Irgendwie scheinen die Hosen noch nicht zu passen: Eine blutjunge Kapelle aus dem provinziellen Bramsche macht hier auf altgedienten Road-Rocker mit Benzin und Rock’n’Roll im Blut. Aber siehe da: Es funktioniert. Zwar erinnert die neue Scheibe immer gern an die Vorlagen wie Gluecifer, Hellacopters oder auch DAD, AC/DC und Rose Tatoo - doch den jungen Niedersachsen gelingt es irgendwie, die Einflüsse aus Rock (und Roll, Southern; Punk, Glam und von mir aus auch Metal) zu einer spaßigen Mischung zu verarbeiten. Gegenüber dem Vergänger "Seizin’ The Day" macht die Scheibe einen wesentlich ausgereifteren Eindruck, was wohl auch aum ausgiebigem Touring mit zum Beispiel den Hellacopters liegen könnte oder am fleißigen Split-Produzieren, zuletzt mit Psychopunch. BOOZED haben vielleicht noch nicht die Coolnees der V8Wankers, cruisen aber dennoch schon beachtlich locker durch die Prärie. Zudem macht die gesamte Scheibe einen überaus professionellen Eindruck. Das fängt bei der Produktion - schöne dicke Hose - an und hört beim Layout im schönen Digi-Pack im Jeans-Outfit auf. Es passt also eigentlich alles - für die Zielgruppe sind die "Tight Pants" auf keinen Fall zu weit, und anprobieren können auch "nicht-ausschließlich-Jeans-Träger" das Teil.
Das Debütalbum von REIZGAS ist nicht mehr ganz brandneu, sondern bereits im Jahr 2004 aufgenommen worden. 1996 waren die Potsdamer als Punkband gestartet, allerdings haben sich über die Jahre immer mehr Metal-Einflüsse in die Musik geschlichen, und auf "Across All Borders" kann von Punkrock wirklich keine Rede mehr sein. Vielmehr ist Old-School-Thrash-Metal angesagt: Die Double Bass wummert, die Gitarren brettern Metal-Riffs und darüber bölkt Sänger/Gitarrist Thomas vor sich hin. Erfrischenderweise fühlt man sich dabei immer wieder an Bands wie METALLICA, ANTHRAX oder stellenweise auch die SUICIDAL TENDENCIES erinnert, wie sie zwischen Mitte und Ende der 80er klangen. Der Vierer bietet hier also nichts wirklich Neues, aber immerhin gute, alte Metal-Kost, die allemal besser ist, als die ganzen Prolo-New-Metal-Bands, die seit einigen Jahren ihr Unwesen treiben. Da die Produktion in Eigenregie entstanden ist, könnte der Sound natürlich noch etwas an Wumms vertragen, aber auch hier muss ich wieder sagen, dass DIY mir allemal sympathischer ist als irgendwelcher überproduzierter Kram, der in der Regel komplett glatt und seelenlos klingt. Das nächste Album ist bereits in der Mache und soll nächstes Jahr erscheinen, und ich kann mir gut vorstellen, dass dabei ein echter Kracher herauskommt...
Eigentlich schon für April angekündigt, wurde "Devil May Care" aufgrund technischer Probleme (und wenn man den Gerüchten glauben darf auch wegen stimmlicher Probleme) immer wieder verschoben. Irgendwie haben es SUSPERIA aber doch geschafft und die fünf Songs auf CD gebracht. Hoffentlich werden die Aufnahmen für das neue Album im Frühjahr problemloser über die Bühne gehen. Neben dem brandneuen Song "Devil May Care" (der sich als Mid Tempo-Stampfer entpuppt) finden sich drei Coversongs und mit "Venting The Anger" ein alter Track auf der EP. Dazu gibt’s noch Videos zu "Devil May Care" und "Chemistry" sowie Screensaver, Wallpapers und Bildergalerien, der Silberling ist also ordentlich voll. Fangen wir mit dem neuen Song "Devil May Care" an: vom Grundfeeling her und besonders den Gesangslinien und –betonung musste ich spontan an ICED EARTH denken, nur in härter. Die Gitarren sind sehr meldodisch und Mr. Cyrus darf auch ne menge Soli spielen. Mir persönlich einen Tick zu lahmund zu soft. Bei den Coversongs gefällt mir erwartungsgemäß evil Chucks "Lack Of Comprehension" am Besten, den SUSPERIA nahezu 1:1 runterrotzen. "Wild Child" von WASP ist ganz nett, aber nicht so mein Fall. Live sicherlich eine echte Partygranate, dank des Refrains. "The Sun Always Shines On TV" ist scheinbar (hehe) SUSPERIAs Hommage an große Popbands ihres Landes und in einer ganz ordentlich bratenden Fassung auf die CD gekommen. Für SUSPERIA-Fan lohnt sich der Silberling allemal, schon dank der beiden netten Videos und der sonst nicht erhältlichen Coversongs.
Das Quintett aus Dortmund veröffentlicht mit dieser Promo seine erste Scheibe und gibt drei Songs zum Besten, die in der melodischen, sehr hymnischen Power Metal - Ecke beheimatet und wirklich gelungen sind. Die Produktion ist zwar nicht sehr voluminös, geht aber für ein Demo absolut in Ordnung und "verpackt" die Songs angemessen. Die Stücke selbst sind auch nicht von schlechten Eltern, wobei ich mir jedoch ein wenig mehr Ohrwurmkompatibilität gewünscht hätte. Aber auch so überzeugen "Wanderlust", "To Thy Crown" und "The Assassin" mit coolen Riffs, leicht anklingenden Folkmelodien und dem kraftvollen Gesang von Robert Leger. Puristen sei weiterhin gesagt, dass SOLAR FRAGMENT auf ein Keyboard und daher auf Bombast komplett verzichten und die "Urform" des traditionellen Power Metals zelebrieren. Überragend ist die Band noch nicht, aber auf einem Demo wie "Promo 2005" kann man problemlos aufbauen. Ein durchaus guter Einstand!
P.S.: alle drei Songs kann man sich kostenlos und in voller Länge von der Bandpage saugen!
SEVENDUST wollten auf ihrem neuen Album wieder zurück zu ihren eigentlichen Wurzeln, dies drückt sich in einer insgesamt härteren Gangart an, was auf dem Vorgänger bereits angedeutet wurde setzt das Quintett aus Atlanta/Georgia jetzt mit "Next" mehr oder weniger konsequent weiter fort. Die harte/böse Seite von Sevendust sollte laut Sänger Lajon Witherspoon wieder mehr zur Geltung kommen, dies kann nach den ersten Höreindrücken absolut voll bestätigt werden - noch nie klang die Band derart aggressiv, wütend und mit soviel tief-brutalen Schreianfällen. Aber dann kommt ja Gott sei Dank immer schön regelmäßig ein packender cleaner Melodiebogen, der dem ganzen einen klar, stimmigen Songfluß verleiht. Seit dem Debüt im Jahr 1997 ist "Next" das bisher fünfte Studioalbum, zwei Jahre dauerten die Arbeiten am Nachfolger des hervorragenden "Seasons" und in diesem Zeitraum ist einiges passiert. Ein neues Management, mit Roadrunner gab es einen Labelwechsel und auch musikalisch mußte mit Gitarrist Sonny Mayo ein neues Bandmitglied integriert werden. Dies kann durchaus als gelungen bezeichnet werden am wie immer stets energiegeladenen Sound der Amis hat sich nichts geändert, es wird ordentlich das Gaspedal durchgetreten. Ihr modern gehaltener Modern Alternative Rock/Metal ist nach wie vor sehr packend, wenn mir auch die beinahe schon zu regelmäßig eingebauten Wechsel von Brüll zu hymnischen Rerfrainmonstern etwas zu vorhersehbar klingen. Laut eigener, für meinen Geschmack aber etwas zu klischeehafter Aussage, hat man mit "Next" das bisher ehrlichste Album (komisch waren dann alle CD’s vorher unehrlich bzw. hat man musikalisch nicht dass gemacht, was man wollte ??) gemacht. Die Band hat diesmal jedenfalls den ein oder anderen leichten Ausfall auf der Platte zu verzeichnen z.B. das eher belangslose "Never" und das ist etwas, was man bisher bei Sevendust nicht gekannt hat. Aber es gibt natürlich auch noch genügend Klassesongs wie der Rocker "Hero", das hymnische "Ugly" mit diesen coolen Stakkatoriffs oder das melancholische "Silence". Hier bilden eingängige Hooks und packende Härte ein stimmig, homogenes Gesamtbild. Für entspannende Atempausen sorgen diesmal dass emotionale "This Life" sowie die Akustikballade "Shadows In Red". Insgesamt bleibt "Next" aber trotzdem "nur" ein solides und sicher gutes Album (andere Bands hätten hier sich noch eine bessere "Wertung" bekommen) aber gemessen an den eigenen bisher gesetzten, sehr hohen Maßstäben der beiden spitzenmäßigen Vorgängerwerke ist diesmal keine weitere Steigerung festzustellen. Vielleicht auch deshalb weil ein richtiger Übersong fehlt, da hilft auch die ultrafette Produktion nicht darüber hinweg. Eine gewisse Statgnation (sicher auf hohem Niveau) auch durch fehlende Überraschungsmomente, läßt sich daher aus meiner Sicht nicht ganz wegdiskutieren.
Ist noch nicht lange her, da hat Kollege Memme "Discomfort" besprochen und für gut befunden. Jetzt ist der kranke Warschau-Haufen wieder da und hat diesmal acht gnadenlos kranke Grindsongs im Angebot. Ok, auf der CD sind neun Tracks, aber der letzte bietet nur knapp zehn Minuten Gelaber und komische Geräusche und leider fehlt auch das dreißigsekündige Geballer am Ende, wie man es erwarten würde. Na auch so ist "Zeroland" eine feine Grindscheibe, die des öfteren die Grenze zum puren Noise überschreitet. Blasts sind obligatorisch, ebenso sinnfreies Geröchel und Gegrunze, sowie abgehacktes Riffing. Was ANTIGAMA so cool macht, ist ihr beinahe völliger Verzicht auf Eingängigkeit oder Groove und dafür die konsequente Lärmattacke. Länger als eine Vierstelstunde am Stück hält das kaum jemand aus, genauso lange, wie "Zeroland" effektiv dauert. Fast, als wäre das Absicht.
Viel Licht, aber auch viel Schatten bietet das neue Album der Käseköppe CALLENISH CIRCLE. Überzeugen zum einen die guten Death/ Thrash-Nummern Marke "Blind" oder der Knüppler "Behind Lines", nerven auf der anderen Seite uninspirierte Nummern wie "Ignorant" (bei dem man hemmungslos bei IN FLAMES geklaut hat) oder der Frauengesang bei "Schwarzes Licht". Letzterer kommt auf deutsch daher und versucht, gleichzeitig modern und thrashig zu klingen, ein Versuch, der voll in die Hose geht. CALLENISH CIRCLE sind richtig gut, wenn sie auf moderne Einflüsse pfeifen und nicht versuchen, wie die holländische Ausgabe moderner IN FLAMES zu klingen. Eins, zwei, Knüppel aus dem Sack, fertig! Das ist das, was den Jungs am Besten liegt und was die Kracher der Scheibe sind. Die ganze moderne Kacke sollten sie Bands überlassen, die sich damit auskennen.
Vom harmlos klimpernden Intro sollte man sich nicht in Sicherheit wiegen lassen, denn schon nach wenigen Takten des Openers "Where The Wave Broke" haben BURST alle Erwartungen über den Haufen geschmissen - außer man war auf chaotisch-komplexe Wechselbäder gefasst. Schon den Vorgänger "Prey On Life" konnte man keiner Schublade zuordnen und so verhält es sich (zum Glück) auch mit "Origo". Die Norweger präsentieren sich als gereifte Band, die den Hörer an die Hand nimmt und ihm die gesamte Palette menschlicher Emotionen in vertonter Form zeigt. Da gibt es haufenweise aggressive Durchbrücher, aber auch ebensoviele verletztliche, ruhige Parts. Man weiß nie, was BURST in fünf Sekunden für einen Film fahren, welche verrückte Ideen sie jetzt präsentieren und wie sie das Break dazu setzen. "Origo" ist eine Platte, die man oft und lange hören muss, damit sie ihr volles Potential entfaltet, nur dann kann man den diamentenen Kern des Silberlings entdecken. Also genau so, wie es Fans von EYEHATEGOD, NEUROSIS und CULT OF LUNA gewohnt sind. BURST reihen sich problemlos in die illustre Schar der durchgeknallten Bands ein. Willkommen.
Seit 1999 schon treiben die ukrainisch-russisch-isrealisch-amerikanischen GOGOL BORDELLO ihr Unwesen. Den Ukrainer Eugene Hütz hatte es auf der Suche nach Zigeunermusikern nach New York verschlagen, wo er schließlich fündig wurde - größtenteils in Form von anderen osteuropäischen Einwanderern. Der Grundstein war gelegt, und der Wahnsinn konnte beginnen... Seitdem vermischt die bunte Truppe Punkrock mit Volksliedern aus der Ukraine und ihren gemeinsamen Zigeunerwurzeln: Akkordeon und Geige treffen auf dreckige Gitarren und wummernde Drums, Polka trifft auf Ska, Kalinka auf Pogo. Das neue Album "Gypsy Punks - Underdog World Strike" ist ein dementsprechend wahnwitziges wie geniales Konglomerat aus Stilen, Instrumenten, Stimmungen und Kulturen, und wenn man sich in diesen Sound erst einmal reingehört hat, lässt er einen nicht mehr los. Kommt in "I Would Never Be Young Again" die Aggressivität des New Yorker Punkrock zum Tragen, versprüht "Think Locally Fuck Globally" pure Lebensfreude und verspürt man im Titeltrack "Underdog World Strike" die schwere Melancholie Osteuropas. Dazu hat Steve Albini (u. a. NIRVANA und Jimmy Page/Robert Plant) wunderbar - und analog - produziert, indem er der Musik ihre raue Ursprünglichkeit bewahrt hat. Dieses Album ist nicht nur anders als alles bislang Gehörte, es fasziniert auch durch seine überbordende Energie und Spielfreude und macht von vorne bis hinten ohne Ende Spaß.
Wieder mal eine Band, welche sich der dreckigen Variante des Rock’n’Roll verschrieben hat, wieder mal Retro Rock, wieder mal aus Schweden - nur das "the" fehlt. BLACK BELT hauen mit ihrem Debüt "First Blood" in jene Kerbe, in der schon The Hives sitzen (und hatten mit Johan Gustavsson auch den gleichen Produzenten), aber leider nicht mit der gleichen Treffsicherheit - und Iggy samt Stooges lassen als auch mal grüßen. Die 2002 gegründete schwedische Combo mag mit ihrem Songs ja vor allem Live überzeugen - CD-mäßig springt der Funke nicht so über, trotz soul- und bluesgeträngtem Garagensound. Der recht rockende Opener "Plastic Angel” und die cool groovende Single "Only One" sind ja schon mal nicht schlecht, aber ansonsten einfach einen Tick zu träge das Ganze - gut gemacht, aber ohne Überraschungen. Songs können die Jungs allerdings schreiben - nur auf den Punkt kommen sie noch nicht so richtig. Fans von Siebziger Retromucke dürfen da ruhig mal reinschnuppern - ob es überzeugt ist eine andere Sache.