"The Mercyless Beauty" ist eigentlich schon ein Jahr alt, erscheint nun aber als Re-Release 2- CD und entgint im letzten Jahr einer Besprechung bei uns. Die dann eben jetzt folgt. Die Debut EP der deutschen Rocker FIDGET riss mich seinerzeit doch noch ziemlich vom Hocker. Und gleich vorweg: "The Mercyless Beauty" schafft das nicht mehr ganz. Und dabei ist der Zweitling musikalisch hochwertig, keine Frage. Gleich der Opener "Distance vs. Desire" dient als eine Art musikalisches Warnschild: Deutlich experimentierfreudiger, deutlich softer und auch um einiges gutlauniger rocken die Düsseldorfer im Jahre 2006. Eine Grenze ziehen sie dabei selten, alles zwischen Funk und Rap, Modernem und Progressivem wird verbaut. Und bei erwähntem Opener funktioniert die Mischung in meinen Ohren dann aber gar nicht, denn zu oft müssen Klangspielereien herhalten wo eine einfache Idee einiges Mehr reißen würde. So geschehen dann beispielsweise beim mit grandiosem Chorus versehenen und von Sänger Tom packend vorgetragenen "To Be Beautiful". Auch im Wechsel mit Sängerin Darline klingt der Gesang wirklich gut ("Sri Lanka") und Songs wie "Mojo" überzeugen durch kraftvollen Rock mit Sonnenschein aus den Gitarren und der Hammond-Orgel. Abwechslung schreiben FIDGET größer denn je und "The Mercyless Beauty" zeugt von musikalischem Weitblick bei großartigen Könnern an den Instrumenten. Umso größer jedoch wirkt die Kluft aus hervorragenden Melodien ("Perfect") und schlicht kaputt experimentierten Songteilen. Daran werden sich die Geister dann scheiden: Denn wer mit der Mischung aus guter Laune und Kopfkino klarkommt, findet in FIDGET durchaus geeignetes Futter. Ich brauche noch etwas mehr Sonne für FIDGET. Die zweite CD enthält neben etlichen Live Versionen in Videoform die Maxi "Ride My Track" und Akustikversionen von "The Inevitable" und "Mojo".
Ein guter Songschreiber, gerade auch für viele andere Künstler wie u.a für SAMMY HAGGAR oder 38 SPECIAL, war und ist er ganz zweifellos noch immer, dieser JIM PETERIK. Nach dem es um seine ehemalige Stammcombo SURVIVOR (für die er seinerzeit u.a. den Soundtrack-Hammerhit "Eye Of The Tiger eingeschmettert hat) leider schon seit vielen Jahren ziemlich still geworden ist, zog er sich zunächst ebenfalls etwas zurück. Trotzdem war für andere Bands oftmals im Hintergrund tätig, trat dann aber lediglich seinem "World Stage" Projekt in den 90ern für zwei Alben in den Vordergrund. Als dann eigentlich niemand mehr damit gerechnet hatte, schlug er aus dem Nichts zusammen auch Dank der Ausnahmestimme von Toby Hitchcock mit der PRIDE OF LIONS Formation äußerst erfolgreich zurück und schuf insbesondere mit der Debüt-CD ein absolutes Referenzwerk im AOR Bereich.
Mit Stand 2006 ist Jim natürlich auch etwas älter geworden (ehrlich gesagt auf dem Beipackflyer sieht er mit dieser "künstlich" wirkenden Matte aus wie der Papa von Atze Schröder) aber seine unverkennbare, mittlerweile vielleicht leicht dunkleren Stimme ist auch auf dem aktuellen "Above the Storm" nach wie vor einmalig. Gemessen an den erwähnten Top-Leistungen bzgl. Songwriting ist diese Scheibe leider, und dies wird selbst der größte Peterik-Fan zugeben müssen, nur eher durchschnittlich ausgefallen. Da haben sich bei insgesamt 13 Tracks einfach zu viele Ausfälle mit drauf geschlichen. Nichts gegen Balladen, wenn sie gut gemacht sind und ohne allzu große Schmachtattitiüde daherkommen aber hier übertreibt es der Gute dann doch. Der Titeltrack geht ja gerade noch aber die zu seicht auf westcoast geschwängerten Tracks "A Kiss To Remember You By" oder "A Talent For Loving You" sind einfach nur schmalzig und komplett überflüssig. Wie es viel besser geht zeigt er dann gegen Ende mit dem überzeugenden, weil packend und ohne aufgesetzte Hook auskommenden Track, "Midnight In My Soul". Der Anfang des Albums mit dem rockigen Stampfer "Live life" sowie dem typischen AOR-Knaller "Burning With A Reason" gelingt ganz passabel, dann dauert es wieder eine ganze Weile ehe mit "Stand and Be Counted" endlich ein fast SURVIVOR-compatibler Hitsong aus den Boxen kommt. Insbesondere die gelungenen, immer mal wieder eingestreuten weibliche Backingvocals, schlagen positiv zu Gewicht. Auf dem herausragenden "Secrets Of A Woman", einem coolen leicht bluesigen Song mit schönen Brass Einsätzen und geilem Gitarrensolo frönt der Mastermind mal nebenbei seiner Vergangenheit. Apropos an der ein oder anderen Stelle hätte man sich doch etwas mehr Rockfealing gewünscht, die Sechseiter werden etwas zu zahm im Hintergrund gehalten. Das Albumhighlight kommt dann fast ganz zum Schluß und ist ganz klar der Classik Rock Knaller "Hiding From Yourself" geworden. Wie gesagt ansonsten birgt "Above The Storm" gemessen an den Fähigkeiten seines Protagonisten einfach zuviel Durchschnittsware. Respektlosere Kritiker mögen bei diesem Solowerk sogar von (seichtem) Altherrenrock sprechen, mir gebieten der Respekt sowie die erwähnten doch recht gelungenen Songs, insgesamt von einer soliden Scheibe allerdings nur für seichtere AOR-Anhänger zu sprechen.
Endlich mal wieder was Neues gibt es jetzt vom Spezialisten für gefühlsbetonten Prog Metal der besonderen Art - HUBI MEISEL mit seiner aktuellen CD "Kailash. Dabei handelt es sich um einen 6.714 Meter hohen Berg im Himalaya (Tibet), wobei dieser im Buddhismus als heiligster Berg bzw. große Pilgerstätte verehrt wird und seine Umrundung verspricht den Gläubigen u.a. spirituelle Reinigung sowie Erlösung. Aufgrund der großen religiösen Bedeutung haben es Bergsteiger aus aller Welt bisher vermieden, dieses Heiligtum zu erklimmen. Der Münchner hat sich jetzt zwei Jahre nach seinem letzten Konzeptwerkt um das sagenumwobene Atlantis "EmOcean" auf diesem neuen Album also thematisch ausführlich mit den Mysterien um diesen Berg sowie den buddhistischen/hinduistischen Kulturen beschäftigt, dass 16-seitige Booklet bietet viele weitere Info’s hierzu, die ausführliche Story gibt’s wie immer auf der HP.
Der Großteil der Songs stammt diesmal aus der Feder des französischen Keyboarders Vivien Lalu, er spielt auch selber mit und hat hier insgesamt eine äußerst atmosphärisch dichte Musik geschaffen, die nicht nur aufgesetzt progressiv daher kommt sondern mit ihren vielen liebenswerten Nuancen sicher einige Durchläufe braucht, um dem Hörer ihren ganzen Reize nachhaltig zu entfalten. Über allem steht natürlich der ausdrucksstarke Gesang von Hubi, der mit seinem weichen Timbre immer wieder prägnante Ausrufezeichen in diese oftmals zerklüftet-üppigen Klangwelten setzten kann. Besonders erfreulich dabei, daß er diesmal mit den Vocals etwas stärker aus sich herausgeht und so auch bei den heftigeren Passagen voll zu überzeugen weiß z.B. bei einem der Highlights des Albums, dem mächtige Stakatoriffer "Shiva’s Dance". Die klar strukturierte Produktion (neben dem Mix vom Meister höchstpersönlich erledigt) läßt allen übrigen Protagonisten (allesamt keine wirklich Unbekannten wie MIND’S EYE Drummer Daniel Flores) noch genügend Raum für die eigene Selbstverwirklichung an ihren Instrumenten. Ein bei anderen Projekten oftmals störender Baukastencharakter, ist hier jedenfalls zu keinem Zeitpunkt auszumachen - ganz im Gegenteil alles klingt homogen wie aus einem Guß. Ausdrücklich noch besonders positiv zu erwähnen ist aus meiner Sicht die diesmal doch deutlich verstärkte Gitarrenpräsenz auf "Kailash", die dem Album wesentlich mehr Dynamik sowie Kontraste verleiht. Letztlich wohl kein Zufall, denn mit Jorge Salán (MAGO DE OZ) wurde neben Marcel Coenen (SUN CAGED) noch ein weiterer virtuoser Saitenhexer mit ins Boot geholt. Es gibt daher gleich Reihenweise geile Solis wie u.a. auf dem schleppend-dramatischen "Kailash - Jewel Of Ice" sowie dem 10-mintuen Epikmonster "Wheel Of Life". Die äußerst abwechslungsreichen Sounds mit ihren typisch fernöstlichen Klanggebilden/Instrumenten sorgen zusammen mit einem ständig präsenten symphonisch-progressiven Kontext hier wirklich für eine von der ersten bis zur letzten Minute packenden CD. Apropos es gibt auch noch zwei recht gelungene Bonustracks gegen Ende, zum einen dass hammermäßigen "The Gentleman Of Great Magic" sowie "Tigers Of Everst", wobei Meisel hier gelungenerweise auf die Dienste des holländischen Ausnahmegitarristen Joop Wolters zurückgegriffen hat.
Ganz klar, mit "Kailash" hat Hubi Meisel ohne Zweifel sein bisheriges Meisterstück abgeliefert. ,
Die medien- und bühnenscheuen WUMPSCUT sind nicht die ersten, die sich vom Rothenburger Kannibalen inspirieren lassen. "Cannibal Anthem" widmet sich auf voller Länge diesem Abgrund der menschlichen Seele. Und diese Reise beginnt für den Hörer sehr frustrierend: Beim tierisch schlechten Intro "Herzlich Willkommen" vergeht einem bereits fast die Laune. Das folgende "Wir Warten", als einer der besten Songs des Albums, ändert dies. Das tanzbare Lärmcrescendo ab der Songmitte und ein herrlich schräges Pseudotremolo-Sample im Hintergrund - das sind durchaus WUMPSCUT mit denen man Leben kann. "Cannibal Anthem" ist kein neues "Bunkertor 7" und nur leider halten nur wenige Songs das von "Wir Warten" vorgelegte Niveau. Beinahe melodiesüchtig ist Ratzinger in "Die Liebe". Ein Song, ein Loop, wenige Breaks, radiotaugliche Melodien - und zu wenig textliche Substanz um thematisch der an sich absurden Täter-Opfer Beziehung auf den Grund zu gehen. Die melodiöse Basis ist aber keine Ausnahme, bei "Jesus Antichristus" ist sie in einer weniger süßlichen Ausprägung durchaus eher im Stile der "alten" Alben. Musikalisch bietet das neue Album mehr als das sehr oberflächliche "Evoke". Melodien kommen origineller zum Einsatz: In Anlehnung an eine Gitarre überrascht ein Sound im an sich eher schwachen Titeltrack "Cannibal Anthem" (mit englischen Vocals?), mit Streichersynthies beweist er beim Instrumental "Auf Der Jagd", dass durchaus wieder mehr zu finden ist als Distortion und gradlinige Sounds. Indiskutabel fehl am Platze sind aber die weiblichen Vocals von Sängerin Onca bei "Pass Auf" oder "Hunger". Diese Ebene an Abwechslung ist unnötig und lässt die Songs wie künstlich ins Album implantiert wirken. Die unverkennbaren WUMSPCUT Beats und die harschen männlichen Vocals machen allzu große Sprünge zwar generell schwer möglich - die Kälte der frühen Werke findet sich trotz etwas Bunktertorfeeling nicht, die Oberflächlichkeiten der letzten Alben aber auch nicht. Und wenn textlich mehr vom überraschend kritischen "Recht Vor Gnade" da wäre und die Ausrutscher es nur auf ne B-Seite einer Maxi geschafft hätten, wäre "Cannibal Anthem" ein größerer Wurf geworden. Durchschnittlich, härter und mit interessanten Ideen. Ziemlich viel für WUMPSCUT eigentlich - ich jedenfalls war überrascht...
VANDEN PLAS hatten sich mit ihrem letzten Album "Beyond Daylight" an die Spitze der deutschen Metalbands gesetzt und ganz nebenbei auch international für gehörig Furore gesorgt. Das ist allerdings schon vier Jahre her, und so war man gespannt was die Pfälzer um Sänger Andy Kuntz ihrer Anhängerschar Anno 2006 zu kredenzen gedenken. Und mit "Christ 0" ("Christ Zero" ausgesprochen) haben es VANDEN PLAS tatsächlich geschafft den Level zu halten und sich dabei zeitgemäß weiter zu entwickeln. Ihre gewohnt genialen, zugleich härte und wärme ausstrahlenden Kompositionen reichern VANDEN PLAS verstärkt mit orchestralen Parts an, welche aber keinen unangenehme kitschigen Bombast verströmen, sondern so geschickt arrangiert sind, dass Orchester und Chor im komplexen Gesamtsound aufgehen und mit den auch für VANDEN PLAS Verhältnisse harten Gitarren und kongenialen Soli geradezu verschmelzen. Die große Stärke vergangener VANDEN PLAS Alben, der dramaturgische Aufbau der einzelnen Songs, aber auch des jeweiligen Albums im Ganzen wurde durch das auf der Geschichte des Grafen von Monte Christo basierenden Konzept ausgebaut und verfeinert. Die Herren benötigten aber für "Christ 0" keine volle vier Jahre. Allesamt sammelten sie Theater- und Musicalerfahrung, Sänger Andy Kuntz bastelte darüber hinaus an seinem ABYDOS-Projekt. Diese Erfahrungen spiegeln sich in den zehn Kompositionen wieder und besonders in der variablen Gesangsleistung - ein gutes Beispiel hierfür ist das melodramatische, semiballadeske "Firehouse Dance". Abwechslung wird auf "Christ 0" sowieso groß geschrieben: so findet sich episches, wie der kraftvoll melodische, von Chören durchsetzte Titeltrack "Christ 0" und den progressiven, instrumental geprägten und eingängigem Longtracks "Wish You Were Here" und "Silently", neben heavy anmutenden Songs (dem druckvollen "Postcard To God" und der Riff-Hymne "Somewhere Alone In The Dark"), dem 10-minütigen orchestralen, alle Elemente der VANDE PLAS-Welt vereinenden "January Sun" und der düster melancholisch anmutenden Ballade "Lost In Silence". Zu guter letzt kommt mit Andrew Lloyd Webber´s "Gethsemane" aus dem Musical "Jesus Christ Superstar" noch eine Interpretation die sich gewaschen hat - insbesondere geprägt durch einen intensiven, unter die Haut gehenden Gesang. "Christ 0" erweist sich damit als absolut würdiger Nachfolger des 2002er Highlights "Beyond Daylight" und sollten VANDEN PLAS wieder an die Spitze katapultieren. Ein feines Stück atmosphärisch progressiven Metal mit Langzeitgarantie - nicht nur für Fans zu empfehlen.
Das Black-Metal-Trio aus Österreich ist jüngst mit Dark Funeral, den Labelkollegen von Endstille und Co. unterwegs, angepinselt und böse - letzteres versuchen sie musikalisch zu untermauern. Das klappt streckenweise sehr gut - wenn auch fast ausschließlich mit genretypischen Hausmitteln. Da klirren die Gitarren, da krächzen die Stimmen, da rasen die Drums. Musik, vom Frost geküßt, in der Dunkelheit eingespielt, Metal, um Angst zu verbreiten. Allerdings, und das mag mancher als Vorteil hören: Der Sound ist nicht so schlecht, wie es manch anderer für untergrundigen Black Metal verlangt - also echt ganz okay. Dennoch veranstalten die Austrianer ein ziemlich infernalisches Gezumsel - irgendwie aber dennoch meistens kontrolliert - frei nach Otto Rehagels sind hier quasi die Werderaner des Schwarz-Metalls am Werke. Erfreulich klingt außerdem die Tatsache, dass ASMODEUS nicht ohne Unterlaß kloppen, was das Zeuch hält. Denn es gibt sogar reichlich atmosphärischen Atempausen wie das getragene "Thorns", bei dem die drei Almdudler ordentlich Gas raus nehmen, die bös-unterkühlte Stimmung aber nicht kaputt machen. Fazit: Ein recht "ordentliches" Black-Metal-Album.
Von wegen, Schweizer sind gemütlich - wer "Blood Source" hört, möchte meinen, sie hätten ihre Finger auch beim Death-Metal-Erfinden im Spiel - nicht nur bei den Bonbons… Die Eidgenossen brauchen nicht mal eine Sekunde, dann geht’s voll ab, mehr als 40 Minute direkt auf’s Maul rauf. DISPARAGED verbinden Slayer–Riffing ("Banished") mit ultra-dickem Death Metal recht amerikanischer aber nicht zu verfrickelter Attitüde und ganz leichtem Grind-Einschlag. Allermeistens kloppen Sie in erhöhtem Tempo durch die Alpenwelt, für Abwechslung sorgen vor allem die eingespielten Intros und Filmsequenzen, die neben zusätzlicher Variabilität tatsächlich auch für eine erfreuliche Straffung der Spannungsböden sorgen. Dazu hat der Franko-Kanadier J-F Dagenais den Alpenhörnis einen Sound verpasst, der auch Jeans eigener Band Kataklysm zur Ehre gereichte. All das zusammen sorgt für eine sehr straight-harte, aber dennoch nie eintönige Scheibe mit jeder Menge Energie. Dazu kupfern die Jungs nicht einfach irgendeine der Stilrichtungen innerhalb dieses Genres ab, sondern sie versuchen, die Vorteile der Einflüsse zu bündeln. Und das ist wirklich prima gelungen und bringt unterm Strich einen ganzen Strauß überaus launiger Todesmelodien an den geneigten Fan. Jaja, viel besser als Ricola…
VANILLA SKY sind kein Garant für heftige Musik, das geht eher in Richtung Poppunk (und Veteranen der Punk-Bewegung drehen sich bei dieser Stilbezeichnung sicher im Grabe um). Das in einem kleinen Poppunker aber auch eine Stimme nach heftiger Musik verlangt, haben vinx und Brian von VANILLA SKY erfahren müssen und als Resultat THE GAIA CORPORATION ins Leben gerufen. So werden auf der EP auch keine klebrig-poppigen Melodien aufgefaren, sondern moderner Hardcore mit rockigen Elementen vermischt, was im Endeffekt eine gut knallende Mischung ergibt. Gesungen wird in bester Screamo-Manier, hin und wieder unterstützt von klarem Gesang, und die Gitarren haben ordentlich Härte. Einzig das Keyboad ist mal für die ruhigeren Momente zuständig, die aber nie lange anhalten und schnell in die nächste Attacke übergehen ("One Of A Kind"). Die fünf Songs sind allesamt oberes Screamo-Niveau, besonders gelungen ist den Italienern aber die Verwurstung der OASIS-Hymne "Wonderwall", die zu einer richtig fiesen Screamo-Nummer umgeschrieben wurde und dem durchschnittlichen Britpopper die Kinnlade runterklappen lassen wird. Ob die Band mehr als nur diese EP in Planung hat, weiß ich nicht, würde es aber sehr begrüßen. Bis dahin noch ne Runde "Wonderwall".
ENDSTAND, die alten Herren des finnischen Hardcores, haben sich nach ihrer Tour im Herbst letzten Jahres für zwei Wochen im Studio verschanzt und den Nachfolger zu "Burning Bridges" eingespielt. Wie nicht anders zu erwarten, ist auch "The Time Is Now" eine ziemlich direkte und sehr intensive Scheibe geworden. Das charakteristische heisere Shouting von Janne hat sich nicht groß verändert und ist neben den catchy Gitarren das Markenzeichen von ENDSTAND. Egal ob das recht ruhige, aber dafür mit einem Hammer-Riff beginnende "Sometimes Dreams Might Come True" oder die gnadenlosen Kracher "King Of Drama" und "To Feel Alive", ENDSTAND habens einfach drauf und rotzen zehn schlichtweg geile HC-Nummern runter, die man einfach lieben muss! Zum Glück geben sie auch anno 2005/06 nichts auf verkappten Death Metal oder SLAYER-Riffs, sondern bleiben dem puren HC treu - und haben mal eben eine der geilsten HC-Scheiben seit langem geschrieben. Grandios!
Was für eine Kehrtwende! War das Debüt der in Orlando, Florida gegründeten und mittlerweile in Los Angeles ansässigen FROM FIRST TO LAST noch nahezu reiner Emo, schlagen einem auf "Heroine" düsterste Töne und brachiale Sounds entgegen. Musikalisch ist das Ganze nicht mehr einzuordnen: An Emo erinnert mit seinem graden, melodischen Refrain höchstens noch "The Latest Plague", dagegen sind Songs wie "...And We All Have A Hell" und "The Crows Are Coming For Us" stark Prog-Rock beeinflusst und diverse Stücke erinnern aufgrund ihrer verschachtelten Beats und komplexen Strukturen an Bands wie AT THE DRIVE IN. Dazu sind stellenweise elektronische Sounds unter die Musik gelegt, die aber zum Glück nie wirklich in den Vordergrund treten; wirklich zum Tragen kommen sie lediglich in "Waves Goodbye", das extrem ruhig und fast schon meditativ daherkommt. Beim ersten Hören scheint das Album vor allem anstrengend und irgendwie hektisch zu sein, aber irgendwann entdeckt man dann immer wieder Passagen, aus denen sich geniale Melodien herausschälen, die einen so schnell nicht wieder loslassen. Für den oberfetten Sound zeichnen als Produzent Ross Robinson (KORN, SLIPKNOT, AT THE DRIVE IN) und als Mischer Andy Wallace (SYSTEM OF A DOWN, NIRVANA, SEPULTURA) verantwortlich - da kann natürlich nix schiefgehen, noch dazu, wenn jemand wie Ex-LIMP BIZKIT-Gitarrist Wes Borland den Bass einspielt. Diese Scheibe ist gleichzeitig völlig krank und absolut genial, aber in jedem Fall ein intensives und packendes Erlebnis, das man nicht alle Tage zu hören bekommt. Ob´s gefällt, ist letztendlich reine Geschmackssache, aber man muss dieser Band auf jeden Fall Respekt zollen für dieses vor Energie nur so strotzende Album und den Mut, sich über die eigene musikalische Vergangenheit komplett hinwegzusetzen und gleich eine ganze Reihe stilistischer Grenzen zu sprengen.