Die "Give ´Em The Boot"-Reihe aus dem Hause Hellcat bürgt für eine breite Vielfalt an Stilen und ein hohes Niveau der vorgestellten Bands und ist somit ein echter Selbstgänger. Wie auf den Vorgängern befindet sich allerdings auch auf Teil 5 ein gewisser Anteil an mittelmäßigen Tracks, wie z. B. der Opener, den sich Tim Armstrong selbst bzw. RANCID vorbehalten hat, deren "Tattoo" aber wenig überzeugend daherkommt. Ebenso sind Songs wie die von TIME AGAIN, THE UNSEEN, THE HEART ATTACKS oder ORANGE nicht wirklich schlecht, aber doch eher durchschnittlich bis langweilig. Aber natürlich sind wie immer ausreichend altbekannte Haudegen der Güteklasse 1A am Start, die einem ordentlich dreckigen Sound durch die Boxen jagen. Erwähnt seien hier nur die DROPKICK MURPHYS mit dem Titelsong ihres letzten großartigen Albums "The Warrior´s Code", TIGER ARMY, die HORRORPOPS, LARS FREDERIKSEN AND THE BASTARDS und die NEKROMANTIX mit dem Hammer-Track "Driller Killer" vom Re-Release "Brought Back To Life Again". Zusätzlich gibt es noch einige positive Überraschungen von unbekannteren Bands, wie das düster-punkige "Pamint De Mort" von den MERCY KILLERS und den surfigen Psychobilly-Song "Day And Night" von LOS DIFUNTOS sowie ein paar herrlich entspannte Roots-Ska-Stücke von Bands wie den SLACKERS, den AGGROLITES und WESTBOUND TRAIN. Mit 18 Tracks ist die Compilation zwar ein bisschen kürzer als die vorhergehenden Teile geraten, aber immerhin 8 davon sind unveröffentlicht, und da der Ladenpreis außerdem um die 8 Euro liegt, kann man hier wie immer bedenkenlos zugreifen.
Hier ist sie nun die erste CD-Veröffentlichung auf dem partysanenen Label. Der "Klassische Friedhof Weimar" ruft schon seit 1985 zur Union der Hartlacker auf. Also dann, auf, rubbelt schön. Damals schrubbten auch noch Eumel und Dr. Pest mit, die gründeten dann aber die inzwischen so erfolgreichen Reiter der Apokalypse. Eine gewisse Verwandtschaft der Thüringer untereinander scheint nicht zu verleugnen, nutzen die Friedhöfler viele Trademarks der Apos, wie abwechselnden Kreisch- und Grunzgesang, "rasende Blastbeats treffen auf herrliche Melodien" etc. und verbreiten so insgesamt den niemals zu vergessenden Charme der Reiter auf den ersten Scheiben. Und das nicht nur wegen "1-2-3-4-fire" beim Titelstück. DISASTER KFW wirkt oldschool Death-rödel-Metal wie Fuck, authentisch, kompromisslos, leck-mach-am-Arsch-Attitüde vom Besten - und hart. Wie eben die Reiter früher ungehobelt und schön - und doch eigen. Wem die erfolgreichen Thüringer zu fröhlich, abwechslungsreich, gut, was weiß ich geworden sind, der ist mit dieser Scheibe bestens bedient. Mal ganz davon abgesehen, dass der nervig versteckte "Bierchensong" die optimale Saufhymne für einen gelungenen Absturz ist. In diesem Sinne: Hartlackers vereinigt euch und kauft "Collateral Damage". Und rubbelt euch dabei schön einen. Hammer!
Ein ambitioniertes Werk haben NEVER VOID mit "Watch Me Burn" vorgelegt. Der Fünfer aus Minden war nicht damit zufrieden, einfach ein paar Metalsongs auf Platte zu bannen, sondern versucht, Genregrenzen zu überwinden, was ihnen auch gelingt. Man kann die Musik der Band kaum in Worte fassen: da gibt es fast schon zerbrechliche clean gesungene Parts genauso wie brachiale Mosher oder hymnische Abschnitte. SYSTEM OF DOWN oder KORN sind ebenso Einfluss gewesen wie BORKNAGAR (der klare Gesang!) und ein paar Black Metal-Combos. Aber wen schert’s, wenn das Ergebnis einfach Spass macht? Die acht songs rocken, haben jede Menge Groove und sind zudem sauber produziert (obwohl bis auf die Drums alles im Proberaum aufgenommen wurde). Klar gibt es auch ein paar langatmige Parts, aber für ein Debüt ist "Watch Me Burn" vollkommen ok und dürfte aufgeschlossenen Metallern gefallen. Ganz besonders live werden NEVER VOID jeden Laden rocken - hoffentlich auch bald im Norden!
MENDEED werden in der Presse ihrer englischen Heimat schon als die ganz große Nummer gehandelt und mit euphorischen Berichten überschüttet. So recht nachvollziehen kann ich das nach dem Genuss von "This War Will Last Forever" aber nicht. Die Briten haben zwar einige nette Songs wie das melodische "The Morning Aftermath", bei dem sie gekonnt IRON MAIDEN-Gitarren mit mörderischem Gesang kombinieren, aber zum einen ist das nicht mehr sonderlich originell, zum anderen gibt es auf der Platte auch zuviele Füller. Gerade zu Beginn finden sich langweilige Songs und schlicht mittelmäßig Parts, bei denen besonders der Drummer nicht glänzt, sondern durch sein eintöniges Spiel viel kaputtmacht. An den Gitarren haben MENDEED ohne Zweifel echte Könner, die sowohl melodische Ohrwürmer produzieren als auch mal heftig braten ("Poisoned Hearts") können. Im Endeffekt machen MENDEED aber nichts anderes wie zig andere Bands auch und können mit Krachern Marke DARKEST HOUR oder PURIFIED IN BLOOD nicht mithalten. Die Produktion der Scheibe geht in Ordnung, ebenso die Leistung vom Sänger, aber am Songwriting hapert es stellenweise noch zu arg, um das Album zu einem Klassiker werden zu lassen - oder es überhaupt aus dem Mittelmaß zu heben.
Ensiferum sind langweilig geworden, reiner Heavy Metal ist eh Käse und Musik soll gute Laune machen? Dann besorgt euch OBTEST! "Von Generation zu Generation" heißt das Album übersetzt und liefert einen Fingerzeig auf die textliche Ausrichtung der 1992 gegründeten Balten. Der Litauer an sich besingt gerne mal seine Ahnen - was bei manchen Ungenannten gern mal ins rechte Hosenbein geht. Bei OBTEST hingegen geht nüscht in die Hose - auch auf musikalischer Sicht nicht. OBTEST haben sich von ihren schwarzen und toten Wurzeln entfernt und machen jetzt recht traditionellen, schnellen und harten Metal, der sich aber tüchtig an Viking- und Pagan-Elementen orientiert. Als Vergleich könnten eben die genannten Ensiferum herhalten, allerdings musizieren die Herrschaften aus dem Baltikum lange nicht so fröhlich. Und doch ist diese Musik der Soundtrack zur schnellen Autofahrt, mit offenem Fenster und rausser Faust. Sänger Baalberith erinnert nicht selten an ganz frühe Blind Guardian - damals als die Krefelder noch nicht im Pomp erstickten. Apropos Pomp: Es ist schon erstaunlich, welch dichte Atmosphäre die inzwischen fünf Mucker schaffen - das kommt doch nicht etwas wegen des Verzichts auf Keyboard-Klänge, Feen-Geseier und ähnlichen Schmonz? Mit diesem Verzicht auf Redundanz verdient sich der "Heathen-War-Metal" der "Widerständler" wirklich einen einzigartigen Vorsprung - den die litauischen Texte (die im Booklet auch auf englisch abgedruckt sein sollen) noch weiter unterstützen. Ein Sonderlob aus Valhalla gibt’s für das abschließende "Treaded Black Paths". "Is Kartos I Karta" ist eine CD, die wirklich gute Laune macht, ohne kitschig zu sein, ein Platte, die hart ist, ohne auszuufern, eine Scheibe, die trotz aller Verträglichkeit nie mainstreamig oder oberflächlich klingt: Einfach eine gute Platte.
"Outlive” ist das Debütalbum der Ami-Hardcorler GUNS UP!, die zeitgleich mit dem Release auf ausgedehnte Euro-Tour gehen. Auf der dürften sie leichtes Spiel haben: so brutal und effektiv-simpel, wie ihr Hardcore aufgebaut ist, können sie live nur gewinnen. "Outlive" bringt quasi einen kleinen verschwitzten Club in die heimische Bude. Ohne Umschweife haut der Opener (gleichzeitig Titleltrack) in die Vollen und überrollt alles mit einem arschgeilen Anfangsriff und einem Mörder-Groove. So ähnlich wie TERROR (die Backing Shouts klingen sehr nach den LA-Helden), nur mit etwas hellerer Stimme. Die Gitarren fräsen sich sofort in die Hirnwindungen und werden durch die sehr gute Produktion Jim Siegels (BLOOD FOR BLOOD, GIVE UP THE GHOST) konsequent in Szene gesetzt. GUNS UP! machen nichts großartig Neues, stattdessen schreiben sie arschgeile Hardcore-Songs, die schön old school sind und in Sachen Intensität bei gleichzeitiger Eingängigkeit TERROR oder RAISED FIST in nichts nachstehen. Eine brutalst effektive Hardcore-Scheibe, die die Band mit einem Paukenschlag bekannt macht!
1999 in Lüdenscheid gegründet haben sich SONOROUS DIN (bedeutet soviel wie "klangvolles Getöse") einer Spielart des Mittelalterrock angenommen, welche neben den bekannten mittelalterlichen Elementen noch einen Tick harte Metalriffs und eine eher düstere Grundstimmung bietet. Die drei Herren und drei Damen setzen voll auf deutsche Texte, deren Sinninhalt jedoch zeitweise bemüht anspruchsvoll rüberkommt - die aber, wie z.B. beim Titellied "Lusus Naturae", und den anderen Highlights wie "Schatten", das achtminütige "Der Zauberlehrling" oder "Liebeslied" zum Nachdenken einladen. Der Gesang lebt vom Wechselspiel der harten, zum Teil recht theatralischen männlichen Stimme von Thomas Haferberger und dem zart zerbrechlichen Organ der jungen Jamina La Rocca. Musikalisch dominiert neben dem Gesang vor allem die Geige als tonangebendes Instrument - Gitarre, Keyboard und Rhythmusfraktion kommen solide, überfrachten die Songs aber dank zurückhaltender Instrumentalisierung nicht. Ein gutes Gespür für eingängige und zugleich intensive Songs kann man dem Sextett bereits für des Debüt attestieren. Vergleichen kann man SONOROUS DIN mit bekannten Mittelalterbands allerdings recht schwer (was man durchaus als Kompliment verstehen darf) - am ehesten dürften wohl noch Schandmaul und die alten Subways herhalten. Ansonsten liegt "Lusus Naturae" für ein Debüt recht gut im grünen Bereich, der Sound für eine selbstproduzierte Demo geht so auch in Ordnung und die Aufmachung einschließlich Booklet darf man durchaus als professionell betrachten. Ein wenig mehr Lockerheit beim transportieren ihrer Texte würde der jungen Band noch gut tun - aber so was reift heran.
Im Jahr 2000 trafen sich Sänger Ricky Gee und Gitarrist / Sänger Mique Bone zu einer Session, in der man zwölf Songs auf Tape bringen wollte. Doch aus diesem Projekt entstand mit Hilfe von ein paar Freunden eine komplette Band, die sich dazu entschloss, von nun an so genanntem "Roadhouse Rock" zu frönen. Darunter kann man sich Blues Rock vorstellen, der mit allerlei Country, - und Western - Zutaten garniert wird. Aufgrund diverser Singalongs kommen sogar öfter Erinnerungen an Truck Stop (etwa beim kleinen Hit "I Chose The Road Instead") auf, was "Second Shot" einen gewissen Schlager - Appeal verleiht. Das mag zwar doof klingen, funktioniert in der Praxis aber besser, als man annehmen würde. Blues Rocker der traditionellen Schule jedenfalls dürften mit Stücken wie "The Promises We Made", "Gold Was The Word", "Ice Cold Beer", "Saddle Up And Ride" oder "Run For Your Life" nicht die geringsten Probleme haben, da das Album auf seine Weise wirklich Spaß macht und durchgehend positive Vibes verbreitet. "Second Shot" ist ein zwar sehr unspektakuläres, aber für die Zielgruppe sicher hörenswertes Album geworden, das auch "normalen" Rockern (etwas Toleranz vorausgesetzt) gefallen könnte!
Die Wurzeln von BLUES POLISH liegen im Ostblock der 80er Jahre, aber später liefen die Verantwortlichen nach Bayern über, wo man sich einen angeblich sehr guten Ruf als Blues - Szene - Band erspielen konnte. Keine überflüssigen Floskeln, wenn man sich "Nasty Angels´ Paradise", das erste offizielle Album der Band, anhört. Der Band gelingt es, wirklich traditionellen Blues in ein sehr erdiges, fett rockendes Gewand zu stecken, was zwar manch Hartgesottenem zu altbacken klingen mag, Fans des Genres jedoch verzücken dürfte. Hauptgrund dafür sind vor Allem die sehr gute Gitarrenarbeit von Bandgründer Mirek Winiarski und die coole Whiskey - Röhre von Sänger Markus Meissner. Auch im Songwriting - Bereich gibt man sich keine Blöße, was der Stampfer "Bad Times", der Mundharmonika - Groover "Eternal Summer", der Südstaaten - Boogie - Rocker "Long Night", die (leicht kitschige) Ballade "Still" oder das etwas an SANTANA erinnernde "For You Claire" recht eindrucksvoll unter Beweis stellen. Außerdem hat man mit dem Opener "These Boots" (fast schon doomiges Cover von Lee Hazlewood) und dem überlangen "At The Window" zwei echte Knaller im Gepäck. Natürlich dürften Metaller hier krawallmäßig unterfordert sein, aber Blues Rocker der alten Schule, die etwa einen George Thorogood verehren, könnten hier einen echten Geheimtipp abgreifen, der zudem noch optisch sehr ansprechend verpackt wurde. Wirklich gut!
NOTURNA sind so etwas wie NIGHTWISH aus Brasilien! Gothic Metal mit Gejaule! Ok, ganz so bombastisch wie die finnischen Originale sind NOTURNA nicht, aber man merkt dem Quintett seine Orientierung stark an. Immerhin hat man mit Vivian Bueno einen netten Blickfang in seinen Reihen, der besonders auf dem ultraschlechten Cover - Artwork (Frau beugt sich mit Weinglas über Klavier - Kitsch hoch Zwölf!) vollends zur Geltung kommt. Auch auf männlichen Hintergrundgesang (von Gitarrist Fabio Bastos) wird nicht verzichtet, was zwar für ein wenig Abwechselung sorgt, aber das Reißbrett, an dem diese Band entworfen wurde, noch stärker durchschimmern lässt. Wer die "Originale" zu schätzen weiß, dürfte an objektiv gar nicht mal so üblen Songs wie "Tears Of Blood" oder "Evil Hearst" (wirklich gut!) durchaus Gefallen finden. Fans von den allgegenwärtigen Finnen, LEAVES EYES oder WITHIN TEMPTATION sollten sich den Namen NOTURNA ruhig mal merken; der Rest, der schon beim puren Erwähnen dieser Bands schreiend die Flucht ergreift, wird auch hier ganz sicher nicht glücklich werden! Ich weiß nicht, aber ich habe hier trotz zweifelsfrei vorhandener Qualitäten das Gefühl, dass es sich bei NOTURNA um eine dieser irgendwie seelenlosen Bands handelt, die im Zuge eines anhaltenden Booms (siehe auch: Power Metal, Metalcore,…) Oberwasser wittern. Die Zielgruppe wird´s schon richten…