Stampede“ schimpft sich das zweite Werk der HELLYEAH Jungs um den ehemaligen PANTERA-Drummer Vinnie Paul und schlägt erwartungsgemäß in die gleiche Kerbe wie das Debüt. Man ordnet sich irgendwo zwischen PANTERA, MUDVAYNE, DAMAGEPLAN und vor mir aus noch REBEL MEETS REBEL ein, wobei der Sound von HELLYEAH vor allem durch die treibenden Riffs und das drückende Schlagzeugspiel bestimmt wird. Da geht die ansonsten emotionale Stimme von Chad Gray (eben MUDVAYNE ) schon mal etwas verloren. Auch wird bei HELLYEAH ganz klar die Southern-Karte gezockt – es geht nicht immer technisch zu, sondern der Background wird bluesiger gestaltet. Ungeachtete dessen eröffnet „Stampede“ mit dem heavy groovenden „Cowboy Way“ richtig “auf die Fresse mäßig”, um dann beim fast hymnischen „Hell Of A Time” mit radiokompatiblen Südstaatenflair eine deutlich eigene Markierung zu setzen und auch das als Country-Ballade konzipierte „Better Man” hätte man so eher nicht erwartet. Die wahren Highlights kommen dann im zweiten Teil des Album - der mit Hitpotential ausgestatte Ohrwurm „Pole Rider“, der Mid-Tempobolzen „Cold As A Stone“ und vor allem das etwas ruhigere, aber sehr intensiv aufgebaute „Stand Or Walk Away“. Trotzdem kann „Stampede” den hohen Erwartungen welche nach dem Superdebüt in HELLYEAH gesteckt wurden leider nicht in Gänze entsprechen – dazu haben sich zwischendurch doch ein paar (nicht mal schlechte) 08/15-Nummern eingeschlichen. Für die nächste Party und zum Riff-bangen passt es aber allemal; und somit dürfte das zweite HELLYEAH Werk für die Fans genannter Acts sicher auch eine Option sein.
Zakk Wylde, seines Zeichens Kopf, Sänger und Gitarrist der BLACK LABEL SOCIETY hatte in den letzten Jahren mit einigen Unbilden zu kämpfen. Neben gesundheitlichen Problemen bekam er von Sharon Osbourne auch noch die Kündigung als OZZY’s Stammklampfer – und das obwohl er nicht unmaßgeblich am Songwriting einiger der Besten OZZY-Songs der letzten Jahre beteiligt war. Sei’s drum! Mit „Order Of The Black” meldet sich Zakk zurück – gewohnt mit deftigen Riffs, ordentlich Groove und Wiskey-geschwängerter Stimme lässt bereits das eröffnende Trio aus „Crazy Horse“ (typischer geradeaus Wylde Song) , „Overlord“ (hymnisch heavy) und der Single „Parade Of The Dead” (großartiger Banger mit geilen Solo) wenig Fragen offen. Auch das recht harte „Godspeed Hellbound“ (mit schönem Break um den Puls runter zu kriegen) sowie das fetzenden „Riders Of The Damned“ machen Laune. Dazu mit dem semi-akustischen und von Pianoklängen getragenen „Darkest Day“ und dem ähnlich aufgebautem, sehr atmosphärischen „Shallow Grave“ noch Balladen, die auch anderen Genregrößen verdammt gut zu Gesicht gestanden hätten; und auch die beiden anderen ruhigen Songs („Time Waits For No One“, „Can’t Find My Way Home“) brauchen sich nicht zu verstecken. Ach ja, und was ist mit seinem ehemaliger Brötchengeber OZZY? Mr. OSBOURNEs Veröffentlichung ist trotz neuem Gitarrenhexer (Gus G. von FIREWIND) und guten Momenten nicht in der Lage die ganz hohen Erwartungen zu erfüllen – auch wenn man den schwachen Vorgänger toppt - ohne Zakk gibt es da eine solide Vorstellung des Madman, basta. Die BLACK LABEL SOCIETY kann hier locker mithalten – ob man sich da jetzt entscheiden muss? Egal! Ich bleibe bei „Order Of The Black“ - wohl bekomm's.
Wenn man die Entwicklung der Band und die Qualität der Alben als Maßstab nimmt, dürften END OF GREEN schon lange kein Insidertipp aus deutschen Landen mehr sein. Ihre Spielart des traurigen Düsterrock hat nämlich durchweg internationales Niveau, wie auch das nunmehr siebte Album „High Hopes In Low Places” beweist. Die neue Scheibe kommt zwar etwas anders gelagert als der geniale Vorgänger „The Sick Sense“ daher – Anno 2010 geht es schon etwas gemächlicher zu - überzeugt aber wieder durch intensive Traurigkeit und dunkler Melancholie, nicht selten verpackt in Ohrwurm-Melodien. Das Göppinger Quintett um den sich zwischen Seelenschmerz und rauer Morbidität in hervorragender Verfassung präsentierenden Sänger Michelle Darkness erschaffen mit Songs wie der als Hit in THE 69 EYES Fahrwasser angelegten Single „Goodnight Insomnia“, dem flotteren Goth-Rocker „Under The Sway“, dem fast schon epischen „Tie Me A Rope ... While You're Calling My Name" sowie den beiden guten Balladen (da mit austariertem Kitschfaktor) „An Awful Day“ und „Starlight“ eine herbstlich Grundstimmung welche mit ihrem angedeuteten Pop-Appeal gänzlich überzeugt. Wie oben bereits erwähnt, END OF GREEN haben eine Tick Geschwindigkeit rausgenommen, diese aber entweder durch doomige Gitarren oder nebelgraue Atmosphäre ersetzt, so dass es den Fans leicht fallen sollte dies mitzugehen. Denn END OF GREEN liefern auch mit „High Hopes In Low Places” großes Schwarzfutter ab, das Michelle Darkness & Co. auf den eingeschlagenen Weg des Erfolges weiterführen dürfte. Nicht nur die bekennenden Anhänger der Band sollten jetzt wissen, was zu tun ist!
Fucking EDGE OF SANITY! Ohne Scheiß, was Rogga Johansson sich für das neue Album seines DEMIURG-Projektes zusammengeschrieben und mit der im Vergleich zu „The Hate Chamber“ um Dan Swanö an Gitarre und Keyboard veränderten Line-Up ( Pär Johansson (SATARIEL) ist nicht mehr mit dabei) eine verdammt starke Death Metal-Platte eingespielt, die sich ganz klar an Mr. Swanös alter Band orientiert. Der von Ed Warby und Marjan Welman(AUTUMN) beigesteuerte klare Gesang gibt der Musik zudem eine neue, interessante Facette, die sehr gut zum Klangbild passt. Natürlich bleiben direkt in die Fresse gehende Death Metal-Songs nicht außen vor, aber richtig interessant wird „Slakthus Gamleby“ erst, wenn die quasi-Allstar-Band das gewohnte Terrain verlässt und sich um das Einbeziehen neuer Ideen in den DEMIURG-Sound bemüht, was in durchweg erstklassigen Songs resultiert. So ist das dritte (make it or break it!) Album der schwedisch-holländischen Connection eine vielschichtige Death Metal-Platte geworden, die mit stumpfen Geballer nichts zu tun hat und eine breite Hörerschaft ansprechen dürfte. Wenn die alte Bauernregel über die Wichtigkeit von Album Nummer Drei stimmt, sieht es für DEMIURG sehr gut aus!
2008 haben sich die legendären Post-Punks von KILLING JOKE in Originalbesetzung wieder zusammengetan, und rechtzeitig zum 30. Geburtstag der Band soll noch in diesem Herbst ein neues Studioalbum erscheinen. Als Vorgeschmack wurde schon einmal die EP „In Excelsis“ veröffentlicht, die Material enthält, das bei den Aufnahmen zum neuen Album entstanden ist, wobei aber noch nicht feststeht, ob die Songs auch auf dem Album enthalten sein werden. Der Titelsong bietet schon mal einen starken Einstieg: „In Excelsis“ erinnert wieder etwas an die alten KILLING JOKE, rockt monoton, aber dreckig, erzeugt eine intensive Atmosphäre und ist dazu noch mit einem absoluten Ohrwurm-Hook versehen. Beim zweiten Track „Endgame“ geht es noch einmal etwas rockiger und härter, wenn auch leider etwas konventioneller zu. Der Chorus ist zwar ganz ordentlich, aber insgesamt könnte der Song auch von irgendeiner (Alternative-)Rock-Band sein und lässt typische KILLING JOKE-Elemente vermissen. Im folgenden „Kali Yuga“ sind dann wieder deutlichere Post-Punk und New Wave-Einflüsse zu hören. Dabei geht der Song unaufhaltsam nach vorne, treibend, hypnotisch und unwiderstehlich. „Ghost of Ladbroke Grove“ ist dann etwas überraschend: Mit Dub-Beat und vielen Hall-Effekten blubbert und groovt der Song sechseinhalb Minuten vor sich hin. Schlecht klingt das nicht, aber auch nicht allzu aufregend. Direkt anschließend folgt dann überflüssigerweise noch ein ebenso langer Remix des Stücks, der der ursprünglichen Version noch dazu sehr ähnlich ist. Bleiben unterm Strich also zwei großartige Tracks, die hoffentlich auch auf dem neuen Album sein werden. Ob man sich vorher aber auch schon die EP holen sollte, ist fraglich.
SULPHUR liefern mit ihrem zweiten Werk namens „Thorns In Existence“ eine progressive Black/Death Metal Scheibe ab, die man mit kaum einer anderen Veröffentlichung in dem Genre vergleichen könnte. Von Beginn an merkt man, dass alle Musiker ihre Instrumente wie chirurgische Werkzeuge präzise und auf höchstem Niveau beherrschen. Insbesondere die Gitarrenarbeit hat mich auf der ganzen Scheibe sehr beeindruckt. Dabei ist jeder der 9 Songs (der erste Track ist ein schauerliches Keyboard-Horror-Movie-Intro) so abwechslungsreich, dass man die CD oft hören muss, bis man das Album irgendwie musikalisch erfassen kann. Die Songs strotzen gerade von starken und treibenden Riffs. Herausheben will ich den Opener „True Father Of Lies“ oder „The Purifying Flames“, die gerade live starke Nummern abgeben sollten. Ansonsten fällt es mir schwer, die Songs, die ständig ihren Stil wechseln und sich an keine gewohnten Aufbauschemata halten, nur irgendwie zu charakterisieren. Die Produktion ist sauber. Für meinen Geschmack ist der Gesang etwas zu leise, aber das ist ja nicht selten typisch bei der Musikrichtung und letztlich Geschmacksache. SULPHUR sind definitiv in der Lage, musikalisch zu beeindrucken. Teilweise muss man der Band aber vorwerfen, dass sie bei der technischen Überfrachtung und dem Schlag in die Progressiv-Richtung der einzelnen Songs, sehr viel von den Hörern erwartet. Wer eben mal eine geradlinige Black/Death-Metal-Scheibe einlegen will, ist hier sicherlich völlig falsch. Wer sich jedoch in diesem Bereich ein musikalisch anspruchsvolles Experiment anhören will, findet in „Thorns In Existene“ ein gefundenes Fressen. Ich bin zum Schluss des Reviews etwas gespalten. Irgendwie hat man das Gefühl, die Scheibe nicht nebenbei laufen lassen zu können, da sie zum genauen Zuhören zwingt und in ihrer Art sehr anstrengend ist. Trotzdem eine ganz bemerkenswerte Veröffentlichung. Daumen hoch
Bei NACHTFROST handelt es sich um das Soloprojekt von Sven Krause, der zugleich Labelinhaber von Mirrors Of Life ist und auch bei zahlreichen anderen Bands bzw. Projekten (BEYOND HELVETE, SMASHED RUINS, ZWENZ) mitmischt, die über das Label veröffentlicht werden. „Misanthrop“ bietet rohen, unverschnörkelten, flotten, dabei aber hymnischen Black Metal der alten Schule, der seine Wurzeln unüberhörbar im Norwegen der 90er Jahre hat. Sehr gelungen ist dabei die Produktion, die zwar bewusst klirrend-schrammelig, dabei aber nicht allzu räudig ausgefallen ist und die Stimmung von gelungenen Stücken wie „Winterstille“ oder „Vom Ewigen Kampf“ gut einfängt. Black Metaller mit Hang zum Underground sollten NACHTFROST und auch die anderen Mirrors Of Life-Eigengewächse unbedingt mal anchecken, auch wenn „Misanthrop“ insgesamt noch keine Meisterleistung, sondern „nur“ eine sehr hörenswerte EP darstellt, die aber ein deutliches Potential des Machers erkennen lässt, der sich mit seinen nächsten Werken sicher noch steigern wird. Echt nicht übel!
Mit „End Of Me“ haben APOCALYPTICA ihre erste Single vom neuen Album „7th Symphony“ am Start. Ans Mikrofon geholt haben sie sich dafür keinen Geringeren als Gavin Rossdale, seines Zeichens Sänger von BUSH, von denen gemunkelt wird, dass sie sich nach langer Auszeit auch wieder ins Studio begeben wollen. Herausgekommen ist bei dem Gemeinschaftswerk ein klasse Rocksong, der gleichzeitig nach vorne treibt und trotzdem melancholisch wirkt. Rossdales warme Stimme fügt sich wunderbar in den Gesamtklang ein und wirkt ganz nach Bedarf mal verletzlich, mal rockig. Die Cellos sind vergleichsweise verhalten, aber effektvoll eingesetzt, der mehrstimmige Gesang im Refrain rundet das Ganze schön ab. Als B-Seite dazu gibt´s noch eine ebenfalls gelungene Akustikversion von „Path“, die bei einem Radiosender eingespielt wurde.
Was kann man schon erwarten, wenn sich eine Band nach einem zweitklassigen US-Pornostar benennt? Anzüglichen 80er Hairspray Rock. Und genau das liefern GYNGER LYNN auf „Baby’s Gone Bad“ auch ab. Das rührige Eonian Label hat von der schon damals kaum bekannten Band aus Chicago alte Aufnahmen aus dem Jahr 1993 aufgefrischt und nun wieder veröffentlicht. Dabei können Songs wie das rhythmische „Baby’s All Talk“, dem melodischen„Summertime“, das stark von den Keys dominierte „The Chance“, das Metal-mäßige „Stay With Me” und die Halballade „Way Of The World“ noch gefallen. Auch das Cover passt zu der Chose, musikalisch kommen da einen immer wieder mal POISON in den Sinn; wobei die Jungs aus Pennsylvania sicher in einer höheren Liga spielten. Denn neben einen doch etwas dünnen Gesang und oft schlappe Drums gibt es auch ein unnötig nervendes und triefendes Keyboard, eingespielte Kinderstimmen und Vogelgezwitschere. „Baby’s Gone Bad” ist keine Platte die der einschlägige Fan unbedingt braucht, dafür ist das Songmaterial einfach nicht beständig genug. Neben den oben genannten Songs gibt es zuviel Füllmaterial auf „Baby’s Gone Bad”. Und damit sind GYNGER LYNN wohl nur für Die Hard Fans des Genres von Interesse.
Einfach mögen sie ihren Metal nicht, die Herren bei WRETCHED. Was sie auf ihrem Zweitwerk „Beyond The Gates“ abliefern, ist verdammt frickelige Kost, die sich aus Death, Black und Thrash zusammensetzt und wenig bis gar keine Rücksicht auf den Hörer nimmt. Der wird bei den ersten Durchläufen angesichts der schieren Menge an Ideen, die WRETCHED in die Songs gepackt haben, erschlagen werden, mit zunehmender Hördauer aber den roten Faden in den Songs finden. Allerdings ist der an manchen Stellen dann doch nicht zu finden, was WRETCHED von ähnlich gelagerten Kapellen unterscheidet – es scheint, als hätten sie manchmal Probleme, vor lauter Spielfreude nicht die Zugänglichkeit des eigenen Materials aus dem Fokus zu verlieren. Trotz dieses kleinen Mankos wird „Beyond The Gates“ Technikfreunden und Fans so unterschiedlich gelagerter Bands wie THE BLACK DAHLIA M URDER (immer wieder ein hörbarer Einfluss) und THE DILLINGER ESCAPE PLAN (mit denen sich WRETCHED den Produzenten teilen) Spaß machen, dafür sorgen starke Nummern wie die Göteborg-Verneigung „The Deed Of Elturiel“ oder das heftige „My Carrion“. Also ruhig mal reinhören, wenn ein Faible für heftige Klänge vorhanden ist.