Die Fürther von 13SANE machen es einem auf ihrem aktuellen Demo nicht leicht. Auf durchschaubare Songstrukturen oder einen durchgehenden Stil hofft man vergebens. Vielmehr hat man das Gefühl, die fünf Musiker machen immer genau das, wonach ihnen grade der Sinn steht, ohne Rücksicht auf Verluste. So folgen auf schwer rockende Rock-Riffs sperrige Beats und auf poppige Wohlfühlakkorde Disharmonien. Darüber singt Mark Dörner mal lang gezogene Töne, dann wieder jault er mit Kopfstimme oder täuscht kurz Metal-Gegrunze an, wobei er zudem noch zwischen Deutsch und Englisch wechselt. Einerseits macht es Spaß, dabei zuzuhören, denn die Band bewegt sich auf hohem musikalischen Niveau und ist immer wieder für eine überraschende Wendung gut. Noch dazu ist die Scheibe hervorragend produziert und klingt weitaus besser als so manche Label-Veröffentlichung. Andererseits fehlen einem auf Dauer dann aber doch ein roter Faden und ein paar Ruhepunkte, was die ganze Sache irgendwann anstrengend macht. Ich wäre für ein, zwei einigermaßen nachvollziehbare und grade Rock-Songs sehr dankbar gewesen. Dass sie rocken können, beweisen die Jungs zwischendurch immer wieder, aber leider jedes Mal viel zu kurz.
Prädikat "Irrläufer": Der Kanadier, Singer und Songwriter David Celia bewarb sein zweites Album just mit einer ausgedehnten Deutschland-Tour. Die Mischung aus handgemachter Popmusik, Folk und Country bewegt findet sicherlich Freunde, zumal sie prima und professionell gemacht ist. Aber es nervt so vieles: Irgendwie tut die Musik kein Stück weh, taugt eher als Hintergrundmusik denn als Erzeugnis zum Hinhören. Dann biedert sich der Kollege doch sehr an seine südlichen nachbarn an, vor allem der Opener "Evidently True" stinkt geradezu nach Square-Dance-Dorf-Kirmes, denn er nach ambitioniertem Liedermachen klingt. Zudem nervt die dauerbesorgte Stimme, und manch Song klingt wie der Soundtrack zum NDR-Pausenbild mit dem Ballon. Da hilft es auch nix, dass Herr C. viele dolle Musiker an den Start gebracht hat, viele Instrumente nutzen lässt (Maultrommel, Orgel, Banjo, Mandoline, um nur ein paar zu nennen) und echt witziges Artwork verwendet. Viel zu gleichförmig folgen die Songs einander, keiner bleibt kleben, keiner lässt aufhorchen. Wer auf Liedermacher steht, wer Bob Dylan, Simon & Garfunkel, David Dundas oder ähnliche Koryphäen nicht verschmäht, der kann ruhig mal reinhören.
Stoner Rock aus Norwegen? Das klingt noch immer merkwürdig, auch wenn "The Search" ein verdammt gutes Album war, mit dem EL CACO bewiesen haben, dass sie in der gleichen Liga wie die ganzen Wüstenbands rocken können. "From Dirt" soll das ebenso können, scheitert aber an diesem Anspruch, auch wenn Mr. Osa Gesang immer noch unverwechselbar ist und wie Arsch auf Eimer zum Rocksound des Trios passt. Nur: die elf Songs bleiben einfach nicht im Ohr hängen und verfehlen die mit "The Search" hoch gehängte Latte bei weitem. Besonders nervtötend ist das langsame "Honey Tree", das aber bekifft wunderbar zum Einschlafen verhilft. Die schnelleren Nummern scheinen alle nach dem gleichen Schema geschrieben worden zu sein, wodurch sie sehr gleichförmig klingen und die Platte so durchrauschen lassen, ohne dass auch nur eine der Nummern ein Aha-Erlebnis auslöst oder es auf den ipod oder das Mixtape schafft. Nee, das ist nix. Außer Mittelmaß.
Hier lädt die "Family Of Rock” die "Little Proncess” zu einer "Glorious Night” - die besteht aus Hard Rock, hochprofessionell und wirklich gut. Klar, manchmal ist das Ganze vielleleicht ein wenig zu schleimig, die Halbballade "Heaven Is…" bewegt sich doch sehr an seichte Gewässer. Aber insgesamt strotzt diese Platte nur so vor guter Laune, hier grüßt Bon Jovi in seiner guten Zeit ("Someone Like You", da sagen sogar Kiss guten Tag ("Too Wrong"). Insgesant bringen uns die Münsteraner um Meister Voss wieder guten, eingängigen Haradrock, von der Christen-Attitüde ist nicht viel zu merken, von den vielen weißen Dingen mal abgesehen. Es ist wirklich erstaunlich, wie frisch sich MAD MAX nach all den Jahren (der Funkstille) anhören. Natürlich erfinden die Jungs das Rad keinesfalls neu, aber das ist bei der Zielgruppe auch alles andere als gewünscht. Wer guten, alten Hardrock im modernen, professionellen Gewand, mit geilen Hooks und einer echten Stimme, hören will, der ist und war bei MAD MAX immer richtig. Übrigens: Als Bonus-Track veröffentlichen die Herrschaften als elften den Song "Shine On You".
Vier Compilations und jetzt zwei Alben haben die 2001 gegründeten Schweizer inzwischen auf dem Konto - Erfahrung, die den ehemals als Black-Metaller Ipsum musizierenden Alpenländlern deutlich anzuhören ist. Allerdings lenkt einen das furchtbar Cover mit einem Sci-fi-Action-Shooter-Wesen erst einmal in die vböllig falsche Richtung. Denn hier handelt es sich weder um Techno-Metal noch um ein billiges PC-Spiel - die Schweizer fabrizieren akkuraten und vor allem brutalen Death Metal mit jeder Menge Groove. "M.A.C.H.I.N.E." begeistert mit professioneller Produktion, fiesen Breaks, die aber nie zu Lasten der Songs gehen, blitzgeschwinder Klopperei und fettem Groove (Plus Sänger, der auch jeder Ami-Death-Band gut zu Mikro stehen täte). Dewr Drum-Computer scheint zudem prima eingestellt, schlägt ebenfalls nicht negativ zu Buche. Ab und an versuchen sich die Jungs an Fear-Factorianischen Spielereien (Klavier/Synthi), die für mehr Abwechslung sorgen, aber den Weg des wahren Tod-Metalls eben auch nicht verbauen. Was bleibt, ist eine große Überraschung, ein echt gutes Album für Death Metaller ohne Scheuklappen.
YOB sind tot, es leben MIDDIAN! Nachdem Chef Mike Scheidt seine kultige Doom-Truppe an den Nagel hängen musste, entschloss er sich, mit zwei alten Kameraden unter dem Namen MIDDIAN weiterzumachen. Da bereits die Vorgängerband mächtig polarisierte, dürfte der geneigte Musikfan an "Age Eternal" ebenfalls verzweifeln, denn auch unter neuer Flagge ist diese verzerrte Doom/Stoner/Noise-Mischung nichts für Zartbesaitete und dürfte bis auf extreme Zeitlupen-Fans jeden Hörer in den Wahnsinn treiben. Bereits der neunminütige Opener "Dreamless Eye" driftet mit seinen ellenlangen, schrammeligen Slo-Mo-Riffs an die akustische Belastungsgrenze; ein Zustand, der sich im Verlauf der folgenden vier Songs (bei einer Gesamtspielzeit von rund 57 Minuten wohlgemerkt…) nur unwesentlich ändert. Genauso grenzwertig wie die instrumentalen Parts ist auch der Gesang ausgefallen, den sich Mike Scheidt und Bassist Will Lindsay teilen. Meistens weinerlich hoch und klar, dann wieder unterbrochen durch böses Kreischen und Growlen, kämpfen sich diese beiden Herren durch ein in jeder Hinsicht extremes Album, das nicht weniger krank klingt als etwa die aktuelle Scheibe von RWAKE. Hört Euch als Anspieltipp nur mal den überirdischen Titelsong mit seinem spacigen, psychedelischen Anfang und den sogar hymnischen Parts in der Mitte an und verzweifelt und/oder ergötzt Euch an einer der krassesten Doom-Platten der letzten Zeit. Freunde alles ausreizender Langsamkeit dürfen sich an dieser Stelle gerne den "Tipp" denken, aber normale Musikfans sollten sich diese Reise in den Abgrund ersparen. Sehr geil, aber mit großer Vorsicht zu genießen!
Seit zehn Jahren existiert diese Kieler Band bereits, doch außer einigen Achtungserfolgen, unter Anderem als Anheizer für SAXON, konnte man bislang nicht viel reißen. Nicht so günstig dürfte sich auch ausgewirkt haben, dass das Quartett für sein nunmehr drittes Album ganze vier Jahre benötigt hat; eine Zeitspanne, in der eine Band gerne mal in Vergessenheit gerät. Mit "Gutbucket", das man vielleicht auch aus diesem Grund demonstrativ selbst betitelt hat, möchten die Jungs gerne wieder Anschluss an die Szene finden, doch gemessen an der langen Zeit, haut mich das Album nicht wirklich vom Hocker. Der rotzige Rock´n`Roll enttäuscht zwar nicht völlig, doch kommen die Stücke allesamt sehr uninspiriert und vorhersehbar daher. Songs wie "Show", "Burn The Radio", "Gimme Some Action" oder "Body Go Whooo” (platter geht´s nimmer…) bedienen das "Sex, Drugs and Rock´n´Roll”-Klischee zwar passabel, aber ohne Überraschungen, viel Dynamik und ordentlich Dampf in den Kesseln. Misst man GUTBUCKET an TURBONEGRO, BACKYARD BABIES, PEER GÜNT und Co., dann erreichen sie weder deren dreckige Attitüde noch ansatzweise deren Energielevel. "Gutbucket" ist somit ein nettes, durchschnittliches Album, aber beileibe keine Pflichtveranstaltung.
Mal was ganz anderes aus dem ansonsten eher auf Progressive Musik spezialisierten Hause InsideOut - SLAVIOR nennt sich ein Trio mit sehr bekannten Namen dahinter aber die eigentliche Überraschung kommt jetzt: Diese Kapelle bietet auf den 52 Minuten Spielzeit knackigen (Alternative) Modern Rock vs. New Metal mit betont catchy gehaltenen Melodien. ".. designed fot the Masses" so die bandeigene Einschätzung, klingt mir aber erstens etwas zu stark nach Mainstream in seiner negativen Bedeutung und trifft es dann auch nicht so recht passend, denn dieses Album braucht schon einige Durchläufe, wenn auch nicht aufgrund der (überaus) komplexen Strukturen. Man muß vielleicht relativieren von welchen Musikern diese Aussage kommt bzw. wie die musikalische Ausrichtung in deren Vergangenheit war, dann ist die Definition "Massenwahre" schon etwas besser verständlich, doch dazu später mehr. Die relativ vielfältige Mischung macht’s hier schon aus, so dass der Gesamteindruck trotz zahlreicher Breaks sowie fieseliger Soloattacken ganz klar auf straighten Rock/Metal und nicht auf tiefergreifende Notenmathematik liegt. Diesen Eindruck kann weder die nur vordergründig üppige 9-Minuten Überschlussnummer "Red Road" (der Titel dauert eigentlich ohne Pause und unnötiges Schlußgedönse nur knappe 5 Min.), mit einem leichten QUEENSRYCHE Dejavu zu Beginn inkl. leicht aufwendigem Songarrangement noch der ein oder andere progressive Einschlag beim Restmaterial verwässern - SLAVIOR sind von ihrer Genrezugehörigkeit von "Prog" im engeren Sinne doch um einiges entfernt. Hier toben sich drei Musiker ungemein intensiv an ihren Instrumenten aus, mit einem durch und durch organischen Sound sowie einer sehr ansprechenden Produktion. Die Hauptintension durch sattes meist düster bzw. sehr tief klingendes (Stakkato) Riffing, wohlstrukturierte Drums und ausdrucksstarken Vocals eine satte Dynamik mit kontrollierter Aggressivität aus den Songs strömen zu lassen, scheint gelungen, wenn auch nicht immer ganz durchgängig. Das Ergebnis ist für mich größtenteils trotzdem überzeugend, den ein oder andren Durchschnittssong gibt es zwar, doch dies sollte einem den Spaß an diesem selbstbetitelten Debüt nicht wirklich nehmen. Es klingt, nur um in etwa eine Richtung anzudeuten leicht nach SEVENDUST ohne barsches Geschrei und allzu derbe Ausprägungen, manchmal schimmern auch ALICE IN CHAINS oder SOUNDGARDEN am Horizont durch. Ach so ja die Hauptdarsteller wurden noch nicht erwähnt als da wären Ex-FATES WARNING-Drummer Mark Zonder (der die Songstrukturen aufgrund seiner Schlagzeuguparts vorgab!), Sänger Gregg Analla (Ex-TRIBE OF GYPSIES) sowie Gitarrist, Keyboarder und Bassist Wayne Findlay (u.a. MSG, THIN LIZZY oder Uli John Roth). Als Highlights des Albums sind für mich "Altar", ein gegen den Rest eher etwas untypischer Song mit diesen relativ vielen Wendungen sowie einem doch ganz leichten Progtouch und dann natürlich die klasse Nummer "Dove" bei der Reggae-Rhythmik auf einen Hymnenrefrain allererster Kajüte treffen. Andererseits können es die Jungs auch "nur" mal ordentlich grooven lassen ("Swept Away") und bei dem leicht funkigen "Give it up" werden sogar Erinnerungen an seelige FAITH NO MORE Zeiten wieder wach. Wie gesagt trotz einiger leichter Hänger bieten SLAVOIR noch genügend interessante Momente sowie schöne Ideen mit vornehmlich gut abgehenden Rock bzw. Metalsongs schnörkellos, allerdings auch ohne große Tiefe - mal sehen, was uns dieses Projekt in der Zukunft noch alles bieten kann. Die (Grund)-Substanz ist jedenfalls da.
Huh? Ist das dieselbe Band, die auf ihrem Debüt "A Chorus Of Obliteration" noch in der Metalcore/Melodic Death Metal-Ecke herumwuselte?! Sollten die Jungs gemerkt haben, dass aus dieser Richtung gerade nix Neues mehr kommt und dass sie mit stilistischen Abziehbildchen viel zu großer Originale keinen Blumenpott mehr gewinnen können?! Egal, jedenfalls klingt die Band auf "Temptation Come My Way" deutlich gereifter und gänzlich anders als auf dem Debüt. Der Gesang ist die gesamte Zeit über normal und "clean", die Musik bewegt sich irgendwo zwischen groovigem Metal und bluesigem Rock - mit einem Schuss später METALLICA (ab dem "Black Album"), was zu großen Teilen an David Bunton´s Gesang liegt, der stark an James Hetfield erinnert. Dieser musikalische Wandel mag pure Anbiederung an den Markt und das totale Kalkül sein, aber am Ende steht den Jungs aus Tennessee dieses neue Gesicht sehr gut, denn Songs wie das flotte, hymnische "We Die Young", der Stampfer "Fanatics And Whores", der dynamische Rocker "Spitting In The World" oder das relaxte "Carry On My Wayward Son" sind echt gelungen und dürften THE SHOWDOWN einige neue Fans bescheren. Wer erwähnte jüngere METALLICA, aber auch trashigere, klanglich ähnlich gelagerte Vertreter wie PERZONAL WAR oder TRIVIUM schätzt, sollte mit "Temptation Come My Way" keinerlei Probleme haben!
Wie die meisten seiner im wahrsten Sinne des Wortes quietschfidelen Kollegen fühlt sich auch der spanische Saitenhexer David Valdes zu klassischen Komponisten hingezogen, obwohl er nach ersten musikalischen Gehversuchen im frühen Teenageralter zuerst in einer Death Metal-Band namens WITCH lärmte und später auch Black Metal bei Bands wie OUIJA, NORDHIMEL oder MEI DEI anrührte. Meine alte Kriegsverletzung sagt mir allerdings, dass es besser ist, niemals von diesen Combos gehört zu haben, so dass ich mich völlig vorurteilsfrei dem aktuellen Werk "Imhotep" widmen kann. Hier ist von einstigem Lärm nichts mehr zu hören, denn Old School-Rocker wie Mozart, Vivaldi, Chopin oder der gute alte Ludwig Van haben mittlerweile die Oberhand über Herrn Valdes gewonnen. So bekommt man auf "Imhotep" neo-klassischen Instrumental-Rock mit eindeutiger Betonung der Gitarre vorgeworfen, der wirklich gut gemacht ist, aber über die Spielzeit von einer Stunde eine genauso eindeutige Zugbeanspruchung der Nervenbahnen hervorruft. Man mag dem Verfasser dieses Textes hier und jetzt vorwerfen, sich über Gitarrensolisten lustig zu machen, was dieser auch nicht direkt negiert. Keine Frage: David Valdes rührt hier einen technisch "erstklassischen" Cocktail aus Rock mit sehr gutem, fettem Gitarrensound und den Arrangements großer Komponisten an, aber der Quotient "Töne pro Minute" in Kombination mit sehr hohen Oktanzahlen dürfte dem normalen Rocker/Metaller auch hier zu viel des Guten sein. Und ob eben jener gemeine Rockliebhaber zwei Coverversionen von Johann Sebastian Bach ("Boure" und "1099 Adagio") benötigt, lasse ich ebenfalls offen. So lautet das Urteil der wie immer parteiischen Jury: for Gitarren-Instrumental-Fans only!