DORO schafft mit ihrer aktuellen Langrille "Warrior Soul" etwas, was ihr viele (inkl. meiner Wenigkeit) so nicht mehr (ganz) zugetraut haben, nämlich ein gutklassiges traditionelles Heavy Metal Album abzuliefern Punkt. Mit einer super Mischung aus schnelleren Abgehnummern sowie diesmal etwas weniger stark gestreuten Balladen wirkt die CD äußerst kurzweilig. Und Frau Pesch bestätigt hierbei zur Abwechslung auch mal wieder auf CD, dass sie zweifelfrei Deutschlands Rock-Metal Lady Nummer eins ist. Auf ihren Livekonzerten traf dieser "Anspruch" (obwohl Doro selbst viel zu bescheiden ist, darauf abzuheben) in den letzten Jahren zwar immer noch zu aber die letzten Alben (von der klasse Orchestergeschichte mal abgesehen) konnten nicht immer diese Kompaktheit sowie den härteren Charakter der Düsseldorferin mit ihrer Band auf der Bühne widerspiegeln. Auch auf "Warrior Soul" gibt es wieder diese typischen etwas leicht pathetischen anmutenden Texte über Liebe, Zusammengehörigkeitsgefühl, Familie, Freunde in etwa thematisch dass deutsche Gegenstück zu MANOWAR. Aber davon mal abgesehen muß diesmal das Songwriting als äußerst gelungen bezeichnet werden (bis auf dass etwas halbgare "Ungebrochen"), denn Ausfälle gibt es tatsächlich keine zu vermelden. Wie schon angedeutet die langsamen Tracks halten sich in Grenzen und selbst eine relativ kitschige Nummer wie "In Liebe und Freundschaft" (übrigends der beste deutschsprachige Song seit "Für immer") kann überzeugen und man kauft in Doro inhaltlich sogar voll ab. Für alle Fans, die ihr seit über zwanzig Jahren egal ob Solo oder seit WARLOCK die Treue gehalten gehaben (trotz der etwas schwächeren Werke in den 90’ern inklusive Experimentierfehlschläge) werden begeistert sein. Vor allem hat man hier das gute Gefühl, eine richtig zusammengehörige Band zu hören, der Sound ist wunderbar erdig, die Gitarrenarbeit von Joe Taylor mit vielen schönen Solis ist klasse geworden, alles wirkt kraftvoll-kompakt und (nicht wie früher) zu stark um DORO herumkonstruiert. Für mich bietet "Warrior Soul" tatsächlich das beste Material seit "Triumph & Agony" und "Force Majeure", passend dazu wurde natürlich auch dass Cover im obligatorischen Stil wieder von Geoffrey Gillespie gestaltet, einfach klasse. Mit unheimlich viel Power singt sich DORO dank ihrer charakteristischen Stimme durch die 12 urchwüchsigen Rockhymnen mit viel 80’er Jahre Flair meiner Promo CD (die Ein-und Ausblenderei bei 10 Songs ist zwar nicht so störend aber na ja wegen der bösen Raubkopierer muß dies wohl so sein). Egal ob typischen Balladen "Heaven I See" bzw. Above The Ashes" oder auch der atmosphärisch-epische Stampfer "Warrior Soul" - musikalisch alle paßt wunderbar zusammen. Denn die stilistischen Gegenstücke bilden solche Krachernummern wie "Hauntet Heart" "You’re My Family", "Thunderspell", "Creep Into My Brain" oder mein persönliches Highlight "My Majesty" - es wird ordentlich Tempo gemacht und das Gaspedal voll durchgetreten mit viele geilen Melodien. Klar, hier handelt es sich um Retro oder auch Oldschool pur aber dies tut dem Spaßfaktor keinerlei Abbruch. DORO hat sich hier wieder mal als wahres Stehauffrauchen bewiesen und es allen gezeigt.
Die im Jahr 2000 gegründeten BORN TO LOSE aus Austin, Texas haben sich dem Punkrock der dreckigen Sorte verschrieben. Dementsprechend geht es auf dem neuen Album "Sweet Misery" dermaßen straight und ohne Kompromisse durchgehend nach vorne, dass es einen nur so aus den Latschen haut. Dazu jagt ein Hymnen-Chorus den nächsten und jeder einzelne davon animiert auch noch bestens zum Besoffen-Mitgrölen. Zugegeben: Auf Dauer klingt alles sehr ähnlich, grade auch, weil alle Songs in etwa das gleiche Tempo haben. Aber trotzdem - die schier unendliche Energie des Fünfers steckt an, und besonders Kracher wie "Salvation", "New Babylon" oder "Bitter Streets" blasen alles weg. Schönes Ding!
Das Produzentenduo "The Spinalzo Bros." läuft seit 2004 auch unter dem Namen REMEDY INC. auf, um mal kurz so alles an Sounds zu vermischen was ihnen unter die Hände kam - so mussten Crossover-mäßig Nu-Metal, Rap, Alternative Rock, Hardcore, Funk und was weis ich noch dran glauben; dazu soundtrackmäßige Samples, elektronische Spielereien, eingestreute weibliche Vocals und überwiegend Sprechgesang - mal deutsch und mal auf englisch aber desöfteren recht schräg. Klingt abwechslungsreich - ist es aber nicht. Denn "Short Bad Quarter Of An Hour” zieht einem nicht in seinem Bann sondern verstört und verwirrt. Durch die Vielzahl der Stile und einer fast schon überambitioniert zu nennenden Experimentierfreude verliert der geneigte Hörer frühzeitig den roten Faden, gelungene Parts werden unvermittelt überfrachtet und nach unten gezogen - schade. So scheint der Albumtitel "Short Bad Quarter Of An Hour” leider den Kern zu treffen. Da können auch Gastmusiker, Produzenten Know-how und einige gute Songansätze nicht helfen. Wer sich aber selbst eine Meinung bilden möchte - über einen Link auf der Band-Homepage kann man das Album für 8,- Euro inkl. Allem erwerben.
WICKED SIDEBURNS habe ich spontan mit den coolen Hellsinki-Rockern FLAMING SIDEBURNS verwechselt. Aber leider sind die WICKED SIDEBURNS noch ne ganze Ecke von den Finnen weg, sowohl geographisch als auch qualitativ (auch wenn sie nicht im gleichen musikalischen Gewässern unterwegs sind). Der Vierer hat sich modernem Metal verschrieben, Hardcoer und Metal mischt, aber kein gewöhnlicher Metalcore ist, sondern in Richtung New Metal geht. Dazu tragen die laut/leise-Dynamik bei und besonders Sänger Bastian, der ein sehr großes Spektrum abdeckt. Das schwere Riffing und der akzentuierte Bass tragen ebenfalls dazu bei, dass eher Assoziationen mit KORN als mit HATEBREED aufkommen. Am Besten gefallen WICKED SIDEBURNS wenn sie einfach und schnell losrotzen, wie beim aggressiven "Children Of War". Daneben gibt es aber auch Songs, die zu sehr auf ausgelutschte New Metal-Klischees setzen ("Rumours") und dadurch nicht mehr als ein Gähnen verursachen. WICKED SIDEBURNS kommen mit dieser Platte ein paar Jahre zu spät, um noch vom großen New Metal-Boom zu profitieren - andererseits haben sie aber den Vorteil, dass ihr Genre nicht mehr so überfüllt ist. Wer auf modernen Metal steht und eine Nachwuchscombo unterstützen will, kann sich den gut produzierten Silberling ja mal anhören.
FINAL PRAYER setzen sich aus (ex-)Mitgliedern einiger deutscher Hardcore-Combos zusammen, von denen mir SHORTAGE noch am geläufigsten waren - und wahrlich keine schlechte Hausnummer sind, wie "Control_1.0" zuletzt bewiesen hat. In die gleiche Kerbe hauen FINAL PRAYER: auf die Fresse mit old schooligem HC! Feine Sache, wenn das so exzellent wie hier gemacht wird. Wer TERROR mag, ist bei FINAL PRAYER bestens aufgehoben, denn genau wie die kalifornischen Durchstarter haben auch die Berliner die richtige Mischung aus heftigen Moshparts und schnellen Passagen gefunden, wobei sie immer grooven und eingängig sind. die Singalongs sitzen nach einem Durchgang (wie das eben sein muss) und werden live garantiert zünden. Shouter Stephan erinnert an HATEBREED, während die Gitarrenarbeit mit ebenjenen TERROR Gemeinsamkeiten hat. Die Produktion der Kohlekeller Studios geht auch wieder mal in Ordnung und die coolen Backing Shouts sind das i-Tüpfelchen auf einer arschcoolen HC-Platte. Also kaufen!
Wo der klangvolle Name JOE LYNN TURNER auf einem Album mit drauf steht, kann man als Fan von ordentlicher Hardrock Mucke eigentlich nicht viel verkehrt machen. Dieser Mann mit seinem erdig-kraftvollen Organ bürgt für hohe Sangesqualität - alleine schon die recht eindrucksvolle Vita des ehemalige DEEP PURLE sowie RAINBOW Vocalisten spricht für sich, denn außer bei diesen Kultbands war er neben seinen regelmäßigen Soloalben u.a. bei HTP, YNGWIE MALMSTEEN sowie zahllosen Projekten als Gast(Star) involviert. Diese Stimme holt man sich einfach gerne dazu, wenn es gilt, ein zeitloses Stück Musik mit einem exzellenten Fronter zu veredeln. Dies dachte sich wohl auch der japanische Gitarrenhexer Akira KAJIYAMA und holte sich Turner flugs für die Aufnahmen dess hier vorliegenden "Fire Without A Flame". Die CD wurde in Japan schon letztes Jahr veröffentlicht. Die Beiden kannten sich schon länger und hatten schon früher u.a. auf einigen Turner Solowerken wie z.B. "Under Cover 2" von 1999 erfolgreich zusammengearbeitet. Bei diesem nun ersten gemeinsamen Projekt hat der fleißige Nipponjünger sämtliche Instrumente selbst eingespielt, die Produktion übernommen und natürlich auch dass ein oder andere prägnante klassische Gitarrensolo beigesteuert. Ansonsten gibt es leicht blusigen Hardrock über 11 Tracks hinweg verteilt, die ganz großen Hits sucht man eher vergeblich, das Songwriting ist zwar so schlecht nicht - viele Songs fangen auch gut an ("Carnival Of Souls") aber es fehlt dann oft der letzte Kick, die mitreißende Hook. Außerdem hört sich einfach vieles ziemlich ähnlich an ("End Of The Line" oder "Slow Burn"). Selbst Turners 30-jährige Erfahrung rettet nicht über den (bei mir) hängenbleibenden Eindruck hinweg, dass hier ein paar mittelmäßige Songs zuviel auf der CD gelandet sind. Die positiven Außnahmen bilden dass schnell abgehende "Looking For Trouble" sowie das mit urigen Hammonds unterlegte "License To Kill" mit seine extatischen Gitarren. Außerdem überzeugt die sehr gelungene über sechsminütige Ballade "Heart Against Heart", hier zeigt sich wiederum schon ein großes Potential von Kajiyama auch mal Songs mit Gefühl und Atmosphäre schreiben zu können, es paßt alles zusammen, allein dies kommt etwas zu selten vor, als dass dieses zwar solide Album auf Dauer fesseln könnte. Alte PURPLE Fans dürften ob des ein oder anderen Schmankerls in Verzückung geraten, der Rest hört lieber mal Probe.
Obwohl das erste Album der Stoner Rocker / Doomer PENTAGRAM aus Washington D.C. erst im Jahr 1985 erschien, gehen die Wurzeln der Band zurück zum Anfang der 70er Jahre! Auf rund 35 Jahre Bandgeschichte kann diese Kultformation also zurückblicken, was für das ansonsten auf Rüpeleien spezialisierte Label Relapse Records Grund genug war, gleich zwei Compilations auf den Markt zu bringen, die rare Perlen und unveröffentlichtes Material aus den 70ern beinhalten. Die erste dieser Raritätensammlungen erschien schon 2002 unter dem Titel "First Daze Here - The Vintage Collection", so dass sich nun mit "First Daze Here Too" das zweite Kapitel anschließt. Rund 75 Minuten Musik (auf zwei CDs - eine hätte vermutlich genügt?!) bekommt man geboten, wobei man schon stark Classic Rock - gefestigt sein sollte! PENTAGRAM waren in ihren Anfangstagen sehr vom Blues und diversen "Rauchwaren - Sounds" beeinflusst, wobei sich letztere vornehmlich auf der zweiten CD bemerkbar machen. CD 1 enthält mit der coolen Hymne "Teaser" oder den beiden Coverversionen "Under My Thumb" (ROLLING STONES) und "Little Games" (YARDBIRDS) eher straighteres Material, während auf Disc Nummer 2 mit etwa einer frühen Version von "Be Forwarned", "Frustration" oder "Target" (Hilfe!) eher Stücke zu finden sind, die die psychedelische Seite der Band nebst einem völlig "nostalgischen" (stellenweise sogar gruseligen) Soundgewand präsentieren. Der Unterschied zwischen diesen beiden "Ausrichtungen" könnte dann vielleicht auch das Trennen der CDs erklären. Egal, wie man es dreht und wendet: "First Daze Here Too" ist für Fans von PENTAGRAM absolutes Pflichtprogramm, für 70´s - Freunde und "krautige" Rocker eine sehr hörenswerte Empfehlung, aber für moderner orientierte Leute absolut unerträglich! Was ja nicht heißen soll, dass alles in schwarz - weiss schlecht sei, nur eben nicht für Jedermanns Ohren geeignet. Eine sehr gelungene Veröffentlichung, die zudem mit einem vorbildlich aufgemachten Booklet (sehr dick - mit allen Texten und massig Liner - Notes, sogar zu jedem Song!) punkten kann!
Estländische Bands sind auch heute noch immer leicht exotisch. HORRICANE sind eine der wenigen Death Metal-Truppen aus dem kleinen Land, die es sogar schon auf das Inferno- und Tuska-Festival geschafft haben. Nicht ganz zu Unrecht, wie ich nach dem Genuss von "The Lynch-Lawyers" meine. Die Esten haben einen modernen, recht kalten Sound und mischen unter ihre schweren Death Metal-Riffs immer wieder Keyboard-Passagen, womit sie sich vom Genre-Standard abheben. Das Ganze passiert überwiegend im schleppenden Mid Tempo ("Fraction In Your Eyes"), was "The Lynch-Lawyers" wie eine Dampfwalze wirken läßt. Nachteil bei der Sache ist die mehr und mehr einsetzende Gleichförmigkeit, die so ab Mitte der Scheibe einsetzt. Der ziemlich monoton keifende Gesang hilft auch nicht beim Ankämpfen gegen das Gefühl, alles schon mal gehört zu haben. Für ihr Debütalbum haben HORRICANE ihre Sache aber ganz gut gemacht und ich bin sicher, dass die Jungs weiter auf sich aufmerksam machen werden.
Bereits mit "Remote" haben GADGET ihren Anspruch deutlich gemacht, in die Königsklasse des gepflegten Grindcores vorzustoßen. Damals war die Welt noch in Ornung, NASUM waren noch quicklebendig und GADGET blieb so nur die Rolle als ambitionierter Anwärter auf den Pokal. Doch zwei Jahre später sind NASUM wohl Geschichte und ihre schwedischen Landsleute kommen genau zum richtigen Zeitpunkt mit "The Funeral March". Ein wütendes, gradliniges Grind-Album, dass in bester NASUM/ NAPALM DEATH-Tradition steht und auf unnötige technische Spielereien verzichtet. Hier gibt’s einfach nur musikalisch einen auf die Fresse, oder besser siebzhan mal einen. "Choked" ist die perfekte Einleitung, eine Eruption musikalischer Gewalt, wie sie besser nicht sein kann und kommt dank der erstklassigen Produktion hammermäßig aus den Boxen. Nur selten lassen GADGET dem Hörer danach Zeit zum Luftholen ("Everyday Ritual"), aber das erwartet man bei einer Grind-Platte ja auch nicht. Bei aller Brutalität haben GADGET bereits auf "Remote" ihr Gespür für Groove bewiesen (wie es eben auch NASUM konnten) und dieses wichtige Merkmal auf "The Funeral March" noch stärker herausgearbeitet. Blast-Parts und grooive Abschnitte gehen nahtlos ineinander über und zeigen so die hohe Kunst des Grindcores. Nach dem Inferno bleitb die Erkenntnis, dass Grindcore so schön sein kann - und GADGET die legitimen Nachfolger von NASUM sind!
Nachdem sie 2004 ein sehr gutes Demo in die Umlaufbahn geschossen haben, hat sich auch gleich ein Label gefunden, das die Frankfurter Traditionalisten unter seine Fittiche genommen hat. Verwunderlich ist das nicht, denn die vier Songs dieses Demos waren weit überdurchschnittlich bis sehr gut, so dass die "Entdeckung" dieser Band eigentlich auf der Hand lag. Jene Stücke sind auch allesamt auf "Rising" vertreten, natürlich neu aufgenommen und in einem professionellen Soundgewand, das wirklich fett und voluminös geraten ist. Besonders der Stampfer "See Me Rising" und das geniale, schnelle "The Fall" gehören auch hier zu den Highlights und stellen zwei echte Feger, die auch live sicher zu den Höhepunkten jeder EVERFEST - Show zählen. Mit dem etwas sperrigen Opener "Here We Are", dem treibenden "Prophets Of Hate", dem melodischen Banger "Who Knows" (klasse!), dem mächtigen "Fire", dem zweiteiligen "Change" oder dem komplexen "New Crusader" befinden sich noch einige sehr hörenswerte und absolut gelungene Kompositionen auf "Rising", die das Album zu einer wirklich empfehlenswerten Angelegenheit machen. Lediglich der Abschluss wurde mit der leicht kitschigen Ballade "I Want To Save You" nicht ganz glücklich gewählt, was Fans von kraftvollem Heavy Metal / Hard Rock aber nicht davon abhalten sollte, "Rising" auf jeden Fall anzuchecken. EVERFEST sind definitiv auf dem richtigen Weg und dürften die Herzen vieler Altschüler ohne Probleme erobern! Cool!