Nach der tollen "Gravity" vor knapp zwei Jahren haben die die ostdeutschen Hopefuls SVART ärgerlicherweise aus den Augen verloren. Vor einiger Zeit stolperte ich mal wieder über die Scheibe (aufräumen hat auch sein Gutes…) und schaute mir mal wieder die Homepage der Band an. Siehe da, SVART haben sich wieder ins Studio verzogen und eine neue EP aufgenommen! "To Satisfy My Demons" heißt das gute Stück und enthält leider nur fünf Songs. Leider, da die Songs wieder allererste Sahne sind und abwechslungsreichen melodischen Death Metal vom Feinsten bieten, der zu überzeugen weiß und wie schon bei "Gravity" die Frage aufkommen läßt, warum immer noch kein Label bei dieser Band zugegriffen hat. Verdient hätten es SVART allemal, so feinen Melo-Death ist man sonst nur auf Skandinavien gewohnt. Die Gitarren sind so melodisch und bratend zugleich, wie man es in dieser Richtung kaum besser machen kann, der Gesang die keifende Röhre, die ich so liebe und selbst die gelegentlichen Keyboard-Einsätze stören nicht, sondern erweitern den Gesamtsound der Band ungemein ("Receiver Of The Lie"). Da die Jungs auch eine Menge Gehirnschmalz und Ellbogenfett in das Songwriting investiert haben und so zu fünf erstklassigen Tracks gekommen sind, kann ich die EP nur jedem ans Herz legen, der mit schwedischem Melodic Death was anfangen kann.
Sonderlich bekannt sind SEMEN DATURA noch nicht unbedingt, obwohl die Band bereits seit 1997 existiert und auch ein paar Veröffentlichungen vorweisen kann, darunter ein Debüt - Album mit Andy Classen - Produktion. Das deutsche Quintett mischt melodischen Black Metal mit traditionellen Elementen und sortiert sich damit etwa in der großen Schnittmenge aus DIMMU BORGIR, NAGLFAR oder CRYPTIC WINTERMOON ein. Dabei sind SEMEN DATURA weder so Soundtrack - artig bombastisch wie die einen, noch so dynamisch - aggressiv wie die anderen. Alles wirkt ein Bissel gemäßigt und geht daher auch nur schwer ins Blut, obwohl "Vineta Part I" keine schlechte Angelegenheit geworden ist. Auch nach mehreren Durchläufen wirkt das Material zwar fett, erstklassig gespielt und durchdacht, aber auch leicht farblos. Einen echten Überhit, Ohrwurm oder mitreißenden Knaller konnte ich jedenfalls nicht entdecken. Am Nächsten kommt dem noch "Palace Of Pain" mit seinem an "Der Mussolini" erinnernden Anfang, den superben Breaks und dem vokalen Overkill von Gitarrist und Sänger Conrath von Auerswald. Freunden melodischen Schwarzmetalls sei "Vineta Part I" zum Hineinhören empfohlen, denn ein echter Fehlkauf ist das Album nicht, nur eben über die gesamte Spielzeit kein Oberhammer.
In schöner Regelmäßigkeit liefert Devon Graves (früher bekannt als Buddy Lackey und mit der Kultcombo Psychotic Waltz unterwegs) jedes Jahr ein erstklassiges Album seiner Band DEADSOUL TRIBE ab. Auch Anno 2005 hat sich daran nichts geändert - auch "The Dead Tree" verbreitet eine düstere, schwermütige, zum Teil gar "Tool’sche" Stimmung und packt schon so einiges an kompositorischen Einfällen in die dreiviertel Stunde. Dabei ist "The Dead Tree" atmosphärischer als die beiden schon überragenden Vorgängerwerke (das geniale Debüt lasse ich da bewusst außen vor), entfaltet teilweise eine hypnotische Stimmung und dank Adel Moustafa (Schlagzeug, Percussions) treibt es einen geradezu polyrhythmisch durch das Album. Mr. Devon Graves hat mal ansonsten wieder alles selbst gemacht: komponiert, Gitarre und Keyboard eingespielt und natürlich dem Album mit unverkennbarem, Melancholie verbreitenden Gesang seinen Stempel endgültig aufgedrückt. Wobei gerade die von DEADSOUL TRIBE verbreitete Stimmung oft im Gegensatz zu den tiefgründigen, poetisch hoffnungsfrohen Songtexten steht. Nach einem kurzem Intro geht es gewohnt abwechslungsreich mit "A Flight On An Angels Wing" los, bevor mit dem fast sechsminütigem, emotionalen "To My Beloved ..." der erste genial groovende Streich folgt. "Let The Hammer Fall" ist dann schon ein Stück weniger düster progressive und lebt vor allem von Graves Gitarrenarbeit. Bei dem hochmelodischen, ebenfalls von Gitarre getragenen "Waiting In Line" kramt Devon wieder mal seine unverzichtbare Querflöte raus und lässt so seine besondere Note in den Song einfließen, bevor es mit der Klavierballade "Someday" ungewohnt, aber nicht weniger gekonnt ruhig wird. Mit dem intensiven und eher gedämpften "My Dying Wish" und dem epischen "The Long Ride Home" (auch mit Flötentönen versehen) gibt es zum Schluss noch mal zwei richtige Überflieger. November - DEADSOUL TRIBE - "The Dead Tree" - jeglicher hoffnungsgetränkter Weg durch Nebel und Nacht führt zu diesem Album. Ach ja, und Anfang Januar 2006 ist man zusammen mit Sieges Even auf Tour - sollte man hin.
Roh und kultig, so sind sie, die Veröffentlichungen von From Beyond. AMMIT reihen sich da problemlos ein - schnell gespielter, zimelich roher Black/ Thrash, wie ihn Ende der 80er viele Bands zockten. Aber die Zeit ist nunmal nicht stehen geblieben und so sind AMMIT heute reichlich anarchronistisch. Und irgendwie cool. Wenn die Chilenen einfach so vor sich hinrumpeln und der Sänger förmlich ins Mikro kotzt ("Fast As A Shark" - ist glaube ich sogar das Cover), entbehrt das nicht einem gewissen Charme. Schlechte Riffs haben sie zuhauf und wenn man den Bass mal richtig hört, kann man sich ein Grinsen nicht verkneifen ("Dogs Of Hell"). Das ist scheiße oder Kult, ganz nach persönlichem Geschmack, Tageszeit und Alkoholpegel. Ideal zum Metalcore-Kids vergaulen und bei der Wahl zum truesten true old school Metalhead Bottrops ganz gross dazustehen.
Normalerweise bin ich kein Fan von übermäßigem Gefrickel, besonders ausufernde Gitarrenpassagen gehen mir echt schnell auf die Nerven. Bei manchen Bands mache ich aber gerne eine Ausnahme, seien es DEATH (RIP) oder ILLOGICST, die konnten mich voll und ganz überzeugen. Unbedarft warf ich vor einiger Zeit die gleichnamige NON HUMAN LEVEL ein - und wurde einfach umgehauen! Die Mannen um DARKANE-Gitarrist Christofer ballern eine technisch hochkomplexe Death Metal-Scheibe derart schnell und aggressiv runter, dass Evil Chuck himself es kaum besser machen könnte! Wer das Anfangsinferno aus irre frickeligen Gitarren und rasenden Drums bei "Divine Creation Of Void" überstanden hat, wird mit einer Scheibe belohnt, die es wie kaum eine andere schafft, Härte, Aggressivität und Technik in Einklang zu bringen. Die Scheibe strotz vor aberwitzigen Breaks, abgefahrenen Solis ("Personal Hell") und einer verdammt guten Gesangsleistung und ist gleichzeitig konsequent im Hochgeschwindigkeitstempo unterwegs und bietet einen extrem hohen Härtegrad. Wenige Bands schaffen den Spagat zwischen Eingängigkeit und Gefrickel, zu oft wird das eine dem anderen (un)bewußt vorgezogen. Nicht so der Haufen um Christofer: gleichzeitig verstörend komplex und irre heftig, kann man sich die Platte nicht ohne ein verzücktes Lächeln anhlren. Selbst Bangen kann man zu den meisten Parts, ohne sich einen Knoten im Hals zu holen. Wenn man sich aber den Background der beteiligten Musiker anschaut, kann man das technische Können förmlich aus der CD-Hülle tropfen sehen. Da tummelt sich der (ex-)MESHUGGAH-Basser, der Drummer von DEVIN TOWNSEND und mit Sänger Peter Wildoer ein weiterer DARKANE-Bekannter (auch wenn er dort normalerweise die Felle verdrischt). Es spricht für den zusammengewürfelten Haufen, dass sie eine so unglaublich geile Scheibe einspielen und in jedem Song mit frischen Ideen daherkommen. NON HUMAN LEVEL sind in dieser Form einer der verdammt besten technischen Bands dieses Planetens! Argh!
Wohin der Hase bei den Australiern DOOMFOXX läuft, könnt Ihr im Review der Vorab - Single "My Beautiful Friends" nachlesen, nur soviel: die Jungs sind eine der coolsten Antworten auf ROSE TATTOO und (frühe) AC/DC seit Langem und machen Fans dieser Richtung ganz sicher viel Freude! Das komplette Album wartet mit noch ein paar mehr Höhepunkten auf, seien es der geile Uptempo - Opener "Pure Platinum", das ebenso sehr fixe "Look Ma No Hands", der fette Groover "Boyfriend", der Stampfer "Sweetheart Of The Troops", das etwas an "Let There Be Rock" erinnernde "Abandon All Hope" oder das schweinecoole "Girls Like You". Die ganz große Hitdichte ihrer Vorbilder erreichen DOOMFOXX zwar noch nicht ganz, aber ich glaube, dass sich die Jungs sehr schnell in die Herzen der Anhänger des Blues - gefärbten Rock´n´Roll spielen werden. Das limitierte Digipak erscheint darüber hinaus mit ein paar Live - Bonustracks und dass die Aussies on stage gut das Haus rocken, haben sie ja schon in Wacken bewiesen. Mehr davon!
Norwegen, Black Metal. Puuh. Die Herrschaften aus Trondheim haben dieses Album schon 2004 fertig gehabt, hätte aber durchaus noch früher sein können. Denn neu ist hier wenig. Sie mischen den rohen Stoff a la DF oder alten DB mit symphonischeren/hymnischeren Klängen. Das ist weder außergewöhnlich, noch besonders gut gelungen. Dabei sind CELEBRATUM, die 1999 ihre erste Veröffentlichung raushauten nicht wirklich schlecht, immer wieder gibt es Parts, die aufhorchen lassen. Aber letztlich hat jeder Song auch Teile, die weder inspiriert noch sonstwas klingen und nerven - die ganze Scheibe wirkt somit zusammengeflickschustert. Schade, dabei sind Songs wie "Mirror Of Suffocation" nicht wirklich schlecht, nur eben fesselt auch dieser nicht über seine gesamte Spielzeit - die letzten zwei Minuten gehen einem sogar gewaltig auf den Puffer. Es scheint, als könne sich die Band nicht auf eine Marschrichtung einigen und setzt sich so zwischen viele Stühle. Und dafür sind ihre Ärsche eben noch nicht fett genug. Vielleicht ist es kein Wunder, dass CELEBRATUM bis in die Slowakei wandern mussten, um diese Scheibe zu Label-Ehren zu bringen?
Ihr wolltet schon immer mal nach Island, schön Geysire gucken? Dann lest weiter: Nachdem Cornelius bei Sturmgeist ein wenig seine humoristische Ader ausgelebt hat; kehrt er jetzt mit der neuen SOLEFALD zum Ernst des Lebens zurück. Mit Lazare als bewährtem Partner und einer Heerschar mehr oder weniger prominenter Kollegen (Aggir Frost Peterson: Vocals; Sareeta : Violine;; Live Julianne Kostøl : Cello; Kjetil Selvik: Saxophone; Sareeta : Violine, Jörmundur Ingi: Lesung, Asatru-Priester - Garm ist erst auf der nächsten Scheibe zu hören) geht der Norweger auf den ersten Teil seiner Odysee durch den kleinen skandinavischen Inselstaat. Anhand der Instrumente der Gäste erkennt der geneigte Hörer, dass es sich bei dieser Scheibe keinesfalls um konventionellen Metal handelt. Wie nicht anders zu erwarten, nehmen SOLEFALD ,mit auf eine Reise durch avantgardistische Sphären anspruchsvoller Tonkunst. Da bildet ein Saxophon die Grundlage für fast jazzige Parts, weibliche und männliche Stimmen wechseln sich ab, klassische, folkloristische und akustische Parts sind genauso zu hören wie (art-)rockige Parts - nicht zu vergessen echt harte Abschnitte in eher traditionellem (Black/Extrem-)Fahrwasser. Bei letzterem ist SOLEFALD gar nicht so weit vom Sturmgeist entfernt - nicht nur wegen der charismatischen Cornelius-Stimme. So transportiert SOLEFALD unendlich viele Facetten der musiklaischen Empfindsamkeit von Trauer über Melancholie und Lebensfreude bis hin zur Aggressivität und Frustration. Und symbolisiert so die Vielfalt des kleinen, unglaublichen interessanten Inselstaats Island (ihr wißt schon das Wikinger-Inselchen inmitten brausender See mit dampfenden Vulkanen und so).. Wem eine Reise zum dampfenden Eiland zu teuer ist, der höre einfach SOLEFALD. Kleiner Ausflugstipp: Die überlange Lesung am Ende kommt vielen Reisegruppen-Mitgliedern vielleicht ein wenig überlang vor - kein soo toller Abschluss: Die Freude auf den zweiten Teil dieses Ausflugs ist dennoch riesengroß. Und SOLEFALD mächtig gewaltig.
Die Wiener Einwortfetischisten haben sich in den letzten drei Jahren seit ihrer "Scar"-Scheibe rar gemacht, haben aber jetzt (für mich quasi aus dem nichts kommend) ihre neue Scheibe fertig. "Mind" heißt das gute Stück, ganz in MASTIC SCUM-Tradition mit kurz-knackigem Titel. Mittlerweile machen MASTIC SCUM laut Homepage Death Metal Core und haben tatsächlich die Ungezügeltheit früherer Tage etwas zurückgefahren. Mid Tempo-Tracks wie das schon sehr entspannte "Mindthrill" sind dafür das beste Beispiel, während Tracks wie "Crawl" beweisen, dass MASTIC SCUM auch anno 2005 noch wissen, wie man knüppelt. Mich hat der Sound an eine Mischung aus NAPALM DEATH und CLAWFINGER erinnert. Ok, erstere dürfte niemanden überraschen (in diesem Falle haben MASTIC SCUM einen ähnlichen Groove wie viele ND-Sachen), während CLAWFINGER doch eher unpassend erscheinen. Aber diese Lust am Experimentieren, der fett pumpende Bass und ganz besonders der Gesang haben mich an die Schweden erinnert. "Mind" ist ein überraschend anderes Album geworden, als ich es erwartet hätte. MASTIC SCUM haben sich seit ihrer letzten Scheibe hörbar verändert und wie ich finde nur zum Guten. "Mind" ist kraftvoll, frisch und mutig. Mehr davon!
"Satanic Demons Infiltrate Denmark" veröffentlichen bereits ihr zweites Demo. Vielleicht hätten sie das lieber gelassen, denn das einzige, was der Hörer S.D.I.D. zugute halten könnte, ist die extreme Experimentierfreude. Thrash-, Nu-, Death- und Dark Metal plus Elektro - das hört sich nicht nur krude an, das ist es auch. Die Mucke der teuflisch beeinflußten Dänen hat so gut wie keinen Groove, transportiert original das Motto: "Zu viele Köche verderben den Brei". Zudem erinnert die Sängerin (mit dem Namen Kolbrun Nakszynski) an ein die leider viel zu früh verstorbene Dawn von Detente - wenn schon eine wirklich extreme Stimme, dann bitte wie die Verblichene und nicht so ein Gekreische wie von unserer undichten Skandinavierin. Da gleicht es fast einer Erholung, wenn Herr Rigo mit seinen Vocals der Arbeitskollegin (und uns) eine Verschnaufpause gönnt. Zu allem unausgegorenen Songmaterial gesellt sich zudem auch noch ein furchtbarer Sound, der die vielleicht vorhandenen Fähigkeiten der Kollegen Raiser (toller Name; Gitarre) und Hellbox (noch tollerer Name, Drums) nicht wirklich zur Entfaltung kommen lässt. Vielleicht sollten die satanischen Dämonen (sic!) diesen Teil Dänemarks nicht nur infiltrieren, sondern ausmerzen, damit uns Teil III erspart bleibt.