Bis dato war Slowenien nicht unbedingt ein Land, das man spontan mit Hardrock-Combos assoziiert hätte. Das könnte sich jetzt ändern. Mit LAST DAY HERE meldet sich jetzt nämlich eine Band aus eben diesem kleinen Land zu Wort, wobei man vom Gesamtsound her ihren Ursprung eher in den Staaten vermuten könnte. Freunde von Bands mit einem Sound wie NICKELBACK (in deren oberem Härtespektrum) oder deren etwas härteren Kollegen werden hier ganz schnell hellhörig werden, denn was LAST DAY HERE da auf "From Pieces Created" abliefern, kann sich ganz eindeutig hören lassen. Die Songs treiben allesamt vorwärts und gehen ins Ohr, LAST DAY HERE lassen keinen Zweifel an ihrer Liebe zu rockigen Gitarren und setzen gleichzeitig auf gelungenen mehrstimmigen Gesang. "From Pieces Created" vereint Härte mit Melodie und schneidet dabei bestens ab, ohne eine der beiden Seiten überzubetonen oder zu vernachlässigen. Von LAST DAY HERE wird man ganz sicher noch mehr hören- Bühne frei!
VERRECK ATTACK nehmen sich selbst nicht wirklich ernst, das wird beim Blick auf Bandname und Website deutlich. Beim Intro der „Alone Against All“-Scheibe wird der Eindruck bestätigt. Andererseits drängt sich nach Genuss der dreizehn Tracks der Eindruck auf, dass das Ösi-Trio es vielleicht einfach nicht besser kann. Vielleicht ist die Website gar nicht selbst-ironisch gemeint, sondern schlicht amateurhaft? Wirklich überzeugend wirkt ihr musikalisches Werk ebenfalls nicht, auch wenn man den drei zugute halten muss, dass sie noch recht jung sind. Aber selbst dann sind viele Songs uninspiriertes Aneinanderklatschen zweitklassiger Riffs („Bleed“), gepaart mit unterdurchschnittlichen Gesang. Hier mögen die Ambitionen groß sein, aber weder in der musikalischen Ausführung noch in den Texten kann der eigene Anspruch gehalten werden. „Alone Against All“ wirkt nicht nur dilettantisch, es ist dillettantisch.
EKOTREN aus dem schönen Florida bemühen sich auf „Light The Fire“, es so ziemlich jedem Recht zu machen. Jederzeit um Eingängigkeit bemüht, wird mal böse geshoutet und ordentlich geschreddert, um dann in herzige Parts zu wechseln – „Nothing Left“ macht das wunderschön vor. Dafür ist ein Markt da, wie BULLET FOR MY VALENTINE und ATREUY beweisen, aber im Gegensatz zu EKOTREN haben die wenigstens gute Songs. Wirklich schlecht sind die elf Tracks auf „Light The Fire“ zwar nicht, aber wirklich mitreißen wollen sie den Hörer auch nicht. Egal, ob aggressiv oder soft („Falling“), EKOTREN wirken bei alles was sie tun viel zu halbherzig und gleichzeitig zu bemüht. Ergibt im Endeffekt eine nette, aber ziemlich belanglose Platte, die im Mittelmaß versinken wird.
Mit den Iren von CELTIC LEGACY verbindet mich eine längere Geschichte. Ich arbeitete früher in einem kleinem aber feinen Plattenladen in Frankfurt, als eines Tages ein Freund meines Chefs vorbei kam, von seinem Irland-Urlaub schwärmte und uns ein Demo „von dem nächsten großen Ding aus Irland“ vorspielte. Mit dem „großen Ding“ wurde es bis jetzt leider nichts aber das waren die Anfänge von CELTIC LEGACY und nun habe ich über 5 Jahre später das Vergnügen etwas über den neusten Output der Mannen zu schreiben. „Guardian of Eternity“ bildet den Einstand des neuen und guten Vokalisten Ciaran Ennis. Musikalisch haben sich CELTIC LEGACY dem melodischen Heavy Rock verschrieben. Ihre Herkunft können und wollen sie zum Glück nicht verleugnen, und so finden sich viele typisch „irisch“ klingende Melodiebögen wieder. Als grobe Anhaltspunkte sollten gemäßigtere RIOT zu ihrer „Inishmore-Phase“ und THIN LIZZY herhalten. Allerdings lassen gerade im Leadgitarrenbereich auch IRON MAIDEN zu „Powerslave / Somewhere in Time“ grüßen. Nach einem kurzen Intro geht es mit dem melodischen Up-Tempo Rocker „Celtica“ gleich in die Vollen, und auch das folgende epische „For Evermore“ weiß sehr zu gefallen. „Absent Friends“, die Hommage an jene Wegbegleiter, welche nicht mehr unter uns weilen, steht musikalisch im Kontrast zu den melancholischen Lyrics, lässt der treibende Rocker doch eher an nach oben gereckte Fäuste und Rock 'n Roll Party denken. Allerdings haben die Jungs damit auch recht, denn schließlich geht das Leben für die hier gebliebenen weiter. Mit dem abschließenden 11-minütigen Titelstück ziehen CELTIC LEGACY noch mal alle Register ihres Könnens und liefern das Highlight der Scheibe ab. Da auch die anderen Songs nicht merklich von den genannten abfallen und der Sound schön transparent aus den Boxen perlt, gibt es keinen Grund, warum Freunde der genannten Vergleichscombos oder auch von Bands wie DARE oder MAGNUM diese Scheibe nicht in ihr Herz schließen sollten.
Was soll man zur neuen EXCITER groß schreiben?? Wo EXCITER drauf steht ist auch zu 100% EXCITER drin. Keine Kompromisse. Schon der Titel „Thrash Speed Burn“ macht deutlich, dass hier keine Gefangen gemacht werden. Wobei, eine einschneidende Neuerung gibt es doch: Nach jahrelangen „Rein-Raus-Spielchen“ hat Frontsirene Jaques Belanger endgültig das Handtuch geworfen und mit Kenny Winter steht ein neuer Screamer hinter dem Mikro. Die Skepsis gegenüber dem Neuen dürfte bei den eingefleischten Fans (zumindest ging es mir so) die Zehn-Sekunden-Grenze nicht überschreiten, denn schon bei den ersten Tönen wird klar, dass bei Kennys Gekreische, niemand Jaques vermissen wird. Der Einzige, der sich nicht so sicher war, war offensichtlich Mastermind John Ricci persönlich. Anders kann ich es mir nicht erklären, dass der Gesang etwas in den Hintergrund gemischt erscheint. Da hätten alle Beteiligten ruhig mehr Selbstvertrauen haben dürfen. Die Tatsache, das EXCITER zum ersten Mal digital produzierten hört man zum Glück zu keiner Sekunde, alles klingt so rau wie immer. Musikalisch kann man die kanadischen Speed Metal Veteranen mit keiner anderen Band vergleichen. Nur EXCITER klingen nach EXCITER und das ist auch gut so. Kaum eine andere Band ist in der Lage Aggression so direkt in Töne zu verwandeln und diese dann direkt auf den Hörer abzufeuern. Egal ob beim Opener „Massacre Mountain“, dem folgenden Titelstück, dem eher langsamen „Crucifixion“ oder dem rasenden „Betrayal“, jeder Song ist ein Schlag in die Fresse und eine alles zermalmende Warnung an die, die den wahren Pfad im Laufe der Jahre verlassen haben. Hier ist eine absolut integere Einheit am Werk (nach Belangers Abgang noch mehr, als je zuvor), die niemals klein bei geben wird. Solange es EXCITER oder Gesinnungsgenossen wie ANVIL oder RAVEN gibt, wird der Metal niemals sterben. So...ich geh jetzt bangen.
"Schon wieder ein neues Material?!", wird sich so mancher fragen, und diese Frage erscheint angesichts der Tatsache, dass LAHANNYA erst letzten Herbst ihr Debut- Album veröffentlichte, durchaus nicht unberechtigt. Für ein neues Album wäre die Zeit in der Tat denn auch mehr als knapp gewesen, da man Fans und Wohlgesonnene aber trotzdem gerne ein wenig neues Futter geben möchte, kommt mit "Welcome To The Underground" nun eine EP auf den Markt, quasi um das Warten auf mehr zu versüßen. Von neun Tracks sind letztendlich vier neu, der Rest setzt sich aus Remixes von LAHANNYA- Songs und deren Neuinterpretationen durch andere Künstler wie ASP zusammen. Das tatsächliche neue LAHANNYA-Material ist konzeptuell angelegt und beschwört eine Zukunftsvision im Stile von "1984" und "Brave New World" herauf. Musikalisch bewegt sich das Ganze wie schon auf "Shotgun Reality" im elektronisch angehauchten Gothic- Bereich, die Stimmung wirkt, gemäß der Themensetzung, eher unterkühlt und beschwört ein Gefühl der Isolation und Einsamkeit herauf. "No Tomorrow" zeichnet sich durch eine hohe Eingängigkeit aus und klingt trotz des im Grunde doch herzlich finsteren Textes irgendwie verträumt. "Beneath The City" schwankt zwischen Wehmut in den Strophen und einer gewissen hoffnungslosen Bitterkeit im Refrain, in dem dann auch die Gitarren einsetzen. "Inside The Machine" startet mit harten Riffs und verfügt über ein gewisses unterschwelliges Industrial-Feeling, das im Refrain durch LAHANNYAs melodischen Gesang dann ins Melancholische kippt. Ob man jetzt wirklich drei Versionen desselben Songs auf einer CD braucht, sei einmal dahingestellt, zumal Remixes dazu neigen, zumeist recht geschmacksspezifisch zu sein. "Bleed For Me (remixed by xotox)" und "Inside The Machine (remixed by Soman)" sowie der Twilight-Remix von "Welcome To The Underground" rücken LAHANNYAs Electro- und Industrial-Einflüsse in den Vordergrund und sind daher hauptsächlich Liebhabern beider Musikrichtungen zu empfehlen.
Mit ANCARA macht sich eine weitere finnische Metal- Band auf zum Eroberungszug durch Europa, nachdem sie sich in der nordischen Heimat bereits ihre Sporen verdient hat. ANCARA machen bereits beim Eröffnungstrack "Circles" klar, dass sie treue Freunde harter Gitarren sind, am besten in Kombination mit hymnisch angelegtem Chorgesang im Refrain. Der Refrain der Single-Auskopplung "Deny" geht ins Ohr, bei "Snowflower" werden die Klänge etwas düsterer. "When Everyone Else Is Gone" lässt von Anfang des Intros her im ersten Moment eine Ballade vermuten, bevor nach einigen Sekunden dann doch die Gitarren einsetzen. Trotzdem ist die Strophe relativ ruhig gehalten und bietet somit Abwechslung vom vorangehenden dominierenden Mid- bis Uptempo. Eine ähnliche Tendenz aus ruhiger, melodiöser Strophe und heavy Refrain zeigt sich bei "In Silence". Der Bonustrack "The World" hingegen hat schon fast episch-hymnische Qualitäten. Dazu gibt´s noch die Video-Clips der beiden Single-Auskopplungen "Deny" und "Just For Me". ANCARA dürften aller Wahrscheinlichkeit nach auch außerhalb Finnlands Freunde finden.
Mit dem selbstbetitelten Album legen POWERWORLD zwar an und für sich ihre Debutalbum vor, die einzelnen Musiker selbst sind jedoch beileibe kein unbeschriebenes Blatt: bei POWERWORLD tummeln sich Leute von JADED HEART, AT VANCE und FREEDOM CALL. Nach dem mit düsterer Gewitterstimmung gefüllten Intro "The Dark" bleibt man zunächst im durch den Orgeleinsatz ein wenig finster angehauchten Bereich mit "Creatures". Im großen und ganzen wandeln POWERWOLRD mit ihrem Gesamtklang jedoch auf relativ klassischen Metal-Pfaden. "Signs In The Sand" beginnt, passend zur Thematisierung des Vergänglichen im Titel, etwas ruhiger und fragiler, legt dann aber noch einen Gang zu, auch "I Reach The Light" ist zunächst ruhiger gehalten. "Dancing With Angels" beginnt ausschließlich mit Gitarre und Gesang, bevor der Rest der Band einsetzt und der Song anzieht. Mit "I Died In Your Arms" von CUTTING CREW ist schließlich auch noch ein hübsches Cover am Start. Alles in allem solide, melodische Metal-Arbeit.
RED I FLIGHT bieten auf „The Years“ nicht Neues, ds vorweg. Aber Fans von MAROON, MAINTAIN und generell der ganzen Victory-Bande werden hier bestens bedient werden. Denn auch wenn die Songs nur den Metalcore-Standard runterbeten, sind sie so gut gemacht, dass sie sofort in die Beine gehen. Handwerklich ist die Combo versiert genug, um durchgehend eine gute Figur zu machen. Jeder Break sitzt, die Gitarrenduelle sind gelungen und der Shouter beherrscht alles, was anno 2008 von einem Metalcore-Shouter verlangt wird. Ein wirklich herausragenden Song haben RED I FLIGHT zwar nicht hinbekommen, aber das Level auf „The Years“ ist durchweg hoch genug, um den Longplayer zumindest mal anzutesten, wenn ähnlich gelagerte Bands in der eigenen Playlist stehen.
Während hierzulande alle Mann gegen die Rente mit 67 demonstrieren, scheint so etwas im Musikbusiness kaum jemanden zu jucken. Die Kastelruther Spatzenhirne werden noch im Rollstuhl ihr scheintotes Publikum beglücken, die Flippers besingen noch das Alpengrün, wenn wir Mittzwanziger schon lange beigebuddelt sind, und auch im Rockzirkus sind Bands wie die ROLLING STONES, THE WHO, STATUS QUO oder eben Ian Gillan´s Stammband DEEP PURPLE vermutlich noch die nächsten 100 Jahre konstanter als Pi, die Eulersche Zahl und die Warteschlange beim Straßenverkehrsamt zusammen. Letzterer hat erst kürzlich mit „Gillan´s Inn“ eine Scheibe mit diversen Neueinspielungen seiner fast schon unüberschaubaren, 40-jährigen Karriere abgeliefert und beschert seinen Fans nun ein Live-Album, auf dem er erneut alle Register seines Könnens zieht. Und es ist echt erstaunlich, wie fit und munter sich der gute Ian auf „Live In Anaheim“ präsentiert. Da wird zwischen den Songs herumgejuxt, die Begleitband ist nicht nur sprödes Beiwerk, sondern darf sich auch mal in den Vordergrund spielen („Rivers Of Chocolate“ oder das Drum Solo), und als echtes Bonbon für die Fans gibt es nicht nur tausendfach durchgekaute Gassenhauer, sondern (mitunter auch recht seltene) Stücke aus allen Perioden des Schaffens von Herrn Gillan. Gleich drei Songs (das Gänsehaut-verdächtige „Wasted Sunsets“, der geile Rocker „Not Responsible“ und die letzte Zugabe „Knocking At Your Back Door“) stammen vom unterbewerteten Purple-Hammeralbum „Perfect Strangers“, und bis auf „Into The Fire“, das balladeske „When A Blind Man Cries“ und das obligatorische „Smoke On The Water“ finden sich hier keine ausgelutschten Altlasten. Nix mit „Speed King“, „Space Truckin´” oder „Black Night“ – um diese Kracher zu hören, greift man eh besser zu „Live In Japan“ – hier werden primär Freunde des Solisten Ian Gillan angesprochen. Der Sound kommt roh und authentisch rüber, und auch den Maestro selbst hat man nicht noch mal durch den Knöpfchenwolf gedreht, sondern gönnt ihm seine stimmliche Altersgelassenheit, die zwar immer noch absolut überzeugt, gesangliche Höchstakrobatik aber realistischerweise außen vor lässt. „Live In Anaheim“ ist also nicht nur etwas für Gillan/Purple-Fans, sondern für alle, die mal hören möchten, wie man auch als Rocker in voller Würde altern kann. Sehr hörenswert!