Eigentlich bürgt Cyclone Empire für absolute Qualität. Und schlecht ist SEMLAH, die neue Band des Count-Raven-Bassers Tommy Wilbur keinesfalls. Es gibt Doom mit Rock-Einschlag und klaren Vocals. Nur kommt richtiger Doom kaum zum Tragen, lediglich in Teilbereichen wird der Langsamkeitsfanatiker mal richtig bedient. So ist „Axioms Of Life“ ein gutes Beispiel, wie ein Schwede behäbig rockt. Auf dem ersten Album präsentieren sich SEMLAH keinesfalls orientierungslos – im Gegenteil, es standen Candlemass und Co. sicherlich Pate. Allerdings gehen Wilbur und seine Kollegen viel zu standardisiert zu Werke. Es fehlt di4e absolute Leichtigkeit der Langsamkeit, die Kapelle geht irgendwie auf Nummer sicher, um Otto-Normal-Metaller nicht zu vergrätzen. Nur bleibt bei dieser Scheibe der echte Doomi auch außen vor – ihm ist die Scheibe zum Großteil einfach zu schnell. „Axioms Of Live“ ist wie gesagt ein richtig geiler Doom-Song, der Rest ist viel zu nett, viel zu gut konsumierbar, um die Zielgruppe wirklich (also truly) glücklich zu machen. Für Gelegenheitsdoomer, die mit einer glockenklaren Stimme zurande kommen, ist „Semlah“ durchaus empfehlenswert.
Nach dem sich QUEEN vor ein paar Jahren überraschend mit einem neuen Sänger (PAUL RODGERS) wieder zurückgemeldet hatten, folgte der großen Welttournee tatsächlich noch ein neues Album („The Cosmos Rocks“) und weitere Auftritte. Nach jetzt vier Jahren ist mit der Zusammenarbeit aber Schluss. Wie letztens verkündigt wurde hat man sich einvernehmlich getrennt und PAUL RODGERS steuert auf eine Reunion seiner alten Band BAD COMPANY zu. Mit der DVD und Doppel-CD „Live In Ukraine“ hat man aber der Nachwelt noch einen bild- und tonhaftes Vermächtnis in Form eines Anti-Aids-Benefizkonzertes in der zweitgrößten ukrainischen Stadt Charkiw hinterlassen. QUEEN + PAUL RODGERS gaben dort vor 350.000 Menschen ein Best-Of Queen Konzert (siehe unten), präsentierten auch einige Songs vom neuen Album und natürlich durfte RODGERS auch aus seinem Fundus Liedgut beitragen. Das Ganze, wie gewohnt, vor einer gigantischen Showkulissen. Für meinereiner, der QUEEN 1986 noch zusammen mit ihrem charismatischen Frontmann Freddie Mercury sehen durfte, ist und bleibt PAUL RODGERS ein Fremdkörper. Aber unbestreitbar ist auch, das der Mann eine außergewöhnliche, unverkennbare Stimme hat, und seine eigenen Songs (von FREE und BAD COMPANY) Lust auf die Reunion machen – Göttergaben wie das namensgebende „Bad Company“ werden heutzutage ja kaum noch komponiert. Für QUEEN Fans welche der Zeit mit FREDDIE hinterher trauern dürfte dies eh’ nichts sein. Ansonsten zeigt „Live In Ukraine“ eine Konzert mit klasse Songs und Rockklassikern, routiniert und gekonnt von großartigen Musikern präsentiert.
Das Package ist ultimative gut aufgemacht – neben der DVD mit dem 120-minütigen Konzertmitschnitt gibt es noch den kompletten Auftritt auf zwei CDs und ein umfangreiches Booklet – allerdings sieht es mit Extras Mau aus – da hätte man ruhig noch was tun können.
Nach „Vredskapta Markersagor“ ist „Ad Luciferi Regnum“ das zweite Album der Schweden VANMAKT, die sich hymnischem, pfeilschnellem Black Metal verschrieben haben, der nur ab und an durch diverse Midtempo-Einschübe aufgelockert wird. Auch an atmosphärischen Parts mangelt es dem Trio um M. Svensson (das lediglich durch einen Session-Drummer ergänzt wird) nicht, lediglich die Produktion tönt für meinen Geschmack etwas zu steril und leblos. Alles wirkt irgendwie maschinell und statisch, was an sich sehr hörenswerte Stücke wie den starken Opener „The Second Key“, „Re-Incarnating Hatred“ oder das mit weiblicher Unterstützung aufgewertete „The Ascension“ nicht so organisch klingen lässt, wie es vielleicht nötig gewesen wäre. In Sachen Songwriting macht Herr Svensson jedenfalls keinen üblen Job, obwohl seine Songs qualitativ doch eine ganze Ecke von denen der heimischen Konkurrenz DARK FUNERAL oder MARDUK entfernt sind. Trotz gnadenloser High Speed-Orgien und des Meisters fiesem Gekreische will sich richtig böse Stimmung nicht so recht einstellen, was „Ad Luciferi Regnum“ am Ende zwar als hörenswerte Scheibe durchgehen lässt, die ihr volles Potential jedoch leider nicht ganz ausspielen kann.
Einer meiner absoluten Lieblingsgitarristen meldet sich endlich mit einem lange angekündigten neuen Werk zurück. Nach „System X“ mit Graham Bonnett und dem sehr experimentellen „Pedal to the Metal“ mit Chris Skelton am Gesang, hat sich Chris Impellitteri für „Wicked Maiden“ wieder mit dem einzig wahren IMPELLITTERI Sänger Rob Rock zusammengetan. Und so ist „Wicked Maiden“ auch musikalisch eine Rückbesinnung auf alte Stärken und liegt in einer Linie mit Alben wie „Answer to the Master“, „Eye of the Hurricane“ oder „Screaming Symphony“. Der Meister selber sticht wieder durch seine herrausragende, aber zu jederzeit songdienlichen, Gitarrenarbeit hervor. Während Rock den melodischen aber nicht kitschigen Songs mit seinen majestätischen Gesanglinien die sprichwörtliche Krone aufsetzt. Egal ob Nackenbrecher à la „Last Of A Dying Breed“ oder Melodic Kracher wie „Eyes Of An Angel“, hier sitzt jeder Ton, passt jedes Break und eine Gänsehaut is garantiert. Technisch nimmt es Impellitteri jederzeit mit Malmsteen auf, aber im Gegensatz zum alten Schweden schreibt Chris catchy Metalsongs, die jede Sammlung bereichern und aufwerten.
Was soll ich groß sagen, außer das IMPELLITTERI wieder einmal ein Melodic Metal Highlight abgeliefert haben, was man sich als Fan von Rocks Stimme bzw. Fan von traditionellen Metal im modernen Gewand überhaupt, ins Regal stellen MUSS!!!
In ihrer Heimstadt Celle sind die DRONE in aller Munde, bekommen ganzseitige Porträts in der örtlichen Presse und sind beim heimischen CRC omnipräsent. Und ihre dortige Releaseparty füllte eine echt große Halle. Nun könnte man meinen, die Band hätte alles nur erreicht, weil sie ein dickes Label in der Hinterhand hat. Doch ob Henne oder Ei – die Frage ist angesichts der Klasse und Motivation dieser Foramtion redundant. Denn wer die Band schon live gesehen hat, weiß, wie sehr sie hinter ihrer Musik steht – kein Wunder, wenn das ein professionelles Label unterstützen will. Doch nicht nur auf der Bühne sind DRONE groß, auch auf „Juggernaut“ haben sich die Niedersachsen enorm weiter entwickelt. Wer sie vorher als bloßes Machine-Head-Plagiat in die Schublade packte, der muss sein (vorschnelles) Urteil heute revidieren. Denn die Herrschaften präsentieren sich vielschichtig – klar, es ist und bleibt Thrash – aber DRONE mischen alle Genre-Ausprägungen sehr geschickt, spannen den Bogen von Fear Factory bis hin zur alten Schule. Sie haben der modernen Schiene quasi ein paar kleine weitere Facetten hinzu gefügt. Neben aggressivem Riffing und hookigen Melodien überzeugt auch Meister Hempel am Mikro, zeigt weder in aggressiven noch gefühlvollen Momenten Schwächen und dürfte seiner Bühnenperformance weitere Pluspunkte hinzuaddieren. Bleibt also eine Scheibe, die eine weiterentwickelte und doch stiltreue Band gleichzeitig zeigt. Einen Minuspunkt gibt es aber dennoch – das sicher eher spaßig gemeinte „No Pattern“ mit seinen Rap-Einlagen erinnert nicht nur an Linkin’ Park es raubt Scheuklappen-Besitzer schnell den letzten Nerv. Was ach-so-tolerante Scheuklappen-Ablehner sicher anders sehen… Dennoch DRONE haben wieder ein gutes Album fabriziert, Alter!
Die beiden Norweger hinter ALVERG erheben Black Metal zur echten Kunst. Sie spielen in ruhigen Momenten stilvoll Piano (beim abschließenden, neunminütigen „Towards The Kingdom Of Alverg“) und bewegen sich bei diesem Song sogar teilweise in die ganz schwarze, gotische Ecke. Aber keine Angst vor zu viel Gefühl, an sich handelt es sich beim Debüt „Elde“ um ein recht typisches norwegisches Black-Metal-Album, irgendwo zwischen Kampfar, Necrophobic und Naglfar. Der schwarzwurzelige Hass mutiert hier vordergründig zur morbiden Schönheit, Melodien scheinen schön und episch, das Tempo ist gesittet, der Sound okay, die Keyboards erfüllen ihre untermalenden Dienst erquicklich. Ach ja, dazu gesellt sich ein raues Krächzen, aber nie zu extrem. „Elde“ bietet gute Qualität – ein nettes Album. Da „nett“ aber der kleine Bruder von „beschissen“ ist, gibt es echte Einschränkungen. Denn bis auf das balladeske, bereits genannte Abschluss-Stück fehlen dem Debüt der Kappele aus Aust-Agder echte Überraschungen, es ist ein wenig zu beliebig. „ELDE“ ist gut, aber nicht mehr, daran können auch die großen Gefühle nichts ändern.
JOHNNY LIMA klingt nicht nur wie BON JOVI als er noch Hard Rock machte – seine Mucke dürfte auch für all jene Musikfans eine Offenbarung sein, welche bei genanntem Superstar nach Ende der 80er das Weite gesucht hatten. Der Vergleich mit Mr. JOVI bezieht sich dabei nicht nur auf den Gesang, auch musikalisch zieht JOHNNY LIMA seine Ausrichtung konsequent durch: konventioneller Hard Rock mit Hang zu AOR und DEF LEPPARD-Chören, gemischt mit Sleaze-Ausflügen zwischen MÖTLEY CRÜE und POISON (man nehme nur das klasse „Wildflower“) – damit dürfte die Zielgruppe des Kaliforniers ausreichend definiert sein. Was aber noch erschwerend hinzukommt – „Livin’ Out Loud“ macht Laune. Das Album schreit geradezu nach den geschmacklos lauten 80er – und dem damaligen West-Coast-Sound. Mucke für Sonne, Party, Bier und Girls. Alles schon mal gehört, betont einfach gehalten, klassischer Songaufbau ohne Überraschungen – man erahnt oft schon nach wenigen Takten was kommt – und will das auch genauso – Riff und Refrain. Das sich in den Gehörwindungen festsetzende „I’m On Fire“, das nach vorne rockende „Caught In The Middle“ oder der mit einem AC/DC-Gedächtnisriff beginnenden Titelsong „Livin’ Out Loud“ seien da einen mal ans Herz gelegt; die JOVI-Halbballade „Still Waiting For You“ und das fast schon BON-plagiate „Hard To Say Goodbye“ (samt Uralt-Keyboard-Spur) gegen Ende der Scheibe könnten dann glatt noch als verschollene Tapes durchgehen. Die benannten Verdächtigen können bei JOHNNY LIMA beruhigt zuschlagen.
VOMITORY haben in diesem Jahr die 20-Jahre-Marke geknackt, schon abgefahren. Ruhiger sind sie trotzdem nicht geworden, wie der „Terrorize, Brutalize, Sodomize-Nachfolger „Carnage Euphoria“ beweist – im Gegenteil, die Schweden hauen wieder ein dermaßen brutales Death Metal-Album raus, dass den ganzen Möchtergerns die Kinnlade runterklappen wird. Ohne blödes Intro geht das Album gleich in die Vollen, „The Carnage Rages On“ ist die Vollbedienung in Sachen Schwedentod der alten Schule und gibt die Richtung für die folgenden Songs vor. Im Gegensatz zum Vorgänger haben VOMITORY die Songs unterscheidbarer hinbekommen, so dass das Album nicht wie ein langer Song kling. Mittlerweile wissen sie einfach, wie Death Metal zu klingen hat und geben einen Scheiß auf neumodischen Schnickschnack. Hier gibt es keine Beatdown-Parts, keine überflüssigen Breaks und kein Songwriting, das den Namen nicht verdient. Stattdessen auf die Fresse, durchgehen, konsequent, gnadenlos. Die Blastparts sind etwas weniger geworden, ansonsten ist alles beim Alten geblieben, gerade die Growls und das Drumming sind Weltklasse. „Carnage Euphoria“ ist ein ehrliches, rohes Death Metal-Album, dass trotz Old School-Attitüde kein bisschen altbacken klingt und dem Nachwuchs zeigt, wo der Hammer hängt.
Mit Album Nummer Zwei machen KONGH da weiter, wo „Counting Hearbeats” aufhörte, wieder gibt es in knapp einer Stunde gerade mal fünf Songs zu hören. Hier regiert König Doom, der seine treuen Ritter Noise und Sludge eingeladen hat, damit zusammen der Soundtrack für dunkle Wintertage geschaffen wird. Vorwiegend schleppend-zäh gehen die Schweden vor und geben gerade den Minimal-Riffs so Zeit zur Entfaltung ihrer vollen zerstörerischen Wirkung. Die schnellen Passgen kommen meist überraschend mit der Wucht eines Dampframme und kontrastieren die langsamen Parts umso mehr. Beiden Abschnitten ist der verzweifelte Gesang gemein, genau wie der Donner, den die Rhythmusfraktion absondert. Jeder der fünf Songs fesselt den Hörer und hat seinen eigenen Charme, auch wenn allesamt natürlich in die gleiche dunkle Richtung, in die sich nicht mal NEUROSIS wagen. Doom für Genießer, die auch immer Sommer die Vorhänge zu lassen und mit 15minütigen Songs nicht überfordert sind. So entsteht großes Kopfkino, wie schon beim Vorgänger – grandios!
Den Exotenbonus haben Bands aus Spanien trotz international erfolgreicher Kollegen wie den HEROS DEL SILENCIO über TIERRA SANTA bis MÄGO DE OZ immer noch nicht ganz verloren. Das Debüt der Madrilenen CALIBRE ZERO ordnet sich dann aber doch auch eher national ein – zwischen den in Spanien kultigen BARON ROJO und MURO. Dreckiger Rock mit Bodenhaftung (als Einflüssen hören die Jungs sicher Lemmy & Co. und manch schwedische Rotzrockband) und recht direkt arrangiert; leider aber auch etwas berechenbar und nicht immer sich im Ohr festsetzend - was sicher nicht an den ausnahmslos spanischen Lyrics liegt. CALIBRE ZERO haben mit dem von einem doomigen Riff getragenen „Dilo Alto“, dem flotten„Nade Que Perder“ und dem interessanten „Gran Ciudad“ dann schon gutes Material am Start, können dieses Niveau aber nicht durchgängig halten. Und so macht „Jugando Con Fuego” zwischendurch Spaß – hat aber mit einem gewöhnungsbedürftigen Sound zu kämpfen und gewinnt sicher auch keinen Innovationspreis. Für Hispanics-Fans sollten CALIBRE ZERO aber trotz dem schlechten Sound mal ein Antesten wert sein.