BRIDE scheinen in den Staaten und auch in manchen hispanischen Ländern sich seit ihrem Debüt 1986 eine treue Fanbasis erspielt zu haben – und das trotz diverser musikalischer Neuausrichtungen. Auf „Skin For Skin“ lassen es BRIDE mal wieder Richtung Achtziger US Metal dröhnen. Hierzulande dürfte die Band um die Gebrüder Dale Thompson (mit guter, rau-heiseren Stimme) und Troy Thompson (Gitarre) aus Louisville/ Kentucky eher nur einer eingeschworenen Gemeinde bekannt sein. Ob sich das mit „Skin For Skin“ ändern wird, darf aber schon in Frage gestellt werden. Die Amis liefern zwar eine engagierte, mit Bedacht und Überzeugung komponierte und technisch gut eingespielte Scheibe ab – aber nur Power alleine macht es halt nicht. Die 14 Songs ziehen an einem vorüber, ohne den großen Wiedererkennungswert - wobei der Gesang überdurchschnittlich gut ins Ohr geht. Dabei sind Songs wie der vom Bass dominierte und klasse Riffs anbringende Mid-Tempotrack „Inside Ourselves“ und vor allem die gefühlvolle, leicht bluesorientierte Ballade „Hang On“ an sich richtig gut. Nur der berühmte Funke – der will nicht zünden. Die Fans von BRIDE wird das in traditioneller Manier klingende „Skin For Skin“ sicher überzeugen – bei den meisten anderen könnte der heftige White Metal im Wust solider Veröffentlichungen untergehen.
Die TRASHCAN DARLINGS sind eine Glamour-Punk-Band aus Oslo. Mitte der 90er gegründet, wurden sie gerade auch wegen ihrer wilden Live-Shows bekannt, bei denen es außer viel Make-Up und wildem Rumgepose auch mal Prügeleien mit dem Publikum gab. Nach gerade mal zwei regulären Alben und einer DVD steht jetzt mit „Real Fucking Make-Up!” eine Compilation in den Läden, auf der sämtliche Singles und EPs sowie auch unveröffentlichte und neue Stücke zu finden sind. Und schon nach den ersten Songs stellt man fest, dass der Fünfer wesentlich mehr drauf hat, als man aufgrund des schrillen Bühnen-Outfits vermuten könnte. Denn hier gibt es 18 Songs lang dreckig-punkigen Rock ´n Roll zu hören, rotzig rübergebracht und mit schönsten Sing-along-Refrains bestückt. Oft hört man die RAMONES heraus, aber immer wieder auch KISS, die SEX PISTOLS oder die NEW YORK DOLLS. Dazu kann man die Entwicklung der Band zwischen den Jahren 1997 und 2007 sehr gut heraushören, und im Booklet gibt es auch noch ausführliche Erläuterungen zu allen Songs. Eins nur ist schade: Die Jungs haben bereits verlauten lassen, dass sie sich Ende des Jahres auflösen werden. Schade, dass ich die DARLINGS erst jetzt entdeckt habe.
Nachdem ich vor ein paar Wochen die deutsche Thrash Combo HATCHERY vor mir auf dem Tisch liegen hatte (bzw. ihre CD), so sind nun ihre Fast-Namenskollegen von HATCHET dran. Man mag es kaum glauben, aber auch die Amis aus der für Thrasher so wichtigen und geschichtsträchtigen Bay Area haben sich dem oldschool Thrash verschrieben. Nach einem kurzen Intro holzen die Jungspunde mit einem herrlich natürlichen Sound ausgestattet auch schon kräftig los. Nichts gegen die ganzen achso mächtigen Soundwände die auf vielen Cds der letzen Jahre zu hören waren, aber irgendwann rauscht alles nur noch an einem vorbei und außerdem klingt es einfach nicht echt. HATCHET haben sich für einen rauen, aber sehr transparenten Sound entschieden, welcher sehr „live“ klingt und perfekt zum Songmaterial passt. Beeindruckend sind auch die vielen feinen sehr melodischen Soli, welche einen angenehmen Kontrast zu den aggressiven Riffs bilden. Fronter Marcus Kirchen hat eine klassische mittelhohe 80er Thrash Stimme, ist erfreulich variabel und passt dabei zu den Songs wie die Faust aufs Auge. Fans von alten EXODUS, ULYSSYS SIREN oder auch TYRANT'S REIGN sollten hier auf jeden Fall mal mehr als nur ein Ohr riskieren. Anspieltips sind der Opener „Frailty of the Flesh“, das melodische „Frozen Hell“, sowie der treibende Rausschmeißer „Awaiting Evil“. Allerdings sind das nur meine momentanen Faves, da der Rest ähnlich stark ist, kann sich das schon morgen wieder ändern.
Es gibt ein neues Synonym für gute Laune: Die Schweden ELEVENER. Wir beamen uns zurück ins Jahr 1985, als Bands wie TOTO, JOURNEY, STYX, REO SPEEDWAGON die Hitparaden stürmten und die Stadien füllten. Wäre „When Kalaidoscopes Collide“ damals erschienen, dann müssten sich ELEVENER heute keine Gedanken mehr um ihre Rente machen. Hier passt einfach alles: Kraftvoller Sound und ein Füllhorn an genialen Hooklines und sich im Ohr mit Beharrlichkeit festsetzender Refrains. Diese Platte macht so richtig Spaß und vertreibt sämtliche negativen Gedanken. Klar, hier wird nicht mit großartiger musikalischer Innovation geglotzt, aber das wird auch kaum die Absicht der Protagonisten gewesen sein. Wer sich daran nicht stört, der bekommt 11 Songs aus einem fast totgeglaubten Genre, welches hier neues Leben einghaucht bekommt. Zusammen mit der neuen HOUSE OF LORDS das Melodic Rock Album der letzten Monate, wenn nicht gar Jahren. Hört in „Say What Your Want“, „Shooting Star“ oder „Her Eyes“ 'rein und ihr wisst was ich meine. Wer da dann kein fettes Grinsen im Gesicht hat, dem ist nicht mehr zu helfen und wird mit Emo-Dauerbeschallung nicht unter 48 Stunden bestraft.
„Pagano“ der zweite Streich der puerto-ricanischen Epic Metaller um Keep-it-True Dauerbesucher Erico La Bestia ist ein wahrhaft mächtiges Werk geworden. Ganz im Fahrwasser von Bands wie DOOMSWORD, MEMORY GARDEN oder auch CANDLEMASS kredenzen uns die Lateinamerikaner ein kleines episches Meisterwerk anch dem anderen. Das Erico mit seiner Tenorstimme in spanisch schmettert, ist beileibe kein Nachteil. Ganz im Gegenteil, denn dadurch klingt es in meinen Ohren nur noch dramatischer und eindringlicher. Gänsehaut ist garantiert! Ab und zu kommen wie z.B. im Ende von „La Ultima Visita De Grendel“ NwoBHM Versatzstücke zum tragen, welche aber perfekt mit der sonstigen Epic Doom Marschrichtung harmonieren. In „Exorciste“ wird dann das Tempo auch mal merklich angezogen, was dem Ganzen dann einen gewissen US Power Metal touch gibt. DANTESCO bieten dem traditionellen Metalfan, welcher sich nicht um Trends oder andere moderne Auswüchse schert, genau das wonach er lechzt um die Zeit bis zum nächsten Keep-it-True zu überbrücken. Auch eine Acoustic-Ballade wie „De La Mano De La Muerte“ klingt nicht eine Sekunde kitschig oder gar kommerziell, sondern transportiert sehr authentisch wahre Emotionen. Erico selbst wechselt gekonnt zwischen Heldentenor und aggressiverem Fauchen. Beeindruckend der Mann. DANTESCO gehören in jede ernstzunehmende Epic Metal Sammlung
Bei einer Band, die bei dem Label von Lee Dorian (CATHEDRAL) unter Vertrag steht, kann man sich sicher sein, dass sie also offenbar zumindest die eigenen Musikerkollegen definitiv von sich überzeugt hat. So beispielsweise bei GRAND MAGUS, und die Herren rocken auch fürs Normalsterblichen-Ohr ebenso kraftvoll wie gelungen. Der Opener "Like The Oar Strikes The Water" beginnt ausgesprochen stimmungsvoll mit Kirchenglocken und einer mittelalterlich klingenden Mandoline, bevor er sich zu einem erstklassigen druckvollen Metal-Song mausert, der die genannten Intro-Elemente nach wie vor beinhaltet. "Fear Is The Key" drückt ordentlich auf die Tube, das kurze ausschließlich aus Bass bestehende "Hövding" dagegen dient nur als Überleitung und Wegbereiter zum Titeltrack "Iron Will", der tendenziell etwas in der guten Metal-Tradition hymnischer Kampfgesänge steht. "Silver Into Steel" beginnt zunächst ruhig, legt dann aber schon während des Intros zu und bewegt sich dann im Midtempo, "The Shadow Knows" gibt wieder mehr Gas und "Self Deceiver" kommt etwas gruftiger daher mit gelegentlichen Anleihen aus Richtung Doom Metal. Fazit: hübsches, druckvolles Metal-Futter.
COALESCE waren Ende der 90er eine ganz große Nummer für die werten Krachmaten und haben einen großen Einfluss auf die heutigen verfrickelten Corebands genommen. Relapse haben sich das „012:2“-Album vorgenommen und zum zehnjährigen Release-Jubiläum neu aufgenommen. Passt auch, da COALESCE mittlerweile wieder aktiv sind. Leider kommt die Scheibe ohne Boni daher, andererseits hätten Bonustracks den Flow der Songs gestört. Der Neuner bildet ein einziges, zusammenhängendes Kunstwerk, bei dem Grenzen keine Rolle spielen und die Musik ineinander fließt. Was heute THE DILLINGER ESCAPE PLAN oder NORMA JEAN machen, haben COALESCE schon vor der Jahrtausendwende fabriziert: sperrige, noisige Songs, die auf Kleinigkeiten wie Songstrukturen pfeifen und in ihrer ganz eigenen Welt existieren. Das Psycho-Gesang ist dabei genau obligatorisch wie Kopfschmerzen-Riffing. Wer sich davon nicht abschrecken lässt oder einmal die Wurzeln des heutigen Noisecores erforschen will, sollte hier zuschlagen.
Wirklich überzeugend war das Debüt der Dänen MEVADIO vor drei Jahren nicht. Sahen die Herren wohl auch so und haben sich für den Nachfolger recht viel Zeit gelassen. Zeit, in der sie viel schwedischen Death Metal gehört haben, auf „Fresh Kill Daily“ finden sich mehr Anleihen bei SOILWORK und IN FLAMES als auf dem Vorgänger. Natürlich haben auch die Landsmänner HATESPHERE ihre Spuren hinterlassen („Ultimate Human Virtues“). Diese Einflüsse, kombiniert mit dem immer noch vorhandenen modernen Sound, könnte eine Mischung ergeben, die für eine breite Fanschar interessant wäre. Einige Songs haben durchaus das Potential, dem durchschnittlichen IN FLAMES-Hörer zu gefallen, aber über Albumlänge machen sich einmal mehr die Defizite im Songwriting bemerkbar – es haben sich einfach zu viele mittelmäßige Nummern eingeschlichen, die die Platte unnötig in die Länge ziehen. Handwerklich sind die Dänen fit und haben in Teilen (besonders beim Gesang) noch eine Schippe drauflegt. Wäre ihr Songwriting-Skill in gleichem Maße gestiegen, wäre „Fresh Kill Daily“ eine richtig gute moderne Metal-Platte geworden. Aber das ist kein Spiel der Konjunktive. „Fresh Kill Daily“ krankt an zu vielen mittelmäßigen Songs, um das neue große Ding aus Dänemark zu werden.
Boah, Alter! Noch nie hat mich ein Pressfehler auf einer CD (bei dem ich leider nicht weiß, ob die gesamte Auflage betroffen ist oder nur meine –komplette- Promo) so umgehauen wie hier. Statt des kurzen Intros und der hochkarätigen Abrissbirne „I Saw The Fall Of Idols“ brennt mir beim Einlegen der CD eine schweinegeile Coverversion des IMMORTAL-Everblacks „Unsilent Storms In The North Abyss“ um die Ohren: was für ein unfreiwillig genialer Einstieg, denn eigentlich ist das Stück laut Tracklist erst für den Schluss der Scheibe vorgesehen. Aber auch der Rest von „Ascension“, dem inzwischen dritten Album der österreichischen Schwarzmetaller SANGUIS, braucht sich hinter dieser Verbeugung nicht zu verstecken, denn das Quintett gehört zu den besten Genre-Vertretern seines Landes und haut uns teilweise auf deutsch „gesungene“ Kracher wie „Unter Feinden“ (nach Friedrich Nietzsche – der Text dürfte besonders SUBWAY TO SALLY-Fans sehr bekannt vorkommen…), „Chains“, „My Curse“ oder „Ad Infinitum“ um die Ohren, die nicht nur durch ihre kalte Atmosphäre auffallen, sondern auch durch große Hymnenhaftigkeit, viel Dynamik und nicht zuletzt durch die für Black Metal-Verhältnisse fast schon ungewohnt fette Produktion, die denen von (den jüngeren) IMMORTAL in kaum etwas nachsteht. So schließt sich der Teufelskreis, was mich zu dem Schluss kommen lässt, dass „Ascension“ ein richtiges Brett ist, bei dem kein Anhänger rasend finsterer Klänge mit (Sound-) Qualität etwas falsch macht!
Vier Norweger haben nix zu tun, die Musik bei Old Funeral, Grimfist, Borknagar, Deathcon und anderen ist aus, jetzt hat die Musik Durst. Also hauen sie sich in den Bergen einen rein und machen Spaß. Geben sich lustige Namen Stud, Lust, Cult und Morden und geben uns den Groove. „Most masculine of the world“ lautet ihr unbescheidenes Prädikat – und das ist maßlos übertrieben. Aber spaßig, das sind THE BATTALION allemal. Der Kram klingt wie eine rockige Version alter Celtic Frost, hier regiert nicht Düsternis und Härte, hier herrscht Dreck und Alk – Black-Thrash’n’Roll!. Das macht – wie gesagt – Bock und hat dafür nicht den hehren Anspruch oder die kultige Bedeutung wie eben die „alten Helden“. Jede Wette, dass das Quartett beim Einspielen dieser Scheibe jede Menge Freude hatte. Coole Scheiße, Jungens.