“Promises Kept” war das letzte Album der Seattler Hardcore-Ikone, die danach nur noch die “Time Slips Away”-Zusammenfassung zweier EPs und einen Mitschnitt ihrer Abschiedsshow veröffentlichten, bevor sie die Segel strichen (und u.a. bei BETRAYED, THE FIRST STEP und THE VOW weitermachten). “Promises Kept” hat mit dem Titeltrack einen extremst intensiven Einstieg, der zu den Top 10 der besten HC-Songs ever gehört, keine Frage. Dem Groove, der Intensität und dem Charme kann sich niemand entziehen, der auch nur ein halbwegs gesundes Ohr hat. Geht nicht. Egal, wie die persönliche Meinung zum Straight Edge-Lebensstil sein mag, den CHAMPION vehement thematisieren, die Musik reißt einfach mit. Die Songs kommen auf den Punkt und strotzen nur so vor Energie und Mitsingmöglichkeiten (“Miles To Go”), dank der Kurt Ballou-Produktion knallt die Chose zudem sehr gut aus den Boxen. CHAMPION waren begnadete Songschreiber, was sie mit diesen zwölf Songs ein letztes Mal unter Beweis gestellt haben – eine ganz ganz große Platte, die jeder sein Eigen nennen sollte, der auch nur ein wenig mit Youth Crew-Hardcore anfangen kann!
Euphemistisch gesprochen sind SOUNDSHOK old school as fuck und „The Bringers Of Bloodshed“ eine Hommage an die 80er Jahre, vornehmlich der extremen Metalspielarten. Realistisch gesehen ist der Longplayer eine ziemlich stumpfe Angelegenheit, bei der quasi der immer gleiche Song gespielt wird und die Produktion echt mies ist. Die Drums sind viel zu laut, der Gesang zu kraftlos und die Gitarren so gut wie nicht zu hören. Eine Zeitlang macht das heisere Gegröhle zusammen mit dem stumpfen immer-fest-nach-vorne-Beat noch Laune, aber das hält nicht lange vor. Spätestens dann wir „The Bringers Of Bloodshed“ eine ganz öde Angelegenheit…
Dass der gute alte Heavy Rock/Metal nicht nur aus Australien kommt, bewiesen schon 2006 die Schweden von BULLET. Ihr Debütalbum "Heading For The Top" erfüllte sämtliche Klischees und wer die Truppe einmal live erlebt hat der weiß, dass diese verrückten Jungs den Rock `n`Roll leben - und zwar richtig. Mit "Bite The Bullet" ist ihnen nun ein amtlicher Nachfolger gelungen, der nahtlos am Debüt anknüpft. Schon bei "Pay The Price" setzt sich der gitarrenorientierte Hard Rock durch und bekommt durch einen leicht fiesen Gesang der Marke UDO und AC/DC den richtigen Schliff. Die Refrains sind gleich im Ohr und auch beim Titeltrack "Bite The Bullet" sind strapazierte Stimmbänder garantiert. So variert das Album zwischen rotzigen Heavy Metal Songs und groovigen Midtempostampfern wie "Dusk Till Dawn". Wer die guten alten 80er Jahre aufleben lassen und ein Funke Jugend zurückerobern möchte, der sollte sich dieses Album dringend zulegen, seine verstaubte Kutte auspacken und ab aufs nächste BULLET Konzert gehen.
Kollege Memme unterstellte diesem Haufen, mit seinem selbst produzierten Erstling von 2004 ein „sehr gelungenes Thrash-Debüt“ vorgelegt zu haben, was man nahtlos auf das aktuelle Werk der Berliner, „Wreck The Silence“ übertragen kann. Inzwischen beim Twilight-Label beheimatet, beweisen Frontröhre Hagen Hirschmann und seine Mitstreiter, dass sie ihren Plattenvertrag wirklich wert sind, denn das Album knallt ohne Umwege direkt in den Allerwertesten und überzeugt durchgehend mit starken Songs, die lediglich ein wenig Eigenständigkeit vermissen lassen. Zu fast jeder Sekunde atmen DESILENCE den Geist von KREATOR, deren Stil man mehr als deutlich heraushört. Auch eine Ecke Metalcore meint man zu erkennen, doch mit dieser mittlerweile wieder abebbenden Szene haben DESILENCE zum Glück nix am Hut. Ansonsten wird sich durch ein Album gehobelt, das mit Granaten wie „Drive“ oder „Initiation“ (zwei echte Killer!) keinen technisch orientierten Thrasher kalt lässt. Am Schluss versuchen sich die Jungs noch an einer sehr gelungenen Coverversion von GENESIS´ „Land Of Confusion“, die die Versionen von namhaften Kapellen wie DISTURBED oder IN FLAMES locker aussticht. Abgesehen von der allzu offensichtlichen Inspirationsquelle haben DESILENCE mit „Wreck The Silence“ einen echten Hammer abgeliefert, den man der Zielgruppe problemlos nahe legen kann. Stark!
NEX sind defnitiv eine der kreativsten und Scheuklappen-befreiten Bands, die derzeit auf diesem Planeten ihr Unwesen treibt. Klar gibt es viele Bands, die sich aus vielen Genres bedienen, aber nur wenige schaffen es, daraus so eingängige Songs zu schreiben, die trotz ihres leichten Pop-Appeals immer hart genug sind, um auch in der Krachmaten-Gemeinde anerkannt zu werden. SYSTEM OF A DOWN kommen beim Hören immer wieder in den Sinn, wie beim famosen „Tick“. NEX beherrschen die Mischung aus laut/leise-Dynamik wie die US-Megaseller und gewinnen durch das Hinzufügen FAITH NO MORE’scher Poppigkeit (positiv gemeint) an Eigenständigkeit, so widersprüchlich das im ersten Moment scheinen mag. Sänger Ed kann Vergleiche mit dem jungen Mike Patton nicht von der Hand weisen und die Vorliebe für symphatisch-verrückten Songaufbau teilen sich beide Bands ebenfalls. NEX haben sich in den dreizehn regulären Songs ordentlich ausgebaut und ihrer Kreativität freien Lauf gelassen: herausgekommen ist eine Platte, die furios, wild und poppig zur gleichen Zeit ist und niemanden kalt lassen wird. Als Bonus gibt es acht Akustriktracks, die in Sachen positiver Verrücktheit nicht an das Stromgitarrenmaterial rankommen, aber trotzdem gelungen sind. NEX können mit etwas Glück und viel harter Arbeit das nächste große Ding im Gitarrenmusikbereich werden, das Potential ist vorhanden, wie „A Clockwork Heart“ eindrucksvoll beweist!
JAM PAIN SOCIETY kommen bemüht als dreckige Metalband im Bereich Alternative/Crossover daher (ohne die üblichen Hip-Hop Ausflüge). Und kompositorisch haut das auf „Black Light Messiah“ auch hin. Nur dank viel zu eingängiger Refrains und einem glattgebügelten Sound nimmt man der amerikanischen Band dies an sich so gar nicht ab. Trotz druckvollem Sound klingt die ganze Chose doch konstruiert und irgendwie unauthentisch - und nistet sich dabei in der Mainstream-Ecke ein. Dabei kann Sängerin Leah Kirby stimmlich überzeugen – klingt ihre Stimme doch von Britney „spührts“ über No Doubt bis zu Rockröhre a la Exila – interessant variable Mischung. Wobei die raueren Ausflüge und die Duette mit Bandkollegen, wie zum Beispiel beim gelungenen „The Ride“ ruhig verstärkt zur Geltung kommen sollten (Anmerkung: die Gitarrenparts kommen hier von Original-Kiss-Klampfer Ace Frehley). Wem es also nach recht flott rockendem Alternative-Mainstream verlangt, der darf bei JAM PAIN SOCIETY mal neben dem genannten „The Ride“ in „Erase You“ (offenbart typisch US-amerikanischen Hitpotential in Mischung aus Pop und hartem Rock), dem eingängigen rhythmusbolzen „Wasted“ und dem cool groovenden, zwischen leise und laut pendelnden „You Made Me“ reinhören.
Mit „Primitive Again“ eröffnen FALCHION ihr Zweitwerk „Chronicles Of The Dead” heftig, aber nicht albumtypisch. Denn die Finnen um die beiden KORPIKLAANI-Mitglieder Juho Kauppinen (Gitarre und Gesang) und Matti Johansson (Schlagzeug) bieten weniger Volldampf, eher gemächlichen Death Metal mit viel Melodie, angenehmen Growls und einigen dezenten kompositorischen Folkanleihen, so daß die Zielgruppe eher in den Reihen der Fans der Hauptband beider genannten Protagonisten bis hin zu alten IN FLAMES und neuen AMON AMARTH zu suchen sind. Ausfälle sind bei den Tracks nicht auszumachen, aber auch der große Ausreisser nach oben, sprich ein Hit, fehlt. Anspieltipp: der bangenden Titeltrack, das am ehesten an einen Hit erinnernde „Shadows In The Wasteland“ und das lockere, von kurzen Akustikpart aufgelockerte „Dying Dreams“. Die 9 Songs stehen dem Debüt „Legacy Of Heathens“ also nicht groß nach und sollte so dem geneigten Pagan-Head Spaß machen. FALCHION reihen sich mit „Chronicles Of The Dead” erst mal in die Verfolgerreihe der Pagan-Metal Spitze ein – erfolgreiche Aufholjagd nicht ausgeschlossen.
THE ALAN PARSONS PROJECT gehören bekanntlich zu den kommerziell erfolgreichsten Prog-Bands in den End-Siebzigern und Anfang der Achtziger Jahre. Der tüftelnde Toningenieur und geniale Produzent Alan Parson (u.a. THE BEATLES, John Myles (deutlich hörbar) und PINK FLOYD) uns sein Partner Eric Woolfson erreichten über orchestrale Arrangements und einer Melange aus klassischem Songwriting, Rock, Pop und Elektronik erstaunliche Erfolge und Verkaufszahlen. Die Kunst aus vielen Stilen und Richtungen ganz einfach klingende Songs mit Ohrwurmpotential, Tiefe und Anspruch zu schreiben und zu instrumentalisieren ist an sich das Markenzeichen von THE ALAN PARSONS PROJECT. Soundtechnisch gelten ihren Alben auch heute oft noch als Referenz. Schrittweise wurden und werden zur Zeit alle Alben von THE ALAN PARSONS PROJECT als Re-Releases mit einer Reihe von Bonustracks, ausführlichen Linernotes und vor allem auch Soundtechnisch erneuert veröffentlicht.
Das 1979 erschienene „Eve“ war Album Nummer vier und zeigt eine erste Hinwendung vom verträumt anspruchsvollen Sound der Vorgänger hin zu Popsound und Songs mit Singlehitpotential. Trotz allem war auch „Eve“ noch ein Album der sogenannten Konzeptphase - diesmal mit der Thematik weibliche Seele, menschlichen Schwächen und Begehrlichkeiten. Die Kompositionen und Harmonien die THE ALAN PARSONS PROJECT auf „Eve“ präsentierte stürmten sogar die Discotanzflächen Europas und der Staaten. Das geniale Instrumentalstück „Lucifer“ dürfte jedem bekannt sein, die Ballade „You Won’t Be There“ (mit Sänger Dave Townsend), „Winding Me Up“ und der Hit des Albums „Damned If I Do“ sollte man als Fan von keyboardorientierten Prog und Siebziger Sound auch mal gehört haben. Wer hier als älteres Semester nicht an alte Tage denkt, ist wohl schon früher nur mit Scheuklappen durch das Leben gegangen. Allerdings lässt „Eve“ auch eine gewisse Beliebigkeit als Interpretation der Songs zu und zeigt THE ALAN PARSONS PROJECT nicht auf der Höhe der ersten Werke. „Eve“ reiht Ohrwurm an Ohrwurm – nimmt aber den Anspruch und Tiefe deutlich zurück.
Dass Split-Scheiben in Black- und Death Metal-Kreisen sehr beliebt sind, ist schon lange kein Geheimnis mehr. Und dass solche Kooperationen nicht immer glücklich verlaufen, bewiesen zum Bleistift einst DARK FORTRESS, die sich solch ein Machwerk unwissentlich mit einer berüchtigten Naziband teilten und bis heute damit konfrontiert werden. Lange nicht so skandalös, dafür aber sehr hörenswert, ist „Conspiracy“ ausgefallen, auf dem die Rheinland-Pfälzer WEIRD FATE und die Hessen MEMBARIS vier (erstere), beziehungsweise drei (letztere) Songs untergebracht haben. Beide Bands spielen räudigen, klirrenden Black Metal, wobei MEMBARIS noch eine Spur scheppernder und „demohafter“ zu Werke gehen, während WEIRD FATE einen Tick mehr auf Technik und fettere Produktion setzen. Aber beide Combos beherrschen die hohe Kunst der majestätischen Melodien und des ausgefeilten Songwritings, was Stücke wie „Shadows“ und der epische Stampfer „Beyond The Fetters Of Liife“ (!) von WEIRD FATE oder das geile „Dreams Written In Blood“ (MEMBARIS) eindrucksvoll unter Beweis stellen. Traditions- und qualitätsbewusste Schwarzkittel, die die hohe Kunst von gleichermaßen melodischen wie kalten Dunkelhymnen schätzen, kommen hier voll auf ihre Kosten!
Ein Haufen Österreicher macht auf Visual Kei, na Prost! Auch als „Psycoredelicpop“ bezeichnet die Band ihren Stil, was sie für ultraoriginell und hochinnovativ hält. Was am Ende dabei herauskommt, ist leicht nerviger Alternative Rock mit einer Prise Drum´n´Bass, diversen Samples und teilweise verzerrtem Gesang. Das ist ja prinzipiell auch alles erlaubt, nützt aber nix, wenn dabei keine überzeugenden Songs herauskommen. Zu unausgegoren wirkt die Stilmischung, und auch nach vielfacher Einfuhr von „Hikikomori“ bleibt kein Song hängen; hinzu kommt das arg monotone Röhren von Sänger Marx, der möglichst rau klingen möchte, dabei aber eher tönt, als brauche er eine Tagesration Wick Blau. Auch die Optik der Band drückt genau das aus, was die Musik verspricht: gesichtsloser Pseudo-Neu-Rock für Kiddies mit Schirmmützen und auf Kniekehle hängenden Baggypants. Und auch mit dem Japanologenimage haben die Jungs voll ins Klo gegriffen, aber man muss den Trend ja mitnehmen, solange er noch warm ist. Am Ende steht ein Album, das außer der oben genannten Zielgruppe kein Schwein braucht!