Neues Label im Rücken, neuer Mann am Mikrofon und doch irgendwie alles beim Alten bei SOIL. Blind verköstigt fällt einem der Wechsel des Sängers erstmal nicht wirklich auf. Der Sound seines Organs weist ähnliche Trademarks auf wie einst das seines Vorgängers: Im rockenden Bereich leicht dreckig und wenn es härter wird etwas gepresst als wolle er die letzte Kraft nicht rauslassen. Doch SOIL hatten schon immer genau ein Problem und sie haben es noch immer. Man kennt ihre Songs schon vor dem ersten Hören. Was auf den vergangenen Alben mit solch coolen Stücken wie "Halo" zu einem Hit reichte, findet sich auf "True Self" aber leider nicht. "Fight For Life" eröffnet mit über dem Plattendurchschnitt liegender Härte, denn die meiste Zeit rocken SOIL zwar recht solide, trauen sich aber nicht den Bogen etwas mehr zu spannen. Die Melodien von "The Last Chance" oder dem Titeltrack "True Self" gehen ins Ohr, mit New Metal kokettierende Songparts auf der einen und fast radiotaugliche Passagen auf der anderen Seite sind durchweg gut hörbar. Aber es fehlt der Schritt weiter, es fehlt zumindest der Versuch nach etwas Eigenem zu klingen. Mehr Songs vom Schlage "Forever Dead" (mit FEAR FACTORYs Burton C. Burton) oder "Until Its Over" (schöne Entwicklungen in den Drums) hätten ihnen gut getan. Gutmütiges Kopfnicken fordern sie bei noch "Threw It Away" dessen Gitarrenpart am Ende die Metalheads der Band durchscheinen lässt. Aber schon bei der balladesken New Rock Nummer "Let Go" zeigen sie sich als eine erstaunlich gesichtslose Band, der man sicher keine mangelnde Fähigkeiten nachsagen kann, wohl aber eine mangelnde Identität. GODSMACK sind origineller und DISTURBED zwar ähnlich vorhersehbar aber mit mehr Hitpotential versehen. Und so bleibt SOIL im Handschuhfach liegen wenn die anderen Bands zur Sonnenbrille rotieren.
Nur knappe eineinhalb Jahre haben CULT OF LUNA gebraucht, um den Nachfolger zu "Salvation" fertig zu stellen. "Somewhere Along The Highway" ist aber beileibe kein Schnellschuß, das würde zu der schleppenden Scheibe auch nicht wirklich passen. Die Schweden haben sich auf ihre Stärken konzentriert und die logische Fortführung von "Salvation" geschrieben. Wieder gibt es eine emotionale Achterbahnfahrt, bei der die positiven Emotionen aber nur einen kleinen Anteil haben. Soundmonster wie "And With Her Came The Birds" sind vertonte dunkle Emotion, nur selten unterbrochen von Hoffnungsschimmern. Wie gewohnt ist Sänger Klas die Schizophrenie in Person und leidet, brüllt, wimmert sich durch die Songs, während seine sechs Mitstreiter von ruhigen Passagen bis eurptiven Ausbrüchen musikalischer Gewalt das volle Spektrum ziehen. CULT OF LUNA entziehen sich weiterhin jeder Einordnung in ein Genre und sind nur schwer zu beschreiben. Das Stichwort NEUROSIS ist immer noch verdammt gut - und verdammt gut ist auch "Somewhere Along The Highway"!
Keine Ahnung, was Shawn Whitaker seit dem Release des INSIDIOUS DECREPANCY-Debüts getrieben hat, aber irgendwie hat er die ganze Mannschaft vergrault und konsequenterweise "The Inerrancy Of Profanation” komplett allein eingespielt. Aber da die Band bald auf Europa-Tour kommt, kann es um die sozialen Skills des guten Mannes nicht so schlecht bestellt sein. Technisch hat er auch einiges auf dem Kasten, wie vorliegender Silberling zeigt. Die Tracks sind allesamt technisch anspruchsvoll und zelebrieren brutalen Death Metal auf höchstem Niveau. Ziemlich hektische Gitarren, ein aberwitziges Schlagzeugspiel und die schön tiefe Frog Voice ergeben zusammen mit dem guten songwriting und einem Gefühl für Groove eine ziemlich fette Death Metal-Scheibe. DYING FETUS-Fans werden sich, auch dank der ähnlich klingenden Produktion, sofort verlieben und die Scheibe mindestens als Ersatzdroge bis zum nächsten Föten-Album nutzen. Zum ganz großen Glück fehlen nur noch ein paar richtige Hits, aber auch ohne die ist INSIDIOUS DECREPANCY ein Name, den man sich als Ami-Death-Fan merken sollte.
"To Flay" heißt "das Fell über die Ohren ziehen" - und das machen die Jungs aus Lettland auch im wahrsten Sinne des Wortes. Sie machen das mit akkuratem Death-Grind, der dem FTC sehr gut zu Gesichte stehen würde. Das kleine 3-Track-Demo haben die fünf Jungs als Werbeplattform für Plattenfirmen genutzt - und hatten Erfolg, denn die erste komplette Scheibe soll noch in diesem Jahr erscheinen. So lange müssen die knappen zehn Minuten reichen: Da gurgelt der Janis wie liebestoller Elch, die Kollegen knüppeln an sämtlichen Instrumenten, dass es eine wahre Pracht ist. Bands wie Dying Fetus passen sicherlich, aber irgendwie wirken die Balten viel entspannter, nicht so ruppig, nicht so hektisch. Und so finden die Jungs mitten im ersten Song "No Life For You" sogar Muße zum mittleren Tempo und damit zum Groove. So klingt guter Death-Grind - zumal der Sound für eine Untergrundproduktion erstaunlich fett geriet. Das Demo gibt es auf der Homepage der Jungs übrigens zum Downloaden, es existiert unter dem Titel "March 2005" auch eine 10-Track-Ausgabe. Bei Interesse, einfach auf die Homepage der Jungs aus dem Skyforger-Umfeld schauen. Aber schön auf eure Öhrchen aufpassen!
Mit PHOENIX MOURNING betritt ein Newcomer die metallische Bühne und beglückt uns mit - Überraschung - einer Mischung aus melodischem Death Metal und Metalcore, wobei das Quintett wohl eher die Fans der letztgenannten Disziplin ansprechen möchte. Fronter Jeremiah Ruff wechselt sein Organ ganz stilsicher zwischen aggressiven Screams und cleanem, hymnischem Gesang, während die restliche Mannschaft natürlich zwischen harten Riffs und einschmeichelnden Melodien hin, - und herpendelt. Bosheit trifft auf Zerbrechlichkeit, ganz nach Lehrbuch und auswendig gelernter Formelsammlung. Ich müsste lügen, wenn ich der Band schlechte Arbeit unterstellen würde, aber solche Mucke hat man in den vergangenen Jahren zur Genüge besser und songwriterisch ausgereifter zu Gehör bekommen (als Bespiele können etwa SOILWORK, CALIBAN oder KILLSWITCH ENGAGE herhalten), so dass man sich fragen sollte, ob der "Markt" noch weitere Nachzügler wie PHOENIX MOURNING benötigt. Ein weiterer Kritikpunkt an "When Excuses Become Antiques" ist die etwas matte und dröge Produktion, die den Gesang sehr vordergründig erklingen lässt und der gesamten Musik nicht den Raum zur Verfügung stellt, den sie vielleicht benötigen würde. Auch einen echten Anspieltipp habe ich nicht entdecken können, aber Freunde von angesprochenem Stilmix und den oben genannten Referenzbands machen keinen großen Fehler, wenn sie das Album mal anchecken. Man ist eben auf "Nummer sicher" gegangen, nur die ganz großen Hymnen findet man hier nicht. Immerhin bieten Metal Blade "When Excuses Become Antiques" zum fanfreundlichen Newcomerpreis von ca. zwölf Euro an. Lasst Euch also nicht von den üblichen Verdächtigen abziehen!
Mir ist schon klar, dass man CANNIBAL CORPSE genauso geil wie langweilig finden kann; und auch die Leute, die der Band vorwerfen, immer das Gleiche zu machen, haben sicher irgendwo Recht. Aber gilt das dann nicht für viele, um nicht sagen, fast alle Death Metal - Bands?! Man kann Corpsegrinder, Alex Webster und Co. alles vorwerfen, kein Problem! Aber nicht, dass sie ihr Handwerk nicht verstehen! Und auch ich müsste lügen, wenn ich sage, dass "Kill" einen Innovationsschub in der beeindruckenden Karriere der Jungs darstelle. Wie immer gibt es die technisch perfekte Vollgas - Dröhnung, die durch die allgegenwärtigen Breaks mit fettem Midtempo und unglaublichen Gitarrenorgien aufgelockert wird. Das Fehlen von Jack Owen hat die Band anscheinend zumindest musikalisch verschmerzt und beschert uns ein von Erik Rutan (HATE ETERNAL, MORBID ANGEL) kraftvoll produziertes Brett, das sich nicht hinter den Vorgängern "Gore Obsessed" und "The Wretched Spawn" verstecken muss und meiner Meinung nach sogar noch etwas kompromissloser und räudiger tönt. Und zum allerersten Mal seit "The Bleeding" (EPs, etc. ausgenommen) wurde für den deutschen Markt kein eigenes Cover entworfen, da das hier erhältliche international verwendet wird. Außerdem wird "Kill" in einer "Limited Edition" inklusive Bonus - DVD ausgeliefert, die einen Konzertmitschnitt vom "No Mercy" - Festival in Straßburg 2004 enthält, der jedoch anscheinend nicht gekürzt wurde und auch Material der ersten drei Alben enthält. Vermutlich wurde dafür eine gewisse grüne "Friedenswächterin" so lange mit blutigen Donnerschlägen wie "The Time To Kill Is Now", "Five Nails Through The Neck" oder "Submerged In Boiling Flesh" gefoltert, bis sie verzweifelt ihr Amt niederlegte… nennt es langweilig, nennt es vorhersehbar, nennt es meinetwegen auch Ausverkauf, aber Fakt ist, dass es weltweit kaum Bands gibt, die sich mit CANNIBAL CORPSE messen können. Für solch ein Werk kann es - Meinungen hin oder her - nur den "Tipp" geben!
Fast sechs Jahre haben IGNITE gebraucht, um den Nachfolger ihres Erfolgsalbums "A Place Called Home" zu schreiben und aufzunehmen. In der Zwischenzeit hat es die Band mehrmals um den Erdball getrieben, so tourfreudig wie die Kalifonier sind nur wenige andere Combos. - und wer die Jungs mal live gesehen hat, weiß um das Feuer und die Leidenschaft, die in jeder Sekunde zu spüren ist. IGNITE sind noch lange nicht müde, noch lange nicht am Ende. Das beweist das düster betitelte "Our Darkest Days" mit jedem Song, seien es das wütende "Poverty For All" genauso wie das nicht minder aggressive "Know Your History". IGNITE verfallen aber nie in stumpfen HC, sondern können immer mit extrem melodischen Songs im Ohr hängenbleiben und knüpfen somit nahtlos an alte Songs an. Wie gewohnt ist auch Zolis Stimme sehr individuell und das Merkmal der Band, wobei der Einfluss der sehr eingängigen Gitarren nicht unterschlagen werden darf. Aber der Gesang ist es, der IGNITE so unverwechselbar macht, da war schon immer so. Das Warten auf diese Platte hat sich zweifellos gelohnt. Eine der wichtigsten politisch aktiven HC-Bands ist zurück - mit einem Paukenschlag!
THE CLASSIC STRUGGLE sind das neueste Pferd im Metalcore-Stall von Metalblade. Der Vierer aus South Carolina kann auf "Feel Like Hell" allerdings nicht sonderlich überzeugen, auch wenn das Grundgerüst für Metalcore ganz anständig ist, besonders Drummer Tyler macht einen irre guten Job (und hat sauschnelle Füße). Aber der Gesang ist mir zu eintönig, das heisere Organ ging mir schnell auf die Nerven und ist dank mangelnder Variabilität ein Schwachpunkt der Band. Mag sein, dass das live anders ist, aber auf Platte war die Leistung des Mikroknaben nix für mich. Da ist die Gitarrenarbeit schon besser, allerdings verzettelt sich die Saitenfront oftmals in langatmiges Wiederholen einzelner Riffs ("Feel Like Hell") und setzt zu oft auf bekannte schwedische Muster. Da auch beim Songwriting noch Hänger sind, kann ich "Feel Like Hell" nur fanatischen Sammlern empfehlen, der Rest kann sein Geld in andere Bands besser investieren.
Oha, der große Inko Gnito geht wieder um! Nachdem erst kürzlich etwa ein paar occulte Wohnwagenbesitzer in die "Legion Der Verdammten" eingetreten sind, haben nun auch die "Scheißköppe" eine nominelle Änderung vorgenommen und Lattenjupp mit Antriebstechnik gekreuz(ig)t. MOTORJESUS sind auferstanden; da lacht die Heide, da tanzt der Papst! Das neue Testament der Motorjesuiten dürfte den Schäfchen auch gut munden, da hier ausschließlich fett und souverän auf die Zwölf gegeben wird! Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass das Debüt "Dirty Pounding Gasoline" (noch unter dem alten Bandnamen) weitgehend unbeachtet an mir vorbeigezogen ist, aber "Deathrider" darf man wohl jedem Rocker nahe legen, der sich für THE SHITHEADZ begeistern konnte. Mit dem fetten Opener "Legion Of Rock", dem flotten "Destroyer", dem atmosphärischen Stampfer "10 Feet Under Ground" (klasse!), dem treibenden "Distortion Sleep", der Mitgrölnummer "The Howling" oder "Black Fuel Domination" befinden sich zahlreiche Granaten auf dem Album, die allerdings nur einen Großteil der Hits auf "Deathrider" ausmachen. Zwar sind einige Stücke einen Tick stärker als andere, aber ein schwacher Song oder gar Ausfall ist nicht zu erspähen! Somit kann man Fans von hartem, fett produziertem und einfach nur ins Blut gehendem Rock (´n´Roll) nur empfehlen, sich zum motorisierten Jesus zu bekennen. Hätte seinerzeit die "Bergpredigt" nur annährend so geklungen wie "Deathrider", dann hätte es vermutlich den ersten Moshpit in der Geschichte gegeben. Kutten waren jedenfalls damals schon stark in Mode!
NACHTSUCHT kommen aus Hamburg und machen recht typischen, undergroundigen Black Metal nach Alt-Schul-Rezept. Die Drums scheppern, die Gitarren klirren, der Bass bollert, die Stimme keift - aber nicht so, dass es in den Ohren kneift. Damit erfüllen die angemalten Nordlichter zwar jede Menge Klischees, schaffen es aber dennoch zeitweise, mit ihren Songs Interesse zu akquirieren. Das liegt vor allem daran, dass die suchtkranken Finsterlinge nicht total auf Tempo setzen, sondern auch mal Mut zur Gaslücke zeigen. Schade nur, dass die erst 2003 gegründete Band einen derart schwachen Sound hat und dass von den deutschen Texten eher so gar nüscht zu verstehen ist.. Aber das Demos stammt auch noch von 2004, da sollte inzwischen einiges besser klingen. Wer sich davon überzeugen möchte, der kann mit der Band am 30. April in den Mai schwarzwurzeln, denn beim Untergrundkrieg spielt NACHTSUCHT zusammen mit Frost, Martial Death, Trace Of Fear und Schwarzenberg im Hamburger Logo. Los geht’s gegen 19 Uhr.