A TRIGGERING MYTH vermengen von Jazz, Klassik über Fusion bis Rock alles was Ohr und Hirn aufnehmen kann. Die beiden Keyboarder Tim Drumheller und Rick Eddy legen vier Jahre nach "Forgiving Eden" mit "The Remedy Of Abstraction” ihren sechsten Longplayer vor und bleiben dabei ihrem seit dem Debüt im Jahre 1990 eingeschlagenen Weg treu - anspruchvolle progressive Rockmusik in der Tradition der siebziger Jahre, ruhig und unaufgeregt vorgetragen. Dabei bilden verschachtelte Arrangements, meist auf Klavierpassagen beruhende die Grundlagen der neun Kompositionen. Das dabei auch der Rest der Band, Scott McGill (Electric und Nylon String Gitarren), Vic Stevens (Schlagzeug, Percussions), Michael Manring (Bass) und Akihisa Tsuboy (Violine) musikalisch hohes Niveau aufweist braucht da nicht zu wundern. Harte Gitarrenriffs, heftiges Drumming oder gar Gesang sucht man auf "The Remedy Of Abstraction” vergebens. Das dass rein instrumental gehaltene Album sich selbst geübten Ohren nicht im ersten Durchlauf erschließt und seine Vielschichtigkeit erst ergründet werden muss, versteht sich bei dem musikalischen Anspruch der beiden Hauptprotagonisten eigentlich von selbst. A TRIGGERING MYTH sind somit selbst für Otto-Normal-Proggies eher schwere Kost. Für ihre Fans aber ist "The Remedy Of Abstraction” wohl ein unverzichtbarer Bestandteil der Einkaufsliste. Und für Proggies die aus der Ecke Transatlantic, The Flower Kings & Co. kommen sollten A TRIGGERING MYTH mal ein Reinhören wert sein.
Alter, es gibt nach all den Jahren stilistischer Sackgassen wieder ein neues Genre am metallischen Himmel: Comedy Black Metal! Unglaublich, aber wahr: SECHT, die aus Dirge Rep (ORCUSTUS, GORGOROTH) und Vrangsinn (CARPATHIAN FOREST) bestehen, sind etwa - leider unfreiwillig - so lustig wie J.B.O.´s Verulkung "Ein Kleiner Vampir" und lassen mich fast am Boden kugeln. Völlig abgefuckter Black Metal mit akustischen Trips, Industrial - Soundorgien und allerlei sinnlosen, abgefahrenen, Soundtrack - artigen Spielereien versehen, der zu insgesamt nur einem einzigen (!!!) Track von 37 Minuten zusammengekloppt wurde. Am Geilsten sind alle Nase lang die total bekifften Schmerzensschreie der Musiker, vermutlich, weil sie ihren eigenen Grütz ständig hören müssen. Das Ganze ist so dermaßen Trash, dass ich fast schon den "Tipp" geben möchte. Leute, nee, so was hab ich auch als langjähriger (Black -) Metal - Fan noch nie zu Ohren bekommen. Der totale Hammer ist allerdings, dass man für "True Narcotic Black Metal" (der Titel spricht schon Bände!) allerlei Gastsänger wie Gaahl, Nattefrost (dem ist eh nix peinlich), Apollyon oder Nocturno Culto gewinnen konnte, die sich hier alle mehr oder minder witzig verewigt haben. Ich habe keine Ahnung, wie ernst diese Jungs ihre "Gastrollen" wirklich genommen haben, kann mir aber vorstellen, dass einsame Waldspaziergänge und das Heulen mit den Wölfen im norwegischen Unterholz zwangsläufig zu Kabelbränden im Oberstübchen führen. Im Info mit der Überschrift: "If hell had a soundtrack, this would be the anthem…" (ich kann nicht mehr, ich kann nicht mehr!) steht zudem noch, dass diese "Band" keinerlei Interviews gibt. Und schaust Du im Lexikon bei "schlecht", wirst Du finden das Wort SECHT! Mir fehlen echt die Worte!
Unglaublich, wie viele Nebenjobs Björn "Speed" Strid hat! Da lärmt er hauptamtlich bei SOILWORK, vergnügt sich aber mit Thomen Stauch bei COLDSEED und hat noch ein paar andere, nicht so namhafte Sachen am Laufen, zu denen auch DISARMONIA MUNDI zählen. Aber diese italienische Band nur auf ihren (wohlgemerkt vorzüglichen) Sänger zu reduzieren, wäre echt nicht gerecht. Bereits auf dem letzten, sehr hörenswerten, aber noch nicht ganz so starken Werk, "Fragments Of D - Generation", konnte man die Vorbilder SOILWORK heraushören, doch schien diese Band mehr zu sein als eine bloße Kopie. Auch auf dem neuen Streich ist das "Original" allgegenwärtig, und sicher kann man hier blanke Abkupferei attestieren, aber Ettore Rigotti, der All - Instrumentalist von DISARMONIA MUNDI, hat sich ein volles Pfund arschgeiler Hymnen aus dem Allerwertesten geschnitzt, die sich nicht und auch wirklich gar nicht hinter den Schweden verstecken müssen! Ehrlich gesagt, habe ich selten eine Melodic Death Metal - Platte aus dieser Richtung gehört, die so eingängig, dynamisch und mitreißend daherkommt wie "Mind Tricks". Klar, geile Kracher wie "Resurrection Code", der Titelsong, "Celestial Furnace", "Parting Ways", "Venom Leech And The Hands Of Rain" oder "Process Of Annihilation" besitzen zwar einen leichten "Pop - Einschlag", aber etwa verglichen mit dem neuen Erguss von IN FLAMES… ach, lassen wir das! Sehr cool auch, dass sich Speed zusätzlich mit Texter Claudio Ravinale den Gesang teilt, so dass die Mischung aus aggressivem Gekreische und cleanen Gänsehaut - Parts / Refrains sogar noch hymnischer und eingängiger daherkommt als bei SOILWORK. Weitere nennenswerte Eckpunkte dieses durchweg überzeugenden Werkes sind die fette Breitwandproduktion von Goran Finnberg und das hörenswerte (wenn auch nicht ans Original heranreichende - wie auch?!) Cover von PANTERA´s "Mouth For War". "Mind Tricks" mag zwar ein am Reißbrett durchkalkuliertes und auf Nummer Sicher getrimmtes Modeprodukt sein, aber wenn alle Ergüsse dieser Art so gestrickt wären, dann würde sicher auch niemand meckern! Großer Kauftipp für Genre - Fans!!!
Mit dem treibenden "Calling" hat die belgische Gothic Rock Band SENGIR ihren stärksten Song gleich zu Beginn ihres Zweitwerkes "Sign Of Devotion" aufgeboten. Nach dem in Benelux vielfach beachteten 2003er Debüt "Guilty Water" möchten SENGIR mit ihrem neuem Album ihren Bekanntheitskreis in der Szene steigern und internationalisieren - und eines vorneweg, dies wird wohl nur zum Teil gelingen. "Time" startet dann in Soundtrack-Manier, um im weiteren Verlauf zwischen angedeutetem symphonischen Elementen und Rock-Passagen zu wechseln und gehört wie "Close To The Bone", "My Defense” und der Pianoballade "Day You Take Me Over" zu den stärkeren Stücken der Scheibe. SENGIR vermeiden dabei ins kitschig, monumentale zu geraten - ihr Gothic Rock begnügt sich eher mit einfacheren, unauffälligeren Elementen. Die glasklare, nahezu sterile Produktion mag ja für einen astreinen Sound sorgen, geht aber doch etwas auf Kosten der Atmosphäre, so dass die an sich durchweg angestrebte melancholische Stimmung sich nicht so recht einstellen will. Auch erwecken manche Kompositionen einen etwas trägen Eindruck und sind doch ein stückweit vorhersehbar. Da kann auch Sängerin Ellen Schutyser mit ihrem kraftvollen und angenehmen Gesang, der nur ansatzweise operettenhaftes annimmt, nicht immer alle Songs auf das Niveau der ersten Hälfte des Albums heben. Die Songs für sich betrachtet sind eingängig und gefällig, aber über die komplette Spielzeit wirkt "Sign Of Devotion" die Aneinanderreihung der meist im gleichen schleppenden Tempo gehaltenen Tracks doch ein wenig eintönig. SENGIR mögen in Belgien als Lokalmatadoren einen gewissen Status sich erspielen - zu musikalisch vergleichbaren Bands wie Xandria, Leaves’ Eyes, Autumn und den Stars von Within Temptation fehlt aber noch was.
Es gibt Projekte, die die Welt nicht braucht. Und SPEKTR gehören definitiv dazu! Hier werden angeblich Einflüsse von BATHORY, NEUROSIS, KHOLD und EMPEROR verarbeitet, die man allerdings nur grob erahnen kann. SPEKTR mischen vornehmlich fiesen, rüpelhaften Black Metal mit fürchterlichen Industrial - Elementen, die sich zumeist lediglich durch minutenlangen Knirschen und Knarzen bemerkbar machen; stellenweise bekommt man das Gefühl, die heimische Anlage sei endgültig im Anus! Nix gegen modernen Black Metal, ganz im Gegenteil, und auch Industrial ist in diesem Zusammenhang willkommen, aber eine verzerrte Nervenprobe wie "Near Death Experience" braucht wirklich keine Sau! Ich gebe zu, dass einige atmosphärische Passagen durchaus ein stimmiges und gruseliges Horrorfilm - Soundtrack - Feeling erzeugen, aber ob man so etwas gleich einen ganzen Song lang ohne Überraschungen zelebrieren muss, sei dahingestellt. Ich habe wirklich keine Ahnung, was in diversen unbeleuchteten Studios am Popo der Welt für Unsinn verzapft wird… auch kein Ding, aber wer zum Henker muss gleich immer alles auf den Markt werfen?!
Geil. HELL-BORN, die Schuster aus dem Osten bleiben absolut bei ihrem Leisten. Die Polen machen auf "Cursed Infernal Steel" da weiter, wo sie auf den Feldern von Nephilim aufgehört haben. Sie verbinden den "asozialen" Charakter VENOMs mit dem "wahren" Auftreten Desasters und groovigem Schweden-Extrem-Death. Sie sind teuflisch, düster, brutal, fies, direkt, hymnisch - eben true-fuckin’, spike-wearin’ HELL-BORN. Die unglaublich dreckig-energische Dreier-Mischung geht ohne Umwege direkt in Bauch und Birne, lädt ein zur bierlastigen Kopfschüttel-Party - in einer Hand die Büchse, die andere Hand zur Faust geballt. Und jetzt alle: Saufen, kopf schütteln, Fäuste recken und sie immer wieder in den Himmel stoßen. Und niemals vergessen: Immer schön mitbrüllen: ,Raise The Black Flag Of Satan’ - The Black Flag Of Satan, The Black Flag Of Satan, The Black Flag Of Satan, The Black Flag Of Satan. SATAAAAN. Arrgh. Schlürf. Ja, Ja, Jaaaaaa. Höllisch geil. Geil, geil, geil.
Die zweite Scheibe der Russen stammt aus dem Jahre 2004. Verwirrenderweise beginnt das Album aber mit dem Stück, das so heißt wie die zweite Veröffentlichung "Silver Brilliance Of Nocticula". Und dann sind mit "Wintercrown" und "Icy Sculptures In The Severe Frostland" auch noch zwei Stücke selbiger Scheibe auf dem Zweitling. Den großen Einfluss, den Immortal auf die Osteuropäer ausüben, derist bei den Operetten-Winden wohl noch deutlicher zu spüren, nicht nur durch das Cover von "Unsilent Storms In North Abyss". Nein, auch sonst versuchen DRAMA klirrende Kälte durch rasiermesserscharfe Gitarren, schaurig-schöne Melodien, krächzende Vocals und harsche Tempowechseln zu transportieren. Das klappt erneut gut, auch wenn halt echte Originalität fehlt. Aber lieber gut gecovert als auf Deibel komm raus auf Innovation zu machen. Handwerklich stimmt hier ansonsten vieles, Black-Metallisten sollten sich mal um das DRAMA aus dem Osten kümmern. Sind nämlich gar nicht mal uninteressant, die sieben Akte dieses Schauspiels.
Martin Moser, seines Zeiches Mitglied von THIRDMOON, hat mit SCARGOD ein projket ins Leben gerufen, um einigen Songideen Raum zu geben. Zusammen mit zwei weiteren Leuten hat er in nur zwei Tagen die Songs arrangiert und aufgenommen. Nur für nen richtigen Drummer reichte die Zeit nicht, da mußte Freund Computer her, was man aber zu keiner Zeit (negativ) bemerkt. Die beiden Songs sind sehr atmosphärisch und leben stark vom klaren Gesang, der sehr kraftvoll und emotional ist. schnelle, sehr heftige Passagen wechseln sich mit getragenen Parts ab, die manchmal an BORKNAGAR erinnern, dazu kommen einige akustische Abschnitte. Es fällt schwer, die Musik irgendwie einzuordnen, der BORKNAGAR-Vergleich trifft es schon ganz gut. ANATHEMA oder OPETH mögen weitere Hinweise sein. Komplex, emotional, abwechslungsreich - das trifft es am Besten. Feine Sache, die Lust auf mehr macht.
Melodic Death Metal der alten Schule haben sich die Pariser YORBLIND auf die Fahnen geschrieben. Vergleiche mit den großen Namen der Göteborg-Schule sind da natürlich nicht zu vermeiden, besonders mit den Frühwerken von DARK TRANQUILLITY hat man eine ganz gute Vergleichsmöglichkeit. Die Franzosen gehen stellenweise ziemlich ungestüm vor und haben ein ganz ordentliches Tempo drauf, was aber nie zu Lasten der Melodie geht. Den absoluten Oberkracher findet sich unter den zwölf zwar nicht, aber solide Handwerkskunst. Angesichts der Tatsache, dass Melodic Death Metal mittlerweile immer mehr zu einer Pop-Veranstaltung wird, ist eine rohe, ungeschliffene Scheibe wie "Melancholy Souls" sehr erfrischend. Technisch gibt es auch nichts auszusetzen, einziger dunkler Fleck auf der weißen Weste sind die Abschnitte mit Frauengesang, das ist nur langweiliges Geträller. Aber dafür erschuf Gott ja die Skip-Taste…
Das zweite Album der DOITS zeigt, dass sich die Schweden-Rocker deutlich weiter entwickelt haben. Klang auf dem Debüt noch alles ziemlich gleich, präsentiert der Vierer seine Mischung aus 60s Garagen-Rock, 70s Rock und einem Hauch Punkrock auf "Lost, Lonely & Vicious" weitaus vielfältiger. Mal geht das gut, wie bei "Love You From The Planet I´m On", dessen Strophe mit seinem krummen Beat und dem hohen, leicht Robert Smithigen Gesang etwas an die Engländer BLOC PARTY erinnert und in Kontrast zum grade gerockten Chorus steht. Mal geht das aber auch ziemlich in die Hose, wie bei der bluesig-schwülstigen Ballade "I Could Never Make You Stay", bei der besonders Sänger/Gitarrist Altay Sagesen mit seinen jauligen Vocals ziemlich daneben liegt. Da bevorzuge ich dann doch eher die HELLACOPTERS-mäßigen Rocker, wie "Righteous In A Liars Mind" oder "Lose All The Time". Die DOITS sind sicherlich eine gute Band, und der Ansatz, weitere musikalische Einflüsse aufzunehmen, ist auf keinen Fall verkehrt. Allerdings fehlt mir insgesamt noch ein echter eigener Stil und vor allem auch eine ordentliche Portion Ass-Kick-Attitüde.