Was sich mit "Crush/ Rebuild" bereits angedeutet hatte, wird von FIRE IN THE ATTIC mit "I’ll Beat You, City!" auf das nächst Level gebracht: moderner Hardcore in Vollendung! Gerade einmal ein Jahr haben Bonns Finest gebraucht, um die zwölf Songs zu schreiben, aufzunehmen und in feiner Verpackung in die Läden zu stellen. FIRE IN THE ATTIC knüpfen da an, wo sie mit dem Vorgänger aufhörten und setzen auf Wechsel-Gesang, hochmelodische Songs und einem daraus resultierenden sehr hohen Hitfaktor ("The City"). Gleichzeitg wurde das Kunstück fergigebracht, sich nicht einfach nur zu wiederholen, sondern dem Sound eine neue Wendung zu geben und ihn komplexer zu machen. "I’ll Beat You City!" zündet sich nich sofort, setzt sich aber nach einigen Umdrehungen gnadenlos im Ohr fest. Zu Recht spielt die Band selbst bei großen Festivals und kann Clubs füllen - das ist international konkurrenzfähiger Hardcore der Spitzenklasse! Hoffentlich behalten FIRE IN THE ATTIC ihr Tempo beim Songschreiben bei, dann steht uns Mitte 2007 der nächste Kracher ins Haus. Bis dahin wird "I’ll Beat You, City!" das Warten mehr als erträglich machen. Danke!
VANNA haben sich einen Bandnamen ausgesucht, der auch schon von einer kroatischen Sängerin genutzt wird. Also beim shoppen aufpassen, mehr als die "The Search Party Never Came EP" haben die Hardcorler bisher nicht veröffentlicht. auf der gibt es sechs Songs, die sehr old schoolig zur Sache gehen und in ihrer Schwere manchmal an WALLS OF JERICHO erinnern ("That Champagne Feeling"), allerdings haben VANNA Frauen als Gastmusiker. Einer der beiden Sänger klingt mit seiner klaren Stimme aber arg feminin und zerbrechlich, was einen guten Kontrast zum Gekeife des anderen Shouters bildet. Das Quartett hat sich über den Einsatz der Sänger ohrenscheinlich viele Gedanken gemacht und die beiden gut in Szene gesetzt. Leider hapert es beim restlichen Songwriting, da wird zu oft bereits Gehörtes widerholt und auf ausgelutschte Riffs zurückgegriffen. VANNA bemühen sich zwar, durch die Hinzunahe modernerer Gitarrenarbeit Abwechslung aufzubauen, scheitern aber durch ihre letztlich doch begrenzte Auswahl. So plätschern die Tracks vor sich hin und ziehen sich zum Schluss wie Kaugummi.
Vor knapp einem Jahr haben ATANATOS bereits Kollege Memme mit "Beast Awakening” überzeugen können und die Scheibe in Eigenregie veröffentlicht. Mittlerweile sind die Jungs bei Metal Axe Records gelandet, die die Scheibe erneut auf den Markt bringen, natürlich mit besserem Vertrieb. So wie’s aussieht, wurde der Silberling dafür nicht extra überarbeitet, wie gehabt sind zehn Tracks drauf, inklusive der coolen "Nightcrawler"-Coverversion. Die Produktion war schon anno 2005 erste Sahne, was auch heute noch gilt. Gleichzeitig druckvoll und glasklar kommt das Gemisch aus Death Metal, Black Metal-Keyboards und viel Thrash Metal aus den Boxen. Die durchweg flotten Tracks überzeugen mit einer gesunden Härte, sägenden Gitarren und einem kompetenten Herrn am Mikro. Selbst die gelgentlichen Keybaord-Einlagen (die stark an alte DIMMU erinnern) passen gut ins Bild - und alles Weitere hat Kollege Memme bereits gesagt. Ich kann mich seinem Fazit nur anschließen: tolle Scheibe!
Ganz klar, die polnischen Modern Art Rocker von RIVERSIDE sind die Progband der Stunde und da macht es durchaus Sinn, wenn dass geschäftstüchtige Inside Out Label eine bereits 2004 erschienene EP Namens "Voices In My Head" jetzt nochmal neu mit u.a. drei zusätzlichen Livetracks auflegt. Dass wichtigste ist natürlich die musikalische Qualität, und die stimmt absolut und reiht sich nahtlos an die bisherigen Veröffentlichungen ein. Der Titel wurde aus dem Debütalbum "Out Of Myself" entnommen und soll wohl auch eine Art Verbindung zwischen diesen beiden Alben darstellen.
Die fünf Songs von "Voices In My Head" sind zwar größtenteils relativ ruhig ausgefallen ("US" kommt dabei völlig in akustischen Gewande daher) hätten aber durchaus auch auf die beiden bisherigen Platten gepasst. Vor allem das hammermäßige "Acronym Love" ist ein Progrock Sahnestück zum ehrfürchtig Niederknien mit diesem elegischen Gitarrenthema - der Song wie auch etwas die anderen erinnert mich von der Stimmung etwas an MARILLION zu "Brave" Zeiten. Die enorme Intensität der Vocals und eine äußerst melancholische aber nicht depressive Stimmung in Verbindung mit der herausragende Stimme von Sänger, Bassist und Songschreiber Mariusz Duda lassen den Hörer einfach nicht mehr los und man bekommt sprichwörtlich die Stimmen nicht mehr aus seinem Kopf. Bestes Beispiel hierfür sind die süchtigmachenden kanonartigen Gesangstriaden bei "Stuck Between". Aber auch die mehrfach auftauchenden Triphop angelehnten Rhythmen sowie Drumbeat Arrangements zeigen insbesondere bei dem über siebenminütigen "Dna ts. Rednum or F. Raf” (Rückwärts lesen!) völlig neue Klangwelten auf - so psychedelisch und fast schon experimentell kannte man RIVERSIDE bisher nicht. Und immer wieder tauchen diese wunderbar sphärischen Elemente mit den klasse Gitarren von Piotr Grudziñski auf und entführen den Zuhörer ihn eine meist nur schemenhaft angedeutete weite Ferne. Hier sollten sich sogar PINK FLOYD Liebhaber wohlfühlen können. Ansonsten gibt es drei zusätzlichen Live-Bonus-Tracks und hier zeigen die Jungs, dass sie gerade auch auf der Bühne ihre vielschichtige Musik eindrucksvoll umsetzen können. Insbesondere das einfühlsame "I Believe" aber auch das melodisch-extatische "Loose Heart" zeugen von hoher Impulsivität. Die EP kommt so auf eine Spielzeit von knapp 36 Minuten wobei der zusätzliche Multimedia-Part diverse Bandbilder, alle Songtexte der bisherigen Veröffentlichungen und ein Live-Video zu "Acronym Love" enthält.
"Voices In My Head" muß man als RIVERSIDE Fan auf jeden Fall haben und auch alle anderen Liebhaber von atmosphärisch-ergreifendem Prog werden hier in kollektive Begeisterungsstürme verfallen - garantiert. Das nächste Album soll schon im April/Mai 2007 erscheinen, bleibt nur zu hoffen, dass die Band im Spätsommer noch mal zu uns nach Deutschland kommt um RIVERSIDE auch mal livehaftig zu erleben.
Das Wort TYSTNADEN klingt schwedisch, ist es auch und bedeutet in etwa "Stille". Da liegt der Verdacht nahe, das eine Band namens TYSTNADEN dann wohl auch aus Skandinavien kommen sollte und dementsprechende eher ruhigere Töne anschlägt - tut sie aber nicht. TYSTNADEN kommen aus dem italienischen Udine und präsentieren auf ihrem Debüt "Sham Of Perfection" eingängigen Dark Metal mit überwiegend weiblichen Vocals und eingestreuten Death Metal Parts. Dabei bleibt das Sextett trotz seiner Verehrung für Bands wie In Flames, Dark Tranquility und Sentenced härtemäßig deutlich zurück. Die Zielgruppe der Band dürfte sich irgendwo zwischen den Fans von Nightwish und Evanescence sowie ihren Landsleuten von Lacuna Coil bewegen. Reinhören sollte man mal in die Bandhymne "Tsytnaden", dem fast schon epischen "The Foolish Plan" und das zwischen derb und sanft pendelnde "The Joke". Neben den für ein Debüt überraschend ausgereiften Kompositionen lässt TYSTNADEN auch musikalisch nichts anbrennen, setzt weder Keyboard noch Gitarre zu dominant ein und wertet alles mit einer gelungenen Produktion auf. Gesanglich kann man auch Sängerin Laura De Luca nun gar nichts vorwerfen. Nein, die Stimmlage ist richtig angenehm (nix Oper) und sie packt gut den Spagat zwischen einfühlsameren und härteren Passagen. Aber trotz aller Sympathiepunkte für einen netten Akzent - in diesem Business sollte man dringend noch an der Aussprache feilen. Hier darf noch nachgearbeitet werden. Ansonsten haben TYSTNADEN bereits mit ihrem Erstling Beachtung verdient. Freunde melancholisch harter Töne mit Frauenstimme und Fans aufgeführter Bands sollten den Newcomer ruhig antesten, denn die abwechslungsreichen Kompositionen auf "Sham Of Perfection" machen Spaß und lassen einiges erwarten.
Die Offenburger Band THE WILD DOVES trat im September 2005 den weiten Weg vom Schwarzwald bis nach Köln an, um dort mit Paul Dumbell in dessen Burning Ear Studios ihr Debüt aufzunehmen. Sämtliche Songs wurden innerhalb von 10 Tagen in die Kanäle geprügelt, und das hört man dem Album auch an. Positiv gesagt: Der punkige Rotz-Rock des Fünfers klingt absolut authentisch, roh, ungeschönt und nach viel Spaß und Bier. Negativ gesagt: Letzteres sollte man wohl in ausreichendem Maße zu sich genommen haben, um zu der Musik abgehen zu können. Nüchtern wirken der Sound dann doch zu Garagen-mäßig, die musikalischen Fähigkeiten der Jungs etwas zu unausgereift und die Songs zu eintönig. Im Vollrausch dürfte man dazu aber bestens abfeiern können - hymnische Mitgröl-Refrains sind jedenfalls mehr als genug vorhanden.
FELSKINN-Kopf, -Gründer und -Sänger Andy Portmann hat schon eine ganze Menge Musikgeschickte miterlebt. Nicht nur hat er schon für diverse Schweizer und amerikanische Bands gesungen, getextet und geschrieben, sondern er war auch im Jahre 1995 bei der Schweizer Hardrock-Legende KROKUS als Backgroundsänger engagiert und von 1994 bis 1997 Lead-Sänger der Schweizer Metal-Combo "AIN´T DEAD YET". Ab 1998 war der in London ausgebildete Sänger auf Solo-Pfaden unterwegs, und nebenbei spielte er auch noch die Hauptrolle im Rock-/Metal-Musical "The Passion". Im Jahr 2005 schließlich hatte er keine Lust mehr, alleine herumzuziehen und suchte sich Mitstreiter für sein neues Projekt, aus dem mittlerweile eine Band mit festen Mitgliedern geworden ist. Das noch mit Studiomusikern eingespielte Debüt-Album überrascht vor allem angenehm durch seinen transparenten, modernen Sound. Wenn es auch größtenteils relativ traditionell zugeht - von Altherren-Hardrock keine Spur! Die Songs sind zwar im klassischen Hardrock und Heavy Metal verwurzelt, aber durch treibend groovige Riffs und teils fast schon Nu Metal-artige Gitarrensounds angereichert, was als Mischung erstaunlich gut funktioniert. Andy Portmann selbst ist dabei über jeden Zweifel erhaben. Für meinen Geschmack lässt er sich zwar zu häufig zu Screams hinreißen, aber das macht er locker dadurch wett, dass er wirklich in allen Stimmlagen über extremen Druck verfügt, auch wenn er einfach nur böse zischt, wie in der angepunkten Strophe von "But It´s Like" oder bei der Ballade "Stay Together" ruhige und weiche Töne anschlägt. Erstaunlich auch, wie unpeinlich das auf deutsch gesungene "Stillstand" daherkommt, das mit seinen wuchtigen Gitarren und dem hymnischen Chorus auch MANOWAR-Fans durchaus zufrieden stellen dürfte. Insgesamt wird die Musik wohl hauptsächlich Old School-Anhänger ansprechen. Trotzdem: Frischer kann man traditionellen Metal/Hardrock wohl nicht klingen lassen.
SPLITTER könnte ein neues Synonym für "brutal" werden. der Schwedenhaufen geht auf seiner dritten EP dermaßen brachial zu Werke, dass kein Stein auf dem anderen bleibt. In nicht einmal einer halbten Stunden ballern SPLITTER 18 Tracks runter, die in bester NASUM-Manier stehen und bei aller Heftigkeit sehr abwechslungsreich ist (die Jungs haben sogar das Kunstück geschafft, Mid-Tempo-Grind zu spielen) und niemals einen gewissen Groove vermissen lässt, was selbst Brachialsongs wie "Landets Blinda Undergang"hörbar macht. Alle Lyrics auf schwedisch ist eh klar, oder? Ist beim Gesang aber auch egal, da versteht man ehj’ nix von den (durchaus sozialkritischen) Texten, sondern konzentriert sich auf die Wut und Anpissheit, die der Mikrosklave versprüht. Seine Gitarristen konzentrieren sich derweil auf effektives Grind-Geschrubbe oder bauen mal einen kleinen Melodie-Part ein, während der Drummer eigentlich immer auf den Blastpart wartet. Ergibt eine arschgeile Grindplatte, die en par mit der neuen GADGET ist.
Ob eine Zwei-Tages-Romanze eine euphemistische Bereichnung für einen One-Night-Stand ist, kann ich nicht sagen, ein schöner Bandname ist es allemal. TWO DAY ROMANCE haben dazu noch einen Sänger mit dem schönen Namen Flop und ihre Debüt-EP "Suicide Note Of The Individual" in einem sehr schönen Metallkästchen verpackt. Alles schön also bei den Hessen? Kann man so sagen. Sänger Flop ist glücklicherweise kein solcher, sondern im Gegenteil ein verdammt guter aggressiver Shouter, der die brachialen Tracks ansprechend unterlegt. TWO DAY ROMANCE sind von modernen Combos wie HOPESFALL oder DESTINY inspiriert und trümmern fachgerecht mit Stakkato-Riffs, ordentlich Wucht und einigen Moshparts, beherrschen aber ebenso sphärische, ruhigere Parts ("Missing Depth Perception"), was die EP zu einer enorm vielfältigen Angelegenheit macht. Eine Kohlekeller-Produktion sorgt für die entsprechend passende Soundwand, so dass einem Hörvergnügen für Metalcore-Freunde nichts mehr im Wege steht. Abseits der üblichen Pfade haben die Mid Tempo-Freaks TWO DAY ROMANCE ihren eigenen Weg gefunden, auf dem sie hoffentlich von vielen Fans begleitet werden.
Drummer wechsle dich bei AURORA BOREALIS: nachdem Mastermind Ron Vento (der auf jedem Album alles bis eben auf die Drums selbst eingespielt hat) beim letzten Album auf ex-HATE ETERNAL-Drummer Tim Yeung zurückgreifen konnte, ist es jetzt wieder Tony Laureano dabei, der mit Meister Vento schon das Debüt eingetrümmert hat und sich nebenbei noch Credibility bei NILE, DIMMU BORGIR und ANGELCOPRSE verdient hat. An ihm liegt es auch nicht, dass "Relinquish" mich nicht sonderlich vom Hocker reißen konnte, seine Arbeit ist wie gewohnt vorzüglich und unterlegt die acht Tracks mit einem sehr dichten und druckvollem Soundteppich. Leider kann Vento nicht mithalten und hat die acht Songs ziemlich gleichförmig werden lassen, so dass "Relinquish" an einem vorbeirauscht, ohne dass irgendwas im Ohr hängenbleibt. An den technischen Fähigkeiten des Mannes gibt es nichts auszusetzen, sowohl Gesang als auch Gitarrenarbeit sind erstklassig, ebenso die Produktion (für die sich natürlich auch Vento höchstpersönlich verantwortlich zeigte), aber so coole, leicht thrashige Parts wie bei "The Red Flag" hat er viel zu selten eingebaut - dabei heben sich die wohltuend vom Highspeed-Geballer der restlichen Zeit ab und würden AURORA BOREALIS einen eigenen Sound geben, weg vom Ami-Einerlei. Gibt es aber nicht und so bleibt die Scheibe ein weiteres Zeugnis für technisch erstklassiges Geballer, dass Normalkonsumenten langweilig finden.