Kroatien ist nicht unbedingt ein Land, das mit Stonerrock in Verbindung gebracht wird, hat aber mit Stonebride zumindest einen Vertreter aus der Sparte am Start. Die Combo aus Zagreb wummer sich auf „Inner Seasons“ durch fünf überlange Songs, in denen die klassischen Stoner-Zutaten genutzt werden, um eine gelungene Platte zu erschaffen. Großartig neu ist da nicht viel, aber gut genug gespielt, um den Hörer bei der Stange (oder der Tüte) zu halten – sei es der natürlich fett wummernde Bass, die Tempowechsel von schneller Fahrt auf entspannte Doom-Strecken oder der wie die Faust aufs Auge passende Gesang, STONEBRIDE können in allen Bereichen überzeugen. Die so entstandenen Songs pendeln zwischen Stoner und Doom, ohne je völlig den Drive zu verlieren und werden Genre-Fans gefallen, auch wenn „Inner Seasons“ im Grunde nichts essentiell Neues bietet. Wer aber auf der Suche nach einem passenden Soundtrack zum nächsten Partyabend mit Freunden ist, wird hier fündig werden.
Das Auge isst auch bei der Musik mit. Und das grüne Coverartwork zum DARK DIAMONS Debutalbum "Das Gift" wirkt dermaßen trashig und riecht nach Realsatire dass ich mich auf die Musik gefreut habe - doch das Augenzwinkern findet sich dort nicht wieder und ich fürchte fast, dass das Cover nicht so trahsig gemeint ist wie ich es empfand. Es folgt eine rockige Mischung aus NDH und Elektronik im akustischen Umfeld von UMBRA ET IMAGO. Die deutschen Texte zeigen sich bei DARK DIAMONDS nicht so sexlastig wie bei diesen, aber sie machen die Musik für mich dennoch fast unhörbar. Denn kein Klischee zwischen Tod und Teufel wird ausgelassen und mit affektiert bösem Organ vorgetragen bis die Schwarte kracht, manchmal lugt vorsichtige Gesellschaftskritik hervor. Dabei rollt das "R" und es wird nicht übertrieben auf einen homogenen Sound zwischen Vocals und übrigen Instrumenten wert gelegt. Was schade vor allem für letztere ist, die auch dank einer absolut akzeptablen Produktion bisweilen ordentlich Durck machen und nur dann negativ auffallen, wenn sie allzu einfache Melodien (wie beim Beginn von "Instinkt") mit den plumpen Vocals mischen. Wer bis hierhin kein Haar in der Band-Suppe gefunden hat wird sich auch von der eingestreuten Elektronik (altbewährtes, keine Experimente) wenig abschrecken lassen. Ich kann mir aber beim besten Willen nicht vorstellen dass mit dieser Musik ein Blumentopf gewonnen werden kann solannge die Texte derart aufgesetzt präsentiert werden.
„Wheels Of Steel“ war in allen Belangen ein perfektes Album, welches eigentlich nicht zu Toppen war. Eigentlich...denn bereits acht (!!) Monate später erschien im Oktober 1980 mit „Strong Arm Of The Law“ der nächste Hammer der lauten Sachsen. Und dieses Meisterwerk steckte sogar seinen direkten, legendären Vorgänger in die Tasche. Los geht es mit dem programmatisch betitelten „Heavy Metal Thunder“ und dem für damalige Verhältnisse recht speedigen „To Hell And Back Again“. Was für ein Auftakt. Das tödlich groovende Titelstück zwingt einen dann endgültig zum Knien vor der heimischen Anlage. „Taking Your Chances“ ist Heavy Metal Rock aus dem Lehrbuch und lässt Köpfe wie von alleine wackeln. Man hat keine Chance, sich dem zu entziehen. Mit „20,000 Feet“ wird erstmals einen Ausblick drauf gegeben was man 3-4 Jahre später als Speed Metal bezeichnen sollte. Nicht METALLICA waren die Speed Pioniere, sondern ACCEPT, EXCITER, ANVIL, RIOT, ACID, RAVEN und eben SAXON. In „Hungry Years“ schimmern noch einmal SAXONs Bluesroots auf. Im flotten „Sixth Form Girls“ wird über die Vorzüge junger Mädels referriert, während die abschließende Hymne „Dallas 1 PM“ sich textlich mit der Ermordung John F. Kennedys auseinander setzt. Alles in allem ist „Strong Arm Of The Law“ zusammen mit IRON MAIDENS „Number Of The Beast“ schlicht das beste Album der NWoBHM.
Auch auf diesem Re-Release gibt es wieder viel Bonus Material zu bestaunen: Eine weitere BBC Session aus dem Jahre 1982 sowie eine Alternative Version von „To Hell And Back Again“, neue Mixe von „20,000 Feet“ und „Heavy Metal Thunder“, sowie eine frühe Version von „Sixth Form Girls“ (damals noch unter dem Titel „Mandy“ firmierend)
Ich freue mich jedenfalls schon auf den nächsten Schwung dieser gelungenen SAXON Re-Releases.
Ein Jahr nach ihrem gelungen Debut veröffentlichten SAXON 1980 „Wheels of Steel“. Und war das Debut zwar ein feines Album aber noch recht zahm, krachte es hier von Sekunde eins an. Der Up-Tempo Smasher „Motorcycle Man“, eröffnet das Feuerwerk an Heavy Metal Hymnen. Egal wo man damals die Nadel aufs Vinyl, oder später den Laser setzte, „Wheels Of Steel“ ist British Heavy Metal at it's very best. Der Midtempoknaller „747 (Strangers In The Night)“ verbindet gekonnt Härte und Melodie und ist ebnso wie das Titeltück und der bereits erwähnte Opener ein SAXON-Standart bei den schweißtreibenden Liveshows der niemals alt werdenden Recken. Aber auch Stücke wie das treibende „Freeway Mad“ oder das komerzielle „Suzie Hold On“ sind Lehrstücke wie abwechslungreicher, klassischer Heavy Metal zu klingen hat. Auf Wheels Of Steel ist jeder Song ein gottverdammter Klassiker, der das Metalgenre entscheidend mitgeprägt hat.
Auch auf diesem Re-Release gibt es wieder massig Bonusmaterial: So finden sich zwei Songs aus den Demo Rehearsals von 1980, eine Live B-Seite und fünf weitere Songs vom 1980er Monsters of Rock. Pflichtübung für Metaller mit Geschichtsbewusstsein.
SAXON sind ein Phänomen und eine Legende und haben über die Jahrzehnte einen Klassikerfundus angelegt, bei dem 99,9% aller anderen Bands vor Neid erblassen. Um eben diese Klassiker entsprechend zu würdigen werden im Laufe des Jahres die alten Alben von Englands Finest mit Tonnen an Bonusmaterial und remastered neu veröffentlicht. Den Anfang macht dabei das selbst betitelte Debüt aus dem Jahre 1979. Die NWoBHM steckte noch in ihren Kinderschuhen und auch eine Band wie IRON MAIDEN war noch im Demostadium als SAXON ihre erste Attacke auf die Headbanger dieser Zeit los ließen. Auch wenn das Debüt noch nicht die Klasse späterer Alben hatte und noch recht Blues beeinflusst war, wiesen Songs wie „Stallions Of The Highway“ oder „Still Fit To Boogie“ daraufhin wohin die Reise gehen sollte. Ein erster Schritt war getan.
Vorliegender Re-Release geizt nicht mit massig Bonusmaterial: So gibt nicht nur das original "Son Of Bitch" Demo, der gleichnamigen SAXON-Vorläufercombo zu hören, sondern einen BBC Mitschnitt von 1980, die B-Seite der „Suzie Hold On“ Single und drei Songs des 1980er "Monsters of Rock".
BURIED INSIDE hatten es nach „Chronoclast“ nicht eilig und sich schlappe vier Jahre Zeit für „Spoils Of Failure“ genommen. In der Zeit haben sie sich hörbar einen Kopf über ihre Musik gemacht und das Grundtempo gedrosselt, die neuen Songs sind schleppender und noch düsterer ausgefallen als bisher, stellenweise finden sich sogar doomige Riifs („III“). Wer genauer hinhört – und das ist bei der Scheibe ein Muss – wird aber entdecken, dass die Gitarrenarbeit sehr melodisch geworden ist, was einen starken Kontrast zur Grundstimmung ergibt. Zudem schreit Sänger Nicolas immer noch wie ein Wahnsinniger, ohne dabei die Songs kaputtzumachen und mit genügend Variabilität in der Stimme, um nicht auf die Nerven zu gehen. So entsteht eine kraftvolle Scheibe, die sich wie so viele Relapse-Alben einer eindeutigen Zurodnung entzieht und mit wuchtigen Soundwänden, Atmosphäre und Komplexität zu fesseln versteht.
Wenn mal wieder irgendein Spinner zur Waffe greift und ein gutes Dutzend seiner Mitmenschen niedermäht, dann ist der Zeitpunkt erreicht, an dem „moralisch fragwürdige“ Bands wie CANNIBAL CORPSE metertief in der Kritik stehen. Egal, ob pseudomoralistische Elternbeiräte, scheinheilige Kleriker oder linksfaschistische Ökospinner: sie alle haben auf die Amis eingedroschen, sie aufgrund ihrer bluttriefenden Texte verwunschen, zensiert und ihnen die Schuld am eigenen Erziehungsversagen gegeben. Doch die Kannibalen haben wie die Zombies aus ihren Geschichten alle Hindernisse gemeistert, ihr Ding knallhart durchgezogen und sich trotz ihres stilistischen Limits stets neu definiert. Da bildet „Evisceration Plague“ keine Ausnahme: insgesamt nicht mehr ganz so schnell wie früher und inzwischen in mächtigen Midtempo-Parts wütend, ist auch der neueste Streich von George „Corpsegrinder“ Fisher, Alex Webster und Co. ein erstklassiges Death Metal-Album geworden. Natürlich bekommt man keine großen Überraschung geboten; die „Weiterentwicklung“ ist sehr engmaschig, aber es gelingt dem Quintett immer wieder, instrumental hochtechnische, abgedrehte Kabinettstücke zu integrieren, die sich mitunter erst nach mehrmaligem Hören richtig erschließen. Ein Stück wie der formidable Opener „Priests Of Sodom“ geht sogar als echte Hymne durch, dem sich wütende Nackenbrecher wie „A Cauldron Of Hate“ oder „Carnivorous Swarm“ nahtlos anschließen. Die Jungs arbeiten auf einem Niveau, das weltweit bis auf wenige Ausnahmen unerreicht ist und liefern eine Scheibe ab, die sich (mal wieder, ich weiß!) jeder qualitätsbewusste Todesmetaller in die Butze stellen kann. Man könnte auch sagen: CANNIBAL CORPSE beißen nicht, die wollen nur spielen. Klasse!
Ursprünglich waren IRRBLOSS lediglich als Ein-Mann-Projekt angedacht, doch musste der Sänger selben Namens einsehen, dass seine Fähigkeiten als Gitarrist begrenzt sind, und so kamen nach und nach immer mehr Mitglieder hinzu. Nach einem Demo im Jahr 2007 erscheint nun „Bloodline“, das erste Album der Band. Verschrieben haben sich IRRBLOSS einer gesunden Black/Death/Thrash-Mischung, die in erster Linie von den voluminösen, sägenden Gitarren lebt und in Sachen Tempo recht variabel daherkommt. Ab und an meint man, IMMORTALs „Damned In Black“-Wundertüte herauszuhören, was sich aber lediglich stilistisch äußert. In Sachen Songwriting haben die Schweden noch eine ganze Menge nachzuarbeiten, denn kein einziger Song auf „Bloodline“ besitzt großen Wiedererkennungswert. Das Album läuft vor sich hin, enttäuscht nicht wirklich, nimmt aber auch zu keiner Sekunde gefangen, sondern verliert sich in belanglosen Songstrukturen, denen auch der wenig charismatische Kreischgesang des Bandchefs keine eigene Note verpassen kann. Somit ist „Bloodline“ eine dieser Scheiben, die man nicht in hohem Bogen aus dem Fenster werfen will, ihnen aber auch irgendwie rein gar nichts abgewinnen kann. Da muss beim nächsten Mal mehr kommen.
Ich glaube manchmal, die Mittelalter-Rock/Metal-Fans werden systematisch verarscht, immer nach dem Motto: „Wir können ruhig bei anderen Bands klauen, merkt ja eh keiner!“. Genau dieses Gefühl habe ich bei „Rache“, dem neuen Werk der Spielmänner RAGNERÖEK. Moment, habe ich „Spielmann“ gesagt?! Genau so nennt sich der Opener, der neben Songs wie „Knochenschiff“ oder „Küss Mich“ auf dem Album steht. Hätte die Band jetzt noch „Alles Nur Geklaut“ von den Prinzen gecovert, wäre das wirklich ein Grund zum Schmunzeln gewesen, aber so bleibt das Gefühl, dass pure Ideenlosigkeit purer Dreistigkeit gewichen zu sein scheint. Immerhin macht „Rache“ unter Ausblendung sämtlicher „Inspirationen“ durchaus Spaß und bietet locker-flockiges Easy Listening-Futter mit üblicher Instrumentierung (Dudelsack, mittelalterliches Schlagwerk, etc.) und sogar ein paar echten Ohrwürmern: besagtes „Knochenschiff“ etwa beißt sich richtig im Ohr fest, genau wie „Meister Röckle“, und auch „Fleisch“ oder „Totentanz“ begeistern mit großer Dynamik und Spielfreude. Mittelalter-Fetischisten, denen die vielen Abguckereien einerlei sind, werden an „Rache“ ihre helle Freude haben. Die Kollegen INGRIMM haben mit ihrem Zweitwerk auch den Sprung von reinen Kopisten zu richtig guten, eigenständigen Songwritern geschafft. Sollte RAGNARÖEK dieses ebenso gelingen, darf man sich womöglich auf eine richtig starke Platte freuen.
Mit ihrem Debüt „From The Depth Of Time“, das vor gut dreieinhalb Jahren erschien, legten AVIAN ein sehr hörenswertes Melodic Metal-Album vor, das jedoch nicht durchweg überzeugen konnte. Nun steht mit „Ashes And Madness“ der Nachfolger in den Regalen, der unter ähnlichen Problemen leidet wie der Erstling. Lance King ist immer noch ein erstklassiger Sänger, der viele Passagen vor dem Abdriften in die Banalität rettet, aber ein Zauberer ist auch er nicht. Auch nach einem guten halben Dutzend Durchläufen will das Album nicht so recht zünden. Dass die Jungs durchaus können, wenn sie wollen, beweisen unter Anderem sehr gute Songs wie der treibende Opener und Titelsong, das epische „Beyond The Hallowed Gates“ oder das absolute Highlight, das mit einem grandiosen Killerrefrain gesegnete „Into The Other Side“, deren Qualitätslevel fraglos „Tipp“-Niveau erreicht. Denen gegenüber stehen etwa mit „The Lost And Forsaken“ (mit SAVATAGE-lastigem Mittelteil) oder dem völlig belanglosen „Esoteric Lies“ aber einige Songs, die nicht in Fahrt kommen und vor sich hinplätschern. Auch der etwas kraftlose Sound nimmt den Songs Einiges an Power, die sie fraglos verdient gehabt hätten. Somit gelingt AVIAN keine merkliche Steigerung zum Vorgänger, was bedeutet, dass Fans des Debüts auch hier bedenkenlos zuschlagen können, ein Sprung in die erste Liga aber leider erneut verpasst wurde.