SCHIERLING wollen nach eigenen Angaben mit ?Gestrandet? auch Leute außerhalb der Metal-Szene erreichen. Das macht neugierig, wie weit die Combo poppig ist, aber schon der erste Track verwirrt: der Gesang ist für mainstreamiges Publikum zu bösartig, die cleanen Vocals wiederum klingen schief und die IRON MAIDEN meets METALLICA-Gitarrenarbeit ist auch nicht überragend. Immerhin hat der Song Groove. Das folgende "Angst" kann mit Wucht und einem flotten Beat (wenn auch gitarrentechisch keine Offenbarung) überzeugen, während die letzten beiden Nummern sich als richtig gute Metal-Songs entpuppen, die mit ein paar frischen Ideen aufwarten und vom Standard-Schema der ersten beiden Tracks abweichen. Nur der Gröhlpunk-Gesang von "Bitte versteht" bleibt unverstanden. SCHIERLING geben sich Mühe und haben einige gute Ideen, die "Gestrandet" interessant, wenn auch nicht überragend machen. Potential ist da jede Menge, warten wir auf neue Songs.
BIRDFLESH sind schon seit Jahren eine feste Größe im Grindzirkus, das belegen unzählige Splits, EP´s und kultige Auftritte. Zirkus ist hierbei einigermaßen wörtlich zu nehmen, da die drei Schweden einen sehr eigenen Humor pflegen und weder sich noch ihre Mucke noch die Szene an sich sonderlich ernst nehmen. So gibt es auf dem ersten Album seit fünf Jahren nicht nur groovende Grindsongs (fast schon so geil wie MACABRE), sondern auch immer wieder Humor-Einlagen, die der ganzen Chose ein wenig die Bitterkeit nehmen. So wird das an und für sich ziemlich heftige Geballer aufgelockert, was "Mongo Musicale" auch für Hörer von jenseits der Genre-Grenzen interessant machen könnte. Einige Songs sind tatsächlich feine Groove-Nummern geworden, während bei anderen fast schon dilettantisch geballert wird. Aber das ist wahrscheinlich Absicht, würde mich jedenfalls nicht wundern. Wer BIRDFLESH mag, der muss bei dem Album zuschlagen, alle anderen sollte der Scheibe vor dem Kauf einen Probelauf geben.
"Kiss The Goat" - da werden Erinnerungen wach. Nicht an eine Landjugendzeit, aber an die erste LORD BELIAL-Scheibe, richtig schön räudiger Black Metal. BLOODRED BACTERIA sind davon weit entfernt, Splits mit u.a. AGATHOCLES sind da schon ein besser Indikator: Grindcore, Baby! Für "Kiss The Goat" haben die vier Grinder ihren gesamten Backkatalog neu eingespielt, so dass die 28 Songs wie aus einem Guss klingen. Zwar ist der Gesang merkwürdig verzerrt, wie ich das bisher noch bei keiner Grind-Combo bewußt miterlebt habe, paßt aber wie Arsch auf Eimer zur Produktion der Scheibe. Technisch sind BLOODRED BACATERIA ebenso versiert wie beim Songschreiben, so dass die knapp 40 Minuten nie langweilig werden. Wer auf Krach steht und noch nich alle Veröffentlichungen der Combo hat, sollte sich ruhig mal näher mit "Kiss The Goat" beschäftigen.
Mit ihrem Debüt waren MENDEED dem Metalcore noch sehr nahe und mußten sich mit etablierten Könnern wie DARKEST HOUR messen. Dabei zogen sie deutlich den Kürzeren, zu unspektakulär waren die Songs, zu dpnn die Produktion. Wenigstens an Letzterem haben die Inselheinis gearbeitet und "The Dead Live By Love" kommt fett aus den Boxen, auch wenn das Schlagzeug mehr Wumms vertragen hätte, dann würden die vielen Double Bass-Passagen noch besser klingen. Die gibt es zuhauf, MENDEED setzen bei den Songs sehr auf Geschwindigkeit, was ihnen gut zu Gesicht steht, auch wenn die Chose dann stark nach CHILDREN OF BODOM klingt, wozu die verspielten Gitarren einen großen Teil beitragen. Ja, mit Metalcore ist es nicht mehr weit her, MENDEED haben sich dem eher traditionellen Metal zugewandt. Da wird IRON MAIDEN zitiert, da gibt es ganze CHILDREN OF BODOM-inspirierte Passagen und jede Menge Gitarrenduelle. Fehlt nur noch das Keyboard, dann würden MENDEED kaum noch von den finnischen Jungs vom See unterscheidbar sein. Bestes Beispiel dafür ist "The Fight", das bei einem Blindtest locker als finnischer Export durchgehen würde. Die Scheibe ist gut produziert und technisch anspruchsvoll, aber wie schon beim Vorgänger klingen viele Songs zu ähnlich, dazu noch zu berechenbar. MENDEED zielen auf einen anderen Markt als bisher. Ob sie damit Erfolg haben, wird sich zeigen.
Newcomer-Label signt Newcomer-Band. So schön (und klischeehaft) kann das Leben manchmal sein. Dental Records haben sich mit MEMFIS einen hoffnunsvollen Newcomer gesichert, der besonders im heimischen Close-Up seine Fans hat. "The Wind-Up" haben MEMFIS ihr Debütalbum genannt, das mit einem sperrigen wie aggressiven Opener Parallelen zu alten MESHUGGAH weckt; ein Eindruck, der sich immer wieder bestätigen wird. Und natürlich müssen OPETH herhalten, wenn eine Band aus Elchland komplexe, anspruchsvolle Musik macht. Aber auch dieser Eindruck ist berechtigt, da MEMFIS ähnlich unerwartete Übergänge und Ideen verwursten wie die Mannen um Mr. Akerfeld. Zu guter Letzt gibt es immer wieder jazzig anmutende Passagen, die an die seligen VIRULENCE denken lassen. Man sieht, es wird hektisch, es wird komplex, es wird fordernd. MEMFIS verzetteln sich dabei aber nie in völlig wirren Passagen, sondern haben immer einen roten Faden, was "The Wind-Up" bei aller Komplexität zu einer angenehmen Hörerfahrung macht, die die Vorschusslorbeeren verdient hat. Das ist großer Metal von einer talentierten und im positiven Sinne verrückten Band. Mehr davon!
Angeblich werden CYPHER in der internationalen Presse seit dem Erscheinen von "Darkday Carnival" ziemlich gefeiert und als die Neuendtdeckung in Sachen Death/ Thrash gesehen. Nach dem mehrmaligen Genuss des Silberlings kann ich mich dieser Meinung nicht wirklich anschließen, dafür sind mir die elf Songs zu langweilig und eintönig. In besseren Momenten erinnern die Holländer tatsächlich an THE HAUNTED (die Gitarrenarbeit bei "Statues Of Flesh"), aber auf lange Sicht sind die Newcomer nicht annähernd auf Augenhöhe mit den Björler-Twins. Dazu kommt der ziemlich monotone Gesangsstil von T (nur T, nicht Mr. T., also keine Goldketten und Sneakers), der in genau zwei Tonlagen unterwegs ist und stumpf immer gleich ins Mikro gröhlt. Sowas geht mir im Normalfall nach drei Songs auf den Sack, was sich auch bei CYPHER wieder bestätigt. "Darkday Carnival" ist ein akzeptables Debüt, aber mehr nicht. Potential hat die Truppe auf jeden Fall und wenn sie bis zum nächsten Album an sich arbeitet, können die Jungs zu den Genre-Größen aufschließen.
Auch wenn FEAST FOR THE CROWS unter Metalcore laufen, sollte jeder weiterlesen, der mit heftigem Metal was anfangen kann. Denn nichts anderes macht der Haufen Jungspunde - feinster Schwedentod, der mit ein paar Hardcore-Elementen aufgepeppt wurde, also in Richtung HEAVEN SHALL BURN geht. Ordentlich Double Bass-Einsatz, melodische Gitarren ("Take It Back") und ein begnadeter Shouter machen aus den neun Tracks eine saugeile Scheibe, die sowohl HC-Kids als auch Totmetallern die Ohren wegpusten wird. Dank der Produktion vom Rape Of Harmony-Studio kommt die Chose sehr druckvoll aus den Boxen und gibt jedem Musiker genügend Raum zur Entfaltung. "When All Seems To Be Burned" ist eine rundum gelungene Platte, die Genre-übergreifend ihre Freunde finden wird und mit der sich FEAST FOR THE CROWS für das Rennen um den Newcomer 2007 sehr gut positioniert haben. Wer sagt, dass Metalcore ausgelutscht ist, muss sich diese Scheibe krallen!
CIRCLE OF SILENCE ist ein Name den man sich merken sollte. Die junge Heilbronner Truppe hat nämlich mit ihrem selbstproduziertem Debütalbum "Your Own Story" ein kleines Killeralbum am Start. Gleich nach einem bombastisch düsterem Intro folgt mit "Apocalypse" ein schneller gitarrensoliorientierter Song, der verdammt schwer in die Richtung CHILDREN OF BODOM geht. Gerade vom Gesang her sind hier einige Parallelen zu sehen, auch wenn Sänger Nick Keim nicht unbedingt diesen "Bösheits- und Aggressivitätsfaktor" erreicht wie genanntes Vorbild. An manchen Stellen ändert sich sein Organ und variert zwischen clean bis gröhl - irgendwo zwischen den Stimmen von UDO und GRAVE DIGGER. Die musikalische Bezeichnung für diese Art von Musik müsste irgendwie "Melodic Aggressive Power Death Metal" oder so ähnlich lauten. Die Songs wirken meistens sehr ausgereift und vor allem abwechslungsreich. Egal ob schnelle Nackenbrecher wie "Illusion And Reality" oder groovende Stampfer wie "Your Back To The Wall", hier ist alles dabei - immer kombiniert mit einem eingängigen Choros und gekonnten Leadguitar-Solo Einlagen. Mit "Down On Me" ist COS sogar ein kleiner Hit gelungen der nach zwei bis drei Durchläufen nicht mehr aus dem Ohr verschwindet.
Natürlich gibt´s hier und da noch Ecken und Kanten an denen die Band arbeiten muss, was allerdings absolut nachvollziehbar ist, wenn man bedenkt, dass die Band noch nicht mal ein Jahr zusammen spielt. Auch die Qualität dieses Silberlings ist für eine eigenproduzierte Langrille weit über dem Durchschnitt und verdient Anerkennung. Interesse geweckt? Dann nix wie ab auf die Bandwebsite und das Teil für fünf Euro bestellen.
Es müsste schon mit dem Teufel zugehen, wenn mit DELIGHT nach zehnjährigem Bestehen nicht endlich ein erfolgreiches polnisches Exportprodukt geboren wäre. Aufgenommen bei Shaun Thingvold (u.a. SYL), mit Roadrunner Records ein finanzkräftiges Label im Rücken und mit den göttlichen Rhys Fulber und Greg Reely (beide FRONTLINE ASSEMBLY u.a.) an den Reglern und Keyboards, haben sie eine Auswahl der Oberliga hinter sich stehen - und nicht nur "Your Name" oder "Emotune" profitieren von einigen originellen Sounds aus der Fulberschen Schmiede, die gesamte Produktion ist sauber und gelungen. Um die Szene zu Überraschen ist die junge Band zumindest jenseits ihrer Landesgrenzen ein paar Jährchen zu spät dran, auch das vorsichtige revolutionieren des "pop"ulären Musikgeschmacks haben in diesem Bereich lange EVANESCENCE übernommen. Mit einer ebenfalls nicht nur optisch im Vordergrund stehenden Sängerin setzen auch DELIGHT alles auf Popsongs mit Metaltouch - oder umgekehrt, ganz nach Sichtweise. Unabhängig von der Sichtweise bleiben sie aber weit genug davon entfernt es EVANESCENE und Konsorten zu gleich zu tun. Zu den Höhepunkten zählt sicherlich sofort der Maxi-taugliche Opener "Divided" der mit tanzbarem Rhythmus, sanfter Elektronik, modern klingendem Gesang und einer schönen Bassline (ihr Bassist hat ohnehin einige lichte Momente auf diesem Album) einen leicht nachdenklichen Gothrock Song markiert. Mindestens genauso mitreißend aber weniger düster ist "All Alone", die rockenden Gitarren bringen auch "Sleep With The Lights On" in diesen Kreis der metallastigeren Tracks und bei "More" lässt ihr Bassist ordentlich die Boxen vibrieren. "In Too Deep" ist mir dagegen zu langweilig, die Akustikballde "Fire" zu schnulzig. Wenn die Instrumente aufdrehen, kommt Sängerin Maslanka mit ihrer etwas dünneren Stimme nicht ganz an jemanden wie Amy Lee heran, balladeske Songs wie das wunderschöne "Juliet" funktionieren aber auch hier hervorragend. Es gibt wenig Experimente aber viele durchweg schöne Songs auf "Breaking Ground". Nur für den Durchschnittsmetaller ist das natürlich alles viel zu weich und dem ein oder anderen mag die Musik zu kalkuliert klingen. Objektiv fehlt ihnen in ihrer Nische aber auf jedenfall das, was EVANESCENCE mit "Bring Me To Life" gelang: Der absolut zwingende Übersong unter vielen guten.
Auch wenn sie kommerziell nicht an die Erfolge anderer neueren weiblich gefronteten Gothic Rock/Metal Acts anknüpfen können, gehören TRISTANIA jetzt eigentlich schon so lange zu diesem Genre, dass sie sich um Plagiatsvorwürfe keine Sorgen machen müssen. Von einer ehemals sehr hart agieren Band wuchsen sie zu großen Komponisten mit hymnenhaft bombastischen Arrangements, um jetzt mit "Illumination" die Essenz daraus zu kondensieren. Der Sound ist nach dem - von mir wenig geliebten - "Ashes" wieder klarer geworden, musikalische Details finden sich nun in einem dichten Teppich von ähnlich gewichteten Instrumenten. Die klassischen Arrangements tauchen in sehr homöopathisch dosierter Elektronik zwar wieder auf, spielen aber eine untergeordnete Rolle. Der Gothic Metal auf "Illumination" ist nicht so verpoppt wie man vielleicht hätte befürchten können, aber klingt doch überraschend angepasst. Dieser Eindruck wird wohl vor allem durch das Fehlen von Grunts (nur SAMAELs Vorph darf "The Ravens" etwas aufpeppen), das durchweg langsame Tempo und auch den reduzierten Härtegrad verstärkt (ein Weg, den auch die Halb-TRISTANIA Band SIRENIA beschritten hat). Die Opener "Mercyless" oder das tolle "Sanguine Sky" in springen zwar in die Bresche und rocken recht problemlos und mit soliden Gitarren ins Ohr und gegen Ende des Albums wird mit "Sacrilege" durchaus ihrer epischen Vergangenheit gedacht - bei allen schönen Melodien die "Illumination" innewohnen, fehlt mir aber nach einigen Hördurchgängen die Tiefe. Durch den Weggang ihres männlichen Sängers, steht die Vokalistin Vibeke Stene stark im Vordergrund und gipfelt etwa im Anfang des sehr ruhigen "Destination Departure", das sich dem direkten Vergleich zur von Østen Bergøy gesungenen Balladen "Fate" stellt. Bestenfalls mag man die atmosphärischen Sounds auf "Illumination" und somit das Album, schlimmstenfalls ist einem TRISTANIA jetzt zu langweilig und soft.