DEATH BY DAWN machen schon seit längerem den deutschen Underground unsicher und konnten besonders durch ihren Herrn am Mikro einen bleibenden Eindruck hinterlassen: keiner Geringerer als Martin van Drunen zeigt sich für die Gesangsleistung verantwortlich. Richtig, der Mann, der mit PESTILENCE und ASPHYX zwei wichtige DM-Combos in seinen Credits hat. Und bei BOLT THROWER war er ja auch mal kurzzeitig. DEATH BY DAWN sind aber nicht nur ihr Sänger, sondern logischerweise noch ein paar andere Mucker. Und die wollen dann auch zeigen, wie ihre Version des Death Metal klingt. Klar, Martins Gesang ist unverwechselbar und drückt der Band seinen Stempel auf, aber DEATH BY DAWN verlassen sich nicht nur auf ihn, sondern haben einige sehr unterschiedliche Songs auf die Scheibe gebrannt. So gibt es geradlinigen Death Metal der alten Schule ("State Paranoia" oder "DCF") wie auch Death’n’Roll-Stücke ("The Nicotine Lobby"), die allesamt gut sind. die Songs kommen auf den Punkt, haben Groove und sind zudem technisch sauber eingespielt. Hin und wieder läßt die Produktion zwar etwas Druck vermissen ("State Paranoia"), genügt aber jederzeit vollkommen. "One Hand One Foot... And A Lot Of Teeth" ist ein solides Death Metal-Album mit dezentem Old School-Touch und einem ganz eigenem Charme, dass durch die Hinzunahme des erfahrenen Martin van Drunen den letzten Kick bekommt.
Was für Beziehungen normalerweise der Todestoß ist, hat sich im Falle von SOCIETY’S FINEST als heilsam erwiesen: die Trennung auf Zeit. Nach fünf gemeinsamen Jahren machten die Jungs 2003 eine Pause und ließen Shouter Joshua mit ZAO touren. 2004 fand man sich dann weder zusammen, mochte sich immer noch und spielte eine EP ein. Auf der folgten die obligatorischen Touren und Ende 2005 die Aufnahmen zum Debüt-Album "And I, The Drunkards". Auf dem erfinden SOCIETY’S FINEST den Metalcore zwar nicht neu, können sich aber achtbar aus der Affäre ziehen und einen guten Eindruck hinterlassen. Die Tracks sind durchweg brutal ("Sunday Prayer") wie auch eingängig, was natürlich die üblichen schwedischen Gitarrenläufe voraussetzt, genauso wie Moshparts und einen angepißten Sänger. Etwas Abwechslung kommt durch viele spährische ruhige Einschübe ("Holland"), die man so nicht erwarten würden. Trotzdem ist "And I, The Drunkards" schnell gehört und hinterläßt keinen überragenden Eindruck. Aber auch keinen ganz schlechten. Bleibt ergo nur das Mittelmaß, auch wenn es gehobenes ist. In der Schule wäre es eine 3+. Tendenz nach oben, wie es da immer so schön heißt. Also abwarten und Metalcore hören.
"Rites Of Passage" ist das neue Soloalbum des schwedischen Multiinstrumentalisten Coste Apetrea, der zuvor seit 1972 mit der Band SAMLA MAMMAS MANNA unterwegs gewesen war. Was man auf dem Album zu hören bekommt, ist typische "Mucker - Mucke", die zwar auf der einen Seite im technischen Bereich für deftige Maulsperre sorgt, aber definitiv nur für Instrumental - Freaks mit Hang zum Analysieren von Notenfolgen geeignet ist. Außer Coste Apetrea, der als Gitarrist, Sänger, Drummer und Keyboarder in Erscheinung tritt, sind noch weitere sechs Gastmusiker (Ake Eriksson, Santiago Jimenez, Bobbie, Robert A, Peter Eyre und Anders Paulsson) zu hören, die unter Anderem zusätzliche Drums, Violine, Bass oder Saxophon beisteuern. Die Stücke erwecken den Eindruck, als entspringen sie der Zigeuner - Folklore, gemischt mit südeuropäischem Flamenco - Flair, alles rockig und wirklich ansprechend aufbereitet. Leichte Kost ist "Rites of Passage" nicht, und Anspieltipps kann man auch nicht wirklich nennen, da das Album wie aus einem Guss klingt, alle Stücke als gleichwertig anzusehen sind und man nicht von echten "Songs" reden kann. Instrumental Rock - Fans können hier eine echte Entdeckung machen, aber Ottonormalmetaller aller Art dürften hiermit nichts anfangen können. Objektiv betrachtet echt gelungen!
Ich glaube kaum, dass diese Formation jemals einem größeren Kreis als einer kleinen, eingeschworenen Gemeinde vorbehalten war. Zugegeben: "Splatter Rock" hat sich auch nie auf bereiter Ebene durchsetzen können! Ich wüsste auch nicht, wer, außer THE ACCÜSED (ähnlich wie MOTÖRHEAD eigentlich mit Umlaut im Namen), jemals diesen Stil gespielt hätte, aber egal. Nach nunmehr 14 Jahren, seit ihrer letzten, symptomatisch betitelten Scheibe "Splatterrock", melden sich die Seattler mit ihrem kurzen, aber heftigen "Oh Martha!" - Release zurück und huldigen einmal mehr ihrem ewigen Bandmaskottchen Martha Splatterhead, das von vielen Knüppelfans immer noch zum Kult sterilisiert wird! Musikalisch kann man THE ACCÜSED überhaupt nicht einordnen, denn die räudige Mischung aus Punk, Grind, Thrash und fetten Arschrock - Elementen dürfte weltweit so ziemlich einmalig sein. Richtig derbe ist auch das fies keifende Organ von Blaine Cook, der etwa wie eine durchgedrehte Version von DESTRUCTION´s Schmier klingt! So hämmert man sich auf diesem Comeback - Album durch ca. 28 Minuten feinsten Krawall, der ohne Frage mehr Fans verdienen würde als ein paar versprengte 80er - Anhänger der Combo. Mit "Filth Hounds Of Hades" (TANK) und "Have You Never Been Mellow?" (Olivia Newton - John !!!) findet man sogar zwei sehr originelle Coverversionen, die coolem eigenen Stoff wie "Fast Zombies” oder "Hooker Fortified Pork Products” gegenüberstehen. Als Bonus zum 20sten Jubiläum der Band soll die CD plus der fünf neu aufgenommenen Songs der "Martha Splatterhead EP" erscheinen. Für Krach - Fetischisten, und die, die es werden wollen, ein echter Geheimtipp!
Ich muß ehrlich gestehen, die erste Single aus dem jetzt vorliegenden Album der dänischen Band sowie MTV Lieblinge THE ALPINE hat mir noch recht gut gefallen. Das Ding schimpfte sich "Mondays Look The Same" und konnte trotz eines stark betonten Keyboard- bzw. Klaviersounds aber noch mit deutlicher Rockattitüde in einem leichten 80er Wave-Gewand durchaus überzeugen. Die zweite Single "Trigger" war mir dann trotz wieder eingängiger Melodien dann einfach viel zu platt, zu glatt, zu deutlich bestimmt von pompösen Glam Pop der Marke ABBA meets BEATLES und hatte viel zu wenig eigenes Charisma, für die Charts eventuell interessant aber auch nur für die Ü-30 Fraktion, die auch jedes noch so dürftige ROBBIE WILLIAMS CD kauft ohne vorher hineinzuhören. Auch mit dem dazugehörigen Album "On Feel Trips" fühlt ich mich nicht so recht wohl, sicher die Formation wirkt irgendwie sympathisch aber essentiell ist da nur sehr wenig Bleibendes und für MI Leser sowieso absolut vernachlässibar. Wer jetzt noch weiter liest, diese Band stammt aus Aalborg hat eine eher mittelmäßige Sängerin (klingt wie Gwen Stefani für Arme) und ist seit gut fünf Jahren musikalisch aktiv wobei sich die Bandmitglieder Simon Kringel (Drums), Peter Bösen (Gesang, Keyboards), Ida Stand (Gesang, Keyboards), Barke Mondrad (Bass) und Mikkel Brynildsen (Gitarre) bereits aus seit ihrer Schulzeit kennen. Die Produktion von Marco Manieri (The Cardigans, THE ARK, SUEDE) ist zwar ganz nett gemacht aber insgesamt doch recht flach. Es fehlt mir die nötige Dynamic oder Fülle in den Arrangements aber dies muß bei Popproduktionen wahrscheinlich so sein. Es wurde dabei ziemlich kompromisslos aber gründlich angefangen aus den 70ern so ziemlich alles kopiert egal ob Musical ("Winnebago"), Glamrock ("High Underground"), Funk /"Sham on") oder Stampfmitgrölpop ("Don’t Touch China") vor nichts wird halt gemacht, selbst die obligatorischen "schubidu und Uhuhu" Texte dürfen da nicht fehlen - allerdings eine eigene Identität oder gar fesselndes Songwriting bleibt dabei komplett auf der Strecke. Dass Gebotene mag für kurze Zeit zwar mal ganz lustig sein, der ein oder andere Track ist auch ganz nett geworden aber dass Album kommt ohne jegwelche Langzeitwirkung daher. Besonders die zweite Hälfte der Platte ist so richtig langweilig geraten. Wie steht so schön als Untertitel auf der CD "Contemporary Danish beat music" ja klar, was denn sonst - wie so was heutzutage klingen muß sollten sich THE ALPINE da mal lieber bei den Kollegen von MEW anhören, das hat viel mehr Charakter ohne jegliche Plattheiten.
Bei PARKWAY DRIVE handelt es sich um eine junge Metalcore-Truppe aus Down Under, wo sie mit "Killing With A Smile” bereits mächtig Staub aufgewirbelt haben und es in die Top-40 des Landes geschafft haben. Was aber dort, ähnlich wie in Finnland oder Usbekistan, nicht schwer sein dürfte. Jetzt gibt es das Album auch in Europa käuflich zu erwerben - und siehe da, das bei Altmeister Adam Dutkiewicz (UNEARTH, KILLSWITCH ENGAGE u.a.) aufgenommene Album entpuppt sich als Metalcore-Granate ersten Kalibers! Im grunde genommen bieten die Jungs nicht viel Neues und vermischen hochmelodischen Schwedentod mit Hardccore-Attitüde und Moshparts, beweisen dabei aber ein verdammt gutes Gespür für eingängige Songs, um das sie so manche Konkurrenzband beneiden wird. Jeder Song auf "Killing With A Smile" ist voller technischer Raffinesse und dürfte jedem Metalcore-Fan das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen. Der Gesang von Winston klingt sowohl in den brutalen Moshparts als auch den treibenden Metalpassagen authentisch und aggressiv zugleich, womit er sich vor der namhaften Konkurrenz nicht verstecken muss. Ebensowenig wie das Gitarrendoppel Kilpatrick/ Ling, die sich ein cooles Göteborg-Riff nach dem anderen aus dem Ärmel schütteln, aber sich auch für Beatdown-Riffs nicht zu schade sind. Bei der Rhythmus-Abteilung sieht die Sache ebenso gut aus, Drummer Ben treibt das Quintett gnadenlos an und wagt sich sogar an (gut gemeisterte) Blastparts, während Basser Shaun das ist, was ein guter Basser zu sein hat: solide. Im Endeffekt ergibt das elf Killertracks, unter denen das abwechslungsreiche und mit einem tollen cleanen Part veredelte "Smoke Em If Ya Got Em" das Highlight darstellt. Ganz, ganz groß!
Auch das dritte Album des Kanadiers Big John Bates bietet die gewohnte Mischung aus Rockabilly, Psychobilly, Rock ´n Roll und Surf-Gitarren, die irgendwo zwischen den CRAMPS, den STRAY CATS, den METEORS und Dick Dale zu verorten ist und sich dort in guter Gesellschaft mit REVEREND HORTON HEAT befindet. "Take Your Medicine" geht aber noch eine ganze Ecke besser ab als der Vorgänger "Mystik". Das liegt zum einen am Sound, der mit mehr Dreck und Wumms, aber auch mit mehr Transparenz daherkommt. Zum anderen sind die Songs vielfältiger geworden und man ist immer wieder überrascht, was Big John zusammen mit seine beiden Mitstreitern da grade wieder aus dem Ärmel zieht. Egal ob die drei dreckig swingen wie in "Sunset Strip", böse rocken wie in "44 Love Bites" oder in "Train Wreck" ruhigere, aber dafür umso düstere Töne anschlagen - diese Scheibe rockt und rollt durchgehend und ultracool vor sich hin und selbst beim Anhören im heimischen Wohnzimmer wollen die diversen Gliedmaßen einfach nicht stillhalten, sondern zappeln ständig im Takt mit. Außerdem gibt es mit "Alison Hell" ein kurzes, aber wirklich originelles ANNIHILATOR-Cover zu hören, das eine Anspielung auf die musikalische Vergangenheit von Big John Bates darstellt: Dieser ist nämlich nicht nur ein alter Kumpel von ANNIHILATOR-Kopf Jeff Waters, sondern hat auch an drei Alben seiner Landsmänner mitgeschrieben. Auf der anstehenden Tour werden alleine schon die sexy VOODOO DOLLZ für heiße Stimmung sorgen. Und mit diesem Album im Gepäck ist eine schweißtreibende Rock ´n Roll-Show garantiert.
Die Italiener DAFNE bestehen bereits seit 1999 und haben bisher ein Demo veröffentlicht, dessen drei Tracks auch auf diesem selbst betitelten Debüt zu finden sind. Zu hören bekommt man sehr Gitarren - lastigen, traditionellen und mitunter recht schnellen Hard Rock / Heavy Metal, der stark an MALMSTEEN und stellenweise auch an diverse "Euro Metal" - Bands wie PRETTY MAIDS oder METALIUM erinnert. Zumindest Gitarrist Andrew Yourcenal scheint stark von dem schwedischen Saitenhexer beeinflusst zu sein, was unter Anderem das abgefahrene Instrumental "Concerto For Inferno" beweist, bei dem möglichst viele Töne in möglichst hohen Lagen möglichst schnell getroffen werden. Aber auch bei den anderen Stücken steht das Instrument fast gleichberechtigt neben Sänger Leo Ariel, dessen (ebenfalls hohes) stimmliches Organ für meine Begriffe jedoch schief und reichlich nervig neben der Spur tönt und für mich eindeutig das größte Manko von "Dafne" darstellt. Auch das Songwriting ist nicht sonderlich spektakulär ausgefallen, wobei jedoch Stücke wie "Believe In Tomorrow", "Long Awaited Stranger" oder "Dancer Of The Dark" durchaus ihre Momente haben. Im Ganzen outen sich DAFNE zwar als hörenswerte Band, wissen aber noch nicht, sich aus der breiten Masse herauszuheben. Ein großer Gewinn wäre auf alle Fälle das… ähm… Substituieren des Sängers durch jemanden mit Ahnung vom Singen! Erhältlich ist die CD für 15,50 Euro über www.hellionrecords.de.
Normalerweise hat sich die Toleranzgrenze gegenüber italienischen "Power Metal" - Bands in den letzten Jahren gegen Null verschoben. Zu viele Plagiate und schlichtweg grausame Combos hatte die Halbinsel zutage gefördert. Eine der positiveren Ausnahmen sind SCREAMING SHADOWS, die seit etwa 1997/98 existieren und bereits ein paar Veröffentlichungen auf dem Buckel haben. Zwar wird auch hier das Rad nicht neu erfunden, aber dieses Quintett weiß durchaus, eigene Akzente zu setzen. Erstens kommen die Stücke leicht progressiv und verschachtelt daher, zweitens hat die Band mit dem Gitarrenduo Francesco Marras / Andrea Giribaldi (der auch für die geschickt eingesetzten und nicht nervigen Keyboards zuständig ist) zwei echt fähige Griffbrettschwinger am Start und drittens mit Luigi Usai einen kraftvoll agierenden Sänger, der zwar die eine oder andere Höhe gekonnt mitnimmt, aber von den fürchterlichen Eunuchenklängen diverser Kollegen weit entfernt ist. Wer auf tiefer gestimmte Instrumente (inklusive Grunzer) abfährt, dürfte mit SCREAMING SHADOWS nicht glücklich werden, aber alle anderen dürften mit Stücken wie dem Titelsong, "Screaming Shadows", dem superben "The Holy Grail" oder dem schleppenden Bonustrack "Dark Shadows" eine gelungene und technisch hochwertige Alternative zu den vielen schmalzigen Kollegen finden. "In The Name Of God" ist definitiv einer der besseren Releases "italienischer" Traditionskunst, der für 15,50 Euro über www.hellionrecords.de zu beziehen ist.
Mit ihrer "Babylon Nation"-MCD haben SILENT OVERDRIVE einen respektablen Einstand gegeben, dem jetzt mit "Disease" das Debütalbum folgt. Eine große Kehrtwende gab es nicht, auch auf dem Longplayer gibt es schnellen Neo Thrash, der auch Elemente aus der HC-Ecke aufweist. Die druckvolle Porduktion setzt die zehn Tracks effektvoll in Szene und gibt besonders den Gitarren viel Raum, um zu glänzen. Das nehmen die Saitenzupfer auch gerne an und bilden eine groovend-melodische Basis, auf der Sänger Maik mit seiner aggressiven Röhre Akzente setzt. Drummer Tilman und Basser Jochen treiben die Band permanent an und lassen keine Pausen aufkommen, etwaige Soundlöcher werden souverän gestopft. SILENT OVERDRIVE setzen auf Groove und eingängige Gitarrren um die Songs im Ohr des Hörers festzusetzen, was ihnen ziemlich gelingt. Wenn es mal ruhiger wird und Maik mal zu cleanen Vocals greift ("Lost Your Belief"), kann man im Hintergrund die ungeduldigen Drums erspüren, die am liebsten sofort weiter Druck machen würden. PANTERA sind eine gute Hausnummer, um den generellen Sound von SILENT OVERDRIVE zu beschreiben, auch wenn die Deutschen viele moderne Elemente eingebaut haben, die die Jungs um Phil Anselmo noch nicht hatten. Da "Disease" ohne großen Ausfall daherkommt, kann ich es nur jedem Thrash-Fan ans Herz legen, Anhänger von SOILWORK oder CHIMAIRA sollten auch mal ein Ohr riskieren.