ALL OUT WAR gehören nicht zu der Sorte Band, die jedes Jahr ein Album rausbringt, "Assassins In The House Of God" ist erst das vierte Album in mehr als zehn Jahren Bandgeschichte. Die New Yorker haben sich trtozdem eine Menge Respekt als eine der ersten Slayer-Core-Bands verschafft. Wie gewohnt gab es Wechsel im Line-Up vor den Aufnahmen zum neuen Album: Bassist Eric Carillo und Gitarrist Jim Antonelli sind wieder dabei. Ob es an ihnen liegt, dass der Sound der neuen Scheibe wieder back to the roots geht? Im Vergleich mit der Vorgängerscheibe ist das neue Langeisen brutaler und kompromissloser, ganz wie ALL OUT WAR sein sollten. Das führt aber auch dazu, dass die elf Songs etwas altbacken klingen (oder positiv gesprochen: old schoolig) und anno 2007 niemanden mehr vom Hocker reißen. Der letzte Kick geht den an sich guten Metalcore-Songs ab, um die Scheibe zu einem Hitalbum zu machen. Stampfer wie "Glorified In Deceit" sind gute Nummern, aber nichts Weltbewegendes. ALL OUT WAR laufen Gefahr, mit dieser Scheibe unterzugehen, was sie eigentlich nicht verdient haben. Aber unspektakuläre Songs führen dazu. Und genau die hat "Assassins In The House Of God".
Kommt Zeit, kommt Änderung. Aus DØDHEIMSGARD wurde DHG, aus Black Metal, Avantgarde Black Metal. Wobei eben diese Stilrichtung kaum noch hörbar ist - wie wohl auch schon auf dem Vorgänger "666 International"und Vicotnik hat neue Mitstreiter um sich gescharrt - unter anderem Kvohst als Vokalakrobat. Und? Ist die Band noch so wichtig wie seinerzeit mit "Kronet Til Konge"? Sicher werden wieder viele den enormen Anspruch loben, die technische Fähigkeit, die avangardistische Herangehensweise… Und? Ganz neutral betrachtet bleiben kalte, industrielle Gitarrenklänge, viele künstliche Samples, Elektronik, ruhige, fast ambienteske Klänge, Schrei- oder Sprech-Gesang, zahllose Breaks, Disharmonien, Blast-Beats, abgehacktes Riffing, orientalische Einleitungen, rein-rockige Töne und ein paar Metal-Anleihen. Das mag ja alles irre fortschrittlich sein und anspruchsvoll und bla und blubb. Letztlich aber bleibt nur eine ziellose Verquickung vieler verschiedener Zutaten zu einer schwer verdaulichen Tonkonserve. Und das nervt - je länger die Scheibe dauert.Kommt Zeit, kommt hoffentlich Ende.
In Osnabrück muss ein Nest (voller Eier) sein: Embedded, Sudden Death, viele andere und jetzt auch SARDONIC. Alles Death Metal, mal mit weniger Thrash-Einflüssen, mal mit mehr. Und immer irgendwie gut. Da machen auch diese Niedersachsen, sturmfest und erdverwachsen, keine Ausnahme. SARDONIC sind zwar mächtig alte Schule, haben dabei aber keine Shcuklappen auf, gehen mit "Vastness OF Aeons" sogar in dem Melodic-Death-Bereich, schrecken vor angejazzten Bass-Breaks ("To The Bone") nicht zurück, verwenden schon mal Klargesang, legen die Basis aber mit roh-fleischigem Geballer und Gegrunze, dann eben typisch Death. Manches Mal übertreiben es die Jungs zwar ein bisschen, da wirkt mancher Wechsel zu gewollt, manches ein wenig hölzern ("Prologue In The Sea"). Dafür macht die Gitarrenarbeit immer wieder viel und mächtig gute Laune. Und so haben SARDONIC insgesamt eine sicher brauchbare Scheibe für Death, Thrasher und Eiersucher fabriziert.
Von einem Lichtblick zu sprechen, verbietet sich in Sachen FUNERAL allemal. Die sagenumwobene Band - nicht nur, weil zwei Mitglieder bereits verstorben sind - haben sich die Dienste von Frode Forsmo (Minas Tirith) gesichert und damit ihrer Musik einen noch düsteren Anstrich verpasst. Nicht selten, und vor allem dann, wenn eher klassische Instrumente wie Streicher oder eine Oboe zum Zug kommen - erinnern die norwegischen Melancholiker an ältere My Dying Bride, ab und an erinnern die Jungs auch an eine undeathige, weil eher klar gesungene Variante von Swallow The Sun. Die sieben längeren Songs präsentieren sich jedenfalls in epischer Traurigkeit, zerren zäh und unermüdlich an den Nerven und drücken auf die Tränendrüse. Und selbst die vielerorts kritisierte Einförmigkeit der Scheibe (die es als Digipack mit einem Extra-Track gibt) mutiert mit zunehmender Spielzeit immer mehr zum Vorteil, verstärkt die Trauer so um ein Vielfaches. Was manchen langweilen dürfte, das werden Liebhaber dieser Art von trauriger, depressiver Musik erst recht verzweifeln lassen. "From These Wounds" und FUNERAL sind immer schon traurig gewesen und werden es bleiben. Solange sie noch leben
Grimnisse und Vardalv sind THRONE OF KATARSIS und TOK sind Black Metal, norwegisch und true as Sensemann. Der auf dem dynamischen Cover übrigens angepinselt, mit Nieten geschmückt das Unrecht der Welt herausschreit. Was auf ein klischee-beladenes, langweiliges Album schließen lässt. Ersteres stimmt, letzteres nun überhaupt nicht. Na klar bedienen sich die Norweger aller Stilmittel, die auch schon Mayhem, Darkthrone und Co. zu tollen Alben verwursteten. Und natürlich verweigert sich das Duo stur allen Kompromissen und neuen Einflüssen (vor allem der Sound ist "Anno-dunnemal-Qualität"). So klirrt die Gitarre tüchtig, während der Bass kaum zu hören ist. Dazu kreischt der Deibel und die Drums klöppeln flott. Aber das 2003 ins Leben gerufene Projekt macht dabei vieles richtig, garniert die fünf sehr langen Songs mit vielen langsamen Parts, akustischen Zwischenspielen und anderen Breaks und sorgt so nicht nur für enorme Abwechslung, sondern auch für jede Menge packende Atmosphäre.
Cyclone Empire haben ein glückliches Händchen für Lizenzen. Die Doom-Könige Solstice beweisen das genauso wie zuvor die Thrash-Maestros aus Finnland. Die THE SCOURGER-Scheibe stammt von 2005 - aber nur bis Lied neun. Schon bis dahin beweisen die aus Gandalf und Divine Decay hervorgegangenen Thrasher ihre absolute Klasse - womit sich die Band in keinster Weise hinter großen Namen und den derzeit so angesagten Legion Of The Damned verstecken muss: Volldampf-Thrash in der Bay-Area-Tradtion, hier ein bisschen Slayer, da ein bisschen gute, ältere Haunted oder der namhafte Vorgänger plus ein ganz klein ein bisschen harten Melodic-Death-Metal. Nach den etatmäßigen Album-Stücken ist aber noch lange nicht Schluss, es folgen ein paar Extras, die es in sich haben: Auf Slayers "Ghosts Of War" folgt das prima "Over The Wall"-Cover (Testament), zwei Tracks, die nicht vom Album stammen und drei Live-Stücke, die die Live-Energie der Skandinavier bestens transportieren. Ein Muss für Thrasher und tausendmal geiler als der nächste laue Aufguss alter Testament-Best-Of-Scheiben …
SHINING, die vielleicht skandalumwittertste Band der Metal-Welt, überzeugt endlich mal wieder durch etwas anderes als Eigen-Urin-Therapie, Medien-Geplärr, Gerüchte, Suizide, Körperschnitzereien, Gewaltorgien, Anal-Fisteleien, Kinderverführung (siehe vieles auch hier http://www.metalinside.de/galery.php?id=915). Was der olle Kvarforth und seine verbliebene Crew auf Album fünf bewerkstelligen, das ist ein makelloses Beispiel an vertonter Misanthropie ohne plumpe Klischee-Reiterei. Die Schweden sind inzwischen zwar weiter vom ursprünglichen Black Metal entfernt denn je - und dennoch haben sie das dunkelste und härteste Kapitel der Bandgeschichte geschrieben. Es handelt vom blanken Hass, bestenfalls von allertiefster Melancholie, von schierer Verzweifelung, vom Tod aber eben nicht vom Teufel. Musikalisch wirkt "Halmstad" bisweilen fast poppig, nur bleibt einem die gute Laune, das Vertrauen innerhalb von Sekunden im Halse stecken, die beinahe lieblichen Melodien wie im Schluss-Stück "Neka Morgondagen" verführen - bis Kvarforths Schreie und sein verzweifelter Klargesang wieder zurück von Gedeih ins Verderb lotsen. Rein musikalisch haben sich SHINING von den jazzig-progressiven Experimenten des Vorgängers weiter in eine scheinbar verträgliche Dark-Metal-Richtung verändert, wagen aber immer wieder Ausflüge in den Black Metal und all seine verwandten Spielarten. Letztlich aber gibt es für die Suizidal-Metal-Experten nur eine Schublade: Das ist die eigene. Und die ist beklemmend, Angst einflößend, beeindruckend. Kurz: Großartig.
Ein hoffnungsvoller Newcomer aus dem Gothic Bereich sind ACCID REIGN aus Hamburg. Dass hier vorliegende Debütalbum "Awaken" bietet sowohl rein äußerlich (das Coverartwork mit schönem Booklet ist sehr gelungen) als auch inhaltlich, was die Musik betrifft beinahe schon recht professionelles Niveau. Dies ist trotz der vielfältigen Möglichkeiten mit dem Computer auch heutzutage keine Selbstverständlichkeit, insbesondere wenn man die nicht gerade wenigen, relativ zahnlosen Labelproduktionen in letzten Zeit dazu vergleicht. Aufgrund des homogenen Zusammenspiels überrascht die Tatsache, dass sich die sechs hier beteiligten Musiker erst im Frühjahr 2005 zusammengetan haben, und macht die CD um so bemerkenswerter. ACCID REIGN bewegen sich ansosnten auf einem sehr breit ausgetretenen Genre aber ihr Gothic Rock/Metal kommt, trotz des bei den höheren Stellen mitunter etwas zu operettenhaft betonten Gesangs ihrer Vocalistin Tony alias Ann Kristin, dank eines sehr abwechslungsreichen Songwritings, sehr frisch und vor allem authentisch daher. Die Band legt verstärkt ein Augenmerk auf erdige Songstrukturen, die Produktion ist druckvoll-differenziert und kommt sehr füllig aus den Boxen. Stilistisch pflegt diese Band, was sehr bemerkenswert ist, mal nicht die betont synphonisch-bombastischen Klischees von NIGHTWISH, WITHIN TEMPTATION, EPICA & Co. trotz ähnlicher Stimmlage der Sängerin aber die junge Lady nervt nicht mit schwulstigem Soprangetöse in den höchsten Regionen sondern sie kommt meistens mehr auf den Punkt, agiert dabei relativ schnörkellos und singt größtenteils in "normaler" Stimmlage. Das Riffing der Gitarrenfraktion ist gelungen, kommt etwas ungeschliffen roh vom Sound her, die Solos sind dafür sehr melodiös mit "warmen" Klang , der Tastenmann hat sehr variantenreiche Klangbilder zu bieten drängt sich dabei nicht in den Vordergrund ist aber deutlich mehr als nur lose Beiwerkbeschallung. Die Drums klingen gut und haben ordentlich "Wums". Geschickt werden auch hier und da mal einige Breaks miteingebaut, so dass die getrageneren Parts geschickt mit schnelleren verwoben werden und auch gewisse leicht progressive Momente vorkommen. Ein gutes Beispiel hierfür ist der gelungene Opener "Feeling", der diesen Mix exemplarisch verkörpert. Von den Titeln her gibt es keinerlei Aussetzer, egal ob "Awake" ein etwas schnellerer Track, wobei mein Favorit ganz klar "Accid Reign" ist ein super abgehende,r richtig groovender Song mit einem klasse 80er Jahre Flair. "In My Eyes" eine Ballade ist zwar hochdramatisch und Melancholie pur. ACCID REIGN übertrieben es positiverweise nie mit dem Pathos bei gefühlvollen Parts insbesondere bei dem mit spartanischer Pianobegleitung daherkommenden "Forgive Me" zeigt Sängerin Tony eine klasse Gesangsleistung ohne gekünstelt zu nerven. Bei "This Is Me" dem härtesten Song des Albums gibt es sogar mal Doublebass zusammen mit Rhythmuswänden satt, "Trust In You" (auch als Video auf der CD enthalten) bietet Gothic Metal mit richtig mitreißender Power sowie Gefühl gleichermaßen und natürlich wie bei allen Songs gelungene Melodielinien mit packenden Hooks. Einzig bei der an sich starken Schlussnummer "In The Dark" gefallen mir beim Gesang, die etwas zu hoch ausgefallene Soprangeschichte, in der klassischen Art der Anfangs erwähnten Genrebands, nicht so ganz. Hat die Band doch eigentlich nicht nötig, was man ja neun Songs lang vorher bewiesen hat, also macht bitte so weiter und verfeinert euren Stil und dann hat ACCID REIGN durchaus ein erfolgreiche musikalische Zukunft im hart umkämpften Gothic Bereich (noch) vor sich. Für einen Underdog ist "Awaken" selbst schon ein sehr gelungenes Teil geworden und über die HP der Band für 10 Steine zu beziehen.
Auf seinem dritten Longplayer lässt es der Fünfer aus Recklinghausen mächtig krachen. Die Mischung aus eingängigem Punkrock, Garagenrock und Death Rock brät ordentlich dreckig aus den Boxen. Dabei präsentiert sich die Band auch sehr vielfältig. Nach dem brachialen Opener klingt in "Zero Sleep - Death Supreme" ein Metal-Riff an, geht "Pills And Thrills" in Richtung treibenden Emo und versucht man sich in "The Intentional Strangers" an einer poppigen Strophe in Verbindung mit einem BEATSTEAKS-artigen Chorus. Zwischendurch finden sich auch echte Kracher, wie der schwer und böse groovende Titeltrack oder der an die MISFITS erinnernde düster-rockige Ohrwurm "Black Widow". Stellenweise verlieren sich die Musiker aber doch zu sehr in Spielereien, wie z. B. im atmosphärischen, aber belanglosen "Flight Of The Nephilim" oder in "Hellbound", einer leicht psychedelischen, bluesigen Ballade, die schlicht und einfach langweilig ist. Schlecht ist das Album deswegen nicht. Denn die Jungs spielen herrlich rotzig nach vorne und Sänger Michael Laur de Manos grölt schön böse vor sich hin. Aber es gibt auf der Scheibe deutliche Längen, und etwas mehr Einheitlichkeit wie auch Eigenständigkeit hätten dem Gesamtsound gut getan. Vielleicht hätte man es einfach bei einer EP mit den stärksten Songs belassen sollen. Über die Länge eines ganzen Albums kann die Band trotz der genannten Highlights nicht komplett überzeugen.
Der Name ist und bleibt Scheiße, die Band aber hat vor allen Dingen live jede Menge Drive - und auch die neue, zweite Scheibe rockt durchaus - soweit das im Bereich der Neuen Deutschen Härte möglich ist. Natürlich grüßen die üblichen Verdächtigen von Rammstein bis Onkelz, natürlich haben auch die Niedersachsen zu kämpfen mit den deutschen Texten. Doch es gelingt der Schabe und seinen Kollegen, größere Peinlichkeiten zu vermeiden. Vielmehr präsentiert die Band einen Haufen Ohrwürmer in überaus professionellem Sound-Gewand: Dicke Riffs, einfache aber wirksame Soundstrukturen und einprägsame Textlinien laden ein zum Mitmachen - wenngleich für Partymucke die Stimmung an sich zu düster ist. Fazit: Die Band erreicht inzwischen mindestens den Standard von Bands wie Megaherz. Ob’s gefällt, das muss jeder selbst entscheiden. Auf jeden Fall gehört "Instinkt" zu den besseren NDH-Veröffentlichungen der vergangenen Jahre, trotz des Namens.