während am Sound etwas zu viel geschraubt wurde, ist das Songwriting eher vernachlässigt worden. Aber fangen wir vorne an: Und zwar beim Opener „Code Of The Road“, der auch schon seit einiger Zeit auf der myspace-Seite der Band heruntergeladen werden konnte. Dieser brät so breit und dreckig aus den Boxen, wie man es sich von Danko wünscht und gewöhnt ist. Schon das folgende „City Streets“ irritiert aber: Strophe und Chorus klingen schwer nach glattem Mainstream-Ami-Rock. Ähnlich geht es mit „Still In High School“ weiter: Auf ein Danko-typisches Riff folgt ein glam-mäßiger, mehrstimmig gesungener und äußert langweiliger Chorus. Doch es kommt noch schlimmer: „Take Me Home“ – die neue Single – ist der Totalabsturz: Kommerz-Poprock der übelsten Sorte, mit Akustik-Klampfe im Hintergrund und einem schnulzigen, teils mit Kopfstimme gesungenen Chorus, der wohl hymnisch klingen soll. Offenbar will Danko auf Teufel komm raus endlich mal einen MTV- und Radio-Hit landen. Wenn man sich weiter durch das Album kämpft, stellt man aber mit Erleichterung fest, dass die Jungs auch noch anders können - wenn sie denn nur wollen. „Let’s Get Undressed“ und „Your Tears, My Smile“ z. B. sind DANKO JONES-Kracher von gewohntem Kaliber und randvoll mit Energie. Trotzdem: Allzu viele Songs, wie z. B. „Somehting Better“ und „Ravenous“, bieten nicht mehr als Mittelmaß. Auch der Sound, den Nick Raskulinecz den neuen DANKO JONES verliehen hat, überzeugt nicht. Kommt die Gitarre zwar oberfett rüber, ist der vormals so präsente und dreckig angezerrte Bass von John Calabrese in den Hintergrund gedrängt worden. Ohne jeglichen Druck und mit wenig Ton ist er selbst bei den Gitarrensoli kaum zu hören. Der Gesang wiederum steht stark im Vordergrund, ist aber extrem glatt geraten, und die Drums klingen steril und sind stellenweise mit viel zu viel künstlich wirkendem Hall unterlegt worden. Ein weiterer Minuspunkt der Scheibe ist die Abwesenheit von Damon Richardson, den ich hier einmal mehr schmerzlich vermisse. Dan Cornelius ist hier ja zum ersten Mal auf einer Aufnahme zu hören und bestätigt den mittelmäßigen Eindruck, den die erste Tour mit ihm hinterlassen hat. Sicher macht er seine Sache nicht schlecht, aber sein Spiel klingt eben allzu klinisch und sehr nach einem typischen Studiomusiker. Die Dynamik und die wilde Energie Richardsons gehen ihm komplett ab. Aber davon abgesehen: Ich frage mich, was Meister Danko geritten hat, als er die Songs für „Never Too Loud“ geschrieben hat. Hat er es jetzt tatsächlich auf den großen kommerziellen Erfolg abgesehen? Oder wollte er sich nur einfach mal etwas verändern? Wohin ist sein soulig-inbrünstiger Gesang verschwunden, und wohin seine energiegeladenen Stakkato-Riffs? Und warum hört man den Bass nicht mehr...? Und ich frage mich: Wie viele Anläufe sollte man einem Album geben? Ich habe „Never Too Loud“ mittlerweile drei Mal durchgehört, werde mit dem Großteil der Songs aber immer noch nicht warm. Bleibt nur zu hoffen, dass auf der kommenden Tour alles beim Alten ist.