An der Thüringer Düster-Formation EISREGEN scheiden sich seit jeher die Geister: die einen lieben die Band für ihren stets morbiden Charme, die derben Texte und die simple, bombastische, aber oft zerfahren wirkende Black/Folk Metal-Mischung, und die anderen winken schon von vornherein ob der platt wirkenden Provokationen und eben der sehr eigenen musikalischen Mixtur angewidert ab. Für Konsens und Kompromisse ist diese Band nicht gemacht, das wird auch mit dem aktuellen Werk "Blutbahnen" klar, für das man sich drei Jahre Zeit gelassen hat. Inzwischen ist Geigerin 2T nicht mehr dabei, aber DF gleicht dieses Defizit mit seinem Tastengerät mehr als gelungen aus. Oder anders: wer mit "Wundwasser" keinerlei Probleme hatte, wird auch "Blutbahnen" in sein dunkles Herz schließen. In Sachen Songwriting haben EISREGEN jedoch einen großen Schritt nach vorne gemacht, denn die Songs sind zwar nach wie vor auf ihre eigene Art gewöhnungsbedürftig, wirken jedoch viel nachvollziehbarer und kompakter als noch auf früheren Releases. Langsam, schnell, Black Metal, Keyboard-Pomp, Growls, Kreischen, cleane Passagen, Geknüppel, Punk, balladeske Töne,… alles wird wie gewohnt verzahnt, und gerade diese "Dreistigkeit" der musikalischen Kombination macht den Reiz dieser Band aus und EISREGEN zu einem Original. Bereits das superbe Opening-Doppel "Eine Kleine Schlachtmusik" und "Eisenkreuzkrieger" (klasse!) klingt reif und mitreißend wie nie zuvor. Aber auch "Alphawolf", "Frischtot", die gelungene Fortsetzung "Zurück In Die Kolonie" oder das geile, abgedrehte "Schneuz Den Kasper" gehen als "Hits" im Sinne der Band durch und überzeugen durch ihre originelle Eigenständigkeit. Den absoluten Vogel hat die Band aber mit dem alles überragenden "17 Kerzen Am Dom" abgeschossen. Das Stück geht unter die Haut, reißt mit, klagt aber auch an. Die sehr detaillierte Darstellung des Amoklaufs von Erfurt im Jahr 2002 kommt nicht reißerisch daher, sondern wird allein anhand nackter Fakten erzählt und erhält dadurch ihre Tiefe, bevor sich die Band am Ende zu einem eindeutigen Statement hinreißen lässt. Vielleicht einer der besten deutschsprachigen Metal-Songs, die je geschrieben wurden, aber nicht nur dadurch ist "Blutbahnen" eine Scheibe, die sicher polarisiert, aber faktisch einfach erstklassig ist!
THE VENDETTA werden in ihrer Band-Bio als "Punkrock fueled speedrockin´ freaks" bezeichnet. Aber was die Musik der Italiener mit Punk- oder Speedrock zu tun haben soll, ist mir schleierhaft. Zwar sind die Jungs sehr bemüht, ein wenig nach MOTÖRHEAD oder auch den MISFITS zu klingen. Aber was unterm Strich übrig bleibt, sind einfallslose Riffs, die an die ganz frühe Phase des Heavy Metal erinnern, die mit Double-Bass-Geballer unterlegt und von jäbbelnden Gitarren-Soli und unerträglichem True Metal-artigem Gesang dominiert werden. Das klingt dann so, als ob eine schlechte Metal-Band der mittleren 80er versucht, Punkrock zu spielen. Und das macht wirklich keinen Spaß. "Ultraumatic" ist ein unglaublich schlechtes Album, das besser nie das Licht der Welt hätte erblickt hätte und von dem sowohl Rocker und Punkrocker als auch Metaller die Finger lassen sollten. Außer man will auf einer Bad Taste-Party zum Held des Abends werden...
Natürlich machen die Hamburger SYLVAN auf ihrem aktuellen Werk "Presets" keine "schnöde" oder gar gediegene Popmusik, wie man es selbst auch etwas augenzwinkernd angekündigt hat oder in manchen Rezensionen völlig daneben geschrieben wurde. Es ist immer noch eindeutig Progrock, der allerdings diesmal in einer etwas anderen Grundausprägung daherkommt - die Pladde klingt nämlich viel lockerer und entspannter, trotz einer gewissen tragenden Melancholie, aber nicht zu trist oder gar depresiv. Einschmeichelnde Melodien gibt es zu hauf, aber nicht zu platt-billig. Manchmal schimmert ein 80'er Jahre New Wave Feeling durch die Songs hindurch und dann wieder eine unheimliche Weite in hymnischen Refrains. Der Vergleich mag inzwischen etwas abgedroschen sein, aber der Sound kann eine gewisse Nähe zu COLDPLAY (zumindestens zu deren letzten beiden überragenden Alben) nicht verleugnen, bloß hier wird noch mehr Tiefe und meistens ein deutlich detailreicherer Songaufbau geboten. Als Progpop könnte man "Presets" schon bezeichnen, denn es gibt kürzere Songs wie das balladeske "Signed Away" oder das mit Indieflair daherkommenden "For One Day" - sie müssten im Radio eigentlich rauf und runter laufen, wenn es für deutsche Bands eine Lobby im Einheitsbrei der meisten Chartsender geben würde - Qualität ist da leider selten entscheidend. Trotz dieser, sagen wir mal "kommerziellen" Sprenkel, sind auch noch genügend der insgesamt 12 Tracks jenseits der 7-minuten Grenze vertreten und hier kommen auch die eingefleischte Progfans auf ihre Kosten. Opulente Hämmer wie z.B. der epische Titelsong "Presets" oder auch "Former Life" - da wird typisches Slvlvanfutter serviert, das absolut packend mit viel Ausstrahlung sowie intensiven Spannungsbögen aufwarten kann. Begleitet durch die grundsoliden, punktgenauen Drums von Matthias Harder, einem stets knackigen Bass mit ordentlich Groove ("One Step Beyond") von Sebastian Harnack, dem feinfühlig sowie mitreißend zugleich klingenden Gitarrensound von Kay Söhl, den abwechslungsreichen Keyboards mit viel Piano von Volker Söhl sowie über allem quasi tronend das markante Timbre von Marco Glühmann, der unheimlich emotional die sehr frei interpretierbaren Texte intoniert und mich stimmlich hier sehr angenehm manchmal irgendwie an Midge Ure (ULTRAVOX) erinnert, haben SYLVAN ein stimmiges Gesamtkunstwerk abgeliefert. Mit dem Vorgängeralbum "Posthumous Silence” gelang den Jungs endlich der Durchbruch auf breiter (Kritiker-) und Fans Basis. Aber der Nachfolger, der eigentlich gar nicht der Nachfolger ist, weil "Presets” nämlich parallel zu PHS aufgenommen und produziert wurde, ist nur schwer mit seinem Vorgänger zu vergleichen, da die Grundintention absichtlich eine völlig andere war. Man wollte betont eingänglicher klingen (ähnlich wie dies MARILLION vielleicht zu Beginn der Hogart Ära gemacht haben), der Zuhörer vergisst trotz aller stilistischen Finessen und Andersartigkeiten nie, dass hier SYLVAN zu jeder Sekunde noch nach sich selbst klingen. Trotz aller klanglicher "Experimente" haben die Hamburger sich ihre Identität erhalten. Intelligente Progmusik, nicht zu konstruiert, mit großen Refrains, je nach Bedarf auch mal spartanisch arrangiert. Dann wieder diese unheimlich treibenden Rythmen, die auf schwebende Klangwelten treffen und von diesem alles verbindenden atmosphärischen Gesang mit wahren Gänsehautorgien und viel Pathos zusammengehalten werden - das ist ganz großes (Prog-) Kino. Klar, die Proghardliner werden hier nicht so recht glücklich, aber deren mir oftmals zu engstirniges Kategoriendenken sollte hier auch nicht bedient werden. Die Band hatte einfach Bock zwischendurch mal etwas anderes, entspannenderes zu machen oder zu zeigen - das hat mit Anbiederung an den Mainstream nicht das Geringste zu tun! Beide Seiten der CD ( in Anlehnung an alte Plattenzeiten wird nach "Side A" und "Side B" unterschieden) haben es in sich. Da darf man sich einfach auf die Musik einlassen, zurücklehnen und eintauchen ("On The Verge Of Tears") in die Welt von SYLVAN.
Die Jungs haben hier mit ihrem sechsten Studioalbum ihre derzeitige absolut herausragende Stellung als beste deutsche New Art Prog Rock Band sehr eindrucksvoll unter Beweis gestellt. "Presets" macht süchtig und gehört für mich schon jetzt ganz klar zu den Alben des Jahres 2007.
"The Bastard View Of Punk, Oi! & More! Volume 1" ist im Grunde das, was DVDs wie im Rock Hard für den Metaller sind - nur für Punks, Ois und andere sonnige Bastards. Es gibt Videoclips, Live-Material, Interviews, Backstuben-Berichte. Oder wolltet ihr nicht schon immer wissen, dass VOLXSTURM jetzt eine gesamtdeutsche Band sind? Oder mit den KISNKIS "1, 2 oder 3?" spielen? Die Qualität der Live-Songs und Videos schwankt naturgemäß, ANNEX 5 ist eher nicht so gelungen, LOS FASTIDOS ist beinahe genial. Sehenswert auch die Eindrücke vom Doku-Film zu "White Terror" und sehr amüsant ist der Trailer zum "Punkrock Massaker" geraten - Splatter at it’s best. Folgende Bands sind dabei: VOLXSTURM, RÜPELKS ROYAL, COTZRAIZ, HOTKNIVES, EMSCHERKURVE 77, OHL, ANNEX 5, VERLORENE JUNGS, GOTTKAISER, LOS FASTIDIOS, LIONSHIELD, KINSKIS, SCHLIESSMUSKEL, PÖBEL & GESOCKS, WARFARE, MELANIE & THE SECRET ARMY. Wem Live-DVDs zu langweilig sind, der ist hier mit einem Blick abseits des Mainstreams prima bedient - Punk-Affinität vorausgesetzt. Diese DVD ist wie eine coole Zeitung - nur ohne Lesen. Und das ist ja heutzutage nicht mehr wirklich in…
Der dritte SOLSTICE-Re-Release stellt die anderen beiden vollends in den Schatten. Von der Ausstattung her auf ähnlichem Niveau mit neuer Verpackung und zwei Bonus.-Tracks versehen beinhaltet NEW DARK AGE unglaubliche Songs, allein das Titelstück ist ein echter Kracher. Auf diesem Album haben die Engländer ihren ganz eigenen Stil gefunden, irgendwo zwischen dem urwüchsigen Doom von "Lamentations" und der NWBOHM-beeinflussten "Halycon"-Veröffentlichung. SOLSTICE, das sind singende Gitarren, unglaublich charismatischer Gesang des ehemaligen Roadies Moz’, ganz leichte Folk-Einflüsse, ist progressiv wie episch, klingt schräg wie direkt, gefühlvoll wie brutal, heftig wie ruhig, altmodisch wie gegenwärtig - und alles zusammen ist gesegnet mit einer fetten Produktion. SOLSTICE erinnern an die gelsten Hymnen der besten Omen, die es je gab, klingen kauzig wie Brocas Helm und vereinigen viele existente Vorzüge glaubwürdigen Metals auf dieser Scheibe. Es ist eine Schande, dass solche Bands nicht den verdienten Lohn einfahren und sich stattdessen auflösen. Große Musik. Danke Cyclone Empire - und vor allem: Danke SOLSTICE.
Obwohl die Hamburger bereits seit über zehn Jahren ihr Unwesen treiben, handelt es sich bei dem neuen Release erst um das zweite reguläre Album. Dies dürfte unter anderem wohl auch an den häufigen Line-Up-Wechseln liegen. Doch das Warten seit 2003 hat sich gelohnt. Denn was einem der Fünfer hier an Old-School-Hardcore im Stile von AGNOSTIC FRONT und frühen MADBALL um die Ohren hat, bläst alles weg. Mit Energie ohne Ende und herrlich rauem Sound wird sich in knapp 32 Minuten wütend durch sechzehn Tracks geprügelt, als wenn es kein Morgen gäbe. Dabei zeigen sich die Jungs musikalisch sehr vielfältig. Immer wieder gibt es Downbreaks und sogar Ausflüge in Rock ´n Roll-Gefilde, wie in "Kill The Thing" oder "Dressed To Kill" die stark an MOTÖRHEAD erinnern. Auch Shouter Uwe klingt stellenweise extrem nach Lemmy, was einen guten Kontrast zum ansonsten auf der Scheibe vorherrschenden Gebrüll bildet. Die Frauenstimme in "Kill The Thing" hätte man sich aber sparen sollen, denn die passt nun gar nicht in den Gesamtsound. Auch wenn man VINDICATOR sicherlich Klischeehaftigkeit vorwerfen kann - "On And On...” ist ein rundes, feines Hardcore-Album geworden, das die Vergleiche zu den amerikanischen Vorbildern nicht zu scheuen braucht.
Seht ihr Manowar, so wird das gemacht: Die Einleitung des Openers "The Ravenmaster" sind "spoken words" (von Byron Roberts, Bal-Sagoth), machen aber Appetit auf mehr und langweilen kein Stück - ähnliches trifft auch auf das Manowar-Cover "GlovesOf Metal" zu - ein Zeichen, welch große Songs die Amis mal geschrieben haben. Nach den fünf etatmäßigen "Halycon"-Stücken (die übrigens weniger doomig daherkommen als "Lamentations") folgen gleich acht Bonus-Stücke, die der geneigte Leser unten aufgelistet findet. Die EP ist wie "Lamentations" verdammt gut ausgestattet, so sollen Re-Releases sein. Zur Qualität der betrunkenen Sitzungen: Sie halten den Standard der echten SOLSTICE vor allem in Sachen Sound nicht, ein Song wie "Blackthorne" ist in seiner Minimalität allerdings schon beinahe ärgerlich - wenn auch die Ausnahme. Dennoch besitzt dieser Re-Release von allein dreien die schwächsten Songs, für Sammler hingegen bleibt die Scheibe dennoch ein wertvolles Objekt.
Bonus-Tracks
06. WINTER MOON RAPTURE (Chiswick Studio Demo 1994)
07. THE SLEEPING TYRANT ("Drunken Dungeon Sessions” Demo 1997)
Cyclone Empire sei Dank. Erst bescheren sie der Gemeinde unverzichtbare Death-Metal-Highlights wie Evocation und Demonical, jetzt tun sie den Doom-Freaks einen Mega-Gefallen und veröffentlichen drei Solstice-Alben wieder. Das 94er-Album "Lamentations" kommt mit drei Bonustracks (siehe unten), neuem Sound vom Achim Köhler und neuem Cover-Design (dem vom Vinyl). Zudem gibt’s im schicken Booklet neues Artwork, und lesenswerte Linernotes von Russ Smith. Über die Musik der Band etwas zu erzählen, hieße Eulen nach Athen tragen. Drum sei nur kurz angemerkt: Hier gibt’s traurigen, schweren Doom in der Tradition von Bands wie Solitude Aeturnus, tausendmal geiler als die hoch gelobten Auflösungs-Junkies Candlemass. Die drei Bonus-Songs vom Demo stehen den anderen in nichts nach - lediglich der Sound ist wesentlich schwächer als beim Rest. Dennoch ist diese Scheibe ein Muss für Doomer und alle, die es noch werden wollen.
Bonus-Tracks
11. LAST WISH ("Ragnarok” Demo 1994) - UNRELEASED
12. THE MAN WHO LOST THE SUN ("Ragnarok” Demo1994) - UNRELEASED
Eine französische Band, die laut eigenem Bekunden "Orchestral Metal" in der Tradition von SYMPHONY X und INGWIE MALMSTEEN spielt - kann das gutgehen? Nun, dieses angedeutete, etwas platte "Vorurteil" bestätigt sich leider schon recht schnell nach den ersten Takten und spätestens nach drei Songs des Albums "Nostalgic Heroes" von M.Z. Für diese sehr innovative "Abkürzung" stehen anscheinend die Kürzel der beiden Bandgründer aus 1999: Bassist Markus Fortunato und Zan Dang (der ist mittlerweile aber gar nicht mehr in der Band). Und mit den Anfangs genannten, bekannten Formationen haben M.Z. musikalisch im engeren Sinne nicht viel zu tun - trotz allerlei Rauf- und Runtergedudel mit sehr viel klebrigen Keyboards. Und von "Masterpiece" im neoklassischen Stil sind die Franzmänner soweit weg wie MANOWAR von guten Alben bzw. glaubhafter Fannähe. Denn was M.Z. uns hier abliefern, ist von Anfang bis Ende abgekupferter Hollywood Bombast Pomp Metal a la RHAPSODY ON FIRE. Es wird dabei leider so wenig eigenes Esprit geboten, dass man sich wirklich fragen muß, für wie einfältig diese Jungs den Hörer eigentlich halten. Und dann noch dieser (neue) Sänger (vorher war man rein instrumental unterwegs) - sorry der Junge ist mehr ein etwas kraftloser Einzelkämpfer, der, wenn die Stimme mal ohne fette Chöre oder zweite Stimme durchkommt, auf Dauer nur schwer erträglich ist. Und von wegen "JOE LYNN TURNER vein" - dafür müsste der Beipackzettelschreiber eigentlich Berufsverbot erhalten. Zwar beherrschen die anderen Musiker ihre Instrumente durchaus und die Produktion ist so schlecht nicht, aber man watet knietief in sämtlichen Klischees und ausgelatschten Ideen des Genres, die andere Bands über mehrere Alben hinweg schon vor Jahren alle verbratet haben. Langweilige Instrumentalzwischenstücke ("Maudlin Adagio"), grausig dünn gesprochene Erzählparts ("Salus Honor, Virtus"), ein Nervkeyboard mit überstrapaziertem Dudelfaktor (u.a. "Nightfall Prelude") vorwiegend mit Spinettsounds und dann ständig diese aufgesetzte Hall-Bombastchöre a la "Herr der Ringe" für Arme. Die Gitarre wühlt sich noch einigermaßen solide aber irgendwie monoton kalkuliert durch die zahlreichen Läufe hindurch. Einzig die manchmal etwas betont durchschimmernden Bassparts ("Polytheist") sind noch positiv zu erwähnen. Nette manchmal sogar catchy Melodien sind ebenfalls zu Genüge vorhanden, allerdings bleibt da Nichts dauerhaft hängen, der für mich gerade noch einigermaßen, aber auch nur mit Abstrichen gelungene Song, ist der Achtminüter "Landscape Fading Into Infinity" gegen Ende. Ansonsten bringen M.Z. nur wenig Lohnenswertes zustande. Sorry, es ist zwar immer hart so etwas über ein Album zusagen, aber "Nostalgic Heroes" ist von Anfang bis Ende beliebig, vorhersehbar und schlichtweg überflüssig, so dass auch Album Nummer 5 für die Franzosen (vor allem mangels Qualität) ganz sicher nicht den Durchbruch bringen wird.
DIMEBAG DARRELL und sein Vermächtnis treibt seit seinem von einem bescheuertem Amokläufer verursachten gewaltsamen Tod auf der Bühne am 08.12.2004 verschiedenste Blüten. Vieles Gut gemeint und insbesondere von Fans und Wegbegleitern mit guten Absichten veröffentlicht, anderes aber geradezu ein Ausverkauf seines Andenkens. Seinem Bruder Vinnie und Schulfreundin Rita Haney darf man letztere Absicht sicher nicht vorwerfen. Sie durchforsteten Darrell Lance Abbott’s privates Filmarchiv, seine Koffer, Boxen, Kisten und förderten in wohl mühevoller Kleinarbeit einiges an Material zu Tage, welches den PANTERA / DAMAGEPLAN Gitarristen auch von seiner privaten Seite zeigt. Diverse Videoschnipsel mit Freunden und Kollegen (und ohne Phil) zeigen seine pyrotechnischen Ader und sein Faible für "Fun". Dabei sind es vor allem die immer wieder gezeigten Gitarrensoli eines der Besten seiner Zunft welche die DVD an sich lohnenswert macht (und das aus allen Schaffensphasen, vor allem die alten Aufnahmen mit 80er-Klamotten und Haare sind Kult). Das Highlight dürfte dabei die 1984er DIMEBAG-Version von Metallicas "Seek & Destroy" sein. Die eine oder andere Anmerkung von DIMEBAG zum aktuellen Rockbusiness und zu Gitarristen sind dabei auch ganz interessant, ebenso wie Einspielungen aus einem Fernsehinterview zur Gründung von DAMAGEPLAN. Natürlich sind da dann auch gute Photos dabei, sehr gute zum Teil, und natürlich sind viele der Videos authentisch-hart, will meinen, manches hat geradezu Jackass-Qualität (z.B. pyromanische Anwandlungen und Autos zu Schrott fahren). Wer DIMEBAG neben der Bühne, also auch mal von einer ganz anderen Seite sehen will, liegt hier nicht falsch - wie sagt der Untertitel der DVD, "That’s The Fun I Have". Aber das vorangestellte "Vol. I" weist schon auf einen weiteren Teil hin, und das bei gerade 75 Minuten Spielzeit. Für mich riecht das trotz aller genannte Punkte etwas verdächtig. Etwas mehr persönliches auf der DVD zur Würdigung von DIMEBAG DARRELL und dann nicht auch noch mehrere Teile wären den Fans und DIMEBAG’s Andenken gegenüber gerechter geworden. So ist die DVD wohl in erster Linie für PANTERA / DIMEBAG DARRELL Die-Hard-Fans interessant. Ton und Sound entsprechen Homevideostandard - was hier aber auch so gewollt ist und damit in Ordnung geht. Neben einer Auswahl der Szene gibt es allerdings nichts an Features. Weder Interviews noch Songs von PANTERA und DAMAGEPLAN sind auf der DVD enthalten. Andere halten sich da lieber erst mal an den altbewährten, ganz starken Dreierpack aus "Cowboys From Hell", Vulgar Display Of Power" und "Far Beyond Driven".
Dimebag Darrell, Dimevison, Vol. I: That's The Fun I Have