Gerade erst 2005 gegründet, haben diese Finnen bereits einen Deal im Sack und hauen ihr Debüt "Manifesto" auf den Markt. Wenn man sich allerdings genauer umschaut, dann gibt es etliche Demos auf dem Markt, die weit mehr zu bieten haben als dieser Erstling. Man bekommt hier melodischen Death Metal schwedischer Prägung zu hören, der gerade vom Gesang her stark an ARCH ENEMY erinnert. Und obwohl die Nordlichter beileibe keine schlechten Songwriter sind, habe ich hier das Gefühl, dass man mal wieder den letzten Euro aus den Fans heraus pressen will. Denn so lieblos, wie dieses Debüt produziert ist, scheint es sich um einen Schnellschuss zu handeln, der lange nicht die Aufmerksamkeit bekommen hat, die er verdient gehabt hätte. Alles klingt unglaublich dünn; die Keyboards piepen munter vor sich hin, die Gitarren drücken wie ein Trabant 601 im Drehzahlkeller, und der Gesang krächzt merkwürdig heiser im Hintergrund. Wäre "Manifesto" ein Demo einer ambitionierten Underground - Band, würde ich eine eindeutige Empfehlung aussprechen, aber für ein "professionelles" Werk ist die soundtechnische Leistung mangelhaft! Schade, denn prinzipiell können Stücke wie das treibende "Whore", der mit einer einprägsamen Melodie versehene, kleine Hit "Burn In Depth" oder das flotte "Carved In Flesh" durchaus überzeugen. Aber warum das vorhandene Songwriting - Potential nicht angemessen umgesetzt wurde, entzieht sich meiner Kenntnis. So macht man aus einem hörenswerten Album eine wirklich mäßige Angelegenheit und wirft Perlen vor die Säue!
Zweifelsohne gehörte "11 Dreams" - das letzte Studioalbum der Dänen von MERCENARY zu einem der Innovativsten der letzten beiden Jahre. Die Messlatte liegt somit unglaublich hoch und nach der Nachricht vom Ausstieg des langjährigen Bassisten und Co. Sängers Kral, kamen auch erste Zweifel auf, ob Mercenary seinen Weggang einfach so wegstecken können. "The Hours That Remain" heisst nun das neue Werk und nach einem sehr ruhigen Intro böllern auch schon die typischen Gitarren mit eingängiger Melodie daher. Mit Beginn der Strophe wirds dann kurz balladesk und zusammen mit Mikkels cleaner Stimmer spürt man auch gleich erste Anleihen aus der Prog Ecke. Ändert sich jedoch schnell und so wechseln sich bereits im ersten Song "Redefine Me" die cleanen Vocals und leichten Growls ständig ab. Der Refrain klebt sich im Ohr fest und es beruhigt ungemein zu wissen: MERCENARY sind wieder da! Die Abwechslung in die Songs steht im Vordergrund: dominante Death Metal Vocals bei Nummer zwei "Year Of The Plague" oder "Soul Decision" erinnern an manche stellen an den derzeit so beliebten Melodic Death Metal Style wie ihn Bands wie In Flames oder Soilwork fabrizieren. Die andere faszinierende Seite an den Dänen sind die geilen Melodielinien die sich durch das gesamte Album ziehen wobei wir nicht von Kindergarten Schunkelsongs ausgehen sondern von anspruchsvollen Metal Songs mit Wiedererkennungswert. Keiner der Songs wirkt auch nach mehrmaligem Durchlauf in irgendeiner Form langweilig, im Gegenteil. Je öfter ich Songs wie "Lost Reallity" höre, bleiben neue Eindrücke zurück. Der Abschluss des Albums und gleichnamiger Titelsong "The Hours That Remain" haut, gerade durch seine musikalische Finalstimmung in seinen knapp 8 Minuten nochmal rein und bietet das Komplettrepertoire von MERCENERY. Wer bislang nicht auf die Dänen aufmerksam geworden ist und auf Power Metal meets Melodic Death Ansätzen versehen mit einer Prise Prog steht, muss jetzt eigentlich zugreifen. Und als Tipp - kauft euch die "11 Dreams" gleich dazu!
Mit jedem Boom kommen die Heerscharen gesichtsloser Klone und reiten einen Trend zu Tode. Als junge Band muss man sich schon ordentlich anstrengen, um nicht unterzugehen und als billige Kopie zu gelten. DEAD MAN IN RENO sind eine aufstrebende Metalcore-Combo, die dank MySpace (oder euphemistischer: DIY) einen Deal ergattern konnten und jetzt via Plastic Head ihr Debüt an den Mann bringen wollen. Auf dem gibt es nicht viele Überraschungen, wer mit ATREUY, KILLSWITCH ENGAGE und Konsorten was anfangen kann, ist hier richtig aufgehoben. Die Gitarrenarbeit ist exzellent und weit über Genre-Durchschnitt, die Jungs liefern sich stellenweise richtig geile IRON MAIDEN-Duelle und haben auch die üblichen Stakkato-Riffs drauf. Beim Gesang ist dafür noch Platz nach oben, etwas mehr Variabilität und Power schaden da nicht. Die Songs sind gewohnte Kost, können durch die Gitarrenarbeit und einige clean gesungene Parts aber überzeugen, auch wenn sich einige Füller auf dem Album finden. Als Debüt kann sich "Dead Man In Reno" hören lassen. Ob die Band das Abflauen des Metalcore-Booms überlebt, ist eine andere Frage. Potential dafür haben sie allemal.
Selten bin ich von Platten echt genervt, außer wenn einer meiner Mitbewohner seine neuen Perlen auf Dauerrotation stellt. COMITY schaffen es aber locker, mir mit ihrem neuen Album gehörig an den Nerven zu zerren. In den besten Momenten an NEUROSIS, MASTODON oder DILLINGER ESCAPE PLAN erinnern, manchmal noch mit etwas New Orleans-Noise Marke EYEHATEGOD garniert, nervt "As Everyting Is A Tragedy…" über weite Strecken nur. Der Mix aus hemmungslosen Gebrüll, abgedrehten Gitarren, die sich in unvermittelten Wutausbrüchen ergehen, und dem Verzicht auf konventionelle Songstrukturen (ich bin mir nicht sicher, ob die Aufteilung auf 99 Tracks aus Kopierschutzgründe erfolgte oder vom Künstler gewünscht war) ist nicht mehr sonderlich neu und in dieser Form von bereits genannten Combos deutlich besser zelebriert worden. Der Mittelteil des Siberlings hat die guten Momente, aber bis man diese gefunden hat, muss man sich durch zähe Minuten nervigen Noisecores kämpfen. Da stehen Aufwand und Nutzen in keinem Verhältnis. Wenn ich psychopathsichen Krach für die Scheißtage im Leben will, gibt es einen Haufen besser Platten.
FULL BLOWN CHAOS haben dermaßen viel Credibility, dass einem schlecht werden kann. Aus New York kommend, bei Jamey Jastas Label ihr Debüt veröffentlicht, beim Ozzfest gespielt und überhaupt true as fuck, ist die Band quasi Fleisch gewordenes Klischee. Klischeehaft ist zwar auch ihr Zweitwerk "Within The Grasp Of Titans" geworden, dabei dermaßen gut und heftig, dass man darüber leicht hinwegsehen kann. Sowas wie Innovationen oder Eigenständigkeit haben FULL BLOWN CHAOS nicht vorzuweisen, aber jede Menge Pfeffer im Hintern. Hörbar von HATEBREED und der New Yorker Posse inspiriert, knallt ihre Version des Hardcore brutal aus dem Boxen und ist gleichzeitig groovig genung, um nicht zu langweilen. Schon mit dem Opener "Trials Of Triumph" geben FULL BLOWN CHAOS die Marschroute vor: Pitbull am Mikro, Moshparts, ein metallischer Sound, schnelle groovige Passagen - nichts, was man nicht schon hundertmal gehört hat. Aber mit genau dem richtigen Händchen geschriebene Songs, die ins Ohr und die Beine gehen und ordentlich Druck machen, was in diesem Fall einfach funktioniert. Die dreizehn Songs sind allesamt gelungen und werden live ordentlich knallen. Die heimische Anlage tut es bis dahin auch und verwandelt schnell jedes Wohnzimmer in einen schweißgetränkten Privatclub. Fett!
Mit "Rock Garden" liefert KING’S X Sänger, Gitarrist und Songwriter TY TABOR nunmehr sein drittes Solowerk nach der 1998er-Scheibe "Moonflower Lane" und dem 2002er-Release "Safety" ab. Der Chef des hochgelobten Trios aus Texas scheint sich zusehends zu einem richtigen Arbeitstier zu entwickeln - legt er doch außer bei KING’S X und seinem Soloprojekt auch noch bei PLATYPUS und THE JELLY JAM mit Hand an. Dabei scheint TY TABOR jene Phase überwunden zu haben, welche durch eine traurige, persönlich bestimmte Grundstimmung noch das letzte Soloalbum prägte. Auf "Rock Garden" wird wieder mehr gerockt - das Album kommt als Ganzes auch sehr entspannt und absolut groovy daher. Bereits der Opener "Ride" verleitet schon zum drücken der Repeat-Taste, cool rockender Start, gefühlvoll ruhiger Mittelpart und zum Abschluss ein klasse Gitarrensolo. Auch der coole Midtempo-Groover "Play", die mit starkem Siebzigerflair ausgestattete Beatles-mäßige Ballade "Beautiful Sky" und das etwas heftiger, aber auf TY TABORs Art angenehme "Afraid" machen einfach Spaß. Das dazwischen auch mal etwas Normalware durch die Boxen rauscht, macht bei diesem Level aber kaum was aus, den qualitätsmäßig steht "Rock Garden" dem letzen KING’S X Output nicht nach. TY TABOR ist mit "Rock Garden" ein Album geglückt, welches nicht nur KING’S X Fans ansprechen dürfte, sondern auf Grund seiner gelungenen Mischung aus durchweg melodiösen Kompositionen mit harter und zugleich gefühlvoller Gitarrenarbeit, eindringlichem Gesang und eine gehöriger Portion frischen Lebensmutes auch neue Fans erschließen müsste.
1993 mit Dan Swanö im legendären Unisound aufgenommen, sollte "Unbound" eigentlich ein Meilenstein im schwedischen Metal sein, hat aber nie die Anerkennung bekommen, die ihm zusteht. MERCILESS ging es ähnlich und so wundert die lange Funkstille bis zum 2002er Album nicht, ebensowenig die dann folgende. Oder die Typen sind einfach faul. Wer weiß? Black Lodge haben sich dessen ungeachtet "Unbound" vorgenommen und bringen es als neu gemasterte Version im schicken Digipack (mit Prägedruck, sehr edel) neu raus. Leider fehlen Liner Notes, was ich bei Re-Releases immer schade finde. Über die acht Songs plus SLAYER-Cover "Crionics" läßt sich indes nur Gutes sagen, da fehlt nix. Pfeilschneller Death/ Thrash, wie er Anfang der Neunziger noch so neu und unverbraucht war. Rogga am Mikro liefert eine exzellente Leistung ab und wird von den melodischen Gitarren mehr als würdig unterstützt. Die Songs sind so brutal wie melodisch, schon der Opener und Titeltrack setzt sich sofrt im Ohr des Hörers fest. Wer die Scheibe noch nicht sein eigen nennt und mit schwedischem Metal auch nur ein bißchen anfangen kann, muss sich "Unbound" zulegen und der Band - wenn auch spät, aber besser spät als nie - die Ehre erweisen!
Die "Duck & Cover"-EP der Nürnberger FROGSTAR BATTLE MACHINE ist das Abgefahrenste, was mir seit Langen untergekommen ist. New Metal, Hardcore, Rock, Jazz und eigentlich alles, was man an Genres finden kann, wird von dem Haufen durch den Mixer gejagt und als Song aufgearbeitet. Dabei verfallen die Jungs nie in hirnloses Gefrickel, sondern schaffen es trotz des irren Stilimixes, nachvollziehbare und sogar groovige Songs zu schreiben. Das Grinsen beim Einspielen der Songs kann man förmlich sehen, genauso wie den irren Blick der Gitarristen, wenn sie sich wieder jazzigen Parts hingeben oder den diabolischen Blick des Sängers, wenn er wie ein Irrer schreit, um dann im nächsten Moment SYSTEM OF A DOWN-mäßig clean zu klingen ("Pink Pills Are Best"). Eigenständigkeit ist eine Tugend, die vielen Bands abgeht. FROGSTAR BATTLE MACHINE ganz sicher nicht. Wer wirklich scheuklappenfrei ist und auf eigenwillige Bands steht, sollte die Samples auf der Homepage der Band anchecken. Entweder bluten die Ohren oder man will die CD. Seit gewarnt…
Barrikaden haben sich während der Fertigstellung des "Party Bullet"-Nachfolger wohl zuhauf vor den fünf Belgiern aufgetürmt, wenn man dem Infoschreiben Glauben schenken darf. Murphys Law in Reinkultur. Das Quintett liess sich aber nicht unterkriegen und spielte tapfer zehn Songs ein, die keine Grenzen oder Barrikaden kennen und sich munter von Emo, Hardcore, Metal, Screamo und Rock bedienen. DEATH BEFORE DISCO haben hörbar Spass daran, den Hörer im Ungewissen darüber zu lassen, was sie als Nächstes machen, wann sie ein Break setzen, ob sie Percussions nutzen. Allein die emotionale Achterbahnfahrt "Barricades Of Rumble" hat von sphärischen Kiffer-Klägen über Emo-Parts zu Screamo-Attacken einiges zu bieten - und bleibt trotzdem im Ohr hängen, was die eigentlich grandiose Leistung der Jungs ist. Komplexe Musik zu schreiben, die gleichzeitig auch eingängig sein kann und den Hörer nicht als chaotischer Noise emfpängt, ist die wahre Kunst. DEATH BEFORE DISCO beherrschen diese und haben sich seit "Party Bullet" noch verbessert. Der Stress bei den Aufnahmen war es wert, wären die zehn Streiche sonst auf ewig vor unseren Ohren verborgen geblieben. Wer mit dem Vorgänger warm wurde, kann hier bedenkenlos zugreifen. Ale anderen sollten vorher reinhören.
Spätestens seit dem Einstieg von Ex - METALLICA - Basser Jason Newsted dürften die kanadischen Wundermetaller VOIVOD ihre Popularität ein wenig ausgebaut haben. Doch das neue Werk "Katorz" steht im Zeichen eines ganz anderen Musikers: Gitarrist Denis "Piggy" D´ Amour starb im vergangenen Herbst an einem langen Krebsleiden, was nicht nur der Band, sondern auch Fans in aller Welt zugesetzt hat, denn immerhin gehörte Piggy zu den prägendsten Saitenhexern der gesamten Szene! "Glücklicherweise" (wenn man es denn so nennen möchte) hatte er noch vor seinem Tod sämtliche Gitarrentracks von "Katorz" und weiteren Stücken auf seinen Laptop gesampelt, was die Veröffentlichung dieses Albums zum jetzigen Zeitpunkt ermöglicht hat. Da die Scheibe eben schon fertig komponiert war, ist sie nicht extra düster oder melancholisch ausgefallen, sondern präsentiert VOIVOD in bekanntem Gewand. Auffällig ist der erhöhte Groove - Anteil, der vermutlich Jason Newsted und dessen Stoner Rock - Verliebtheit zuzuschreiben ist. Auch sind die Songs sind einen Tick weniger komplex und dafür straighter ausgefallen als in der Vergangenheit, wobei die stilistischen Unterschiede zum letzten Album nicht allzu gravieren sind. Etwas zugänglicher ist man geworden, aber die tief knarzenden Gitarren und der einmalige VOIVOD - Grundsound sind unverkennbar, auch wenn man nicht ganz so magisch agiert wird wie beispielsweise auf "Dimension Hätröss", "Nothingface" oder "Phobos". Trotzdem befinden sich mit dem nach vorne peitschenden Opener "The Getaway", der Hymne "Dognation", dem schleppenden Stampfer "Odds & Frauds", dem fixen "Red My Mind", dem fast schon rock´n´rolligen "The X - Stream" und dem treibenden Rausschmeißer "Polaroids" zahlreiche Hämmer auf "Katorz", die jedem VOIVOD - Fan ausgezeichnet schmecken dürften. Dass das Album am Ende kein weiterer Meilenstein geworden ist, darf man wohl den erdrückenden Umständen zuschreiben, von denen sich die Band erst einmal, so gut es geht, erholen muss…