Die Engländer TRIBUTE TO NOTHING sind mit ihrem fünften Album scheinbar erwachsen geworden. Über 12 Jahre gibt es sie bereits - wobei sie dafür immer noch ziemlich jung sind, denn zur Zeit ihrer Gründung waren die drei Turner-Brüder zwischen 12 und 14 Jahre alt. Mit erwachsen meine ich, dass man sich ihre Musik jetzt endlich auch auf CD anhören kann. Die schweißtreibenden Live-Shows des mittlerweile um ein Nicht-Familienmitglied erweiterten Vierers waren immer schon ein intensives Erlebnis, aber an der heimischen Stereo-Anlage war ihr noisiger Posthardcore schwer nachzuvollziehen. Daher traut man seinen Ohren kaum, wenn mit dem Opener "Every Word´s A Whisper" ein Song in durchgehend gemäßigtem Tempo erklingt, mit gradem Takt und einem extrem melodischen Gitarren-Lick. Und selbst der Grölgesang ist deutlich reduziert und klingt für TTN-Verhältnisse fast schon weich. Und daran schließen dann Songs wie "Three Times" oder "Portraits Fall" an, die relativ grade und dreckig nach vorne rocken, dabei aber von den schönsten Ohrwurm-Melodien getragen werden. Bei genauerem Hinhören entdeckt man zwar noch an vielen Stellen ungrade Parts und Übergänge, doch die erinnern eher an Prog-Rock als an die kruden Song-Strukturen der vergangenen Jahre. Trotz der wirklich großartigen Songs gibt es allerdings ein Problem bei der Sache: Die Jungs klingen jetzt HOT WATER MUSIC teilweise täuschend ähnlich. Vielleicht sollte man daher beim nächsten Album doch wieder ein paar Noise-Attacken im alten Stil einbauen, damit die Musik nicht zu einem bloßen Plagiat wird. Wäre schade um diese Ausnahmeband.
Die fetten Jahre kommen wieder und KORODED werden ganz vorne dabei sein. Mit neuem Gitarristen und einer gnadenlos druckvollen Produktion von Jacob Bredahl (HATESPHERE) im Rücken klingt "To Have And To Unhold" deutlich wütender als der Vorgänger. Schon der Opener "Zero Minus Zero" stampft mit tonnenschweren Riffs voran. Und wirkte "The Absurd Beauty Of Being Alone" inhaltlich noch nicht vollkommen schlüssig, so hält "To Have And To Unhold" die Spannung über die volle Distanz und brilliert als Einheit: "Da war also schon viel Wut und Aggression da und die Musik war diesmal mehr als sonst das Ventil um das alles raus zu lassen", so Sänger Jan in unserem Interview. Sein Gesang geht nur selten zu extremen Shouts über, viel häufiger dominiert eine kraftvolle und harte, aber stets gut verständliche Stimme die Songs. Die cleanen Vocals kommen gänzlich ungezwungen rüber und scheinen ihm leichter zu fallen als auf früheren Outputs. Ein Umstand, der zu einem insgesamt organischeren Bild bei den Vocals führt. Mit fast schon punkigem Drumflair kann die Uptemponummer "Epigone" genauso überzeugen wie die kraftvolle, nachdenkliche Halbballade "In Love With Memories" bei der mich nur ein seltsamer Effekt auf den Vocals stört. "God Of Nothingless" beginnt bedrohlich und mächtig, die hochmelodiösen und sehr abwechslungsreichen Gesangsparts bringen dem Song aber auch musikalisch Tiefe. Mein Lieblingstrack des Albums ist aber das abwechslungsreiche "The Good Old BadTimes" mit seinem schönem Gitarrenthema und Tempowechsel im hinteren Drittel des Tracks. Das ultracoole "People Of The Abyss" kann als Abschluss sowohl als wahres Groovemonster die Power in den Gitarren gekonnt kanalisieren, ihnen aber auch eine sehr schöne Melodie im Hintergrund entlocken. "To Have And To Unhold" ist eine runde Sache geworden, mit einem Sound im Geiste alter MACHINE HEAD und unter die Haut gehenden Texten.
Wer ein Album im legendären Sunlight-Studio aufnimmt und Jeff Walker zu einigen Soli überreden kann, der hat bei mir schon mal einen Stein im Brett. Sogar wenn es sich nicht um reinrassigen Schwedentod handelt, wie im Falle der Italiener MERENDINE ATOMICHE. Die Jungs vom Stiefel sind nicht sonderlich schwedisch, sondern haben viel und oft über den großen Teich geschaut und Bands wie PANTERA, METALLICA und MEGADETH lieben gelernt. So ist "Raw" eine Mischung aus alten Helden und ein paar neueren Thrash-Einflüssen, immer schön eingängig und gleichzeitig aggressiv genug, um neben alten METALIICA-Pladden bestehen zu können. Sänger Luca klingt wie die italienische Antwort auf James Hetfield, die Gitarren braten in bester PANTERA/ METALLICA-Manier und die Songs gehen gut auf die Zwölf. Nur die schlechte Halb-Ballade "Ocean’s Shadows" trübt ein wenig den Spass der bei Meister Jack Frost aufgenommenen Scheibe. Ändert aber auch nicht viel, "Raw" ist grundsolide Thrash-Kost und für all diejenigen, die mit den modernen METALLICA nix mehr anfangen können, genau richtig. Und jetzt "Ride The Lightning"...
Nachdem UNDER SIEGE gemeinsam mit A TRAITOR LIKE JUDAS die coole "Ten Angry Men"-Split veröffentlicht und betourt hatten, entwickelte sich 2005 zum schwarzen Jahr der Bandgeschichte: einige Line Up-Wechsel machten den Hannoveranern zu schaffen und verzögerten ihr zweites Album "Days Of Dying Monuments" bis in dieses Jahr, was angesichts der Güteklasse des Silberlings sehr ärgerlich ist. Neben den fünf Songs der (mittlerweile ausverkauften) Split haben auch sieben neue Songs ihren Weg auf das Album gefunden und sich nahtlos an das Split-Material angepasst. Beinharter Metalcore, der alle Trademarks des Genres aufweist und besonders bei der Gitarrenarbeit überzeugen kann. Das an sich ist anno 2006 nichts Ungewöhniches, die Güteklasse der Songs aber schon. Neben Mid Tempo-Monstern Marke "Bloodred Ink, Crimson Paper" haben es mir besonders die schnellen Stücke wie das sehr melodische "Nightmare Engineer" oder das hammergeile "At The End Of All Days" angetan. Hier gibt es Metalcore mit schwedischen Gitarren und einem aggressiven Shouter in Reinkultur - viel besser als ein Großteil der Konkurrenz und mit genug Substanz, um den Niedergang des Metalcores überleben zu können. Mit dieser Platte haben UNDER SIEGE zur deutschen und internationalen Metalcore-Elite aufgeschlossen! Willkommen im Club!
Es ist nun nicht unbedingt so, dass ich viele der verbrauchten Crossoverbands der frühen und späten Neunziger sehr vermisse. Umso mehr freue ich mich aber, wenn Bands wie STIMPACK deren Geiste - wenn auch ohne DJ und Samples- ins nächste Jahrzehnt retten. Die "nächste Generation Schwermetall" findet sich in meinen Ohren hier zwar nicht, denn dafür haben STIMPACK einfach zu wenig Metal im Blut. Wohl aber versuchen die fünf mit gewitzten, wenn auch manchmal zu chaotischen Songstrukturen Boden gut zu machen. Wenn man auf cleanen Gesang steht, schaffen sie den Spagat aus leicht sperrigen Strophen und melodischem Chorus ganz gut. Anders als das Core-Genre setzen sie nicht auf die Mischung aus brachialen Sounds und zuckersüßen Eskapaden, die Breaks erfolgen sanfter, die rockige Grundstimmung bleibt. STIMPACKS Musik vereint New Metal mit Crossover und einer großen Portion Rock, abgesehen von den cleanen Parts hätten Tracks wie "Wargasm" und "Blame&Answer" aber noch abwechslungsreicher, grade beim stets hüpfbaren Rhythmus, geraten sollen. STIMPACK bringen nicht die große Innovation, sondern wie beim Vorgänger eher eine Collage bekannter Themen. Und dass das nicht schlecht sein muss, zweigt die EP "Wargasm" durchaus. Die Produktion ist im Gegensatz zum Debüt voller geraten, einen wirklichen eigenen Sound vermisse ich aber noch. Das zweite Album der Bayern soll in Kürze erscheinen– warten wirs ab und hoffen das Beste!
Bei unseren polnischen Nachbarn entwickeln sich schon seit längerem mit schöner Regelmäßigkeit recht vielversprechende Progformationen wie u.a. COLLAGE, QUIDAM, SATELLITE und zuletzt die begnadeten RIVERSIDE. Bei den mittlerweile nicht mehr existierenden Neoprogern COLLAGE war der vielseitige Gitarrist Mirek Gi bereits aktiv, wollte aber weiterhin musikalisch aktiv bleiben und startete daher anschließend seine Mitarbeit auch bei "Projekten" wie ANANKE oder zuletzt SATELLITE. Aktuell hat Gil jetzt wiederum etwas neues auf die Beine gestellt und zusammen mit den Ex-Collage Kollegen Przemek Zawadzki (Bass), Tomek Rózycki (Voc., Gitarren) sowie Adam Milosz (Keyboards) und Wlodke Tafel (Drums) die Formation BELIEVE (welch´ innovativer Name) gegründet. Über das rührige Schweizer Spezial Proglabel Galileo Records wurde nun dass erste Album "Hope To See Another Day" herausgebracht.
Der Gesang ist dabei garnicht mal so übel, wenn auch nichts besonderes, die Musik ist aber ansonsten klar geprägt von den Gitarren, die sich mit dynamisch schnörkellosen (Hard) Rock mit nur (noch) wenigen Neoprogschnippseln durch die insgesamt acht Tracks hindurchkämpfen. Es gibt viele wohldosierte Melodien sowie angenehm fliesende Arrangements allerdings ohne größere Ecken und Kanten, die ganze Produktion ist transparent gehalten, die Drums klingen frisch, die Keys sind relativ unspektakulär aber präsnet im Hintergrund, der öfters mal zu hörende, dann aber gelungene Violineneinsatz (u.a. bei dem straight-epischen "What is Love") kann allenfalls als Gastinstrument bezeichnet werden. Die musikalische Grundstimmung des Albums ist zwar leicht düster ohne dabei aber auf irgendeine zu pathetische Deprischiene zu verfallen. Vertracktes, überraschende Wendungen oder gar schwer verdauliches für die Diehard Progfreunde finden sich, trotz keinem Song unter fünf Minuten, hier eher selten. Schöne, wohlklingende Harmonien sind BELIEVE anscheinend wichtiger als wechselnde Rhythmen und instrumentelle Soloergüsse in Serie aber dabei tritt leider bei so manchem Track auch eine gewisse Langeweile der leichten Muse ein ("Pain"), da passiert dann etwas zu wenig. Mehr Songs der Kategorie des recht stimmungsvollen "Seven Days" mit seinem durchdachten sich steigernden Liedaufbau, relativ vielen Tempiwechseln, gelungenen Breaks sowie rifflastigen Gesamtbild hätten dem Album sicher gut getan. Bei dem interessanten etwas schleppenden "Don´t Tell Me" (hier kommt mal wieder die gefühlvolle Geige gelungen zum Einsatz), sind dann noch am ehesten leichte Neoquerverweise zu erhören. Mit dem fast 12-minütigen Titelsong "Hope To See Another Day" scheinen BELIEVE dann gegen Ende auf einmal alle zuvor unterdrückten Progressive Trademarks mit eine Schlag wieder aufleben lassen zu wollen. Denn neben klasse elegischen Gitarrensolis, kommen ständig wechselnde Rhythmusgebilde, akzentuierte laut–leise Dynamiken sowie gefällige Stimmungsfacetten sowie ein deutlich mehr aus sich herausgehender Sänger zum Vorschein und zeigen so, dass die Band eigentlich (doch) mehr kann als zweifellos solide aber zu unspektakuläre Rockmusik zu machen, die keinem Weh tut.
Warum sie ihn "The Revenge" genannt haben weiß ich nicht. Dass es im amerikanischen Musikfernsehen MTV2 zumindest teilweise noch ordentlichen Bums gibt nach dem Hören von "Headbangers Ball - The Revenge" schon. SLIPKNOT beginnen mit "Before I Forget" von "Vol. 3 - The Subliminal Verses" für ihre Verhältnisse erstaunlich zahm, die folgenden KORN haben ihre Zähne ohnehin abgeschliffen - nach Rache klingt das nicht. Bei SOULFLY und HATEBREED wird dann aber der Knüppel ausgepackt. Und spätestens nach diesen vier Namen wird einem dann auch bewusst, dass Roadrunner Records eine wahrhaft illustre Schar an Bands aufgeboten hat. Neben wirklich hartem Stoff bringen Bands wie MUDVAYNE, LACUNA COIL, BLOODSIMPLE, HIM oder DISTURBED auch etwas mehr Rock. Die erste CD vereint die (zumindest bei uns) etwas bekannteren Namen, die zweite hat entsprechend ein paar Überraschungen mehr - unter anderem die wütende Allstar Combo KINGDOM OF SORROW (J. Jasta (HATEBREED), K. Windstein (CROWBAR), D. Kerswill (SEEMLESS)). Einige Songs kennt man zwar zur Genüge, vieles aber auch gar nicht oder in anderer Form. Sehr, sehr gnadenlos preschen BEHEMOTH in die auf modernen Metal kalibrierten Ohren des Core-Geschehens, und bei der BLACK LABEL SOCIETY kann sogar gekuschelt werden. "Headbangers Ball - The Revenge" ist ein verdammt gelungener und vielseitiger Überblick. Der harten Musik gehts 2006 verdammt gut!
Disc 1:
01. Slipknot - Before I Forget
02. Korn - Liar
03. Soulfly - Carved Inside
04. Hatebreed - To The Threshold
05. Mudvayne - Forget To Remember
06. Avenged Sevenfold - Burn It Down
07. HIM - Vampire Heart
08. Trivium - A Gunshot To The Head Of Trepidation
09. Lamb Of God - Now You´ve Got Something To Die For (live)
10. 10 Years - Wasteland
11. Disturbed - Guarded
12. As I Lay Dying - Through Struggle
13. Lacuna Coil - Our Truth
14. Underoath - It´s Dangerous Business Walking Out Your Front Door
15. Mastodon - Blood & Thunder
16. Killswitch Engage - A Bid Farewell (live)
17. Black Label Society - In This River
18. Bleeding Through - Kill To Believe
19. In Flames - Take This Life
Disc 2:
01. Chimaira - Nothing Remains
02. Bullet For My Valentine - Suffocating Under Words Of Sorrow (What Can I Do)
03. Arch Enemy - Nemesis
04. It Dies Today - Severed Ties Yield Severed Heads
SATYRICON sind ein Phänomen! Jede andere Band der schwarzen Szene wäre nach modernen Soundeskapaden der Marke "Rebel Extravaganza" (immer noch eines der besten Black Metal - Werke der ausklingenden 90er Jahre) und sogar Remixes alter Hymnen durch die Elektrospezis APOPTYGMA BERZERK hochkant aus dem Verein geflogen. Mittlerweile habe ich den Eindruck, die beiden Nordlichter Satyr und Frost dürfen alles und werden dafür geliebt. Recht so! Das Duo hat die Grenzen einer sich stets selbst limitierenden Szene schon vor zig Jahren eingerissen und erntet heute die Früchte seines Schaffens - inklusive eines Majordeals (!) für das letzte, ebenfalls hochklassige Werk "Volcano". Zwar hat man mittlerweile in das auch nicht gerade kleine Haus Roadrunner gewechselt, aber der Stil des Vorgängers hat sich nicht grundlegend verändert. Noch immer bewegen sich die Norweger im Drehzahlkeller, lassen dreckigstem Rock´n´Roll freien Lauf und verzichten auf das Brechen der üblichen "höher, schneller, weiter" - Rekorde. Blastspeed - Orgien oder laute Kreischwettbewerbe hat man einfach nicht mehr nötig und konzentriert sich auf die Songs, die sogar noch einen Tick spartanischer herüberkommen als in der Vergangenheit. Aber genau dieses irgendwie Eintönige, Ruhige, Verstörende wirkt gleich doppelt böse und aggressiv! Hin und wieder werden auch Keyboards eingesetzt, die allerdings ebenfalls nicht gerade "bunt" klingen und den durchweg erstklassigen Songs mitunter Horrorsoundtrack - Atmosphäre verleihen. Man höre sich nur mal den abschließenden Übersong "To The Mountains" (Wahnsinn!) an, der fast schon BOLT THROWER - artige Riffs mit monotonem Bombast kombiniert und wie ein finsterer Gruselstreifen in "Dolby 5.1" tönt. Genial! Genau wie der Rest von "Now, Diabolical", der sieben weitere Schwarzwaldstampfer offenbart, von denen etwa "K.I.N.G" oder das fiese "The Rite Of Our Cross" ("… this is the coming of the Dark Lord - all tribes unite!") schlichtweg überragendes Songwriting - Potential beweisen. Man staunt immer wieder, wie mit so wenigen, spartanischen stilistischen Mitteln eine solch faszinierende Black Metal - Scheibe kreiert werden kann, die einfach süchtig macht. Ganz, ganz große Kunst!
Oh Mann oh Mann, was ist dass denn hier bloß für ein langweiliges, wabriges und vor allem kraftlos-aufgestzt wirkendes Gesülze - THEE MORE SHALLOS nennen sich diese Jungs und ich hätte eigentlich meine (zugegeben schon etwas lichte) Matte darauf verwettet, dass diese Deprijünger von der Insel stammen aber nein San Francisco wird als Heimatadresse angegeben. Nachdem jüngst erst mit "More Deep Cuts" ein reguläres Album veröffentlicht wurde folgt hier eine 4-Track EP "Cuts plus Two", die neben zwei bekannten Songs, auch noch zwei bisher unveröffentlichte Lieder enthält. Die Stilrichtung will ich mal wohlwollend Indie "Einschlaf" Pop, der auf Teufel komm raus auf sanfte Atmosphäre getrimmt wurde, beschreiben, allerdings ging dieser "Versuch" für meinen Geschmack ziemlich daneben. Das fängt schon mit dem durch wirre samplesounds überladenen sowie mit eine schleppenden Beat versehnen "Two Am", man hat ständig dass Gefühl da läuft ein Rasenmäher im Hintergrund mit, gräuslich! Als nächstes kommt dann mit "Ave Grave" ein fast zerbrechlicher sowie dezent leicht folkiger Song, ja geht eigentlich so. "Phineas Bogg" ist dann wieder so ein hingehauchtes Popnichts mit schmachtvollen Vocals, die durch verschrobene psychedellische Sphären dümpeln und irgendwie niemals an Ziel zu kommen scheinen. Auch "Deadbeat Water" glänzt wieder mit diesen getragenen Soundbreilkollagen und zusätzlich mit etwas molligen Bläsersätzen - könnte man sich noch am besten als Hintergrunduntermalung für den Werbespot eines Beerdingungsuntenehmens vorstellen, statt sich diese Mucke bewusst per CD reinzuziehen. Für 99% aller MI Leser gilt hier wohl eher ein absolutes Finger weg.
Mit Re-Releases ist es ja oftmals eine etwas zwiespältige Sache, vor allem dann, wenn Labels noch mal schnell Kasse machen wollen oder irgendwelche Rechte ausgelaufen sind und einer ungehinderten Ausschlachtung des Backkataloges nichts mehr im Weg steht. Doch im Fall des hier vorliegenden Albums "In Thought" der australischen Prog Metal Formation VANISHING POINT von 1999 können aber jegwelche negativen Bedenken ausgeschlossen werden. Dass neue Label veröffentlicht jetzt Debut nach acht Jahren, remixt, remastered inkl. Bonustrack sowie zweier Videos nochmals (da in Europa nicht mehr erhältlich) frisch auf den Tisch neu. Dies ist vor allem qualitätsmäßig sehr wohl begründbar auch wenn man dass Niveau des 2001er Nachfolgealbums "Tangled In Dream" natürlich noch nicht ganz erreicht hat. Damals haben die Jungs übrigends für mich einen, leider absolut unterbewerteten Überhammer abgeliefert, der in keiner gutsortierten Progmetal Plattensammlung fehlen sollte, wer die CD nicht kennt, unbedingt antesten!
Vanishing Point lassen aber auch auf "In Thought" bereits ihr großes Potential erkennen und schütteln auf den 10 Songs (auch wenn auf dem Pappschuber nur 9 vermerkt sind!) gleich reihenweise feinste kleine oder längere Melodic Epen aus dem Ärmel, die sich irgendwo in der Schnittmenge zwischen frühen QUEENSRYCHE ("The Only One") und IRON MAIDEN ("Company Of Darkness") bewegen. Vor allem das bemerkenswerte sehr markante Gitarrenspiel mit diesen typischen Läufen sowie etwas oldschoolige Riffing erinnern immer mal wieder an Dickinson & Co, aber die Band entwickelt noch genügend eigenständiges Charisma. Der Sound ist recht roh gehalten, teilweise etwas ungeschliffen aber die Produktion ist trotzdem nicht flach sondern mit ordentlich Wums versehen. Die Keyboards sind insgesamt noch etwas weniger bombastisch präsent als auf "Tangled .." aber trotzdem darf sich der Tastenmann bei der klasse Ballade "A Memory" dann mal so richtig austoben. Instrumental sowie technisch hat der Fünfer auch so einiges lohnenswerte drauf, die vielen progigen Passagen mit gelungenen Solos, wechselnde Themen und packenden Arrangements mit großer Betonung auf Melodie sowie mehrstimmigen Gesang setzten sich schnell beim Hören fest. Apropos, die Vocals sind ebenfalls recht prägnant und es klingt sicher nicht wie Shouter xy sondern Silvio Massaro pflegt einen zwar recht eigenen aber mitreißenden Stil. Als weiterer Anspieltipp muß ganz klar "Vanishing Point" genannt werden, diese Song beinhaltet alle Stärken der "Aussies" - kompaktes Songwriting, gute Hooks, markantes Riffing und alles zusammen in einem (leicht) progressiven Kontext verpackt, das macht Laune. Ein weiteres absolutes Plus bei VP - nervige und hochtrabend Frickeleien fehlen hier gänzlich. Damals bekamen die Jungs direkt nach der Veröffentlichung zu Recht eine Einladung zum WACKEN, was angesichts dieser Leistung auch nicht verwundert. Danach kam der erwähnte hochkarätige Nachfolger auch dass dritte Werk war so schlecht nicht aber der (große) Durchbruch gelang bisher leider trotzdem nicht. Mit dem neuen Partner soll jetzt demnächst auch wieder ganz neues Material aufgenommen werden, dieser Re-Release macht jedenfalls schon mal Lust auf mehr.