Erinnert man sich an die großartigen Konzerte nach dem letzten SCHANDMAUL Album, so sucht man auch auf "Mit Leib Und Seele" - sicher auch unbewusst - die neuen Songs, die an diese Stimmung heranreichen. Und noch während man mit "Der Untote" auch einen Song dieser Art findet, der sich locker in die Reihe der SCHANDMAUL Granaten einreiht, wird einem schnell bewusst: SCHANDMAUL klingen deutlich nachdenklicher und es finden sich deutlich mehr Gitarren als auf dem Vorgänger. Bedenkt man, dass SCHANDMAUL im Gegensatz zur restlichen Mittelalterkonkurrenz durchaus ihr Vagabundentum schon immer mit einer recht erwachsenen Musik vereinten, ist dieser Schritt zwar konsequent aber polarisierend. Sehr viele Tracks tragen ihre Trauer in Form von ruhigen Tönen an den Hörer. "Mit Leib Und Seele" kommt nicht mit der Alibiballade aus, sondern setzt hierauf klar einen Schwerpunkt. Die Texte sind gezeichnet von Schwermut, auch wenn Songs wie "Feuertanz" musikalisch im Chorus durchaus fetzen - Verfall und Elend wohin das Ohr hört. Einige Songs setzen auf breite Gitarrenwände mit modernem Touch - das gerollte "r" im moshbaren Chorus von "Mitgift" ist eine zum Lächeln anregende Andeutung. Man singt vom Weinen, vom Tod, der verlorenen Schlacht und der vergangenen Liebe. Die feinen Melodien, die den grandiosen Vorgänger auszeichneten, finden sich nicht mehr so häufig: "Das Spiel" macht eine der wenigen Ausnahmen und bietet neben einem Exkurs in mittelalterlicher Kriegstaktik wahrlich ohrenschmeichelnde Passagen. Fürs lockere Tanzbein ist das Instrumental "Käptn Coma" und sein witziger Rhythmuswechsel gegen Ende genau richtig, der Opener "Vor Der Schlacht" mit einem fulminanten Dudelsack-Gitarren Duell eine harte Eröffnung. Mir jedoch geht bei zu vielen Songs die Luft etwas aus oder wird zumindest dünn, die Leichtigkeit fehlt - nicht nur thematisch sondern auch oder grade bei der Umsetzung. Wahrlich kein schlechtes Album, aber im Vergleich zum Vorgänger eben "nur" ein Gutes.
"Torn Apart" haben DIVINE NOISE ATTACK Ende 2004 als MCD veröffentlicht, damals noch ohne Label im Rücken. Jetzt ist die Band bei MDD gelandet, die "Torn Apart" gleich nochmal auf den Markt bringen, allerdings um die Songs vom "Soulless Something"-Demo erweitert, was summa summarum 12 Songs ergibt. Soundmäßig sind die originalen "Torn Apart"-Songs erste Sahne, wurden sie doch bei Tommy Newton (u.a. HELLOWEEN) produziert. Dagegen fallen die Demo-Tracks etwas ab, sind aber immer noch druckvoll und differenziert genug. Musikalisch macht sich dagegen kein Bruch bemerkbar, DIVINE NOISE ATTACK weichen nicht von ihrem selbstgestecktem Kurs ab - und der heißt Death Metal! Mit dezenten Thrash-Anleihen und einer deutlichen Ausrichtung Richtung OBITUARY (Gitarrenarbeit und Bass) und SIX FEET UNDER (Gesang) grooven sich die Jungs durch die zwölf Songs. Technisch versiert werden Songs gezockt, die jedem Death Metal-Fan im Ohr bleiben werden und sich im internationalen Vergleich gut machen werden. zwar sind nicht alle Songs potentielle Hits, aber Kracher wie das abwechslungsreiche "Fields Of Starvation" oder der donnernde Opener "Torn Apart" sind schon feine Songs. Angesichts des Alters der Songs bin ich auf neues Material gespannt, wenn DIVINE NOISE ATTACK sich konstant weiterentwickelt haben, steht uns Großes ins Haus!
Ich weiß noch, wie in den Anfangstagen des Metalcores viele Bands als schlechte SLAYER-Klone runtergemacht wurden und der Stil als Slayercore bezeichnet wurde. Dass das so nicht stimmt, wissen wir mittlerweile alle - aber das mal eine Band dieses Klischee dermaßen perfekt erfüllt, hätte ich nicht gedacht. PURIFIED IN BLOOD schaffen das ohne große Mühen. Der blutjunge Norweger-Sechser verknüpft auf seinem Longplayer-Debüt "Reaper Of Souls" brutalen Thrash mit Hardcore und kreiert eine durchweg knallende Scheibe. Schon die ersten beiden Songs kommen mit so viel Wucht aus den Boxen, dass manche Death Metal-Combo leise weinend ihre Instrumente an den Nagel hängen wird. Von den Möchtergern-Thrashern mal zu schweigen, denen zeigen PURIFIED IN BLOOD wie man Thrash-Riffs richtig spielt. In der Mitte des zweiten Songs, "Unmarked Graves", gibt es dann den ersten Break und einen fiesen Moshpart, der sich nahtlos in das vorherige Thrash-Gewitter einfügt. So, wie das beim Metalcore eben sein soll. PURIFIED IN BLOOD haben damit ihr Pulver aber noch nicht verschossen, sondern noch acht weitere Slayercore-Songs in petto, die "Reaper Of Souls" zu einem der besten Metalcore-Alben der letzten Zeit machen. Die Band ist vom Können her eine geschlossene Einheit, neben den Gitarrist können sowohl die beiden Sänger glänzen (wobei die Unterschiede zwischen ihnen fließend sind - klingen beide recht gleich), während die Rhythmus-Abteilung permanent Druck aufbaut. Wer die perfekte Verbindung von Thrash, Death und Hardcore sucht, ist bei PURIFIED IN BLOOD richtig. Selbst beinharte Thrasher dürften hier glücklich werden - wenn sie damit leben können, dass die Norweger keine speckigen Kutten tragen.
LAID IN ASHES haben sich drei Jahre Zeit für den Nachfolger ihres Debüts "Freakshow666" gelassen. Zeit, die ihnen beim Songschreiben zugute kam und "Bastards From Hell" zu einer richtig guten Scheibe werden ließ. Gekonnt haben LAID IN ASHES in ihren Death Metal Elemente vom Thrash eingefügt und sogar richtige Rock’n’Roll-Riffs verwursten können. Dadurch wird der Silberling nicht langweilig und bietet sowohl dem Freund totmetallisch-heftiger Attacken ("Bastards From Hell") als auch gemäßigteren Metallern genug Stoff. Letztere sollten sich mal die sehr atmosphärischen und anspruchsvollen Tracks wie "Gabriel" oder "Death Of A Vampire" anhören, bei denen LAID IN ASHES ihr gesamtes Spektrum zeigen. So ist Sänger Fabian nicht nur für tiefe Growls zuständig, sondern kann seine Stimme auch sehr akzentuiert in ruhigeren Parts einsetzen, bei denen die Gtiarren nicht nur groovende thrashige Riffs schrubben, sondern sich etwas zurücknehmen und leisere, melodischere Töne anschlagen. Ingesamt ergibt das eine sehr abwechslungsreiche Metal-Platte, die zwar einen heftigen Grundtenor hat, aber trotzdem für jeden Metaller was bietet. Bleibt zu hoffen, dass das auch geschehen wird.
Im Sommer 2004 beschlossen Sänger Daniel Dart und Gitarrist Elijah Reyes, dass sie jetzt eine Band seien. Obwohl die Band damit weder komplett noch ein einziger Song geschrieben war, setzten die beiden all ihre Energie für Promotion ein und pflasterten Los Angeles mit tausenden von Stickern zu und warfen mit Flyern nur so um sich. Erst einige Tage, bevor sie ihren ersten Auftritten spielen sollten, fiel ihnen ein, dass sie noch ein paar Musiker benötigten und so wurden flugs ein Basser und ein Drummer mit ins Boot gezogen. Und dann ging alles ganz schnell: Im Juni ´05 erschien die erste E.P., worauf weitere Gigs folgten, u. a. mit SOCIAL DISTORTION, den VANDALS und den CIRKLE JERKS. Im November wurde dann die Arbeit am ersten Album begonnen, das jetzt in den Läden steht. Und das hat es wahrlich in sich! In 28 Minuten werden einem 13 Songs um die Ohren gehauen, die randvoll sind mit Dreck, Energie und Spielfreude. Dabei wird aber nicht sinnlos losgeknüppelt, sondern ein Ohrwurm jagt den nächsten. Auch in punkto Vielfalt gibt es nichts zu meckern: Handelt es sich bei dem Großteil der Songs um rauen Old School Streetpunk, ist besonders in den Harmonien an vielen Stellen ein deutlicher Folk-Einfluss erkennbar. Und alleine der hymnische Titeltrack, bei dem Tim Armstrong mitträllerte, rechtfertigt den Kauf der Scheibe. Angesichts dieses genialen Debüts darf man sich schon jetzt auf die musikalische Zukunft von TIME AGAIN freuen.
DORO schafft mit ihrer aktuellen Langrille "Warrior Soul" etwas, was ihr viele (inkl. meiner Wenigkeit) so nicht mehr (ganz) zugetraut haben, nämlich ein gutklassiges traditionelles Heavy Metal Album abzuliefern Punkt. Mit einer super Mischung aus schnelleren Abgehnummern sowie diesmal etwas weniger stark gestreuten Balladen wirkt die CD äußerst kurzweilig. Und Frau Pesch bestätigt hierbei zur Abwechslung auch mal wieder auf CD, dass sie zweifelfrei Deutschlands Rock-Metal Lady Nummer eins ist. Auf ihren Livekonzerten traf dieser "Anspruch" (obwohl Doro selbst viel zu bescheiden ist, darauf abzuheben) in den letzten Jahren zwar immer noch zu aber die letzten Alben (von der klasse Orchestergeschichte mal abgesehen) konnten nicht immer diese Kompaktheit sowie den härteren Charakter der Düsseldorferin mit ihrer Band auf der Bühne widerspiegeln. Auch auf "Warrior Soul" gibt es wieder diese typischen etwas leicht pathetischen anmutenden Texte über Liebe, Zusammengehörigkeitsgefühl, Familie, Freunde in etwa thematisch dass deutsche Gegenstück zu MANOWAR. Aber davon mal abgesehen muß diesmal das Songwriting als äußerst gelungen bezeichnet werden (bis auf dass etwas halbgare "Ungebrochen"), denn Ausfälle gibt es tatsächlich keine zu vermelden. Wie schon angedeutet die langsamen Tracks halten sich in Grenzen und selbst eine relativ kitschige Nummer wie "In Liebe und Freundschaft" (übrigends der beste deutschsprachige Song seit "Für immer") kann überzeugen und man kauft in Doro inhaltlich sogar voll ab. Für alle Fans, die ihr seit über zwanzig Jahren egal ob Solo oder seit WARLOCK die Treue gehalten gehaben (trotz der etwas schwächeren Werke in den 90’ern inklusive Experimentierfehlschläge) werden begeistert sein. Vor allem hat man hier das gute Gefühl, eine richtig zusammengehörige Band zu hören, der Sound ist wunderbar erdig, die Gitarrenarbeit von Joe Taylor mit vielen schönen Solis ist klasse geworden, alles wirkt kraftvoll-kompakt und (nicht wie früher) zu stark um DORO herumkonstruiert. Für mich bietet "Warrior Soul" tatsächlich das beste Material seit "Triumph & Agony" und "Force Majeure", passend dazu wurde natürlich auch dass Cover im obligatorischen Stil wieder von Geoffrey Gillespie gestaltet, einfach klasse. Mit unheimlich viel Power singt sich DORO dank ihrer charakteristischen Stimme durch die 12 urchwüchsigen Rockhymnen mit viel 80’er Jahre Flair meiner Promo CD (die Ein-und Ausblenderei bei 10 Songs ist zwar nicht so störend aber na ja wegen der bösen Raubkopierer muß dies wohl so sein). Egal ob typischen Balladen "Heaven I See" bzw. Above The Ashes" oder auch der atmosphärisch-epische Stampfer "Warrior Soul" - musikalisch alle paßt wunderbar zusammen. Denn die stilistischen Gegenstücke bilden solche Krachernummern wie "Hauntet Heart" "You’re My Family", "Thunderspell", "Creep Into My Brain" oder mein persönliches Highlight "My Majesty" - es wird ordentlich Tempo gemacht und das Gaspedal voll durchgetreten mit viele geilen Melodien. Klar, hier handelt es sich um Retro oder auch Oldschool pur aber dies tut dem Spaßfaktor keinerlei Abbruch. DORO hat sich hier wieder mal als wahres Stehauffrauchen bewiesen und es allen gezeigt.
Die im Jahr 2000 gegründeten BORN TO LOSE aus Austin, Texas haben sich dem Punkrock der dreckigen Sorte verschrieben. Dementsprechend geht es auf dem neuen Album "Sweet Misery" dermaßen straight und ohne Kompromisse durchgehend nach vorne, dass es einen nur so aus den Latschen haut. Dazu jagt ein Hymnen-Chorus den nächsten und jeder einzelne davon animiert auch noch bestens zum Besoffen-Mitgrölen. Zugegeben: Auf Dauer klingt alles sehr ähnlich, grade auch, weil alle Songs in etwa das gleiche Tempo haben. Aber trotzdem - die schier unendliche Energie des Fünfers steckt an, und besonders Kracher wie "Salvation", "New Babylon" oder "Bitter Streets" blasen alles weg. Schönes Ding!
Das Produzentenduo "The Spinalzo Bros." läuft seit 2004 auch unter dem Namen REMEDY INC. auf, um mal kurz so alles an Sounds zu vermischen was ihnen unter die Hände kam - so mussten Crossover-mäßig Nu-Metal, Rap, Alternative Rock, Hardcore, Funk und was weis ich noch dran glauben; dazu soundtrackmäßige Samples, elektronische Spielereien, eingestreute weibliche Vocals und überwiegend Sprechgesang - mal deutsch und mal auf englisch aber desöfteren recht schräg. Klingt abwechslungsreich - ist es aber nicht. Denn "Short Bad Quarter Of An Hour” zieht einem nicht in seinem Bann sondern verstört und verwirrt. Durch die Vielzahl der Stile und einer fast schon überambitioniert zu nennenden Experimentierfreude verliert der geneigte Hörer frühzeitig den roten Faden, gelungene Parts werden unvermittelt überfrachtet und nach unten gezogen - schade. So scheint der Albumtitel "Short Bad Quarter Of An Hour” leider den Kern zu treffen. Da können auch Gastmusiker, Produzenten Know-how und einige gute Songansätze nicht helfen. Wer sich aber selbst eine Meinung bilden möchte - über einen Link auf der Band-Homepage kann man das Album für 8,- Euro inkl. Allem erwerben.
WICKED SIDEBURNS habe ich spontan mit den coolen Hellsinki-Rockern FLAMING SIDEBURNS verwechselt. Aber leider sind die WICKED SIDEBURNS noch ne ganze Ecke von den Finnen weg, sowohl geographisch als auch qualitativ (auch wenn sie nicht im gleichen musikalischen Gewässern unterwegs sind). Der Vierer hat sich modernem Metal verschrieben, Hardcoer und Metal mischt, aber kein gewöhnlicher Metalcore ist, sondern in Richtung New Metal geht. Dazu tragen die laut/leise-Dynamik bei und besonders Sänger Bastian, der ein sehr großes Spektrum abdeckt. Das schwere Riffing und der akzentuierte Bass tragen ebenfalls dazu bei, dass eher Assoziationen mit KORN als mit HATEBREED aufkommen. Am Besten gefallen WICKED SIDEBURNS wenn sie einfach und schnell losrotzen, wie beim aggressiven "Children Of War". Daneben gibt es aber auch Songs, die zu sehr auf ausgelutschte New Metal-Klischees setzen ("Rumours") und dadurch nicht mehr als ein Gähnen verursachen. WICKED SIDEBURNS kommen mit dieser Platte ein paar Jahre zu spät, um noch vom großen New Metal-Boom zu profitieren - andererseits haben sie aber den Vorteil, dass ihr Genre nicht mehr so überfüllt ist. Wer auf modernen Metal steht und eine Nachwuchscombo unterstützen will, kann sich den gut produzierten Silberling ja mal anhören.
FINAL PRAYER setzen sich aus (ex-)Mitgliedern einiger deutscher Hardcore-Combos zusammen, von denen mir SHORTAGE noch am geläufigsten waren - und wahrlich keine schlechte Hausnummer sind, wie "Control_1.0" zuletzt bewiesen hat. In die gleiche Kerbe hauen FINAL PRAYER: auf die Fresse mit old schooligem HC! Feine Sache, wenn das so exzellent wie hier gemacht wird. Wer TERROR mag, ist bei FINAL PRAYER bestens aufgehoben, denn genau wie die kalifornischen Durchstarter haben auch die Berliner die richtige Mischung aus heftigen Moshparts und schnellen Passagen gefunden, wobei sie immer grooven und eingängig sind. die Singalongs sitzen nach einem Durchgang (wie das eben sein muss) und werden live garantiert zünden. Shouter Stephan erinnert an HATEBREED, während die Gitarrenarbeit mit ebenjenen TERROR Gemeinsamkeiten hat. Die Produktion der Kohlekeller Studios geht auch wieder mal in Ordnung und die coolen Backing Shouts sind das i-Tüpfelchen auf einer arschcoolen HC-Platte. Also kaufen!