Von den U.S. BOMBS habe ich bisher kein einziges Album besessen, dafür aber eine ganze Reihe Konzerte gesehen. Das liegt daran, dass die Mannen um Skateboard-Legende Duane Peters mit absoluter Verlässlichkeit gute Shows bieten, bei denen es aber weniger auf die Songs und die Fertigkeiten der Musiker ankommt als auf Abgehen und Abfeiern. Was da genau gespielt wird, ist eigentlich zweitrangig und für Abwechslung oder gar Virtuosität sind die Jungs nun wirklich nicht bekannt. Umso überraschender ist das neue und mittlerweile zehnte Album der kalifornischen Streetpunks: Denn das ist randvoll mit großartigen, dreckigen Hymnen im Stile von frühen Punkrock-Bands wie den RAMONES, THE DAMNED, den SEX PISTOLS oder den frühen CLASH, über denen sich Duane Peters die letzten verbliebenen Stimmbänder aus dem Halse rotzt. Die Bandbreite reicht dabei von Mitgröl-Hymnen wie dem Opener und Titeltrack "We Are The Problem" oder "Revolution Weekend", über das rock ´n rollige "Heartbreak Motel", bis hin zum ruhigeren "Guns Of The West", das ein wenig an die Solo-Alben von Joe Strummer erinnert, und der Folk-/Country-Ballade "Tonight". Den U.S. Bombs ist damit ein Album gelungen, dessen Energie einen von Anfang an mitreißt, das sich direkt im Gehörgang festsetzt und von vorne bis hinten Spaß macht. So muss Punkrock klingen!
Moinsen: Die Ska-Punk-Rock-Reggae-Punker flöten uns mal wieder einen - und blasen gleichzeitig zum Abschiedsmarsch. Die KameradInnen hören uff, lassen los, bauen sich lieber ne Tüte. Und sie tun das irgendwie wieder mit guter Laune. Meine hingegen geht flöten, denn irgendwie nagte der Zahn der Zeit an der Band. Was der einst lustig klang, scheint platt, das Provokante wirkt zahnlos, die Melancholie langweilig - nur die gute Laune und die Folk-Elemente kommen stimmig rüber. Vielleicht ist es ganz gut, dass MUTABOR abtreten, denn Bands wie die Transsylvanians oder auch die Briten von der Oysterband machen Verwandtes irgendwie griffiger. Liebhaber der Bands werden dennoch nicht gänzlich enttäuscht sein vom kurzen Abschiedssilberling der unter-anderem-Berliner. Wobei die Sozialpädagogen-Anti-Punk-Abrechnung - augenscheinlich wegen irgendwelcher Flaschenwürfe auf die Müsli-MUTABORen verfaßt - doch ein wenig peinlich-beleidigt daherkommt. Wiedersehen!
Die Mädels in pink-schwarz-weiß traten bei Raabs Song-Contest auf, mitnichten ein echter Qualitäts-Nachweis für beinharte Mörtel-Maniacs, aber immerhin sollte so eine Band den Zeitgeist präsentieren. Tun die Berlinerinnen dann auch - nämlich den der neuen deutschen Welle. Das nach einer wohl riechenden Kalaschnikow benannte Girl-Projekt klingt wie eine Mischung aus Ideals Humpe-Gesang und einer nüchternen Nina Hagen. Dazu ein bisschen rockiges Zeug, hier Reggae, da Schlager, Pop und überhaupt. Das alles vermengt, und nicht richtig dick, aber professionell produziert (was übrigens auch für die Aufmachung zutrifft) - ein wenig kommerz-punkiges Gehabe gibt´s gratis dazu. Dann ein paar Witze, ein paar vermiedene Anzüglichkeiten, hier ein wenig Tiefsinn, da ein bisschen Plattes. Manches poppt, manches rockt, manches läuft vorbei. Klingt insgesamt wie ein gut gemachtes Verkaufsobkjekt, das auf rotzigen Mädchen-Rock macht, insgesamt aber kontrolliert-kommerziell-kalkuliert klingt. Eine Scheibe für angehende Emanzen, Pubertätspunkerinnen, ewig junge Strickstudentinnen und notgeile Konsensrocker. Nicht wirklich schlecht, aber belanglos. Was aber so richtig verwundert: Warum haben die vier Damen bloß das mit Abstand furchtbarste Lied "Kein Schönerer Land" für diesen Raab-Contest gewählt haben???
Achtung: No Metal Inside here. Warum diese Scheibe (die erste Studio-Platte NUMAs nach fünf Jahren) dann doch den Weg hierher findet, weiß ich nicht. Ist auch egal, denn Gary Numan (beziehungsweise Tubeway Army) gehört zu den Pionieren der elektronischen Rock-Musik, zu den unverzichtbaren Vorreitern. Auch "Rocker" wie Manson, Pumpkins oder die Foo Fighters nennen den Briten als Einfluss. Und wer Paradise Lost zu weniger rockigen Tagen (also oft) oder sogar Rammstein hört, der wird Parallelen erkennen (die Rhythmen des Openers "Pressure" oder auch von "Before You Hate It" - gleichen dem Rammstein-Stampf-Stakkato der Gitarre - nur eben mit Synths-Schwergewicht). Auf jeden Fall hat NUMAN viele namhafte Kollege als Gäste eingeladen: Jerome Dillon von NIN, Sulpher mal wieder, Prodigy, Therapy und und und. Nur hat er Name-Dropping gar nicht nötig, denn er modernisiert die stark unterkühlte Atmosphäre seiner Hits "Cars", "Are Friends Electric" oder auch "Down In The Park" fabelhaft, rockt die Songs leicht an und teleportiert sie so prima ins neue Jahrtausend. Er mischt die künstlich-kühle Stimmung der Wave-Komponente mit authentischen Aggressivitätsanflügen des Rocks und packt enorm eingängige Hymnenhaftigkeit dazu - hört nur den Super-Hit "Fold", zu schön, um nicht zu schmerzen, sooooo warm und dennoch gefriert die Seele. Und über allem thront die Stimme des Königs der Numanoiden: Gary himself singt mit einer weinerlichen Eindringlichkeit, die einem Angst und Bange macht und tod-traurig werden lässt - und gleichzeitig froh, dass es solche Stimmen noch gibt. In diesem Sinne: Welcome to the NuWorld, ihr toleranten Bürger der irdischen Metal-Gemeinde! Verschließt euch nicht vor dem Frost-Gott des Synthesizer-Rock-Pops. Denn in der Welt Gary Numans ist es mindestens genauso kalt wie bei den skandinavischen Kirchenanzündern. Auch ohne Metal.
Mit so mittlerweile sicher an die 300.000 Stück verkaufter Einheiten dürfte "Mono" aus dem Jahr 1993 ganz klar zum erfolgreichsten Album in der langen Karriere von FURY IN THE SLAUGHTERHOUSE gehören. Man möge mir die Ignoranz verzeihen, aber ehrlich gesagt, hat mir damals dieses schwarze Venylteil mit dem coolen Flummencover als Ganzes (nur rein im Vergleich zu den starken Vorgängern) nicht gleich so auf Anhieb megagut gefallen hat. Aber mit zunehmender Hördauer hat sich dies ins Umgekehrte gedreht, denn diese ungeheuere Intensität sowie der erdige Rockcharakter zogen einen fast unwillkürlich in seinen Bann. Dies sehen übrigens die meisten noch so kritischen Fury Fans genauso, daher muß man den Hannoveranern hier klar ein songtechnisch sowie musikalisches Meisterwerk bescheinigen. Die CD verkaufte sich wie blöde und so gelang den Fury´s endlich der großen Durchbruch auch deutschlandweit und man durfte fortan die größeren Hallen beackern. Produzent Jens Krause hat hier mit (Remix) Unterstützung eines gewissen Mousse T. sowie Sabine Bulthaup 13 abwechslungsreiche Songs aufgenommen, ohne jeden (zu glatten) Ausfall oder sonstiger zu experimenteller Geschichten (wie auf so manchem Nachfolgealbum) wobei natürlich das etwas herausragende "Radio Orchid" mit seinem wunderbar epischen-melancholischen Charakter sowie einer Hook für die Ewigkeit sicher auch heute noch den meisten Rockfans mehr als positiv in den Ohren klingen dürfte. Genauso nicht minder starke Songs sind mit dem Klassiker "Every Generation Got Its Own Desease" oder die Übercoverversion von Gallagher & Lyle der Ohrwurm "When I´m Dead And Gone" (darf bis heute auf keinem Livekonzert fehlen!) ein absoluter Knaller, der das relativ lahme folkige Original gleich um mehrere Längen hinter sich läßt. "Mono" ist einfach eine Art gelungenes Gesamtkunstwerk, fast jeder Song überzeugt mit einem besonderen Feature, so dass auch die etwas weniger bekannten Sachen wie wunderbar wuchtige "Waiting For Paradise" oder treibende "Money Rules" bleibende Ausrufezeichen setzen können. Als ganz besonderes Schmankerl hat bei "Haunted Head And Heart" der Etatmäßige Sänger Kai Wingenfelder sein Leadvocals einfach mal an den ansonsten "nur" als Gitarrist tätigen Bruder Thorsten abgetreten und selbst dass funktioniert bestens. Auf so einen perfekten Wurf bei dem alles paßt wartet so manche Band zeitlebens. Fury haben davor und danach viele unvergängliche Hymnen geschrieben aber mit MONO ganz sicher ihren ureigenen Rockklassiker abgeliefert, der ihnen damals sogar den Weg für eine 3-monatige Tour durch die Staaten (inklusive Platz 15 der "Modern Rock" Billboardcharts) ebnete.
Alle Songs wurden auf diesem Re-Release natürlich digital remastert, neben einer klasse Demoversion von "Girl Without A Name" wurden noch um einige äußerst gelungene Akustikaufnahmen (u.a. mit weiblichen Backing Vocals!) von US-Radioshows mit draufgepackt. Insbesondere der lustige Schnellsprech-Amikauderwelsch des Moderators kommt dabei recht lustig und unterhaltsam rüber. Auch die neuen und sehr informativen Liner-Notes (wie bei sämtlichen Alben dieser Remastered Reihe) machen ein perfektes Album noch einen Tick außergewöhnlicher.
Drei Jahre haben sich KALMAH seit "Swampsong" Zeit gelassen. 2006 bringt nun das neue Album und mit POISONBLACK-Keyboarder Marko Sneck auch einen neuen Mann am Schlüsselbrett. Dennoch hat sich an der Dominanz der Keys und der Melodieverliebheit der Finnen nichts geändert. Shouter Pekka grolwt zwar deutlich mehr als noch auf dem Vorgänger, macht das aber leider viel zu eintönig und läßt seine schwarzmetallischen Gesangseinlagen vermissen. Beim Songwriting haben KALMAH nichts geändert, noch immer domieren klebrig-süße Keyboardmelodie und catchy Riffs das Geschehen, das sich vorzugsweise im Up Tempo bewegt. So recht Abwechlsung kommt nicht auch, die Songs gehen zwar ins Bein, klingen aber sehr austauschbar. Die ewigen Vergleiche mit COB wird "The Black Waltz" nicht beenden, aber mir schient, als wollten KALMAH das auch gar nicht. Alexi-Jünger, Keyboard-Fanatiker und Finnenfans können ja mal reinhören, der Rest kann sich die Scheibe schenken.
Nicht zu verwechseln mit den deutschen Hardcorlern I DEFY sind I-DEF-I aus dem schönen Manchester. Beim ersten flüchtigen Blick auf den Promozettel freute ich mich auf eine ordentlich Dröhnung HC, aber das währte nicht lagne. I-DEF-I klingen nur phonetisch so wie die Deutschen, sind aber in anderen Gefilden unterwegs. Bei der Gitarrenarbeit standen SOILWORK und IN FLAMES Pate, während der Gesang in den cleanen Passagen gar an GODSMACK erinnert, aber im Gesamtkonzept auch wieder bei SOILWORK landet. Die Songs selbst sind eingängig, setzen auf einen starken Chorus und bewegen sich im Mid Tempo. Da kann man als Band nicht viel falsch machen, vor allem nicht, wenn man noch eine so gute und druckvolle Produktion hat wie die Briten. Der ganz große Knaller ist unter den sechs Songs zwar noch nicht zu finden, als erster Release und zum Duftmarke setzen ist "Bloodlust Casualty" aber total ok.
Als "sehr eigenwillig" ordnete Kollege Ferber den Vorgänger "Opus Dementiae" ein, was sich nahtlos auf das aktuelle Werk "Project X-Katon" übertragen haben muss. Fünf Musiker mit hochintelligenten Pseudonymen räubern sich durch elf Songs plus eine "Reprise" und drei "Radio Edits" bereits in normalen Versionen vertretener Stücke. Ob man die Musik von ENSOPH nun als Electro Rock, Gothic Rock oder Bombast Avantgarde Bla durchgehen lässt, ist nicht einfach zu bestimmen. "Von allem etwas", lauter die Devise, so dass recht harte Riffs neben ausladender Konserve, allerlei noisiger Spielereien und auch hin und wieder weiblichen Vocals stehen. Das klingt wirr, wobei es die Band stellenweise tatsächlich ganz gut auf die Reihe bekommt, all ihre Ideen in nette Songs umzusetzen, wie etwa bei "Condemned (In The Personal Colony)" oder "The Source Becomes Desert". Aber die in psychedelischen Kostümen (Darth Vader in schwul) verhüllten Italiener zaubern auch genug Ausschussware zustande, bei der sich die Lauschlappen unter heftigem Protest nach innen falten. "D - Generation" etwa klingt nach CRADLE OF FILTH mit Verstopfung und Kabelbrand im Keyboard. "Un Petalo Di Pieta" ist mit seinen verzerrten Travestie - Chören und den nur noch grausamen "Industrie" - Samples so dermaßen unfreiwillig komisch, dass man beschlossen hat, diesen Stil im nächsten Stück "Getsemani" in ähnlicher Form wieder aufzugreifen… Zugegeben: einige Passagen auf "Project X-Katon" sind ganz passabel, aber als Ganzes eignet sich das Album nicht, den gemeinen Electro / Gothic Rock - Freak aus dem Häuschen zu locken. Aber andererseits ist diese Zielgruppe ja generell sehr genügsam…
DAS ICH gehören wohl zu den bekanntesten deutschsprachigen Elektro - Bands, angeblich auch weltweit. DAS ICH besitzen einen Heimcomputer. Darauf läuft seit Jahr und Tag die Software "Electro Nerve Killer 6.66 beta", aber ohne jemals den Serial - Code zur Freischaltung aller Programmfunktionen eingegeben zu haben. Unregistriert taugt diese Software zu gar nix! Macht aber nix, muss auch so gehen! Echte Musikinstrumente haben DAS ICH auch! Spielen können sie sie nicht, wozu auch?! Egal, muss auch so gehen! Texte schreiben können DAS ICH zwar rein technisch, inhaltlich ist kaum Substanz erkennbar. Egal, muss auch so gehen! Schließlich wird man jeden Freitag, nachts, in der lokalen Gotik - Disko von hübschen traurigen Mädchen und ihren Verehrern in Stützstrümpfen und Netzhemden abgefeiert - man ist ja Weltschmerz pur! Und die Rechung geht sogar auf! DAS ICH sind bemerkenswerte Musiker: wer bis jetzt noch nie bei einer Platte geheult hat, wird spätestens bei "Cabaret" in tränenreiche Depressionen ausbrechen. Große Kunst, die schmerzt - besonders in den Ohren! Die ganz Hartgesottenen bekommen dieses unglaubliche Werk in einer limitierten Katastrophen - Edition mitsamt einer Remix - CD namens "Variete" und einer DVD namens "Panopticum". Beides war dem Rezensenten nicht vergönnt zu bestaunen… aber egal, muss auch so gehen! Ich kann nicht mehr, ich will nicht mehr… Hilfe!
Mit "Go" und "Miss Understood" fängt das Album "Schlicht und Ergreifend" der Braunschweiger BIONIC BRIT durchaus gelungen an. Schrammelnde Gitarren, treibender Rhythmus und eine gewisse Eingängigkeit in guter Alternative Rock / Britpop - Manier. Mit dem melodisch, anklagenden "Stell dir vor", dem leicht morbiden "Schlimmer" und dem fröhlich, stillen Popsong "A Perfect Day" gibt es dazu noch drei weitere gute Songs auf dem Album zu vermelden. Die restliche Tracks weisen trotz handwerklichen Könnens auf Grund mangelndes Ideenreichtums eine zu geringe Halbwertszeit auf und verlieren sich leider recht schnell nach dem Hören. BIONIC BRIT dürften mit "schlicht und ergreifend" eher das Klientel der Sportfreunde Stiller ansprechen, zu glatt und zu vorhersehbar agieren die Braunschweiger meist. An den Kompositionen gehört noch gefeilt um nicht in der Masse ähnlich gearteter Acts unterzugehen.
Da das "Pseudo-Debüt" teilweise aus Titeln der ersten beiden Veröffentlichungen besteht (2002 "A Perfect Day" und 2004 "Lautspeaker"), wurden noch zwei Live-Tracks ("Hirschie comes", "Stell dir vor") und das Livevideo "Das letzte Lied fuer Dich" mit draufgepackt.