Nun ist das Thrash-Revival auch in die US of A geschwappt und damit meine ich nicht Formationen wie die gehypten TRIVIUM, sondern eine Reihe Undergroundgruppen, die sich die Helden aus den 80er ganz genau angehört haben. WARBRINGER gehören mit Sicherheit zu Speerspitze dieser „Jungen Wilden“. Obwohl erst Anfang zwanzig haben die Jungs ein Thrashbrett zusammengezimmert, dass das Beste von beiden Kontinenten verbindet. Sowohl Bay Area Einflüsse von Bands wie EXODUS oder TESTAMENT sind zu vernehmen, als auch Teutonenbands wie KREATOR und DESTRUCTION haben sich wohl oft auf dem Plattenteller der Jungs gedreht. Aus diesen Einflüssen ziehen sie sich das Beste heraus und hinterlassen nur verbrannte Erde. Der pfeilschnelle Opener „Total War“ macht seinem Namen alle Ehre, „Dread Command“ treibt ohne Ende, „Hell On Earth“ ist so oldschoolig, dass einem die Freudentränen in die Augen schießen und das abschließende „Combat Shock“ gibt einem den finalen Speedtodestoß und lässt einen den Refrain bereits beim zweiten Mal voller Inbrunst mitbrüllen. WARBRINGER liefern keine Neudefinition des Genres, sondern nehmen das Beste aus 25 Jahren Thrash Metal und treten einfach nur extrem Arsch, ohne jedoch stupide zu kopieren. Da die Produktion in Händen von Szeneveteran Bill Metoyer (SLAYER, DARK ANGEL, OMEN, ATROPHY, SACRED REICH etc.) lag, ist auch hier alles im grünen Bereich. Druckvoll, aber natürlich... einfach zeitlos klingt „War Without End“. Jedem, der sich momentan zu Legion Of The Damned ins Koma bangt, dem sei auch WARBRINGER ans Herz gelegt.
FIDGET waren und bleiben Sonnenschein. Und ob es einfach nur schlechtes Timing ist oder ein für mich undurchsichtiges Kalkül dahinter steckt weiß ich nicht, aber FIDGET haben erneut das verregnete deutsche Winterende als VÖ Termin für ihr neues Album auserkoren. Zurück zum Sonnenschein der bei den Düsseldorfern FIDGET aus jeder Note strahlt: „Ashed&Dust“ macht in erster Linie einfach Spaß, „Ashed&Dust“ klingt nach sommerlichem Festival am Flussufer, „Ashed&Dust“ klingt schon so als würde es am besten live funktionieren. In fast allen FIDGET Songs schwingt eine Portion unbekümmerte Tanzbarkeit mit, die ich mir manchmal für echte Emotionsausbrüche geopfert gewünscht hätte. FIDGET machen pfiffige Musik und die gute Laune ist manchmal unerhört zwingend („All Seams Meaningless“) aber zeitweise hätten ihre Ideen mehr Platz einnehmen dürfen bevor sie sich in melodiösen Gitarren verlieren: Der anfangs unorthodox phrasierte Gesang bei „Take Or Leave“ etwa oder ein Männerchor bei „You Will Go Down With Me“. Wo Toms Vocals bodenständig klingen ist Darlines Gesang ist Erkennungsmerkmal der Band, bisweilen ist mir ihr Gesang aber zu quäkig. Etwas mehr Rohheit hätte „Ashed&Dust“ sicher nicht geschadet, FIDGET bereichern die deutsche Rockszene aber weiterhin auf der unsperrigen Seite.
Das sind die mit dem komischen Namen, Y-LUK-O. Auf ihre Fahnen haben sie nicht erst seit diesem Album Abwechslung geschrieben und so versucht auch „Sin(n)“ neue Wege zu gehen. Und damit fangen sie dann auch direkt an: Streicher im Opener und ein recht rockiges „Symphony For Eternity“ hätte ich nicht erwartet. Etwas vertrauter sind da die im Hintergrund rythmusgebenden Klänge der Saiteninstrumente beim elektronischen „Astronaut“. Und da sie es ohnehin darauf anlegen ihre Hörer zu verwirren: Der Titeltrack „Sin(n)“ wankt für mich nicht ganz überzeugend zwischen DAS ICHschem Sprechgesang, einigen Synthiespielereien und bombastischem Chorus – mit deutschem Text. Und warum man sie auch 2008 noch dem Elektrogenre folgt dann: Ob härter („Rythm Of Your Heart“) oder poppiger („Words I Said“), ob ruhiger und mit leider etwas zu gequält leidenden Vocals („Wasting“) oder experimentell („Traum“). Ich mag generell selten Coversongs (es gibt gleich mehrere auf diesem Album) und PINK FLOYDs „Another Brick In The Wall“ ist schon dermaßen oft totgecovert worden, dass mich Y-LUK-Os Variante trotz niedlicher Violinenparts nicht überzeugen kann. „Sin(n)“ braucht wie zu erwarten einiges Sitzfleisch, die Mühe lohnt sich bei einigen Tracks durchaus, bei einigen erschloss sich bei mir ein eventueller Tiefgang aber auch nach mehrmaligem Hören nicht. Eines, und das bleibt hoch anzurechnen, müssen sich Y-LUK-O aber auch dieses mal nicht vorwerfen lassen: Einem Trend folgen sie nicht.
THIS IS HELL haben sich mit „Sundowning“ als Newcomer mit sehr viel Potential präsentiert und im Zuge des Albums durch konstantes Touren diesen Eindruck untermauert. Das Long Island-Quintett hat ein Händchen für mitreißende Songs, wie das mit einem Video veredelte „The Polygraph Cheaters“ eindrucksvoll beweist. „Misfortunes“, ihr Zweitwerk, muss dieses hohe Niveau halten, das ist klar. Die vierzehn Songs sind etwas roher produziert, besonders das Schlagzeug hat so manches Mal einen knarrigen Sound bekommen, was der Durchschlagskraft aber nicht schadet. Schon der Opener ist ein krachiger, brutaler Song, der die THIS IS HELL-typische Eingängigkeit bewahren kann. Softer sind sie nicht geworden, ebensowenig wurde mehr Metal in den Sound eingebaut – wie gehabt regiert die pure Hardcore-Lehre, die Eingängigkeit und Power nahtlos verknüpft. „Disciples" ist dafür das beste Beispiel und gewinnt mit jedem Durchlauf an Klasse. Überhaupt braucht „Misfortunes“ einige Zeit, bis es wirklich zündet, anders als „Sundowning“. Ist das einmal passiert, wollen die neuen Songs aber genausowenig aus dem Gehörgang verschwinden wie die alten. THIS IS HELL haben also alles richtig gemacht und einem bärenstarken Album einen starken Nachfolger folgen lassen.
„Steig ei, mir fahr´n in de Tschechei!“ sangen einst De Randfichten. Dort suchten sie aber weniger den Holzmichl, sondern vermutlich Waldbewohner Morbivod, der unter dem Namen WAR FOR WAR bereits zwei komplette Langspielplatten in Eigenregie aus dem Baum geschnitzt hat. Album Nummer drei trägt den Titel „Kovy Odjinud“ (englische Übersetzung bedeutet „Metals From The Other Side“) und weiß über seine gesamte Spielzeit zu überzeugen. Morbivod besitzt ein wirklich gutes Gespür für ohrwurmartige Hymnen mit viel Dynamik, die zwar einerseits schön schwarzmetallisch-räudig (mit sehr guten, kalten, sägenden Gitarren!) klingen, aber nicht in demoartigen Soundbrei ausarten. Garniert werden die recht bombastischen, meistens in flottem Midtempo gehaltenen Stücke (Keyboards sind zwar vorhanden, werden aber sehr geschickt und songdienlich eingesetzt) mit diversen akustischen Zwischenparts, die dem Album zu zusätzlicher Musikalität verhelfen. Hört Euch mal das leicht progressive „Srazka S Vekem“ oder die schnelle, sehr geile Mitgrölnummer „Dlouha Zila“ an und entdeckt eine echte Black Metal-Perle aus Osteuropa, das zuletzt ja eher leider durch seine hakenbekreuzten Bands auf sich aufmerksam machte. Als Bonus gibt es noch eine coole Coverversion des Songs „Vykoupeni“ von Morbivod´s kultigen Landsleuten MASTER´S HAMMER, an denen sich die Ein-Mann-Armee WAR FOR WAR auch insgesamt orientiert. Starke Vorstellung!
Da stapft der Australier durch den Schnee, 15 Minuten lang sind immer mal wieder die beiden Füße Sin-Nannas zu sehen. Stapf, stapf, stapf. Und die unteren Gledmaßen nicht im Bild sind, kommt der Schwenk – auf einen menschenleeren Waldweg – alles natürlich schwarz-weiß. Hui, Misantrophischer Natur-Black-Metal. Die Musik ist minimalistischer Black Metal mit ein wenig Ambient. Andere sagen, es klingt abwechselnd nach ausgekipptem Werkzeugkasten und studentischer Teestube. Im nächsten Abschnitt marschiert Kamerad Menschenfeind dann durch die Nacht und den Wald, alternierend gibt’s Kerzenlicht – und ab und ab lugt der Gekalkte himself mal aus dem Dusteren hervor. Ähnlich (es dämmert) sieht auch „Beneath the Fields of Rapacious Blood“, der dritte von insgesamt acht Titeln aus. Hier zischeln nur noch die Hiheads, während dazu der Humanoid aus Down Under böse wimmert. Mit Song sieben geht’s dann endlich wieder in den Schnee, musikalisch aber bleibt es beim Alten, schlechter geht ja auch nicht. Das abschließende „Homosapiens Devoid“ schießt dann quasi den Vogel ab, da hat es der Kollege vom fünften Kontinent mit den Drogen endgültig übertriebem Zusätzlich bietet die DVD eine „Forest Gallery“ (im Ernst: Bilder im Wald, im Dunkel und auf der Heide) sowie eine „Treeography“ (die Auflistung der unzähligen überflüssigen Veröffentlichungen von „A Tragic Journey“ bis „Nefaria“). Ich weiß nicht, warum das sonst echt gute Label diesem Stoffel eine Plattform bietet, aber das STRIBORG-Motto „No Contact, No Interviews“ sollen sie endlich um „No Music“ erweitern. Dieses Ein-Mann-Projekt ist so schlecht, dass es nicht mal zum lachen taugt. Ich höre jetzt lieber dem Angestellten des Getränkemarktes um die Ecke beim Sortieren zu…
Kollege Goofy war vom 2004er-Werk der Combo noch begeistert, anno 2008 würde er die Sache wohl anders sehen. Zumindest, wenn er „Pre-Natal Cannibalism“ lauschen würde. Was der Haufen hier zum Besten gibt, ist Gitarrengeschredder und Geballer ohne wirkliche Struktur, dafür immer ordentlich in hoher Geschwindigkeit. Natürlich wird tief gegrunzt, BRODEQUIN könnten es nicht besser. Die verstehen es aber, bei aller Brutalität noch einigermaßen unterscheidbare Songs zu schreiben. AMAGORTIS nicht. Also in die Tonne damit.
Bei DEATHSPIRIT sind keine Anfänger am Start, die Querverweise reichen zu THE BLACKOUT ARGUMENT, PAINT THE TOWN RED und WITHIN WALLS. Der Münchener Haufen weiß also, wie man gute Songs schreibt, was durch die vier Song der EP eindrucksvoll belegt wird. Wütender, ziemlich angepissster Hardcore, der vom Metal ganz weit ewg bleibt, wird hier in knapp neun Minuten gezockt und wird Freunde gepflegten HC-Geballers befriedigen. Da stimmt einfach alles, vom Songwriting bis zur Produktion, vom Riffing bis zum Gesang – es waren Veteranen am Werk, das wird zu jeder Zeit deutlich. Und die haben Lust auf eine ordentliche Ladung heftigen Hardcores, das zeigen sie mit dieser EP. Mit der Scheibe dürften sie viele neue Anhänger gewinnen, das ist mal sicher!
SEE IT THROUGH stammen aus dem schönen Reno, Nevada, was für Europäer genauso vielsagend ist wie Castrop-Rauxel für Amis. Um dem Wüstennest zu entkommen, touren die Jungs regelmäßig und schließen sich in der Zwischenzeit immer wieder ins Studio ein. Was man halt als junger Mensch heute so macht, wenn man die Welt sehen will. Herausgekommen ist mit „Breakthrough“ eine gelungene HC-Platte, die schnell, melodisch und aggressiv klingt, ganz wie CHAMPION, VERSE und COMEBACK KID. Zwar noch nicht mit deren Händchen für Smash-Hits ausgestattet, aber nahe dran, wie beispielsweise „Cause To Rise“ zeigt. Die Gitarrenarbeit kann sich hören lassen, Sänger C.J. hat eine passend-rauhe Stimme und die Gangshouts gelungen. SEE IT THROUGH haben ein Gefühl für groovige, melodische Songs, mit denen sie in der Szene gut ankommen werden. Bei „Hold This Tight“ wird der Strom ausgestellt und Sänger C.J. nur von der Akustikgitarre begleitet. Mitten in der Setlist ungewöhnlich platziert, aber ein guter Song. Ein gutes Debüt einer vielversprechenden Band.
THE MONOLITH DEATHCULT hatten es in der Vergangenheit nicht ganz einfach, nachdem sie sich mit ungeschickten Äußerungen und Texten leicht in die rechte Ecke drängen ließen. Die Holländer haben danach aber klargemacht, dass sie mit derlei Gedankengut nichts am Hut haben. Warten wir’s ab. Ihr neues Werk, „Triumvirate“, ist ihr drittes Album und damit an der „make it or break it“-Schwelle. Der Acht-Tracker läuft fast eine Stunde, in deren Verlauf sie einen Haufen Ideen verbraten, mit denen sie sich vom Standard-Totmetall abheben. Neben den üblichen Schredderatttacken und Blastparts („I Spew Thee Out Of My Mouth“) gibt es immer wieder epische Passagen, Choräle und sogar Elektrosprenkler und Samples. Besonders „Kindertodeslied“ wartet damit auf. Dieser komplett auf Deutsch gesungene Track ist aber nicht nur musikalisch das Highlight der Scheibe, auch textlich kann er glänzen: er behandelt die letzten Tage Berlins im Zweiten Weltkrieg und bedient sich Samples und Charakteren aus dem Film „Der Untergang“. In eindeutigen Liner Notes machen THE MONOLITH DEATHCULT klar, dass es ihnen mit diesem Song nicht um eine Verherrlichung des Krieges geht, sondern um das genaue Gegenteil. Die restlichen Tracks fallen etwas gegenüber diesem Song ab, bewegen sich aber noch immer auf hohem Niveau und werden Fans von NILE, IMMOLATION und MORBID ANGEL gefallen.