FUSION OF SOULS sind (auch wenn das Bandlogo ziemlich an NEGATIVE erinnert) eine Gothic Metal-Kombo aus deutschen Landen, die sowohl eine Sängerin als auch einen Sänger in ihren Reihen hat. Mit "The Dark Gates Of Heaven" hat die Band ihr erstes, in Eigenproduktion entstandenes Album am Start. Der Opener "The Last Judgement" erinnert stark an NIGHTWISH, nicht zuletzt aufgrund des Zusammenspiels von glockenklarem weiblichem Gesang und vereinzelt eingestreuten härteren männlichen Gesangsparts. Etwas deplaziert wirken dagegen die Growls bei "The Blood Of My Heart", die einfach nicht zu Melanie Blitzers elfengleichem Gesang im Refrain und der durchgängig melodiösen zweiten Hälfte passen wollen. Da sind das elegische "Complete Misery" und "Evergreen" weitaus stimmiger, auch das Duett "Winterdream" ist sehr hübsch geraten. Bei "Two Souls" übernimmt Christoph Perchthaler das Mikro, wobei der Song etwas mehr Pep hätte vertragen können. Solides Genrefutter, falls mal ein Kompromiss zwischen Female Fronted Gothic Metal- Anhängern und Dunkelrockern, die männlichen Gesang bevorzugen, erforderlich ist.
SANCTIFICATION setzen sich aus ehemaligen Mitgliedern von IN BATTLE plus GOD AMONG INSECTS-Tomas und Masse "Emperor Magus Caligula" Broberg (DARK FUNERAL) zusammen, die anscheinend alle Bock auf brutalen Death Metal hatten. Also schön den Klassikern gelauscht, ein paar Songs geschrieben und ab zu den Tägtgren-Brüdern in Studio, fertig. „Black Reign“hat allerdings noch den alten Basser am Gesang, Herr Broberg kam erst später hinzu, hat aber ein schweres Erbe anzutreten, denn die Growls auf „Black Reign“ sind erste Klasse und passen wie Arsch auf Eimer zum mächtig schweren, mächtig groovenden Songmaterial. Im Stile alter Florida-Helden prügeln sich die Schweden durch die neun Songs, wobei sie immer wieder ihre eigenen Wurzeln einbringen und den Songs so den letzten Kick geben. Hier liegt der Fokus klar auf Death Metal, der gleichzeitig brutal wie groovig sein soll, ganz wie AEON (aka DEFACED CREATION) es auch machen. Unter den neun Songs gibt es keinen Ausfall, was angesichts der Routine der Beteiligten auch nicht zu erwarten war. So gibt es keinen Grund für Death Metal-Fans, „Black Reign“ im Regal stehen zu lassen, im Gegenteil!
Die Macher hinter LEECHES OF LORE sind bisher noch nicht groß in Erscheinung getreten, haben aber ein hörbares Faible für klassischen Rock, Psychedelic-Kram und guten alten Metal. Jedenfalls sind das die Genres, in denen sie für ihr selbst betiteltes Debütalbum gewildert haben, das zudem nicht ohne Hinznahme von bewusstseinserweiternden Substanzen entstanden sein kann - anders lässt sich ein Mäander-Song wie der Titelsong nicht erklären, der eine Zeitreise in die 70er par excellence bietet. Dabei fällt besonders der Gesang auf, der schwer nach jungem Ozzy klingt und einfach perfekt zum erdig-räudigem Bandsound passt. Zwar verzetteln sich LEECHES OF LORE in manchen Songs zu sehr und verlieren dann den roten Faden, aber im Großen und Ganzen ist die Scheibe eine schöne Zeitreise in die 70er geworden, die sich an einem lauen Abend entspannt weghören lässt. Mit etwas mehr Fokus auf das Songwriting könnte die nächste Scheibe eine noch bessere Sache werden.
GOATWHORE haben sich für ihre zweites Metal Blade-Album einen richtig schönen Titel ausgesucht, der immerhin klarmacht, dass hier schwarzmetallisch gerockert wird. Und wie! Die Mannen um Ben Falgoust (SOILENT GREEN) und Sammy Duet (ex-CROWBAR) haben sich im Vorfeld zu den Aufnahmen zu „Carving Out The Eyes Of God“ wohl mehr Punk und Grind reingezogen, so räudig wie die zehn Songs ausgefallen sind. Dadurch klingt die Scheibe nicht so Black Metal-lastig wie der Vorgänger und geht dadurch noch mehr in Richtung aktuelle DARKTHRONE, mit einem Schuss IMPALED NAZARENE und der ganzen New Orleans-Chose. Dass hier gestandene Musiker am Werk waren, zeigt sich in den gut geschriebenen Songs, die mächtig Laune machen und vor Schwärze triefend rocken. Jeder Song ist auf einem hohen Niveau angesiedelt und trägt seinen Teil dazu bei, dass „Carving Out The Eyes Of God“ eine verdammt gute Black Metal-Platte geworden ist, mit der Puristen zwar nicht viel anfangen können, die aber aufgeschlossenen Schwarzkitteln gefallen wird und auch unter Punks und Grindheads ihre Freunde finden wird. Roh, dreckig, rockig, mitreißend – kann eine Scheibe schöner sein?
JUDAS PRIEST on Stage – das waren bange Erwartungen bezüglich Setlist und Performance; und vor allem Zweifel wegen Form und Zustand des Metal Gods Rob Halford selbst. Dabei boten die Liveauftritte ein unterschiedliches Bild. War die Setlist eigentlich immer mehr als zufriedenstellend, schwankte die Leistung und der Aktionsradius von Halford doch erheblich – von eher mäßigen (ich war selbst in Balingen) bis vielfach gelobte Auftritte reichte die Bandbreite - wobei die fast 20 Jahre seit den gefeierten PAINKILLER-Zeiten naturgemäß nicht zu übersehen und zu überhören sind. Aber was bieten nun die 11 Tracks auf „Touch Of Evil“ (Tracklist siehe unten). Erst mal einiges was man Live nicht gerade erwartet hatte, und somit einige Highlights für Fans – aber in erster Linie auch nur für diese. Denn PRIEST können mit „Touch Of Evil“ (ihrem 5. Live-Album) weder das unerreichbare (und nachbearbeitete) Live-Überwerk „Unleashed In The East", noch das gute „Priest... Live!" oder das klasse (mit Sänger Ripper Owens am Mikro) „'98 Live Meltdown" toppen. Was aber auffällt. Die Songs des kontrovers diskutierten aktuellen Album „Nostradamus“ fügen sich Live gut ein, Halford kann noch singen (wenn auch nicht mehr durchgehend screamen) und bleibt unverkennbar, musikalisch ist das zwar nicht mehr ganz so nach Vorne wie in den Achtzigern, aber immer noch ein Pfund (das geniale Gitarrenduo Glenn Tipton und KK Downing) und soundtechnisch geht das Album auch durch. Und das man trotz stimmlicher Differenzen mit „Painkiller“ den Voice-Control auf „Touch Of Evil“ belässt ist ehrlich und aller Ehren wert. Aber schon Schade das eine Ikone wie JUDAS PRIEST nicht einen vernünftigen Doppelpack zustande bringt - bei dem Backkatalog sind Wiederholungen von Klassikern bei Leibe keine Schande. Vor allem wenn ich daran denke das die japanische Veröffentlichung noch „Worth Fighting For" und „Deal With The Devil" als Bonus enthält und man zur Auswahl Aufnahmen aus den beiden letzten Touren (2005 und 2008) zu Verfügung hatte. Denke da wäre unter der Firmierung „Touch Of Evil“ doch mehr drinnen gewesen. Aber ich wiederhole mich gerne - trotzdem danke für einige schon ewig nicht mehr Live dargebotene Perlen.
Ach, was war „Five Deadly Venoms” für ein cooles Album, damals, zu Abi-Zeiten. MERAUDER standen auf einer Stufe mit MACHINE HEAD und ihren New Yorker Kollegen SICK OF IT ALL und MADBALL, kamen dann aber nicht so recht vom Fleck und machten ein paar Jahre Pause. Mit „God Is I“ melden sich die alten Herren wider zurück und zeigen, dass sie auch anno 2009 für metallischen Hardcore stehen und noch immer verdammt gute Songs schreiben können. Natürlich ist ihr Sound nichts Neues mehr, kann aber mit der zum Teil deutlich jüngeren Konkurrenz locker mithalten. „Forgotten Children“ ist ein gelungenes Beispiel für die Durchschlagskraft und die unpeinliche Art und Weise, mit der MERAUDER zu Werke gehen. Das zieht sich durch alle Songs, die zudem sehr effektiv auf den Punkt gespielt sind, große Spielereien finden sich nicht – hier gibt es heftig auf die Fresse, Punkt. Wer damit glücklich wird und eh’ mit der New Yorker Chose und Bands wie TERROR und MACHINE HEAD was anfangen kann, wird auch mit „God Is I“ glücklich.
SUICIDE SILENCE hatten mit ihrem Erstlingswerk mächtig Erfolg, da verwundert es nicht, dass mit „No Time To Bleed“ das nächste Album ansteht. Das bietet keine Überraschungen, die Band führt ihren Sound konsequent fort – am Auffälligsten ist noch de in vielen Song gedrosselte Geschwindigkeit, was als Stilmittel öfter als beim Vorgängeralbum eingesetzt wird. Dadurch sind die Songs einen Tick heftiger und brachialer, auch wenn das nicht reicht, um die Schwäche im Songwriting auszugleichen, die die Band schon beim letzten Album hatte und die auch dieses Mal deutlich wird. Der Opener ist ein völlig belangloser Metalcore-Song, der zwar mächtig heftig ballert, aber genauso mächtig heftig langweilig ist. SUICIDE SILENCE haben zwar im Laufe der Platte einige gute Ideen und daraus entstandene gute Parts, aber komplett gute Songs so gut wie gar nicht, was das Album anstrengend langweilig macht. Da nützt auch die gute Beherrschung der Instrumente und ein guter Shouter nicht mehr viel – „No Time To Bleed“ krankt am gleichen Problem wie das Debütalbum und ist so nur für eingefleischte Fans interessant, alle Anderen können ihr Geld in andere Platten sinnvoller investieren.
EPSYLON aus Belgien setzen Benelux-gerecht auf Metal mit weiblichen (und teilweise männlichen) Vocals, haben aber mit dem was man als Gothic Metal versteht eher wenig zu tun. Das Debüt „The Gift“ setzt vielmehr auf melodischen Metal und atmosphärischer Darkness. Allerdings wirken einzelne Songs so träge, dass man selbst mal gerne auf das Gaspedal treten würde (man nehme nur das mit guten Ideen versehene „Liar“ und „Broken Dreams“). Und dies ist auch das Hauptmanko von Sängerin Sylvie Boisieux und Kollegen. Tracks wie das mit engelsgleichen und kraftvollem Gesang zugleich ausgestattete „Journey Of Sacrifice“ und das komplexer arrangierte „Legacy” fehlt letztendlich der Kick. Die Kompositionen und die gewählte Mixtur sind für ein Debüt nämlich an sich mehr als nur recht ordentlich - nur dass die kraftlose Produktion einem das Hörvergnügen raubt. Da wäre mehr drin gewesen.
THE HOPE CONSPIRACY haben sich vor einiger Zeit mit Kurt Ballou (CONVERGE) im Studio vergraben, um die drei Songs starke „True Nihilist”-EP einzuzimmern. Herausgekommen sind sie mit einer druckvoll produzierten, fast zehn Minuten langen Abrissbirne, die vor Wut und Aggression nur so strotzt und jede Möchtergern-Newcomer-Band wuchtig aus dem Weg räumt. Was Shouter Kevin und seine Mannen hier loslassen, hat soviel Wucht wie nur wenige andere Bands. Dabei beschränken sich die Bostoner auf die Essentials und verschmähen Ausflüge in andere Genres (auch wenn die Gitarren gerne mal ein klein wenig Metal sind), allen voran Drummer Jared sorgt dabei für grandios viel Durchschlagskraft, die sich auch aus der Gitarrenarbeit und natürlich dem wütenden Vollbart Kevin herausschält. „In The Shadow Of God“ ist ein straight nach vorne gehender Wutklumpen. Während „Greed Taught/ War Driven/ Born To Die“ schleppender und düsterer daherkommt, dabei aber erkennbar THE HOPE CONSPIRACY ist. Das abschließende „The Dismal Tide“ beginnt deutlich schneller, in für die Band typischer Manier, entwickelt sich nach dem finalen Break aber zum doomigen Stück und endet in tiefschwarzem Nihilismus. Kurzum: grandiose EP einer grandiosen Band!
Dan Yemin und seine PAINT IT BLACK-Kollegen machen auf der „Amnesia”-EP klar, dass bei ihnen noch lange keine Ruhe eingekehrt ist und es noch genug Themen gibt, die einer Hardcore-Band anno 2009 Stoff für Texte liefern. Wie gehabt tief im ursprünglichen HC/ Punk verwurzelt, rotzen PAINT IT BLACK die ersten vier Songs jeweils in unter zwei Minuten raus, mit kritischen und ehrlichen Texten, die zum Nachdenken anregen und sich von dem abheben, was bei vielen anderen Combos vom Stapel lassen. Soweit so gut, so weit so erwartet – die Überraschung der EP ist der abschließende Song „Bliss“, der mit 3:32 Minuten nicht nur einen bandeigenen Rekord in Sachen Dauer aufstellt, sondern auch eingängiger (fast schon melodisch) ist als gewohnt. Wenn sie wollten, könnten PAINT IT BLACK also auch richtig massenkompatibel klingen, aber das wollen (hoffentlich) weder sie noch ihre Fans. „Bliss“ ist ein ziemlich guter Song, die Marschrichtung geben aber die ersten vier Songs vor, in denen die Band so roh, wütend und ungestüm ihren Weltschmerz herausbrüllt, dass es eine Freude ist.