Vor 17 Jahren legten die Briten CLOVEN HOOF (79 gegründet) eine Päuschen ein. Bis jetzt eigentlich, mal abgesehen von einem Auftritt auf dem KIT. Sie hatten seinerzeit ein paar kleine Hits, zählten aber sicherlich eher zur zweiten Garde - um so witziger, dass sich Basser Lee Payne um eine neue Besetzung gekümmert hat - als einziges Originalmitglied. CLOVEN HOOF anno 2006 hat also wenig mit damals zu tun - nicht schlecht eigentlich, denn so haben die Tommies im Gegensatz zu ihrer Fußball-Mannschaft zeitgemäßen, alles andere als antiquierten Stil gefunden. Damals war’s NWOBHM, heute machen CH im prallen Soundgewand eine interessante Mischung aus Hard Rock, Heavy Metal mit ganz kleinen modernen und thrashigen Einschlägen mit guten, meist recht hohem Gesang (nicht von Russ North!). Manchmal klingt’s wie Def Leppard ohne diesen Keyboard-Schwulst, manchmal nach Whitesnake, aber eigentlich immer nach einer prima Scheibe. Nur: Nie nach CLOVEN HOOF zur ersten Phase. Und da stellt sich die Frage, ob jemand diese Band braucht. Die Platte ist wirklich nicht schlecht, aber mit CLOVEN HOOF hat es einfach nicht mehr zu tun. Wer mit diesem Wissen rangeht, der wird auch nicht enttäuscht sein, 17 Jahre hin, 17 Jahre her.
In Zeiten, in denen der Markt mit Releases geradezu überschwemmt wird, kann man anscheinend nicht genug Side - Projects haben. Nix gegen derartige Aktivitäten, solange sie Hand und Fuß haben, aber einen Bastard wie PHAZE I braucht wohl echt niemand. Gegründet von David und Franck Potvin (LYZANXIA) und Dirk Verbeuren (SOILWORK), widmen sich PHAZE I sehr Industrial - lastigem, melodischem Death Metal, der in etwa wie eine Mischung aus SOILWORK und MINISTRY klingt (oder besser: klingen soll!). Nur leider funktioniert dieser gefährliche Cocktail hier überhaupt nicht, da sämtliche guten Ansätze durch nervige Sound - Orgien zunichte gemacht werden. Der fast durchweg verzerrte Gesang (Hölle!) geht mir nach zehn Minuten stärker auf die Nüsse als Tarjas Drehzahlorgien, aber noch schlimmer ist, dass alles hochgradig matschig und dumpf produziert wurde, und so viele (instrumentale) Feinheiten bereits im Keim erstickt werden. Echter Hörgenuss klingt definitiv anders! Auch diverse Rhythmus, - und Beatwiederholungen der Marke Jourgensen (etwa am Ende von "Screams Of Dying Dogs") verleiten hier eher zum Öffnen des CD - Players mit anschließender fachgerechter Entsorgung des Tonträgers, denn zum ausgiebigen Mitbangen. Sorry, Leute, ich hab´s wirklich versucht, aber am Ende bleibt mir nix Anderes übrig, als diesem Debüt zu prophezeien, dass es zu Recht im großen Sog der Veröffentlichungen untergehen wird.
Unglaublich, dass die deutschen OUTRAGE quasi seit 1983 existieren, seit sie von einem gewissen Udo F. gegründet wurden. Nur leider löste sich die Band nach fünf Jahren und vier Demotapes im Jahr 1988 wieder auf. Erst ganze 16 (!!!) Jahre später, im Jahr 2004, folgte ein Neuanfang, wieder mit Udo F. an den Gitarren und Frank P. am Mikro. Mit "7 Is 1 Take One" legt das Quartett nun schon das dritte selbst produzierte Album seit der Widerauferstehung vor und zeigt damit, dass die Band eine eindeutige Existenzberechtigung hat. Die Scheibe mit dem recht seltsamen Titel ist nämlich ein echter Brenner, der sich ziemlich genau in der Schnittmenge aus KREATOR und WARHAMMER bewegt. Herrlich sägender Thrash mit "Mille - artigen" Kotzvocals trifft auf die räudige Aggression der "HELLHAMMER - Tribute - Band", teilweise garniert mit ein paar punkigen Passagen. Das Ganze ist nicht originell und besitzt natürlich auch keine Andy Sneap - Produktion, spricht aber den Old Schooler in jedem Metaller an! Und ehrlich gesagt, besitzt der etwas dumpfe Sound auf gehobenem Demo - Niveau sogar einen eigenen Charme, der die Musik noch authentischer und die Gitarren noch "dreckiger" erklingen lässt. Man könnte stellenweise sogar meinen, KREATOR hätten versucht, ihr eigenes, unfallfreies "St. Anger" aufzunehmen. Songs wie "Mystery Song", "Baphomet" oder "Astaroth" (mit coolen Kopfschreien) sprechen einfach für sich und dürften nicht nur jedem Thrasher ein breites Grinsen in die Visage meißeln. Eine der besten Eigenproduktionen seit Langem!
Alle Jahre wieder wird (speziell aus den USA - woher sonst?!) von diversen "Skandalrockern" berichtet, die eigentlich nur darauf aus sind, sich möglichst medienwirksam daneben zu benehmen. Aber eigentlich sind sie alle ganz liebe Kerle, die nur ein paar Platten mehr verkaufen wollen als ihre gut erzogene, "christliche" Konkurrenz. GORGOROTH gehören nicht zu diesen Bands, denn sie scheinen wirklich einen an der Waffel zu haben! In den letzten Jahren hat es die Band geschafft, fast nur Negativschlagzeilen zu fabrizieren, sei es wegen (wiederholter!) schwerer Körperverletzung, Vergewaltigung oder dekadenter Shows in Katholen - Polen (zugegeben, das war noch halbwegs witzig!). Klar, es wird viel erzählt, und man sollte - getreu dem Motto: "schuldig bei Verdacht" - nicht immer sofort jedes Wort und jede Anschuldigung für bare Münze nehmen, aber speziell bei Sänger Gaahl und Gitarrist Infernus sind arge Bedenken nicht unberechtigt, was stets einen Schatten auf das gute bis sehr gute musikalische Werk des Trios wirft. Sehr gut ist auch "Ad Majorem Sathanas Gloriam" geworden, mit dem GORGOROTH ihren Einstand bei Regain Records feiern. Das Album ist ein echter Hassklumpen, der aber über die gesamte Spielzeit nicht mit einschmeichelnden Melodien und erstaunlicher Musikalität geizt. Die Tage, in denen man stumpfen Krach als "True Black Metal" verkaufte, sind wohl auch bei den Norwegern endgültig gezählt. Mit dem fiesen Midtempo - Stampfer "Carving A Giant", dem Sturm "God Seed (Twilight Of The Idols)", dem bombastischen "Sign Of An Open Eye”, "White Seed” (hierzu hätte ich gerne mal den Text - sollte das umgedrehte Kreuz etwa Haken bekommen haben?) oder dem deathmetallischen "Untamed Forces" befinden sich einige wirklich sehr geile Stücke auf "Ad Majorem Sathanas Gloriam", das zwar recht kurz ausgefallen ist, aber dafür mit durchgehend hoher Qualität entschädigt. Aber ich werde diesem Album keinen "Tipp" geben, da mir einige Dinge in der "Gesinnung" und im Lebenswandel der Band zu undurchsichtig und zweifelhaft sind, was ich sehr schade finde!
Im Jahre 1999 wurde das erste Kapitel dieser teuflischen Bibel aufgeschlagen, und seitdem sind mehrere Kapitel (in Form von zwei Alben und mehreren 7" und EPs) hinzugekommen. Der neueste Streich der Chicagoer Bibelschreiber nennt sich "Brutality, Majesty, Eternity" und kommt dem Ziel der Band, einen eigenständigen Stil zu etablieren, schon recht nahe. Irgendwo zwischen Rock´n´Roll der Marke AC/DC / MOTÖRHEAD, räudigem Punk (mit Brückenschlag zum "Ass Rock") und traditionellem Metal angesiedelt, räubert man sich durch zwölf gnadenlos gute Songs, die so sympathisch und authentisch klingen, dass man sie als allgemeiner Rockfan einfach mögen muss. Auch die Produktion sitzt wie angegossen und lässt die Stücke herrlich knarzend und dreckig aus den Boxen dröhnen, so dass fast schon schweißtreibende Live - Atmosphäre in die heimische Bude strömt. Hochtechnische Kabinettstückchen findet man hier nicht, aber das ist auch nicht die Absicht von BIBLE OF THE DEVIL, denn die durchweg simplen (aber sehr coolen) Riffs und Soli verfehlen, wie bei den "Originalen", ihre Wirkung nicht, und Sänger / Gitarrist Mark Hoffmann klingt, als habe er vor den Aufnahmen noch eine Pulle Whiskey und eine Kiste Zigarren extra eingeworfen. "Brutality, Majesty, Eternity" steckt voller erstklassiger Straßenköter - Hymnen, wobei besonders der verspielte Opener "Guns, Germs, Steel", das mit einem geilen Singalong versehene "Cocaine Years, Cocaine Tears", der Banger "Warrior Fugue", die Ballade "Sea Of Rape Pt. 1 (Crimson Dawn)" und das überragende "Flee" (Killer - Riff!) herausragen. Auch der Rest kann mühelos mithalten, so dass das Album jedem härteren Rock´n´Roller eine ganze Schippe Glückshormone verpassen sollte. Ein echter Geheimtipp, der für 15,50 Euro über www.hellionrecords.de bezogen werden kann!
MIKEYLA ist eine erst 19 Jahre junge Dame aus Schweden - sieht gut aus und hat eine noch bessere Stimme - das ist mal Fakt. Mit ihrem Debüt "Something Like That” setzt sie dann auch voll auf Mainstream à la Pop meets Modern Rock. Eben so wie er schon Acts wie Avril Lavigne, Gwen Stefanie oder Anastacia in die internationalen Charts gebracht hat. Stimmlich kann MIKEYLA (dank kräftigem Organ) da ohne weiteres mithalten, der Großteil der Songs auf "Something Like That” passt auch, allerdings fallen das fast schon als puren Pop zu verstehende "Not Your Clown" und das offensichtlich zu bemüht auf modern gemachte "Happy Worst Day" da schon etwas ab. MIKEYLA lässt aber meistens den Gitarren genügend Raum und tendiert Richtung Rock, wenn auch der Anteil ruhigere Songs doch recht hoch ist. Das an eine Marta Jandová Performance erinnernde Openerdoppel aus der Single "The Lie" (gute Laune Rock fürs Radio mit Ohrwurmcharakter Marke "Going Under") und der sehnsüchtig anmutenden Halbballade "Calling" sind auf jeden Fall mal starke Tracks. Auch das temperamentvolle "Young & Stupid", die kraftvolle Ballade "Wait" und das kurze, aber heftige "Mad Mad World" machen Spaß. Easy Listening für den Sommer, keine Frage - Ecken und Kanten gibt es nämlich keine. Damit sollte dem Airplay nichts im Wege stehen, so dass in jenen Playern in denen sich desöfteren Scheiben von Die Happy und Evanescence drehen, auch für MIKEYLA mal ein paar Runden drin sein sollten.
Die Schweden von DERANGED waren irgendwie ein wenig abwesend, gaben 2002 das letzte Lebenszeichen von sch und kamen erst durch ihr Malheur beim diesjährigen Fuck zu Aufmerksamkeitsehren - ihr Bus machte schlapp, der Gig fiel aus. Schade, denn die neue Scheibe macht einen durchaus hörenswerten Eindruck. Nicht, dass irgendwas neu wäre - oder gar spektakulär. Aber eins, dass sind die derangierten immer (geblieben): Kompromisslos. Und Death Metal sind sie natürlich immer noch. Aber Ihr Stil ist alles andere als schwedisch (oder das, was heute so im Allgemeinen so "schwedisch" genannt wird). Denn sie rödeln und breaken um die Wette, haben dabei allerdings wesentlich mehr Feeling als viele Amis, die nicht selten Breaks und Soli und Gegniedel einfriemeln bis der Arzt kommt - beziehungsweise bis der nicht musizierende Hörer den roten faden wegen Reizüberflutung verloren hat. Das alles tun sie mit jeder Menge Wucht - aber eben auch mit jeder Menge Routine. Irgendwie rauscht die grunz-groovige Chose ein wenig vorbei am Rezipienten vorbei - irgendwie stimmen alle Zutaten, aber so richtig rocken die Jungens nicht das Haus. Vielleicht liegt’s am doch recht trockenen Sound? Wem Corpse und Co. bisweilen zu anstrengend sind, die sollten dennoch mal reinhören, ist ja nun mal "listenable"…
Bei dem Plattentitel hab ich mit dem schlimmsten gerechnet, deutscher Funpunk oder eine bekloppte unwitzige Grindcombo. Da war schon mal der erste Pluspunkt, dass die Essener MORON MAFIA zu keinem der beiden Genres zu rechnen sind. Stattdessen beleben die vier mit der EP ein fast schon totes Genre, den guten alten Crossover. Wer mit SUCH A SURGE oder den H-BLOCKX was anfangen kann und auch RAGE AGAINST THE MACHINE nicht abgeneigt ist, soltle hier mal reinhören. Die fünf Songs haben Charme und gewinnen durch den sehr vielschchtigen Gesang ein eigenes Profil. Von Rap über Geschrei bis zu melodischen Parts reicht sein Spektrum. Zusammen mit der guten Gitarrenarbeit und dem intelligenten Songaufbau sind fünf Crossover-Songs rausgekommen, die live abgehen dürften wie ein kaltes Zäpfchen - vielleicht sollten sich die verblassenden Helden der Bewegung mal um Nachhilfeunterricht bei MORON MAFIA bemühen…
DEMENTED ARE GO sind ja so eine Band, die öfter mal ne kreative Pause macht oder Mitglieder auswechselt. Oder beides auf einmal. Bei THEE EXIT WOUNDS finden sich gleich zwei (ex?-)Mitglieder der Legende wieder, die sich mit drei weiteren Kerlen zu der Band zusammengefunden haben. Stilistisch gibt es keine großen Überraschungen, die volle Psychobilly-Keule wird hier geboten. Anfangs macht das Ganze auch noch Spass, die Opener "Evil" und "Headshot" sind sehr coole Ohrwürmer und lockern den üblichen Psychobilly-Sounds mit leicht punkiger Attitüde auf. Besonders der Gesang ist klasse, wenn er die Refrains mit voller Inbrunst singt und dabei wie ein latent Wahnsinniger klingt. Aber auf Dauer reicht das nicht aus, um "Bad Day" über das Mittelmaß zu heben. Die Songs sind nett. Und wir alle wissen, von dem nett die kleine Schwester ist… Nein, so schlecht sind THEE EXIT WOUNDS nicht, der ganz große Wurf ist ihnen mit der Platte aber auch nicht gelungen. Solide Kost, die sicher ihre Fans finden wird.
Wenn ein paar Finnen gemeinsam in die Sauna gehen, um ihren Wodkahaushalt wieder auszuschwitzen, dann ist daran noch nix Besonderes! Wenn man dabei aber auf die Idee kommt, seine Band nach der Wärmequelle in jenen Dampfstuben zu benennen, nämlich "Ofen", dann - was sonst?! - spinnen die Finnen! Ganz richtig, KIUAS heißt "Ofen", was aber nicht heißt, dass sich dieses Quintett auf Spaßmucke spezialisiert hat. Man kann sich den Stil von KIUAS sehr genau als eine Mischung aus CHILDREN OF BODOM und BRAINSTORM vorstellen, wobei man den Deutschen, abgesehen von diversen Kreisch, - und Growl - Orgien, schon recht nahe kommt. Hauptsächlich erinnern das pompöse Keyboard und die schnellen, härteren Gitarren an die Vorzeigefinnen, wogegen die (durchweg sehr guten) cleanen Refrains und ganz besonders der Gesang von Ilja Jaikanen eine große Brücke zu Andy B. Franck und Co. schlagen. Das Ergebnis klingt sehr eingängig, macht wirklich Spaß und dürfte genreübergreifend gefallen. Das Problem ist jedoch, dass viele Passagen sehr konstruiert und vorausberechnet klingen; viel Mut hat man auf "Reformation" nicht bewiesen, zumal KIUAS, mit den beiden "Originalen" verglichen, in Sachen Songwriting eindeutig den Kürzeren ziehen. Alles gut gemacht, technisch einwandfrei, schön ohrwurmig, aber eben auch irgendwie kühl kalkuliertes "Easy Listening". Wer also hymnischen Stoff in der Schnittmenge aus Melodic Death, - und Power Metal sucht, sollte zumindest mal in Stücke wie "Race With The Falcons", "The New Chapter", "Of Ancient Wounds" oder "Black Winged Goddess" (mit Black Metal - Anleihen!) hineinhören. Enttäuscht wird sicher niemand, ganz im Gegenteil, aber auf den großen überspringenden Funken warte zumindest ich bis jetzt noch!