NEX sind defnitiv eine der kreativsten und Scheuklappen-befreiten Bands, die derzeit auf diesem Planeten ihr Unwesen treibt. Klar gibt es viele Bands, die sich aus vielen Genres bedienen, aber nur wenige schaffen es, daraus so eingängige Songs zu schreiben, die trotz ihres leichten Pop-Appeals immer hart genug sind, um auch in der Krachmaten-Gemeinde anerkannt zu werden. SYSTEM OF A DOWN kommen beim Hören immer wieder in den Sinn, wie beim famosen „Tick“. NEX beherrschen die Mischung aus laut/leise-Dynamik wie die US-Megaseller und gewinnen durch das Hinzufügen FAITH NO MORE’scher Poppigkeit (positiv gemeint) an Eigenständigkeit, so widersprüchlich das im ersten Moment scheinen mag. Sänger Ed kann Vergleiche mit dem jungen Mike Patton nicht von der Hand weisen und die Vorliebe für symphatisch-verrückten Songaufbau teilen sich beide Bands ebenfalls. NEX haben sich in den dreizehn regulären Songs ordentlich ausgebaut und ihrer Kreativität freien Lauf gelassen: herausgekommen ist eine Platte, die furios, wild und poppig zur gleichen Zeit ist und niemanden kalt lassen wird. Als Bonus gibt es acht Akustriktracks, die in Sachen positiver Verrücktheit nicht an das Stromgitarrenmaterial rankommen, aber trotzdem gelungen sind. NEX können mit etwas Glück und viel harter Arbeit das nächste große Ding im Gitarrenmusikbereich werden, das Potential ist vorhanden, wie „A Clockwork Heart“ eindrucksvoll beweist!
THE ALAN PARSONS PROJECT gehören bekanntlich zu den kommerziell erfolgreichsten Prog-Bands in den End-Siebzigern und Anfang der Achtziger Jahre. Der tüftelnde Toningenieur und geniale Produzent Alan Parson (u.a. THE BEATLES, John Myles (deutlich hörbar) und PINK FLOYD) uns sein Partner Eric Woolfson erreichten über orchestrale Arrangements und einer Melange aus klassischem Songwriting, Rock, Pop und Elektronik erstaunliche Erfolge und Verkaufszahlen. Die Kunst aus vielen Stilen und Richtungen ganz einfach klingende Songs mit Ohrwurmpotential, Tiefe und Anspruch zu schreiben und zu instrumentalisieren ist an sich das Markenzeichen von THE ALAN PARSONS PROJECT. Soundtechnisch gelten ihren Alben auch heute oft noch als Referenz. Schrittweise wurden und werden zur Zeit alle Alben von THE ALAN PARSONS PROJECT als Re-Releases mit einer Reihe von Bonustracks, ausführlichen Linernotes und vor allem auch Soundtechnisch erneuert veröffentlicht.
Das 1979 erschienene „Eve“ war Album Nummer vier und zeigt eine erste Hinwendung vom verträumt anspruchsvollen Sound der Vorgänger hin zu Popsound und Songs mit Singlehitpotential. Trotz allem war auch „Eve“ noch ein Album der sogenannten Konzeptphase - diesmal mit der Thematik weibliche Seele, menschlichen Schwächen und Begehrlichkeiten. Die Kompositionen und Harmonien die THE ALAN PARSONS PROJECT auf „Eve“ präsentierte stürmten sogar die Discotanzflächen Europas und der Staaten. Das geniale Instrumentalstück „Lucifer“ dürfte jedem bekannt sein, die Ballade „You Won’t Be There“ (mit Sänger Dave Townsend), „Winding Me Up“ und der Hit des Albums „Damned If I Do“ sollte man als Fan von keyboardorientierten Prog und Siebziger Sound auch mal gehört haben. Wer hier als älteres Semester nicht an alte Tage denkt, ist wohl schon früher nur mit Scheuklappen durch das Leben gegangen. Allerdings lässt „Eve“ auch eine gewisse Beliebigkeit als Interpretation der Songs zu und zeigt THE ALAN PARSONS PROJECT nicht auf der Höhe der ersten Werke. „Eve“ reiht Ohrwurm an Ohrwurm – nimmt aber den Anspruch und Tiefe deutlich zurück.
Dass Split-Scheiben in Black- und Death Metal-Kreisen sehr beliebt sind, ist schon lange kein Geheimnis mehr. Und dass solche Kooperationen nicht immer glücklich verlaufen, bewiesen zum Bleistift einst DARK FORTRESS, die sich solch ein Machwerk unwissentlich mit einer berüchtigten Naziband teilten und bis heute damit konfrontiert werden. Lange nicht so skandalös, dafür aber sehr hörenswert, ist „Conspiracy“ ausgefallen, auf dem die Rheinland-Pfälzer WEIRD FATE und die Hessen MEMBARIS vier (erstere), beziehungsweise drei (letztere) Songs untergebracht haben. Beide Bands spielen räudigen, klirrenden Black Metal, wobei MEMBARIS noch eine Spur scheppernder und „demohafter“ zu Werke gehen, während WEIRD FATE einen Tick mehr auf Technik und fettere Produktion setzen. Aber beide Combos beherrschen die hohe Kunst der majestätischen Melodien und des ausgefeilten Songwritings, was Stücke wie „Shadows“ und der epische Stampfer „Beyond The Fetters Of Liife“ (!) von WEIRD FATE oder das geile „Dreams Written In Blood“ (MEMBARIS) eindrucksvoll unter Beweis stellen. Traditions- und qualitätsbewusste Schwarzkittel, die die hohe Kunst von gleichermaßen melodischen wie kalten Dunkelhymnen schätzen, kommen hier voll auf ihre Kosten!
Ein Haufen Österreicher macht auf Visual Kei, na Prost! Auch als „Psycoredelicpop“ bezeichnet die Band ihren Stil, was sie für ultraoriginell und hochinnovativ hält. Was am Ende dabei herauskommt, ist leicht nerviger Alternative Rock mit einer Prise Drum´n´Bass, diversen Samples und teilweise verzerrtem Gesang. Das ist ja prinzipiell auch alles erlaubt, nützt aber nix, wenn dabei keine überzeugenden Songs herauskommen. Zu unausgegoren wirkt die Stilmischung, und auch nach vielfacher Einfuhr von „Hikikomori“ bleibt kein Song hängen; hinzu kommt das arg monotone Röhren von Sänger Marx, der möglichst rau klingen möchte, dabei aber eher tönt, als brauche er eine Tagesration Wick Blau. Auch die Optik der Band drückt genau das aus, was die Musik verspricht: gesichtsloser Pseudo-Neu-Rock für Kiddies mit Schirmmützen und auf Kniekehle hängenden Baggypants. Und auch mit dem Japanologenimage haben die Jungs voll ins Klo gegriffen, aber man muss den Trend ja mitnehmen, solange er noch warm ist. Am Ende steht ein Album, das außer der oben genannten Zielgruppe kein Schwein braucht!
Auch im Jahre 2008 beglücken uns die altgedienten SINNER mit einem neuen Album. Auch in ihrer gefühlten drei tausendsten Besetzung haben SINNER immer noch ihre Berechtigung. Es gibt nicht viele Bands die eine Mischung aus brachialem Hard Rock, melodischem 80er Jahre Heavy Metal und einem modernen, kraftvollen Sound zelebrieren. Überhaupt macht es den Eindruck, dass SINNER wieder zu sich selbst gefunden haben. Die kommerzielle Anbiederungsphase („No More Alibis“), scheint ebenso vergessen zu sein, wie die eher Power Metal lastigen Tage („Nature Of Evil“). „Crash & Burn“ transferiert die Stimmung und Energie von Klassikern wie „Danger Zone“ oder „Touch Of Sin“ ins Hier und Jetzt. Dazu kommt, dass das Songmaterial, trotz des stilistisch sehr klar abgegrenzten Rahmens, sehr abwechslungsreich daherkommt. Einerseits gibt es solch brachiale Rocker wie das Titelstück, dann wieder 70er Jahre lastige Groover wie „Revolution“ oder Hymnen wie „Unbreakable“. Auch das schnelle „Fist To Face“ oder das an AXEL RUDI PELL erinnernde „Like A Rock“ sind echte Kracher vor dem Herrn. Ein dickes „Respect“ ins Ländle, dass SINNER 26 Jahre nach dem Erstlingswerk „Wild ’N Evil“ mit „Crash & Burn“ eine Platte abgeliefert haben, welche einerseits genauso hungrig und enthusiastisch auf der anderen Seite aber schlicht besser und ausgereifter klingt. Von mir aus darf das gerne noch ein paar Jahrzehnte so weiter gehen.
Schon mit ihrem Debütwerk konnten BLEED THE SKY nicht wirklich überzeugen, zu unspektakulär war das Material – ein Problem, das sich bei „Murder The Dance“ fortsetzt. Der Auftakt mit "Knife Fight In A Phone Booth" und "Sullivan" weckt Hoffnungen, die aber nicht erfüllt werden, denn die beiden Songs sind die einzigen beiden, die wirklich im Ohr bleiben. Der Rest ist fast schon generischer Metalcore, der zwar alles beinhaltet, was dem Genre lieb und teuer ist (Brüllwürfel, cleaner Gesang, Breakdowns), kann aber in Sachen Songwriting so gar nicht punkten, das klingt alles viel zu austauschbar und belanglos. Handwerklich sind die Typen fit und die Produktion ist auch einigermaßen gelungen, aber das ist anno 2008 Standard im Genre – auf die Songs kommt es an, und dan haben BLEED THE SKY nicht viel zu bieten und können sich von der Konkurrenz nicht absetzen. „Vertical Smile“ als Rausschmeißer bläht die Spielzeit um mehr als 17 Minuten auf, von denen elf locker unnötige Pause sind. Aber das passt irgendwie zum Gesamteindruck, den BLEED THE SKY mit diesem Album hinterlassen.
Bei REIGN SUPREME ist ein ex-BLACKLISTED die treibende Kraft, da kann nur heftiger Hardcore entstehen. Und genauso ist es. „American Violence“ fängt nach einem lauen Intro mit „I Stand Defiant“ mächtig-heftig an, spätestens beim Gangshout ist klar, dass das hier eine fette EP wird. Sehr gut produziert werden die fünf Songs ansprechend dargeboten und, auch wenn sie eigentlich nix Neues bieten, die Hardcore-Gemeinde überzeugen können. Vorausgesetzt, eine Affinität zu heftigen, dezent prolligen Klängen Marke TERROR oder DEATH BEFORE DISHONOR ist vorhanden, denn genau in die Kerbe schlagen REIGN SUPREME. Und verstehen ihr Handwerk, gerade was das Songschreiben angeht. Jeder Song ist eine Abrissbirne, die mit Moshparts, Gangshouts und Eiern in der Hose daherkommt. Nicht unbedingt was für Ästheten und Feingeister, aber was soll’s? Jedem rechtmachen geht nicht, also sagen REIGN SUPREME „Scheiß drauf“ und hauen den nächsten brutalen Song raus. Mehr davon!
Als „Pure Frankonian Black Metal“ bezeichnet dieses deutsche Rüpelgeschwader seine akustischen Ergüsse, vermutlich in Anspielung auf den Slogan “True Norwegian Black Metal” der musikalischen Vorbilder DARKTHRONE. Und diese scheinen auch hier tatsächlich Pate gestanden zu haben, denn MORT holzen sich ebenso schroff, ungehobelt und ordentlich angepisst durch ein sehr hörenswertes, aber leider nicht völlig essentielles Album. Inzwischen mit einiger Erfahrung auf dem Buckel (zwei Demos plus bereits zwei Longplayer auf dem kleinen Label Pestilence Records), klingt „Raw & Cold“ durchweg schlüssig, und mit „Witchcraft – We Commence The Incantation“ hat die Band sogar einen richtig coolen Ohrwurmhit auf der Pfanne. Auch der Rest des Materials weiß zu überzeugen, klingt aber über weite Strecken ein wenig gesichtslos und irgendwie „zahm“ und gebremst. Soundtechnisch gibt es für die Fangemeinde kaum etwas zu bemängeln; schepper, rumpel, klapper, knarz – eine Wohltat für Old School Black Metaller! Als Bonus bekommt man noch drei live in Schweinfurt am 14.04.2007 mitgeschnittene, ältere Brecher zu hören, die klanglich natürlich ebenfalls kein Hochglanz auffahren, aber sehr authentisch tönen. Trotz der kleinen Kritikpunkte ergibt sich unterm Strich eine runde Angelegenheit mit Ecken und Kanten, die sich Genre-Freunde ohne Probleme einfahren können. Ach ja… gleich auf der Startseite der Band-Homepage wird deutlich, dass schwarze Gestalten jederzeit willkommen sind, braunes Pack aber draußen bleiben soll! Dieses Publikum hat eine echt gute Band wie MORT auch nicht nötig.
Im Grunde machen VANMAKT auf „Vredskapta Markersagor“ alles richtig: die Songs sind schnell, brutal und haben die Mischung aus Black und Death Metal, die anno dazumal schon DISSECTION erfolgreich werden ließ. Die Gitarren rasen und haben einige ansprechende Ideen zu bieten, der Sänger keift gekonnt evil und die Produktion passt wie Arsch auf Eimer (und klingt nicht matschig), einzig der viel zu leise Bass trübt das gute Bild. Das große Aber fängt beim Drummer ein, der schätzungsweise genau zwei Parts kann und die beiden konsequent einsetzt, wodurch eventuell vorhandene Variation zunichte gemacht wird. Allerdings beschränkt sich die auch nur auf abwechselnd rasend schnelles Geholze und quasi-atmosphärische Parts. Technisch, vom Drummer abgesehen, sauber und mit viel Potential, aber durch die Schwächen im Songwriting nach spätestens drei Songs gähnend langweilig. Das konnten die Vorbilder besser und auch im eigenen Land gibt es vielversprechendere Combos als VANMAKT.
Ich kann es kaum glauben; was ist denn mit dieser Band passiert?! Nachdem Kurdt Vanderhoof und Co. im Jahr 2004 mit „Weight Of The World“ ein erstklassiges Comeback an den Start brachten, schwächelten sie schon auf dem vor gut zwei Jahren veröffentlichten „A Light In The Dark“ merklich. Doch was uns jetzt in Form von „This Present Wasteland“ vorliegt, ist für die meisten Fans ein dicker Schlag ins Gesicht! Nicht nur, dass das Album unterirdisch kraftlos und dumpf vor sich hintönt (worüber man vielleicht noch hinwegsehen könnte, denn gelackte Soundtüftler waren die Seattler noch nie…), man sucht auch starke Songs wie die berühmte Nadel im Heuhaufen. Bereits der Opener „The Company Of Sorrow“ langweilt sich über sechs Minuten durch den Player, bevor „The Perfect Crime“ zumindest ansatzweise altes Götterfeeling aufkommen lässt. Doch danach wartet das Bodenlose: außer der halbwegs geglückten Halbballade “A War Never Won” finden sich auf dem Album nur noch Hänger, die die unglaubliche Energie der Erfinder des „Power Metal“ nicht mal mehr erahnen lassen. Hinzu kommt, dass Ronny Munroe´s sonst grandiose Röhre durch die matte Produktion kaum zur Geltung kommt. Und auch Jay Reynolds, der der Band vielleicht noch etwas Frische hätte verleihen können, ist nicht mehr mit von der Partie, sondern wurde durch Rick Van Zandt ersetzt. Ich gehöre ganz ganz sicher nicht zu der „Alles-nach-„The Dark“-war-Müll“-Fraktion, bin auch großer Fan der Mike Howe-Ära und mag bis heute sogar das ebenfalls umstrittene „Masterpeace“-Werk, aber dass es METAL CHURCH sogar noch schaffen, das für ihre Verhältnisse mäßige „A Light In The Dark“ zu unterbieten, ist eine Farce und lässt zweifeln, ob die Auflösung der Band nicht ein geeigneter Schritt wäre, das Andenken zu erhalten. Da nützen auch die tollen Live-Shows nichts mehr, wenn man nur noch die alten Perlen verwaltet und in der Gegenwart nichts mehr zustande bringt.