CARNIFEX aus dem sonnigen San Diego haben sich einer bösen Mixtur von Death Metal und Hardcore verschrieben, die oft unter dem Label Deathcore verkauft wird, aber irgendwann ist auch mal gut mit immer neuen Schubladen. Vor ein paar Jahren wären die Scheiben noch unter Death Metal gelaufen, allen Hardcore-Einflüssen zum Trotz. Ist letztendlich aber auch egal, dem JOB FOR A COWBOY-Kid wird der Silberling ebenso gefallen wie dem alten Totmetaller. CARNIFEX machen es dem Genrefan auch leicht und liefern eine solide Leistung ab, die zwar nicht herausragend ist, aber immer noch deutlich über dem Mittelmaß-Niveau bleibt. Bei aller Brutalität sind die Songs abwechslungsreich, der Gesang neumodisch-brutal und die Produktion erstklassig. Im Grunde alles gut, auch wenn CARNIFEX den Vorwurf nicht entkräften können, zu schnell einen Nachfolger ihres 2007er Debüts nachgeschoben zu haben, etwas mehr Zeit und Feinschliff hätte aus dem ein oder anderen guten Song eine echten Hit machen können. So bleibt es bei einer guten Platte.
Nix Neues in den Wolken des verdunkelten Himmels. DARK SKY ist nicht der richtige Name für die Jungs aus Rottweil (was auch nicht der richtige Hund wäre), die Musik ist eher fröhlich als dunkel, die Süddeutschen musizieren irgendwo zwischen PRETTY MAIDS, JADED HEART und allerlei anderen Bands, die heute zum Hard Rock zählen. Nichts Neues, kaum ein Alleinstellungsmerkmal, alles klingt wie schonmal gehört, aber dennoch nett. Nett, ja nett, denn das Album tut keinem weh, nicht mal absolute Genrehasser werden der Band ihre Fertigkeiten absprechen. Gelungene Ballade, flotte Mitgehnummern, groovige Metal-Riffs, coole Rock-Melodien, alles prima soweit. Nicht okay, weil ausgelutscht, scheint wohl ein „Maniac“-Cover, auch, wenn's rockig klingen mag. Und zudem mutet diese Scheibe ein wenig mehr anbiedernd an als der sehr gute Vorgänger „Living And Dying“. Aber das ist ein ganz persönlicher Eindruck, denn Genre-Liebhaber werden diese Scheibe schlichtweg – ähem – lieben.
Wären alle Songs so cool, wie das eröffnende Titelstück (das auch ohne das kurze Geträller einer Opern-Else sehr gut funktioniert hätte) und das abschließende „Stormlord“, dann wäre diese Scheibe der seit 17 Jahren musizierenden Italiener eine richtig gute. Immerhin haben sie ihren schon immer völlig überflüssigen Keyboard-Kitsch über Bord geworfen und klingen jetzt nicht mehr wie ein vergilbtes Dimmu-Abziehbild. Wie sie nun aber klingen? Naja sie machen angegotheten Black Metal mit wechselnden Tempi und abwechselnden Growl- und Kreisch-Gesang, aber auch gotisches Frustgebrummel. Mundorgel und vielerlei Breaks sorgen zudem für Überraschungsmomente. Das ist alles weder sonderlich spannend noch tierisch ausgefallen und dennoch gelingt den Stiefel-Urgesteinen mit recht begrenzten Mitteln (und neuem Labelvertrag), tolle Ohrwürmer zu schreiben. Wie eben das Titelstück. Wer aber echt kalten nordischen Black Metal oder wenigstens ein Album auf gleichbleibendem Niveau sucht, der ist hier hoffnungslos verloren. Schade, denn live sind die Jungs unglaublich sympathisch – im Gegensatz zu ihrer Fußball-Nati… Nein, Stopp, ich wollte doch nix zu EM sagen…. Höre ich halt noch Mal Song eins.
Sie sind fester Bestandteil der Szene und beinahe ein Markenname für eine ganze Musikrichtung geworden. Nach einigen albumfreien Jahren klingt „Sängerkrieg“ kein bisschen müde: Trotz recht banalem Chorus, eine Mischung aus Abzählreim und Kinderlied, überrascht der rockige Grundtenor des Openers „Sieben Köche“. Die Querverweise sind deutlich und doch mehrdeutig, der Titelsong überrascht dann aber mit Textzeilen wie „...bald da gibt’s am Arsch die ersten Falten, ein In Extremo der wird niemals knien“ (aus „Sängerkrieg“) - mit dieser selbstbewussten Selbstironie dürfen sie meinetwegen selbst im Rollstuhl noch auf die Bühne. Ihr Sound aber spricht Bände, dass sie davon noch weit entfernt sind: Es dominiert ehrlicher Rock, bei dem die Dudelsäcke und sonstiges Mittelalterinstrumentarium bestenfalls gleichberechtigt mit den Gitarren sind – die Ausnahmen sind die „reinen“ Mittelsongs wie „Zauberspruch“ oder das ruhig-schnarchige „Requiem“. Die Hymne des Albums ist neben der ausgekoppelten Maxi „Frei Zu Sein“ und den ersten beiden Tracks recht klar „In Diesem Licht“ geworden – hier stimmt die Balance aus lässigem Bass und Gitarren in den Strophen und einer extrem eingängigen Dudelsackpassage mit packendem Rhythmus im Chorus einfach perfekt. Mir persönlich sind die klassischen Balladen aller Mittelalterbands zu kalkuliert, da machen IN EXTREMO keine Ausnahme und das EDITORS-Cover „An End Has A Star“ steht qualitativ bei weitem nicht auf einer Stufe mit ihren restlichen Songs. Die unorthodox eingesetzten Riffs in „Mein Liebster Feind“ oder etwas seltsam anmutenden Percussionphasen am Anfang von „Sängerkrieg“ sind aber nur zwei von vielen angenehmen Details die es zu entdecken gibt. IN EXTREMO sind eine verlässliche Größe geblieben!
Wieder so eine Platte, bei der die Frage aufkommt, warum die Band nicht einen Song mehr aufgenommen hat, um über die 30-Minuten-Marke zu kommen. Das kann doch nicht so schwer sein. Ist ja nicht so, dass ELYSIA übermäßig komplexe Songs schreiben, im Gegenteil. Der kanadische Haufen geht zwar recht sperrig zur Sache, zu komplex sind die Songs dabei aber nicht aufgebaut. Death Metal, Hardcore und Punk werden dabei munter gemischt, ohne dabei Klasse von CANCER BATS zu erreichen, ELYSIA geht da das Händchen fürs Songwriting ab, auch wenn mit vielen Tempo-Wechseln, die von Doom-mäßig bis Blastparts reichen, für Abwechslung gesorgt werden soll. Kein Song will dabei die Ohr/Hirn-Schranke durchbrechen und sich für längere Zeit in der grauen Masse des Hörers festsetzen. „Lion Of Judas“ ist zu sehr Stückwerk, zu belanglos und zu mittelmäßig, um dieses Kunststück zu schaffen.
CLAUS GRABKE hat viele Talente, in seiner Biografie lassen sich Skateboard-Weltmeister, Modelabel, MTV, Studiobesitzer und Musiker finden. Dass so einer auch mit Mitte 40 noch keine Lust auf einen gewöhnlichen Lebensstil hat, ist nicht weiter überraschend. Unter eigenem Namen macht er schon länger Musik und hat, gemeinsam mit seinem Sohn Fynn am Bass, „Deadly Bossanova“ fertig, auf dem er zehn Songs zum Besten gibt. Der CLAUS GRABKE-Sound des Jahres 2008 lässt sich schwer in Worte fassen, irgendwo im heftigen Rock mit Noise-Einschlag bewegt der sich. „Stranger“ hat sogar einen unterschwelligen Blues-Touch, schwitzt aber gleichzeitig Garage-Punk aus jeder Pore. Und wer den Mann schonmal live gesehen hat, weiß um die Intensität, mit der er und seine Mitstreiter zur Sache gehen. Es ist ihnen gelungen, dieses Feeling auf den Silberling zu bannen, was den Hörer anfangs leicht überfordern kann. Wer sich Zeit nimmt, wird den Charme der Songs entdecken und selbst sperrige, noisige Nummern („Tip Toe Airwaves“) zu schätzen lernen. „Deadly Bossanova“ ist eine Platte, die entdeckt und erobert werden will. Keine leicht zu habende Platte für eine Nacht, sondern eine Scheibe, die Leidenschaft und Ausdauer erfordert, dann aber auch für die Ewigkeit interessant bleibt. Und genau so soll gute Musik doch eigentlich sein.
Mit ihrem 2003 aufgenommenen und selbst vertriebenen, aber erst 2006 über Napalm Records offiziell veröffentlichten Debütalbum „Eric The Red“ legten die Folk Metaller von den Färöer Inseln ein echtes Hammeralbum vor, dem sich ebenfalls 2006 das etwas sperrigere, schwerer zugängliche „Ragnarok“ anschloss. Nun steht mit dem schlicht betitelten „Land“ das dritte Album von Heri Joensen und Co. vor der Tür, das wieder einen Tick eingängiger ausgefallen ist. Was auffällt, ist, dass die Band zunehmend, beziehungsweise noch mehr als früher, auf mehrstimmigen Gesang und Chöre setzt, vor denen es auf „Land“ nur so wimmelt. Man fühlt sich stellenweise an eine Folkversion von BLIND GUARDIANS „A Night At The Opera“ erinnert, wobei hier aber nicht 357 Spuren übereinander gelegt wurden und alles authentisch und angenehm rau klingt. In Sachen Songwriting haben TYR jedenfalls wieder ein paar Schippen nachgelegt (auch wenn leider kein Megahit der Marke „Regin Smidur“ oder „Raimund Hin Unge“ vorhanden ist) und präsentieren etwa mit dem bombastischen Opener „Sinklars Visa“, dem balladesken „Valkyrjan“ oder dem wuchtigen Titelsong einige richtig gelungene Nummern, mit denen die Truppe ihren inzwischen sehr eigenen, leicht obskuren Stil weiter perfektioniert, und die jedem Folk Rocker gefallen dürften, zumal der Erstauflage des Albums (einem schmucken Digipak) eine DVD mit dem 50-minütigen Live-Gig der Jungs in Wacken vorliegt. Nur warum man den „Eric The Red“-Bonustrack „Hail To The Hammer“ für „Land“ noch einmal verwurstet hat, ist zumindest mir nicht ganz klar.
Schweden, Melodic Death Metal, IN FLAMES, SOILWORK – im Grunde ist damit schon alles gesagt, was das Bastardized-Debüt von ENEMY IS US betrifft. „Venomized“ ist eine gut produzierte (Daniel Bergstrand saß mit im Studio) Platte, die sich schamlos bei den Landsmännern bedient, ohne deren Songwriting-Talent zu haben. So bleiben viele Songs im Mittelmaß hängen, nur wenige Momente können sich vom vorhersehbaren Pfad abheben, werden dann aber vom nächsten tausendmal gehörten Abschnitt wieder runtergerissen in den Sumpf der Belanglosigkeit. Und dann ist das noch Track Nummer 3. „Show Me Them Horns“ ist eine dermaßen peinliche Anbiederung an die Core-Leute, dass Fremdschämen angesagt ist. Den Song einfach aus dem Gedächtnis streichen. „Venomized“ bietet null Neues und das noch nichtmal gut. Wenn eine Band gut klaut, ist das zu verschmerzen – wenn aber nur belangloser Durchschnitt rauskommt, ist das einfach Mist.
IN DEFENCE haben einige ihrer vergriffenen 7“ auf eine CD gepackt, um sie so wieder unter die Leute zu bringen. Die Idee ist an und für sich ja gut, allerdings sind einige Songs zweimal vorhanden, in der regulären 7“-Version und als Live-Version (von der „Live On 770 Radio K“-Session), die Trackzahl ist also etwas Augenwischerei. Geboten wird old schooliger Hardcore, der klar in den 80ern verwurzelt ist und mit hohem Grundtempo gezockt wird. Wie es sich so gehört, sind die Songs kurz-knackig, laden zum wilden Durch-die-Bude-Springen ein und haben viele Mitgröhl-Parts. Die Gitarren kommen zwar über Genre-Standard nicht hinaus, sind aber trotzdem effektiv genug, um die Songs gut nach vorne zu bringen. Sänger Ben macht mit seiner aggressiven Stimme eine gute Figur und passt zu den Songs wie Arsch auf Eimer. Einzig die Produktion könnte etwas druckvoller sein, andererseits ist sie in der vorliegenden Form authentisch-roh. Für Komplettisten und Leuten, denen ein der 7“ durch die Lappen gegangen ist, ist die CD eine überlegenswerte Sache.
Beim Aufklappen des A CHINESE RESTAURANT-Debüts wird eins klar: mit dem Bandfoto im Inlay hat sich die Band keinen Gefallen getan. Aber halb so wild, mit den acht Songs von „My Dearest I Cannot Speak“ machen die Nordlichter alles wieder gut. Ein Jahr hat das Trio an den Songs gearbeitet, was sich definitiv gelohnt hat, da stimmt alles, von der Produktion über die Leistung der Musiker bis zum Eingängigkeitsfaktor der Platte. Zwar ist das Ergebnis überraschungsfrei ausgefallen, bedient die Emocore-Zielgruppe aber bestens. Wenn der klare Gesang einsetzt und catchy Refrains zum Besten gibt, werden kajalige Mädchenaugen groß werden („All Eyes On“) und das Tanzbein geschwungen. Emotional, versteht sich. Dazu kommt eine genau richtig kalkulierte Dosis Poppigkeit, um auch aufgeschlossene Alternative-Hörer in’s chinesische Restaurant zu holen. Hier wurde alles richtig gemacht und ein Emocore-Album auf hohem Niveau eingespielt, dass sich vor den großen Namen nicht verstecken braucht. Würden das Restaurant in Orange County oder New York stehen, wäre „My Dearest I Cannot Speak“ ganz sicher ein Hit, so bleibt abzuwarten, wie sich die Scheibe am Markt macht. Potential für gute Verkaufszahlen hat sie defitiv!