SKITSYSTEM haben nach dem Ausstieg von Sänger Tomas Lindberg (DISFEAR, ex-ATG, ex-NIGHTRAGE und 1000 andere) einige Zeit gebraucht, um die Lücke zuschließen. Eine erfolgreich verlaufene US-Tour im neuen Line-Up. Mikael Kjellman (MARTYRDÖD) übernham die freigewordene Stelle als Gitarrist, da der bisherige Saitenquäler Alex ans Mikro wechselte. Beim ersten Durchlauf von "Stigmata" machen die beiden ihre Sache ziemlich gut, besonders Alex läßt den legendären Tompa zu keiner Minute vermissen. Wie gehabt sind SKITSYSTEM gnadenlos brutal und ballern in einer knappen halben Stunde zwölf ultra-heftige Crust-Nummern raus, die zu keiner Sekunde an sowas wie Mid Tempo oder Entspannung denken lassen. "Stigmata" ist vertonte Wut. Die Texte wie gewohnt auf Schwedisch, die Stimme von Alex giftig, die Gitarren sägend und die Drums unmbarmherzig schnell - so soll das sein. Crustcore wie aus dem Lerhbuch und fast so geil wie auf den beiden Splits mit WOLFPACK und NASUM. SKITSYSTEM mögen älter werden, büßen aber nix von ihrer Aggressivität und Brutalität ein und sind somit das beste Beispiel, dass extreme Musik auch im Alter noch möglich ist. Well done!
"A Dedication", das 2003er Album von STILL IT CRIES, konnte Kollege memme zwar sehr beeindrucken, hat der Band aber irgendwie nicht die erwartete Aufmerksmakeit gebracht. Dieser Mißstand ändert sich hoffentlich mit "Take Leave", verdient hätte es das Quartett allemal. Wieder läßt sich die Musik schwer in eine Schublade stecken, am ehesten können die Worte Gothic, SENTENCED und Death Metal das Ganze beschreiben. Sehr düster, sehr melancholisch, sehr rockig ("Hypnotic"). Emotionaler Gesang, der zwischen klaren Einsätzen und düsteren Growls wechselt, viele Breaks und getragene Parts, genauso wie schwer rockende Abschnitte, die ordentlich Wumms haben. Eben genauso, wie SENTENCED zu "Frozen"-Zeiten. Oder LAKE OF TEARS vor ihrem Split. STILL IT CRIES haben einen ganz eigenen Stil, was man heutzutage über kaum eine Band sagen kann und "Take Leave" ist ein verdammt eigensinniges Album, das problemlos Gegensätze vereint. Ich hoffe ehrlich, dass den Jungs mit diesem Album mehr Aufmerksamkeit zuteil wird!
Schon das Cover und das Bandlogo bestätigt was dann kurz danach mit dem harten, schnellen und von kreischenden Gitarren dominierten "Shadowman" aus den Lautsprechern knallt. RAM sind wohl die geilste Zeitmaschine, welche mir in den letzten Monaten unter die Lauscher gekommen ist. Irgendwo zwischen alten Priest, Exciter und Mercyful Fate angesiedelt zelebrieren die Schweden auf "Forced Entry" was Anfang der Achtziger die Fans in Verzückung und diverse Eltern und Lehrer in den Wahnsinn trieb - und entwachsen damit (so hoffe ich doch) endgültig dem Underground. Neben dem bereits genannten kraftvollen Opener noch ganz groß: "Sudden Death" (Live-Killer), "Machine Invaders" (hart, kreischend hoher Gesang und mit eingängigem Chorus versehen), das abwechslungsreiche, purer Heavy Metal verströmende "Forced Entry", das etwas gedrosselte, lässige "Breaking Through" und die mit klassischem Soli ausgestatte Headbanger-Hymne "Infuriator". Nicht alle der zehn Tracks können da immer mithalten, aber RAM kommen auf "Forced Entry" definitiv ohne Ausfall aus. Die abschließende Ballade "Burning Scars" (auch das traditionell) könnte dann auch aus den Federn der Scorpions stammen. Und auch der Sound kann sich hören lassen; wohlig roh und erdig dröhnt es aus den Boxen, gut aber nicht überproduziert. RAM legen der NWOBHM einen roten Teppich aus - und so muss das auch sein und nicht anders. Das Teil sollte ähnlich einschlagen wie seinerzeit 3 Inches Of Blood. Ein Muss für jeden True-Headbanger.
DORRISDE aus der deutsch-polnishcen Grenzstadt Frankfurt/ Oder machen schon seit 2002 gemeinsam Musik, anfangs noch unter dem (wenig originellen) Namen DISORDER. Mit der Umbenennung in DORRISDE kam auch der Erfolg in Form gewonner Band-Wettbewerbe - und jetzt das zweite Demo, "Captured In Change". Was sich anfangs noch wie modern angehauchter Metal gibt, wird mt zunehmender Spielzeit rockiger und sehr viel variantenreicher. DORRISDE bezeichnen ihre Mucke als rockigen Metalcore, was es im Kern ziemlich gut trifft, wenn man die Stilbezeichnung als Synonym für Querbett-Wildern und Scheuklappenfreiheit nimmt. Die Gitarrenarbeit klang für mich sehr thrashig angehaucht, so Richung MH und PANTERA, wobei immer Wert auf Groove und Heavyness gelegt wird. Der Gesang ist HC-lastiger und ab "My Fear" mit dem Einsatz von klarem Gesang abwechslungsreich. Dieser klare Gesang hat mich am meisten überrascht, denn ab wird "Captured In Change" sehr eigenständig und mischt AMON AMARTH mit HC. Wikinger-Atmosphäre trifft auf Death Metal trifft auf HC-Einflüsse. Und das Beste ist: es passt und funktioniert. Ich weiß nicht, ob die letzten vier Songs das neueste Material der Frankfurter ist, aber ich will es stark hoffen, denn es ist sehr eigenständig und hat mit verdammt gut gefallen. Wer auf der Suche nach einer Band jenseits ausgelatschter Pfade ist, kommt um DORRISDE nicht herum. Vor allem nicht, da auch Produktion und Verpackung vollkommen in Ordnung gehen.
Die Vorreiter des androgynen Rocks waren noch nie ein Garant für Überraschungen. Und so ist auch "Meds" eigentlich vollkommen unverkennbar PLACEBO: Eine durchgeschlagene Akustikgitarre bringt den Titeltrack gezielt auf die gewohnte PLACEBO Schiene, erinnert gar ziemlich an "Every Me Every You". Brian Molkos einmalige Stimme hingegen ist erstmal nur kurz zu hören, denn Gastsängerin Alison Mosshart (THE KILLS) setzt die ersten Akzente des Albums. Bei einem weiteren Track ("Broken Promise") half übrigens Michael Stipe (R.E.M.) aus. Es sind die kleinen Überraschungen die zusammen mit Bewährtem - insbesondere dem immer noch unverändert vorhandenen Gespür für tolle Melodien - auch dieses Album ausmachen. "Infra-Red" beispielsweise streut die sehr coolen Eingangsklänge nur wohl dosiert in klassische PLACEBO Songstrukturen. Doch eigentlich sollte "Meds" elektronischer werden, so Molko im Vorfeld der Veröffentlichung. Ob das gezielte Irreführung war oder sich der wahre Sound doch wohl erst im Studio bei Tüftler Dimitri Tokovoi herausstellte: "Meds" besinnt sich ganz klar auf klassische Instrumentierung und setzt erstaunlich selten auf Elektronik. Und "Meds" wirkt nicht nur musikalisch vom Ballast befreit sondern auch inhaltlich bringt Molko Stimmungen schneller und effektiver auf den Punkt. Es geht um Drogen und Schmerz, den Weg dahin und irgendwie auch den Weg heraus. Es ist eine Selbsttherapie Molkos und wohl auch seiner Jungs... Eine bittersüße Mischung aus Melancholie und Aufbruch, die sehr konsequent auch in der Anordnung der Songs von durchaus singletauglichen Rocknummern bis hin zur packenden Überballade "In The Cold Light Of Morning" - auf den Hörer überspringt.
Bremens Hoffnungsträger in Sachen Metal sind momentan zweifellos PRESIDENT EVIL, die mit AFM Music nach längerer Suche ein Label gefunden haben und mit "The Trash’n’Roll Asshole Show" ihren ersten Longplayer fertighaben. Einige Songs waren schon auf ihrer "Evil Goes To Hollywood"-EP enthalten, aber zumindest soundtechnisch aufpoliert worden, wenn nicht gar neu eingespielt. Sound ist auch ein gutes Stichwort, der ist bei der "Trash’n’Roll Asshole Show" (kein Tipfehler, es heißt Trash) sehr druckvoll und reizt die Anlage voll aus. PRESIDENT EVIL beweisen wieder einmal ihr Gespür für mördermäßig groovende Death’n’Roll-Songs, die wie eine Mischung aus ENTOMBED und KYUSS klingen. Der rotzige Gesang von Johnny könnte zwar einen Tick mehr Variabilität vertragen, paßt aber ebenso zum Gesamtosund wie die bratenden Gitarren. Egal ob beim eingängig-treibenden "Deathcar Racer" oder oder dem von der EP bekannten Burner "El Sadistico": die Scheibe macht Laune und lädt zum moshen ein. Live sind PRESIDENT EVIL eh’ eine ziemliche Granate (was sie auf Tour mit KOROED und BETZEFER zweifellos wieder beweisen werden), jetzt kann man sich den Live-Arschkick ins Wohnzimmer holen. Feine Sache das Scheibchen, definitiv eine der besten Newcomer des Jahres! Get ready for "The Trash’n’Roll Asshole Show"!
Nach ganzen sechs Jahren und einem völligen Umkrempeln des Line - Ups hat es Peter Scheithauer geschafft, mit "Metalmorphosis" ein Nachfolgewerk des 2000er KILLING MACHINE - Debüts an den Start zu bringen. Die Band besteht jetzt aus Peter selbst, Dave Ellefson, Juan Garcia, Jimmy DeGrasso und James Rivera, was KILLING MACHINE nach wie vor eher den Charakter eines Projekts, denn einer "echten" Band verleiht. Andererseits kann das Aufeinandertreffen solch illustrer Gestalten einfach nicht schlecht sein, wenn jeder zumindest gute Arbeit abliefert. Und das haben die Jungs auch getan, wobei stilistisch in Richtung JUDAS PRIEST gedriftet wird, was natürlich besonders James Rivera wie auf den Leib geschneidert ist. Der Mann liefert Shouts, Kopfstimmen - Screams und seinen gewohnt "normalen", voluminösen Gesang wieder einmal in seiner einzigartigen Mischung ab. Aber auch der Rest der Mannschaft macht mächtig Druck und man merkt KILLING MACHINE den Spaß an ihrem Werkeln zu jeder Sekunde an. Nur leider stehen neben Hämmern wie dem Opener und Titelsong (unglaubliche Schreie), "Fatal Chances", "In The Storm" (fette Midtempo - Hymne), der tollen Halbballade "Redemption From Genocide" oder dem treibenden "In For The Kill" auch ein paar nicht ganz so spektakuläre Stücke wie "Loup - Garou" oder "Scarred Beyond The Black", die gegenüber dem Rest leicht abfallen. Insgesamt erreichen KILLING MACHINE damit nicht ganz das Niveau des ultrastarken DISTANT THUNDER - Debüts "Welcome The End" (das als Vergleich passenderweise herhalten muss), obwohl "Metalmorphosis" immer noch als erstklassiges US Power Metal - Werk durchgeht, das man sich nicht nur als James Rivera - Fan bedenkenlos zulegen kann!
Vom ersten äußeren Eindruck sollte man sich zunächst nicht abschrecken lassen, denn dass ziemlich nichtssagend-grausige Cover von "Trance State" verbirgt eine gar nicht mal so untalentierte neue Melodic Prog Truppe aus heimischen Landen - RED CIRCUIT. Obwohl richtig neu ist hier wohl nur der Name, denn ansonsten haben sich hier einige bereits gestande Musikusse zusammengefunden, um unter dem Zepter von VANDEN PLAS-Sänger Andy Kuntz, der sich als Co-Produzent deutlich hörbar miteingebracht hat, ein melodisch geprägtes Progressive Album mit hohem technischem Anspruch sowie viel Emotionalität zusammenzuzimmern. Die im Beipackzettel etwas zu euphorisch geannte Bezeichnung "Prog-Metal-Supergroup" bezieht sich wohl eher auf so illustre Gäste wie die Gitarristen Patrick Rondat, Stephan Forte (ADAGIO) oder Stephan Lill (VANDEN PLAS) die eigentlichen Protagonisten Sänger Chity Sompala (ex-AVALON), Keyboarder/Engineer Markus Teske (ex-SHEELA), Bassist Tommy Schmitt (ex-ZEUS) sowie Schlagzeuger Frank Bodenheimer sind da zwar nicht mehr ganz so unbekannt aber dennoch "relativ" unbeschriebene Blätter.
Den bereits erwähnten hohen Anspruch der Band an sich selbst hat die Band durchaus gefällig umgesetzt, wenn auch nicht über die volle Länge der berühmte Spannungsbogen bzw. ein hochklassiges Niveau nicht immer so konsequent durchgehalten wird. Als richtige Progies würde ich RED CIRCUIT sowieso eher nicht bezeichnen wollenb, dazu geht die Band etwas zu wenig detailreich an die Sache heran. Um aber mit den selbst genannten sowie überdeutlich anklingenden Vorbildern wie TRHESHOLD (besonders zu erkennen bei dem treibenden "Is It Gold?") oder FATES WARNING (z.B. bei "Where you Are" eine geile Halbballade mit Hammerhookline) richtig konkurrieren zu können fehlt es noch an einigen Feinheiten. Die Keyboards sind zwar nicht schlecht gemacht, kommen recht modern sowie abwechslungsreich daher aber stehen oftmals etwas zu weit dominierend vor den Gitarren, die stellenweise etwas zu stiefmütterlich bzw. zu brav und auch eindimensional abgemischt worden sind. Ist sicher auch etwas Geschmackssache aber da fehlt es mir etwas an gegenpoligen raueren Riffs. Ein klarer Pluspunkt auf "Trance State" sind die hervorragenden Chorarrangements sowie die astreinen Vocals von Chity Sompala, bei so manchen etwas aggressiveren Parts u.a. bei "So hard To Be Like God" hört sich der Gute an wie ein etwas "kehliger" Klaus Meine (SCORPIONS). Technisch haben RED CIRCUIT ein gutes Niveau anzubieten, da gibt es nichts zu beanstanden, an der emotionalen Ausprägung jedoch sollte der Fünfer beim nächsten doch etwas mehr feilen, ein insgesamt doch etwas zu stark ausgeprägter steril-klinischer Charakter des Albums lässt sich leider nicht leugnen. Trotz so gelungener Groover wie "The Veil", hier kommt dann auch so richtig Atmosphäre auf, haben sich auch etwas zu durchschnittliche Songs eingeschlichen wie "Go Straight" oder das zu gewollt klingende "You Might Have Been Queen" eingeschlichen. Nettes Album aber leider etwas zu unspektakulär für den ganz großen Wurf!
Diese von Mitgliedern der Bands LOTHLORIEN und MELODRAMA gegründete Formation versucht laut Info, die Fans von Bands wie HELLOWEEN, EDGUY oder MASTERPLAN zu begeistern, was man auch ohne große Einwände unterschreiben kann. Aber der Melodic Metal der Schweden klingt nicht nur nach Kürbis oder Klein Tobi, sondern besitzt auch eine kleine Prise Progressive Metal aus Übersee, was sich besonders beim epischen, voluminösen Gesang von Glenn Lauren äußert, der den Frontmännern der "Vorbilder" locker das Wasser reichen kann und für mich zu den großen Stärken der Band zählt. Aber auch die fett in Szene gesetzte (die Produktion kann sich echt hören lassen!) Gitarrenarbeit gehört zu den Stärken dieses durchgehend sehr gelungenen Debüts. "When Dream And Fate Collide" ist mitnichten etwas völlig Neues, setzt auf bewährte Zutaten und klingt vielleicht deswegen so sympathisch, da man lediglich bis auf das Fehlen echter Oberhämmer fast alles richtig gemacht hat. Trotzdem dürften hymnische, hochklassige Stücke wie "Pitch Black", "Distant Light", der tolle Titelsong, "Facing Destiny" (klasse!), "Fire And Steel" (dämlicher Titel, toller Song) oder "Dimension For The Week" Traditionalisten aller Lager ansprechen und nicht wenige Fans von den Qualitäten dieses beachtenswerten Newcomers überzeugen. Ein Einstand nach Maß, der sich übrigens als "Grower" outet und den "Tipp" nur knapp verfehlt hat!
Junge, Junge, was wird um "Visual Kei” für ein Aufhebens gemacht. Letztlich betrifft das ganze Trara aber eher die Fans und das Drumherum (für die Augen), die Musik sollte für sich stehen. Die ist - zumindest im Falle D’ESPAIRSRAY - gut gelungen. Wenn auch nicht neu, denn was die Japaner machen klingt nach vielem, nur nicht nach was Neuem. Auf der Basis von Alternative Rock (zugegeben aber kein Weichspüler drin) machen sie Ausflüge in die Vergangenheit wie zu Smashing Pumpkins ("Infection"), Faith No More ("In Vain" oder "Grudge") und in die Gegenwart, wie zu HIM ("Hai Tom Ame”). Insgesamt regiert hier der frische Metal-Rock mit weiteren Zitaten aus dem Industrial-Bereich, gepaart mit vielen japanischen Texten und ein bisschen Exotenbonus und vielem anderen. Das Album ist unglaublich professionell produziert und auch die Mucker verstehen absolut ihr Geschäft (und betreiben es übrigens auf den heimischen Inseln recht erfolgreich seit 1999). Auf keinen Fall sollten sich Rock-,Nu-Metal-, Metal, und GothicRock-Fans vom Brimborium um diese Stilrichtung abschrecken lassen - oder die Japaner aus optisch nicht ganz von der Hand zu weisenden Gründen auf eine Stufe mit Tokio Hotel stellen. Denn D’ESPAIRSRAY rocken mit Geschmack - eure Ohren werden´s merken und danken.