Wie passend, erst jagen die ukrainischen Kicker die Schweizer aus dem WM, dann bringen uns Musiker gleichen Landes die Flötentöne bei. HOLY BLOOD sollen Christen sein, machen aber trotzdem Black Metal - mit sehr viel flötenlastigen Folklore-Tönen. Pagan-Black-Metal sozusagen. Und im Gegensatz zum Kick in blau-gelb langweilen die Ex-Russen keineswegs mit ihrer Kunst. Die professionell aufgemachte CD kommt mit ebenso gutem Sound (und mit viel krächzigem, viel hymnischem und manchmal auch weiblichem Backgroundgesang) daher und liefert eben flotten, melodischen Black-Metal ohne Keyboard-Schmonz - aber mit viel guter Laune, ein bisschen erinnert die Scheibe an Korpiklaani. Zu den Texten kann ich nix sagen, weil russisch. Aber: Wem Ensiferum zu sehr auf dem absteigenden Ast rumoxidieren, der ist mit diesen frischen Ukrainern sicherlich gut bedient. Zumal die russischen Texte mit ihrem Exotenbonus den Nachteil der allzu aufdringlichen Flöten kaschieren. Insgesamt also ein gutes Album - was ein - ebenfalls recht ansehnliches - Video nur noch unterstützt. Das Teil ist übrigens bereits vor einem Jahr bei Bombworks erschienen, jetzt legten die Moskauer von Musica Productions erneut Hand an.
Wie kann eine Scheibe (eigentlich 2005 erschienen, jetzt noch mal auf den Markt geworfen) wirklich Doom sein, wenn sieben Songs nur gut 34 Minuten dauern? Deswegen sind die Engländer natürlich keine reine Doom-Band. Dazu machen die Londoner viel zu viel Dampf, wildern tatsächlich in benachbarten und entfernten Gebieten wie Thrash, Death und Black. Und haben dabei gehörig viel psychedelisches Stoner-Blut in den Venen. Wo wir gerade bei Worten mit "V" sind: Die krakelige Stimme von James Bagley erinnert vor allem beim Opener "Devils Disciple" an Venoms Cronos. Und überhaupt scheinen die Jungs der drogengeschwängerten Zeitreise nicht unbedingt abgeneigt, denn nicht selten klingen die sphärisch gebremsten Momente mehr nach unseren reformierten Schweizer Avantgardisten als Celtic Frost heute selber (als Beispiel mag das intromäßige "Stigmartysm" reichen und die Warrirosche Stimme in "Empyrean (Circle Of God)"). Tief gestimmte Gitarren und der dreckige Sound verstärken die düstere Atmosphäre des Albums - von der großen Hoffnung, die in der Heimat aus den Bier-Liebhabern gemacht wird, sind die vielschichtigen Hauptstädter dennoch weit entfernt. Wahrscheinlich wollen sie das sogar, wahrscheinlich ist das auch gut so. Denn wer so hart kommt, der kommt kommerziell nicht gut an. Nirgends. Nicht mal auf der Insel.
Auf dem Promo-Zettel steht zwar dick und breit "Melodic Death Metal", aber mit Weichspüler-Sound Marke IN FLAMES hat "Awakening The Chaos" nicht viel zu tun. Melodien haben KRISTENDOM zwar auch, aber in erster Linie sind sie brutal. Amerikanisch brutal. Gemixt mit schwedisch angehauchten Melodien und einem dezent auftauchenden Keyboard ("Le Souffle Animal") ergibt sich eine Platte, die man schon tausend Mal gehört hat. Jedenfalls kam es mir so, denn sonderlich viel ist von "Awakening The Chaos" nicht bei mir hängengeblieben. Technisch ist die Band zwar fit und auch die Produktion kann sich hören lassen, aber das reißt die mittelmäßig geschriebenen Songs nicht raus, auch wenn der Härtegrad stimmt und ein paar nette Parts zu finden sind.
Ach, fein. Kettensägen, tote Ratten, Schädel in Tüten, aufgegessene Pappis, wohlschmeckendes Menschenfleisch, kopflose Mumien, verunfallte Särge, all solch feine Sachen besingen diese friedfertigen Schweizer, die im Death-Grind-Bereich eine echte Genregröße darstellen. Wohl deshalb haben der rührigen Niedersachen Power iT Up die LP von 2003 jetzt als CD abermals veröffentlicht (mit drei Extra-Krachlatten). Die Texte bleiben mit einem gewissen Augenzwinkern also innerhalb der Schubladen-typischen Denke und trümmern auch musikalisch genau so, wie es sein soll/muss: 22 Songs (einer stammt von Exulceration) in gut 32 Minuten mit heiserer Grunzstimme, kreuzgefährlichen Gitarren, knüppligem Drumming und irgendwie nicht so tollem Sound. Alles zusammen passt aber wie ein Bein in den Briefumschlag und ufert trotz aller Knüppelei nie in unerträglichen Lärm aus - sondern hämmert hart und groovt so richtig cool. Also so richtig, genau wie das kleine "Hörspiel" zur Mumifizierungs-Historie am Ende…. . Wenn Gore-Grind, dann so, lustig und eklig in seiner Gesamtheit. Beim nächsten Schuhkauf also immer schön an EMBALMING THEATRE denken, die Treter könnten aus der Haut deines Nachbarn sein…
Die Zeit ist stehen gebleiben? Teutonischer Stahl mit viel Tempo - also Speed Metal - spielen mit viel Herzblut die Jungs von SUNDEAN. Viel Herzblut, aber eben wenig, was außer ewig gestrigen Musik-Liebhabern niemanden interessieren wird. Der erste Song W.B.F. erinnert ein wenig an Agent Steel, vor allem die Stimme klingt wie weiland der Weltaum-Psycho John Cyriis.Der Titelsong allerdings fällt gegenüber Stück eins deutlich ab, geht auch eher in Richtung Power- bzw. Epic-Metal, hier erinnern SUNDEAN ein ganz klein wenig an die kongenialen OMEN. Beiden Liedern gemein allerdings ist der - bei insgesamt ordentlicher Produktion - nicht niveauhaltende Schlagzeug-Sound, alles klingt irgendwie hohl und dünn. Kleiner Tip: Die echt kurze CD-Single lag auch dem lesenswerten Magazin Abditus Vultus bei. Holt euch also das Heft und sackt den Datenträger mit ein, das lohnt auch heutzutage noch.
Vor 17 Jahren legten die Briten CLOVEN HOOF (79 gegründet) eine Päuschen ein. Bis jetzt eigentlich, mal abgesehen von einem Auftritt auf dem KIT. Sie hatten seinerzeit ein paar kleine Hits, zählten aber sicherlich eher zur zweiten Garde - um so witziger, dass sich Basser Lee Payne um eine neue Besetzung gekümmert hat - als einziges Originalmitglied. CLOVEN HOOF anno 2006 hat also wenig mit damals zu tun - nicht schlecht eigentlich, denn so haben die Tommies im Gegensatz zu ihrer Fußball-Mannschaft zeitgemäßen, alles andere als antiquierten Stil gefunden. Damals war’s NWOBHM, heute machen CH im prallen Soundgewand eine interessante Mischung aus Hard Rock, Heavy Metal mit ganz kleinen modernen und thrashigen Einschlägen mit guten, meist recht hohem Gesang (nicht von Russ North!). Manchmal klingt’s wie Def Leppard ohne diesen Keyboard-Schwulst, manchmal nach Whitesnake, aber eigentlich immer nach einer prima Scheibe. Nur: Nie nach CLOVEN HOOF zur ersten Phase. Und da stellt sich die Frage, ob jemand diese Band braucht. Die Platte ist wirklich nicht schlecht, aber mit CLOVEN HOOF hat es einfach nicht mehr zu tun. Wer mit diesem Wissen rangeht, der wird auch nicht enttäuscht sein, 17 Jahre hin, 17 Jahre her.
In Zeiten, in denen der Markt mit Releases geradezu überschwemmt wird, kann man anscheinend nicht genug Side - Projects haben. Nix gegen derartige Aktivitäten, solange sie Hand und Fuß haben, aber einen Bastard wie PHAZE I braucht wohl echt niemand. Gegründet von David und Franck Potvin (LYZANXIA) und Dirk Verbeuren (SOILWORK), widmen sich PHAZE I sehr Industrial - lastigem, melodischem Death Metal, der in etwa wie eine Mischung aus SOILWORK und MINISTRY klingt (oder besser: klingen soll!). Nur leider funktioniert dieser gefährliche Cocktail hier überhaupt nicht, da sämtliche guten Ansätze durch nervige Sound - Orgien zunichte gemacht werden. Der fast durchweg verzerrte Gesang (Hölle!) geht mir nach zehn Minuten stärker auf die Nüsse als Tarjas Drehzahlorgien, aber noch schlimmer ist, dass alles hochgradig matschig und dumpf produziert wurde, und so viele (instrumentale) Feinheiten bereits im Keim erstickt werden. Echter Hörgenuss klingt definitiv anders! Auch diverse Rhythmus, - und Beatwiederholungen der Marke Jourgensen (etwa am Ende von "Screams Of Dying Dogs") verleiten hier eher zum Öffnen des CD - Players mit anschließender fachgerechter Entsorgung des Tonträgers, denn zum ausgiebigen Mitbangen. Sorry, Leute, ich hab´s wirklich versucht, aber am Ende bleibt mir nix Anderes übrig, als diesem Debüt zu prophezeien, dass es zu Recht im großen Sog der Veröffentlichungen untergehen wird.
Unglaublich, dass die deutschen OUTRAGE quasi seit 1983 existieren, seit sie von einem gewissen Udo F. gegründet wurden. Nur leider löste sich die Band nach fünf Jahren und vier Demotapes im Jahr 1988 wieder auf. Erst ganze 16 (!!!) Jahre später, im Jahr 2004, folgte ein Neuanfang, wieder mit Udo F. an den Gitarren und Frank P. am Mikro. Mit "7 Is 1 Take One" legt das Quartett nun schon das dritte selbst produzierte Album seit der Widerauferstehung vor und zeigt damit, dass die Band eine eindeutige Existenzberechtigung hat. Die Scheibe mit dem recht seltsamen Titel ist nämlich ein echter Brenner, der sich ziemlich genau in der Schnittmenge aus KREATOR und WARHAMMER bewegt. Herrlich sägender Thrash mit "Mille - artigen" Kotzvocals trifft auf die räudige Aggression der "HELLHAMMER - Tribute - Band", teilweise garniert mit ein paar punkigen Passagen. Das Ganze ist nicht originell und besitzt natürlich auch keine Andy Sneap - Produktion, spricht aber den Old Schooler in jedem Metaller an! Und ehrlich gesagt, besitzt der etwas dumpfe Sound auf gehobenem Demo - Niveau sogar einen eigenen Charme, der die Musik noch authentischer und die Gitarren noch "dreckiger" erklingen lässt. Man könnte stellenweise sogar meinen, KREATOR hätten versucht, ihr eigenes, unfallfreies "St. Anger" aufzunehmen. Songs wie "Mystery Song", "Baphomet" oder "Astaroth" (mit coolen Kopfschreien) sprechen einfach für sich und dürften nicht nur jedem Thrasher ein breites Grinsen in die Visage meißeln. Eine der besten Eigenproduktionen seit Langem!
Alle Jahre wieder wird (speziell aus den USA - woher sonst?!) von diversen "Skandalrockern" berichtet, die eigentlich nur darauf aus sind, sich möglichst medienwirksam daneben zu benehmen. Aber eigentlich sind sie alle ganz liebe Kerle, die nur ein paar Platten mehr verkaufen wollen als ihre gut erzogene, "christliche" Konkurrenz. GORGOROTH gehören nicht zu diesen Bands, denn sie scheinen wirklich einen an der Waffel zu haben! In den letzten Jahren hat es die Band geschafft, fast nur Negativschlagzeilen zu fabrizieren, sei es wegen (wiederholter!) schwerer Körperverletzung, Vergewaltigung oder dekadenter Shows in Katholen - Polen (zugegeben, das war noch halbwegs witzig!). Klar, es wird viel erzählt, und man sollte - getreu dem Motto: "schuldig bei Verdacht" - nicht immer sofort jedes Wort und jede Anschuldigung für bare Münze nehmen, aber speziell bei Sänger Gaahl und Gitarrist Infernus sind arge Bedenken nicht unberechtigt, was stets einen Schatten auf das gute bis sehr gute musikalische Werk des Trios wirft. Sehr gut ist auch "Ad Majorem Sathanas Gloriam" geworden, mit dem GORGOROTH ihren Einstand bei Regain Records feiern. Das Album ist ein echter Hassklumpen, der aber über die gesamte Spielzeit nicht mit einschmeichelnden Melodien und erstaunlicher Musikalität geizt. Die Tage, in denen man stumpfen Krach als "True Black Metal" verkaufte, sind wohl auch bei den Norwegern endgültig gezählt. Mit dem fiesen Midtempo - Stampfer "Carving A Giant", dem Sturm "God Seed (Twilight Of The Idols)", dem bombastischen "Sign Of An Open Eye”, "White Seed” (hierzu hätte ich gerne mal den Text - sollte das umgedrehte Kreuz etwa Haken bekommen haben?) oder dem deathmetallischen "Untamed Forces" befinden sich einige wirklich sehr geile Stücke auf "Ad Majorem Sathanas Gloriam", das zwar recht kurz ausgefallen ist, aber dafür mit durchgehend hoher Qualität entschädigt. Aber ich werde diesem Album keinen "Tipp" geben, da mir einige Dinge in der "Gesinnung" und im Lebenswandel der Band zu undurchsichtig und zweifelhaft sind, was ich sehr schade finde!
Im Jahre 1999 wurde das erste Kapitel dieser teuflischen Bibel aufgeschlagen, und seitdem sind mehrere Kapitel (in Form von zwei Alben und mehreren 7" und EPs) hinzugekommen. Der neueste Streich der Chicagoer Bibelschreiber nennt sich "Brutality, Majesty, Eternity" und kommt dem Ziel der Band, einen eigenständigen Stil zu etablieren, schon recht nahe. Irgendwo zwischen Rock´n´Roll der Marke AC/DC / MOTÖRHEAD, räudigem Punk (mit Brückenschlag zum "Ass Rock") und traditionellem Metal angesiedelt, räubert man sich durch zwölf gnadenlos gute Songs, die so sympathisch und authentisch klingen, dass man sie als allgemeiner Rockfan einfach mögen muss. Auch die Produktion sitzt wie angegossen und lässt die Stücke herrlich knarzend und dreckig aus den Boxen dröhnen, so dass fast schon schweißtreibende Live - Atmosphäre in die heimische Bude strömt. Hochtechnische Kabinettstückchen findet man hier nicht, aber das ist auch nicht die Absicht von BIBLE OF THE DEVIL, denn die durchweg simplen (aber sehr coolen) Riffs und Soli verfehlen, wie bei den "Originalen", ihre Wirkung nicht, und Sänger / Gitarrist Mark Hoffmann klingt, als habe er vor den Aufnahmen noch eine Pulle Whiskey und eine Kiste Zigarren extra eingeworfen. "Brutality, Majesty, Eternity" steckt voller erstklassiger Straßenköter - Hymnen, wobei besonders der verspielte Opener "Guns, Germs, Steel", das mit einem geilen Singalong versehene "Cocaine Years, Cocaine Tears", der Banger "Warrior Fugue", die Ballade "Sea Of Rape Pt. 1 (Crimson Dawn)" und das überragende "Flee" (Killer - Riff!) herausragen. Auch der Rest kann mühelos mithalten, so dass das Album jedem härteren Rock´n´Roller eine ganze Schippe Glückshormone verpassen sollte. Ein echter Geheimtipp, der für 15,50 Euro über www.hellionrecords.de bezogen werden kann!