Was losgeht wie eine weitere brauchbare aber überflüssige Metal-Core-Veröffentlichung, mausert sich doch in der Folgezeit zu einem hörenswerten Bastard aus vielen, vielen Genres. So erinnert die Stimme manchmal ein bisschen an Oberkills Blitz, "Warlord Of Gold" klingt nach einem waschechten Metal-Stampfer, insgesamt geben sich zumeist Thrash und Death die Hand. Vor Melodie schrecken die Westfalen genauso wenig zurück wie vor trockener Härte. Manches erinnert an schwedische Thrasher der Haunted-Schiene, ab und an kommen einem Pantera und Co.KG in den Sinn. Zudem kommen sich die Herren Knax, die Hüpfburg, Bionic Body Bomb, Europa, die Weltpeitsche, 9:30 und Denver Dallas ziemlich lustig vor, machen aber ernsthafte Musik. Durch die Vermischung der vielen Genre-(Ab)Arten setzen sich die Kollegen aber tatsächlich nicht neben die ganzen Schubladen, sondern bilden eine tatsächlich schlüssige Schnittmenge. Anreize zum Kauf sind also vorhanden: gute Musik, praller Sound aus dem Sauerbreyschen Metalsound-Studio, abseitiger Humor und eine professionelle Verpackung. Zudem gibt’s auch noch zwei nette Videos (eines Live-mäßig, eins homie-style). Bleibt zu hoffen, dass sich die aktuelle Trennung von UM-Label für die Band in ihrem Sinne auszahlt.
Bei den Saarländern UNDER PRESSURE von einer "Nachwuchsband" im eigentlichen Sinne zu sprechen wäre schon etwas arg untertrieben, denn dieser klassische Dreier besteht aus absolut erfahrenen Musikern jenseits der 30. Diese Reife bzw. Erfahrung hört man auf dieser professionell gemachten CD "The Age Of Rock" bei jeder einzelnen Note, und das sind hier einige auf über 60 Minuten Spielzeit. Hier sind richtige Könner am Werk, die Band gibt es jetzt schon seit fast drei Jahren und bezeichnet ihren Stil selbst als "Modern Hardrock", man will Rockmusik jenseits aller "Sex and Drugs and Rock’n’Roll" Klischees machen (gerade bei den Texten) und dies ist UNDER PRESSURE tatsächlich bestens gelungen. Mit einer ausgesprochenen Rhythmusbetonung und absolut coolem Riffing haben die Jungs eine absolut hörenswerte Mischung aus Classic Rock, ein bisschen Funk, leichte Jazzsprenkeln und auch sehr viel unterschwelligen Progappeal zusammengezimmert. Auch wenn es fast nicht machbar erscheint - UP sprechen damit gleichermaßen die Traditionalisten mit straighten Tracks wie "Living On Stage" oder "Time For Love", genauso wie Anhänger von eher Classic Rock inspirierter Kompositionen "Ready To Rock" aber auch die Superanspruchsvollen detailverliebten Hörer "Nothing Is like It Seems" werden hier ihre helle Freude haben. Gerade die immer mal wieder eingebauten sehr gelungenen Progeinschübe kommen nie zu oberlehrerhaft daher sondern bleiben durchaus erdig. Mit diesen Parts manche nennen es etwas negativ "Kopfmusik" wird es aber hier nie übertrieben, es ist mitunter zwar (recht) anspruchsvoll aber trotzdem stets nachvollziehbar - so kommen eher schlichtere Gemüter genauso wie Detailfetischisten auf ihre Kosten. Die gute Mischung macht es einfach, so passen Einflüsse von Rockheroen wie VAN HALEN, RUSH und TOTO wunderbar zusammen und werden .a. im Song "Believe" miteinander verwoben und stehen gleichberechtigt nebeneinander. UP sind vom Songwriting her gesehen ganz klar stark durch die 70/80er Jahre geprägt, ist ja auch kein Wunder beim alter der Protagonisten, aber die Band schafft es trotzdem dabei modern zu klingen und sich bzw. diese Musik neu zu definieren. Dies liegt auch an der wunderbar differenzierten und glasklaren Produktion, bei der jedes Instrument deutlich herauszuhören ist und nicht alles irgendwie zusammen in einen Soundbrei vermanscht wurde. Mastermind Ralf Zimmer ist ein erfahrener Funk- und Jazz-Bassist der hier wirklich einen absolut coolen Part runterzockt und auch mit einer sehr abwechslungsreichen Stimme irgendwo zwischen ROGER CHAPMAN, GEDDY LEE und BERNIE WEISS (AXXIS) aufwarten kann. Der ebenfalls studierte Gitarrist Dirk Hofacker kann und will zu keiner Zeit seine deutlichen VAN HALEN Vorlieben verleugnen und macht ebenfalls einen richtig klasse Job, so was innovatives haben wir von Eddy schon seit Jahren nicht mehr gehört. Am Schlagzeug gab es zuletzt einen Besetzungswechsel aber der hier noch trommelnde Karsten Wernet wird mit seiner Power sowie außergewöhnlichen Stil sicher eine große Lücke hinterlassen.
UNDER PRESSURE vermitteln auf "The Age OF Rock" gekonnt Anspruch mit großer Virtuosität sowie packender Energie, so daß die vielen songwriterischen Details trotzdem noch locker daherkommen und der Spaß jederzeit hörbar im Vordergrund steht. Bitte weiter so!!
Eine recht junge Nachwuchsband aus dem ex-Pott Bereich bzw. "schwarz-gelb" Dortmund Namens COLLAPSING SUN hat uns hier ihr aktuelles Demo in Form einer Drei-Track EP geschickt. Die Musik im weiten Dunstkreis zwischen Metal und Rock beginnt mit den ersten schweren leicht oldschooligen Riffs zunächst ganz gefällig an, bis dann die Stimme von Sängerin Rebekka einsetzt und von da an wird es (zumindestens für meine Wenigkeit) etwas schwierig sich (voll) auf die Musik zu konzentrieren. Dies liegt zum einen an den nach meinen Geschmack viel zu weit nach vorne gestellten Vocals (die Musik wurde zu stark nach hinten gestellt) und zum anderen an der etwas eigentümlich, hohen Stimme im Vergleich zum ansonsten düsteren Grundton. Besonders beim ersten Song "Crawling" paßt die scheinbar irgendwie nicht so recht zum Rest. Weder die Tonlage ist da stimmig, noch der etwas leicht schräg-schiefe Gesang, sie versucht auch regelrecht gegen die Instrumente anzusingen. Das Mädel kann zwar durchaus singen aber mit dem Töne halten und auch an der Resonanz bzw. Volumen hapert es bei der Lady schon noch etwas. Daher wirkt der Gesang manchmal regelrecht wie ein Fremdkörper, dies wird mit dem zweiten Track zwar besser aber auch da sind diese komischen und absolut unpassenden Ahhs und Ohhs geegen Schluß absolut daneben. Beim balladesken "Broken Wings" kommen die Vocals dann am üerzeugendsten raus trotzdem ist dies insgesamt (noch) dass größte Manko der Band. Aber auch beim Thema Songwriting gilt es sich noch um einiges zu steigern, da fehlt es etwas am roten Faden, ansonsten wird technisch durchaus eine ansprechende Leistung geboten. Die von der Band selbst genannten Progeinflüsse sind nur ganz schwach zu deuten, die Gitarristen haben schon was drauf aber nur weil virtuos ein paar schnelle und flinke Läufe bzw. gefällige Solis dabei sind sowie hier und da ein paar Breaks eingestreut sind, ist der Stempel "Progressive" noch eine Nummr zu groß. Vielmehr haben COLLAPSING SUN einen gewissen Hang zum episch-dramatischen, dies kommt besonders gut bei dem hauptsächlich instrumental geprägten schon erwähnten "Broken Wings" zur Geltung, der Song erinnert mich aber irgendwie stark einen SCORPIONS Klassiker "Coast To Coast". Aber hier groovt es mal so richtig tight und packend inklusive einer tollen Rhythmussektion. Es ehrt die Band unter den durchaus gegebenen Voraussetzungen nicht auf den derzeit angesagten Gothtic-Zug aufgesprungen zu sein, trotzdem fehlt diesem Quintett einfach (noch) ein gewisser Funke mehr Esprit sowie packendere Momente um den Hörer längerfristig zu binden. Aber was nicht ist, kann ja noch werden - für einen Underdog bzw. ein Demo insgesamt aber noch eine ganz ordentliche Leistung.
Vor zwei Jahren konnten ACT OF GODS mich mit ihrem Debüt "Stench Of Centuries" nicht wirklich überzeugen - "Maat" ändert da auch nix. Wie gehabt spielen die Franzosen ziemlich schnellen US-Death Metal, blasten dabei fleißig und orientieren sich an MALEVOLENT CREATION bei der Gitarrenarbeit. Keine schlechten Voraussetzungen, aber das Grundpoblem bleibt bestehen: ACT OF GODS können einfach keine spannenden Songs schreiben. Die elf Tracks rauschen durch, ohne dass auch nur einer im Ohr hängenbleibt. Die etwas dumpf geratene Produktion hilft da auch nicht weiter, ebensowenig das einfallslose Schlagzeug oder der eintönige Growler. Nicht mal das TERRORIZER-Cover ("After World Obliteration") ist gut. Allerhöchstens Mittelmaß.
Nach der "Skinflick”-DVD 2004 ist es um die New Yorker SKINLESS ziemlich ruhig geworden, zumindest in Europa haben sie sich rar gemacht. Untätig waren sie aber nicht und haben jetzt "Trample The Weak, Hurdle The Dead" fertig, bei dem sie weiter auf Bewährtes setzen. Der Wechsel am Mikro (Urmitglied Webber ist nicht mehr mit dabei, dafür hat Jason Keyser den Posten übernommen) hatte keine spürbaren Auswirkungen auf die Musik, einzig die bei "From Sacrifical To Survival" dezent eingesetzten cleanen Vocals sind verschwunden. Geblieben sind das intensive groovende Drumming von John Longstreth (ORIGIN), die teilweise sehr ungewöhnliche Gitarrenarbeit und die Brutalität der Songs. Auch wenn SKINLESS öfter mal einen Mid Tempo-Part einschieben ("A Unilateral Disgust") kommt die Mucke ultra-heftig aus den Boxen, dank der besseren Produktion diesmal auch mit richtig Wumms. Im Gegensatz zu vielen anderen Ami-Combos setzen SKINLESS weiterhin nicht auf technisch anspruchsvolles aber langweiliges Gefrickel, sondern konzentrieren sich auf eingängige, groovende Stücke, die trotzdem brutal sein müssen. Das ist ihnen mit allen acht Songs gelungen, so dass "Trample The Weak, Hurdle The Dead" eine Bereicherung für jede Death Metal-Sammlung ist. Einzig die magere Ausbeute von gerade mal acht Songs schmerzt. Nach drei Jahren Funkstille hätte ich mir noch zwei, drei Songs mehr gewünscht.
Die fünf Typen von TAABOO sehen auf ihren Fotos ziemlich albern aus. Liest man dann noch in der Band-Bio, dass es den Schwaben vor allem darum geht, den eigenen Spaß an der Musik zu vermitteln, befürchtet man das Schlimmste - nämlich dass es sich hier um eine Fun-Combo mit eher geringem Anspruch an Musik und Texte handelt. Hört man sich aber deren EP "V" an, wird man schnell eines Besseren belehrt. Denn hier werden einem fünf Deutsch-Punk-Kracher um die Ohren gehauen (bzw. vier, da ein Song in englisch gesungen ist), die nicht von schlechten Eltern sind. Zwar haben sich einige Metal-Riffs in die Songs geschlichen, aber insgesamt ergibt sich ein Sound, der stellenweise an Größen wie NORMAHL oder gar SLIME erinnert. Die Texte gehen in dieselbe Richtung. Songzeilen wie: "Es ist immer das gleiche Spiel / der Große frisst den Kleinen / das ist doch nicht gerecht / fang bloß nicht an zu weinen" oder "Denk, was du willst, das interessiert mich nicht / ich bin ein Trunkenbold / ignorant und arrogant" zeigen nicht nur, dass die Jungs wirklich was zu sagen haben, sondern erinnern auch an die großen Zeiten des deutschen Punkrock der späten 70er und frühen 80er. Den Namen TAABOO sollte man sich also unbedingt vormerken. Ich für meinen Teil warte bereits sehnsüchtig auf das nächste Album.
ZAO waren schon immer eine der eigenwilligsten Bands im HC/Metalcore-Zirkus - das ändert sich auch mit ihrem neuen Longplayer "The Fear Is What Keeps Us Here" nicht. Sperrig, brutal und verstörend gehen die Amis zu Werke und liefern eine Platte ab, die seinem direkten Vorgänger in nichts nachsteht. Die Produktion ist trotz Studio-Wechsel furztrocken und erinnert wieder an NEUROSIS, die Songs sind eine Achterbahnfahrt der Gefühle und lassen den Hörer mit offenem Mund zurück. Emotional genauso intensiv wie NEUROSIS oder CONVERGE, sind ZAO deutlich schneller unterwegs und haben eine stärkere Metal-Schlagseite. Wie gewohnt schafft es jeder Song, zwischen Komplexität und Eingängigkeit den goldenen Mittelweg zu finden und so den Hörer gleichzeitig zu fordern, aber eine Überforderung zu vermeiden. Die Songs isnd etwas kompakter und kommen eher auf den Punkt, aber immer noch weit entfernt von Easy Listening. Große Platte, die am Besten unter Kopfhörer genossen wird und ihre Durchläufe braucht.
23 Monate waren SHINEDOWN unterwegs um ihren Erstling zu präsentieren. Nichts ungewöhnliches in den Staaten, denn wer dort erfolgreich sein will, muss Live Präsenz zeigen. Und die illustre Liste der Bands für die das Quartett eröffnen durfte zeigt neben den Superstars von Van Halen auch das Umfeld auf, in denen man sich einzuordnen gedenkt: Tantric, Saliva, 3 Doors Down und Life Of Agony. Dabei gingen die Jungs aus Jacksonville/Florida nicht auf Nummer sicher und kopierten einfach ihr in den Staaten mit Platin ausgezeichnetes Debüt "Leave A Whisper". "Us And Them" braucht nämlich ein paar Durchläufe mehr um eine ähnliche Wirkung wie das eingängige Debüt zu entfalten. SHINEDOWN haben songwriterisch dazugelernt und geben so ihren 13 Songs einen Tick mehr Komplexität und damit eine erhöhte Langzeitwirkung. Eröffnet wird das Zweitwerk mit einem Intro (gähn!); aber der "The Dream" betitelte und von einem Kind fast gebetsartig gesprochene 60-Sekünder lohnt textlich das genauere Hinhören. Schon der intensiv treibende Sound des darauffolgende Openers "Heroes" überzeugt und zeigt den Weg für die folgenden Rocksongs auf. Da sollte man sich noch die melodische, auf Airplay getrimmte Single "Save Me", das sehnsüchtig rockenden "I Dare You" und das an Audioslave erinnernde "Fake" zu Gemüte führen. Was dabei durchgehend hörbar ist. Die Einflüsse von SHINEDOWN kommen von Bands wie Soundgarden, Alice In Chains und Pearl Jam, bis zurück zu den großen alten Herren von Led Zeppelin. Und was auch noch stimmt - mit Brent Smith haben die Jungs einen Sänger am Mikro, welcher Stimmlage wie auch Stimmungslage exzellent rüberbringt. Die ruhigeren Tracks atmen dann spürbar Chartluft der Marke Creed und 3 Doors Down ohne eine gewisse eigenständig harte Note vermissen zu lassen: die melancholisch powervolle Ballade "Beyond The Sun" und das akustische "Shed Some Light". Klasse auch noch das über 7-minütige, mit kräftigem 70er-Flair ausgestatte "Lady So Divine� - da hat man sich was zugetraut. Für Fans von Rockmusik in Reichweite genannter Bands sollten SHINEDOWN mit "Us And Them" dann auch hochwertiges Neufutter darstellen und so manchen hochgelobten Act im heimischen Player Konkurrenz machen können.
Nach über zwei Jahren geht es endlich weiter mit einem neuen Hammerwerk der Band mit diesem coolen Namen und vor allem dessen absolut einmaliger Schreibweise - A_liFe [DivideD]. Nach dem äußerst starken Vorgängerwerk "Virtualized" und den durchweg positiven Reaktionen aller Orten hätte die logische Konsequenz eigentlich nur ein Plattendeal sein müssen, aber leider weit gefehlt - die trendanbiedernde Musikindustrie aber auch die zahlreichen Underground Labels haben hier wiedereinmal selig geschlafen. Egal, auch die Jungs selber haben sich davon offenbar nicht unterkriegen lassen und mit "Far" gleich ein weiters Highlight rausgehauen. Das Artwork erinnert mich etwas an ältere RUSH Alben, musikalisch führt dieser bayerische Sechser, zwar weniger progressiv als die Kanadier, aber durchaus ähnlich eigenständig, den eingeschlagenen Weg des Vorgängers konsequent weiter fort: Heftig-wuchtige Metal Riffs treffen hier auf elektronische Sounds/Programming in Verbindung mit hymnisch-bombastischen Arrangements und ein toller Sänger Jürgen Plangger der sowohl die vielen melancholisch-düster tragenden Elemente als auch die etwas weniger vorkommenden Shouter/Growl-Parts zielsicher ins Mikro singt.
Auf sämtlichen der 15 enthaltenen Kompositionen überzeugt besonders dass abwechslungsreiche Songwriting sowie die handwerklichen Fähigkeiten einer ungewöhnlich kreativen Band, dies diesmal nocheinmal eine Schippe drauf gelegt hat und den aufgeschlossenen Hörer auf über 70 Minuten gebannt nicht mehr vom CD-Player wegläßt. Stilistische Grenzen, eingeengte musikalische Horizonte oder genreübergreifende Berührungsängste sind für A_liFe [DivideD] absolute Fremdwörter - diese Band hat tatsächlich ihren ganz eigenen Sound geschaffen. Floskeln wie "klingt nach "xy" sind hier ziemlich fehl am Platz. Am ehesten helfen da noch (aber nur als grobe Orientierung) vielleicht Bandreferenzen die locker von DEPECHE MODE, MASSIVE ATTACK über LINKIN PARK hin zu modernem Metal wie DEVIN TOWNSEND reichen. Die hier immer mal wieder eingestreuten Wavebestandteile wirken nie zu poppig oder flach sondern entwickeln in Verbindung mit den modernen Metal-Riffs sowie einem fast schon ungestümen Power Drumming eine ungeheure Energie, man kann sich dieser Reise voller packender Melodien und melancholischer Atmosphäre, bei der pathetische Balladen auf Industrial treffen, eigentlich garnicht entziehen. Meistens haben solche Bands die versuchen heftige Gitarrenwände mit ebensoviel Elektronik zu verbunden die Schwierigkeit weder Fisch noch Fleisch zu sein und daher aufgrund (zu vieler) Kompromisse auf Dauer keine passende Mischung zu schaffen, die Fans beider Lager gleichermaßen zufrieden stellt. Dieses Problem haben A_liFe [DivideD] zu keiner Sekunde - hier werden Metaller und (Dark) Waver ihre Seelenheil zusammen finden und gemeinsam in der ersten Reihe vor der Bühne die Köpfe kreisen lassen. Als Anspieltipps sind neben dem klasse episch-dramatischen "Some Kind Of Grey", die rotzige Abgehnummer "Hand Of Healing" noch die beiden Schlußtracks "Matter Of Sight" mit monumentalen Streichereinsatz und weiblichem Gegenpart sowie "City For Help" mit einfühlsamer Chorbegleitung zu nennen. Die 12 EUR plus Porto für "Far" über die HP der Band lohnt sich in jeder Hinsicht: man bekommt 72 Minuten faszinierende Musik mit einer satten Produktion und gelungener Aufmachung.
ANIMA NAÏVE (bedeutet soviel wie "kindisch" oder "naive Seele") sind eine hoffnungsvolle Combo aus Italien welche sich, ach wunder, dem Gothic Metal verschrieben hat. Das Quintett setzte dabei auf Death Metal-artige Gesangspassagen und opernhafte weibliche Vocals. Wobei beide ihre Sache gut machen; obwohl die Opernstimme doch in einer sehr hohen Tonlage angesiedelt ist und das doch schon mal etwas gewöhnungsbedürftig ist ("7 Black Crows"). Sängerin Ilaria "Banshee" studiert italienischen Operngesang und Moderne Literatur und nutzt ihre Gothic Metal Band als Alternative zu ihrer klassischen Ausbildung - ergo: das die Dame trällern kann hört man. Das sie in normalen Tonlagen ebenfalls was zu bieten hat, hört man beim besten Song der Demo "Niobe" gut heraus. Mit "Kiss Of Death" haben ANIMA NAÏVE noch einen zweiten, etwas raueren Song im Petto der zu überzeugen weis. So kann man dem Underdog neben den vorhandenen musikalischen Potential auch schon eine gewisse Kompositionsreife zugestehen. Allerdings ANIMA NAÏVE sollten rascher auf den Punkt kommen und auch einen Tick mehr wert auf nachvollziehbare Melodien legen - insbesondere der Opener "7 Black Crows" und auch "Not Angels" sind etwas langatmig geraten, da fehlt auch noch das eine oder andere Überraschungsmoment. Trotz harter Growls und entsprechen treibenden Drumming bewegen sich die vier Tracks allesamt im Mid-Tempo. Die Band bemüht sich, auch mittels Keyboards eine dunkle, emotionale Atmosphäre zu schaffen, was vor allem in den ruhigeren, spärlicher instrumentalisierten Momenten gelingt. Anzumerken bleibt noch dass die Produktion für eine Demo echt ordentlich ist, ob es aber wirklich noch einen knapp 3-minütigen Hidden Track brauchte, welcher eigentlich nicht mehr wie eine elektronische Soundcollage ist, lass ich mal dahingestellt sein. Wer mal reinschnuppern möchte - "Niobe" und "Kiss of Death" stehen auf genannter Homepage zum Download bereit.