Zwar hatten die beiden ersten regulären FIRESIGN Scheiben schon Spaß gemacht – dann war aber auch erst mal etwas Funkstille um die Hard Rock Band von Steve Heyden, Klaus Enderlin & Co. Nach Live Bootleg und einer Demo wird jetzt nach 4 Jahren Longplayer Nummer 3 der Schwarzwälder mit dem Titel „Persecution Guaranteed“ über das Label Kick Off Records veröffentlicht. FIRESIGN bieten dabei noch immer klassischen Hard Rock der Achtziger – neben den gewohnt rhythmischen Gitarrenriffs einfühlsame Momente, Akustikparts, leichte Bluesaffinität mit Siebzigerschlagseite und gelungene Soli inklusive. Anspieltipps: Das hymnisch rockende „Fearless Foursome”, die Semi-akustische Ballade „Empty Chair (Never Coming Home)” (mit gehörig Power nach hinten raus), dem aus dem Rahmen fallende astreinen Blues „Green Water“ und das recht harte „Who’s Judge Or Jury“. FIRESIGN können also von Fans erdiger Klänge Marke GOTTHARD bis BONFIRE getrost mal angetestet werden (auf genannter Homepage gibt es zu den ersten 3 Songs des Album bisschen was zum reinschnuppern).
Vinny Stigma gehört zu den Old Boys des New Yorker Hardcores, mit AGNOSTIC FRONT und MADBALL hat er den Stil entscheidend geprägt. „New York Blood“ ist sein erstes Solowerk, für das er sich prominente Unterstützung von u.a. MONSTER MAGNET und AGNOSTIC FRONT-Mitgliedern geholt hat, und auch in Sachen Produktion hatten mit Jamey Jasta (HATEBREED) und Zeus (HATEBREED, SHADOW’S FALL) prominente Leute ihre Finger im Spiel. Das hat der Scheibe gut getan, die dreizehn Tracks kommen druckvoll aus den Boxen und haben spielerisch einiges zu bieten. Natürlich kann sich Mr. Stigma nicht von seiner Vergangenheit befreien, das Solowerk hat nicht überraschend einen starken New York Hardcore-Einschlag, vielleicht etwas punkiger und weniger metallisch als bei den letzten AGNOSTIC FRONT-Werken. Dazu kommt ein starker SOCIAL DISTORTION-Einschlag, der für rockig-eingängige Töne sorgt und vielen Songs den letzten Kick gibt. Herausgekommen sind zwölf gute eingängige Nummern, die sich mit Freunden, Bier und Lust auf Gegröhle vorzüglich hören lassen. Und mitgröhlen. Und jeden umarmen, bierselig. „New York Blood“ ist eine Party-Platte für die harten Jungs, mehr nicht, aber auch nicht weniger. Harter Schale und weicher Kern, so wie das nunmal ist. Als Bonustrack findet sich eine coole „Young Til I Die“-Version, mit der Mr. Stigma sicher auch eine Aussage über sein eigenes Leben setzen will. Schöne Scheibe, die er hier vorlegt.
Irgendwo zwischen den angesagten nordischen Rockbands der Marke HARDCORE SUPERSTARS und Achtziger Hard Rock haben die Schweden von NEONDAZE ihr selbstbetiteltes Debüt angesiedelt. Klarer Gesang, klassischer Songaufbau und nachvollziehbare melodische Kompositionen lassen es dabei gut nach vorne rocken. Neben dem flotten „Intoxicated“ wissen vor allem noch „Live 4 Tonight“ (mit schönen Solo, eingängigen Refrain und rauen Background Gesang), „Million Miles“ (rockt in POISON-Manier) und „Hold Me“ zu gefallen. Dabei lässt der Opener ebenso wie letztgenannter Song schon etwas DEF LEPPARD durchscheinen (und das nicht nur wegen Gesang und Chorpassagen). Nach hinten raus werden die Songs weniger plakativ und die Trefferquote lässt nach. NEONDAZE fallen nicht aus dem Rahmen, Ecken und Kanten sind eher selten, aber partytauglich ist das allemal. Ein Reinhören auf genannter Homepage kann dem geneigten Fan also durchaus empfohlen werden.
Die Sängerin JENNIE TEBLER machte bisher durch einen Gastauftritt bei LAKE OF TEARS und mehr oder minder deutlichen Beziehungen zum BATHORY-Lager auf sich aufmerksam. Mit ihren von Bassist Kent Jädestram und Gitarrist Fredrik Rhodin komponierten Debüt „Till Death Tear Us Part“ probiert die mit glasklarer Stimme ausgestattete schwedische Vokalistin nun auf eigenen Füssen zu stehen. Allerdings gelingt dies im gewählten melancholisch, düsteren Gothicgewand nur unzureichend – zu gleichförmig wabbern die 10 Songs aus den Boxen. Jennie’s stärke liegt dabei hörbar in den gefühlvollen, balladesken Momenten des Albums, welche auch zu gefallen wissen („Life Full Of Lies“ mit seinen überwiegend ruhigen Parts und „Never Stop Crying“). Sobald es in härtere Gefilde driftet, scheint Jennie & Co. etwas die Luft auszugehen. Hier kann an sich nur der zwischen Mid-Tempo und schnelleren Passagen und gutem Riffing wechselnde „Demons Ode“ behaupten. Musikalisch ist das alles wenig aufregend, am ehesten fallen einem hier LACUNA COIL als vergleichbares ein – welche aber deutlich in einer anderen Liga spielen und komponieren. JENNIE TEBLER’S OUT OF OBLIVION können mit ihren Erstling „Till Death Tear Us Part“ keine volle Punktzahl einfahren. Nur absolute Gothic Fans und Female Voices Fanatiker dürften hier wohl mehr abgewinnen.
THE ALAN PARSONS PROJECT gehören bekanntlich zu den kommerziell erfolgreichsten Prog-Bands in den End-Siebzigern und Anfang der Achtziger Jahre. Der tüftelnde Toningenieur und geniale Produzent Alan Parson (u.a. THE BEATLES, John Myles (deutlich hörbar) und PINK FLOYD) uns sein Partner Eric Woolfson erreichten über orchestrale Arrangements und einer Melange aus klassischem Songwriting, Rock, Pop und Elektronik erstaunliche Erfolge und Verkaufszahlen. Die Kunst aus vielen Stilen und Richtungen ganz einfach klingende Songs mit Ohrwurmpotential, Tiefe und Anspruch zu schreiben und zu instrumentalisieren ist an sich das Markenzeichen von THE ALAN PARSONS PROJECT. Soundtechnisch gelten ihren Alben auch heute oft noch als Referenz. Schrittweise wurden und werden zur Zeit alle Alben von THE ALAN PARSONS PROJECT als Re-Releases mit einer Reihe von Bonustracks, ausführlichen Linernotes und vor allem auch Soundtechnisch erneuert veröffentlicht.
„Ammonia Avenue“ ist Album Nummer 7 in der ALAN PARSON Diskographie und gehört, auch auf Grund seines kommerzielles Erfolges (das Video zu „Don’t Answer Me“ wurde bei den aller ersten MTV-Awards nominiert) zu den eher etwas umstrittenen Alben bei den Ur-Fans. Denn auch hier macht sich bereits eine gewisse Routine des Duos Parson/Woolfson bemerkbar. Trotzdem bietet das nach einer Industrieanlage benannte 1984 erschienene Album für den unbedarften, eher im AOR- und Pop-Bereich angesiedelten Hörer lohneswerte Songs. Dafür steht schon der für Kenner eher flache, für genannte Hörer einfach nur schöne Opener „Prime Time“. Was aber für immer mit „Ammonia Avenue“ verbunden bleiben wird ist einer der richtig großen Hits des THE ALAN PARSONS PROJECT: „Don’t Answer Me“. Nicht viele Achtziger Pop-Kids fanden mit dieser Single als Start Zugang zu anspruchsvollerer Musik. Darüber hinaus sind mit der ruhigen und bandtypischen Ballade „Since The Last Goodbye“, dem guten, mit klasse Synthie versehenen „You Don’t Believe“ und dem orchestralen, mit Saxophone veredelten Instrumentalstück „Pipeline“ weitere unverzichtbare APP-Tracks auf dem Album vertreten. Ach ja, wie immer gab es auch hier ein konzeptionellen Rahmen für das Werk: die Entfremdung des Menschen in einer modernen Industriegesellschaft – daran hat sich auch fast eine vierteljahrhundert später nichts geändert.
WALLS OF JERICHO hatten mit ihrem amerikanischem Traum schwer zu kämpfen, so mussten sie eine Tour mit DEVILDRIVER und NAPALM DEATH absagen, um an der Scheibe arbeiten zu können (oder zu müssen, je nachdem, wer gefragt wird). Die „Redemption“-EP hatte zudem viele Fans verstört und Befürchtungen geweckt, dass die Detroiter ein softes, poppiges Album vorlegen würden. Aber schon das Intro des 12-Trackers ist so bedrohlich, dass hier kein Popcore folgen kann – und richtig, „The Prey“ ist ein Schlag ins Gesicht, ein fetter Hassbolzen, der mit SLAYER-Riff so richtig in die Vollen geht. Gnadenlos geht es zur Sache und auch beim Markenzeichen der Band, Candace’ Gesang, werden keine Kompromiss gemacht, die zierliche Dame schreit, brüllt, kotzt wie eh’ und je. Kurze cleane Einschübe gibt es zwar immer wieder („Feeding Frenzy“), die sind aber nur Beiwerk zum Soundinferno, das hier aufgebaut wird. Im Vergleich mit dem Vorgänger ist „The American Dream“ kompakter und einen Tick heftiger, ohne dabei an Eingängigkeit zu verlieren. WALLS OF JERICHO haben mit dieser Scheibe allen Zweiflern die richtige Antwort gegegen und schreien ihnen ein dickes, fettes „Fuck You!“ entgegen. Richtig so! „The American Dream“ ist eine saustarke, saubrutale Scheibe, mit der WALLS OF JERICHO ihre Fanschar mühelos zufriedenstellen und ihren Ruf als eine der heftigsten Hardcore-Bands mühelos verteidigen können.
“Promises Kept” war das letzte Album der Seattler Hardcore-Ikone, die danach nur noch die “Time Slips Away”-Zusammenfassung zweier EPs und einen Mitschnitt ihrer Abschiedsshow veröffentlichten, bevor sie die Segel strichen (und u.a. bei BETRAYED, THE FIRST STEP und THE VOW weitermachten). “Promises Kept” hat mit dem Titeltrack einen extremst intensiven Einstieg, der zu den Top 10 der besten HC-Songs ever gehört, keine Frage. Dem Groove, der Intensität und dem Charme kann sich niemand entziehen, der auch nur ein halbwegs gesundes Ohr hat. Geht nicht. Egal, wie die persönliche Meinung zum Straight Edge-Lebensstil sein mag, den CHAMPION vehement thematisieren, die Musik reißt einfach mit. Die Songs kommen auf den Punkt und strotzen nur so vor Energie und Mitsingmöglichkeiten (“Miles To Go”), dank der Kurt Ballou-Produktion knallt die Chose zudem sehr gut aus den Boxen. CHAMPION waren begnadete Songschreiber, was sie mit diesen zwölf Songs ein letztes Mal unter Beweis gestellt haben – eine ganz ganz große Platte, die jeder sein Eigen nennen sollte, der auch nur ein wenig mit Youth Crew-Hardcore anfangen kann!
Dass der gute alte Heavy Rock/Metal nicht nur aus Australien kommt, bewiesen schon 2006 die Schweden von BULLET. Ihr Debütalbum "Heading For The Top" erfüllte sämtliche Klischees und wer die Truppe einmal live erlebt hat der weiß, dass diese verrückten Jungs den Rock `n`Roll leben - und zwar richtig. Mit "Bite The Bullet" ist ihnen nun ein amtlicher Nachfolger gelungen, der nahtlos am Debüt anknüpft. Schon bei "Pay The Price" setzt sich der gitarrenorientierte Hard Rock durch und bekommt durch einen leicht fiesen Gesang der Marke UDO und AC/DC den richtigen Schliff. Die Refrains sind gleich im Ohr und auch beim Titeltrack "Bite The Bullet" sind strapazierte Stimmbänder garantiert. So variert das Album zwischen rotzigen Heavy Metal Songs und groovigen Midtempostampfern wie "Dusk Till Dawn". Wer die guten alten 80er Jahre aufleben lassen und ein Funke Jugend zurückerobern möchte, der sollte sich dieses Album dringend zulegen, seine verstaubte Kutte auspacken und ab aufs nächste BULLET Konzert gehen.
Kollege Memme unterstellte diesem Haufen, mit seinem selbst produzierten Erstling von 2004 ein „sehr gelungenes Thrash-Debüt“ vorgelegt zu haben, was man nahtlos auf das aktuelle Werk der Berliner, „Wreck The Silence“ übertragen kann. Inzwischen beim Twilight-Label beheimatet, beweisen Frontröhre Hagen Hirschmann und seine Mitstreiter, dass sie ihren Plattenvertrag wirklich wert sind, denn das Album knallt ohne Umwege direkt in den Allerwertesten und überzeugt durchgehend mit starken Songs, die lediglich ein wenig Eigenständigkeit vermissen lassen. Zu fast jeder Sekunde atmen DESILENCE den Geist von KREATOR, deren Stil man mehr als deutlich heraushört. Auch eine Ecke Metalcore meint man zu erkennen, doch mit dieser mittlerweile wieder abebbenden Szene haben DESILENCE zum Glück nix am Hut. Ansonsten wird sich durch ein Album gehobelt, das mit Granaten wie „Drive“ oder „Initiation“ (zwei echte Killer!) keinen technisch orientierten Thrasher kalt lässt. Am Schluss versuchen sich die Jungs noch an einer sehr gelungenen Coverversion von GENESIS´ „Land Of Confusion“, die die Versionen von namhaften Kapellen wie DISTURBED oder IN FLAMES locker aussticht. Abgesehen von der allzu offensichtlichen Inspirationsquelle haben DESILENCE mit „Wreck The Silence“ einen echten Hammer abgeliefert, den man der Zielgruppe problemlos nahe legen kann. Stark!
SOREPTION sind eine weitere Band aus dem unerschöpflichen Reservoirs Schwedens, die mit „Illuminate The Excessive“ ihr erstes Lebenszeichen auf die Metal-Gemeinde loslassden. Dabei erinnern Kerle an ihre großartigen (leider verblichenen) Landsleute DEFACED CREATION aka AEON und frühe CRYPTOPSY, sprich recht technisches Material, das trotzdem gut eingängig ist und mit einer Mischung aus US- und Schwedenschule zu überzeugen weiß. Zwar lässt sich nach vier Songs noch kein abschließendes Urteil bilden, aber die EP macht Lust auf mehr und zeigt, dass SOREPTION ein Händchen für brutalen Death Metal haben und mindestens vier gute Songs in ihrer Karriere geschrieben haben. Der EP liegt noch eine Bonus-DVD bei, auf der ein SOREPTION-Gig zu sehen ist. Na ja. Über das Teil sollte der Mantel des Schweigens gedeckt werden. Aufgenommen in schlechter Bild- und Tonqualität wurde ein Stadtfest(!)-Gig der Band, bei dem im Publikum so ziemlich kein Metaller war. Übles Ding. Die DVD besser als Bierdeckel oder so verwenden, während sich die CD ruhig öfter im Player drehen darf.