Im Zuge des neuen ILLDISPOSED-Albums „To Those Who Walk Behind Us“ veröffentlichen Massacre Records die beiden seinerzeit bei Roadrunner erschienenen Meisterwerke “1-800 Vindication” und “Burn Me Wicked” aufs Neue. Dabei stellt das 2004 erschienene „1-800 Vindication“ eine der originellsten und in Sachen Songwriting ausgefuchstesten Death Metal-Scheiben dieses Jahrzehnts dar. Die Dänen haben seinerzeit höllischen Groove (nein, G.R.O.O.V.E.!!!) mit elektronischen Spielereien und glasklaren Chören vermischt und dabei fast ausschließlich Hymnen (nein, H.Y.M.N.E.N.!!!) fabriziert, die sich sofort im Ohr einnisten und den Hörer mit einer amtlichen Dauererektion durch die Bude moshen lassen. Stücke wie „Dark“, „Now We´re History“, „In Search Of Souls“, “Still Sane” oder die absolute Übergranate “Jeff” (der vielleicht beste Song der Jungs überhaupt) muss man nicht nur als modern orientierter Todesmetaller kennen, sondern dieses Album ist ein zeitloser Genre-Meilenstein. Der Re-Release enthält mit den beiden Live-Stücken „Ich Werde (!) Verloren In Berlin“ (vom Album „The Prestige“) und „Near The Gates“ (von „There´s Something Rotten… In The State Of Denmark“) zwei nette, aber verzichtbare Bonustracks. Wer die Originalversion des Albums bereits besitzt, kann diesen Re-Release beruhigt übergehen, aber alle anderen müssen ihre Sammlung mit dieser Killerwalze ergänzen!
Zwei Sachen vorweg: Niemand möchte mehr ein Cover von BILLY IDOLs "Rebel Yell" hören. Und niemand möchte mehr ein Cover von BRITNEY SPEARS "Oops... I Did It Again" hören. Man! Ansonsten zeigen sich CHILDREN OF BODOM einmal mehr als clevere Geschäftsleute, die meisten der Songs erschienen nämlich bereits als B-Sides auf diversen Maxis. Wer die aber nicht sammelt und metallische Partymusik sucht, wird fündig, denn CHILDREN OF BODOM machen das was sie können. Ein bisschen Keyboardkleister, ein paar Soli, ein paar flottere Drumpassagen, gebrüllter Gesang, Überraschungen gibt es wirklich keine. Und von der SPEARS-Langeweile abgesehen gilt auch hier was meistens gilt: Covern klappt gut wenn die Vorlage möglichst weit weg von sonst gespielten Musik entfernt ist (an IRON MAIDEN oder SEPULTURA kommen die finnischen Seerocker nicht ran), gleich der Opener machts vor: "Looking At My Back Door" (CREEDENCE CLEARWATER REVIVAL) ist richtig cool gelungen. Laune machen (trotz deutlich upgefuckterem Original) "She Is Beautiful" (ANDREW W.K.) oder der RAMONES Klopper "Somebody Put Something In My Drink". Musikalisch interessanter ist - weil auf den ersten Blick kaum vorstellbar - das 80er Werk "Hell Is For Children" (PAT BENATAR, unbedingt auch mal das Original und die Soli anhören!), dem die harten Gitarren erstaunlich gut stehen. Kurzweiliges Coveralbum der Finnen, mit dem Wehrmutstropfen dass es ein B-Seiten Recycling ist.
Mit "Sonic Exctasy" haben PUMP nun ihr mittlerweile drittes Album am Start, gehalten nach wie vor in guter alter 80er-Hard Rock-Tradition. Und die halten sie mit Stil aufrecht: "Testify" und "Low Life In The Fast Lane" sind klassische Stadion-Rocker- nicht umsonst haben PUMP schon mit Genre-Größen wie AXEL RUDI PELL und QUEENSRYCHE gespielt. Auch "Kiss Of Voodoo" rockt Hölle, die Songs treiben geradlinig nach vorne, sind melodiös und gehen ins Blut. Mit "All I Could Bleed" findet sich eine astreine Rockballade auf dem Album, die auch den frühen BON JOVI gut zu Gesicht gestanden hätte, bevor zum Album-Ende hin mit "Long Road To Nowhere" und "Cry For The Moon" noch mal aufs Gaspedal getreten wird, was Stimme und Verstärker hergeben. Hat irgendwo jemand behauptet, der 80er-Rock sei tot? Dann hört euch mal PUMP an.
Die Fähigkeit oder das Glück zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein ist nicht zu unterschätzen. DIE HAPPY waren für mich schon immer sowas wie der kleinste gemeinsame Nenner den Radio und Rock aufbringen konnten, eine junge deutsche Band die in den Neunzigern eine Erfolgsgeschichte feierten. Einige schmissige Hits, wenig wirklich herausragendes oder gar neues, aber unermüdlicher Live-Eifer und symapthisches und optisch ansprechendes Auftreten - DIE HAPPY machen und machten anständigen, mir manchmal zu poppigen Rock. Sechszehn Jahre nach den Anfängen durften die Fans ihre "Most Wanted" Songs wählen - wenig Überraschend fand sich "Supersonic Speed" ganz vorne, gefolgt von "Breathing" und "Violent In Dreams". Alle drei Songs wurden - weil der Fan es eben so wollte oder wollen sollte - neu aufgenommen und leicht aufgepeppt, mit "Rebel In You" gibt es einen neuen Song mit sehr vorhersehbarem Chorus, ein mittelmäßiger Song. Das dicke Digipack bietet aber mehr: Eine DVD mit allen Videos der Band und eine DVD von ihrem Auftritt in der Hamburger "Großen Freiheit" - und einer echt langen Setlist mit 25 Songs, dazu geben sich eine Hansestadt-Größen die Ehre auf der Bühne mitzuperformen, einige Backstageimpressionen gehören auch zum guten Ton. Da "Most Wanted 1993-2009" zum Preis einer regulären CD in den Handel kommt, ist das Geld für Fans sicher gut angelegt und zeigt sich genauso wie ich die Band immer im Kopf hatte: Ehrliche Leistung fürs Geld, keine Überraschung. Gut so.
Wenn ein Essen "interessant" schmeckt, schmeckt es in Wahrheit nicht. Und wenn Musik eigentlich ganz nett klingt, sind das nur wohlwollende Worte um zu sagen, dass hier Mittelmaß geboten wird. OMEGA LITHIUM sind eigentlich ganz nett. Und wohlwollend deshalb, weil die Band um die blutjunge Sängerin Mortenssen in einer Musikrichtung, in der viel unhörbarer Schindluder getrieben wurde, zumindest versucht frischen Wind durch die Takte zu pusten. Die Kroaten machen Elektronik-durchsetzter Gothic Rock, zwischen EVANESCENCE und EVEREVE, eher melancholisch als tanzbar. Mortenssens Gesang ist weit weg von Opern-Arien, manchmal vermisse ich aber Gefühlsausbrüche oder zumindest deutliche Gefühlsregungen, über weite Strecken klingt sie abwesend bis beinahe lethargisch - was sicher nur teilweise gewollt ist. OMEGA LITHIUM tun sich auf ihrem Debut noch etwas schwer mit jedem Song zu überzeugen, das Duett "My Haunted Self" markiert einen der misslungenen und langweiligen Versuche, "Angel's Holocaust" als deutlich rauherer Song und auch zweistimmig eines der Highlights. Licht und Schatten, beides ohne allzu extreme Ausbrüche nach oben und unten liegen eng beisammen bei OMEGA LITHIUM - ganz nett eben, aber ganz eindeutig auch mit Potential.
Obwohl sich dieses Quartett aus Indiana/USA schon 2005 gegründet hat und sowohl auf dem Coverartwork seines neuen Albums „Inner Sanctum“ wie auch auf den Bandfotos die Brutalokapelle gibt, klingt man nach eingehender Untersuchung sehr stark nach VOLBEAT. Angeblich wollen GRAVE ROBBER mit ihrer Mucke Fans von Alice Cooper, GWAR, TYPE O NEGATIVE und DANZIG ansprechen, doch diese Parallelen muss man wirklich schon mit der Lupe suchen. „Inner Sanctum“ langweilt sich 36 Minuten lang durch die Boxen, und nur manchmal weiß die Band sich durch ansprechendes Songwriting in Szene zu setzen. Stücke wie „Altered States“ oder das wie VOLBEAT´s „Radio Girl“ beginnende „Fear No Evil“ stechen aus der banalen Masse etwas heraus, doch freudige Luftsprünge ringt dieses Album dem Hörer nicht ab, im Gegenteil. Grausige Schmachtfetzen wie „Tell Tale Heart“ lassen eher die Nackenbehaarung in die Senkrechte wandern und zu dem Schluss kommen, dass GRAVE ROBBER, ähnlich wie ihre dänischen Brüder im Geiste, auf der Unnötigkeitsskala relativ weit oben anzusiedeln sind. Elvis würde im Grabe die Dauerrotation zelebrieren, wenn er wüsste, was für Krampencombos er auf den Plan gerufen hat…
Mit ihrem letzten Album „Electrify“ (2007) konnten die Thrash-Veteranen von PARADOX zwar nicht ganz an ihre beiden Glanztaten „Product Of Imagination“ (1987) und „Collision Course“ (2000) anknüpfen – aber ein Ausrufezeichen setzten die Teutonen-Thrasher damit allemal. Nicht mal zwei Jahre später schieben die Würzburger mit „Riot Squad“ nun ihr erst viertes offizielles Album nach. Dabei setzt man wieder auf Bewährtes: traditionellen, nicht überharten, aber ordentlich fixen Bay Area Thrash mit melodischer Ausrichtung und Power Metal Anteil, welcher seine Wurzeln immer noch hörbar bei den 80ern METALLICA hat und dabei mit ganz starken Gitarren um die Ecke kommt. Besonders das klasse Riffing weis auf „Riot Squad” zu punkten. Dabei sollte der geneigte Banger unbedingt in das hart melodische „Hollow Peace“, das mit geilen Soli und Gitarren versehenem „Riptide“, dem Gehörgangkracher „No Place to Survive” und dem aggressiven „Planet Terror” reinhören. PARAODX 2009 klingen deutlich gereifter, variieren das Tempo ohne die Heaviness zu verliefen und haben ihr Songwriting gen zeitlosem Thrash ausgerichtet. Die Mannen um Sänger und Gitarrist Charly Steinhauer (der das Teil auch produzierte) und Kai Pasemann (Gitarre) haben mit „Riot Squad“ ihren Fans sicher aus der Seele gethrasht. So ist mit PARADOX weiter zu rechnen.
Über die Qualität bestimmter Künstler braucht man an sich kein Wort zu verlieren. Über die Notwendigkeit mancher Veröffentlichung dagegen schon. Ist Neues vom DEEP PURPLE und DIXIE DREGS Gitarristen STEVE MORSE im Anmarsch darf man sich ja an sich auch schon mal richtig freuen. Wenige verbinden Klassik, Hard Rock, Prog und Country an der Gitarre so gefühlvoll melodisch wie Mr. STEVE MORSE. Aber so richtig Neu ist auf „Prime Cuts Volume 2” eben nichts. Vorliegende Compilation vereint nämlich Songs von STEVE MORSE (und der STEVE MORSE BAND), Tributes (natürlich sind das YES- und das RUSH-Cover klasse – „Mood For A Day“ und „Red Barchetta”, letzteres gar mit Vocals von James LaBrie) sowie Jordan Rudess und der SCHOOL OF ARTS unter Mitarbeit diverser Co-Könner – hohes Niveau und instrumental selbstverständlich erste Sahne. Aber STEVE MORSE’ Vielseitigkeit ist bekannt und braucht nicht die X-te Beweihräucherung – Fans des Meistergitarristen und von instrumentalem Hard Rock haben dabei eh’ das Meiste schon gehört oder gar im Regal stehen. Ein trotz dem unbestrittenen Können eines STEVE MORSE und der anderen beteiligten Protagonisten eher verzichtbares Album.
Bei DEATHFIST handelt es sich um die neue Band des ehemaligen MORTAL REMAINS-Recken Markus Wichmann, der mit DESASTER-Drummer und Szene-Urgestein Tormentor, Sängerin Corinna Becker (ebenfalls ex-MORTAL REMAINS) und METALUCIFER- und MIDNIGHT RIDER-Bassist Martin Bastian eine neue Truppe um sich geschart hat. Zu hören bekommt man lupenreinen Thrash Metal der alten Schule, der nicht selten und vor Allem aufgrund des weiblichen „Gesangs“ (Frau Becker kreischbrüllt herrlich fies aus allen Rohren!) an die Veteranen HOLY MOSES erinnert. Die übrigens im Proberaum von DESASTER eingeprobten vier Songs (Vorab-Versionen der Stücke können auf der Homepage der Band, http://deathfist.de/, kostenlos herunter geladen werden, enthalten dort aber nur drei der vier Songs), die in vollständiger, im Toxomusic Studio in Koblenz aufgenommener Variante exklusiv als 7“-Vinyl (über High Roller Records – eine CD mit allen vier Songs liegt bei) erhältlich sind, treten ordentlich Popo und dürften aufgrund ihrer sehr authentischen Radikalität jeden 80er-Thrasher mühelos überzeugen. Zudem hört man diesem Demo kaum an, dass es nur ein Demo ist; keine Wunder bei diesem Haufen professioneller, im positiven Sinn bekloppter Musiker, die allesamt tief im Underground verwurzelt sind und sich vermutlich eher ein Bein abhacken würden als irgendeinen halbgaren Scheiß zu veröffentlichen. Und wenn man schon einen Song namens „Slay Her“ im Programm hat, steigert sich die Vorfreude auf einen hoffentlich demnächst erscheinenden Longplayer noch einmal. Eines der stärksten Demos der letzten Zeit!
Die 2001 aus den Überresten der Band STEEL TORMENTOR (die es seinerzeit sogar zu einem Beitrag auf dem Sampler eines großen Metal-Magazins brachten) gegründeten BITTERNESS aus dem Raum Konstanz haben mit ihren bisherigen Veröffentlichungen nur positive Kritik sowohl von Presse als auch Fans einfahren können, doch der große Erfolg ist der sympathischen Band bislang vorenthalten geblieben. Auf Alben wie „Sweet Suicide Solutions“ haben Bandchef, Gitarrist und Sänger Frank Urschler und Co. schon gezeigt, dass sie zu den fähigsten Thrashern gehören, die der heimische Underground zu bieten hat. Auf „Genociety“, dem inzwischen vierten Album der Jungs, wird nicht gekleckert, sondern richtig geklotzt! Die offensichtlichen Vorbilder von BITTERNESS liefern auch gleich den einzigen Kritikpunkt, wenn man so will: die Götter DESTRUCTION (etwas mehr) und KREATOR (etwas weniger) sind im Sound der Band stets präsent, so dass ein Originalitätsprädikat leider – oder zum Glück, je nach Sichtweise – wegfällt. Wem solche offensichtlichen Spitzfindigkeiten aber gepflegt am Allerwertesten vorbeigehen, erlebt mit „Genociety“ eine Abrissbirne der Spitzenklasse. Der Sound dröhnt nicht mehr auf Demoniveau durch die Boxen, sondern klingt ausreichend zeitgemäß und authentisch, und die durchweg starken Songs überzeugen mühelos. Der mit Aggro-Chören versehene Opener „Suicide Squad“ erinnert nicht nur textlich an „Disposable Heroes“, „Down In Flames“ peitscht zumeist ICE-artig nach vorne, „The Human Resource Derangement“ beginnt sanft, steigert sich dann aber zum Midtempo-Massaker, „Symbiosis In Death“ überzeugt als flotter Midtempo-Stampfer, während sich mit „Dehumanized“ eine echte, mit tollen Breaks gespickte Übergranate findet, die man selbst bei den „großen“ Bands nicht jeden Tag aus dem Hut zaubert. Auch der Rest des Materials kommt mit brachialen Old School-Riffs (die teilweise sogar in blackmetallische Sphären vordringen) inklusive dem mächtigen Trommelfeuer von Andreas Kiechle daher, so dass hier jeder Thrasher, der in den 80ern verwurzelt ist, die Vollbedienung bekommt. Hoffentlich werden BITTERNESS mit „Genociety“ einen deutlichen Popularitätsschub erleben!