Gähn! Die Anzahl der Bands, die gerne CHILDREN OF BODOM oder DIMMU BORGIR wären, aber nicht mal ansatzweise deren Niveau halten können, scheint genauso zu wachsen wie die Zahl der Metalcore-Windschatten-Bands, die in zwei Jahren keiner mehr kennt. COUNT DE NOCTE spielen melodischen, bombastischen Black Metal (wenn man das überhaupt so nennen möchte), bei dem vor Allem das überzogene, pompöse Keyboard und die omnipotente, dumpf dröhnende Doublebase auffallen. Stellenweise fühlt man sich auch an die Briten BAL-SAGOTH erinnert, doch auch diese liegen qualitativ - Überraschung - in weiter Ferne. Die Melodie des Openers "WaRomance" hat man vorsorglich gleich mal komplett bei Alexi Laiho und Co. gemopst, und auch sonst findet man auf "Luctisonus Dolor" keine Ideen oder Themen, die man nicht schon von weit besseren Originalen kennt und dort in viel imposanterer Form gehört hat. Und am Ende steht die (wie bereits oben angedeutet) dumpfe, irgendwie basslastige Produktion, bei der die Twin-Gitarren kaum zur Geltung kommen, sondern nur - die Überraschungen hören gar nicht mehr auf - die Doublebass, die es wohl im Dutzend billiger gab, und das fies klimpernd-nervige Tastenbrett. Da nützen auch die vereinzelt eingestreuten Hintergrund-Grummel-Chöre nix mehr; COUNT DE NOCTE qualifizieren sich mit dieser blassen "Durchschrift" bekannter Heldentaten allerhöchstens für die Kreisliga.
Bis ins letzte Jahrtausend reicht der Blick zurück den uns GUN mit den beiden KREATOR "2 Originals" gewähren. Die über zehn Jahre alten Alben "Outcast" und "Cause For Conflict" wirken in ihrem Pappschuber friedlicher nebeneinander als sie damals aufgefasst wurden. Das ältere "Cause For Conflict" gehört zu den weniger mutigen Scheiben ihres Backkatalogs und zelebrierte größtenteils (wieder) soliden Thrash Metal. Der Höhepunkt der Scheibe wird wohl mit dem flotten und originellen "Progressive Proletarians" erreicht ? die Kunst beim Thrash war es schon immer, eine sehr straighte Grundausrichtung mit sehr homöopathisch eingestreuten Ideen zu versetzen. Denn der gemeine Thrasher steht im nicht auf Experimente. Und ebendies ließen sie KREATOR beim 1997er Album "Outcast" fühlen, auch wenn seit dem "Renewal"-Chaosalbum eine hohe Leidensfähigkeit der Fans antrainiert wurde. "Outcast", das wohl düsterste und melodischste KREATOR Album überhaupt, erstaunte durch massiv gedrosseltes Tempo und konnte seine Hörerschaft eher aus anderen Lagern rekrutieren. Viel mehr Atmosphäre als auf den früheren Alben der Band und mit "Phobia" und "Black Sunrise" auch endlich wieder einige Hits - das folgende Album "Endorama" setzte diesen Weg fort und alles Weitere ist Geschichte. Wie bei den anderen Releases der "2 Originals"-Reihe fehlen auch hier jegliche Extras. Sollten diese beiden Alben aber tatsächlich noch jemandem fehlen ? vielleicht ist dieses Paket zum Sonderpreis die Möglichkeit diese Lücke auszumerzen.
ALIAS EYE haben mit ihren zwei bisher erschienen absolut hochwertigen Alben bereits hinlänglich bewiesen, dass man zur Speerspizte des Deutschen und vor allem auch des internationalen Progrocks zu zählen ist. Auch mit dem aktuellen Longplayer "In Focus" glückt den Mannen um Ausnahmesänger Phil Griffiths etwas, was nicht viele Bands geschafft haben, nämlich mit jedem Album ein etwas anderes Klangbild zu schaffen und sich trotzdem die ganz spezifischen, typischen Bandmerkmale zu erhalten.
Bei ALIAS EYE hat sich seit der letzten, fast drei Jahre zurückliegenden, CD "A Different Point of View" einiges geändert, denn "In Focus" (übrigends erneut mit einem klasse Artwork ausgestattet) kommt nicht nur bei einem neuen Label (QuiXote Records ist da wirklich ein großer Wurf gelungen) heraus. Mit Matze Wurm wurde auch, wie ich finde, sehr überzeugend ein neuer Gitarrist integriert. Dieser Mann kommt ganz klar aus dem Heavybereich, trotzdem sind die Mannheimer natürlich nicht gleich zum Prog Metal konvertiert, aber man kann schon eine etwas stärkere Rifflastigkeit sowie eine deutlich straightere Rockattitüde in vielen der neuen Songs feststellen. Bestes Beispiel hierfür ist gleich der gelungene Start mit "I´m Your Lie" bei dem typische alte ALIAS Eye Versatzstücke wie der akzentuierte, leicht verschachtelte Gesang gekonnt mit fetten Gitarrenstakkatos verbunden wurden. Die frühere Artrockkomponente sowie die gewohnte leichte Neoprog Schlagseite sind fast völlig verschwunden, manch einer wird dies vielleicht vermissen, finde ich jetzt nicht ganz so schlimm, als kleine Entschädigung befindet sich aber das salsartige sowie mit klasse Akkordeonsounds versehene "Enligthen Them" ein Track dieses Machart auf der CD. Die Band kann jetzt sogar richtig locker und tight klingen wie bei "In Denial" und auch mal einfachere Musik überzeugend rüberbringen. Prägnant im Sound dieser Band ist nachwievor Sänger Phil, der nicht nur bei den ruhigeren Momenten "Books" (eine leider viel zu kurze Pianoballade) mit seinem einfühlsamen Timbre überzeugt, nein auch richtig aggressiv kann er sein, wie auf dem härtesten Track der Scheibe "The Call" (mit einem coolen "Ringe Dingdong" Anfang) - hier sind die Jungs tatsächlich fast Metal. Im zweiten Teil der 50 Minuten fehlen mir dann etwas die hängenbleibenden Melodien wie auf den Vorgängeralben, da gibt es zwar viele gute Ansätze aber manche Sachen wirken irgendwie nicht ausgefeilt, da hätte man mehr draus machen können (z.B. "Rhodesian Rhapsody" oder teilweise auch "Falling"). Und warum man bei dem letzten Track, dem gelungenen "How we perceive" die Gastsängerin Anna-Sabrina Lopp mit diesem wunderbaren KATE BUSH Gedächtnisorgan nur ein paar Zeilen hat singen lassen, bleibt ebenfalls ein absolutes Rätsel, da wurde großes Potential verschenkt. Der Gag (trotz witzigem Text) mit dem verzichtbaren Hiddentrack ist ebenfalls eher naja.
Trotzdem ist "In Focus" weit davon entfernt ein schwaches Album zu sein, nur wer so hohe Maßstäbe gesetzt hat, muss sich auch wieder daran messen lassen. Und verglichen mit den ersten beiden CDs, ist die neue Scheibe notenmäßig leider "nur" mit 2- zu bewerten. Mir gefällt die insgesamt etwas andere, deutlich gitarrenlastigere stilistische Ausrichtung trotzdem sehr gut. Die Produktion klingt ebenfalls viel erdiger und nicht so detailverleibt bzw. hochpoliert wie früher und an den Hooks müssen ALIAS EYE beim nächsten Output einfach noch ein wenig mehr arbeiten, dann gibt´s auch wieder einen Tipp.
In Sachen Splatter-Cover bín ich ja mittlerweile einiges gewohnt, aber was XXX MANIAK hier verbrochen haben, ist echt widerlich. Deswegen bleibt das Fenster oben auch leer. Wer seine Neugier nicht zügeln kann, muss halt auf Website von Band oder Label surfen. In Sachen "Kreativität" hinkt die Musik dem Artwork hinterher, die meisten der 31 Songs sind stumpfes Geballer, das selbst MORTICIAN besser hinbekommen würden, und die durch eine blecherne Produktion kaum Druck aufbauen. Für die ganz harten Freaks ist dieser Silberling vielleicht ne Überlegung wert, der Rest kann drauf verzichten.
Split-CDs sind im Black Metal Genre nix Ungewöhnliches und oftmals eine interessante Sache. In diesem Fall sind es die beiden deutschen Bands DARK ARMAGEDDON und THY MAJESTY, die beide seit Mitte der 90er Jahre existieren und jeweils fünf Songs aus eigenem Anbau beisteuern. Grundsätzlich sei gesagt, dass beide Bands mit ihren rasenden Wutausbrüchen ausschließlich die "True Black Metal"-Fraktion bedienen und natürlich auch in Sachen Produktion nicht gerade die Sound-Fetischisten ansprechen, wobei THY MAJESTY zwar noch eine Spur abgefuckter klingen, jedoch das bessere Songmaterial am Start haben. Echte Old School-Pinguine sollten also zumindest stilistisch mit beiden Bands keine Probleme haben. DARK ARMAGEDDON rumpeln sich mit Hymnen wie "Das Jüngste Gericht", "Christenhatz" oder "Verfluchter Gott" querbeet durch das Antichristentum, klingen dabei aber zu gleichförmig und wechseln eigentlich nur das Tempo zwischen schnell, sehr schnell und Blastspeed. Das alles kommt irgendwie zu gleichförmig und monoton herüber, und echte Highlights kann die Band leider nicht setzen. THY MAJESTY machen da schon den deutlich besseren Job, räubern ebenfalls pfeilschnell durchs Unterholz, wirken aber viel aggressiver und böser und haben, obwohl Abwechselung auch hier rar gesät ist, mit "The Blessed Human Circle", dem seinem Titel alle Ehre machenden "Verhasst" oder "Zero Bliss" ein paar richtig fiese Unmutsbezeugungen auf der Pfanne. Insgesamt ist "United By Hellfire" für die Zielgruppe ein Reinhören wert, wobei THY MAJESTY am Meisten punkten können und diese Split-CD ein Stück weit aus dem Mittelmaß herausreißen.
Ein knisterndes Lagerfeuer, eine kurze Gitarrenmelodie und ein bedrohliches Keyboardbrummen läuten das bisher beste Viking/Pagan Metal Album dieses Jahrtausends ein! Nachdem die Finnen MOONSORROW bereits mit ihren letzten Alben echte Maßstäbe in diesem mittlerweile überfluteten Genre setzen konnten, haben sie nun den ganz, ganz großen Wurf geschafft. Kurz gesagt: Ihnen ist es als bislang einzige Band überhaupt gelungen, Quorthon´s Lebenswerk und ein Jahrhundertalbum wie "Twilight Of The Gods" in die Gegenwart zu überführen, ohne auch nur den Versuch einer billigen Kopie zu unternehmen. Ich wage sogar die gefährliche Aussage, dass MOONSORROW anno 2007 sogar mit BATHORY in ihren (seinen?!) besten Tagen gleichziehen können, denn sie haben hier zwei Longtracks an den Start gebracht, wie es sie in dieser Form in dieser Richtung noch nie gegeben hat. Man kommt aus dem Schwärmen kaum noch raus, wenn man den majestätischen, erhabenen Aufbau von "Jäästä Syntynyt (Born Of Ice) / Varjojen Virta (Stream Of Shadows)" (das als Untermalung für die "Herr Der Ringe"-Filme sicher eine Offenbarung gewesen wäre) bewundert oder sich bei "Tuleen Ajettu Maa (A Land Driven Into The Fire)" fragt, wie die Jungs es schaffen, das Stück mit seinen göttlichen Chören (wer sind THERION?!) und dem Wechselspiel zwischen epischem Folk und schwarzmetallischer Raserei immer weiter nach vorne zu peitschen, so dass die 26 Minuten wie im Fluge vorbeiziehen. Natürlich muss man "V: Hävitetty" auf sich einwirken lassen; die schnell konsumierbaren Trinkhymnen sucht man besser woanders, aber wer sich einmal auf das Album eingelassen hat, den verfolgen die überragenden Melodien im Schlaf, der wird seine Gänsehaut so leicht nicht mehr los. Zudem haben MOONSORROW mit Henri Sorvali den wohl besten Songwriter der gesamten Szene im Gepäck, der nicht nur die ultimativen Klangberge mit seinem Keyboard daherzaubert, sondern bei Bedarf auch mal ein ganzes Orchester an den Tasten simulieren kann. Die Symbiose aus nordischem Edelstahl und Breitwand - Symphonie geht zu 100% auf, so dass mir als Fazit nur bleibt, dass die Finnen hier ihr absolutes Meisterwerk abgeliefert haben, das ab jetzt wie ein Monolith in der Landschaft steht und so schnell keinen ernsthaften Gegner befürchten muss. Die totale Referenz!
Nicht mal eine Viertelstunde Spielzeit gibt es bei der Split-EP von POOSTEW und JAPANISCHE KAMPFHÖRSPIELE, was angesichts der Güteklasse der Songs echt schade ist. POOSTEW machen den Anfang und geben vier hammerharte Grind-Tracks zum Besten, die bei aller Brutalität nie langweilig werden, was dem dezenten Death Metal-Unterton und dem Gespür für Groove der Münsteraner zu verdanken ist. Wie gewohnt sind die Songs eine gelungene Angelegenheit, die Grindheads munden werden. JAPANISCHE KAMFPHÖRSPIELE machen es dem Hörer da nicht so einfach, denn der Haufen ist wieder einmal abgefahren und unkonventionell unterwegs, um mehr als nur eine Handvoll Grindsongs aufzunehmen. Allen ungewöhnlichen Songstrukturen zum Trotz ist das Endergebnis sowohl brutal, als auch nachvollziehbar, sprich: hörbar. Sei es das kurze einminütige)Intermezzo "Schwanzvergleich", das mit einem Mördergroove punkten kann, oder der fast schon klassische Grinder "Hallo Kinder", die Band kann es einfach. Die Split ist somit eine lohnende Investion für Freunde gepflegten Geprügels. Die liebevolle Aufmachung als Fake-Gatefold ist da das i-Tüpfelchen.
13TH DRAFT ist die neueste Veröffentlichung aus dem Hause Life Line und wieder eine polnische Hardcore-Band. Da hatten Life Line ja bislang recht unterschiedliche Qualität vorzuweisen, aber 13TH DRAFT sind zweifellos das beste, was das Label bisher rausgebracht hat! Die fünf Jungspunde latschen nicht einfach auf ausgetrenen Pfaden und spielen Durchschnitts-Metalcore, sondern variieren ihren Sound durch viele gefühlvolle, emotionale Passagen, unerwartete Breaks und einen sehr vielseitigen Gesang. Gekrönt von einem ausgefeilten Songwriting decken die Songs ein weites Spektrum ab, die mehr als nur die übliche Metalcore-Fangemeinde ansprechen dürfte. Wie expermentierfreudig die Polen sind, zeigt "Evening Star", das komplett ohne Gesang auskommt und gleichzeitig mehr ist als nur ein instrumentelles Interludium. 13TH DRAFT sind ohne Zweifel die talentierteste Band im Life Line-Stall und haben mit diesem (viel zu kurzem) Album einen hervorragenden Einstand abgegeben, dessen Experimentierfreudigkeit belohnt werden muss!
Seit über 30 Jahren ist der britische Multiinstrumentalist und Produzent Mike Slamer nun schon im Geschäft und hat mit seinen Bands CITY BOY, STREETS und STEELHOUSE LANE über ein Dutzend Alben auf dem Gewissen. Seine neueste Band nennt sich schlicht SLAMER, bei der er als Komponist, Gitarrist, Bassist, Keyboarder und Produzent tätig ist. Die anderen vier Musiker steuern, bis auf Drummer Chet Wynd, "nur" Gesang bei, wobei alle Musiker mindestens Background-Vocals zum Besten geben. Dabei macht besonders der sehr melodisch agierende Leadsänger Terry Brock keine schlechte Figur und ist am Ende bei vielen Stücken die letzte Hoffnung, dass diese nicht völlig in die Entbehrlichkeit abdriften. AOR läuft ja sowieso nicht selten Gefahr, als das "Schlagergenre" des Rock durchzugehen, und auch SLAMER fahren viele ihrer Stücke gegen die Schmalzwand. Startet "Nowhere Land" noch knackig-bombastisch mit dem Titelsong, so läuft bereits beim zweiten Stück "Strength To Carry On" fast die Suppe aus der Anlage. Ein Umstand, der sich bis zum Ende des Albums kaum ändert und außerdem dafür sorgt, dass alles schön vorhersehbar und kalkulierbar bleibt. Kleine Lichtblicke bieten noch das überlange "Come To Me", das schön melancholische "Beyond The Pale" und der abschließende Rocker "Superstar", die zwar auch nicht gerade jubeln lassen, das allgemeine Hansi-Hinterseer-Niveau aber etwas erträglicher machen. Sollte es tatsächlich noch Rockfans geben, die Textzeilen der Marke "All is said and done, our hearts beat as one" wie das tägliche Brot benötigen, so können sie sich "Nowhere Land" ruhig zulegen, alle anderen können diese akustische "Schwarzwaldklinik" aber ganz gewissenhaft umschiffen!
Der Fünfer aus Niederbayern hat sich bereits 1997 gegründet und hat immerhin schon vier Alben am Start. Der Titel des neuen Albums ist offenbar zumindest teilweise ironisch zu verstehen. Denn einerseits spielen die Jungs lupenreinen Punkrock, andererseits nehmen sie sich aber selbst nicht allzu ernst. So wird sich dann in "Ritalin" an Hardcore versucht und in Songs wie "Quit Da Scene" an Ska, in beiden Fällen aber mit einem gehörigen Augenzwinkern. Das eigentliche Metier von DUMPWEED ist schneller, aber eingängig melodischer Punkrock. Der bleibt, obzwar mit viel Energie gespielt, größtenteils an der Oberfläche, so dass unterm Strich nicht viel hängen bleibt. Wer kalifornischen Gute-Laune-Punkrock mag, ist hier sicherlich an der richtigen Adresse. Mir persönlich fehlen aber echter Dreck und eine ordentliche Portion Eigenständigkeit.