"Destroy Your Life, Destroy Your Life”, grunzt Sänger Wolfgang Weiss, dummdidumm, und dazu romantisiert die Akustikgitarre. Im Info steht was von "Neo-Folk mit Growl-Gesang". letzteres trifft zu, neuer Folk eher mitnichten - Death Metal mit Ausflügen nach überall, immer mit dem Augenzwinkern zur rechten Zeit, so könnte auch eine Definition der Kadaver-Kondition lauten. CC heißt hier eher nicht Cannobal Corpse, sondern SFU, denn so simpel wie die Amis klingen zunächst auch die Ösi-Old-Schooler. Doch während die Mega-Seller inzwischen mit Selbst-Kopie ne große Mark machen, dudeln sich die Alm-Öhis hier auf eigenständige Weiden, verbinden ihre eigentlich einfach gestrickten Riff-Attacken mit abwechslungsreichen Akustik-Einschüben (wie das "Bonnie Prince Billy"-Cover "Black") und sogar psychedelischen Parts. Und dabei scheint die Band sich immer wieder über ihre eigenen Einfälle zu amüsieren. Oder über die Hörer? Wer weiß das schon. Jedenfalls ist den Alpenrepubliklern eine charmante Scheibe gelungen, für alle, die ihre Musik nicht so furchtbar ernst nehmen. Schade: Der Sound ist viel zu dünn. Dennoch, das hier ist eine witzige Scheibe old-school mit abseitigem Humor und einem Hauch von morbider Nachdenklichkeit: "Dummdidumm, dummdidumm", wir zerstören jetzt unser Leben" - oder so.
Da issa wieder, der Ahokas und seine anderen finnischen Freunde. Doch während er vor allem bei Rain Paint Stimmiges abliefert, ist diese Scheibe so wirr, wie der Band-Name lang ist: Black Metal der bombastischen Spielweise, ergänzt durch leichte Death- Metal-Einflüsse (gern gegrunzt ist halb gewonnen?), variables Tempo, viel Keyboard, und wirklich furchtbarer Klar-Gesang der schlimmsten Kajüte. Dann trifft Dimmu Borgir auf Gothic-Metal, alles frei nach dem Motto der vielen Köche, die den Brei verderben. Oder: Break-verliebte Bollos machen in Plateau-Stiefeln auf dicke Hose. In irgendeinem Print-Medium nennt irgendwer diese Scheibe in einem Atemzug mit Strapping Young Lad. Bitte dem Kollegen die Ohren abschneiden - und den Finnen, die sich hier zusammengetan haben, Versammlungsverbot geben. TWILIGHT OPHERA AND THE ORDER OF THE SANQUINE DIADEM sind eine einzige, maßlose und bombastische Übertreibung. Furchtbar.
Wie Besetzung und Gästeliste, so der Stilmix: Darkseed-Stefan Hertrich hat einen ganzen Sack voller mehr oder minder prominenter und internationaler Musiker um sich geschart und probiert mit ihnen eine stilistische Weltreise. Mit dabei sind unter anderem: Darkseed -Drummer Maurizio Guolo mehrere Sängerinnen (unter anderem die Russin Yana Veva oder Gaby Koss u.a. Haggard), der kolumbianische Flötist Kajuyali eingespielt wurden. Gitarren zimmerten ein: Christian Bystron (Megaherz), René Berthiaume (Equilibrium) sowie Markus Glanz (Koyaanisqatsy). Der Gesang (vom Death-Gegrunzre Hertrichs bis hin zum engelsgleichen Gehauche der Damen) ist genauso variabel wie die Bandbreite der Mucke. Melodischer Death-Metal und Gothic-Metal bilden so was wie die guß-eiserne Basis, auf der sich der so genannte Ethno-Metal dann entfaltet. Der hat seine besten Phasen, wenn es ruhig wird, afrikanisch-orientalisch klingt. Dann erinnert’s an eine Wüsten-Dokumentation oder an eine melancholischere Variante vom "König der Löwen" - und manchmal klingt’s wie transzendentale Chill-Musik oder an den Soundtrack zum "Leben der afrikanischen Dickhäuter". Als Referenzgrößen sind sicherlich Therion und Moonspell zu nennen. Die CD ist übrigens die um zwei Tracks erweiterte Mini-CD gleichen Namens und hat seine wirklich lichten Momente. Allerdings scheinen die Metal-Elemente auf die einen und die folkloristisch inspirierten Teile doch eher nebeneinander statt gemeinsam zu stehen. Fazit: Nicht schlecht und sehr ambitioniert, phasenweise interessant, aber so richtig verbindet der Ethno-Mörtel noch nicht.
"Rock ´n Roll Receiver" ist das mittlerweile fünfte Album der 70s-Rocker aus Schweden. Gegenüber dem Vorgänger-Album hat sich nicht viel verändert. Wieder gibt es gute, grade Rock-Songs zu hören, die ihre Wurzeln in den End 60ern und 70ern haben, die jedoch bei weitem nicht so straight ausfallen wie die der Landsmänner von den HELLACOPTERS, deren Drummer Robban Eriksson übrigens bis im Jahr 2000 bei den SEWERGROOVES die Felle bearbeitet hat. Natürlich müssen nicht alle schwedischen Rockbands wie die HELLACOPTERS klingen, aber den SEWERGROOVES fehlt einfach der letzte Kick, um einen richtig zu rocken. Auch Sänger/Gitarrist Kurt Dräckes kommt nach wie vor stellenweise ein wenig zu schwachbrüstig rüber, auch wenn er schon mehr aus sich herausgeht als auf dem letzten Release. Und ich vermisse immer noch die echten Ohrwürmer, die für diese Musik eben absolut notwenig sind, da sonst eine Band wie die andere klingt. Der Retro-Sound alleine macht´s noch nicht, den hört man mittlerweile zu oft. Immerhin gehen es die Vier zumindest stellenweise mittlerweile etwas dreckiger an und treten dann und wann doch mal ein wenig aufs Gaspedal, etwa beim rotzigen "Remember Everything" oder beim treibenden "Keep It Coming", das man schon fast als DANKO JONES light bezeichnen könnte. Unterm Strich bleibt jedoch alles beim alten: Die SEWERGROOVES machen zwar gute Musik, aber sie hauen einen auch nicht um.
BLACKSHINE waren mir bisher kein Begriff, auch wenn die Stockholmer schon lange aktiv sind und mit "Lifeblood" ihr drittes Album beim dritten Label veröffentlichen. So wirklich warm werde ich mit der Platte aber nicht, da mir zum einen der rote Faden fehlt und zum anderen Sänger Anders gepflegt auf die Nerven geht. BLACKSHINE scheinen nicht recht zu wissen, was für Musik sie genau machen wollen. Da wird mal gethrasht ("Powerghoul"), mal dunkel angehaucht gerockt und gelitten ("Burn The World" oder das unsäglich langweilige "Born A Denier") und mal in traditionellen Gewässer gekreuzt ("Lifeblood"). Die Gitarristen haben zwar einiges auf der Pfanne und geben den Songs einen ordentlich Groove, aber die Stimme von Anders hat mir viel vermiest. In seiner normalen Stimmlage klingt er mir zu wenig voluminös ("Stonefog"), während seine Versuche düster zu klingen, eben nur ein Versuch sind. Das ist nix. Beim Songwriting zeigen sich ebenfalls Schwächen, die in zu vielen ähnlich klingenden Songs resultieren. Beinahe jeder Song hat einen getragenen Part, in dem Anders düster klingt (oder es versucht) und auf die Bremse getreten wird. Aber das ist nix. So bleibt "Lifeblood" für mich der Beweis, dass aus Stockholm auch mal mittelmäßige Scheiben kommen.
Heute schon gefotzt gefistelt in Spermany? Nee? Dann mal Höschen runter und gepimpt ins Gore. Einmal mit alles, Innereien und Bä. Keine Crippled Bitch am Start? Dann rauf aufs "Public Animal No. 1", schön "Sextravaganza Speziale" oder einfach spannern bei der "Lesbo Action On The High Sea". GUT gut? Weiß nicht. Bekloppt. Aber das passt ja zum Porn Grind mit Electro-Einflüssen. Jedenfalls ist die Cliteating Clique wieder da! Gut elf Minuten lang. Warum? Keine Ahnung. Aber alle, die einen Nagel im Kopf haben, oder ihren Stengel (oder andere Gliedmaßen) gern in irgendwelche loch-ähnlichen Öffnungen stecken oder es zumindest gerne täten, die sollten sich diese CD-Single zulegen. Oder die sechs Euro für einen tierischen Fickelfilm sparen. Sozusagen "ins Sparschwein stecken". Aber Achtung: Schön Plaste-Hut aufsetzen, sonst gibt’s am Ende noch die Schweinepest. Haben die Jungs von GUT sicherlich schon. Hauptsache, sie steckten Robby vom Label nicht an. Der signt sonst (fast) immer nur so tolle, hochklassige Bands. GUT sind auch trotz Gast Otto von Schirach nicht gut. Aber Kult. Und jetzt ran, ihr Perversen, schön fotzeln und fisteln….
Es war einmal eine Band, die galt als vielerorts als so was wie die europäische Version der Wechsel- und Gleichstromler von Down Under. Die Schweizer Rocker KROKUS gibt’s immer noch, ohne Fernando von Arb. Der letzte Aufenthalt in der Kurklinik scheint sich für Marc Storace, Mandy Meyer und Co. gelohnt zu haben. Die Eidgenossen raisen wirklich some hell, jedenfalls im Bereich dessen, was der gemeine Musik-Hörer Hard-Rock nennt. Natürlich leben die Songs bei alten Fans vom Kult vergangener Jahre, als der Stick noch lang boom ging. Aber: Storace singt und klingt frisch wie ein Twen, auch sein Arbeitskollege von dieser australischen Band des verwandten Genres macht nicht mehr her. Die Songs haben Charme, grooven, triefen vor Klischee, ohne aber peinlich zu sein. Das sanfte "Angel Of Dreams", der Titelsong der auch das flottere "No Risk No Gain" (mal abgesehen vom etwas platten Refrain) machen Spaß, sind catchy, rocken und rollen einfach die Autobahn entlang. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann tun sie das auch noch in dreihundert Jahren.
RAIN PAINT sind melancholisch, gar todtraurig, machen Gothic Rock, gar Metal - und ja, sie sind Finnen. Das hört sich alles ziemlich langweilig an, ist es aber keineswegs. Natürlich erinnern die Soumis zuweilen an ihre Landsmänner von HIM oder Sentenced, natürlich klingt hier mal Katatonia oder Anathema durch. Andererseits sind RAIN PAINT wesentlich authentischer als die Band um den notorischen Berufsstöhner Ville, dafür aber mindestens so philosophisch wie Anathema. Zudem versucht sich Mastermind Aleksi Ahokas (sonst Rapture) mit seinem wandelbaren Organ auch mal an furchtbar cleanem Gesang, der über die normale Trauer eines finnischen Trauerkloßes hinausgeht und den in psychedelische Momente eines blassen Briten hineinsteigert - und covert deswegen das Cure-Stück "Disintegration". Alles in allem reicht die musikalische Bandbreite vom seichten Pop bis hin zum härteren Rock beziehungsweise sachtem Metal - und immer schön wenig Spaß dabei. Wenn jetzt endlich mal das Wetter schlecht würde, dann wäre das hier sicherlich eine passende Alternative für den CD-Player. Und wer sich inzwischen imitten des Zahnspangen-Klientels bei HIM etwas overaged findet, der muss hier unbedingt mal antesten. Zumal auch die schicke professionelle Aufmachung (mit leger in schwarz-grau.weiß-gehaltenem Styling) die Laune nicht entscheidend aufbessert. In diesem Sinne: Immer schön traurig bleiben!
Je größer eine Band, desto schwieriger und für alle Beteiligten unzureichender ist der gemeinsame Konsens (in WGs ist es nicht anders). JUCIFER umschiffen diese Klippe, indem sie einfach zu zwei Musik machen. Sängerin Amber haucht ins Mikro, kann aber auch wie eine wütende Punk-Lady keifen ("Antietam"), während Partner Edgar Drums und Gitarre eingespielt hat (letztere wird von Amber bei Shows gespielt) und JUCIFER mal in Richtung Noise, Doom oder Punkrock zieht. Ganz klar überwiegt dabei der Doom mit tiiief gestimmter Gitarre und sich ewig wiederholenden Riffs und Drumbeats. Durch Ambers Stimme pendelt die Musik aber ziwschen Düsternis und Hoffnung, unerbrochen von den wütenden Protesten in Form der punkig-rockigen Abschnitte ("Pontius Of Palia"). Um sich auf dieses Album einstellen zu können, muss man sich Zeit nehmen, für Esay Listening ist das nichts. JUCIFER offerbaren sich wie eine schöne, intelligente Frau erst nach einiger Zeit. Und ist ebenso komplex und vielschichtig.
Das, was heutzutage als "Gothic Metal" unters Volk gejubelt wird, hat mit den Ursprüngen dieser Musik fast gar nix mehr zu tun; Bands wie HIM, POISONBLACK (SENTENCED gibbet ja nich´ mehr) oder CREMATORY sind eher auf tieftraurige Chicks in Samt und Seide zugeschnitten und versprühen kaum noch echte Finsternis. Die einstigen Pioniere (TIAMAT, PARADISE LOST oder AMORPHIS) sind schon lange vom Kurs abgewichen und haben sich eher charttauglichem Material zugewandt. Umso erfreulicher, dass es Bands wie INSOMNIUM aus Finnland gibt, die den Spirit von Alben wie "Shades Of God", "Clouds" oder "Tales From The Thousand Lakes" einfangen und diese vom Aussterben bedrohte Mucke in die Gegenwart retten. Dabei erfinden die vier Nordlichter das Rad zwar nicht neu, überzeugen aber mit einer sehr ausgewogenen Mischung aus Aggressivität und genretypischen Melodien, die nach ein, zwei Durchläufen noch etwas banal erscheinen, sich jedoch im Laufe der Zeit immer tiefer ins Bewusstsein graben. Mit einem Hammersong wie "Drawn To Black" dringen INSOMNIUM sogar in BOLT THROWER - Regionen vor und sprechen damit unterm Strich auch Death Metaller an. Wer also auf ursprünglichen, düsteren Gothic Metal steht, oben genannte Referenzbands in ihren besten Tagen verehrt, auch auf ähnlich geartete, jüngere Combos wie NOVEMBERS DOOM abfährt und mal wieder ein echtes Highlight in diesem Genre sucht, wird an "Above The Weeping World" nur schwer vorbeikommen!