SCID, das deutsche 2-Mann-Projekt, haben nach ihrer "Recocknize"-EP einen Vertrag bei Unmatched Brutality unterschreiben können und bringen jetzt, mehr als ein Jahr nach den Aufnahmen der neuen Songs, ihr erstes Album auf den Markt. "Fucked Beyond Recognition" (erinnert scih noch jemand die Band BURNED BEYOND RECOGNITION, die mal bei den Bundys erwähnt wurde?) hat neben den Songs der EP auch sechs neue Songs zu bieten, die zwar einen besseren Sound haben, aber in Sachen Brutalität keine Kompromisse eingegangen sind. Wie gehabt ist EMBEDDED-Shouter Rainer für die unglaublich tiefen Growls zuständig (laut Booklet ohne Effektgeräte), während sich Kollege David um den Rest kümmert. Wie gehabt wird auch bei den neuen Songs brutal fetter Death Metal aufgefahren, der an alte DERANGED erinnert und bei allem Geprügel immer eien dezenten Groove haben. Für die Zielgruppe wird sich die Investion in die Scheibe lohnen, die elf Tracks können voll und ganz überzeugen.
Einen Song plus Intro gibt es auf der ersten EP der fast-Bremer (oder weiß jemand außerhalb Bremens, wo Osterholz-Scharmbeck liegt?) STATE OF DESTRUCTION. Der Fünfter zeigt scih deutlich von ARCH ENEMY, HYPOCRISY und ähnlichen Bands inspiriert, recht melodischer und eingängiger Death Metal also. Leider ist die Produktion etwas dumpf und läßt vor allem den Drums wenig Freiraum. Dafür ist die gute Gitarrenarbeit und der schön bösartige Gesang gut zu hören und der Song insgesamt gut vernehmbar. Der geht auch voll in Ordnung, ist recht flott und um Ohrwurmqualität bemüht. Der im späteren Teil eingestreute Sprechgesang ist eine willkommene Auflockerung und verleiht ihm Tiefe. Darauf können STATE OF DESTRUCTION auf jeden Fall aufbauen. Ich bin schon gespannt auf eine ausführlichere EP mit besserem Sound!
Alle zwei Jahre haben die polnischen Techniker DECAPITATED eine neue Scheibe fertig, demzufolge folgt 24 Monate nach „The Negation“ ihr neuer Longplayer „Organic Hallucinosis“ auf dem die Polen mal wieder zeigen, dass sie kräftig am MORBID ANGEL-Thron rütteln. Aber irgendwie machen sie das schon seit ihrem (richtig geilen) Debüt „Winds Of Creation“, haben aber immer das letzte bißchen Genialität vermissen lassen, dass wirklich große Bands von der breiten Masse unterscheidet. Klar können DECAPITATED einiges und sind technisch eine der besten Death Metal-Bands, aber an Klassiker wie „Altars Of Madness“ werden sie auch dieses Mal nicht rankommen und weiter hinter MORBID ANGEL und VADER hinterher hecheln – was aber nicht heißt, dass „Organic Hallucinosis“ ein schlechtes Album ist. Im Gegenteil, auch mit neuem Sänger wird immer ncoh auf technisch höchsten Niveau geballert und dabei übermäßig lange Frickelparts vermieden. Immer vol auf die zwölf, aber mit Niveau, bitte! Schon beim Opener bleibt einem angesichts der Güteklasse die Spucke weg, besonders wenn die Gitarristen mal zeigen, was sie können (so ungefähr in der Mitte des Songs). Auf konstant hohen Niveau geht es dann die nächsten 30 Minuten weiter, hier kommen Death Metal-Fans voll auf ihre Kosten. Man kann also beruhigt zugreifen, wenn man auf Geballer mit Anspruch steht. Nur einen Klassiker sollte man nicht erwarten. Aber eine saugute Scheibe muss ne Band auch erstmal schreiben können. Und das haben DECAPITATED mal wieder geschafft.
Wenn sich ein paar alte Recken aus der Hard Rock - Szene unter dem Namen POWER PROJECT zusammentun und dem Ganzen dann noch den Titel "Dinosaurs" verpassen, kommt man auch als Old School - Fan nicht umhin, ein fettes Grinsen aufzusetzen. Mehr Selbsterkenntnis geht nicht! Und abgesehen von der sehr dünnen, kraftlosen Produktion, die der Musik leider viel von ihrem Dampf nimmt, macht diese Allstar - Truppe eigentlich nicht viel falsch. Klar, Innovationen sind überhaupt nicht gesät, und echte Härtefälle dürfen keine alles niederwalzenden Rifforgien erwarten. Die 80er sind allgegenwärtig, aber in sehr angenehmer Weise. Besonders gelungen ist der epische Gesang von Carl Sentance, der den durchweg guten Songs eine eigene Note verleiht, der aber aufgrund diverser arg hoher, mitunter auch kitschiger Töne nicht Jedermanns Sache sein dürfte. Auch beim Songwriting ist alles im grünen Bereich, wobei besonders der hymnische Opener "Mind Control", das fixe "War Is Over", das schleppende "20 Hours Of Midnight" und das sehr PRIEST - lastige "Welcome To Tomorrow´s Little World" positiv aus dem Rahmen fallen. Der Rest des Materials ist ebenfalls nicht von schlechten Eltern und zeigt, dass auch ältere Semester noch zu überzeugenden Taten in der Lage sind. "Dinosaurs" ist ein lohnender Anchecktipp für 80´s - Hardrocker und aufgrund des getragenen Stils auch für US Metaller, die hier allesamt eine Scheibe vorfinden werden, die mit jedem Hören wächst und sich als wirklich gutes (Power) Projekt outet. Nett!
Sie wären frost-bitten, würden sie nicht in Thailand leben. SURRENDER OF DIVINITY machen schon seit einigen Jahren den Black Metal-Underground unsicher und haben jetzt ihr zweites Album, "Manifest Blasphemy", fertig. Wie gehabt werden von dem asiatischen Quartett keine Kompromisse eingegangen, weder in Sachen Optik noch Produktion oder Songwriting. So rumpelt das Schlagzeug dank der Produktion recht kraftlos, was besonders bei der schnellen Passagen unangenehm auffällt und die Gitarren sind viel zu bassarm. Ob die Jungs überhaupt einen Bass am Start hatten, als sie die Scheibe eingespielt haben, weiß ich nicht, hören kann man ihn auf jeden Fall nicht. Der Gesang ist knurrig-kreischig und erinnert an alte MAYHEM, wie überhaupt die ganze Scheibe ein Tribut an die richtig alten, rohen Black Metal-Sachen ist. das wird heutzutage nur noch wenige Leute ansprechen, aber das wird SURRENDER OF DIVINITY herzlich egal sein. Black Metal, wie er old schooliger nicht sein kann - und gleichzeitig auch noch gut gemacht!
Knapp 20 Jahre musizieren die Schweden VENI DOMINE schon, jedoch konnte der Doom / Gothic Metal des Quartetts nach einigen frühen Erfolgen in den späteren Jahren nicht mehr viel reißen. Auf gerade einmal vier Alben brachte man es in den Jahren 1987 - 2004; vielleicht war genau diese Veröffentlichungspolitik der Spärlichkeit der Grund dafür, dass die Band heute nicht in größeren Hallen spielt, sondern "nur" das "Doom Shall Rise" headlinen darf. Na gut, mittlerweile ist es 23:59 Uhr und die Frage offen, ob nun das Ende oder ein neuer Anfang folgt… soviel zumindest gibt der kurze, gut klischeebehaftete Kurztext im Booklet wieder. Und gänzlich frei von Klischees ist auch die Musik von VENI DOMINE anno 2006 nicht, denn obwohl sich Styrbjörn Wahlquist und Co. bei ihrer durchgehend traurig - melancholischen Grundstimmung nicht blamieren, kommt man nicht umhin, "23:59" einen gewissen Goth - Kitsch - Anteil zu attestieren. Zwar wird die Band unter dem "Doom" - Banner geführt, doch erinnert mich das Album eher an die grandiosen SAVIOUR MACHINE, denn an typisch Doomiges wie COUNT RAVEN oder CANDLEMASS. Die Drums von Thomas Weinesjö klingen zudem auffallend dünn und nach "Angelo Sasso", was dem Ganzen einen zusätzlichen "Electro - Goth" - Touch verleiht. Dennoch sind Stücke wie "Shine" (mit cooler Kopfstimme), "Patience, Receive", das (im positiven Sinn) herrlich romantische "Valley Of The Visions", das epische "Burdens" (cool!) oder das relativ harte "Die Another Day" (James Bond - Soundtrack?) absolut hörenswert und dürften sowohl der Verdammnis (weniger), - als auch der Rotwein - Fraktion (mehr) munden. Viel atmosphärische Düsternis ist jedenfalls garantiert!
Pagan Black Metal, heidnischer Black Metal, Heathen Black Metal - Umschreibungen für ein Subgenre, dass der Mama viel voraus hat: Wenn True-Blackies auf jeden Funken von Melodie und Eingängkeit speien, dann wüten ORLOG erst los. Und durch diesen klugen Schachzug werden die Krieger, die auf dem Ragnarök - wie zu hören ist - eine weitere Schlacht gewonnen haben, viel, viel eindringlicher als die vermeintlich so harten Kollegen mit Garagensound und knüppeliger Kompromisslosigkeit. Nun wäre es aber falsch, zu denken, die Jungs wären Mama-Söhnchen oder der Sound etwa glattpoliert. Weit gefehlt - ORLOG gehen zumeist sehr flott zu Werke, die Stimme krächzt, wie es das Genre befiehlt, nervt aber nie und manchmal ist sogar fetzenweise etwas des Vokabulars zu vernehmen. Manchmal erinnert die Band ein wenig an Dissection, ist aber irgendwie schwarz-metallischer - vor allem weil die Musik trotz vieler Raserei nie stumpf klirrt, sondern mit verspielten Riffs und passenden Tempowechseln immer wieder Kontrastpunkte setzt. Der Sound ist gut, die Musik prima und die Aufmachung der Promo (im braunen Pappschuber) überzeugt ebenso wie die fertige Version mit ihrem stilvollen Artwork. Die deutsche Band macht fast schon sehr erwachsenen Eindruck - und das ist in diesem Fall ein großer Vorteil. Die ganze Scheibe wirkt in sich unglaublich kompakt - ein weiteres gutes Album auf DGF.
SERPENT OBSCENE sind wahrlich nicht vom Glück begünstigt: ihr 2001er-Album "Devastation” erscheint mit satten zwei Jahren Verspätung und nach dem Release haben die Schweden einige Line-Up-Wechsel zu ertragen, so dass sich "Chaos Reign Supreme” ebenfalls verzögert. 2005 konnte dann endlich das Berno Studio gebucht und zehn neue Death/ Thrash-Granaten eingezimmert werden. im Vergleich zum Vorgänger haben (die um zwei KAAMOS-Leute verstärkten) Schweden die Thrash-Seite noch stärker betont, besonders beim Riffing und dem Grundtempo der Songs wird das deutlich. Immer schön auf die Zwölf und dabei leicht rumpelig. Wobei das bei SERPENT OBSCENE sicher nicht an mangelndem Können liegt, da wird einfach dem originalen Thrash-Gedanken gehuldigt: "Bist du zu gut, bist du kein Thrash". Die Röhre von Sänger Erik paßt dazu wie Arsch auf Eimer und ist mit "Vokills" absolut passend beschrieben. Bei den zehn Songs gibt es keine Verschnaufpause, so was wie langsame Parts kennen echte Thrasher eben nicht. Trotzdem ist die halbe Stunde Gemetzel nicht langweilig und kann zum Ende hin mit den drei stärksten Tracks aufwarten. Feine Scheibe, wie schon der Vorgänger. Bleibt zu hoffen, dass die Band diesmal mehr Glück hat und die Granaten auch live abfeuern kann.
Das großartige People Like You-Label vereint auf dem dritten Teil der "Where The Bad Boys Rock"-Reihe mal wieder alles, was Rang und Namen im Bereich Punkrock und Artverwandtem hat. Die Bandbreite ist wie immer vorbildlich: Los geht es mit punkigem Rock ´n Roll von den KINGS OF NUTHIN´, dann gibt es Psychobilly von den METEORS, DEMENTED ARE GO (mit einem Track vom leider recht schwachen letzten Album), den HEARTBREAK ENGINES und MAD SIN (beide mit Tracks von ihren letzten wirklich starken Alben), jede Menge ´77er Punkrock, u. a. von den melodischen GENERATORS und den beiden Duane Peters-Bands DIE HUNNS und U.S. BOMBS, und abgeschlossen wird das Ganze von den Arsch-Kick-Rockern ADAM WEST. Außerdem gibt es das Traditional "Psycho Dad" von der letzten BONES-E.P. zu hören, und zu meiner großen Freude wurde auch das CLASHige "Suburbia" von der GENERATORS-Vorgänger-Band SCHLEPROCK auf die Compilation gepackt, der People Like You Mitte letzten Jahres ein Best Of-Album der alten Songs gewidmet hatte. Was ich an dieser Scheibe im Gegensatz zu Teil 1 und 2 der Reihe allerdings vermisse, sind unveröffentlichte oder rare Tracks, so dass es sich hier um eine reine Vorstellung des Labels und seiner Bands handelt. Trotzdem beweisen die Dortmunder mal wieder, dass sie nicht nur die heißesten und dreckigsten Rock ´n Roll-Acts überhaupt im Programm haben, sondern auch Qualität und Vielfältigkeit stetig zu steigern wissen. Da die Compilation für einen Hammerpreis von deutlich unter zehn Euro zu haben ist, sei sie allen wärmstens empfohlen, die auf die oben genannten Stile stehen und auf der Suche nach neuem Material sind. Hier werdet Ihr fündig!
Keyboarder Finn Zierler und seine jeweiligen Mitstreiter unter dem BEYOND TWILIGHT-Banner haben bereits mit ihren ersten beiden Alben "The Devil’s Hall Of Fame" und "Section X" echte Perlen abgeliefert - mit ihrem aus 43 Parts bestehenden neuem Werk "For The Love Or Art And The Making” streifen sie aber die Grenze des Wahnsinns. Die dänisch-schwedische Truppe packt in nicht mal 38 Minuten so ziemlich alles was man unter progressiven Metal versteht und bringt dabei das Kunststück fertig nicht mal überladen zu wirken, sondern einfach nur spannend und abwechslungsreich. Symphonisches, sakrales oder von Piano getragenes balladeskes wechselt unvermutet zu puren Heavy Metal, aggressiven Riffs oder progressiv epischen Soundwänden - dazu kommt mit Björn Jansson ein Sänger der seinen Vorgängern Jorn Lande und Kelly Sundown Carpenter nicht nachsteht und eine amtlich fette Produktion. Die 43 Parts folgen einem durchgehenden Konzept welches die Musik und deren Entstehung zum Mittelpunkt hat, aber auch mit den große Fragen des Lebens spielt: Leben, Tod, Liebe, Unehrlichkeit, Lügen, Sünde, Diebstahl, also dem Menschsein an sich - die einzelnen (Kurz-) Tracks stehen aber auch jeweils für sich. Das Abspielen der 43 Parts per Shuffle eröffnet "For The Love Or Art And The Making” völlig neue musikalische Zusammenhänge und konzeptionelle Perspektiven, dem jeweiligen Hörer bleibt es aber überlassen dieses Puzzle zusammenzusetzen und sich immer wieder von neuem überraschen zu lassen. Einzelne Titel zu nennen erweist sich hier also als völlig zwecklos, die Gesamtheit ist das einzigste Kriterium. BEYOND TWILIGHT haben mit "For The Love Or Art And The Making” ein Stück außerordentliche Musik geschaffen, welches von Anfang an fasziniert, sich aber als Gesamtwerk erst nach intensivem Genuss offenbart - schwere Kost zwischen Genialität und Verrücktheit. Für viele sicher nur mit Vorsicht zu genießen - für offene Musikfreaks aber Anno 2006 wohl unverzichtbar.