Es gibt einige Momente, die prägen fürs Leben. Der eine Moment war 1984 der Kauf von "Sentence of Death", der zweite der Erwerb von "Infernal Overkill". Diese Alben waren so unglaublich hart, so schnell, so extrem. Thrash der Weltklasse eben. Ein Prädikat, das beim Hören des alten Stoffs heutzutage als reichlich übertrieben empfunden werden kann. Das dachten sich auch Schmier und Co., nahmen alte Klassiker (inklusive "Cracked Brain" aus der Ohne-Schmier-Phase) und verpassten ihnen neue Arrangements und fetten Sound (Jacob Hansen!). Dazu gibt´s zwei neue Songs, nicht schlecht, nicht sonderlich herausragend, was aber auch schwer ist bei der Auswahl an Klassikern. Für Thrash-Youngster ist diese Scheibe sicherlich eine feine Sache, aber wer die Scheiben bereits in der Erstauflage hat, der wird den ganz eigenen DESTRUCTION-Charme vermissen. Natürlich sind die Songs jetzt spieltechnisch viel besser, natürlich sind sie wesentlich professioneller arrangiert. Aber die Aufbruchstimmung, die damals jede Rille versprühte, den gibt?s es auf dieser Compilation nicht mehr. Und manch neue Version scheint eher verschlimmbessert - so wirkt "Tormentor" wie ein gänzlich neues Lied. Mal abgesehen davon, dass die Fade-Outs dieser Promo-Version bei derart bekannten Songs wirklich nerven. Aber das steht auf einem anderen Blatt. Thrash-Neulingen, jüngeren Leuten und Sound-Gourmets dürfte diese mit Klassikern gespickten Scheibe so einiges bringen. Ganz persönlich höre ich mir "Total Desaster", "Invincible Force" oder "Death Trap" aber lieber auf Vinyl an. Denn DESTRUCTION haben gleich einen ganzen Haufen unglaublicher Titel in petto - und nicht mal zeitgemäßen Sound nötig.
Wem alles mit "Emo" zu klischee-beladen und die Deftones zu abgedreht sind, der sollte es mal mit STURCH versuchen. Denn die Band macht emotionale, moderne Musik mit der nötigen Härte - aber ohne alles nervige, was den bis vor kurzem noch hippen Schubladen anhängt. Waren STURCH in ihrer Anfangszeit in Schneverdingen noch Garanten für eine Polarisierung ihres Publikums in Anhänger und verbitterte Gegner, und hatte der New Metal anfangs einige arg holprige Breaks, über die Stolpern konnte, wer wollte - bei "Beauty, Anger & Aggression" wird nach dem Motto "beim dritten Mal wird alles gut" alles schon fast zu richtig gemacht. Tolle Melodien, echte Verzweiflung, gut dosierte Wut und schöne Melancholie werden von pumpenden Gitarren und Bässen in die genau richtig ausgeleuchtete Szene gesetzt und vom Schlagzeug im genau richtigen Timing gezügelt. Gerade die Balladen "My Guide" und "Teamlove" machen diesen Tonträger besonders. Essenziell für einsame Momente, Liebeskummer, Tage ohne warmen Ofen und Hamburg-8-Grad-Regen.
Göteborger Death Metal ist eine Stilart, die nicht totzukriegen ist, egal was versucht ist. Aber DARK TRANQUILLITY machen sich mit Veröffentlichungen rar, IN FLAMES haben sich zu sehr weiterentwickelt (auch wenn "Come Clarity" wieder back to the roots geht) und SOILWORK waren schon immer zu modern. Mit AT THE GATES ist bis zum Wacken 2008 wohl auch nicht rechnen, so dass nur noch der Blick auf den Nachwuchs bleibt. BLINDED COLONY gehören schon seit ihrem Scarlet Records-Debüt "Divine" zum Besten, was derzeit aus Schweden kommt und sind auch knapp drei Jahre später ihrer Linie treu geblieben. Auf "Bedtime Prayers" wird in bester Göteborg-Manier Melodie mit Brutalität verwoben und gleichzeitig mit modernen Einflüssen kokettiert, die spätestens seit "Natural Born Chaos" hoffähig geworden sind. Neu-Sänger Johan Schuster passt sich mit seiner aggressiven Röhre eprfekt zum Sound der Band und fühlt sich auch in tiefen Lagen hörbar zu Hause. Das Songmaterial ist über jeden Zweifel erhaben und haut den Hörer vom Start weg um, wie der Opener "My Halo" eindrucksvoll beweist. Kurz, das Album ist Schwedentod Göteborgscher Prägung in bester Manier und ist jedem ans Herz gelegt, der mit Göteborg positive Hörerlebnisse verbindet.
Die HEIDEROOSJES wachsen in Holland, man könnte aber auch denken, sie kämen aus L.A. Denn die live sehr aktiven Niederländer haben nicht nur für viele der kommerziell erfolgreichen Genre-Kollegen eröffnet, sondern sie bewegen sich auch im Kielwasser von Bands von Bad Religion über Pennywise bis SUM 41. Seit 1989 sorgen die Oranjes bereits für gute Laune, daran wird auch die neue Scheibe nix ändern. Denn die Kaugummi-Punk-Trademarks sind vorhanden: Schöne Melodien, angenehmer Gesang, catchy Riffs, klebrige Refrains. Der Sound, den der Social-Distortion-erfahrene Cameron Webb oberdick gemanagt hat sorgt für zusätzliches Vergnügen. Das ist alles nichts Besonderes, aber es macht trotzdem Spaß, zumindest all denen, die auf diese Art von Musik stehen. Originell sind die beiden Songs mit holländischen Texten - und Originalität ist etwas, mit dem diese Art von Musik eben nicht unbedingt gesegnet ist. Metal-Affinität gewinnen die HEIDEROOSJES durch Kollegen Lemmy, der den Titel "My Funeral" durch einige einleitende Worte veredelt. Und der Ignite-Sänger gastiert ebenfalls. Fazit: Keine besonders aufregende, aber beileibe keine schlecht Scheibe.
Namen sind wie Schall und Rauch, aber wenn hier Iscariah (unter anderem Immortal) fest mitmischt und die Gäste auf illustre Titel wie "Nazi-Penis Hoest" (Taake) hören oder von Aborym kommen, dann sei die Prominenz zumindest ansatzweise genannt. Apropos Namen: Die Song-Titel sprechen durchaus auch für sich: "Necropsy Cunt", "Effective Mass-Torture" oder "Organ Ejaculator" sprechen nicht für besonders freundlichen Inhalt. Und auch die schwarz-weiße Aufmachung mit baumelnden Latten-Jupps, Hinrichtungsbildern ähnlich nettem Schmonz lassen den guten Geschmack gern mal hinten runter fallen. Nun denn, wer den "the doomsday holocaust from the 80´s? zurückbringen will, der kann auch nicht mit Gänseblümchen werfen und von Liebe und Silberhochzeit singen. Womit wir bei den Texten wären: Skalpelle im Fleisch, Beine im Blut, Kreuzigungen, Satanspreisungen abgezogene Haut, "vomit in the body-bag" - Horror und Ekel sind Programm. Fehlt nur die Musik: Eine altertümliche Mischung aus Death, Thrash und auch Black Metal. Scheinbar niveaulos und asi dabei. Sieben Mal gibt´s vor die Nuss von den Norwegern, siebenmal klingen die Drums nach Schuhkarton, siebenmal grunzt-deibelt sich Necrocum in allehand Facetten durch de triefenden Texte, siebenmal wechselt auch gern immer mal wieder das Tempo. Und so rumpeln sich die Jungs durch ihren "Necrospiritual Deathcore", erinnern an eine krude Mischung aus Beherit, Autopsy und alten Bathory. Das abschließende, dreiteilige "Goatflesh Removal" klingt dann aber daher wie eine Mischung aus Anne Clark und Abruptum, die plötzlich zusammen auf Hoppel-Koks-Flash kommen. Und das Coolste: Irgendwie macht diese abgedrehte Scheibe total viel Bock. Wer hätte das gedacht? Ich glaub´s immer noch nicht, aber es stimmt: Dieser AMOK-Lauf ist geil und echt voll necro.
Rein vom Cover her gesehen könnte man auf Country oder Southern schließen aber beim Anhören wird schnell deutlich - hier muß ganz klar Alternative oder auch Gitarren Rock als stilistischer Überbegriff für "Closer", dem aktuellen Album von REDHANDED, gesetzt werden. Positiv klingt bei jedem der 13 Tracks absolut das Ansinnen dieses zwei Mann/zwei Frau (an Bass bzw. Leadgitarre)-Gespannes durch, nicht auf die zuckersüße, etwas glattere Richtung wie sie für Combos in der Art von 3 DOORS DOWN typisch ist zurückzugreifen. Und auch die allzu pathetischen Regungen im Stile von CREED sucht man hier vergebens - nein, es wird schon mehr Wert auf ein eigenständiges Soundbild gelegt und dies ist auch größtenteils geglückt, wenn auch die bandeigene Bezeichnung "modern" Rock etwas daneben gegriffen ist. Weiterhin besonders zu erwähnen ist: Diese Band kommt aus Regensburg, klingt aber auf ihrem Zweitwerk zu keiner Sekunde nach einer deutschen Band, sondern sehr amerikanisch, was dieser Art von Musik natürlich sehr zuträglich ist. In Verbindung mit immer wieder mal eingestreuten Grunge-Elementen bekommt die Musik einen recht rauen Charakter, trotzdem treibend und mit gefälligen Melodien. Die großen Hits sind dabei allerdings nicht abgefallen, die Vocals von Bernd Fröhlich sind ebenfalls "nur" solide, nicht besonders herausragend, viele Songs klingen von der Machart her ziemlich ähnlich und sind auch von den Arrangements her eher unspektakulär. Trotzdem schaffen es die vier größtenteils energetisch rüberzukommen. Mir fehlt es mitunter am gewissen "Etwas", will sagen: an wirklich packenden und emotionalen Momenten. Auch ein paar ruhigere Takte dürfen nicht fehlen, mit triefenden Balladen hält man sich zum Glück zurück. "Someone told me" ist so ein Vertreter, ein schöner gefälliger Song. Dass bei den ersten Minuten bei dem melodramatischen "Nowhere" aber ständig dieses AC/DC Anfangsriff von "Thunderstruck" verwendet wurde gibt einige Klaupunkte Abzug, denn der ansonsten gelungene Titel hätte dies eigentlich nicht nötig. Mein Lieblingsstück, neben den beiden in akustischem Flair gehaltenen Tracks gegen Ende der Scheibe, ist aber eindeutig "Absolution" mit seinem gleichermaßen warm als auch gitarrenbetont gehaltenen Charakter sowie leichten Emo-Touch mit wunderbarer Hook. Da passt die Mischung einfach perfekt. Das funktioniert aber leider nicht über die volle Spielzeit auf "Closer" so gut, da sollte zukünftig noch stärker dran gearbeitet werden, um aus der breiten Masse hervorzustechen. Aber is ja auch noch eine relativ junge Band, da ist noch viel möglich.
GODDESS SHIVA hat eine recht altertümliche Vorgeschichte: Baden-Württemberg 1977 - die Youngster Mat Sinner und Armin Sabol geben ihrer Leidenschaft für Hendrix und Mahagony Rush eine Plattform und Gründen die Band SHIVA. Es folgen unzählige Liveshows, bis hin zum Vorprogramm von Acts wie WHITESNAKE, NINA HAGEN und COLOSSEUM II. Aber zu einem Album reicht es nie; Versuche dazu enden aus soundtechnischer Sicht wohl recht desaströs. Die Jungs gehen daraufhin ihre eigenen Wege. Mat Sinner wandelt auf harten Pfaden - SINNER und PRIMAL FEAR. Armin Sabol verdingt sich als Produzent und Studiogitarrist - Peter Schilling ("Major Tom"), die Fanta4, Hazel´O´Connor und als Produzent von RAGE-Alben - unterschiedlicher geht´s kaum. Anfang 2005 geht für einen guten Zweck nochmals los mit SHIVA - als Drummer holt man Martin Schmidt (ex-Leaves Eyes, ex-Atrocity) ins Boot. Das Ganze funktioniert wohl prächtig, man denkt an ein Album. Also wird 30 Jahre später das Debüt eingetütet - jetzt unter dem Firmennamen GODDESS SHIVA. Soundmäßig orientiert man sich am Siebziger Bluesrock. Leider kommt auch die Produktion recht altmodisch daher und auch die Songs sind nicht immer auf der Höhe der Zeit. So kommt der Opener "Walking On Thorns" als recht altbackener Ohrwurm aus den Boxen. "Mind Of A Killer" zündet da schon mehr und trägt recht offensichtlich Mr. Sinner´s Handschrift. Bei den nachfolgenden Mischungen aus Blues und Rock will der Funke aber nicht so recht überspringen. "Down On Luck" rockt allerdings dann gekonnt in althergebrachter Thin Lizzy-Manier und dürfte wohl das Highlight des Albums darstellen, auch "Heat Of The Night" hat was, und "Same Old City" zitiert, mit klasse, Coverdale zu seligen Whitesnake-Blues-Zeiten (und dazu noch ein Gary Moore-Solo), das passt auch noch. Aber das war es dann. Im Großen und Ganzen klingt das GODDESS SHIVA-Debüt nämlich doch etwas unausgegoren. Das Teil wäre zwar vor einem viertel Jahrhundert als zeitlose Rockscheibe durchgegangen, keine Frage - aber wäre ist Anno 2007 zu wenig, es bleibt ein angestaubter Beigeschmack. Wohl mehr was für die Blues-Fraktion mit Hang zu Retro.
Melodic Death Metal aus Schweden ist in etwa so ausgelutscht wie "Power" Metal aus Italien. Wenn selbst einstige Szenepioniere wie IN FLAMES ins musikalische Mittelmaß verfallen, dann ist es weit genug; da wundert es niemanden mehr, dass Hinz und Kunz nach einer AT THE GATES-Reunion bölken. Da THE HAUNTED aber gerade was Besseres zu tun haben, muss man schauen, was der arbeitswütige Underground so alles aufzubieten hat. Und da kommt eine Band wie die seit 1998 existenten EVENTIDE mit ihrem Debüt "Diaries From The Gallows" gerade recht. Das Quartett orientiert sich zwar eindeutig an der heimischen Göteborg-Szene, bereitet seinen melodischen Death Metal allerdings mit viel Elektronik äußerst bombastisch auf. Aber keine Angst, eine "gotische" Schmalz-Surround-Kulisse bleibt dabei aus, wobei erklärte Feinde von Soundtrack-artigen Passagen allerdings doch lieber einen Probedurchlauf wagen sollten. Auch der leichte Hang zum Progressiven und sogar zu "Emo" macht EVENTIDE vielleicht nicht für jeden Göteborg-Anhänger auf Anhieb verträglich, aber wer über den Tellerrand hinaus schielen kann, dem werden erstklassige Stücke wie "The Curse" oder das Highlight "No Place Darker" (vom 2005er Demo) definitiv zusagen, wobei aber leider nicht jeder der elf Songs so gut ins Ohr geht, sondern erst ?erarbeitet? werden muss. Anspruchsvolle Melo-Deather und Leute, die "Come Clarity" bereits nach dem ersten Durchlauf als Bierdeckel benutzt haben, könnten mit diesem sehr guten, von Andy LaRocque mitproduzierten Album einen tollen Fund machen!
Endlich mal ne finnische Kapelle, die keine Deprimucke jegwelcher metallischer Art macht - so weit so gut was die Unabhängigkeit zu musikalischen Trends betrifft aber was LAPKO auf ihrem Zweitwerk "Scandal" inhaltlich so abliefern überzeugt mich in den wenigsten Momenten auf den 12 Tracks. Ein schönes schwarz-weiß Video von einem mit großen Abstand noch besten Lieder der Scheibe "All the best Girls" - hier wird solide-treibender Indierock mit einer gefälligen Hook geboten. Ansonsten nervt aber vor allem der Schepperschlagzeugsound mit diesem überstrapazierten Beckeneinsatz fast während der gesamten Spieldauer, apropos von der bleiben nach einem vorwiegend seltsam brummeliger Intro-Opener sowie einem völlig substanzlosen Albumende gerade mal 37 Minuten übrig. Der Sänger ist zwar nicht völlig talentfrei, hat man sich erst mal an diesen Mix aus THE DARKNESS und nasalem Geträllere gewöhnt aber trotzdem schafft er es in den seltensten Momenten die Songs irgendwie substanziell zusammenzuhalten oder gar irgendwie charismatisch aufzuwerten. Mich erinnert vom Klangbild die ganze Chose doch schon etwas an die ARCTIC MONKEYS (LAPKO sind natürlich nicht ganz so punkig), bloss klingen die Finnen nicht halb so originell wie die hochgehypten Briten, und ehrlich gesagt, die fand ich schon nicht so toll, wie von vielen Kritikern gerne behauptet. Von einer Band die bereits 10 Jahre auf dem Buckel sollte doch etwas mehr kommen als vorwiegend nerviger teilwiese etwas aufgemotzten Alternative bzw. Indierock, der weder mit großen Melodien, atmosphärischen Momenten noch mit intensiven Emotionen aufwarten kann. Das ganze wirkt ziemlich uninspiriert, langweilig und dröge, so dass man diesem Trio gerne mal in den Allerwertesten treten möchte, mensch kommt doch endlich mal auf den Punkt. Im Begleitschreiben werden Formationen wie MEW oder COHHED AND CAMBRIA als relative Vergleiche erwähnt aber von deren Potentialen sind LAPKO noch Welten entfernt, weder hat man das Gespühr für gute Melodien noch ist man progressiv. Die Songs wirken oftmals hektisch, undifferenziert es fehlt an packenden Ideen und die spartanischen Arrangements reißen mich auch keinesfalls vom Hocker. Das aufwühlende "Barrel of the Past" ist dann wieder so ein Beispiel, dass die Band doch etwas kann, wenn nur nicht dieser viel zu dünne Sound wäre und der Sänger mit seinem etwas schwachbrüstigen Organ für mehr Zug sorgen könnte. So gesehen stellt "Scandal2 eine höchst zwiespältige Sache dar, kein einziger Track außer dem eingangs erwähnen Song bleibt hängen und so fliegt diese CD mit Freuden in die große Funduskiste mit dem Hinweis, Platten die die Welt nicht braucht.
Bereits mit ihrer recht gelungenen EP "Existance" vor rund 2 Jahren hatten mich ABANDON HOPE in sehr positiver Erwartung zurückgelassen und ihre erst Full-Length Scheibe "The Endless Ride" enttäuscht mich tatsächlich nicht. Die leichten Defizite beim Drumming haben die Jungs diesmal komplett ausgemerzt, mit einem wahnsinns Druck sowie unbändiger Power bringen sie ihre Musik in einem noch metallischeren Gewande rüber, der den Hörer einfach nicht zur ruhe kommen läßt und zum ständigen Mattenkreisen auffordert. Stilistisch machen die Münsteraner für mich hauptsächlich (lupenreinen) Thrash gewürzt mit leichten Stoner-Rock Elementen und einem beherzten Schuss Alternative. Letztere Stilistik ist hauptsächlich auf den (zum Glück) meist cleanen aber sehr variablen Gesang (mitunter wird auch mal gerappt) bezogen, der prägnant mal düster dann wieder scheinbar fast zu emotional-melancholisch daherkommt und für diese hart-dreckig-moshige Mucke zunächst nicht zu passen scheint aber es funzt sogar trotzt leichter Pathosanflüge wunderbar. Dieses Pseudo böse Gejaule oder die typisch tiefen Growls der vielen nichtssagenden Metalcore Kapellen heutzutage, fällt bei ABANDON HOPE erfreulicherweise gänzlich weg. Die Gitarren sind tief, sehr tief gestimmt, es groovt beinahe schon mörderisch an allen Ecken, die Rhythmus-Gruppe sorgt für einen tighten Grundsound ehe sich die berühmten tonnenschweren Gitarrenriffs ihren Weg unaufhaltsam durch die stets griffigen Melodien hindurch bahnen. Es kommen dem Hörer bei genauerer Betrachtung zwangsläufig Bands wie SEPULTURA, NEVERMORE, SEVENDUST aber auch (ganz alte) METALLICA in den Sinn. Aber irgendwie machen sie schon ihr eigenes Ding daraus, streuen auch mal überraschende Breaks mit ein, hochwertige Gitarrensolos mit richtigen Strukturen ohne stumpfsinniges Geballere finden sich ebenfalls an genügend Stellen und auch ein gewisse Eigenwilligkeit ist stets präsent. Als songliche Favoriten eines Albums ohne Ausfälle sind das melodische mit schönen Stakkatoriffs versehen "Distance", "Lost but not forgotten" ein energetisches Feuerwerk erste Güte sowie die siebenminütige KYUSS Homage "Road Song" zu sehen. Was die Jungs wirklich drauf haben, sieht man am besten an dem JETHRO THULL Song "Locomotive Breath", die Auswahl an sich ist eher unspektakulär, da dieser etwas abgenudelte Song bestimmt schon 398 mal gecovert wurde, aber die Umsetzung läßt einen mit der Zunge schnalzen. Natürlich ohne Keys und Flöte kommt diese Version absolut gigantisch rüber und so erfährt dieser Klassiker tatsächlich nochmal neues Leben. Ein absolut professionelles Digipack mit 20-seitigem Booklet (inkl. gelungener Texte) sowie ein spitzenmäßiger Sound, der sich vor 98 Prozent aller Labelproduktionen nicht verstecken muß, sorgen für einen rundum gelungen Gesamteindruck. Für günstige 10 Euro gibt es diesen "Endless Ride" auf der Band-HP zu erstehen und ich verspreche, ihr werden nach dem ersten Durchlauf sagen, dass die 45 Minuten dieses packenden Ritts nie zu Ende gehen mögen. Jetzt sollte, wenn nicht wieder sämtliche A&R im kollektiven Tiefschlaf verharren, ein Deal im Bereich des Möglichen sein, was sag´ ich denn da - es muß!