Angeblich werden CYPHER in der internationalen Presse seit dem Erscheinen von "Darkday Carnival" ziemlich gefeiert und als die Neuendtdeckung in Sachen Death/ Thrash gesehen. Nach dem mehrmaligen Genuss des Silberlings kann ich mich dieser Meinung nicht wirklich anschließen, dafür sind mir die elf Songs zu langweilig und eintönig. In besseren Momenten erinnern die Holländer tatsächlich an THE HAUNTED (die Gitarrenarbeit bei "Statues Of Flesh"), aber auf lange Sicht sind die Newcomer nicht annähernd auf Augenhöhe mit den Björler-Twins. Dazu kommt der ziemlich monotone Gesangsstil von T (nur T, nicht Mr. T., also keine Goldketten und Sneakers), der in genau zwei Tonlagen unterwegs ist und stumpf immer gleich ins Mikro gröhlt. Sowas geht mir im Normalfall nach drei Songs auf den Sack, was sich auch bei CYPHER wieder bestätigt. "Darkday Carnival" ist ein akzeptables Debüt, aber mehr nicht. Potential hat die Truppe auf jeden Fall und wenn sie bis zum nächsten Album an sich arbeitet, können die Jungs zu den Genre-Größen aufschließen.
Auch wenn FEAST FOR THE CROWS unter Metalcore laufen, sollte jeder weiterlesen, der mit heftigem Metal was anfangen kann. Denn nichts anderes macht der Haufen Jungspunde - feinster Schwedentod, der mit ein paar Hardcore-Elementen aufgepeppt wurde, also in Richtung HEAVEN SHALL BURN geht. Ordentlich Double Bass-Einsatz, melodische Gitarren ("Take It Back") und ein begnadeter Shouter machen aus den neun Tracks eine saugeile Scheibe, die sowohl HC-Kids als auch Totmetallern die Ohren wegpusten wird. Dank der Produktion vom Rape Of Harmony-Studio kommt die Chose sehr druckvoll aus den Boxen und gibt jedem Musiker genügend Raum zur Entfaltung. "When All Seems To Be Burned" ist eine rundum gelungene Platte, die Genre-übergreifend ihre Freunde finden wird und mit der sich FEAST FOR THE CROWS für das Rennen um den Newcomer 2007 sehr gut positioniert haben. Wer sagt, dass Metalcore ausgelutscht ist, muss sich diese Scheibe krallen!
CIRCLE OF SILENCE ist ein Name den man sich merken sollte. Die junge Heilbronner Truppe hat nämlich mit ihrem selbstproduziertem Debütalbum "Your Own Story" ein kleines Killeralbum am Start. Gleich nach einem bombastisch düsterem Intro folgt mit "Apocalypse" ein schneller gitarrensoliorientierter Song, der verdammt schwer in die Richtung CHILDREN OF BODOM geht. Gerade vom Gesang her sind hier einige Parallelen zu sehen, auch wenn Sänger Nick Keim nicht unbedingt diesen "Bösheits- und Aggressivitätsfaktor" erreicht wie genanntes Vorbild. An manchen Stellen ändert sich sein Organ und variert zwischen clean bis gröhl - irgendwo zwischen den Stimmen von UDO und GRAVE DIGGER. Die musikalische Bezeichnung für diese Art von Musik müsste irgendwie "Melodic Aggressive Power Death Metal" oder so ähnlich lauten. Die Songs wirken meistens sehr ausgereift und vor allem abwechslungsreich. Egal ob schnelle Nackenbrecher wie "Illusion And Reality" oder groovende Stampfer wie "Your Back To The Wall", hier ist alles dabei - immer kombiniert mit einem eingängigen Choros und gekonnten Leadguitar-Solo Einlagen. Mit "Down On Me" ist COS sogar ein kleiner Hit gelungen der nach zwei bis drei Durchläufen nicht mehr aus dem Ohr verschwindet.
Natürlich gibt´s hier und da noch Ecken und Kanten an denen die Band arbeiten muss, was allerdings absolut nachvollziehbar ist, wenn man bedenkt, dass die Band noch nicht mal ein Jahr zusammen spielt. Auch die Qualität dieses Silberlings ist für eine eigenproduzierte Langrille weit über dem Durchschnitt und verdient Anerkennung. Interesse geweckt? Dann nix wie ab auf die Bandwebsite und das Teil für fünf Euro bestellen.
Es müsste schon mit dem Teufel zugehen, wenn mit DELIGHT nach zehnjährigem Bestehen nicht endlich ein erfolgreiches polnisches Exportprodukt geboren wäre. Aufgenommen bei Shaun Thingvold (u.a. SYL), mit Roadrunner Records ein finanzkräftiges Label im Rücken und mit den göttlichen Rhys Fulber und Greg Reely (beide FRONTLINE ASSEMBLY u.a.) an den Reglern und Keyboards, haben sie eine Auswahl der Oberliga hinter sich stehen - und nicht nur "Your Name" oder "Emotune" profitieren von einigen originellen Sounds aus der Fulberschen Schmiede, die gesamte Produktion ist sauber und gelungen. Um die Szene zu Überraschen ist die junge Band zumindest jenseits ihrer Landesgrenzen ein paar Jährchen zu spät dran, auch das vorsichtige revolutionieren des "pop"ulären Musikgeschmacks haben in diesem Bereich lange EVANESCENCE übernommen. Mit einer ebenfalls nicht nur optisch im Vordergrund stehenden Sängerin setzen auch DELIGHT alles auf Popsongs mit Metaltouch - oder umgekehrt, ganz nach Sichtweise. Unabhängig von der Sichtweise bleiben sie aber weit genug davon entfernt es EVANESCENE und Konsorten zu gleich zu tun. Zu den Höhepunkten zählt sicherlich sofort der Maxi-taugliche Opener "Divided" der mit tanzbarem Rhythmus, sanfter Elektronik, modern klingendem Gesang und einer schönen Bassline (ihr Bassist hat ohnehin einige lichte Momente auf diesem Album) einen leicht nachdenklichen Gothrock Song markiert. Mindestens genauso mitreißend aber weniger düster ist "All Alone", die rockenden Gitarren bringen auch "Sleep With The Lights On" in diesen Kreis der metallastigeren Tracks und bei "More" lässt ihr Bassist ordentlich die Boxen vibrieren. "In Too Deep" ist mir dagegen zu langweilig, die Akustikballde "Fire" zu schnulzig. Wenn die Instrumente aufdrehen, kommt Sängerin Maslanka mit ihrer etwas dünneren Stimme nicht ganz an jemanden wie Amy Lee heran, balladeske Songs wie das wunderschöne "Juliet" funktionieren aber auch hier hervorragend. Es gibt wenig Experimente aber viele durchweg schöne Songs auf "Breaking Ground". Nur für den Durchschnittsmetaller ist das natürlich alles viel zu weich und dem ein oder anderen mag die Musik zu kalkuliert klingen. Objektiv fehlt ihnen in ihrer Nische aber auf jedenfall das, was EVANESCENCE mit "Bring Me To Life" gelang: Der absolut zwingende Übersong unter vielen guten.
Auch wenn sie kommerziell nicht an die Erfolge anderer neueren weiblich gefronteten Gothic Rock/Metal Acts anknüpfen können, gehören TRISTANIA jetzt eigentlich schon so lange zu diesem Genre, dass sie sich um Plagiatsvorwürfe keine Sorgen machen müssen. Von einer ehemals sehr hart agieren Band wuchsen sie zu großen Komponisten mit hymnenhaft bombastischen Arrangements, um jetzt mit "Illumination" die Essenz daraus zu kondensieren. Der Sound ist nach dem - von mir wenig geliebten - "Ashes" wieder klarer geworden, musikalische Details finden sich nun in einem dichten Teppich von ähnlich gewichteten Instrumenten. Die klassischen Arrangements tauchen in sehr homöopathisch dosierter Elektronik zwar wieder auf, spielen aber eine untergeordnete Rolle. Der Gothic Metal auf "Illumination" ist nicht so verpoppt wie man vielleicht hätte befürchten können, aber klingt doch überraschend angepasst. Dieser Eindruck wird wohl vor allem durch das Fehlen von Grunts (nur SAMAELs Vorph darf "The Ravens" etwas aufpeppen), das durchweg langsame Tempo und auch den reduzierten Härtegrad verstärkt (ein Weg, den auch die Halb-TRISTANIA Band SIRENIA beschritten hat). Die Opener "Mercyless" oder das tolle "Sanguine Sky" in springen zwar in die Bresche und rocken recht problemlos und mit soliden Gitarren ins Ohr und gegen Ende des Albums wird mit "Sacrilege" durchaus ihrer epischen Vergangenheit gedacht - bei allen schönen Melodien die "Illumination" innewohnen, fehlt mir aber nach einigen Hördurchgängen die Tiefe. Durch den Weggang ihres männlichen Sängers, steht die Vokalistin Vibeke Stene stark im Vordergrund und gipfelt etwa im Anfang des sehr ruhigen "Destination Departure", das sich dem direkten Vergleich zur von Østen Bergøy gesungenen Balladen "Fate" stellt. Bestenfalls mag man die atmosphärischen Sounds auf "Illumination" und somit das Album, schlimmstenfalls ist einem TRISTANIA jetzt zu langweilig und soft.
Es ist sicherlich richtig, dass die GUANO APES damals der deutschen Rockszene den ein oder anderen Impuls gaben und sicherlich auch einige nette Songs in ihrem Repertoire zu finden sind. Der Veröffentlichungswahn ihrer Plattenfirma GUN steht aber nicht erst mit "Lost (T)apes" in keinem Verhältnis mehr zum Gewicht der Band. Wer nach Best Of, Single Compilation und post-Auflösungs-DVD seinen Schrank weiter füllen möchte, braucht definitiv ein noch dickeres musikalisches Fell. Denn "Lost (T)apes" blickt zurück auf die Anfängen der Göttinger Band. Zurück zu einer Zeit als die großen Studios für sie noch unerschwinglich waren und als Aufnahmemedium eine normale Kassette reichen musste - angesichts dieser Tatsache ist der Sound bisweilen aber erstaunlich gut. Ihre Songs klingen funkiger und auch Bassist Stefan Udes kann seinem Instrument noch deutlich mehr Raum geben als dies auf späteren Veröffentlichungen der Fall ist (man höre sich "Ignaz" oder "Wasserfliege" an). Etliche Tracks wirken verspielter, bisweilen aber auch verfahrener als dies später der Fall war. Es mag sozusagen musikhistorisch für Fans der Band interessant sein, wie sperrig "Open Your Eyes" oder "Maria" ursprünglich klangen, für den normalen Hörer bietet diese CD aber zu wenig Kaufanreize. Auf eine Ende dieser Leichenfledderei.
Bei ELECTRIC OUTLET handelt es sich um eine vierköpfige deutsche Formation, die sich sehr vertrackten, jazzigen Art Rock auf den Leib geschrieben hat. Dabei wird auf Gesang völlig verzichtet, lediglich ein paar verzerrte "Spoken Words"-Samples werden eingespielt. Leicht zu konsumieren ist "On!" keineswegs, sondern erfordert konzentriertes Zuhören und das "Verstehen" der Musik, obwohl lediglich klassische Rockinstrumente, nämlich Gitarre, Bass, Drums und Keyboard, zum Einsatz kommen. Trotzdem richten sich die durchweg schrägen Melodien und Songaufbauten eindeutig an Fans von Jazz und verwandten Genres. Normale Rockfans dürften mit "On!" nicht viel anfangen können, obwohl die vier Musiker ihr Handwerk hervorragend beherrschen und schon mit illustren Größen wie SAGA, KINGDOM COME oder sogar XAVIER NAIDOO und den SÖHNEn MANNHEIMS (Pfuibäh!) aufgetreten sind. Zweifellos eine objektiv sehr gute Scheibe mit hohem musikalischem Anspruch, aber ebenso zweifellos nicht die Baustelle von Ottonormalrocker.
Aus der Asche der Schweizer Band NUUK ist THE BEAUTY OF GEMINA auferstanden. Und auch wenn sich mit Sänger und Songwriter Michael Sele sowie seinen beiden Musikern Marc Vinzens und Martin Luziodas das gesamte Line-Up aus der NUUK-Vergangenheit rekrutiert, lege Sele nach eigenen Angaben wert darauf, dass THE BEAUTY OF GEMINA eine eigene und eigenständige Band sind. Trotz der Asche ist es aber kaum ein Phönix, der hier aufsteigt. Den Schweizern THE BEAUTY OF GEMINA fehlt nämlich die Farbenvielfalt des Fabelwesens. Denn bei aller Abwechslung ist der Farbton ihrer Kompositionen grau - durch und durch. Was der Titel "Diary Of A Lost" schon andeutet: Sie singen sie von Verlorenem und Einsamen - sowohl textlich als auch musikalisch dreht sich alles um diese Thematik. Es sind weitläufige, trostlose Soundscapes, der monotone und fast durchweg recht warme Gesangs aus Seles Kehle dominiert die meisten Tracks. Musikalisch durchbrechen bisweilen Gitarren ("Hunter") den Nebel aus elektronischen Klängen und lassen bei aller Elektronik einige Gothrock-Tracks auf dem Album erklingen. Das mit minimalistischem Electrobeat ausgestattete "One Step To Heaven" oder das ansatzweise in moderne EBM/Electro-artigen Gefilde tendierende "Victims Of Love" dürften in der ein oder anderen wavelastigen Tanzhölle toleriert werden. Das todtraurige "Forgiveness" könnte in cineastischem Kontext den Abspann eines Dramas untermalen, das härter aufspielende "Trapped" zeigt die Industrial-trächtige Seite der Schweizer. Diese Songauswahl deutet die Vielfalt der Band an, songwriterisch spielen die Schweizer auf hohem Niveau. Und wären unter den fast 70 Minuten dunkler Musik nicht auch Füller wie das abschließende und langweilige Instrumental "La Rève De L´Infidèle", hätte mich "Diary Of A Lost" wirklich überzeugt. Es brodelt ein kreativer Cocktail in dieser Band, lediglich einige Zutaten fehlen noch zum richtig guten Düsterdrink.
Die 1996 gegründeten FRANKENSTEIN DRAG QUEENS gibt es schon seit 2002 nicht mehr. Gründer und Bandkopf Wednesday 13 ist seitdem für die MURDERDOLLS, das Neben-Projekt des SLIPKNOT-Drummers, als Frontmann tätig und hat auch unter eigenem Namen bereits zwei Alben aufgenommen. Für die Fans der Ur-Formation hat das Dortmunder People Like You-Label jetzt das Debüt-Album, das 1996 nur in kleiner Auflage erschien und nicht mehr erhältlich ist, wieder aufgelegt. Zu hören gibt es natürlich den Sound, den man erwartet: Dreckigen Horror-Punk/Rock/Rock ´n Roll vom Feinsten, über dem Wednesday 13 wie ein überdrehter Alice Cooper morbide ins Mikro kreischt. Das macht im wahrsten Sinne des Wortes höllisch Spaß und dürfte besonders die Fans erfreuen, denen der Sound des 2004 erschienenen "6 Years, 6 Feet Under The Influence", für das altes FDQ-Material neu eingespielt wurde, zu differenziert war. Der Erstling wurde für diese Veröffentlichung zwar geremastert, hat seinen herrlich trashigen Sound aber nicht verloren. Außerdem gibt´s auch noch neues Cover-Artwork sowie sämtliche Texte mitgeliefert. Da es das schöne Stück dazu noch zum Midprice gibt, sollten Fans, die die Scheibe noch nicht besitzen, hier unbedingt zuschlagen.
Laut neuesten Berichten ist wohl die komplette Band von TRAIL OF TEARS während der laufenden Tour stiften gegangen, so dass Sänger Ronny Thorsen nun allein zusehen muss, wie es weitergeht. Auf ihrem neuesten Werk ?Existentia? sind aber noch alle sieben Bandmitglieder zu hören, was den Split doppelt schade macht, denn das Album ist echt sehr hochklassig ausgefallen. Zwar bewegt sich der ?Dark Gothic Metal? der Norweger immer ganz dicht an der Klippe zu überladenem Kitsch, was aber erstens ein generelles Problem des Genres ist, und zweitens bei TRAIL OF TEARS nur selten wirklich stört. Gerade Stilmittel wie der gezielte Einsatz von Breitwand-Synthies, die gemischt gegrowlten und gesungenen Vocals von Ronny Thorsen und Ex-GREEN CARNATION-Mitglied Kjetil Nordhus, sowie die vereinzelten Beiträge von der französischen Sängerin Emmanuelle Zoldan (beim gewöhnungsbedürftigen, teils elektronischen ?Empty Room?-hier gehen die Geschmäcker sicher auseinander, mein Fall ist die Operndiva naturgemäß nicht unbedingt) sorgen für Abwechselung und machen viele der Songs auf ?Existentia? zu kraftvollen, bombastischen Hymnen, die etwa an eine Mischung aus MOONSPELL und einer metallischen Version der SISTERS OF MERCY denken lassen, denn auch die fetten Doppelgitarren kommen bei TRAIL OF TEARS nicht zu kurz. Selbst ausgeprägte Gothic-Muffel könnten hieran Gefallen finden, denn die Band gehört mit flott ins Ohr gehenden Stücken wie ?Deceptive Mirrors?, ?My Comfort?, ?Decadence Becomes Me?, ?As It Penetrates? oder dem lupenreinen Hit ?Venom Inside My Veins? zu den stärksten Vertretern ihrer Zunft, was ?Existentia? zu einem Anchecktipp für die Zielgruppe macht. Hoffentlich kann Ronny und Co. mit einer neuen Mannschaft an diese sehr gute Arbeit anknüpfen.