Wenn man an Metal und Piratenthematik denkt, dann fallen einem eigentlich nur RUNNING WILD ein, die allerdings seit Jahren nichts mehr zu sagen haben. Und in diese entstandene Lücke schlagen jetzt die Schotten ALESTORM mit ihrem Debütalbum „Captain Morgan´s Revenge“, das ohne Frage zu den interessantesten Neuerscheinungen der letzten Monate oder gar Jahre zählt. ALESTORM spielen „Piraten-Metal“ mit viel Hingabe, einem großen Gespür für Ohrwurmhymnen und dabei viel Authentizität. Stellt Euch in etwa TURISAS (mächtige Chöre) oder KORPIKLAANI (Trinkkompatibilität) vor, die „Under Jolly Roger“ oder „Death Or Glory“ von Rock´n´Rolfs einstmals geiler Band neu vertonen, und Ihr könnt Euch ungefähr vorstellen, was dieses Quartett hier vom Stapel lässt. Bombast-Kitsch oder Eunuchen-Gekreische (Keyboarder Christopher Bowes setzt nicht nur sein Instrument sehr songdienlich und vielseitig ein, sondern singt auch genauso rau und „kaputt“, wie man es von einem richtig schön abgefuckten Piraten erwarten würde) sucht man hier vergeblich, sondern die Jungs wissen wirklich, wie man Power und Partystimmung verbindet, ohne zum Comedy-Act zu verkommen. Allerdings braucht das Album ein paar Durchläufe bis es zündet, doch dann bekommt man Knaller wie den Titelsong, „Nancy The Tavern Wench“ oder „Wenches & Mead“ nicht mehr aus dem Ohr und summt sie den ganzen Tag vor sich hin. Ausfälle kann man nicht ausmachen, lediglich die etwas dünne Produktion könnte speziell in Sachen Gitarren einen Tick kräftiger daherkommen. Wenn ALESTORM hier jetzt auch noch den ultragenialen Sound früherer RUNNING WILD auffahren, dann ist die Sensation perfekt. Aber auch so geht „Captain Morgan´s Revenge“ als die beste Piratenscheibe seit „The Rivalry“ durch!
Die aus Texas kommenden MAIN LINE RIDERS starten ihr Debüt „Shot In The Dark“ mit dem recht fulminanten und gelungenen Rotzrocker „Ride The Main Line“ und legen so die Messlatte für die folgenden Songs recht hoch, in welchen Sänger Mikey Mayhem und seine Mitstreiter dreckigen Hard Rock aus Einflüssen wie AC/DC, GUNS’N’ROSES und BUCK CHERRY präsentieren, denen auch immer Anleihen an die Anfangstage der sich abschwächende schwedische Rockwelle nachzusagen sind. Das folgende „One Way Ticket To Love“ entwickelt sich zu einem heavy Hardrocker und das an Nummer 3 gesetzte „Throwin’ Bones To The Wolves“ klingt verdächtig nach der bereits oben angeführte Heroen aus Down Under – nicht übel, erreicht aber nicht deren Wiedererkennungswert. Die Powerballade „Here I Am“ lässt Assoziationen zu den goldenen Zeiten von Crüe, Skid Row und Axel & Slash aufkommen – samt Akustikpart und Gitarrensoli – gelungen. In ähnlicher Weise mit ansprechend gesungenen und mit einer gewissen Aggressivität ausgestatteten Vocals, einer treibenden Rhythmusabteilung und Achtziger Gitarresoli rocken sich die Jungs durch die nach hinten doch etwas belangloser wirkenden Songs. Die MAIN LINE RIDERS setzen aber keine neuen Standards. Mit knapp über einer halben Stunde ist das Album auch recht kurz geraten und lässt etwas den Aha-Effekt genannter Referenzacts vermissen. Als Backgroundstoff für die nächste Party eignet sich „Shot In The Dark“ aber wohl durchaus.
Eingeläutet wird GASLICKERs 4-Track-EP von einem charmanten Geräusch, das klingt, als würde jemand lautstark irgendwo in die Ecke rotzen (was wahrscheinlich auch der Fall sein dürfte). Nun gut, wer´s braucht. Hat man diesen Einstieg hinter sich gebracht , geht es weiter mit einer Mischung aus Alternative und Rock ´n´Roll- Attitude. "What Will Be" klingt in dieser Hinsicht ein bisschen nach Roadmovie- Soundtrack und beschwört in Kombination mit dem Cover-Artwork Bilder alter amerikanischer Straßenkreuzer herauf. Auf "Kingpin" setzt sich diese Tendenz fort, "She´s Got It" kommt recht ungeschliffen und rau daher. "Red Moonlight" groovt wieder mehr und klingt ein wenig nach Südstaaten-Rock-Flair. Wer heftigen Rock ´n ´Roll mag, kann sich die Jungs ruhig mal anhören.
Die Liste der Bands, mit denen GLYDER bereits gespielt haben, liest sich recht beeindruckend: Namen wie THIN LIZZY, W.A.S.P. und MÖTLEY CRÜE finden sich darunter. Nun legen die vier Herren aus Irland mit ihrem neuen Album "Playground For Life" nach. Geboten wird gemäßigter Hard Rock mit gelegentlich anklingenden Blues-Einflüssen, dabei wird weitestgehend die ganze Palette von ruhigeren Songs bis zu Uptempo-Gassenhauern abgedeckt. In die ruhigere bis gemäßigte Ecke fallen beispielsweise "Sleeping Gun" und das schön mehrstimmige "Dark Meets Light", auf "Gamblers Blues" und "Sweets" hingegen gibt das Quartet mehr Gas. Bluesig klingt insbesondere "For Your Skin". Wahnsinnig innovativ ist "Playground For Life" nicht, aber das Album ist solide gemacht und gut anhören kann man´s sich allemal.
Nach der aus drei Songs bestehenden Beta-Version ihres neuen Albums haben eine Labelheimat gefunden, dem Release des Longplayers steht also nichts mehr im Wert. Das ist eine gute Nachricht für Freunde gepflegten modernen Metals, denn genau den bieten die Süddeutschen in der fünfzig Minuten. Das selbstgewählte Etikett "Deathcore" passt nicht wirklich, dafür sind die Songs zu facettenreich und zu weit vom Metalcore-Standard entfernt. Statt auf schwedische Riffs oder Beatdowns wird auf unkonventionelles Songwriting gesetzt, bei dem selbst ruhige Töne vorkommen dürfen. Der Gesang passt sich der Stimmung durchgehend gut an und ist variabler als der Standard, in Sachen Intensität braucht er sich ebenfalls nicht verstecken. Alles in Allem ist "Deathcore" eine feine Modern Metal-Scheibe geworden, die Fans von EKTOMORF, FILTER und HEAVEN SHALL BURN gleichermaßen ansprechen dürfte, vorausgesetzt sie sind aufgeschlossen für unkonventionelle Ideen.
Der erste Eindruck der STRAIGHT CORNER-Platte "Gewehr Bei Fuss" ist richtig schlecht - das Cover ist unteriridisch, das Innenartwork grausam, selbst das Backcover wirkt dilettantisch. Die daraus resultierenden minimalen Erwartungen an die Musik können die Koblenzer glücklicherweise locker überflügeln, streckenweise macht "Gewehr Bei Fuss" sogar richtig Laune. Klar, innovativ ist da nix, aber schraddeliger, schneller Punkrock will das auch gar nicht sein, stattdessen soll er Spaß machen. Wenn, wie in diesem Fall, in den Texten auch noch Hirnschmalz steckt und sich nicht "ficken, saufen, Bullen klatschen" beschränkt wird, ist das umso besser. So gesehen sind die zehn Tracks gelungen, auch wenn in den letzten zwei, drei Tracks dezente Langeweile breitmacht, da STRAIGHT CORNER die Ideen ausgehen. Aber das ist ok, "Gewehr Bei Fuss" ist für die Zielgruppe trotzdem eine lohnende Investition.
Mit "Mary Celeste" gehen MANDRAKE in die dritte Runde, am Start die klassischen Zutaten aus fettem Background und darüber liegender Frauenstimme. Der Opener und Titeltrack "Mary Celeste" geht nach einem etwas längeren Intro ordentlich zur Sache und schafft eine düstere, schicksalshafte Stimmung, die sich wie ein roter Faden durch das gesamte Album zieht. "Sweet Desolation" ersetzt die dröhnenden E-Gitarren durch ein Klavier und kommt somit fragiler und ruhiger daher, bei "Breathe" mangelt es nach einem vielversprechenden Intro leider etwas an der klaren Linienführung. Überhaupt könnten die Arrangements mitunter etwas mehr variieren, MANDRAKE neigen dazu, einen mit dröhnenden Gitarren zu erschlagen, wodurch das Ganze zum Teil trotz melodischem Gesang und gelungenem Stimmungsaufbau ein wenig eintönig wirkt. Mit "Paralyzed" schließlich klingt "Mary Celeste" mit einer ruhigen, bittersüßen und zur Abwechslung komplett gitarren-freien Pianoballade aus. Na bitte,geht doch.
FACESHIFT sind zum größeren Teil die neue Inkarnation der verschiedenen Death Metal-Kombo ETERNAL OATH, die sich auflösten, nachdem sie feststellten, dass Death Metal ihnen nicht länger als das Wahre erschien. Entsprechend bewegen sich FACESHIFT mit ihrem Debut- Album "Reconcile" auch in anderen musikalischen Gefilden. Metal ist es immer noch, nun aber mehr im Gothic Bereich angesiedelt und das steht den fünf Schweden durchaus gut zu Gesicht: "Reconcile" rockt, ist melodisch und düster, ohne dabei ins deprimierende oder destruktive abzusacken. Fette Gitarrenriffs wechseln sich mit ruhigeren Parts und Keyboard-/Klavierelementen, wie zum Beispiel bei "Bound", "The Craving" und "The Dark Domain". "Chokehold" treibt vorwärts und erweist sich als echter Ohrwurm, "Conclusion" bewegt sich zum Abschluss im etwas ruhigeren, melancholischen Bereich. Freunde von Bands wie SENTENCED und CHARON, greift zu!
Besser als die Hamburger ENDHAMMER startet selten eine Underground-Band: ganze 1300 mal ging ihr Debüt-Demo "Hamburg" über den Ladentisch, ganze 10000 mal (!) wurde es herunter geladen. Danach folgte als Höhepunkt ein Auftritt in Wacken, doch danach war die Band am Ende, denn ganze fünf Besetzungswechsel innerhalb eines Jahres waren zu viel des "Guten", und ein Deal war ebenso nicht in Sicht. Doch mit dem zweiten Demo "Hafenklang" startet der Kutter ENDHAMMER mit stabiler Besetzung zu neuen Ufern. Zwar bekommt man wieder nur wenig Material zu hören (vier Songs im Gegensatz zu drei Songs auf dem ersten Demo), doch das hat es zweifellos in sich. Trotz ihres brachial klingenden deutschen Namens (bevor hier wieder jemand Verdacht schöpft: SO deutsch ist die Band nicht!) sind ENDHAMMER keine RAMMSTEIN-Kopie, sondern klingen verdammt eigenständig. Es wird auf breitwandige Schrammelgitarren, verzerrten Schreigesang und minimalistische Drums gesetzt, so dass ein wenig Erinnerungen an Bands wie PRONG, DEFTONES oder eine deutlich entspanntere, Industrial-lastige Version von DISBELIEF aufkommen. Bei den durchweg starken, aber leider noch nicht hundertprozentig ohrwurmkompatiblen Stücken sticht besonders der sehr melancholische Titelsong heraus, doch insgesamt ist "Hafenklang" eine absolut gelungene und sehr professionell aufgemachte Scheibe, die Appetit auf mehr macht und seit Jahren mal wieder eine deutschsprachige Band (inklusive cooler Texte!) mit eigener Identität und Originalität erkennen lässt.
THE STREET haben in den Staaten bereits fünf Alben hinter sich; Scheibe Nummer sechs "The Divine Debauchery" schaffte es jetzt auch über den großen Teich. Und die Mischung aus BON JOVI und MÖTLEY CRÜE welche die Truppe aus Salt Lake City auf ihren 12 Tracks vom Besten gibt kann sich dabei durchaus hören lassen. Denn das selbstproduzierte Teil hat mit dem fetzigen Opener-Duo "Greetings From The Ghetto" (mehr CRÜE) und "Devil’s Dilemma" (mehr JOVI - gerade vom Gesang her - Sänger B. Arnold erinnert doch desöfteren an den guten alten Bon), der Achtziger -Hommage "Light Of Day", dem bös-sleazigen und mit gut nach vorne rockenden Gitarren versehenen "Step It Up", dem stampfenden "Vendetta’s My Name" und dem auf AOR-Melodie gemachten "Walls” einiges an soliden US-Hard Rock zu bieten und bringt das auch professionell rüber. THE STREET gehen damit keinerlei neue Wege, aber die Zielgruppe darf da doch ruhig mal reinschnuppern.