Nix für schwche Ohren gibt es beim neuesten Release aus dem Hause Selfmadegod. Wie nicht anders zu erwarten, sind auch CATHETER erbarmunslose Knüppler, die auf "Dimension 303" ein Grind-Inferno auffahren, dass sich an REPULSION, frühen NAPALM DEATH und ähnlichem Krachcombos orientiert. Freundes des gepflegten Lärms alter Schule sollte schon warm ums Herz werden und eigentlich der Name auch ein Begriff sein, bei dem VÖ-Katalog. Zudem waren CATHETER im Sommer zwei Monate auf Euro-Tour. Egal, was zählt ist das hier und jetzt, also "Dimension 303". Aber eigentlich habe ich schon alles gesagt. Kurze, heftige Songs mit rasenden Gitarren, ordentlich Blasts und einem irre keifenden Sänger, der manchem selbsternannten Black Metal-Psycho locker in den Schatten stellt. Abwechslungs muss man nicht groß erwarten, hier regiert die Grind-Keule und das ist auch gut so. Platten wie "Dimension 303" müssen roh, lärmend und schnell sein. Scheiß auf Abwechslung.
Bei dem Namen hab ich mit einer Black Metal-Band gerechnet und vage Hoffnung auf von Frost und Kälte lebenden Heinis im Wald gehabt. Aber leider wurde daraus Nichts, vom Inlay schauen nur vier junge Kölner bemüht-böse in die Kamera. Kein Corpsepaint, keine evil Keulen-mit-Nagel-drin-Posen. Also auch kein Black Metal? Richtig. ART OF NOX haben sich deutlich von alten METALLICA und PANTERA inspirieren lassen und versuchen, ähnlich coole Riffs und Songs wie die großen Vorbilder zu schreiben. Vor allem Sänger Andy versucht krampfhaft, wie James Hetfield zu klingen, was ihm manchmal gelingt, aber gelegentlich zu sehr schrägen Tönen führt. Man muss der Band zugute halten, dass die Mucker erst um die 20 Lenze zählen, also noch am Anfang stehen, dann kann man über das gelegentlich holprige Drumming (das Break bei "Rise Again", ohne Worte) und sehr äh inspirierte Riffs hinwegsehen. ART OF NOX geben sich halt ordentlich Mühe und haben viele gute Ansätze, die mit der Zeit (und der nächsten Scheibe) in bessere Songs umgesetzt werden können. Nur so eine Ohrenfolter wie "Breaking The Silence" bittebittebitte nie wieder.
Boah! Ich sehe schon, dass dieses Album nur als "Die Neue COHEED AND CAMBRIA" gehandelt werden wird, weil sich einen solchen Monstertitel wieder keiner merken kann. Aber egal, darauf soll es ja nicht ankommen. In Punkto Atmosphäre und Ausrichtung erinnert mich "Die Neue COHEED AND CAMBRIA" an die letzte Göttergabe von RUSH, "Vapor Trails", denn erstens mischen die New Yorker sehr gerne zeitgemäße Klänge in ihren traditionellen Progressive Rock und zweitens erinnert Gitarrist und Sänger Claudio Sanchez mehr als jeder andere Frontmann des Genres an Geddy Lee. Zwar wird das unglaublich geniale Songwriting der Kanadier nicht ganz erreicht, aber COHEED AND CAMBRIA besitzen etwas Magisches, das sie für Musikliebhaber aller Altersklassen qualifiziert, vorausgesetzt, diese stehen auf komplexe Songs mit Langzeitwirkung und ohne "Easy Listening" - Garantie. Leicht zu konsumieren ist "Die Neue" gewiss nicht und auch nach zig Durchläufen offenbaren sich immer wieder neue Details, die das Album nicht langweilig werden lassen. Gleich das überirdische Anfangstrio, bestehend aus dem Klassik - Intro "Keeping The Blade", dem SIMON & GARFUNKEL - mäßigen, akustischen "Always & Never" und dem obergeilen "Welcome Home" treibt einem die Freudentränen in die Augen und nimmt den Hörer mit auf eine gut 70 - minütige Reise durch moderne, aber zeitlose, hochanspruchsvolle Rockmusik. Mit "Crossing The Frame", "Once Upon Your Dead Body", "The Suffering”, der eingängigen Hymne "Mother May I” oder dem großartigen, in vier einzelne Songs unterteilten "The Wishing Well” befinden sich noch etliche weitere Hämmer auf dem Werk, das man am Besten am Stück genießt und das erst nach mehrmaliger Einfuhr seine wahre Pracht entfaltet. Damit ist "Die Neue COHEED AND CAMBRIA" ganz sicher nichts für den kleinen Hunger zwischendurch, sondern ein Album, in das man hineinwachsen muss und das danach umso mehr Spaß macht! Es ist nicht leicht, ein so mutiges Album abzuliefern - und ein so grandioses noch dazu!!!
Good Apollo, I´m Burning Star IV Volume One: From Fear Through The Eyes Of Madness
Der Titel des Albums könnte irreführend sein: "Brought Back To Life" ist kein neues Lebenszeichen des Kopenhagener Psychobilly-Trios um den genial-durchgeknallten Kim Nekroman, der sich seine sargförmigen Kontrabässe selbst baut. Vielmehr handelt es sich um ein Re-Release des dritten Albums von 1992, das remastered wurde und jetzt mit neuem Cover und zwei zusätzlichen Tracks auf den Markt kommt. Wer die NEKROMANTIX kennt, weiß, was ihn hier erwartet: Dreckiger, Rock ´n Roll-lastiger Psychobilly, meistens treibend und schnell, oft aber auch swingend groovig, wie in "Dial 666" oder "Monster Movie Fan", und manchmal auch düster-schnulzig, wie in "Nekrofelia". Dabei kann man deutlich hören, dass die Dänen schon vor 13 Jahren spieltechnisch allererste Sahne waren, auch wenn beim Gesang mal der ein oder andere Ton leicht daneben liegt und die Gitarre nicht immer 100% gestimmt zu sein scheint. Aber grade das verleiht der Musik sogar noch einen ganz besonderen Charme und unterstützt vorzüglich die Horror-Trash-Stimmung, die die NEKROMANTIX damals noch sehr viel stärker umgab als heute. Auch der Sound ist mehr als gelungen, da er drückender und gleichzeitig transparenter als der des ursprünglichen Albums ist, dessen Rauheit aber trotzdem nicht verloren hat. Als besonderes Schmankerl enthält die CD auch noch einen Video-Clip eines genialen "Born To Be Alive"-Covers. Hier kann jeder Psychobilly-Fan und muss jeder NEKROMANTIX-Fan - sofern er das Album nicht eh schon besitzt - bedenkenlos zugreifen.
Möchte zu gerne wissen, was SZEG für eine Bedeutung hat, in meinen mitteleuropäischen Ohren klingt es irgendwie nach Sieg. Würde zur EP passen, denn damit könnten die Ungarn mehr als nur den sprichwörtlichen Blumentopf gewinnen. Schon der Sänger, der an den jungen Ozzy erinnert, ist Grund genug, die EP zu kaufen. Wie der alte Fledermausbeißer jammert sich auch der Sänger von SZEG leidend und so cool-quäkig durch die Songs, dass es eine Freude ist und man sich kurzzeitig in den 7ßern wähnt. Aber schnell holen die drei anderen Mucker den Hörer wieder in die kalte graue November-Gegenwart zurück, mischen sie doch gnadenlos moderne Einflüsse in die Songs und lassen das wohlige nostalgische Feeling verblassen. Besonders in den aggressiven Passagen ("I Show You A Way") kommt der Einfluss moderner Metalbands deutlich durch. SZEG mischen da fröhlich vieles durcheinander und schaffen damit eine rockende Platte, die sich kaum irgendwo einordnen läßt und ihren Höhepunkt im letzten Song "Brin Me" hat, der ein echter Rocker geworden ist und direkt ins Blut geht. Sehr cool! Wenn SZEG ein ganzes Album mit der Güteklasse dieser EP machen, können sie das nächste große Ding aus Ungarn werden.
Warum bei nur vier Songs einen für einen dusseligen Remix verschwendet, weiß ich nicht, aber ich bin auch kein Musiker. WATCH MY DYING fanden die Idee scheinbar sehr reizvoll und haben auf ihrer "Claustrophony"-EP einen Remix von "Blue Sky Green Grass", wobei der eigentliche Song nicht auf der EP ist. Der Remix kommt sehr ruhig daher und ähnelt einer Mischung aus Entspannungsmusik und leisem Outro. Ganz nett, wenn auch nicht spektakulärer als andere Outros. Die anderen drei Songs präsentieren den ungarischen Haufen als kraftvolle Metalband modernen Einschlags, die vor allem von den ordentlich fetten Gitarren und dem gut ausgenutzten laut/leise-Wechselspiel lebt ("Carbon") lebt. Gerade in den ruhigen Passagen kann der Sänger mit seinem cleanen Gesang überzeugen, während er im üblichen Growl-Stil eher blass und langwelig ist. Die drei Songs haben mich nicht sonderlich vom Hocker gerissen, auch wenn sie mit einigen guten Ideen aufwarten können. Der mittelmäßig Gesang hat streckenweise echt genervt und die sehr guten Gitarren doch geschmälert. Für eine EP ganz netter moderner Metal, über ein volles Album wäre es mir mit dem Sänger aber zu öde.
PARRYZIDE - allein der Name klingt irgendwie nach guter alter Bay Area - also nach Thrash Metal, echtem Thrash. Und den machen die Jungs aus Neuwied tatsächlich. Allerdings versuchen sich die vier Jungs an einer sehr melodischen Ausrichtung und mischen ihre teils ober-harmonischen Songs mit einer tüchtigen Punk-Attitüde (nicht nur wegen der "gesellschaftskritischen" Texte wie "Fuck The System")). Was sich verquer anhören mag, ist es mitnichten. Vor allem die Gitarrenlinien sorgen oftmals für enorme Eingängigkeit und echte Hymnen (""Walls Make Minds"), der Gesang versucht da mitzuhalten, schafft es aber nicht immer. Vielleicht noch anzumerken in diesem Zusammenhang: Mit "Die absolute Funktion" gibt’s einen Song deutscher Zunge, der alles andere als peinlich rumkommt - nicht ganz einfach, angesichts vieler Negativbeispiele. Wie immer Leben: es geht nicht nur um ein Einziges, es geht nicht nur um Melodie. Und so sorgt das typisch-abgehackte Riffing plus treibendem Midtempo-Drumming für eben jenen Thrash-Faktor, der für die Risse in der alten Jeans verantwortlich zeichnet. Die Fans sollen also auch ernsthaft "moshen", "thrashen till death" sozusagen. PARRYZIDE (abgeleitet von "Vater- oder Muttermord") klingen also lange nicht so gefährlich wie es ihr Name zu symbolisieren scheint - aber wer gern Exodus und Co. in einer etwas langsameren, melodischeren Ausrichtung hört, ist trotz einiger Längen und Kinderkrankheiten gut bedient, zumal das Album mehr als eine Stunde Unterhaltung bietet und mit Song-Texten und Booklet recht professionell aufgemacht ist.
Die Mainzer Band hat nix mit Karneval am Hut, denn die Sache ist ernst. Death Metal, nicht nach der der lustig-melodiösen Machart, sondern ohne mit der Wimper zu zucken voll in die Magengrube. Dabei orientieren sich die Mainzenlmännchen an der amerikanischen Strömung des Genres - Morbid Angel sind da immer ein Einfluß oder auch Death ("Reign Of Weakness"). DEADSPAWN klingen technisch und groovig, fies und gurgelig, heftig und gut - nur der Sound bleibt ein wenig hinter der Motivation des Vierers zurück. Die stärksten Momente haben DEADSPAWN, wenn sie gradlinig zu Werke gehen, old-schoolig sind sie eigentlich immer. Nur die frickeligeren Parts klingen zuweilen zu sehr gehackt, das mögen aber persönliche Vorlieben der Hörer relativieren. Selbige bekommen also aus dem deutschen Semi-Untergrund eine Death-Metal-Schlachteplatte serviert, die all das beinhaltet, was der Querschnitt der Kundenschaft gern mal goutiert. Dass DEADSPAWN dabei weder zum faden Durchschnitt mutieren, noch zur bloßen Kopie eines Spezialitätengeschäfts, das bringt ihnen weitere Pluspunkte ein. Es muss also weder Aldi sein, noch Feinkost Käfer - auch im Mainzer Mittelstand gibt es gut abgehangene Ware. Ernsthaft.
Randy Black mimt so was wie das Aushängeschild dieser kosmopoliten Band - obwohl sie Name-Dropping nicht nötig hat. Und das Label sortiert die Band unter Thrash-Metal ein - obwohl das auch nicht hundertprozentig hinhaut. Genau käumlich wie die Vergleiche mit Kreator und Grip Inc. Das alles ändert aber nichts daran, dass der vier Mann eine echt interessante Scheibe veröffentlicht haben, eine Scheibe, die nicht selten an Metal Church erinnert, der Gesang von Hagen Hirschmann manchmal auch an Priest. Musikalisch geht es um amerikanisch geprägten, recht harten Power Metal mit leichten Thrash-Anleihen - wobei der letzte Song "Lament/ Entering The Afterlife", mehr als zehn Minuten lang, eher an eine Ode der Machart Gary Moore meets Rush meets Hard Rock denken lässt. Das ist wohlgemerkt nicht schlimm und verdeutlicht das Ansinnen dieses Konzeptalbums, das sich an den Werken von E.T.A. Hoffmann orientiert und einen Bogen vom Leben bis zum Tod schlägt - letzteres begleitet der Zehner stimmungsvoll. Womit wir beim größten Vorteil dieser Scheibe wären. Sie vermittelt eine dunkle oder eher melancholische Stimmung und ist gleichzeitig ziemlich vielseitig - als Beispiel nähme man den Bogen vom thrashigen-harten Opener bis hin zum bereits zitierten Abschluss. Wer Amis wie eben Metal Church oder Annihilator mag, der sollte sich über dieser Scheibe mächtig freuen. Sie ist aber auch ohne überaus riesige Affinität auf diesem Gebiet ein bis mehrere Öhrchen wert.
Und die nächste Band im aktuellen, man möchte beinahe schon sagen, natürlich von der Insel kommenden Retro-Hype wird an die Verkaufsoberfläche gespült oder auch nur von findigen Managern clever in Position gebracht: BLACK WIRE aus Middlesbrough (Yorkshire).
Auch hier werden viele Versatzstücke aus Rock, Pop, Punk, Ska, New Wave sowie tanzbare Discogrooves im typischen 80er Jahre Soundgerüst miteinander mehr oder weniger effektvoll miteinander kombiniert mit schrägen Gitarrensounds versehen und fertig ist die Laube. Die angesagtesten Bands dieses derzeit ziemlich florierenden "Genres" sind ja derzeit FRANZ FERDINAND oder auch die KAISER CHIEFS. Mit denen können BLACK WIRE u.a. was die Hitqualitäten angeht sicher (noch) nicht ganz mithalten aber ob die vorschnelle Abqualifizierung mancher Kritiker, die dem Trio schlicht das Prädikat "Trittbrettfahrer" oder gar drittklassiges Niveau attestieren wollen, ist dann vielleicht etwas vorschnell. Nun die Zeit wird es weisen. Dieses Trio um Sänger Dan Wilson, Si McCabe (Gitarre, Vocals, Piano, Drums & Drumcomputer) sowie Bassist Tom Greatorex hat ursprünglich mal studiert, zusammen in einer WG gehaust, dann eine Band gegründet und ist in ihrer musikalischen, sagen wir mal Ausdrucksfähigkeit, sicher noch nicht an ihren natürlichen Grenzen angelangt. BLACK WIRE versuchen ansonsten schon ihr eigenes Ding abzuziehen, auf den knapp 35 Minuten bietet ihre Musik schon einen gewissen skurrilen fast schon düsteren Charme, mit einigen guten Ansätze, wenn auch stellenweise etwas die prägnant-fesselnden Ideen fehlen. Man merkt hier ging alles ziemlich schnell voran - nachdem die ersten Demos Anfang 2003 an das Magazin Dazed And Confused gegangen waren gewann man prompt den zweiten Platz in der Kategorie "New Music". Es folgten erste Gigs im Pigs Club und auch die Radiostationen XFM sowie Radio 1 wittern eine neue Erfolgsband. Die auch enthaltende Debütsingle "Attack! Attack! Attack!" war mehrmals Single der Woche, wobei der relativ langweilige Track mit seinen tausend Refrainwiederholungen und schwachem Refrain wirklich nichts besonderes ist. Da kommt die zweite etwas packendere Single "Hard To Love Easy To Lay" irgendwie schon etwas besser rüber. Ansonsten sind Tracks wie "Smoke And Mirrors (hat irgendwie was von den BLUES BROTHERS) sowie der solide Opener "God Od Traffic" sind durchaus positive Beiträge. "Promote The Happy Hours" ist dann aber etwas stark bei THE KNACK "My Sharona" geklaut oder nicht?! Die Produktion kann nicht allzu viel gekosten haben, es klingt oft etwas holprig, die Instrumentierung ist überschaubar und eher spartanisch. Mit den künstlichen Drums übertreiben es die Jungs dann auch etwas, na ja dafür ist der Gesang ganz o.k. Wie gesagt, ob man dieses Album jetzt wirklich auch noch gebraucht hätte überlasse ich dann lieber der angesprochenen Käuferschaft.