SUICIDAL WINDS betrinken sich bei einer Party, merken dann, dass alle Bock auf Death Metal haben und rufen AXIS POWERS ins Leben. So simpel wie die Entstehungsgeschichte der Band ist auch ihre Musik – old schooliger schwedischer Death Metal soll ja gerade nicht filigran gespielt sein. Thematisch dreht sich alles um Krieg, auch da nix Neues. Neun Songs haben die Schweden für ihre neue Scheibe geschrieben, die allesamt recht gleich klingen und bewusst den simpel-rohen Charme der frühen Neunziger versprühen, also wenig Melodie, dafür immer gerade raus und ein herrlich röhrender Sänger. Der Unterschied zu den legendären Alben aus der Zeit ist der, dass AXIS POWERS keine wirklich zündenden Songs geschrieben haben. Es rumpelt alles ganz passabel vor sich hin und macht durchaus Laune, als Retro-Soundtrack, aber objektiv betrachtet ist „Marching Towards Destruction“ eine durchschnittliche Scheibe, die gegen „Left Hand Path“ und Konsorten nicht ankommt.
Live sind DEATH BEFORE DISHONOR nach zehn Jahren und mehr als tausend Shows eine echte Macht, mit „Count Me In“ haben die Bostoner bestes Songmaterial am Start. Auf die nächste Dekade und die nächsten tausend Shows – da macht sich ein neues Album ganz gut, oder? „Better Ways To Die“ beginnt mit dem knackigen „Peace And Quiet“ erwartet und hat neben der typischen Stimme auch die Verquickung von Metal und Hardcore, für den die Band steht, zu bieten. „Coffin Nail“ und „Remember“ stehen dem in nichts nach und machen einmal mehr klar, dass DEATH BEFORE DISHONOR ganz in der Tradition der alten New Yorker Schule stehen. Die folgenden Songs überraschen dann aber ein wenig, denn statt auf Nummer Sicher zu gehen, bringen B-Roll & Co. Streetpunk und MOTÖRHEAD ins Spiel („Black Cloud“) und erweitern so ihren Sound, ohne dass es aufgesetzt klingt. Die neuen Einflüsse fügen sich harmonisch in den brachialen Grundtenor der Songs ein, was für die Songwriting-Qualitäten der Bostoner spricht. „Bloodlust“ erinnert gar an die seligen BLOOD FOR BLOOD, während das abschließende „Our Glory Days“ richtiggehend punkig ausgefallen ist. DEATH BEFORE DISHONOR setzen mit „Better Ways To Die“ ihren Weg konsequent fort, ohne auf der Stelle zu treten und erweitern ihren Sound in einer Art und Weise, die ihren Fans gefallen dürfte, ist das doch ehrlich und in sich stimmig ausgefallen. Ganz starkes Album, das ein würdiger „Count Me In“-Nachfolger ist!
Eine der eindrucksvollsten Stimmen der Welt – die hat John Jones. Der Herr aus Wales wandelt hier erstmals und im wahrsten Sinne des Wortes auf Solo-Pfaden. Der passionierte Wandersmann hat sich quasi seine Begleitmusik für den eigenen Walk gemacht. „Rising Road“ besteht aus eigenen Kompositionen und für Jones wichtige Traditionals. Unterstützt von Oysterband-Kollegen und anderen mehr oder minder bekannten Akteuren (Benji Kirkpatrick von Bellowhead, Folkmusikerin Sophie Walsh) schafft John erneut eine wirklich durchdringende, sehr melancholische und dennoch hoffnungsvolle Atmosphäre, die in „Henry Martin“ einen echten Höhepunkt findet. Aber schon der Opener „Let Me Fall“ zeugt von der enormen Macht der Stimme dieses Mister Jones. Lediglich das ziemlich poppige „Searching For Lambs“ trübt den großartigen Eindruck dieses Albums – das ändert aber nichts an der Größe dieses Musikers. Fazit: Ein Folk-Highlight der Extraklasse mit viel Identität, noch mehr Gefühl und ohne Klischees - Weltklasse.
Cool. Der Einstieg in diese – ich nehm’s vorweg – ausgesprochen gelungene Melodic Metal-Veröffentlichung weckt Erinnerungen an das superbe Sonata Arctica-Debüt: Dunnemals gab’s auch statt einlullendem Introgeschwurbel erstmal voll auf die Nuss. Im Affenzahn von Null auf Hundert und dann ab dafür, so auch hier – großartig! Der Vergleich kommt nicht von Ungefähr, handelt es sich bei CAIN’S OFFERING doch um die Ausgeburt von Jani Liimatainen, dem ehemaligen Klampfer von – tadaa! – Sonata Arctica. Dass das Songmaterial da nach seinen ehemaligen Bandmates in den konstant schlecht ausgesuchten Klamotten klingt, liegt auf der Hand. Der Rest seiner neuen Combo CAIN’S OFFERING rekrutiert sich nun – Kleidungswahl hin oder her – aus dem Besten, was die finnische Szene an Melodic-Größen zu bieten hat, allen voran Timo „Stratovarius“ Kotipelto, der hier förmlich aufzublühen scheint. „Gather The Faithful“ ist mit seinen majestätischen Arrangements, großartigen Melodien und vereinzelt eingesetzten (harten) Reizpunkten ein Gourmethappen für ausgehungerte Sonata-Fans, denen ihre Schützlinge zuletzt etwas von der Spur schienen, für Freunde des melodischen Power Metals ohnehin und für jeden Liebhaber härterer Klänge, der nicht gleich beim ersten Streicher- oder Keyboardeinsatz die Flucht ergreift. Ob die Jungs ihr Piano-Thema für die hübsche Rausschmeißer-Ballde „Elegantly Broken“ allerdings absichtlich 1:1 beim 1987er Dancefloor-Classic „Tell It To My Heart“ (Taylor Dane – remember?) stibitzt haben, wird mich zwar noch ein Weilchen beschäftigen, aber jetzt drück ich erstmal erneut auf die Play-Taste. Und los geht’s, voll auf die Nuss..! (heavy)
DISPARAGED-Kopf Tom hat mit seinem Engagement bei CATARACT mehr Erfolg als mit mit seiner ersten Band, was angesichts der konstant guten DISPARAGED-Alben unverstädnlich ist. „The Wrath Of God“ ist der neueste Streich aus dem Hause der sich nicht unterkriegen lassenden Schweizer und hat elf neue Death Metal-Nummern, die durchweg zu gefallen sind und wie gehabt an MALEVOLENT CREATION zu ihren besten Zeiten erinnern. Das technische Niveau der DISPARAGED-Leute ist sehr hoch, wobei sich alle immer in den Dienst des jeweiligen Songs stellen, was die zu einer groovig-brutalen Angelegenheit und zugleich sehr abwechslungsreich macht – von gnadenlos schnellem Material („Tales Of Creation“) bis zum Dampfwalzen-Sound („Swallow The Earth“) ist alles dabei. Das durchweg gute Songwriting und die herrlich drückende Jacob Hansen-Produktion tragen ihr Übriges dazu bei, dass „The Wrath Of God“ eine formidable Death Metal-Scheibe geworden ist, mit der sich DISPARAGED hoffentlich endlich die Aufmerksamkeit erkämpfen können, die ihnen schon so lange zusteht.
SUFFERAGE haben sich Heimlich, still und leise an die Arbeiten zu ihrem neuem Album gemacht, dem zweiten mit männlichem Sänger. Und was sich schon auf „Everlasting Enmity” gezeigt hat, wird mit “Death Nation Anarchy” bestätigt: die Hamburger haben sich zu einer schlagkräftigen Death Metal-Truppe entwickelt, die Sebastian voll ins Line-Up integriert hat. Der dankt es mit einer formidablen Leistung („Clone Faces Breeding“), die nicht nur der von Vorgängerin Jasmin in nichts nachsteht, sondern auch mit den Großen des Genres locker mithalten kann. Beim Songwriting haben Ole, Lasse & Co. mittlerweile auch den Dreh raus (ok, hatten sie spätestens mit „Raw Meat Experience“) und 13 Songs geschrieben, die schnörkellos auf die Fresse geben, viel Groove haben und zu keiner Sekunde langweilig sind. Eine rundum schöne Death Metal-Scheibe, die durchweg hohe Qualität bietet und in Zeiten des unsäglich Deathcore betitelten Trends erfrischend old schoolig ist, ohne verstaubt zu wirken. Sehr geil!
Seit 2005 basteln REBELLION an ihrer Trilogie über die Geschichte der Wikinger und nachdem die ersten beiden Teile („Sagas Of Iceland“ und „Miklagard“) durchaus Hochwertiges präsentierten, dürften die Erwartungen für den letzten Teil („Arise From Ginnunga Gap To Ragnarök – The History Of The Vikings - Volume III”) bei den Fans der Band recht hoch sein. Und tatsächlich - die DIGGER-Rebellen um Uwe Lulis und Tomi Göttlich halten mit ihrem Wikingerschiff weiter Kurs. Denn dieses Album (welches sich weitestgehend mit der Mythologie der Wikinger beschäftigt) darf man durchaus als aktuelles Referenzwerk des German Metal bezeichnen. Den Fans dürften ja bereits die beiden typischen REBELLION-Tracks „Arise“ und „Ragnarök“ von der EP „The Clans Are Marching“ bekannt sein (siehe Review). Vor allem das mitreisende „Arise“ sollte ein Live-Killer werden und gehört zusammen mit dem selbst für REBELLION-Verhältnisse heftigen Opener „War“, dem fetten „Odin“ und dem überragenden Epos „Einherjar“ auch zu den Highlights eines Albums das ein durchgehend hohes Niveau aufweist. Musikalisch gibt es das gewohnte REBELLION Soundgerüst – gesanglich geht man gar etwas variabler, aber nicht weniger rau wie in der Vergangenheit zu Werke. Fazit: REBELLION haben mit „Arise From Ginnunga Gap To Ragnarök – The History Of The Vikings - Volume III” nicht nur einen der längsten Albumtitel 2009 kreiert, sondern sollten (nein müssten) bei den einschlägigen Fans und Veranstaltungen dieses Jahr ganz oben stehen.
Live im Osten der Republik bereits recht bekannt lassen es MACBETH mit ihrem zweiten regulären Longplayer namens „Gotteskrieger“ mächtig krachen. Weist die bisherige Historie tatsächlich shakespeareske Züge auf, so haben es die Erfurter nun in eigener Hand mehr daraus zu machen. Mit einem druckvoll satten Sound im Rücken und hart eingängigem Stoff wie „Hunde wollt ihr ewig leben“, „Das Boot“ (metallische Instrumentierung der Filmmusik mit klasse Text und standesgemäßen Lili Marleen Ende), dem dumpf epischen „Golgatha“ und als abschließendes Highlight das textlich intensive und mit Akustikgitarre und Streicher veredelte „Am Grab“ dürften MACBETH bei metallisch geprägten ONKELZ-Fans genauso punkten wie bei der „Deutschtext-Fraktion“. Und um gleich jeglichen Missverständnis vorzubeugen – textlich herrscht hier trotz martialischer Songtitel die Antikriegshaltung vor. Musikalisch ist das Ganze zum Teil fast thrashig; gelungene Gitarrensoli und ein rau-derber aber cleaner Gesang runden „Gotteskrieger“ ab und sollten MACBETH fast 25 Jahre nach Bandgründung in 1985 reichlich Fans bescheren.
Apropos, einen Hammer gibt es auf der Homepage – schaut euch da mal unter „History“ die Stasi-Akten zu MACBETH an – das war auch mal real in Deutschland (für alle die der DDR nachtrauern) – und damit war die Stasi definitiv nicht Metal.
Tony Foresta hat neben MUNICIPAL WASTE noch Zeit für NO FRIENDS, wo er mit Leuten von NEW MEXICAN DISASTER SQUAD seine Vorliebe für 80s Hardcore auslebt. „No Friends“ ist das Debütlabum der Bande und geht zehnmal (plus Intro und Outro) in die Vollen, ganz im Stile alter Helden wie GORILLA BISCUITS wird gerockt. Die Songs sind kurze Eruptionen, schön räudig immer nach vorne weg gespielt und gleichzeitig sehr eingängig, wie das auch MUNICIPAL WASTE so scheinbar leicht hinbekommen – bestes Beispiel dafür ist „You Got No Friends“, während „Material Addiction“ stäker die Punk-Seite des Ganzen betont. Die Scheibe macht von Anfang bis Ende Laune und hat mit „Loaded Question“ einen herrlich melodischen Rausschmeißer, bevor das schrabbelige Outro einsetzt. NO FRIENDS ist eine gelungene Verbeugung vor den Wegbereitern der jetzigen HC/ Punk-Szene und als solche empfehlenswert.
AS YOU DROWN kommen zwar aus Schweden, orientieren sich aber nicht an einheimischen Größen, sondern setzen auf modernen Death Metal und sind damit näher an BRING ME THE HORIZON als an ENTOMBED. Was die Bande auf „Reflection“ abliefert, geht soweit auch in Ordnung und ist ein anständiges Stück modernen Totmetalls, hat zum Ende hin aber Schwierigkeiten, den Hörer bei der Stange zu halten. Denn auch wenn sich AS YOU DROWN um Abwechslung bemühen, klingt die Chose doch relativ gleich, was neben dem auf Dauer zu eintönigen Gesang am wenig spektakulären Aufbau der Songs liegt, die zudem kaum Parts enthalten, die wirklich im Ohr kleben bleiben. Für ein Debüt geht „Reflections“ in Ordnung, für Album Nummer Zwei müssen sich die Schweden aber noch steigern.