Ganze vier Jahre haben sich die Briten Zeit gelassen, einen Nachfolger ihres Überwerkes "Honour - Valour - Pride" einzuspielen. Neuzugang Dave Ingram hat die Band mittlerweile wieder verlassen und seinem Nachfolger / Vorgänger Karl Willets Platz gemacht, wobei beide Sänger einen sehr guten, gleichwertigen Job abliefer(t)en. Die einen werden sich nicht zu Unrecht über den zurück gekehrten Ur - Shouter freuen und andere werden, ebenso nicht zu Unrecht, seinem temporären Ersatzmann hinterhertrauern. Sei´s drum! Am Ende zählt das Resultat und hier haben sich BOLT THROWER ein weiteres Mal selbst übertroffen. "Those Once Loyal" beginnt recht untypisch mit den sehr melodischen, hohen Soli des Openers "At First Light", doch ein paar Sekunden später fühlt man sich gleich wieder heimisch an der Front. Überall Panzer, Truppen, Gitarrengewitter, noch mehr Truppen, Soldaten mit Bässen bewaffnet, und überall liegt totes Metall herum. Aus der Ferne nähert sich Verstärkung: zu Gänsehautmelodien und der königlichsten aller vertretenen Schlachthymnen, "Those Once Loyal", erklingt liebliches Artilleriefeuer, Pulvergeruch liegt in der Luft und die Armeen donnern aufeinander! Am Ende Stille! Welcher Schlacht wurde man Zeuge?! Vier Jahre hatte man Zeit, sich vom letzten Kampf zu erholen, aber ist man auch bereit für einen weiteren Kreuzzug dieses Kalibers? Seit 19 Jahren tobt jener Krieg schon, aber nie gab es einen Sieger; genau wie anno 2005! Neun Angriffe und jeder ein vernichtender Erstschlag! BOLT THROWER sind der Krieg, zu dem jeder hingehen sollte, gerade, weil es (stilistisch) nichts Neues im Westen gibt. Nur eines: einen weiteren Death Metal - Klassiker!!! Rückzug!
Black Metal, also so richtiger, der ist ja kompromisslos. Und ohne Innovation. Und schlecht produziert. Die ersten beiden Fakten stimmen, letzteres nicht. Die Pestler aus Norwegen holen den Knüppel aus dem Sack und packen ihn eigentlich nie wieder ein, obwohl Songs wie "Nathicana" echte Breaks und schwermütige Parts haben - jaaa, und sogar Melodie. An sich aber regiert Satan mit Geschwindigkeit, vor allem in Bezug auf das frostige Drumming denkt die geneigte Schwarzwurzel eher an ein die gute alte M40 als an Musik zwo drei. Ach: Aber dafür haben die Herrschaften am Ende das Titelstück sehr archaisch-atmosphärisch aufgebaut, der Soundtrack zum Jahr der Pest, wie zufälllig sogar 13:49 Minuten lang… Das beste an dieser Scheibe: Siemachen zwar mächtig einen auf alte Schule, liefern dabei aber auch jede Menge Qualität ab, Qualität, die einen gehetzten Wutklumpen hat entstehen lassen, der sich eindeutig von den Pomp-Posern der Unterwelt absetzt, aber auch nicht zu sehr gekünstelt den Spirit der vergangenen Zeit ausatmet. Wer Darkthrone und Co. mag, bei wem Kompromisse spätestens bei Immortal aufhören, der sollte sich ein weiteres Stück Norwegen ins Haus holen. Auf das bei ihm das Höllenfeuer brenne. Aber richtig.
Ihre insgesamt sechste Veröffentlichung präsentieren die Osteuropäer mit dem so gut in die Vogelgrippe-wahnsinnige Welt passenden Namen. Die Tschechen machen harten und abwechslungsreichen Death Metal - sie knüppeln schnell, bleiben dann fast stehen, doomen und grooven herum, um dann progressiv bis unnachvollziehbar durchzudrehen. Die ganze Scheibe transportiert eine sehr düstere Atmosphäre - mit der PANDEMIA es schaffen, sich aus dem Normalo-Programm auszuklinken. Als Anhalt sei ein Mix aus polnischer zweiter Generation, der Florida-Bewegung und neueren Extrem-Metal-Elementen skandinavischer Prägung an die Hand des angesprochenen Rezipienten gegeben. So richtig eingängige Parts und Melodien fehlen, deswegen scheint das Album anfangs ein wenig am Hörer vorbei zu rauschen. Dafür fehlen, und das macht das Album gleich noch ein bißchen attraktiver, die ausufernden Griffbettwichsorgien vergleichbarer Bands aus Übersee oder eben Osteuropa. Wenn’ Soli gibt, dann passen sie eben auch in den Song ("Us And Them"). Zudem klingt der Sound recht fett - was "Riven" natürlich auch nicht schlechter macht. Wer sich erstmal an die anfang merkwürdigen Varianten PANDEMIAs gewöhnt hat, der wird an diesem Death-Metal-Silberling seine wahre Freude haben - egal, welche Richtung des Genres er bevorzugt. PANDEMIA scheinen kosmopolit - womit wir wieder beim Namen und der Vogelgrippe wären.
Mit "The Painter’s Palette" haben EPHEL DUATH damals unseren armen Mono an den Rand des Wahnsinns gebracht (kurze Zeit später hat er auch aufgehört, für uns zu schreiben…), jetzt bin ich an der Reihe. Ich hab damals schon VIRULENCE überlebt, bin also abgehärtet. Aber was mich dann an musikalischem Irrsinn empfing, war schon hart. Worte wie nachvollziehbar, vorherhsehbar oder einfach genial habe ich ganz schnell aus meinem Wortschatz gestrichen. Keine Ahnung, was in die Italiener gefahren ist, aber wer so abgefahrene Mucke macht, hat auf keinen Fall alle Latten am Zaun. Konsequentes Nichtbeachten elementarer Songschreiber-Grundsätze führt zu neun Songs, die einfach nur irre sind. Jazzige Parts wechseln sich mit purem Geballer ab, was in ruhige, sphärische Klänge mündet ("Few Stars, No Refrain And A Cigarette") und der Sänger brüllt, kreischt und wimmert wie ein Patient einer finsteren Irrenanstalt, der den großen Cthulhu gesehen hat. Noch abgedrehter als MR BUNGLE und VIRULENCE, ist "Pain Necessary To Know" nur was für ganz Harte - oder Irre, je nachdem.
AVIAN nennt sich das neue Betätigungsfeld von Lance King, dem ehemaligen BALANCE OF POWER, - und amtierenden PYRAMAZE - Sänger, der das Debüt seiner neuen Band auch gleich mit Hilfe von Tommy Hansen (unter Anderem HELLOWEEN, PRETTY MAIDS) gemischt und mit Hilfe von Dave Ellefson (ex - MEGADETH) produziert hat. Das Trio King, Weingarten und Leviathan gibt sich epischen, getragenen, weitgehend melancholischen und teilweise bombastischen Power Metal - Klängen hin, die allein schon durch den Gesang gewisse Ähnlichkeiten mit PYRAMAZE nicht verleugnen können. Lance King könnte sogar als der inoffizielle Nachfolger von JD Kimball gehandelt werden, denn er versprüht einen sehr ähnlichen Charme und gehört meiner Meinung nach zu den zurzeit unterbewertetsten US Metal - Sängern überhaupt. Wer das nicht glaubt, sollte sich Stücke wie den genialen Opener "As The World Burns", den Stampfer "Black Masquerade", "Final Frontier", "Time And Space Part I - City Of Peace" oder "Blinding Force" anhören und sich selbst überzeugen. Leider können die Kompositionen nicht immer Erstliganiveau halten und ein paar Songs, zum Beispiel "Queen Of The Insane" oder der Titelsong, setzen sich nicht richtig im Ohr fest. Da war der PYRAMAZE - Erstling (siehe Review) vergleichsweise doch einen Zacken stärker. Nichtsdestotrotz ist "From The Depths Of Time" ein gutes bis sehr gutes Album geworden, dem US Metaller ohne Bedenken Beachtung schenken können und vielleicht sogar, je nach Geschmack, einen echten Glücksgriff damit machen!
Metalcore wird gemeinhin nicht mit Schweden assoziiert, anders als Melodic Death oder das feine old schoolige Totmetallgehacke. TRENDKILL (irgendwie passt der Name nicht zu einer Metalcoreband) machen sich nun auf, diesen Mangel zu ändern und deutlich zu machen, dass auch in Schweden und dem Rest Skandinaviens mehr zu finden ist als Power, Black und Death. Ob TRENDKILL mit "No Longer Buried" aber einen Eindruck hinterlassen, der stark genug ist, weiß ich nicht. Die Scheibe klingt dafür zu unspektakulär und bietet die mittlerweile sattsam bekannte Mixtuer aus PANTERA, MACHINE HEAD und Hardcore. Das ist nix sonderlich Neues, einzig die an MESHUGGAH erinnernde Produktion hebt TRENDKILL von ähnlichen Bands ein wenig ab. Die Songs ballern zwar ganz gut, unterscheiden sich aber auch nicht sonderlich voneinander und haben durchgehend kein Hitpotential. Technisch versiert sind die Schweden (war auch nicht anders zu erwarten), aber Songs schreiben erfordert mehr als nur cool auszusehen, fiese Riffs aneinanderzuklatschen und einen Brüllwürfel ans Mikro zu stellen…
Schwer eingängig wie Band-Name (das lateinische Buchstaben-Konglomerat steht für 1999) und Albumtitel klingt dieses Werk der auch als All-Star-Projekt durchgehenden Kapelle. Mit dabei sind Member von Grave, Entombed, God Among Insects, Ton Predator, Evergrey und produziert hat Onkel Dan S. im Square One. TPHs Vierte geht voll los, bölk-knall - bevor die unbekannte Kollegin Jo anfängt opernhaft zu trällern. Das Wechselspiel zieht sich durch die ganze Scheibe, sorgt für Abwechslung und für persönlichen Fußnagel-Alarm. Zwar nicht so schlimm wie Nightwish mnit Tarja, After Forever oder andere Knallchargen mit Trulla anner Front, aber auch schon recht anstrengend. Dafür auf der Habenseite: Die fiesen Growls des Mannes, jawoll. Und: Wirklich interessante Musik: Die acht sehr langen Songs verfolgen alle eine Linie: Nämlich die, extremen Metal (vor allem Death) mit elektronischen Spielereien zu mixen. Das klappt, wird Fear Factory (aber härter) und auch Red Harvest (aber wesentlich smoother) interessieren. Inwieweit Frau J.s Gemache dabei zu ignorieren ist, muss jeder halt ausprobieren. Zwiespältiger, wenn auch wirklich interessante Scheibe. Wie hieß sie doch gleich?
Armageddon March Eternal – Symphonies Of Slit Wrists
Hin und wieder kommen Bands auf die Idee, eine Handvoll Klassiker neu zu vertonen (also komplett neu einzuspielen), weil sie zeigen möchten, wie die alten Aufnahmen in der Moderne klingen. So geschehen bei etwa SAXON, GAMMA RAY oder EXCITER. Mit DIMMU BORGIR wagt sich nun auch eine Black Metal - Formation an die Recyclinganlage und beschränkt sich dabei nicht nur auf ein paar Songs, sondern nimmt sich gleich ein ganzes Album vor! Die Frage, ob dieser große Schritt sinnvoll ist, will ich mal ganz auf die Fans abwälzen, denn hier werden sich definitiv die Geister scheiden. Objektiv hat das Album durch die Neuvertonung natürlich zugelegt, denn die Songs dröhnen jetzt fetter, heavier und intensiver aus der Anlage und das damals (1996) noch recht kitschige Keyboard - Geklimpere ist einer fetten Bombast - Breitsoundwand gewichen, ganz im Stil der "neuen" DIMMU BORGIR. Mit "Sorgens Kammer - Del II" und "Abmaktslave" hat man sogar zwei unveröffentlichte Stücke dazugepackt, von denen mir aber leider nur ersteres vorliegt. Dieses allerdings überzeugt als aggressiver Midtempo - Stampfer mit cooler Doublebase - Befeuerung. Für Soundfetischisten ist "Stormblast 2005" ohne Frage ein Gewinn, aber alle anderen sollten sich überlegen, ob sie diese Wiederverwertung mitmachen möchten oder prinzipiell zum Original greifen. Eines muss ich aber noch loswerden: auch, wenn das Album in vielen Kreisen Kultstatus genießt, sind für mich alle späteren Alben seit "Enthrone Darkness Triumphant" (immer noch DER Klassiker!) stärker. Auch eine Band wie DIMMU BORGIR ist im Laufe der Jahre nicht nur soundtechnisch, sondern auch als Songwriter gereift. Damit wird "Stormblast 2005", trotz aller objektiven Qualitäten, ein zwiespältiger Release bleiben.
Nicht unerwähnt sollte bleiben, dass das Album inklusive einer Bonus - DVD mit dem kompletten Gig vom "Ozzfest" 2004 ausgeliefert wird. Sehr cool!
Nachdem die Berliner Psychobilly-Urgesteine im Frühjahr diesen Jahres mit "Young, Dumb & Snotty" bereits eine grandiose Best Of-Compilation ihrer ersten vier Alben veröffentlicht haben, steht jetzt mit "Dead Moon´s Calling" endlich die langerwartete neue Scheibe in den Läden. Und ich muss gestehen - als Anhänger der Frühzeit der Band hatte ich so einen Hammer nicht erwartet! MAD SIND klingen so frisch wie nie zuvor, und mit unendlich viel Spielfreude wird mit Krachern wie "Point Of No Return" oder "Fuel For Brain" direkt in Höchstgeschwindigkeit drauflos gebrettert. Aber dabei bleibt es nicht: In "To Walk The Night" wird geswingt, im Partysong "Not Invited" gerockt und gerollt und das atmosphärisch düstere "Houdinis Pool" erinnert an Filmmusik aus einem alten Schwarz-Weiß-Horror-B-Movie. Überhaupt ist das komplette Album von herrlicher Gruselatmosphäre durchzogen, und dazu gibt es ohne Ende Ohrwurm-/Mitgröl-Refrains. Auf "Dead Moon´s Rising" gelingt es MAD SIN scheinbar spielend, das Beste von THE CLASH, den MISFITS und Johnny Cash zu vereinen und einem mit gnadenloser Energie dreckig in die Gehörgänge zu prügeln. Mit diesem Album zeigen die Berliner endlich wieder, dass sie nicht nur die deutsche Psychobilly-Band schlechthin sind, sondern verweisen auch die vermeintlich ganz Großen wie DEMENTD ARE GO und die METEORS in ihre Schranken. Höllisch genial!
Paule heißda und ist eben nicht Bademeister, sondern der Erfinder des nach ihm benannten Speck-Metals. Macht ja auch nix. Schlimmer war da schon die Tatsache, dass sich der Tschechen-Exilant mit mehr oder minder nachlassenden Alben seinen kultigen Ruf zu versauen schien - zumindest aber nix Weltbewegendes mehr auf die Reihe bekam. Kein Wunder, dass nicht wenige dachten, die neulich bei Twilight erschienene Compilation sei so etwas wie ein Abgesang auf eine ehemals schillernde Persönlichkeit. Aber, siehe da: Pustekuchen. Specki hat mit diesem Album bewiesen, dass er viel mehr ist als ein weltreisender T-Shirt-Verkäufer. Mit seiner neuen Osteuro-Belegschaft zeigt er nämlich seinen gesamten Old-School-Spirit - und das ist mehr, als Schwedens Schwarzwurzeln insgesamt verkörpern. Speckmann gibt uns Death Metal, wie ihn Dismember mal gemacht haben oder Obituary, aber Specki hat keine Tennissocken an. Wer nur einen kleinen Funken der Death-Metal-Geschichte miterlebt (oder im Blut hat) hat, der kann das Album nicht langweilig finden. Weil diese MASTER-Scheibe mit alten Death-Stumpf-Stuff (mit einem ganz kleinen Spritzer Thrash) endlich wieder groovt, groovt as fuck, wie Hölle, wie Sau. Das er auch noch lustige, kritische Texte verfasst, ist zwar nicht mehr als ein positiver Nebenaspekt, rundet aber den Silberling weiter ab. 13 direkte Songs, die Appetit auf mehr machen - der, angesichts der Planungen als Support bei Gorefest, zu stillen sein dürfte. Namen sind hier Programm: MASTER mit "Four More Years Of Terror". Uh, yeah , Baby! That’s fucking Death Metal supreme.