Die britischen Thrasher SEVENTH ANGEL waren bereits in den 80ern aktiv, lösten sich jedoch 1992 auf, so dass „The Dust Of Years“ jetzt nach gut 15 Jahren das Comeback der Band einläutet. Inzwischen bei den Bands MY SILENT WAKE, FIREFLY und SUKMUNKI beheimatet, haben sich Ian Arkley, Mark Broomhead, Simon Bibby und Tank wieder zusammengefunden um mit Hilfe von ein paar Gastmusikern (unter Anderem Greg Chandler von ESOTERIC, der für Background-Vocals und Keyboards zuständig ist) ihr neues Album einzuspielen, das bereits beim ersten Hördurchlauf eine songschreiberisch sehr reife Formation offenbart. Von lupenreinem Thrash Metal kann aber keine Rede sein, denn SEVENTH ANGEL zelebrieren anno 2009 eher traditionellen Doom, der lediglich ein paar vereinzelte Thrash-Parts offenbart und irgendwo zwischen erdigem BLACK SABBATH- oder SAINT VITUS-Sound und majestätischeren Genre-Klängen der Marke CANDLEMASS oder MY DYING BRIDE angesiedelt ist. Auch der finstere Gesang von Herrn Arkley in Kombination mit eingestreuten Growls und sogar weiblichen Zwischeneinlagen passt sehr gut zu Stücken wie dem ohrwürmeligen Opener „Chaos Of Dreams“, dem bombastischen „Exordium“ oder dem erstklassigen, tieftraurigen „Abelard And Heloise“. Insgesamt geht „The Dust Of Years“ daher als wirklich gutes Album durch, das sich Doomer aller Art problemlos zulegen können.
GNOSTIC sind mit drei ATHEIST-Recken (Sonny Carson (g.), Chris Baker (g.), Steve Flynn (dr.)) prominent besetzt, was die Erwartungen an das Erstlingswerk entsprechend in die Höhe schraubt. Dass dabei nur progressiver Death Metal rauskommen kann, ist eh klar – GNOSTIC machen ihre Sache dabei sehr gut und halten die Balance zwischen Zeigen der (beeindruckenden) Fähigkeiten und Hörbarkeit, wie schon der Opener beweist. Der ist zwar mit jazzigen Passagen ausgestattet, hat aber trotzdem einen rotem Faden und lässt sich gut hören, gerade wenn das Ohr an MESHUGGAH, ATHEIST oder VIRULENCE gewöhnt ist. GNOSTIC verzichten auf Hochgeschwindigkeitsabschnitte und bleiben lieber im Mid Tempo-Bereich, was ihnen gut zu Gesicht steht. Der junge Mann am Mikro erledigt seinen Job souverän und braucht sich nicht hinter den Altmeistern verstecken, zumal er mit seiner Bandbreite entscheidend dazu beiträgt, dass „Engineering The Rule“ zu einem gelungenen Stück Death Metal wird. Die ATHEIST-Herren haben daran natürlich auch entscheidenden Anteil und einige Parts in petto, bei denen Nachwuchsmusikern die Kinnlade auf den Boden klappen wird, vor allem, da sie die erkennbar spielerisch-leicht in die Songs einflechten. Einziges Manko einer ansonsten guten Scheibe ist die Produktion, die zu bassarm ausgefallen ist und dadurch das exzellente Drumming in den Hintergrund rückt.
Vermutlich braucht auch ein ansonsten geschmacksstarkes Label wie Candlelight Records seine Quotengoten, die zwar künstlerisch am untersten Ende der Skala rangieren, aber dank der oberflächlichen, alles konsumierenden Rüschenkleidchenindustrie die Kassen gut füllen. Das ist auch gut so, immerhin bleibt dann Monetäres hängen für gute Bands, von denen man zum Glück genug in der Garage hat. Zu diesen „Geldeintreibern“ gehört auch das Projekt von HAGALAZ´ RUNEDANCE-Elf(ried)e Andrea Haugen, die sich als NEBELHEXE verdingt und zumindest die metallische Zunft mit Elektromüll, 80er-Jahre-Dark Wave und allerlei „düsteren“, todlangweiligen Konservengruftiklängen in den kollektiven Selbstmord treiben will. Zugegeben, als Fahrstuhlmucke bei Karstadt wäre so was noch ok, aber trotz der paar Alibigitarren in „Dead Waters“ eignet sich dieses Album vielleicht für die esoterische Pseudo-Trauer-Fraktion, aber der Rest kann diesen Müll mal gekonnt ignorieren. Ein Fall für die Geschmackspolizei!
Nachdem das zweite TAKIDA-Album in Schweden bereits seit geraumer Zeit erschienen ist, ist "Bury The Lies" nun auch in Deutschland erhältlich- zu einem Zeitpunkt, an dem die Band eigentlich schon das Nachfolgerwerk so gut wie fertig hat. Klanglich recht genau in der NICKELBACK/3 DOORS DOWN- Nische angesiedelt, präsentieren die Schweden sich auf "Bury The Lies" gelungen mal ruhiger, mal härter, aber immer rockig und eingängig. "Losing" geht sowohl ins Ohr als auch in die Beine, "The Dread" kommt in der Strophe etwas rauer daher, bevor es mit Backgroundchor im Refrain stadiontauglich wird. "Handlake" ist ein hübscher, radiotauglicher Midtempo-Song und auch "Feeble Pride" balanciert gekonnt auf dem schmalen Grad zwischen Pop-Appeal und harten Gitarren. Viel mehr gibt es dazu eigentlich auch nicht zu sagen- am besten einfach reinhören!
THE STONE ROSES haben mit ihrem selbstbetitelten Debüt eines jener Alben abgeliefert bei denen man sich streitet ob es seiner Zeit voraus war oder ob seine Zeit irgendwie nie da war. Unbestritten ist aber, dass der Longplayer zur damaligen Veröffentlichung zwar kein Chartbreaker war, aber seitdem regelmäßig in den Listen der wichtigsten Platten in UK auftaucht und sich die (bekanntermaßen) leicht überreagierende englische Musikpresse bis zu der Aussage versteifte „The Stone Roses“ wäre das „greatest album of all time“ (New Musical Express). Ob man nun soweit gehen muss ist wohl eine mehr als subjektive Sache, aber das die Engländer sich mit ihrem einzigen erwähnenswerten Streich (das Nachfolgealbum fiel stark ab, die Band zerbrach im Streit) getrost als einen der Urväter des britischen Gitarrenpops der 90er bezeichnen dürfen steht fest. Nicht umsonst stammen die Linernotes der edel aufgemachten Box u.a. von Tim Burgess (THE CHARLATANS), Noel Gallagher (OASIS), Bobby Gillespie (PRIMAL SCREAM) und Mark Ronson – obig bereits genannte Lobpreisungen münden dabei regelmäßig in der Ursuppe der einflussreichsten britischen Rockbands. Zum 20. VÖ-Jubiläum gibt es nun die Melange von Sixties-Beat-Gitarren, 80er-Sound und Alternative Dance Rhythmen für Fans und Fetischisten des britischen Gitarrensoundes – den THE STONE ROSES hatten auf ihrem Erstling mit „I Wanna Be Adored“, „Waterfall“, dem kultigen „Elizabeth My Dear“, „(Song For My) Sugar Spun Sister“ und „Made Of Stone“ einiges an hochwertigen Kompositionen zu bieten.
Die Vollbedienung der uns vorliegenden Legacy Edition enthält das THE STONE ROSES Debüt als remastertes Album (samt 10-minütigen Bonustrack „Fools Gold“) und 15 remasterte Demos (beides von Originalproduzent John Leckie und Frontmann Ian Brown soundmäßig aufgewertet) noch eine DVD mit einem 1989er-Livemitschnitt sowie 6 Promo-Videos und ein umfangreiches Booklet.
Schön unsommerlich ist „Below The Thunders Of The Upper Deep” ausgefallen, das neue Album der Doomies (und Sonnenfeinde) CULTED. Da passt es, dass die Band anscheinend aus Nerds besteht (die sehen ja eh kein Tageslicht), haben sie sich doch noch nie im wirklichen Leben getroffen, ergo alles via Internet erledigt. Umso erstaunlicher, dass CULTED sechs Songs zustande gebracht haben, die dermaßen finster und apokalyptisch sind, dass selbst bei Bombenwetter die Laune verhagelt werden kann – vorausgesetzt, die Platte wird am Stück angehört und nicht nur nebenbei, denn dann entfaltet sie ihr volles Potential. Darkness, Doom, Death. Der perfekte Soundtrack für den Winter, also entweder Euronen bis November beiseite legen oder die CD unausgepackt neben den Player legen, bis die Tage wieder viel zu kurz sind.
Mit neuem Schlagzeuger haben sich MAN MUST DIE an ihre neue Scheibe „No Tolerance For Imperfection“ gemacht – herausgekommen ist eine spürbare Verbesserung im Vergleich mit der 2007er Scheibe. Die Songs wirken zusammenhängender, mehr aus einem Guss und nicht mehr wie wahllos aneinander gepappte Teile. Der neue Drummer bringt zudem deutlich mehr Punch in den Sound der Inselhpfer ein und auch beim Gesang gibt es keinen Grund mehr zum Meckern. Brutal gehen die Herren dabei immer noch vor, aber Songs wie „This Day Is Black“ oder „How The Mighty Have Fallen“ zeigen, wie sehr sich MAN MUST DIE beim Songwriting entwickelt und verstanden haben, dass Death Metal nicht nur brutal sein muss, sondern auch ordentlich aufgebaute Songs braucht. Von den ganz großen Bands sind MAN MUST DIE zwar noch immer ein Stück entfernt, mit „No Tolerance For Imperfection“ haben sie aber einen großen Schritt nach vorne gemacht und dürften so manchen Totmetaller als neuen Fan gewinnen, auch wenn es bis zur Perfektion noch ein wenig hin ist.
BREATHING DUST sind eine junge Combo (keine sichtbaren Tattoos), die nach einigen Line Up-Wechseln mit „Marching With Empty Faces“ ihr erstes Lebenszeichen von sich geben. Die EP bietet typischen Metalcore in der AS I LAY DYING-/ MAINTAIN-Ausrichtung mit leichtem Death Metal-Einschlag, melodische Gitarren ebenso dabei wie Breakdowns und ein ordentlich aggressiver Sänger. Produktionstechnisch kann die EP mit einem druckvollen Sound überzeugen, genau wie die handwerkliche Leistung der Musiker gut ist, gerade die Herren am Bass und Schlagzeug liefern gute Arbeit ab. Einzig beim Songwriting müssen sich BREATHING DUST noch steigern und eigene Wege gehen, „Marching With Empty Faces“ ist zu vorhersehbar und klammert sich zu stark an bekannte Strickmuster, so dass die Eigenständigkeit auf der Strecke bleibt, was angesichts des Talents der Band schade ist. Für eine erste Veröffentlichung geht das in Ordnung, beim nächsten Mal müssen aber eigenständigere Songs auf der Platte sein.
RPWL dürften zusammen mit SYLVAN die derzeitige Sperrspitze des deutschen progressiven Rocks darstellen – auch was den Erfolg, nicht nur zu Hause, angeht. Die Münchner haben dabei mir ihrem letzen Album „The RPWL Experience“ durchaus neue Wege beschritten und lassen nun mit „The RPWL LIVE Experience” eine nach Titel und Cover der letzten Studioveröffentlichung ähnelnden Live-DVD (und CD) folgen, obwohl unter den 14 dargebotenen Stücken gerade drei („Breathe In, Breathe Out“, „Silenced“, „This Is Not A Prog Song“) vom letzten Werk stammen. Aufgenommen wurde am 17. Februar 2009 im Wyspiański Theatre in Katowice, während des dortigen ProgRock-Festivals. Die ausgewogene Setlist (siehe unten) sollte fast jeden RPWL-Fan zufrieden stellen; ruhige und angenehme Bildführung sowie ein Hammersound machen die DVD „The RPWL LIVE Experience“ zu einem Erlebnis. RPWL wurden hier nicht nur musikalisch in Höchstform eingefangen (samt neuen Schlagzeuger) – auch die visuelle Umsetzung „on Stage“ lässt einen das Gesamtpaket genießen. Das die Proggies neben ihren gewohnten Gilmour und FLOYD-Einflüssen auch mal ganz gerne etwas lauter zu Werke gehen kommt hier gut zur Geltung und tut dem Set hörbar gut (was man auch an den Zuschauerreaktionen sieht), als Live-Beispiel sei da nur mal „This Is Not A Prog Song“ mit seinem STATUS QUO und SCORPIONS Rockpart genannt sowie den Überflieger „Trying To Kiss The Sun“.
Technisch gibt es den Sound in Dolby Digital 2.0 und 5.1, das Bild kommt im Format 4:3. Als Extras gibt es noch ein ca. 30-minütiges Interview mit Yogi Lang und Kalle Wallner, das Video zu „Breathe In, Breathe Out“ und noch ein paar nette Boni in Form von Biographie, Discographie, Fotos, usw. Die „The RPWL LIVE Experience” gibt es auch noch als Doppel-CD (mit identischer Tracklist) und als Vollbedienung in Form von DVD und beiden CDs.
DEAD SWANS sind die erste europäische Band, die bei Bridge9 gelandet ist, was angesichts der modernen Hardcore-Sounds der Briten nicht verwundert, die zudem von DEFEATER-Kopf Jay eine passende Produktion verpasst bekommen haben. Musikalisch sind DEAD SWANS in ähnlichen Gewässern wie viele ihrer Labelkollegen unterwegs, ergänzt um THIS IS HELL-Einschlag („Tent City“), handwerklich sind die Jungspunde eh über alle Zweifel erhaben. Im direkten Vergleich mit der hauseigenen Konkurrenz können sich DEAD SWANS aber noch nicht durchsetzen, dafür ist das Material auf „Sleepwalker“zu ungeschliffen und erreicht nicht die Klasse von „Isolation“ oder „Travels“. Zu bemüht klingen DEAD SWANS oftmals, zu unsicher, in welche Richtung sie gehen wollen – unterdrückte Wut, ungezügelte Aggression, Nihilismus, ein Licht in der Dunkelheit? Da sind sich die Herren nicht immer einig, worunter manche Songs leiden – wenn DEAD SWANS wissen was sie wollen, kommen klasse Songs wie der kraftvolle Opener „Thinking oOf You“ heraus. Für ein echtes Kracherlalbum sind zu wenig solcher Songs drauf, ihr Potential zeigen DEAD SWANS trotzdem auf, so dass HC-Kid mit „Sleepwalker“ trotz allem glücklich werden können und die Aussicht auf die nächste Platte erfreulich ist.