MÖRK GRYNING streichen also die Segel und sagen Tschüß (wie auch immer das auf schwedisch heißt). Mit dem selbstbetitelten Abschiedsalbum wollen die Stockholmer noch einen letzten Eindruck hinterlassen und sich in bester Erinnerung behalten wissen. Das dürfte ihnen locker gelingen, denn "Mörk Gryning" ist eine feine Black Metal-Scheibe geworden, die zwar nicht mehr so progressiv wie der Vorgänger klingt, aber dafür den puren Black Metal-Anteil hochgefahren hat, was bei "Disguise My Parting" schlußendlich überdeutlich wird. Natürlich sind die Schweden nicht von Einflüssen aus Death und Thrash frei, sogar klassischer Metal findet seinen Platz ("The Aurora"). Selbst die Verbeugung vor den schwedischen Göttern AT THE GATES in Form von "Neverwhere" ist ein Black Metal-Kommando par excellence geworden, das in dieser Form nicht viele Bands auf die Reihe bekommen. Aber diesen beiden Tracks sind nur der Abschluss einer hervorragenden Scheibe, die nach einem sogar mir gefallenden Intro mit dem schwedisch gesungenen "Ingen Dyrkan" furios beginnt und sich von Song zu Song sogar noch steigert. "Into Oblivion" bietet noch einmal Synthieklänge auf, ist aber trotzdem fieser Black Metal in rasend schneller Spielweise. Mit so einem Album verabschiedet man sich würde von einer Szene, der man zehn Jahre angehörte, die MÖRK GRYNING aber nie die verdiente Aufmerksamkeit und Anerkennung brachte, die sie aufgrund ihrer Klasse verdient hätten. Bleibt zu hoffen, dass die Mucker uns in anderen Bands weiter erhalten bleiben (nur bitte nicht in einer Form wie sie der Hidden Track andeutet…) und vielleicht eines Tages sogar eine Reunion ansteht. EMPEROR machen’s ja gerade vor.
Obwohl ADAM WEST bekennende Anhänger der guten alten 7-inch-Single sind und diese als ihr Haupt-Medium nutzen, gelingt es ihnen immer wieder, im regelmäßigen Zwei-Jahres-Abstand neue Alben aufzunehmen. "Power To The People" ist das fünfte Werk des Vierers aus Washington DC und bietet erwartungsgemäß keinerlei Überraschungen, aber dafür wieder das volle Brett an dreckigem Garagen-/Hard-/Punk-Rock irgendwo zwischen AC/DC, KISS, den RAMONES, den MISFITS und den HELLACOPTERS. Die Songs sind kurz, einfach und schnörkellos - zumindest bis auf das gut 9-minütige, psychedelisch-schleppende und ziemlich überflüssige Gitarren-Solo, das den Schluss-Track bildet - und Sänger Jake Starr rotzt sich wie immer die Seele aus dem Leib. Das macht Spaß, geht ins Ohr und ins Tanzbein und drückt durchgehend und ohne Ende nach vorne. Kick-Ass-Rock ´n Roll der Extraklasse!
Ein selbst gezeichnetes, grausiges Cover - Artwork, das eine meditierende Kuh (!) zeigt, lässt schon an der geistigen Zurechnungsfähigkeit des jeweiligen Künstlers zweifeln. Ganz so schlimm ist das Sextett MOODRAS aus New York dann doch nicht, wenn auch die Musik mit Rock fast gar nichts am Hut hat. Es geht zwar leicht progressiv - artrockig zur Sache, aber der große Blues - Einschlag ist nicht das, was sich Freunde der Stromgitarre erhoffen. In einigen Momenten, wie beispielsweise beim Song "Every Day", der mit einer coolen, witzigen Melodie ausgestattet ist, können die Jungs und Mädels, deren zweites (!) Drumkit von einer Frau bedient wird, durchaus Sympathiepunkte sammeln, aber am Ende ist "Had No Choice" einfach nur langweilig und höchstens beinharten Bluesrockern oder dick bebrillten, alternativen Intellektuellen zu empfehlen, die solche Musik neben lateinischem Theater, brasilianischem Stepptanz und autogenem Training aus China bevorzugen. Richtig schlecht, im handwerklichen Sinn, sind MOODRAS nicht, nur klingt das Ergebnis (auch soundtechnisch) dünn, wenig lebendig und irgendwie banal. Ich habe schon besseren Artrock, besseren Blues Rock und überhaupt schon viele bessere Platten als "Had No Choice" gehört. Hoffen wir, dass die New Yorker beim nächsten Mal die Wahl haben, auch Rockbegeisterten zu gefallen. Nicht wirklich ein Anchecktipp!
Knapp ein halbes Jahr nach ihrer "We’re Unstoppable"-Scheibe sind BLACKLISTED mit dem nächsten HC-Langeisen am Start. Passt ja auch, die Band geht im Januar auf Tour mit TERROR, da muss auch was zum promoten da sein. Wie nicht anders zu erwarten sind BLACKLISTED keinen Millimeter von ihrer Einstellung abgewichen und sind purer HC der alten Schule. Auch wenn mal das Tempo ein wenig rausgenommen wird ("Wolves At My Door") sind BLACKLISTED nicht softer oder trendiger geworden. Das beweisen richtig schön old schoolige Nummern wie "Bruising Serenade" oder das knüppelharte "Brightest Son" eindrucksvoll. BLACKLISTED sind wie gewohnt perfekter Stoff für die HC-Fraktion, die mit dem modernen Kram nichts am Hut hat. Das können BLACKLISTED, das machen BLACKLISTED - und das machen sie verdammt gut!
Ein Mann, eine Platte. Rob Lind, den einige vielleicht noch von BLOOD FOR BLOOD kennen, hat die Songs und Texte von "Kill A Celebrity" im Alleingang geschrieben und alles eingespielt. Ok, die Drums nicht, aber das wird nur verschämt zugegeben. Mittlerweile hat der gute Mann aber eine richtige Band gefunden und kann in Zukunft die Power von "Kill A Celebrity" auch live präsentieren. Und keine Sorge, RAMALLAH haben Power. Songs wie "If I Die Today" oder "Kill A Celebrity" sind moshlastige Hardcorestampfer erster Kajüte, die ohen Gnade ins Blut gehen und jedes Zimmer in einen Moshpit verwandeln können. RAMALLAH können aber auch anders, wie die ruhigen "Oscar Cotton" und "Act Of Faith" beweisen. Klingt dann so wie PRO-PAIN in langsam. Der Rest ist eine Mischung aus PRO-PAIN in schnell und HC Marke TERROR. Auf Dauer leidet die Abwechslung zwar ein wenig, da Rob Lind im Prinzip nur zwei Songs hat: einen schnellen und einen langsamen, die in Maßen variiert wurden und dann insgesamt 16 Mal auf CD gepackt. Da hätten mehr Leue beim Songwriting sicher für frischen Wind gesorgt. Vielleicht beim nächsten Mal. Aber auch wenn "Kill A Celebrity" nur dem Geistes eines Musikers entsprungen ist, ist die Scheibe eine amtliche Abrißbirne, die besonders live ordentlich Wucht entfalten wird.
Einen langen Weg sind SVARTSYN mit "Bloodline" gegangen, denn eigentlich wurde die Scheibe schon 19997/98 eingespielt und zum Milleniumswechsel veröffentlicht. Hat aber wohl alles nicht so geklappt, jedenfalls erscheint das Album nun auf Sound Riot Records. Als kleinen Bonus gibt es noch die beiden Tracks der "Tormentor"-EP als Bonus. Die sind deutlich roher als die "neueren" Sachen (wobei die Bloodline-Tracks dieses Jahr neu gemastert wurden) und rasend schneller Black Metal der ganz alten Schule. Die neun aktuelleren Tracks wissen da durch mehr Abwechslung und Finesse zu überzeugen, auch wenn SVARTSYN konsequent die Fahne des Black Metal hochhalten. Erstaunlicherweise klingt die Scheibe nicht völlig bassarm, was dem Gesamtsound natürlich zugute kommt. Die Gitarren beschränken sich nicht auf einfache Bienenschwarm-Attacken, sondern bergen jede Menge Abwechslung, soweit das beim Black Metal eben möglich ist. Sänger Ornias kreischt souverän so, wie ein Black Metal-Keifer zu kllingen hat und gibt der gelungenen Scheibe den letzten Schliff. So muss old schooliger Black Metal klingen. Damals, als SATYRICON noch cool waren…
Die Franzosen LORD OF MUSHROOMS hauen mit "Seven Deadly Songs” ihr mittlerweile zweites Album raus, das dann auch ganze zehn Stücke enthält. In ihrem Heimatland scheinen die Jungs ganz gut abzugehen, denn dort konnte man angeblich bereits auf diversen Festivals überzeugen. Und auch die heimische Presse hüpft anscheinend im Dreieck, schenkt man den Meldungen auf der Band - Homepage Glauben. Ganz unberechtigt sind diese Jubelarien nicht, wenn auch etwas übertrieben. Die Pilzgötter zocken sehr melodischen Metal, der nicht selten in die Malmsteen, - oder Andersson - Ecke (natürlich ohne die ausschweifenden Soloeskapaden - besonders bei besagtem Giatarriasten) driftet und darüber hinaus mit vielen zuckersüßen, verspielten Melodien gesegnet ist. Dabei wird aber noch genug Power versprüht, so dass "Seven Deadly Songs" nicht zum puren Happy Metal verkommt. Gegen Ende des Albums wird man allerdings zunehmend progressiver, verfrickelter und dabei auch balladesker, was das Album für "Normalmelodicmetaller" etwas schwerer konsumierbar macht. Nichtsdestotrotz decken LORD OF MUSHROOMS das gesamte Spektrum des Genres, inklusive Ausflügen in den Artrock, ab und lassen mit "Seven Deadly Songs" ein zwar unspektakuläres, aber dennoch absolut hörenswertes und ohrwurmkompatibles Album auf die Hörerschaft los. Da sind die positiven Resonanzen aus dem Land der Rollstuhl fahrenden Frösche nicht ganz von der Hand zu weisen…
Wie cool, dass die neue KINGS OF NUTHIN´ bei den Dortmundern vom People Like You-Label erscheint! So kommen wir Deutsche nämlich schon in den Genuss der Scheibe, während die Amis noch bis März nächsten Jahres warten müssen... Die acht volltätowierten Anzugträger aus Boston treiben zwar schon seit 1999 unter ihrem jetzigen Namen ihr Unwesen, haben es seitdem aber erst auf ein komplettes Album gebracht, was wohl nur auf übermäßiges Touren und damit verbundenen Alkoholkonsum zurückgeführt werden kann. Jetzt wird endlich mit "Punk Rock Rhythm & Blues" nachgelegt, und der Titel ist Programm, denn hier wird klassischer Rock ´n Roll und Rhythm & Blues mit Punkrock vermischt, dass nur so die Fetzen fliegen. Ein ewig slappender Kontrabass trifft auf Bar-Piano, 50s-Gitarren, rotzige Bläsersätze und dreckigen Gesang, und alles zusammen treibt und groovt ohne Ende und durchgehend nach vorne. Das geht ins Ohr und ins Tanzbein und klingt als hätten die DROPKICK MURPHYS, die MIGHTY MIGHTY BOSSTONES und MAD SIN nach einem Saufgelage zusammen eine Platte aufgenommen. Das hat Stil und macht ganz einfach gute Laune!
"The King Is Dead" ist wieder mal eine Hardcore-Scheibe, bei der ich mich frage, ob sie zum Preis eines regulären Albums verkauft werden sollte. Nichtmal zwanzig Minuten Musik rechtfertigen für mich keine 15€. Na ja, für die Preispolitik der Labels können HOODS nichts. Der Fünfer aus Kalifornien hat nach drei Veröffentlichungen im Jahre 2004 dieses Jahr des Fokus aufs Touren gelegt und sich für gerade mal ein Album die Zeit genommen. Wie nicht anders zu erwarten, fahren HOODS das volle Hardcore-Brett und sehen sich selbst in einer Liga mit TERROR, MADBALL, SWORN ENEMY und ählichen Bands. Das stimmt aber nur bedingt, denn auch wenn HOODS die gleiche musikalische Ausrichtung haben und old schooligen, direkten HC spielen, fehlt ihnen zum Aufstieg in die Spitzenränge das besondere Etwas, das letzte Quentchen Genialität. "The King Is Dead" hat zehn sehr annehmbare Song, die aber viel zu häufig einen schwachen Part in sich haben und dadurch keine Knaller Marke "Overcome" sind. Bestes Beispiel ist "Drawn Out", das ein sehr grooviges Grundriff hat, aber durch den lahmen Anfang echt verliert. So bleibt nach dem Hören des Longplayers die Erkenntnis, dass HOODS zu den Bands gehören, die wollen, aber nicht wirklich können und so das Mittelmaß definieren.
Die CD-Verpackung erinnert zwar schon eher etwas nach BUENA VISTA SOCIAL CLUB und viel staubigen Wüstenstaub aber die Mucke von CUBA MISSOURI ist dann doch viel peppiger und entpuppt sich tatsächlich als eine sehr coole Kombination aus packend-melodiösem Indie Rock, intensiv-opulenten Klanggebilden sowie treibenden Gitarrenbreitwänden. Es sind insgesamt nur drei reelaitv kurze Songs auf der EP vorhanden, inklusive der ungefähr zweitausendsten Coverversion von DAVID BOWIE’ "Heroes", nebenbei gesagt diese etwas schräge Version ist gar nicht mal so übel - aber wenn diese talentierten Jungs die positiven Gesamteindrücke auch auf dem Anfang 2006 erscheinenden Debut-Album auf dem "Make My Day"-Label bestätigen können, tja dann ist wirklich eine größere Karriere möglich! Man will es weiterhin fast nicht glauben aber diese Band stammt aus good old Schermoney genauer gesagt Münster, gegründet im April 2000 und benannt nach einem kleinen Kaff irgendwo im Nirvana der Staaten. Im weiten Feld des "Aternative Rock" zu Hause standen natürlich auch solche bekannten Formationen wie THE NOTWIST oder auch ein wenig SMASHING PUMPKINS (wie zu deren Anfangstagen) für den Sound quasi Pate aber die Jungs haben durchaus schon genügend eigenes Potential miteingebracht besonders dies gewisse leicht schrullige aber gelungene Singer/Songwriter Charme sowie ein etwas scheppriger Schlagzeugsound lassen sich nicht von der Hand weißen kommen aber so einfach gut und sympathisch rüber. 2004 erschien bereits eine erst EP "My Favourite Bad Idea", danach spielte die Band über 60 Gigs u.a. mit BLACKMAIL, ASTRA KID und derzeit ist man gerade dabei, die Arbeiten am ersten Album "This Year’s Lucky Charms" zusammen mit Producer Kurt Ebelhäuser (u.a. Blackmail, SCUMBUCKET) erfolgreich abzuschließen. CUBA MISSOURI und ihre "Three Tracks" machen mit ihren schönen Melodien eindeutig Lust auf mehr, man darf daher gespannt sein wie es mit diesem hoffnungsvollen Trio zukünftig weiter geht.
Für alle Interessenten sei hier noch besonders erwähnt, die EP gibt es derzeit nur über die Labelhomepage (http://www.makemydayrecords.de), auf Livekonzerten der Band, sowie einigen großen Mailordern käuflich zu erwerben.