REIGN SUPREME haben die Erwartungen mit ihrer „American Violence”-EP sehr hochgeschraubt, keine Frage. Zudem erscheint „Testing The Limits Of Infinite“ bei Deathwish Inc., deren Veröffentlichungen durchweg erstklassig sind (böse Zungen sprechen von einem gehypten Label), was die Messlatte für die Combo noch mal einen Zacken höher legt. „Mother Superior“ leitet das Album wuchtig ein, nach sechs Sekunden setzen Gesang und Drums ein und machen klar, dass REIGN SUPREME immer noch REIGN SUPREME sind – der Song knallt und setzt sich direkt im Ohr fest. Metallisch sind die Herren geblieben und haben „Testing The Limits Of Infinite“ einen druckvollen Sound gegeben, der allerdings nah an der Grenze zu „überproduziert“ kratzt, für Manchen sogar schon drüber hinausgeht, aber anderseits zur REIGN SUPREME-Dampfwalze bestens passt. „Saving Grace“, bei denen THIS IS HELL-Travis und A LIFE ONCE LOST-Rob mit dabei sind, ist der nächste Schlag in die Fresse und hält den hohen Eingangslevel. An dem orientieren sich REIGN SUPREME auch in den folgenden Songs und schaffen das Kunststück, keinen schwachen Song auf der Platte zu haben. Jede der 13 Nummern ist eine Abrissbirne, die im Hardcore-Lager auf ungeteilte Gegenliebe stoßen sollte, egal welcher Fraktion sich der Einzelne zurechnet. Bei „To Live And Die [In Vain]“ wird ein wenig experimentiert, wie überhaupt auch der 20. Durchlauf noch immer neue Details und Spielereien offenbart, gerade in der Gitarrenarbeit – hier gibt es mehr als nur stumpfes Gebretter. REIGN SUPREME haben dem Druck standgehalten und eine saustarke Scheibe abgeliefert, die alle Erwartungen erfüllt, die Fans, Label und sie selbst hatten. Fett, einfach nur fett!
Wau, endlich mal eine All-Girlie-Band für den True-Metal-Fan – darauf haben wir ja noch gewartet. Die Mädels um die 19-jährige Sängerin Anni De Vil (die Gitarristinnen Bitchie und RockZilla, Bassistin SatAnica und Drummerin Hell’n – nomen est omen) nennen sich geschlechtsspezifisch korrekt HYSTERICA, geben auch optisch was her und lassen musikalisch auf ihrem Debüt „Metal War“ kein Klischee ungestraft – und ich hoffe sie sehen das mit einer gesunden Portion Selbstironie. Ihr True Metal wurzelt im Sound der Siebziger und Achtziger, zitiert ACCEPT und die alten PRIEST ebenso wie MAIDEN und natürlich MANOWAR und lässt gesanglich einen die alten HEART in den Sinn kommen. Das Ganze könnte für späte alkoholvernebelte Partystunden als Bang und Mitgrölmaterial dann auch durchaus funktionieren. Mastermind Peter Tägtgren (HYPOCRISY, PAIN) lies es sich nicht nehmen das Teil druckvoll zu produzieren, obwohl die Kompositionen so gar nichts Neues bieten und die Mucke selbst, ohne den Girlie-Faktor, sich kaum aus der Masse der True-Metal-Bands erheben dürfte. Die recht einfach und klassisch strukturierten Songs leben vor allem von schnell ins Ohr gehende Riffs und einfachen Refrains – die beiden ersten Tracks („We Are The Undertakers“ und „Halloween“) seien da mal genannt. „Metal War“ bietet also nichts, was man nicht schon in den letzten 30 Jahren an echten Metal besser gehört hätte, aber die Band (wie Homepage) bietet Abwechslung in einem von Männern dominierten Genre und vor diesem Hintergrund macht das zwischendurch sogar mal Laune.
HELLFIRE SOCIETY hatten im Vorfeld der Veröffentlichung von „The Angry Army“ mit vielen Problemen zu kämpfen, aber letztlich alle überwunden. Das wird die Fangemeinde der Band freuen, bekommen die doch mit dem Silberling die erwartete Mischung aus KORN, MARYLIN MANSON und DEATHSTARS, erweitert um elektronische Spielereien, die im Idealfall an NINE INCH NAILS rangekommen wären. Aber jener Normalfall tritt nicht ein, dazu sind die zwölf Songs zu glatt poliert und berechenbar. Denn wo die Einflüsse gute Songs schreiben können, ergehen sich HELLFIRE SOCIETY in Plattitüden, wie das vorhersehbare „Run Rabbit Run“ beweist. Die Produktion ist zudem einen Tick zu steril, während die handwerkliche Leistung der Musiker in Ordnung geht. Trotzdem bleibt das große Gähnen nicht aus, spätestens ab der Hälfte der Scheibe stellt es sich ein und will nicht verschwinden. HELLFIRE SOCIETY machen ihre Sache leidlich gut, haben völlig unspannende Songs geschrieben, die bei weitem nicht an die Originale ranreichen und die Frage aufwerfen, warum sich jemand „The Angry Army“ zulegen sollte.
Seit ihrer Gründung im Jahr 2000 hat diese italienische Thrash Metal-Formation erst ein Demo („Land Of Doom“ von 2002) aufgenommen, dem nun, gut sechs Jahre später, das Debütalbum „Mankind Way Of Life“ folgt. Die zwölf Stücke dieses Debüts sind aber eine kleine Mogelpackung, denn sämtliche Songs des Demos (bis auf „To Rise Some Sun“) wurden für das Debüt neu eingespielt, so dass man hier lediglich sechs neue Tracks findet. Das macht am Ende aber nicht viel aus, denn der recht simple, fast schon dilettantisch anmutende (Midtempo-) Thrash des Quartetts ist alles andere als der Weisheit letzter Schluss. PLANAR EVIL klingen nicht wie eine Band, die schon fast eine Dekade auf dem Buckel hat, sondern eher wie eine Schülerband, die gerade noch dabei ist, sich ihren Stil und ihr instrumentales Können zu erarbeiten. Auch nach gut einer Handvoll Durchläufen will sich hier überhaupt kein heraus stechender Song offenbaren, und auch das banale, kraftlose Krächzshouten von Gitarrist Mark Evil trägt nicht dazu bei, den Gesamteindruck nach oben zu hieven. „Mankind Way Of Life“ ist ein Album, das selbst bei Genre-Fans kaum Eindruck hinterlassen dürfte und hundertprozentig in der Versenkung verschwindet. Das Gleiche gilt auch für die Band…
Nach der Veröffentlichung der EP "The Piano Sessions" haben RESEDA mit "When Life And Art Collide" nun das erste Werk mit Albumlänge am Start. Darauf präsentiert die Band einmal mehr verträumte, herrlich bittersüße Perlen. Durchgängig ruhig und von einem Klavier getragen, sind die Songs praktisch alle dazu angetan, bei trübem Wetter zu ihrem Klang mit einer Mischung aus Sehnsucht und Wehmut den prasselnden Regentropfen hinterher zu schauen. Besonders hervorzuheben sind hier das Duett "Meanstreets", bei dem Alexandra Lindqvist den weiblichen Gesang beisteuert, sowie das süchtigmachende, mit wundervoller Melodie versehene und unendlich sehnsüchtig klingende "Sole Of Your Shoe". Kurz gesagt: die Schweden verstehen ihr Handwerk und spielen gekonnt auf der Gefühlsklaviatur, vorzugsweise in Moll. Melancholiker sollten sich "When Life And Art Collide" also auf jeden Fall einmal anhören- jeder, der an trüben Herbsttagen eine gewisse Schwermut pflegt, findet hier den passenden Soundtrack.
Obwohl diese EP der Schweden GRIFTEGARD schon 2006 aufgenommen und 2007 (vorerst auf Vinyl) veröffentlicht wurde, ist sie erst jetzt dank des sehr guten Labels Ván Records zu CD-Ehren gekommen. GRIFTEGARD spielen sehr spirituellen, nicht immer ganz zugänglichen Doom Metal, der eine sehr kauzige Atmosphäre verströmt und auf ureigene Weise fasziniert. Stellt Euch vor, REVEREND BIZARRE oder SPIRITUS MORTIS würden sich mit Klängen der Marke BROCAS HELM oder SLOUGH FEG anfreunden und einen bösen Bastard zeugen; in etwa so könnte man den Stil dieser Band andeuten. Sehr abgefahren sind auch die Titel der beiden Songs: „Charles Taze Russell“ und „Paul Gustave Doré“ – ersterer ein amerikanischer Bibelforscher (1852-1916), letzterer ein französischer Maler, Grafiker und Bibel-Illustrator (1832-1883), der unter Anderem Salvador Dalí als Einfluss diente. Man kann daher nur ahnen und vermuten, welche religiösen Wurzeln GRIFTEGARD haben, obwohl sie sich in ihrer Biografie als „non-confessional“ bezeichnen. „Psalmbok“ ist Pflichtprogramm für alle traditionell orientierten Doomer, und diese EP macht richtig Bock auf das anstehende Debütalbum, das noch in diesem Jahr erscheinen soll. Ein echt starker Vorbote!
Die 1992 in Portugal gegründeten und später teilweise nach Holland übergesiedelten ISRATHOUM konzentrieren sich auf ihrem Debütalbum (dem mehrere Demos und MCDs vorausgegangen waren) auf schnellen, unterkühlten Black Metal norwegischer Prägung. Besonders ins Ohr sticht der fette, die klirrenden Songs sehr gut unterstützende Sound, der nichts mit typischen, dünn und schrammelig tönenden Underground-Produktionen zu tun hat und ordentlich voluminös ausgefallen ist. Leider können Sänger/Bassist Israth und seine Mitstreiter damit nicht kaschieren, dass sie nur mäßige, sich kaum bis gar nicht von der Masse abhebende Songwriter sind. Die Stücke auf „Monument Of Brimstone“ werden mit viel Aggression, Vollgas, Energie, aber auch einem Schuss Melodie dargeboten, wirken auf mich aber seelenlos und austauschbar. ISRATHOUM gehören zu den ambitionierten, talentierten und eben auch erfahrenen Bands, die versuchen, möglichst böse zu klingen, dabei aber nicht merken, dass sie im Sumpf kreativer Belanglosigkeit versinken. Alles auf dem Album hat man irgendwie, irgendwo, irgendwann schon mal besser, authentischer und deutlich fieser aus dem hohen Norden gehört. Ein technisch gut umgesetztes, aber inhaltlich leider wenig überzeugendes Album.
Bands wie THE MORNING AFTER werfen immer die Frage auf, ob sie überhaupt irgendwas ernst nehmen und wenn ja, was. Ihr Album „You Can’t Hurt Steel” macht schon mit dem Titel klar, dass hier Metal durch den Kakao gezogen wird, ohne Gnade, ohne Rücksicht. Und richtig, von Stadionrock bis Power Metal, von Metalcore bis Glam Rock findet sich alles im Sound der Band wieder, die es dabei versteht, alles zu einer kurzweiligen Mischung zusammenzurühren. Tracks wie das extrem cheesige „Glitter And Bombs“, in denen der Sänger alles gibt, was ein Power Metal-Sänger zu geben in der Lage ist, oder die 80er Jahre-Hommage „Atlantis“ machen durchaus Laune, solange sie nicht zu ernst genommen werden. Aber das wirft die Frage auf, wer sich so eine Scheibe kaufen wird. Echten Metallern wird das im Zweifelsfall zu abwertend sein und wer mit dem ganzen Metalzirkus eh nicht viel anfangen kann, braucht auch „You Can’t Hurt Steel“ nicht. Zudem sind die Songs bei allem Stilmix mit starker Heavy Metal-Schlagseite, was die Originale besser können – für eine trashige Party taugen IRON MAIDEN, JUDAS PRIEST und MÖTLEY CRÜE allemal besser als THE MORNING AFTER.
Die Polen AZARATH sind in ihrer Heimat tief in der Death Metal-Szene verwurzelt, schließlich existiert die Band schon seit 1998, hat unter Anderem mit VADER und VESANIA getourt und hat mit Drummer und Gründungsmitglied Inferno den amtierenden BEHEMOTH-Wunderknüppeler in der Band. Erwähnte BEHEMOTH und VADER sind dann auch so etwas wie die Eckpfeiler des Sounds von AZARATH, die jedem Fan beider Bands ohne Umschweife zusagen dürften. Bollerndes Doublebase-Gewitter trifft auf messerscharfe Riffs und die ultratiefen, maßgeschneiderten Growls von Bassist Bruno. Das Niveau ihrer deutlich bekannteren Landsleute erreichen AZARATH trotz bereits drei Vorgängeralben nicht ganz, dafür ist das Songmaterial etwas zu eindimensional, vorhersehbar und wenig spektakulär. Aber besonders in technischer Hinsicht machen die Jungs absolut keine Gefangenen und können fast den Anschluss zu den „Stars“ finden. „Praise The Beast“ dürfte Todesmetallern, die auf schnörkelloses, anspruchsvolles Geballere stehen, ohne Probleme gefallen, auch wenn das Album gerade im Bereich der Kompositionen noch einige Luft nach oben lässt. Nix Besonderes, aber gut!
Schweden, Black Metal und auf dem Weg zur „destruction of the Christian beliefs” – klar soweit? Da passt eine Tour mit SETHERIAL wie die Faust aufs satanische Auge. VEMOTH haben null Anspruch auf Originalität, machen ihre Sache aber trotzdem gut. Schön am alten Black Metal Marke frühe MARDUK, NAGLFAR oder eben SETHERIAL orientiert knüppeln sich VEMOTH durch die Songs, mit dem richtigen Gespür für melodische Parts (in denen besonders die Gitarren glänzen) und auf-die-Fresse-Attacken. Die vier Schweden haben einfach den Dreh raus, wann welcher Part kommen muss, wie lang er dauern darf und schaffen es zudem noch, die neun Songs bei aller stilistischen Limitierung abwechslungsreich zu halten. Zudem ist die Produktion erste Sahne und die handwerkliche Leistung der Musiker sehr gut, allen voran der Herr am Mikro. „The Upcoming End“ ist ein gelungenes Beispiel für eine Innovationsarme aber trotzdem gelungene Black Metal-Platte. Saubere Leistung!