Vor zwei Jahren konnten BURNING SKIES mit ihrem Label-Debüt "Murder By Means Of Existence" einen guten Eindruck hinterlassen und sich als eine der talentiertesten (und gleichzeitig brutalsten) Metalcore-Bands der Insel präsentieren. "Desolation" knüpft da nahtlos an und ist eine echte Dampfwalze geworden. Auch wenn der Death Metal-Anteil stark gestiegen ist, nimmt Hardcore noch immer viel Raum ein, wie bei dem gelungenen "The Sweet Sound Of Violence" eindrucksvoll präsentiert wird. Moshparts treffen auf schwedische Gitarren und einen Shouter, der in jeder Death Metal-Band eine gute Figur abgeben würde. Auch wenn in jedem Songs ordentlich Tempo gemacht wird, ist "Desolation" keine langweilige Platte - eine Tatsache, die das Können der Jungs in Sachen Songwriting verdeutlicht. Auch wenn sie im Grunde genommen nichts Neues machen, sind einige sehr gute Metalcore-Songs herausgekommen, die auch aufgeschlossenen Death/ Thrash-Fans gefallen würden. Also traut euch und gebt "Desolation" ein Ohr! Einziges Manko an der ansonsten rundum gelungenen Scheibe (die Prouktion fand im Rape Of Harmonies Studio statt und ist erste Sahne) ist die kurze Spielzeit von gerade einmal einer halben Stunde. Da hätten ruhig noch ein paar Songs mehr vom Kaliber des Titeltracks drauf sein können! Hoffentlich beim nächsten Mal…
ETERNAL MAJESTY wollen dem geneigten Hörer ihre persönliche Vision des Black Metal näherbringen. Das haben die Franzosen auf einigen Splits (u.a. mit den nicht ganz koscheren JUDAS ISCARIOT) und einem Album versucht, "Wounds Of Hatred And Slavery" ist nun der zweite Full Length-Streich. Das absolut belanglose Intro überstanden, geht’s gleich in die Vollen: dünn produzierter Black Metal, der Anfang der 90er stehengeblieben ist und auf Krampf versucht, kalt und böse zu wirken. Gelingt nur nicht. ETERNAL MAJESTY haben scheinbar wahllos Mid Tempo-Parts und Genre-typisches Geprügel aneinandergereiht und dazu einen Sänger kreischen lassen, was in völlig zerfahrenen Songs resultiert, die durch die schlechte Produktion den endgültigen Abflug machen. "Under Hate Red Star You Born” ist nicht nur ein Beispiel für merkwürdiges Englisch, sondern auch einer der uninspiriertesten Black Metal-Songs, den ich den letzten Jahren gehört habe. Überhaupt keine Atmosphäre, kein Pep und nicht ein gutes Riff. Das wäre aber bei den höhenlastigen Gitarren eh nicht zu hören. Die restlichen Songs sind kein bißchen besser, so dass dieser Silberling nichtmal für Die Hard-Schwarzmetaller lohnenswert ist.
Gegenüber deutsch gesungener Rockmusik habe ich ja generell so meine Vorbehalte. Denn allzu oft hat man es entweder mit altbackenem Deutschrock zu tun oder mit dem nächsten JULI/SILBERMOND-Hype. Trotz der großen Namensähnlichkeit mit Letztgenannten hat der Vierer SILBER aus Köln und Mainz aber mit beidem nichts am Hut. Das macht schon der Opener "Niemand Anders" deutlich, der mit dreckigen Gitarren und treibenden Drums fett aus den Boxen ballert. Dazu gibt´s direkt noch einen Billy Idol-mäßigen Ohrwurm-Chorus und mit Tom v. K. einen Sänger, der direkt klar macht, dass man auch auf deutsch anspruchsvolle Texte singen kann, ohne peinlich oder gar intellektuell zu wirken. Mit dem nachfolgenden, böse und fett groovenden "Unendlich" wird die Intensität des ersten Songs noch gesteigert. So dreckig war deutsche Rockmusik seit SELIG nicht mehr! Leider können nicht alle Songs dieses Niveau halten, so hat man besonders im letzten Drittel etwas mit den vielen, leicht angeschnulzten Balladen und Halbballaden zu kämpfen. Aber so richtig schlecht ist nichts davon. Zum Teil zeichnet dafür sicherlich auch die exzellente Produktion verantwortlich: Die Gitarren braten fett aus den Boxen, darunter groovt der Bass und kicken die Drums. Tom v. K.s Gesang ist dem Ganzen nicht übergeordnet, sondern befindet sich mittendrin, wodurch sich der Gesamtsound von den üblichen Pop-/Rock-Produktionen wohltuend unterscheidet. Insgesamt ist diese Scheibe ein wirklich gutes, deutsches Rockalbum geworden, dessen Titel Programm ist: SILBER stehen absolut im "Hier Und Jetzt". Weder bedient man sich in der Retro-Ecke, noch wird vermeintlich zukunftsweisenden Trends hinterher gehechelt. SILBER spielen einfach Rockmusik, zeitlos und trotzdem modern. Warum gibt es in Deutschland nicht mehr solcher Bands?
Jeder hat seine dunkle Seiten, jeder eine Leiche im Keller. Und bei manch einem heißt die Band-Leiche Bay City Rollers. Und an genau die erinnern die Schweden DIAMOND DOGS, ohne rot zu werden. Und an Slade (Sulos Stimme!), Sweet, Mud, T.Rex und Status Quo - also an die guten alten 60er- bis 70er Jahre. Dabei wirken die Jungs gänzlich unlächerlich, machen das, was sie tun hörbar mit jeder Menge Enthusiasmus und nehmen so viel von der Ernsthaftigkeit der heutigen Musikszene. Alles Gute kommt eben doch irgendwann zurück, warum auch nicht der durchaus poppige Sex-Appeal des Glam-Rock aus dem guten alten Britannien? Hier geht es nicht um das böseste Gesicht, die längsten Nieten oder die längsten Haare. Hier ist es nur so wie es ist: Eben "just the way". Und der Weg ist Rock’n’Roll. Der Sound stammt übrigens von Tomas Skogsberg - vielleicht ist hier der Zeitsprung zurück nicht ganz gelungen, irgendwie klingt die Scheibe zu modern für die eigentliche Idee. Macht aber dennoch Spaß - mit einem gewissen Augenzwinkern. Live sind die bestimmt unglaublich cool.
Death Metal mit einer derartigen Hit-Dichte gibt es bislang wohl nur in Schweden. Unter anderem von den bierseligen Wikingern, doch sind Amon Amarth inzwischen wohl eher die Schlagerstars des Mädchen-Metals. Die Holländer um Henri Sattler hingegen machen Mucke für Männer. Allein "On Wings Of Pestilence" vereint in einem Song die komplexe Genialität der gesamten Scheibe. Basierend auf irre groovigem Midtempo schweifen die Kiff-Köppe in alle Richtungen, sie knüppeln schnell, stoppen brachial und schwelgen in Melancholie. Dazu hat Herr Sattler endlich das stabile Line-Up mit tollen Musikern gefunden: Der schöne Isaac schüttelt feiste Soli aus dem Ärmel, der tierische Arien trommelt auch nicht viel schlechter als Lombardo und der sympathische Henke treibt mit seinem viehischen Bass alle Mann an. Nicht zu vergessen bleibt der charismatische, aber keineswegs wimpige Gesang vom "gude alde Henri". Und über allem stehen majestätisch erhabene Melodien und Songs mit einem sehr natürlichen Sound aus der Soundlodge von Meister Uken. Manch einer hätte gedacht, nach "The Grand Grimoire" oder "Into The Lungs Of Hell" könne es keine Steigerung mehr geben - alle haben sich geirrt. Hoffentlich schaffen GOD DETHRONED mit diesem abwechslungsreichen Album den Durchbruch, hoffentlich fahren sie den verdienten Lohn für unzählige tolle Touren und schweinegeile Alben ein. Zu gönnen wäre es ihnen sowieso. Bierchen?
Ach, nicht zu vergessen, das Album gibt mit einer Live-Bonus-DVD mit folgenden Songs,
Das norwegische Quarett GALAR hat letztes Jahr ein Demo veröffentlicht und damit einen Deal bei Heavy Horses landen können. Die werden sich ob ihres guten Riechers beglückwünschen, ist "Skogskvad" eine der besten Viking Metal-Platten des Jahres. Mit starker Black Metal-Tendenz ("Kronet Til Konge") bauen die vier Nordmannen eine dichte Atmosphäre auf und haben acht epische, kraftvolle und wuchtige Songs eingespielt. Der Genre-typische klare Gesang wird gekonnt ins Mikro geschmettert und läßt den Hörer in die Welt der Drachenboote, Hörnerhelme und ähnlicher Klischees versinken. Die andere Seite von GALAR ist das fiese Black Metal-Geknüppel, wie am Anfang vom treibenden "Hugin Og Munin", wobei auch hier der Bogen zum Viking Metal geschlagen wird. GALAR verstehen es, atmosphärisch dichte Songs zu schreiben und haben sich mit dieser gut produzierten Scheibe in die Spitzengruppe des Genres gesetzt. Respekt dafür!
Da sind sie wieder, die britischsten Amis. Die Nordamerikaner sicherten sich auch 2006 wieder die Unterstützung Joe Gittlemans (Ex-Bassist der Mighty Mighty Bosstones) –und der sorgte für viel gute Laune im Songwriting. Hosen-Campino hätte seine helle Freude daran, diese Band zu covern - hier rotzt der Punk auf die Straße, hier lacht der ranzige Typ bierselig. Die BRIGGS bekommen ihre räudige Mischung hin, und zwar in feinem Zwirn und mit einer Entspanntheit, die an das Beste aus Dropkick Murphys, Clash, Sham 69 und Social Distortion erinnert - gleichzeitig, wie sich von selbst versteht: Dreckig und doch nett, harmonisch und doch agressiv , gut gelaunt und doch nachdenklich. Schätze, wie diese Band klingt, so haben sich die Arbeiter-Punks der Gründerzeit gefühlt, als sie sich gegen das Establishment auflehnten. Und solange eine Band Songs wie den genialen "Song of Babylon" schreibt (Wenn schon Johny Thunders nicht mehr lebt), dann ist es auch völlig egal, dass tätowierte Straßen-Punks inzwischen längst selber zur etablierten Elite gehören. Als Begleitmusik für ein gutes Bier (oder einen Haufen mehr als acht) und einen Whiskey in einer schummrigen Pinte gibt es vielleicht keine bessere.
Mit vier Live-Tracks und einen Videoclip (zu "Doomsday Comfort") haben Dynamic Arts die Neuauflage des DEATHBOUND-Debüts "To Cure The Sane With Insanity" aufgepeppt und der Scheibe darüberhinaus noch ein neues Artwork verpasst, was eines der blutigsten Digipacks ergibt, die ich in letzter Zeit gesehen habe. Die vier Live-Tracks sind qualitativ in Ordnung, drei der Songs finden sich aber auch beim Nachfolger-Album. Die originalen neun Tracks des Finnen-Debüts bieten ultra-heftigen Grindcore, der besonders ROTTTEN SOUND-Drummer Q alles abverlang. So oft, wie sich die Songs in Blast-Attacken ergehen, muss der Mann ein echtes Konditionswunder sein, um nicht nach einem Song nach Luft japsend vom Hocker zu kippen. Das ist gleichzeitig das größte Manko der Finnen: die Songs ähneln sich zu sehr. Auf dem Nachfolger haben sie mit groovigen Mid-Tempo-Parts versucht, vom puren Geballer wegzukommen, bei ihrem Debütalbum sahen sie dazu noch keine Notwendigkeit, kompromißlos reiht sich Blast-Part an Blast-Part. Bei der Gitarrenarbeit haben sich hin und wieder punkige Riffs eingeschlichen ("´Silent City Deathcount"), die immerhin für etwas Abwechslung sorgen. Das reicht aber nicht, um die Scheibe abseits der Die Hard-Grindcore-Fraktion Freunde finden zu lassen. Solide gemacht, aber wirklich nur was für beinharte Freaks.
Nach der Split-CD mit Fated scheint Torsten der Unhold mit seinem Projekt AGRPYNIE ein wenig Lebensfreude gefunden zu haben. Während auf der Split suizidale Depression dominierte, macht sich auf der vollen Scheibe jede Menge Hoffnung breit. Vor allem das coole, sehr melodiöse "Kerkenseelenwanderung" vermittelt mit benahe süßlichen Melodien ein klein bisserl Optimismus. Die einem der "Spiegel?" dann aber sofort mit viel Tempo und Urwuchs wieder austreibt. Mit diesem Nocte-Obducta-Nachfolger gibt es immerhin eine Alternative für anspruchsvolle Black Metaller, die gern auch mal Keyboard hören, erhabene Melodien aber schleimigen Klebstoff vorziehen. Die Scheibe ist abwechslungsreich und detailverliebt, ohne den Hörer zu überfordern. Das Album hat Härte und Tempo, ohne auf Deibel-komm-raus- zu übertreiben. Und es hat mächtige Melodien, die aber nicht auf übertriebenen Bombast setzen. Nichts z vergessen, wenn auch zu erwarten: Die deutsche Texte streifen nicht ein einziges Mal den Zaun zur Peinlichkeit. Alles in allem ein gutes, trauriges Album oder, um es mit einem kleinen Zitat zu beenden: "Spieglein, Spieglein an der Wand, wohin ist das Licht im ganzen Land" - solange es noch solche Bands gibt, ist der Ofen noch nicht ganz aus!
Das BULLET FOR MY VALENTINE Feuer brennt munter weiter. Die "Hand Of Blood EP" gießt einmal mehr Öl in die Flammen dieses modernen Metals. Als Appetizer für die kurz darauf erscheinende DVD "Live At Brixton" enthält die EP fünf Liveversionen der Waliser Jungs. Die Beschränkung auf Maxis und bekannte Songs und auch die Kürze der EP bringen nicht das runde Feeling eines Konzerte rüber. Die Songs sind hart aneinandergereiht und bildeten beim Konzert in Brixton keinen zusammenhängenden Block. Sie bieten aber einen Einblick in die wuchtige Livequalitäten und dienen darüber hinaus als eine Art "Mini Best Of". Wenn das Publikum bei "Hand Of Blood" lautstark den Chorus mitbrüllt, kann man sich schon mal die Finger lecken nach der DVD. Der Gesang und die Instrumenten kicken ordentlich, technisch sauber und kompakt wirken BULLET FOR MY VALENTINE auf der Bühne. Bei "Suffocating Under Words Of Sorrow" passen die cleanen Gesangsparts und die Growls wie Puzzlestücke ineinander. "Cries In Vain", "Tears Don’t Fall" und "All These Things I Hate" machen die Handvoll komplett. Die "Hand Of Blood EP” ist was für Fans die sich nicht bis zur DVD gedulden können. Leider ist sie aber auch ein sehr offensichtlicher Versuch, Geld mit wenig Aufwand zu verdienen.