Zuerst mal, bevor ich hier überhaupt anfange: der Slogan „True Norwegian Black Metal“, der dem norwegischen „Norsk Arisk Black Metal“ abgeleitet und aufgrund seiner Missverständlichkeit anglisiert wurde, stammt mitnichten von GORGOROTH, obwohl sie ihn groß und breit auf diesen völlig unnötigen Release gepappt haben! Was zum Geier soll „Live In Grieghallen“ eigentlich darstellen?! Die inzwischen hoffnungslos zerstrittene Band (Gaahl und King auf der einen Seite, Infernus auf der anderen) liefert hier ein „Live“-Album ab, bei dem es sich eigentlich nur um eine live im Studio (also ohne Publikum) mitgeschnittene Aufnahme handelt, die ohrenscheinlich auch noch derbe nachbearbeitet wurde. Klanglich mit nettem Demo-Charme versehen, spult das Trio acht seiner alten Kamellen ab, wobei das saustarke aktuelle Werk „Ad Majorem Sathanas Gloriam“ auch noch völlig außen vor gelassen wurde. Das wirft zudem die Frage auf, wie alt diese Aufnahme wirklich ist und ob sie nicht nur schnell auf den Markt geworfen wird um noch eine vertragliche Verpflichtung zu erfüllen, die im jetzigen Zustand der Band nicht mehr möglich wäre. Bonustracks: keine, neue Songs: keine, andere nette Ideen: richtig, auch keine! „Live In Grieghallen“ wäre als Bonusdisc zur aktuellen, ebenfalls dieser Tage erscheinenden DVD „Black Mass Krakow 2004“ eine nette Sache gewesen, aber als Vollpreisprodukt ist diese Scheibe eine absolute Nullnummer, die sich selbst gestandene GORGOROTHianer mit Fug und Recht klemmen können. Geht so mal gar nicht!
Die Band um PUNGENT STENCH-Mastermind Martin Schirenc konnte bereits mit den beiden starken Vorgängeralben „Domus Mundi“ und „With Vilest Of Worms To Dwell“ bei Presse und Fans punkten, doch danach wurde es zumindest im Studio still um HOLLENTHON, die nun nach sieben Jahren mit ihrem dritten Werk „Opus Magnum“ vor der Tür stehen. Viel verändert hat sich musikalisch indes nicht; wieder bekommt der Hörer sehr eigenständigen, monumentalen, bombastischen Breitwand-Black Metal um die Ohren gehauen, der einerseits nicht viel mit kitschigen Gothic-Opern am Hut hat, auf der anderen Seite aber auch klassische Parts und weibliche Chöre nicht außen vor lässt. Das Ganze erinnert immer noch ein wenig an THERION zu „Theli“/“Vovin“-Zeiten, besitzt also eine gesunde Mischung aus Härte und Pomp. Das Problem bei „Opus Magnum“ liegt eher darin, dass die Band es kaum schafft, aus diesen Zutaten durchweg echte Hammersongs zu schreiben, die sich längerfristig im Ohr einnisten. Am Nächsten kommen dem noch das vertrackte „Son Of Perdition“ und das eingängige „Once We Were Kings“, doch der Rest des Albums wirkt zerfahren und kommt irgendwie kaum auf den Punkt. Ein Stücke wie „Of Splendid Worlds“ zum Beispiel dümpelt im aggressiven Midtempo dahin und fährt am Ende einen instrumentalen Overkill auf, bleibt aber in Sachen Power auf halber Strecke hängen. Nicht falsch verstehen: „Opus Magnum“ ist eine wirklich gute Scheibe mit vielen tollen Ideen, aber in Sachen Songwriting ist das Quartett anscheinend über das Ziel hinausgeschossen und hat zu viele Elemente zu wild und ungeordnet vermischt. Bombast-Düstermetaller machen hier nicht viel falsch, aber die letzte Prise Würze fehlt zumindest mir persönlich.
Wer bei melodischem Metal mit weiblichem Gesang ausschließlich an Symphonic Metal à la NIGHTWISH denkt, bekommt mit THE MYSTERY eine Alternative aufgezeigt. Die eher raue Stimmt von Sängerin Korry Schadwell hat nämlich so gar nichts Klassisch-Opernhaftes, sondern tendiert eher Richtung härterer Gangarten, ohne dabei auf das melodiöse Element zu verzichten, wie schon der erste Song "Take Me To The Light", der mit einem schon fast punkig vorwärtstreibendem Schlagzeug unterlegt , auf voller Länge aber leider recht eintönig geworden ist, klar macht. Korry Schadwells Stimme ist ausgesprochen angenehm zu hören, was allerdings über weite Teile des Albums schön wäre, wäre ein zumindest verhaltener Einsatz von Keyboards als Bindeglied zwischen Stimme und Instrumental-Background, denn in der vorliegenden Form wirkt der Zwischenbereich mitunter irgendwie etwas leer. Dem eingängigen Titeltrack "Soulcatcher" gelingt es, dies teilweise mit dem Einsatz eines Backgroundchores zu überbrücken, "Turn Into Stone" schlägt deutlich härtere Töne an mit erneut fröhlich drauflosdreschendem Schlagzeug. "My Heart Lies Bleeding" ist melodiöser und wirkt etwas düsterer, "Suicidal Toughts" kommt gleichzeitig melancholisch und rockig sowie mit dezent skandinavischem Flair daher und stellt vermutlich den stärksten und gleichzeitig auch eingängisten Song der Platte da. Bei "Heaven at War" wird, gemäß dem Titel wieder mehr gehämmert und gedröhnt, "Coming Home" ist ein druckvoller Heavy-Rocksong und auch "Angel" treibt ordentlich vorwärts, hat aber trotzdem eine vergleichsweise eingängige Melodie. Und mit auf "Unready To Die" präsentiert man sich zum Abschluss noch mal ganz ruhig (zumindest den größten Teil der Zeit über). Alles in allem solides Werk zwischen Melodic Metal und Heavy Rock, mit den oben genannten Abstrichen.
BRIDE scheinen in den Staaten und auch in manchen hispanischen Ländern sich seit ihrem Debüt 1986 eine treue Fanbasis erspielt zu haben – und das trotz diverser musikalischer Neuausrichtungen. Auf „Skin For Skin“ lassen es BRIDE mal wieder Richtung Achtziger US Metal dröhnen. Hierzulande dürfte die Band um die Gebrüder Dale Thompson (mit guter, rau-heiseren Stimme) und Troy Thompson (Gitarre) aus Louisville/ Kentucky eher nur einer eingeschworenen Gemeinde bekannt sein. Ob sich das mit „Skin For Skin“ ändern wird, darf aber schon in Frage gestellt werden. Die Amis liefern zwar eine engagierte, mit Bedacht und Überzeugung komponierte und technisch gut eingespielte Scheibe ab – aber nur Power alleine macht es halt nicht. Die 14 Songs ziehen an einem vorüber, ohne den großen Wiedererkennungswert - wobei der Gesang überdurchschnittlich gut ins Ohr geht. Dabei sind Songs wie der vom Bass dominierte und klasse Riffs anbringende Mid-Tempotrack „Inside Ourselves“ und vor allem die gefühlvolle, leicht bluesorientierte Ballade „Hang On“ an sich richtig gut. Nur der berühmte Funke – der will nicht zünden. Die Fans von BRIDE wird das in traditioneller Manier klingende „Skin For Skin“ sicher überzeugen – bei den meisten anderen könnte der heftige White Metal im Wust solider Veröffentlichungen untergehen.
Die TRASHCAN DARLINGS sind eine Glamour-Punk-Band aus Oslo. Mitte der 90er gegründet, wurden sie gerade auch wegen ihrer wilden Live-Shows bekannt, bei denen es außer viel Make-Up und wildem Rumgepose auch mal Prügeleien mit dem Publikum gab. Nach gerade mal zwei regulären Alben und einer DVD steht jetzt mit „Real Fucking Make-Up!” eine Compilation in den Läden, auf der sämtliche Singles und EPs sowie auch unveröffentlichte und neue Stücke zu finden sind. Und schon nach den ersten Songs stellt man fest, dass der Fünfer wesentlich mehr drauf hat, als man aufgrund des schrillen Bühnen-Outfits vermuten könnte. Denn hier gibt es 18 Songs lang dreckig-punkigen Rock ´n Roll zu hören, rotzig rübergebracht und mit schönsten Sing-along-Refrains bestückt. Oft hört man die RAMONES heraus, aber immer wieder auch KISS, die SEX PISTOLS oder die NEW YORK DOLLS. Dazu kann man die Entwicklung der Band zwischen den Jahren 1997 und 2007 sehr gut heraushören, und im Booklet gibt es auch noch ausführliche Erläuterungen zu allen Songs. Eins nur ist schade: Die Jungs haben bereits verlauten lassen, dass sie sich Ende des Jahres auflösen werden. Schade, dass ich die DARLINGS erst jetzt entdeckt habe.
Nachdem ich vor ein paar Wochen die deutsche Thrash Combo HATCHERY vor mir auf dem Tisch liegen hatte (bzw. ihre CD), so sind nun ihre Fast-Namenskollegen von HATCHET dran. Man mag es kaum glauben, aber auch die Amis aus der für Thrasher so wichtigen und geschichtsträchtigen Bay Area haben sich dem oldschool Thrash verschrieben. Nach einem kurzen Intro holzen die Jungspunde mit einem herrlich natürlichen Sound ausgestattet auch schon kräftig los. Nichts gegen die ganzen achso mächtigen Soundwände die auf vielen Cds der letzen Jahre zu hören waren, aber irgendwann rauscht alles nur noch an einem vorbei und außerdem klingt es einfach nicht echt. HATCHET haben sich für einen rauen, aber sehr transparenten Sound entschieden, welcher sehr „live“ klingt und perfekt zum Songmaterial passt. Beeindruckend sind auch die vielen feinen sehr melodischen Soli, welche einen angenehmen Kontrast zu den aggressiven Riffs bilden. Fronter Marcus Kirchen hat eine klassische mittelhohe 80er Thrash Stimme, ist erfreulich variabel und passt dabei zu den Songs wie die Faust aufs Auge. Fans von alten EXODUS, ULYSSYS SIREN oder auch TYRANT'S REIGN sollten hier auf jeden Fall mal mehr als nur ein Ohr riskieren. Anspieltips sind der Opener „Frailty of the Flesh“, das melodische „Frozen Hell“, sowie der treibende Rausschmeißer „Awaiting Evil“. Allerdings sind das nur meine momentanen Faves, da der Rest ähnlich stark ist, kann sich das schon morgen wieder ändern.
Es gibt ein neues Synonym für gute Laune: Die Schweden ELEVENER. Wir beamen uns zurück ins Jahr 1985, als Bands wie TOTO, JOURNEY, STYX, REO SPEEDWAGON die Hitparaden stürmten und die Stadien füllten. Wäre „When Kalaidoscopes Collide“ damals erschienen, dann müssten sich ELEVENER heute keine Gedanken mehr um ihre Rente machen. Hier passt einfach alles: Kraftvoller Sound und ein Füllhorn an genialen Hooklines und sich im Ohr mit Beharrlichkeit festsetzender Refrains. Diese Platte macht so richtig Spaß und vertreibt sämtliche negativen Gedanken. Klar, hier wird nicht mit großartiger musikalischer Innovation geglotzt, aber das wird auch kaum die Absicht der Protagonisten gewesen sein. Wer sich daran nicht stört, der bekommt 11 Songs aus einem fast totgeglaubten Genre, welches hier neues Leben einghaucht bekommt. Zusammen mit der neuen HOUSE OF LORDS das Melodic Rock Album der letzten Monate, wenn nicht gar Jahren. Hört in „Say What Your Want“, „Shooting Star“ oder „Her Eyes“ 'rein und ihr wisst was ich meine. Wer da dann kein fettes Grinsen im Gesicht hat, dem ist nicht mehr zu helfen und wird mit Emo-Dauerbeschallung nicht unter 48 Stunden bestraft.
„Pagano“ der zweite Streich der puerto-ricanischen Epic Metaller um Keep-it-True Dauerbesucher Erico La Bestia ist ein wahrhaft mächtiges Werk geworden. Ganz im Fahrwasser von Bands wie DOOMSWORD, MEMORY GARDEN oder auch CANDLEMASS kredenzen uns die Lateinamerikaner ein kleines episches Meisterwerk anch dem anderen. Das Erico mit seiner Tenorstimme in spanisch schmettert, ist beileibe kein Nachteil. Ganz im Gegenteil, denn dadurch klingt es in meinen Ohren nur noch dramatischer und eindringlicher. Gänsehaut ist garantiert! Ab und zu kommen wie z.B. im Ende von „La Ultima Visita De Grendel“ NwoBHM Versatzstücke zum tragen, welche aber perfekt mit der sonstigen Epic Doom Marschrichtung harmonieren. In „Exorciste“ wird dann das Tempo auch mal merklich angezogen, was dem Ganzen dann einen gewissen US Power Metal touch gibt. DANTESCO bieten dem traditionellen Metalfan, welcher sich nicht um Trends oder andere moderne Auswüchse schert, genau das wonach er lechzt um die Zeit bis zum nächsten Keep-it-True zu überbrücken. Auch eine Acoustic-Ballade wie „De La Mano De La Muerte“ klingt nicht eine Sekunde kitschig oder gar kommerziell, sondern transportiert sehr authentisch wahre Emotionen. Erico selbst wechselt gekonnt zwischen Heldentenor und aggressiverem Fauchen. Beeindruckend der Mann. DANTESCO gehören in jede ernstzunehmende Epic Metal Sammlung
Bei einer Band, die bei dem Label von Lee Dorian (CATHEDRAL) unter Vertrag steht, kann man sich sicher sein, dass sie also offenbar zumindest die eigenen Musikerkollegen definitiv von sich überzeugt hat. So beispielsweise bei GRAND MAGUS, und die Herren rocken auch fürs Normalsterblichen-Ohr ebenso kraftvoll wie gelungen. Der Opener "Like The Oar Strikes The Water" beginnt ausgesprochen stimmungsvoll mit Kirchenglocken und einer mittelalterlich klingenden Mandoline, bevor er sich zu einem erstklassigen druckvollen Metal-Song mausert, der die genannten Intro-Elemente nach wie vor beinhaltet. "Fear Is The Key" drückt ordentlich auf die Tube, das kurze ausschließlich aus Bass bestehende "Hövding" dagegen dient nur als Überleitung und Wegbereiter zum Titeltrack "Iron Will", der tendenziell etwas in der guten Metal-Tradition hymnischer Kampfgesänge steht. "Silver Into Steel" beginnt zunächst ruhig, legt dann aber schon während des Intros zu und bewegt sich dann im Midtempo, "The Shadow Knows" gibt wieder mehr Gas und "Self Deceiver" kommt etwas gruftiger daher mit gelegentlichen Anleihen aus Richtung Doom Metal. Fazit: hübsches, druckvolles Metal-Futter.
COALESCE waren Ende der 90er eine ganz große Nummer für die werten Krachmaten und haben einen großen Einfluss auf die heutigen verfrickelten Corebands genommen. Relapse haben sich das „012:2“-Album vorgenommen und zum zehnjährigen Release-Jubiläum neu aufgenommen. Passt auch, da COALESCE mittlerweile wieder aktiv sind. Leider kommt die Scheibe ohne Boni daher, andererseits hätten Bonustracks den Flow der Songs gestört. Der Neuner bildet ein einziges, zusammenhängendes Kunstwerk, bei dem Grenzen keine Rolle spielen und die Musik ineinander fließt. Was heute THE DILLINGER ESCAPE PLAN oder NORMA JEAN machen, haben COALESCE schon vor der Jahrtausendwende fabriziert: sperrige, noisige Songs, die auf Kleinigkeiten wie Songstrukturen pfeifen und in ihrer ganz eigenen Welt existieren. Das Psycho-Gesang ist dabei genau obligatorisch wie Kopfschmerzen-Riffing. Wer sich davon nicht abschrecken lässt oder einmal die Wurzeln des heutigen Noisecores erforschen will, sollte hier zuschlagen.