Als "Grungecore" sortiert das Trio ARMPIT HAIRY seine Musik ein, für mich ist das eher New Metal. Wobei ich den Grund für den Bandnamen noch interessanter zu wissen fände als irgenwelche Genre-Streitigkeiten. Fakt ist, dass die drei Kerle nach etwas längerer Pause letztes Jahr sieben neue Songs aufgenommen haben, die allesamt flott aus den Boxen kommen und mit einem pumpenden Bass, bratenden Gitarren und vor allem dem klaren Gesang überzeugen können. Die Riffs, klar im Metal verwurzelt, fräsen sich zeitweise tief in die Gehörgänge ("Shut Down All Divas") und dürften live für mehr als nur höfliches Mitwippen beim Publikum sorgen. Beim Gesang überzeugen sowohl die Screamo-mäßigen Passagen als auch die dominierenden klaren Parts, einzig bei ganz hohen Stimmlagen klingt es etwas schief. Macht im Endeffekt eine druckvolle, moderne Metalscheibe, die sich mit ihrem Mix aus Metal, New Metal und Emo zwar in der Gefahr befindet, zwischen allen Stühlen zu landen, aber bei aufgeschlossenen Freunden moderner Klänge auf positive Reaktionen stoßen wird.
Wenn es eine Death Metal-Band gibt, die sträflich unterbewertet ist, dann sind das MONSTROSITY. Keine Frage, die Alben der Amis der garantierten immer hochwertigen Totmetall der US-Schule, aber in Sachen Popularität blieb man hinter MORBID ANGEL, CANNIBAL CORPSE und selbst DEICIDE zurück. Hoffen wir, dass es sich mit "Spiritual Apocalpyse" ändert, das Zeug dazu haben die Songs allemal. Neunmal ("Revenants Of Divination" ist eine einminütige Überleitung) zeigen MONSTROSITY, was in ihnen steckt. Überraschend melodischer Death Metal, der mit geringerem Härtegrad als die vier bisherigen Alben der Band aufwartet, veredelt mit einer Morrissound-Produktion. So weit, so gut. Auch wenn ordentlich geblastet und die Fußmaschine im Dauereinsatz ist, sind viele Parts fast schon zu soft für eine anständige Florida-Band ("The Bloodline Horror"), aber gleichzeitig noch heftig genug für Otto Normalmetaller. Quasi Death Metal Light. VILE-Mike macht seinen Job am Mikro passabel, klingt aber oftmals zu austauschbar, um sich von anderen Vertretern seiner Zunft abzuheben, da wäre definitv mehr drin gewesen, wie seine Arbeit bei VILE beweist. Auch wenn das bislang zwiespältig-negativ klingt, macht "Spiritual Apocalypse" Laune und ist eine ziemlich gute Death Metal-Ladung, die nur anders als erwartet ausgefallen ist. Aber auch MONSTROSITY dürfen sich verändern, oder?
SEE YOU NEXT TUESDAY ist keine wirklich nette Titulierung im Englischen. Passt aber zu der Combo, denn die Musik auf "Parasite" ist auch nicht nett. Knüppelharter Grindcore, der an die manische Verrücktheit von PIG DESTROYER und Konsorten erinnert, verpackt in eine fette Produktion. Die vierzehn Attacken auf das Trommelfell (und den Geist) des Hörers sind sehr variabel gehalten, von reinem Grindgeballer ("Hoey, I Never Had Sex That Wasn’t Awkward") bis zu Death Metal-beeinflussten heftigen Songs ("A Portable Death Ray…") gibt es alles, was das Krachherz begehrt, wobei ultra-schnelle Passagen in der Minderheit sind. Stattdessen gibt es sehr oft in SloMo einen auf die Glocke, was nicht minder heftig ist als Highspeed-Geprügel anderer Bands. Technsich gibt es alles, was Grindcore lieb und teuer macht, allen voran einen komplett Verrückten am Mikro, der kreischt, growlt, wimmert und offensichtlich einen merkwürdigen Humor pflegt, wie die Songtitel vermuten lassen. Eine wunderbar fiese Scheibe, die mit nicht mal zwanzig Minuten viel zu schnell am Ende ist.
"Brennst mit fast 10.000 Volt, kochst zwischen meinen Beinen. König der Freiheit mir geholt, der Feuerthron du bist." (aus dem Song "Stahlkocher") oder "Bin bereit für Abenteuer, gibt mich frei und kommt näher und näher. Zieht mich weiter, leb´ es neu, es brennt wie Feuer, steigt höher und höher. Oh, in mir das Feuer." (aus "In Mir Das Feuer")… oh A.S.R., was bist Du debil, ich mache mich mobil, bei Arbeit, Sport und Spiel, erzähle allen Leuten von Deinen Taten, auf dass sie erschrocken von dannen waten! A.S.R. steht nicht etwa für "Anti Schlupf Regelung", sondern für "Assemblage Sounds Rock" und ist das Ein-Mann-Projekt des Hannoveraners Frank Porcarelli. Seit den seligen Tagen von SAMSAS TRAUM habe ich einen solchen Kompost nicht mehr gehört; hier ist alles so dermaßen gruselig, dass man es mit 6,9 Promille im Blut und drei Doom-Zigarren nur noch geil findet. Die "Musik", die traditionell bis progressiv und auch mal nahezu blackmetallisch daherkommt, ist dabei noch das kleinere Übel, wenn auch aufgrund des arg dünnen, blechernen Sounds nicht gerade eine Ohrenweide und dazu mit Breaks gespickt, die keinerlei nachvollziehbare Grundlage offenbaren. Die völlige Dröhnung ist aber der "Gesang", der sich recht zügig als Sprech-Krächzen outet und ein wenig klingt wie etwa verzerrter Frank Zander mit Bronchitis. Eine Kostprobe der hochwertigen Texte habe ich bereits zu Beginn geliefert, und besser wird es nicht wirklich. Ganz im Ernst finde ich es selbst nicht dolle, einen "wehrlosen" Underdog, der viel Arbeit in sein Projekt investiert hat, so gnadenlos zu verreißen, aber ich sehe nicht den geringsten Anlass, diese Scheibe in irgendeiner Form gut zu finden. Das überlasse ich lieber den auf der Homepage von A.S.R. genannten Kollegen vom "Schädelspalter" oder vom "Magascene". Die scheinen die entsprechenden Blutalkohol - und THC-Werte beim Schreiben gehabt zu haben. In einem Wort: furchtbar!
Und für 5 Euro als Download (!) über die Homepage zu beziehen.
Nach zwei Split-Releases, einer EP, diversen Sampler-Beiträgen sowie über 200 Konzerten stehen die Dresdener THE FLYING WINDMILL jetzt in den Startlöchern zum großen Sprung. Dass der Vierer mit seinem Debüt-Album viel reißen wird, wage ich aber zu bezweifeln. Nach einem langatmigen Intro wird zwar munter drauflos gerockt, aber allzu viel hängen bleibt nicht. Da wird viel auf den Gitarren rumgefiedelt und viel in Chören gesungen und sehr viel gut gelaunte Langweile verbreitet. Und alles klingt ein wenig selbst gemacht und gewollt und nicht so richtig gekonnt. Auch Sänger/Gitarrist Corny Henker kommt mit seiner etwas zu dünnen Stimme und nicht immer ganz lupenreinen Intonation nicht übers Mittelmaß hinaus. Unterm Strich bleibt leider nicht viel mehr als ein lascher Aufguss von Gute-Laune-Poppunk amerikanischer Machart, den viele Bands sehr viel besser machen.
Die Fürther von 13SANE machen es einem auf ihrem aktuellen Demo nicht leicht. Auf durchschaubare Songstrukturen oder einen durchgehenden Stil hofft man vergebens. Vielmehr hat man das Gefühl, die fünf Musiker machen immer genau das, wonach ihnen grade der Sinn steht, ohne Rücksicht auf Verluste. So folgen auf schwer rockende Rock-Riffs sperrige Beats und auf poppige Wohlfühlakkorde Disharmonien. Darüber singt Mark Dörner mal lang gezogene Töne, dann wieder jault er mit Kopfstimme oder täuscht kurz Metal-Gegrunze an, wobei er zudem noch zwischen Deutsch und Englisch wechselt. Einerseits macht es Spaß, dabei zuzuhören, denn die Band bewegt sich auf hohem musikalischen Niveau und ist immer wieder für eine überraschende Wendung gut. Noch dazu ist die Scheibe hervorragend produziert und klingt weitaus besser als so manche Label-Veröffentlichung. Andererseits fehlen einem auf Dauer dann aber doch ein roter Faden und ein paar Ruhepunkte, was die ganze Sache irgendwann anstrengend macht. Ich wäre für ein, zwei einigermaßen nachvollziehbare und grade Rock-Songs sehr dankbar gewesen. Dass sie rocken können, beweisen die Jungs zwischendurch immer wieder, aber leider jedes Mal viel zu kurz.
Prädikat "Irrläufer": Der Kanadier, Singer und Songwriter David Celia bewarb sein zweites Album just mit einer ausgedehnten Deutschland-Tour. Die Mischung aus handgemachter Popmusik, Folk und Country bewegt findet sicherlich Freunde, zumal sie prima und professionell gemacht ist. Aber es nervt so vieles: Irgendwie tut die Musik kein Stück weh, taugt eher als Hintergrundmusik denn als Erzeugnis zum Hinhören. Dann biedert sich der Kollege doch sehr an seine südlichen nachbarn an, vor allem der Opener "Evidently True" stinkt geradezu nach Square-Dance-Dorf-Kirmes, denn er nach ambitioniertem Liedermachen klingt. Zudem nervt die dauerbesorgte Stimme, und manch Song klingt wie der Soundtrack zum NDR-Pausenbild mit dem Ballon. Da hilft es auch nix, dass Herr C. viele dolle Musiker an den Start gebracht hat, viele Instrumente nutzen lässt (Maultrommel, Orgel, Banjo, Mandoline, um nur ein paar zu nennen) und echt witziges Artwork verwendet. Viel zu gleichförmig folgen die Songs einander, keiner bleibt kleben, keiner lässt aufhorchen. Wer auf Liedermacher steht, wer Bob Dylan, Simon & Garfunkel, David Dundas oder ähnliche Koryphäen nicht verschmäht, der kann ruhig mal reinhören.
Stoner Rock aus Norwegen? Das klingt noch immer merkwürdig, auch wenn "The Search" ein verdammt gutes Album war, mit dem EL CACO bewiesen haben, dass sie in der gleichen Liga wie die ganzen Wüstenbands rocken können. "From Dirt" soll das ebenso können, scheitert aber an diesem Anspruch, auch wenn Mr. Osa Gesang immer noch unverwechselbar ist und wie Arsch auf Eimer zum Rocksound des Trios passt. Nur: die elf Songs bleiben einfach nicht im Ohr hängen und verfehlen die mit "The Search" hoch gehängte Latte bei weitem. Besonders nervtötend ist das langsame "Honey Tree", das aber bekifft wunderbar zum Einschlafen verhilft. Die schnelleren Nummern scheinen alle nach dem gleichen Schema geschrieben worden zu sein, wodurch sie sehr gleichförmig klingen und die Platte so durchrauschen lassen, ohne dass auch nur eine der Nummern ein Aha-Erlebnis auslöst oder es auf den ipod oder das Mixtape schafft. Nee, das ist nix. Außer Mittelmaß.
Hier lädt die "Family Of Rock” die "Little Proncess” zu einer "Glorious Night” - die besteht aus Hard Rock, hochprofessionell und wirklich gut. Klar, manchmal ist das Ganze vielleleicht ein wenig zu schleimig, die Halbballade "Heaven Is…" bewegt sich doch sehr an seichte Gewässer. Aber insgesamt strotzt diese Platte nur so vor guter Laune, hier grüßt Bon Jovi in seiner guten Zeit ("Someone Like You", da sagen sogar Kiss guten Tag ("Too Wrong"). Insgesant bringen uns die Münsteraner um Meister Voss wieder guten, eingängigen Haradrock, von der Christen-Attitüde ist nicht viel zu merken, von den vielen weißen Dingen mal abgesehen. Es ist wirklich erstaunlich, wie frisch sich MAD MAX nach all den Jahren (der Funkstille) anhören. Natürlich erfinden die Jungs das Rad keinesfalls neu, aber das ist bei der Zielgruppe auch alles andere als gewünscht. Wer guten, alten Hardrock im modernen, professionellen Gewand, mit geilen Hooks und einer echten Stimme, hören will, der ist und war bei MAD MAX immer richtig. Übrigens: Als Bonus-Track veröffentlichen die Herrschaften als elften den Song "Shine On You".
Vier Compilations und jetzt zwei Alben haben die 2001 gegründeten Schweizer inzwischen auf dem Konto - Erfahrung, die den ehemals als Black-Metaller Ipsum musizierenden Alpenländlern deutlich anzuhören ist. Allerdings lenkt einen das furchtbar Cover mit einem Sci-fi-Action-Shooter-Wesen erst einmal in die vböllig falsche Richtung. Denn hier handelt es sich weder um Techno-Metal noch um ein billiges PC-Spiel - die Schweizer fabrizieren akkuraten und vor allem brutalen Death Metal mit jeder Menge Groove. "M.A.C.H.I.N.E." begeistert mit professioneller Produktion, fiesen Breaks, die aber nie zu Lasten der Songs gehen, blitzgeschwinder Klopperei und fettem Groove (Plus Sänger, der auch jeder Ami-Death-Band gut zu Mikro stehen täte). Dewr Drum-Computer scheint zudem prima eingestellt, schlägt ebenfalls nicht negativ zu Buche. Ab und an versuchen sich die Jungs an Fear-Factorianischen Spielereien (Klavier/Synthi), die für mehr Abwechslung sorgen, aber den Weg des wahren Tod-Metalls eben auch nicht verbauen. Was bleibt, ist eine große Überraschung, ein echt gutes Album für Death Metaller ohne Scheuklappen.