Die aus ehemaligen Mitgliedern von DIMMU BORGIR, SATYRICON und OLD MAN´S CHILD hervorgegangenen SUSPERIA konnten bereits die Charts in ihrer norwegischen Heimat entern, sowie W.A.S.P. (!) in einigen Ländern auf Tour supporten, was der Band einen kleinen, aber feinen Popularitätsschub bescherte. Nun steht mit "Cut From Stone" ihr viertes Album an, das von Klangtechnik-Promi Daniel Bergstrand professionell umgesetzt wurde. Aber genau hier setzt auch meine Kritik an: die Scheibe klingt trotz (oder gerade wegen?!) ihrer schnörkellosen Produktion genau so seelenlos wie die aktuelle Peinlichkeit von IN FLAMES, wobei hier aber zum Glück auf künstliches "Schrammeln" verzichtet wurde. Wer also auf fette, aber glatte, sterile Sounds abfährt, dürfte mit "Cut From Stone" weniger Probleme haben, aber auch die Songs überzeugen nicht durchgehend, sondern ziehen zu Großteilen durch die Gehörgänge, ohne eine Spur zu hinterlassen. Der melodische Death/Thrash Metal ist durchaus knackig, keine Frage, aber speziell der sehr monotone, wenig prägnante Gesang von Athera nimmt den Stücken viel von ihrem vorhandenen Potential. Songs wie der Stampfer "Release", der Nackenbrecher "Life Deprived" oder allen voran der dynamische Rocker "Under" sind beileibe keine Ausschussware, aber auch nicht stark genug, aus einem überdurchschnittlichen ein gutes Album zu machen. Trotz vieler guter Ansätze und durchdachter Ideen nur beinharten Genre-Fans zu empfehlen!
Klammert man die Armeen von Nachahmern, Mitläufern, Kopier-Hiwis, Neppern, Schleppern und Bauernfängern aus, dann bleiben auf deutschem Boden primär zwei führende Metalcore-Bands übrig: HEAVEN SHALL BURN und CALIBAN, die nicht nur befreundet sind, sondern neben jeweils hochklassigen Alben auch schon zwei coole Split-EPs aufgenommen haben. Nachdem die eigentlich eher dem Death Metal zugehörigen Himmelsbrenner in diesem Jahr bereits eine starke Scheibe abgeliefert haben, sind nun auch CALIBAN an der Reihe, ihrem Überflieger "The Undying Darkness" einen geeigneten Nachfolger zur Seite zu stellen. Und das ist dem Quintett mit "The Awakening" mehr als gelungen, denn hier stimmt die Mischung! Zwar setzen die Jungs nach wie vor auf die (je nach Sichtweise) bewährte/ausgelutschte Mischung aus fiesem Kreischgesang und cleanen Parts/Refrains, doch das Album ist sehr ausgewogen und haut nach dem eher melodischen Vorgänger wieder verstärkt unter die Gürtellinie, was Stücke wie die durchweg erstklassigen "Let Go", "Another Cold Day", "Rise And Fight" oder "Nowhere To Run, No Place To Hide" unmissverständlich klarmachen. Aber ich muss trotz zahlreicher Buh-Rufe zugeben, dass CALIBAN wirklich immer dann am Stärksten sind, wenn sich Wumms und Melodie, sowie die harten (Andreas Dörner) und zarten (Denis Schmidt) Vocals die Waage halten, wie etwa beim überragenden, etwas an FEAR FACTORY erinnernden Opener "I Will Never Let You Down", der tollen Hymne "My Time Has Come" oder dem melancholischen "I Believe". Ein besonderes Schmankerl erwartet den Hörer mit dem von einem Piano begleiteten Breitwand-Titelsong, der etwa klingt, als habe Devin Townsend den "Halloween"-Soundtrack neu vertont - klasse! Man mag Metalcore sehr kritisch gegenüberstehen, und auch ich halte diese Szene zu 90 Prozent für puren Hype, doch es geht mir andererseits am Popo vorbei, welcher "Bewegung" eine Band angehört, solange sie musikalisch so überzeugt wie CALIBAN auf diesem, übrigens von Adam Dutkiewicz (KILLSWITCH ENGAGE) gemixten Album. Die Messlatte für die Klonkrieger liegt also wieder mal in schwindelnden Höhen!
Trotz des bisher fehlenden Bekanntheitsgrades kann man OSTINATO mit dem Prädikat Newcomer nun wahrlich nicht mehr kommen, denn das aktuelle "Chasing The Form" ist bereits das dritte Werk einer recht ungewöhnlichen Band aus Washington DC. Solche Mucke aus Amiland, absolut jenseits der bekannten Mainstreampfade, darf man getrost als exotisch bezeichnen. Insbesondere da hier der völlige Verzicht auf gängige Songstrukturen, Formalismen jeglicher Art oder gar Refrains auf die Spitze getrieben wird ohne deswegen chaotisch oder zu abgefahren zu wirken. Nur recht ungenügend mit Post Rock könnte man diese fast ausnahmslos instrumental gehaltene Musik auf den ersten Hörhub beschreiben. Das schlichte Dreiergespann im klassischen Sinne aus Drums/Bass/Gitarre ergänzt bei Bedarf um füllige Hammonds, Violinen, Cello oder auch mal einen schrägen Bläsereinsatz (wie bei "Antiaircraft") liest sich auf dem Backcover zunächst nicht so spektakulär. Aber der üppige Sound spricht dann eine ganz andere (Laut)Sprache. Die Tracks leben absolut von atmosphärisch dichten Klanggebirgen, den dynamischen Laut/Leiste Variationen untermalt von üppig wuchernden Schrammelgitarren im Wechsel von akzentuierten, beinahe schon wohligen Passagen mit dieser hypnotischen Ausstrahlungskraft. OSTINATO machen hier ganz klar nichts für den kleinen Zwischendurchhörgebrauch, hoer muss man sich schon etwas stärker mit beschäftigen, um dieses teilweise mal sehr orchestrale, dann wieder fast chill-out artige, mit vielen epischen Parts garnierte Rockmenü einigermaßen durchdringen zu können. Was die drei Protagonisten Schlagzeuger Matthew Clark, Gitarrist David Henessy sowie Bassist Jeremy Ramirez hier auf diesen teilweise überlangen acht Tracks so zusammenbrauen, ist ergiebig wirklich nur schwer mit Worten umfassend zu beschreiben. Aber der Albumtitel ist durchaus programmatisch zu verstehen, auch wenn vieles zunächst beinahe improvisiert bzw. experimentell klingt und die Tracks auch sehr ausladend frei interpretiert werden. Trotzdem: Als Ganzes klingt die CD durchaus kompakt sowie fesselnd gleichermaßen. Aber man muss sich schon in die feinen Harmoniebögen mit viel psychedelischen Elementen von OSTINATO (lateinisch ostinatus für hartnäckig, eigensinnig) immer wieder einfinden, dann werden die vielen kleinen Details, die nur formal als dichter "Soundbrei" erscheinen, erst so richtig deutlich. So lassen die Jungs auch noch genügen Raum für eigene Interpretationen. Die Musik könnte weiterhin auch für einen Filmsoundtrack ganz gut funktionieren. Nur diese Pladde braucht ihre Zeit um zu wirken, damit steigt positiverweise der Langzeitspaßfaktor und alle Open Minded Musikliebhaber werden glücklich, versprochen. "Chasing The Form" - und da sind wir wieder am Anfang des Reviews - ist eine ungewöhnliche CD und eine gute noch dazu.
CARNAL FORGE haben sich für ihr neues Album viel Zeit gelassen, was wohl auch am Sängerwechsel lag: Jonas Kjellgren hat die Band verlassen (und ist bei SCAR SYMMETRY weiter aktiv), für ihn kam Jens Mortensen - und mit ihm ein anderer Gesangsstil, der moderner klingt. STRAPPING YOUNG LAD werden einem schnell als Verlgeich einfallen, ebenso alte THE HAUNTED. Allerdings schafft es Herr Mortensen nicht, seinen Gesangsstil genügend zu variieren, um interessant zu bleiben und den Hörer nicht zu nerven. Versuche wie bei "Numb" bleiben die Ausnahme, meistens brüllt er in der ewig gleichen Stimmlage, ws tagesformabhängig gut nerven kann. Songtechnisch haben CARNAL FORGE einen Gang zurückgeschaltet und die rasend schnellen Thrash-Attacken, die früher ihr Markenzeichen waren, zurückgeschraubt. Der Titelsong und "Burning Eden" lassen die Scheibe noch verheißungsvoll beginnen, aber Songs wie "Questions Pertaining The Ownership Of My Mind" (eine verkrampfte Mid Tempo-Nummer) oder das langweilige "Godsend Gods End" können nicht überzeugen. Ihre besten Momente haben CARNAL FORGE, wenn sie einfach drauflos holzen - und das machen sie einfach zu selten, so dass sich auf "Testify For My Victims" zu viele Füller tummeln. Scheinbar ist mit Jonas auch der Hauptsongschreiber gegangen, der für die guten CARNAL FORGE-Nummern verantwortlich war. Die Neuausrichtung hin zu moderner klingendem Metal ist den Schweden auf dieser Scheibe noch nicht wirklich gelungen. Mal abwarten, wie sie sich live schlagen und wie das nächste Album wird - wenn sich da nicht viel tut, wäre es wohl besser die Band ad acta zu legen.
Na gucke da! Unsere belgischen Nachbarn können anscheinend nicht nur kleine Kinder erschrecken, sondern haben auch Rock´n´Roll im Blut. Zwei Eigenschaften, die man gut miteinander kombinieren kann… aber lassen wir das. Das Sextett EL GUAPO STUNTTEAM, das in Szenekreisen bereits einen gewissen Kultstatus genießt, dürfte Fans von rolligem Southern Blues Rock und den verwandten Genres durchaus gefallen, auch wenn nicht wirklich hart zur Sache gegangen wird. "Accusation Blues" (das laut Info nur als 180 Gramm-Vinyl erscheint) wildert tief in den 50er, 60er und 70er Jahren und lässt Erinnerungen an Bands wie LYNYRD SKYNYRD, ROLLING STONES oder LED ZEPPELIN aufkommen, wobei sich die Jungs bemühen, noch eine Schippe Dreck oben drauf zu legen. Aber richtig Durchschlagskraft hat das Album nicht, weil die Songs über weite Stecken sehr dröge und relativ kraftlos tönen; jedenfalls dürfte das die große Menge an Hard Rock- und Metalfans so sehen. Zudem besitzen viele Parts den Charakter von ausgedehnten Jam-Sessions, was das Album noch schwerer konsumierbar macht. Nach vier, fünf Durchläufen kann ich nur sagen, dass Freunde von ewiggestrigem, staubigem Rock´n´Roll das Album ruhig mal anchecken können, der Rest kann hier aber einen großen Bogen machen.
Bevor THE BLACKOUT ARGUMENT ihre Debütscheibe bei Lifeforce Records veröffentlichen, gibt es in Form der "Munich Valor"-EP neuen Stoff zum Überbrücken der Wartezeit. Und wie schon die Songs der ersten EP können auch diese Tracks voll überzeugen, auch wenn sie brachialer ausgefallen sind und die HC-Wurzeln der Band deutlicher zu Tage treten. Das beginnt schon beim Opener "Cast A Cold Eye", der die EP mit heftigem Gitarrengewitter einleitet, bevor es bei "Matchless" dann richtig in die Vollen geht. Vergleiche mit COMEBACK KID, BANE und bei "Reflecting Dialogue" stellenweise mit SUICIDAL TENDENCIES drängen sich auf, die weichgespülteren Passagen sind zurückgedrängt worden, die Band wollte es anscheinend mal ordentlich krachen lassen. Das heißt aber nicht, dass die Songs weniger eingängig sind - besagtes "Reflecting Dialogue" beispielsweise kann mit einem catchy Refrain aufwarten, bei dem der cleane Gesang perfekt ist. Es fehlt allerdings ein Hit wie "The Fastbreak", der sich sofort im Ohr festkrallt und mit genügend Promotion sogar bei MTVIVA Karriere machen könnte. Trotzdem sind die sechs Songs dieser EP großartiger HC, die belegen, dass es sich bei THE BLACKOUT ARGUMENT um eine Band mit viel Potential handelt, die mit ihrem Debütalbum sicher einen echten Knaller abliefern werden. Bis dahin müssen "Munich Angst" und "Munich Valor" halt in Dauerrotation laufen.
THE BLACKOUT ARGUMENT haben in ihren Reihen nicht nur gestandene Musiker, die bei Kapellen wie PAINT THE TOWN RED und FLYSWATTER gelärmt haben, sondern mit Gitarrist Christian auch den Mann hinter Let It Burn Records. Eine ganze Menge Erfahrung bringen sie also schon mal mit, die Münchener. Erfahrung, die man den fünf Songs von "Munich Angst" zu jeder Sekunde anmerkt. Die Band weiß, wie man melodischen Hardcore mit catchy Refrains schreiben muss und kann ihre Ideen perfekt umsetzen. Höhepunkt der Scheibe ist das abschließende "The Fastbreak", das sich als mega-eingängiger Hit entpuppt, den selbst die großen US-Namen nicht besser machen könnten. Aber auch die vier anderen Songs sind erstklassiger Stoff, der Fans von ATREUY (besonders beim Gesang), FUNERAL FOR A FRIEND und Konsorten süchtig machen wird.Ganz ganz feine EP, die als Bonus ein gelungenes Video zu "The Fastbreak" enthält.
Ohje, diese Platte ist wahrlich nicht leicht zu konsumieren. Angefangen vom ziemlich kitschigen Cover und dem dabei thematisierten Titel "Dancing On the Edge Of A Teacup" bis hin zur Musik. Anfang der 70er gab es mal eine Band, die sich nach den berühmten Experimenten der Konditionierung von Tieren bzw. von Hunden durch einen russischen Forscher und somit folgerichtig PAVLOV’S DOG benannte. Für Szenefreaks sollen das damalige Debütalbum "Pempered Menial" sowie die beiden Tracks "Julia" und "Song Dance" durchaus bis heute eine Art Klassikerstatus haben. Wenn die falsettartige Stimme eines der beiden Hauptmacher Sänger David Surkamp damals schon genauso nervig und anstrengend war wie heute noch, hat man aber nicht so sehr viel verpasst. Dieser Vokalist mit seinem, sagen wir mal ungewöhnlichen Organ zwischen Mickey Maus und kastriertem Roger Chapmann meets Fergal Sharkey, veröffentlichte 2001 ein Soloalbum "Roaring With Light", jetzt liegt mit "Dancing On The Edge Of A Teacup" ein ganz neues Album vor. Neben dem Gesang steuert Surkamp auch noch Gitarre, Bass, Keyboards sowie das Banjo bei. Stilistisch hat diese Mucke mit Metal absolut nichts und sogar auch Rock im engeren Sinne wenig zu tun, es geht doch eher in Richtung schwülstig, aufgebauschten (Art) Pop der 70er Jahre meets Folkrock mit einem Tick Psychedelic. Der etwas hektische Beginn inklusive teilweise seltsam anmutender Schreie beim flotten Opener "Looking For My Shadow" mit leichtem orientalischem Touch geht ja noch. Aber dann folgen relativ im Hintergrund, flach gehaltene Tangorhythmen sowie Kastagnetten - "Hard Again" kommt aus den Boxen und sorry: Klingt für mich irgendwie nach schwülstigem Klebrigpop der übelsten Art. Dann wird’s sogar psychedelisch: "Losing my Piano", der Gesang ist "leicht" schräg und sehr pathetisch aber insgesamt relativ solide, zugegeben auch das Gitarrensolo ist ganz o.k., trotzdem fehlt mir in über sechs Minuten gänzlich der rote Faden. Die oft zitierten Vergleich von Surkamps Stimme mit der von Geddy Lee (RUSH) sind nach meinem Dafürhalten ziemlich weit hergeholt und eigentlich eine Beleidigung für Letzteren. Dann "Highlife Bunting", eine art Flower Power Folksong, da wird’s schon übel. Mit zittrigem Vibrato (wie so oft) und nur dank zweiter Stimme überhaupt anhörbar. Dann darf Davids Frau Sara bei "Wrong" die Leadvocals übernehmen plötzlich wird es endlich richtig gut, der Song beinhaltet ein cooles Bluesfeeling und die Lady kann wirklich gut singen. "Ghost Barres" ist dann wieder so ne Art chill-out Song mit schwerverdaulichen psychedelischen Soundspielereien - hängen bleibt da letztlich nichts. Etwas eingängiger sind dann die beiden letzten Songs "One Of These Days" sowie das luftig-folkige "Life In Imperfect Days" und bilden einen etwas versöhnlichen Schluss. Aber richtig warm werde ich irgendwie, auch nach mehreren Durchläufen mit diesen dürftigen 8 Songs und spärlichen 37(!) Minuten Albumspielzeit nie so recht mit dieser Musik, sorry not my (Tea)Cup. Muss ja auch nicht sein, ich denke es könnten sich trotzdem ein paar Freaks finden, die voll drauf abfahren. "Dancing On the Edge Of A Teacup" ist zu großen Teilen vor allem (gesanglich) ganz hart an der Schmerzgrenze des Zumutbaren und wahrscheinlich nur was für ewig in den 70er Jahren verhaftete Nostalgiker geeignet - allen anderen sei vorher eine ausgiebige Hörprobe empfohlen.
DESPISED ICON wurden mit ihrem letzten Album zu Unrecht in die Metalcore-Ecke gesteckt, was angesichts der Death Metal-Ausrichtung der Scheibe unverständlich war. "The Ills Of Modern Man" hat in Sachen Brutalität noch eine Schippe draufgelegt, was sich besonders beim Gesang zeigt, der desöfteren in tiefste Grind-Regionen vorstößt. Seine Mitstreiter wollen dem in nichts nachstehen und lassen es härtetechnisch ordentlich krachen - bei "Furtive Monologue" haben sie sich hörbar von brutalen US-Combos wie DEEDS OF FLESH oder DEVOURMENT beeinflussen lassen. Dazu kommen viele Breaks, die in teilweise aberwitzige Tempowechsel münden, und brutale langsame Abschnitte, die über den Hörer hinwegwalzen wie eine guter alter englischer Panzer ("A Fractured Hand"). Aber auch Attacken, die CEPHALIC CARNAGE würdig sind, können DESPISED ICON reiten und damit für offene Münder sorgen. Man sieht (oder besser: hört), dass die Band sich im Death Metal-Sektor umgehört hat und viele verschiedene Einflüsse zu einem gelungenen Werk zusammengebraut hat. Alles in Allem eine heftigst brutale Platte, die in Death Metal-Kreisen gut ankommen wird und mit der sich DESPISED ICON hoffentlich vom Metalcore-Image befreien können. Zu gönnen wäre es ihnen und mit dieser gut produzierten Scheibe, von deren Songs kein einziger ein Ausfall ist, wäre es auch verdient, wenn die Kanadier ihren Bekanntheitsgrad steigern könnten.
"Gestern standen wir am Abgrund, heute sind wir einen Schritt weiter!", muss sich Morgan Steinmeyer Hakansson in der entscheidenden Songwriting-Phase von "Rom 5:12" gedacht haben. Denn noch ein weiterer Überschall-Hassbolzen der Marke "Panzer Division Marduk" oder "Plague Angel" hätte die konsequente Selbstkopie und den kreativen Absturz dieser wegweisenden Band bedeutet. In dieser Richtung war also nichts mehr möglich, und darum gehen MARDUK auf ihrem neuen Werk einen ähnlichen Schritt, wie ihn SLAYER von "Reign In Blood" zu "South Of Heaven" vollzogen. Mehr Midtempo, mehr schleppende Aggression, weniger schnelle Passagen, dafür aber böser und mit nicht weniger Feuer im Allerwertesten. Natürlich gibt es mit "Cold Mouth Prayer" (bei dem Mortuus, der sich noch einmal merklich gesteigert hat, im Duell (!) mit Ex-MARDUKer Joakim Göthberg um die Wette grunzt - Hammer!), "Through The Belly Of Damnation", "Limbs Of Worship", "Vanity Of Vanities" und "Voices From Avignon" noch genug schnelle Songs, aber auch diese werden nicht immer konsequent durchgeknüppelt, sondern glänzen mit ausgefeilten Breaks und vielen musikalischen Feinheiten, die man MARDUK noch vor Jahren kaum zugetraut hätte. Auch ein paar sehr ungewöhnliche Experimente haben sich die Bläckies auf ihrem zehnten Werk gegönnt, wie etwa das zusammen mit den umstrittenen Marschmusik-Soundtüftlern ARDITI aufgenommene Spoken-Word-Instrumental "1651" oder die alles überragende Hymne "Accuser/Opposer", bei der auch PRIMORDIAL-Frontgott Alan Averill zu hören ist und die den bislang geilsten MARDUK-Song überhaupt darstellt. "Rom 5:12" ist abwechselungsreich (ein Wort, das bisher im Zusammenhang mit dieser Band selten gefallen ist), anspruchsvoll, dabei aber jederzeit bitterböse und hasserfüllt - kurzum: das für mich bislang beste Album der Schweden und erneut ein Genre-Highlight!